Der Zauber, der uns innewohnt

Dieses Dorf beweist, dass unterschiedliche Rassen auch friedlich miteinander leben und auskommen können. Menschen und Elfen haben sich zusammengetan und dieses Dorf geschaffen. Im Einklang und friedlicher Harmonie hilft man sich gegenseitig.
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Rhuna Bláidyaét
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Dienstag 31. Januar 2023, 18:05

Es war der einzige Weg, den Rhuna noch vor sich sah. Alles um sie herum war dazu gemacht sie zu verängstigen. Man wollte sie ins Zweifeln bringen, wenn nicht gar in Verzweiflung stürzen. Sie war alleine und wusste um keine Weise sich aus dieser Situation zu helfen.
Um bei all dem sich selbst nicht in ihrer Angst zu verlieren musste sie versuchen einen Teil ihrer Rationalität zu behalten. Und so suchte sie die Konfrontation, nachdem sie den einzig logischen Schluss gezogen hatte, der ihr in diesem Moment einfiel.
„Dich zu… täuschen? Wieso denkst du, dass ich dich täuschen will?“, fragte es mit lachender Stimme, in der jedoch kein Funke Humor zu erkennen war. Die Elfe straffte sich leicht und zwang sich nach außen hin Ruhe zu bewahren. Ihr Blick zuckte zwar kurz, als das Wesen mit unmenschlicher Geschwindigkeit dicht vor ihrem Gesicht auftauchte, doch danach behielt sie es mit entschlossenem und kalten Blick im Auge.
„Du hast dich eingemischt, du kleine Elfe. Das ist deine Schuld und…sie leiden nur wegen dir. Ich täusche dich nicht. Ich zeige dir die Zukunft.“, erklärte der zähflüssige Schatten, während er sich drohend aufbaute und sie spielend leicht überragte.
Noch immer wusste Rhuna nicht, was das Wesen überhaupt war. War es ein Produkt dunkler Macht und Magie? War es ein eigenständiges Wesen? Sie wusste viel zu wenig über all das. Doch das eine, was die Elfe wusste war, dass sie von vornherein verlor, wenn sie sich bereits jetzt verängstigt geschlagen gab. Der Blick ihrer Augen wanderte kurz zu den Gestalten ihrer Freunde, deren Schicksal ein grausiger Tod zu sein schien.
„Wenn das die Zukunft ist leiden sie nicht wegen mir.“, schob Rhuna den Versuch ihr Schuldgefühle einzureden verbal von sich. Wenn man in einer Sackgasse steckte blieb nur die Flucht nach vorne und das war genau das, was sie gerade tapfer versuchte, obwohl die Angst ihr unsichtbar die Kehle zuschnüren wollte. Das Wesen war ein Gegner von dem sie nichts wusste. Wer würde da keine Angst haben?
„Sie sie dir an, kleine Rhuna. Sie warten. Und sie warteten schon immer. Sie warten auf sie, all die Zeit.“ Erneut wandte Angesprochene ihren Blick zu den Versklavten. Kurz darauf sah sie zu Farun und Yedan und die kryptisch gesprochenen Worte des Monsters, ergaben mit dem Wissen, das sie bisher gesammelt hatte, einen Sinn.
Sie warten auf Alyisa…, schloss sie und der Gedanke, dass die sarische Elfe noch immer lebte und ihr Unwesen trieb – mehr noch: Yedan, ihren Freunden und dem ganzen Sarius dieses Leid antun wollte, trieb eine unbekannte Wut in ihr auf. Ihre schmalen Finger krümmten sich angespannt, bis sie ihre Hände zu Fäusten ballte. Der Schmerz, den ihre Fingernägel verursachten, als sie diese in die Handflächen drückte, war auf merkwürdige Art und Weise eine Beruhigung.
Wie gerne wäre sie diesem Wesen einfach an die Gurgel gegangen, doch sie ahnte, dass sie dadurch nichts erreichen würde. Sie war, wie es schon gesagt hatte, in seiner Welt – wo auch immer diese war. Und solange sie selbst um keinen Ausweg wusste, musste sie versuchen ruhig zu bleiben, abzuwarten um eine Lösung zu finden.
Wenn sich das alles in ihrem Kopf abspielte, würde ihr vielleicht Avalinn irgendwie helfen können. Die Variante, dass ihr Körper noch immer in Kayons Haus lag, erschien Rhuna momentan am einleuchtensten. Und zugleich am tröstlichsten. Denn wenn das stimmte, konnte sie die Hoffnung haben, dass jemand ihr half.
Als wären die aufgereihten Elfen und Menschen Puppen oder Spielzeuge, ging das Wesen die Reihen ab und strich ihnen über die Köpfe. Das Bild ließ Rhuna die Lippen verziehen. Ihre Abscheu wuchs immer stärker und der Wunsch dem Wesen einfach die Hand von den anderen fortzuschlagen.
Doch bevor sie sich auch nur mit diesem Gedanken stärker beschäftigen konnte war es plötzlich wieder hinter ihr und legte seine klauenartigen Hände auf ihre Schultern. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihrer Haut, die nicht alleine von der Kälte kam, die sie meinte zu spüren. Dieses Wesen schien genau die gegenteiligen Fähigkeiten von Avalinn zu besitzen: Wo ihre Berührung Wärme und Kraft zu schenken vermochte, schien sein Griff kalt und Kräftezehrend zu sein. Ihre Gefühle gerieten ins Wanken, als würde sich eine dichte und dunkle Wolkendecke über diese legen.
Das ist auch nicht echt…! Es ist wie bei Avalinn, nur dass sie einem Mut schenken kann, wo diese Abart es einem nimmt! Für einen Moment versuchte sich Rhuna dadurch zu schützen, indem sie die Erinnerung an das Gefühl von Avalinns Magie gedanklich hervorrief. Dann fiel ihr Blick auf Yedan und ihre Brauen zogen sich leicht zusammen.
Yedan…, denk an ihn. Denk daran wieso du hier bist!, dachte sie und die Antwort fiel ihr leicht zu geben: Sie wollte ihm helfen. Ihm wieder seine Heimat ermöglichen. Ihn glücklich und lachen sehen. Unbeschwert, wie es der Yedan in Kayons Vorstellung noch getan hatte, bevor die Tragödie ihren Lauf genommen hatte.
„Du störst den Plan, Rhuna. Du bist ein lästiges Insekt, das keine Einladung erhalten hat von meiner Herrin. Du solltest nicht hier sein und jetzt musst du zusehen, wie es vollendet wird. Du wirst hierbleiben und ich werde danach dafür sorgen, dass du jeden Tod deiner Freunde auskosten darfst.“, sprach das Schattenwesen nahe ihres Ohres, ehe es markerschütternd zu kichern begann, als wäre es wirklich von Sinnen. Doch die Worte hatten Rhuna hellhörig gemacht. So grauenvoll es war hier zu sein… vielleicht hatte es zumindest einen Nutzen. Denn das Wesen schien in seiner Zuversicht geschwätzig zu werden.
„Du redest, als würde ich dir weit mehr bedeuten, als ein lästiges Insekt.“, gab sie verächtlich von sich und versuchte den Griff des Wesens abzuschütteln. Was ihr nicht gelang, bis es sie plötzlich von selbst losließ und in Begleitung seiner Worte in die Klauenhände klatschte.
„Ohh… vielleicht erlaubt mir meine Herrin ja, dass ich dich behalten darf? Es wäre nur gerecht, ein Spielzeug zu erhalten. Die Herrin kann mit mir zufrieden sein und ich will etwas haben für meine Leistung.“, nuschelte es weiter in einem Selbstgespräch. Ihm schien diese Aussicht zu gefallen. Wohingegen sich durch Rhunas Körper ein eisiger und von Angst ausgelöster Schauder zog. Das Ding dort war tatsächlich nicht von Sinnen. Oder besser gesagt besaß es eine wahnsinnige Weltanschauung. Warum schien es so auf sie fixiert zu sein? Weil sie Alyisas Plan zu boykottieren schien? Weil sie es bisher geschafft hatte den lockenden Worten und Kräften zu widerstehen?
„Du! Ja du wirst für mich das Tor sein. Ich will es so!“ Rhuna konnte nicht vermeiden, dass ihr Blick sich ein wenig weitete, als das Wesen sich wieder rasch zu ihr umdrehte und diese Worte ausspie. Worte, die für die Elfe keinen Sinn ergaben.
Was für ein Tor…?, fragte sie sich, während sie dabei zusah, wie ihr Feind den Kopf in den Nacken legte und weitere irre Sätze in den Himmel rief, als würde dieser es erhören.
„Hörst du Herrin?! Ich will das Elfenmädchen haben! Sie wird mir dienen und ich will mit ihrem Leib auf der Welt wandeln!“ Erneut lösten die Worte ein Grauen in ihr aus. Sie erinnerten sie an Yedans Erzählung und dass Alyisa ihn unterjochen und sich ihn und seinen Körper zu eigen machen wollte. Etwa für dieses… oder solch ein Wesen? Die Übelkeit wallte immer wieder in ihr auf und sie keuchte vor Schreck, als sie plötzlich wieder von den schwarzen Klauen gepackt wurde.
„Ich habe sie schließlich schon markiert!“, grollte es und veranlasste die Elfe dazu ihren Blick auf die Klauenspur zu senken, die gerade fast vollständig verdeckt wurden.
Markiert…? Nichts von alldem würde für einen gesunden Geist Sinn ergeben. Sie ruckte an ihren Armen und warf dem Schatten einen verachtenden Blick zu, der das Wesen allerdings lediglich zu amüsieren schien. Doch wenigstens ließ es sie los und schien sich in der Situation und ihrer Hilflosigkeit zu suhlen, während es geradezu durch sein Reich zu stolzieren begann. Als würde es sagen wollen: Du bist bereits in meiner Gewalt.
Und das… war sie auch. Trotz der zurückgewonnenen Freiheit sah Rhuna noch immer keinen Ausweg aus diesem Alptraum. Schmerzen halfen nicht … ihr Wille aufzuwachen führte auch ins leere. Und das Gefühl der Hilflosigkeit wuchs von Sekunde zu Sekunde gefährlich an. Was, wenn sie hier nicht wieder herauskam? Wenn sie nicht zurückfand … wo auch immer das war?
Ich muss irgendwie zurück! Schon um den anderen zu sagen, was ich hier erfahren habe. Wir müssen das stoppen damit…! Zusammenzuckend beobachtete sie, wie erneut eine Reihe Körper gehängt wurde.
Florencia, was soll ich nur tun? Wie soll ich hier raus? Und sollte ich dies je schaffen wie… kann ich kämpfen? Wie kann ich helfen das hier aufzuhalten? Sorge befiel sie, denn obwohl sie versuchte mutig zu bleiben, sah sich Rhuna selbst nicht anders. Sie war nichts weiter als ein Elfenmädchen, das kaum die Welt gesehen hatte. Sie war nicht versiert in Magie oder besaß andersartig große Talente, wie Avalinn.
Aber… mit irgendwas scheine ich … aufzufallen…! Der Gedanke, dass das Wesen irgendwo Angst vor ihr hatte, wollte sich noch nicht verabschieden. Es sprach über sie, als hätte sie es gereizt und nun wollte es sie unterwerfen, um ihr ihre Impertinenz vorzuhalten.
Fröstelnd sah sich Rhuna um, da das Wesen ihr gerade keine Beachtung zukommen ließ. Offenbar war es sich sehr sicher, dass sie sowieso nichts unternehmen konnte.
Würde sie gleich noch Alyisa zu Gesicht bekommen? Der Gedanke an die Elfe, die sie noch niemals wirklich zu Gesicht bekommen hatte, lösten Gefühle in Rhuna aus, die sie bisher nicht großartig und in dieser Intensität kannte. Abscheu… Wut… wenn nicht gar ein gewisses Maß an Hass.
Alyisa war es, die hierfür verantwortlich war. Die Yedan… Kayon und Liabell … so viel Glück genommen hatte. Und die… sich weit schlimmere und höhere Ziele gesetzt zu haben schien.
Erneut fiel eine Reihe der Dorfbewohner und schwankte durch die Wucht hin und her. Rhuna wandte den Blick ein wenig ab, als ihr plötzlich etwas ins Auge sprang. Ein kleines und sanftes Leuchten schwebte in ihr Sichtfeld.
Ein… Funkenfreund?, bemerkte es Rhuna und spürte, wie sich eine kleine Hoffnung in ihr aufbaute. Das kleine Wesen zu sehen war etwas Schönes in einer Umgebung aus Grausamkeit.
Hastig sah sie zu dem Schattenmonster, das sich der Anwesenheit des Leuchtwesens nicht bewusst zu sein schien und weiterhin in seiner Welt schwelgte.
Unsicher machte Rhuna einen Schritt. Dann noch einen Kleinen in Richtung des Schimmers, das ihr zuzuwinken schien.
… kann es mir hier heraushelfen…? War ihr Florencia weiterhin wohlgesonnen und half ihr? Oder war es… jemand anderes? Bei dem Anblick des warmen kleinen Lichts musste sie irgendwie an Avalinn denken.
Und weil es vielleicht die einzige Chance für sie darstellen würde, folgte sie dem Funkenfreund so vorsichtig und unauffällig, wie sie konnte.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 31. Januar 2023, 22:19

Hoffnungslosigkeit war wohl etwas, womit man viel zerstören konnte. Das mutigste Herz, der tapferste Kämpfer konnte in Anbetracht von Hoffnungslosigkeit aufhören zu kämpfen. Rhuna bildete da keine Ausnahme, doch sie weigerte sich, sich jetzt geschlagen zu geben. Sie weigerte sich daran zu denken, in welcher Situation sie sich befand und, dass sie keinen Ausweg daraus erkennen konnte. Es war schon schwer nach Lösungen zu suchen, wenn man doch nicht mal wusste, wo man eigentlich war. Aber sie erkannte, dass es dennoch Möglichkeiten für sie gab: Das Wesen. Es hatte offenbar derzeit kein Interesse daran, sie zu verletzen oder gar zu töten. Es wollte sie nur aufhalten, bei was auch immer. So ganz erschloss sich ihr der Sinn noch nicht, doch sie erkannte, dass dieses Ungetüm sich so sicher fühlte, dass es anfing zu plaudern. Und vor allem: Auszuplaudern. So schluckte Rhuna ihre Ängste hinunter, wappnete sich gegen die schrecklichen Bilder und was sie auszulösen vermochten. Es waren Trugbilder – es mussten einfach welche sein. Wenn sie nun begann zu glauben, dass diese Bilder wahrlich die Zukunft zeigten, dann würde sie ihren Widerstand nicht mehr lange halten können. Zu wissen, was geliebten Menschen blühen würde, führte dazu, dass man das Gefühl bekam, nicht mehr atmen zu können. Und sie schob vor allem den Versuch beiseite, ihr die Schuld an dem möglichen Ausblick zu geben. Das wäre niemals ihre Schuld, wenn es so käme. Nein, denn sie war hier, um zu helfen. Oder hatten ihre Versuche erst die Steine ins Rollen gebracht? Rhuna durfte jetzt nicht wanken! Und das tat sie auch nicht, nachdem sie erkennen musste, wer hinter all dem Treiben steckte: Alyisa. Die Tochter von Farun, der Dunkelheit zugeschrieben, wollte offenbar nicht einsehen, dass sie ihr Leben verwirkt hatte. Ob sie nun noch lebte oder irgendwo auf eine Rückkehr wartete. Die Erkenntnis löste die aufquellende Angst in ihrem Innern durch Wut ab. Dieses Weibsbild hatte bereits so viel angerichtet. Durch ihr Tun kam der erste Stein erst ins Rollen und nun sollte es weitergehen? Und am Ende sollte Yedan erneut leiden? Yedan und jeder Bewohner in diesem Dorf? Während das Wesen mit denen, die ihr lieb und teuer geworden waren, spielte wie Kleinkinder mit Puppen, hielt sie sich dazu an, an Yedan zu denken. Er gab ihr Kraft und vor allem fokussierte er sie auf das, was sie erreichen wollte. Nun musste sie einen Weg zurück finden, damit sie ihre Freunde vor dieser möglichen Zukunft bewahren konnte. Und um sich auszutauschen, damit sie gegebenenfalls das Puzzle gemeinsam lösen würden.
Gerade Avalinn war ein Quell des Wissens, wie sie in der Vergangenheit erfahren durfte und sie musste einfach mit ihr sprechen. Zudem war immer noch ungewiss, wie es Kayon ging. Sie wusste nicht, ob Yedan’s Vater den Herzanfall überlebt hatte. Und sie wusste auch nicht, ob sie überhaupt noch in seiner Hütte war. Bisher ging sie davon aus, dass sich das alles in ihrem Kopf abspielte. Doch noch ehe Rhuna von der Berührung des Wesens daran gehindert werden konnte, die Hoffnung aufrechtzuerhalten, ließ es sie los und offenbarte weitere Details eines ihr unbekannten Planes. Details, die Rhuna weiterhin ratlos zurückließen. Das Wesen aber stolzierte weiter durch seine Welt des Schreckens und suhlte sich in seinen Gedanken. Es gab Rhuna Zeit, sich ein wenig zu sammeln. So wenig wie es Sinn ergab, war doch ein Gedanke ganz vordergründig: Der Weg zurück. Stumm betete sie zu ihrer Göttin und als hätte jene gehört, tauchte ein kleines Wesen auf, das nicht dem Tode geweiht war, wie alles andere hier in ihrer Umgebung. Das Wesen schien vorerst keine Notiz zu nehmen, sodass Rhuna dem Winken folgen konnte.

Der Funkenfreund war wie ein Hoffnungsschimmer, auf den sie sich konzentrieren konnte, um den Mut nicht aufzugeben. Und es flog vor ihr in eine Richtung, der sie folgen konnte. Doch nach einigen Schritten, tönte das Wesen in ihrem Rücken. „Wohin gehst du denn, kleine Elfe?“, säuselte es, blieb aber wo es war. Es schien sich wahrlich sicher zu sein, dass Rhuna hier nicht wieder wegkam. Den Funkenfreund hatte es noch immer nicht bemerkt und sofort, nachdem die Stimme erklang, hatte sich das grüne Wesen in Rhuna’s Haaren versteckt. „Glaubst du, du findest einen Weg hinaus?“, grinste das Wesen amüsiert. Erneut wurden Menschen und Elfen gehängt in seinem Rücken. Es selbst nahm gar keine Notiz davon und offenbarte, wie herzlos es war. „Du bist in meinem Labyrinth der Hoffnungslosigkeit.“, grinste es weiter. „Geh nur, verlauf dich und komm wieder angerannt, weil du meine Gesellschaft vermisst.“, tönte es hochtrabend, ehe es einen Thron-ähnlichen Stuhl mit einer Handbewegung beschwor und sich lässig setzte. „Ich sehe mir dein Scheitern gern an, kleine Rhuna.“, meinte es und wedelte gönnerhaft mit der Hand. Offenbar, meinte das Wesen es ernst. Doch sobald sich Rhuna wieder in die Richtung wandte, die der Funkenfreund einschlagen wollte, bauten sich vor ihr mehrere Meter hohe Wände auf, die sich zu einem gigantischen Labyrinth auswuchsen. Es bestand aus eben jenem klebrigen Material, aus dem das Wesen und die Bäume bestanden. Nur zuckten hier keine Blitze über ihrem Kopf, sondern, sobald sie den Schritt in das Labyrinth hineinwagte, jegliche Töne wie ausgesperrt wirkten. Sie hörte… nichts. Und je länger sie dem Weg hinein in den Irrgarten folgte, desto schlechter wurde ihre Sicht. „Lauf ruhig, Rhuna. Wenn du es schaffst, darfst du gehen. Aber… niemand entkommt der Hoffnungslosigkeit. Niemand entkommt… mir“, dann lachte das Wesen schallend und mit solcher Kälte, dass einem die Haare zu Berge stehen könnten.
Sobald Rhuna weit genug im Irrgarten war, versperrte sich auch der Weg zurück durch eine Mauer. Sämtliche Geräusche waren verschwunden, sie konnte nicht mal ihre eigene Stimme hören. Auch sehen wurde immer schlechter, bis sie gänzlich von Schwärze umgeben war. Trostlosigkeit machte sich breit. Kroch wie schwarzer Morast an ihrer Seele hoch. Was sagte das Wesen noch? Labyrinth der Hoffnungslosigkeit? Rhuna verstand, dass das kein hochtrabendes Gewäsch gewesen war… Und langsam verstand sie auch, dass das, was das Wesen ausmachte, durchaus die sichtbargewordene, lähmende Masse von Angst, Trostlosigkeit, Kummer und Mutlosigkeit war. Dieses Wesen bestand daraus. Es war diese Hoffnungslosigkeit… Doch während Rhuna die Orientierung verlor, spürte sie mit einem Mal ein sanftes Säuseln an ihrem Ohr. Oder.. nein, das war nicht möglich, es kam aus… ihrem Innern. Eine sanfte, warme Stimme sprach dort zu ihr, die sie bisher nie gehört hatte: “Öffne dein Herz, Kind. Die Hoffnung stirbt nie…“. Erst könnte man es für eine Einbildung halten, doch dann wiederholten sich die sanften Worte. “Öffne dein Herz. Lass Hoffnung hinein“. Und plötzlich konnte Rhuna vor ihren blinden Augen ein kleines grünes Licht ausmachen, das ihr den Weg durch die Dunkelheit zeigte.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Freitag 3. Februar 2023, 17:54

Der kleine Funkenfreund tanzte in sicherer Entfernung durch die Gräser des falschen Waldmenschendorfes. Wie ein Hoffnungsschimmer war das kleine Wesen aufgetaucht und schien die junge Elfe in eine bestimmte Richtung führen zu wollen. Würde sie diesem Alptraum entkommen können, wenn sie ihm unbemerkt folgen würde?
Die Hoffnung schien zunichtegemacht, als die Stimme des Schattenwesens plötzlich hinter ihrem Rücken erklang. Rhunas klopfendes Herz pochte ihr bis in die Ohren.
„Wohin gehst du denn, kleine Elfe?“, fragte es mit säuselnder und boshaft amüsierter Stimme. Ihr erster Impuls war sich direkt umzudrehen, doch Rhuna zwang sich dieses Gefühl zu unterdrücken und so zu tun, als würde sie das Wesen nicht länger bemerken.
Der kleine Funkenfreund war glücklicherweise der Aufmerksamkeit der Bestie entkommen und solange dies blieb, wollte sie den Kopf noch nicht in den Sand stecken. Doch das Gefühl der Machtlosigkeit glomm Zusehens immer wieder auf. Würde es die Elfe tatsächlich zurück in … ja ihre Welt schaffen? Würde sie entkommen können? In welche Richtung sollte sie gehen, wenn hier sowieso nichts wirklich echt war?
„Glaubst du, du findest einen Weg hinaus? Du bist in meinem Labyrinth der Hoffnungslosigkeit.“, spie es weiter nährhafte Worte für ihre Hilflosigkeit aus. Und obwohl sie das Schattenwesen nicht sah, spürte sie geradezu das Grinsen in ihrem Rücken, das eindeutig aus dessen eigener Zuversicht geboren worden war.
„Auch ein Labyrinth besitzt einen Ein- und Ausgang!“, murmelte Rhuna und es war ungewiss ob zu sich oder zu ihrem Feind. Doch ob ihre Worte gehört worden waren oder nicht – das Wesen schien seines Erfolges sicher zu sein.
„Geh nur, verlauf dich und komm wieder angerannt, weil du meine Gesellschaft vermisst.“, tönte es, woraufhin die Elfe doch einen Blick über ihre Schulter warf und zusah wie das Wesen auf einem Thron-ähnlichen Stuhl Platz nahm. In ihrem Blick erkannte man Verachtung, doch auch … Zweifel. Zweifel, die sie nicht empfinden sollte. Doch wie konnte man sich Zuversicht erhalten, wenn man nicht wusste wo man war und wie man diesem Ort entkommen konnte? Was wenn der kleine Funkenfreund entdeckt werden würde? Was wenn er vielleicht auch nur ein… Produkt dieser Welt war, um ihre Hoffnung zu schüren, nur um sie dann zu zerstören?
„Ich sehe mir dein Scheitern gern an, kleine Rhuna.“, erklang es weiter und als sich die Elfe ihrem Weg wieder zuwandte, bauten sich um sie herum gigantische Mauern auf, die ein wirkliches Labyrinth erschufen. Und auch der Weg hinter ihr verlor sich, so dass es nur noch eine Richtung gab.
Wie soll ich hier nur rausfinden? Es spielt mit mir wie die Katze mit einer Maus, die in einer Sackgasse gefangen ist., fragte sie sich während ihr Schritt noch mutig voranging. Doch nach jeder neuen Abbiegung schien sich Rhuna ihrer Richtungswahl unsicherer zu werden. Um sie herum war… nichts. Kein Ton, kein Geräusch… und je tiefer sie vordrang, je unklarer wurde ihre Sicht, als würde sich ein dichter Nebel vor ihre Augen legen.
Ihr Herzschlag ging unentwegt schnell. Sie verlor immer weiter die Orientierung, ähnlich wie eins in der Dunkelheit des Kapayus. Doch die Angst von damals war keine große Sache gegen dieses Erlebnis. Die Bedrohung war da – die Bedrohung war präsent und … angriffsbereit.
„Lauf ruhig, Rhuna. Wenn du es schaffst, darfst du gehen. Aber… niemand entkommt der Hoffnungslosigkeit. Niemand entkommt… mir“. Das Lachen des Wesens durchbrach die Stille und schallte in den Ohren der Elfe, so dass sie diese schützend mit ihren Händen bedeckte. Konnte es tatsächlich sein, dass dieses Wesen eben dies war? Eine manifestierte Hoffnungslosigkeit? Eine körperlose Macht, die einen wie eine Krankheit befiel … nur, dass dieses Monster seine Klauen nach ihr ausstrecken konnte?
„Halt den Mund!“, schrie Rhuna, doch als würde kein Ton ihre Lippen verlassen, hörte sie wieder nichts. Das war der Moment, indem sie tatsächlich ein wenig in Panik verfiel. Ihrer Sinne beraubt zu werden war ein grausames Gefühl, wo ihr Geist doch vollkommen wach zu sein schien.
Ich will hier raus! Ich will zurück…! Yedan… Avalinn… was soll ich nur tun?, die Gesichter all ihrer Freunde liefen ihr Gedanklich vor den Augen, die bald kaum etwas anderes als Schwärze wahrnehmen konnten. Rhuna wollte nicht aufgeben und ihre Hoffnung verlieren, doch neben dem Gefühl die Kraft über ihre Sinne zu verlieren, verlor sie auch das Gefühl für die Zeit. Wie lange war sie bereits hier? Gab es überhaupt eine Möglichkeit diesem… Nichts zu entkommen?
Ein unscheinbares Wispern ließ sie in ihrer Bewegung innehalten und als hätte sie etwas hinter sich gehört drehte sie sich um. Hatte sie sich das alles nur eingebildet? Oder hatte das Schattenwesen wieder geregt und spielte nun weiter mit ihrem Verstand?
Ein stummes Schluchzen schüttelte ihren zierlichen Körper. Noch nie zuvor hatte sich Rhuna so… einsam und hilflos gefühlt. Und das Schlimmste war, dass sie nicht wusste, ob man ihr überhaupt helfen konnte, selbst wenn es jemand versuchen würde.
Sie versuchte sich an Dingen festzuhalten, die die Hoffnungslosigkeit vertreiben sollten. Yedans braune Augen, die ihr stets Mut gemacht hatten… Avalinns Worte, die ihr versprachen, dass alles gut werden würde…
Und als würde der Versuch diese Erinnerungen hervorzurufen etwas bewirken, hörte sie erneut eine Stimme. Eine Stimme, die sie nicht zuordnen konnte, die aber aus ihr selbst zu kommen schien.
„Öffne dein Herz, Kind. Die Hoffnung stirbt nie…! Öffne dein Herz. Lass Hoffnung hinein“, drangen sanft ausgesprochene Worte an ihr Bewusstsein. Um sie herum war nichts – nur Schwärze. Nichts war zu sehen und es schien kein rechts oder links, oben oder unten zu geben. Doch nun… glomm plötzlich ein feines grünes Licht vor ihren Augen auf, das dem Raum eine Richtung schenken konnte.
Ihr Blick folgte den schwirrenden Bewegungen des kleinen Wesens. War es überhaupt noch der Funkenfreund von eben? War er die doch noch da gewesen? War er vielleicht… ein Zeichen ihrer geliebten Göttin? Oder von Avalinn?
Rhuna machte einen zögerlichen Schritt vorwärts. Sie hatte angst, dass das Licht wieder verschwand und sie erneut das Gefühl verlorener Hoffnung ertragen musste. Doch war dieser Gedanke nicht genau das… was dieses Wesen – was Alyisa wollte?
Ich darf nicht aufgeben! Ich finde zurück und wenn es eine Ewigkeit dauert. Wenn ich aufhöre zu versuchen, verliere ich den Kampf und … werde sie niemals wieder sehen…!
Und das war keine Option! So setzte sie einen weiteren Schritt vor sich und begann dem Licht mutig zu folgen, mit wachsender Zuversicht …

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Samstag 4. Februar 2023, 14:19

Es war wohl kaum als eine Schwäche seitens Rhuna auszulegen, dass sie sich in ihrer derzeitigen Lage und Situation so hilflos fühlte. Dass sie das Gefühl hatte, niemals wieder das Licht sehen zu können und dass sie glaubte, einfach nicht stark genug zu sein. Die Elfe befand sich an einem Ort, von dem sie nicht mal wusste, ob er real war. Ob er aus ihrem Inneren entsprang oder sie von außen dorthin gebracht wurde. Befand sie sich noch bei Kayon in der Hütte? Das Wesen schürte anhand seiner Worte die Zweifel immer stärker, sodass Rhuna aktiv dagegen ankämpfen musste, sie nicht übermächtig werden zu lassen. Es erwies sich als weitaus härter Kampf als sie sich wohl hätte träumen lassen. Erstrecht, nachdem sie in dem Labyrinth der Bestie eingeschlossen wurde und Schritt um Schritt ihre Sinne verlor. Wie viel konnte ein Verstand aushalten, bis er brach? Rhuna spürte die drückende Atmosphäre, die sich ihr wie ein zu schwerer Mantel über die Schultern legte. Ihre Ohren, so gut sie sonst auch waren, meldeten ihr keinerlei Töne, sodass sie die Orientierung zu verlieren drohte. Ihre Augen wurden nach jeder Ecke, die sie nahm, schlechter als wäre sie ein altes Weib, das mit jedem Tag mehr Sehkraft einbüßte. Bis sie nichts mehr sehen konnte. Erneut wurde Rhuna gebeutelt von den vielen schweren und schlechten Emotionen, die man im Laufe eines Lebens gewiss mal hatte. Hier aber waren sie gebündelt, klebrig wie das Wesen und es kroch ihr über den Körper. Als würde man sie in eine viel zu enge Kleidung zwingen wollen, die ihr das Atmen verbot. Trostlosigkeit. Kummer. Schmerz, wenn auch nur seelischer Natur krochen aus den dunklen Ritzen ihres Verstandes und bissen sich an ihr fest. Sie bemühte sich dem entgegenzuwirken, bemühte sich an den schönen Dingen aus ihrem Leben festzuhalten. Doch die Schwärze kroch unablässig weiter und überschattete irgendwann auch ihren Verstand. Sie war nichts. Sie konnte nichts. Sie würde nichts auf dieser Welt zurücklassen, was wert wäre, erwähnt zu werden. Das Labyrinth wurde zur Nebensache, ihre Füße fanden einen Weg, auch wenn sie kaum mehr darauf achten konnte, geschweige denn etwas erkennen. Jedes Mal, wenn sie ihre Füße zum Vorankommen einsetzte, schmatzte die zähe Masse unter ihren Füßen, aus der alles zu bestehen schien. Rhuna war vollkommen allein. Und wie immer, wenn man allein und voller Angst war, krochen Schreckgespenster aus allen Richtungen und verformten sich zu zweifelnden Gedanken, beängstigenden Fratzen und zu… Hoffnungslosigkeit. Das Wesen hatte davon gesprochen, dass es selbst die Personifizierung war. Der Gedanke wurde immer realer, wenn man den Blick darauf wendete, wie man sich fühlte.

Doch Rhuna sollte nicht vollends in ihrer Hilflosigkeit vergehen. Ein kleiner Silberstreif regte sich, als sie eine Stimme wahrnehmen konnte, die ihr weder bekannt noch vertraut war. Aber sie war warm und spendete ein wenig Mut in all der Tristesse. Und wie ein Licht in der Dunkelheit, tauchte tatsächlich ein kleiner Punkt vor ihren blinden Augen auf. Oder waren sie gar nicht blind, sondern war es so unsagbar duster hier? Egal wohin Rhuna ihren Blick wandte, nirgendwo drang Licht herein, sodass sie sehen konnte. Doch der kleine, grüne Lichtkegel tanzte schleierhaft vor ihren Augen und flog beständig in eine Richtung, der sie folgen konnte. Mit neuem Mut und neuer Hoffnung, wurden auch ihre Schritte wieder zügiger. Nicht ein Mal stieß Rhuna irgendwo gegen oder prallte von einer Wand ab, die sie nicht sehen konnte. Das kleine Wesen, der Funkenfreund, achtete auf sie und führte sie scheinbar sicher durch das Dunkel. Bis sie auf einmal bemerkte, dass ihre Sicht wieder klein bei klein zurückkehrte. Wie lange mochte sie wohl unterwegs gewesen sein? Erst hätte man es für eine Illusion halten können, dass man sich lediglich einbildete, es würde heller werden, weil man die Dunkelheit nicht mehr aushielt. Doch mit einem Mal drang auch ein Geräusch wieder an ihre Ohren: „Waaahhhhhrrrggg!“, grölte es hinter ihr in einiger Entfernung. Und es musste in den gerade wiedererwachten Ohren unglaublich laut klingen. Es war zornig. Und Rhuna wusste instinktiv, dass das Wesen diesen Laut ausgestoßen hatte. Ihr Arm schmerzte mit einem Mal, als hätte es erneut zugepackt, doch dann lief Rhuna um eine letzte Ecke und wurde… geblendet. Sie konnte nach einem Moment des Gewöhnens erkennen, dass sie durch zwei Kreise in der Dunkelheit blickte. Es musste skurril anmuten, wobei sie die Messlatte wohl derzeit besonders hochlegte, was das anging. Umgebung von der Dunkelheit, die sie nun seit geraumer Zeit begleitete, waren es wie zwei Löcher darin, durch die sie in eine andere Welt zu blicken schien. Sie konnte erkennen, dass dort eine Hütte war. Doch sie erkannte auch, dass es sich nicht um Kayon’s Hütte handelte. Da waren… Kräuter. Viele Kräuter – Avalinns Hütte! Und ja, plötzlich tauchte am Rande des rechten Kreises eine Gestalt auf. Sie beugte sich hinab und betrachtete Rhuna durch die Löcher, schien sie selbst aber gar nicht zu sehen. Das Gesicht der Heilerin wirkte angespannt und besorgt. Sie wedelte mit der Hand vor den beiden Löchern, die Rhuna wie Bullaugen dienten. Dann seufzte Avalinn und richtete sich wieder auf. Sie sah die schmale Gestalt der Elfe in die Küche treten und wie sie begann, in etwas zu rühren.
Je näher Rhuna diesen Löchern kam, desto mehr konnte sie tatsächlich wahrnehmen. Als kehrte sie aus den hintersten Winkeln ihres Hirns zurück und nahm wieder den rechtmäßigen Platz ein. Sodass sie, als sie nur nahegenug gekommen war, plötzlich wieder das Gefühl hatte, dass alles an Ort und Stelle war. Sie hatte als eine Art Miniaturversion von sich durch ihre Augen geblickt, die scheinbar offen gestanden hatten. Jetzt aber spürte sie, dass sie lag und den Kopf zur Seite gedreht hatte. Alles wirkte etwas steif und unbeweglich, als hätte sie sich über einen langen Zeitraum nicht mehr bewegt. Avalinn hatte nichts von ihrer Rückkehr bemerkt. Rhuna konnte sehen, dass sie mit der Heilerin allein war, während es draußen tatsächlich bereits wieder dunkel geworden war. Eine angenehme Briese wehte durch eine geöffnete Tür herein. Alles wirkte friedlich, doch Rhuna spürte auch ganz genau, dass sie sich das alles nicht eingebildet hatte. Sie wusste sehr genau, was geschehen war. Und sie spürte die Ausläufer ihrer Begegnung und dessen, was sie gefühlt hatte, als bitteren Geschmack auf der Zunge und schwelende Gefühle im Herzen.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 5. Februar 2023, 12:31

Die Zeit in dem Labyrinth aus klebriger Finsternis war für Rhuna nicht messbar. Die Dunkelheit in der sie orientierungslos herumstolperte setzten ihr immer mehr zu und boten einen nahrhaften Boden für Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit. Und so sehr Rhuna auch versuchte ihre Seele zu schützen, indem sie sich immer wieder sagte, dass es einen Ausweg geben wird und dass sie nicht aufgeben dürfe, so schwer fiel ihr es an diesen Vorhaben festzuhalten, wenn sie eins um andere Mal gegen eine nicht erkennbare Mauer lief. Der Boden schien sie fesseln zu wollen und irgendwann war der Punkt, wo sie nicht mehr wusste, ob sie überhaupt noch in einem Labyrinth mit einem Ausgang war. Vielleicht war sie auch nur in einem verschachtelten Raum, in dem sie von einer Ecke zur nächste taumelte, ohne je ein Entkommen erwirken zu können.
Dieses Monster kann diese Welt beeinflussen und wandeln, wie es ihm gefällt!, dachte sie mit aufkommender Panik. Würde sie jemals wieder zurückkehren können? Lohnte es sich überhaupt noch weiter zu gehen?
Bevor sich weitere solcher Gedanken bilden konnten, brach dann doch plötzlich ein kleines Licht durch das Dunkle und gab ihr dadurch einen Punkt zur Orientierung.
Rhunas Augen betrachteten mit keimender Hoffnung den kleinen Funkenfreund, der zu ihr zurückgekehrt war und der ihr einen Weg zu weisen schien. Schniefend wischte sich die Elfe über die nassen Wangen und riss sich erneut zusammen, um ihren kleinen Wegweiser zu folgen. Sie durfte nicht aufgeben! Dieses Nichts um sie herum war doch genau dazu da sie dahingehend zu brechen.
Je weiter sie kam, ohne irgendwo gegenzustoßen, je stärker merkte Rhuna ihre nervliche Anspannung. Mit der Angst im Nacken, dass das Wesen plötzlich wieder auftauchen und dem Licht ein Ende setzen würde, stolperte sie immer weiter. Bis auf die Stimme von vorhin schienen ihre Ohren noch immer keine Geräusche wahrzunehmen. Jeder Schritt durch die schleimige Masse erfolgte völlig geräuschlos. Und so war es kein Wunder, dass die Elfe fürchterlich erschrak und zusammenzuckte, als ein donnerndes Grölen in ihren Ohren wiederhallte, das blechern und verzerrt klang.
Wie ein verängstigtes Reh sah sich Rhuna mit weit aufgerissenen Augen um. Doch erneut war nur die Finsternis zu sehen. Bis auf das kleine Licht, das in einem etwas schnelleren Kreis zu fliegen schien, dem sie hastig weiter folgte. Und als wolle ihr Feind dies verhindern, durchzog ihren Arm plötzlich ein kalter und stechender Schmerz. Doch es fühlte sich nicht so an, als würde sie jemand dort festhalten. Lediglich der Untergrund erschwerte ihr weiterhin das Fortkommen und nach ein paar weiteren Schritten kam ihr der Gedanke, was das wütende Grollen der manifestierten Verzweiflung bedeuten könnte.
Bin ich… nahe des Ausgangs…? Sie wagte kaum diesen Gedanken zu denken. Doch die Hoffnung stieg wie auch ihr Herzschlag, der nun nicht länger aus Angst schneller ging. Rhuna beeilte sich um die nächste Ecke und wurde von einem Licht dazu gezwungen kurz stehen zu bleiben.
Geblendet konnten ihre Augen die plötzliche Veränderung nicht sofort verarbeiten. Doch obwohl sie erneut für einen Moment nichts sah, hatte sie in diesem Moment keine Angst. Es war eher das Gegenteil – endlich war dort wieder Licht!
Blinzelnd versuchte sie ihre Augen an die Helligkeit zu gewöhnen und merkte, dass das Licht durch zwei Löcher zu kommen schien, die wie Fenster in einer Wand aus Dunkelheit im Raum schwebten.
Ist das… ein Raum…?, fragte sie sich und ging zögerlich näher zu den hellen Kreisen. Ihr Herz ging schneller, als sie Kräuter sah und der Teil, den sie zu erkennen meinte, ihr bekannt vorkam. War das etwa Avalinns Hütte?
Ihr Gedanke fand bestätigung, als sich die zierliche Gestalt der Heilerin in den Sichtkreis schob.
„A-Avalinn!!!“, stieß Rhuna den Namen ihrer Freundin aus, deren Gestalt sie immer mehr mit Hoffnung füllte. Die Perspektive war merkwürdig und die gefangene Elfe wusste noch immer nicht so recht, wo sie war. Bis Avalinns Blick sich besorgt auf die zwei Lichtkreise richtete und sie eine winkende Handbewegung machte, als wolle sie kontrollieren, ob sie jemand sehen konnte.
Rhuna lief auf die Löcher zu und je mehr sich ihr Sichtfeld dadurch vergrößerte, je näher kam der Gedanke, der ihre Situation erklärte. Und als würde der, sich bildende Gedanke, der Schlüssel sein, entkam die junge Elfe ihrem Gefängnis, indem ihr Bewusstsein den Platz wieder einnahm, der ihr die Kontrolle über ihren Körper zurück gab.

Eine plötzliche Schwere befiel sie, als sie wieder durch ihre richtigen Augen sah. Anfangs zuckten nur kurz ihre Lider. Dann blinzelte sie träge, was ein brennendes Gefühl in ihren Augen auslöste.
Ihre Atmung ging ruhig und auch ihr Herz schlug eher in einem ruhigen Rhythmus, der mit dem, den sie sich in ihrer persönlichen Hölle aus Finsternis eingebildet hatte, nicht zu vergleichen war. Stück für Stück spürte sie die einzelnen Stellen ihres Körpers wieder. Ihr Rücken schmerzte leicht und schien ihr mitteilen zu wollen, dass sie zu lange in derselben Position gelegen hatte. In ihren Schläfen pochte es und ihre Ohren nahmen eben dieses Pochen gedämpft wahr, als würde sich dort Watte befinden. Ihr Mund fühlte sich trocken an und als sie die Lippen etwas weiter öffnete, fühlten sie sich gespannt und etwas festgeklebt an.
Trotz all dem rührte sich Rhuna eine Weile noch nicht. Sie sah auf die Gestalt von Avalinn, die ihre Rückkehr noch nicht bemerkt hatte. Sie sah zur Türe, von der eine sanfte Brise hineingeweht wurde und sah, wie das flackernde und sanfte Kerzenlicht den Raum erhellte.
Bin… ich wirklich… zurück? Ist das hier real? Rhunas Augen begannen erneut zu brennen, als sich in diesen Tränen bildeten. Es fiel ihr schwer der aufkeimenden Erleichterung wirklich zu vertrauen. Was wenn wieder alles verschwand? Was wenn die Finsternis zurückkehrte?
Still bahnten sich die Tränen ihren Weg über ihren Nasenrücken und liefen ihr zur rechten Schläfe, da sie noch immer den Kopf seitlich gedreht hielt.
Die Elfe hatte eine furchtbare Erfahrung durchlitten, die in der Realität vielleicht nur ein paar Minuten oder Stunden gedauert hatte. Doch in dem Labyrinth hatte es sich für Rhuna wie eine Ewigkeit angefühlt.
Ein leises, vom Weinen ausgelöstes nach Luft schnappen verließ ihre Lippen und sie zog ihre, kalt und steif anfühlende Hand zu ihrem Gesicht, um die Tränen fortzustreichen.
Es… fühlt sich echt an…, dachte sie, sich an die Hoffnung klammernd, dass sie nicht erneut einer Täuschung unterzogen wurde. Das letzte Mal… hatte es sich auch real angefühlt und doch war da etwas gewesen, was ihre Zweifel geschürt hatte. Dieses Mal… und es mochte naiv sein, das zu denken, fühlte sich die frische Luft ehrlich und klar an. Der Geruch der Kräuter war herb und echt und in ihnen war keine schwere und künstliche Süße wahrzunehmen. Das war ihr für den Moment Beweis genug und langsam versuchte sie sich aufzurichten.
„Avalinn...!“, sprach sie leise den Namen der Heilerin aus, um auf sich aufmerksam zu machen.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. Februar 2023, 22:44

Wie auch immer Rhuna überhaupt in diese paradoxe Welt gelangt war und was auch immer sie hier gehalten hatte, es kam einem Wunder gleich, dass sie endlich einen Ausweg fand. Sobald sie die Hoffnungsschimmer in der klebrigen Dunkelheit gefunden hatte, war auch der kleine Funkenfreund verschwunden. Er hatte sie geleitet und das nicht nur in dem Labyrinth, sondern vor allem mit der Hoffnung, die er ausgestrahlt hatte. Die Finsternis und die Hoffnungslosigkeit hatten der Elfe nicht den letzten Rest gegeben. Sie hatte es geschafft. Hatte sich an den letzten Funken Hoffnung geklammert und wurde nicht enttäuscht. Rhuna konnte kaum benennen, wie sie sich fühlte als sie das vertraute Gesicht der Heilerin erblickte. Es war als würde die Dunkelheit um sie herum aufbrechen und die Sonne endlich wieder den Weg durch dichtverhangene Regenwolken finden. Der letzte Weg fiel Rhuna nicht schwer. Sie näherte sich den Fenstern in die echte Welt ganz wie von selbst und wurde dann plötzlich wieder in eine neue Perspektive katapultiert. Sofort konnte sie die Schwere ihres Körpers erfühlen und sich wieder mehr, wie sie selbst fühlen. Bis sie in ihr Bewusstsein zurückkehrte, war ihr nicht mal klar gewesen, dass sie sich doch anders gefühlt hatte. Jetzt aber waren die Impulse ihres Gehirns wieder dazu in der Lage, ihren Körper anzuregen und zu lenken. Allerdings wollte er noch nicht so recht hören, bis auf eine kleine Träne, die sich ihren Weg suchte. Rhuna starrte auf die schmale Gestalt der Heilerin und konnte nicht anders als ihre Erleichterung zu zeigen. Ihre Augen brannten seltsam und zeugten davon, dass sie lange nicht benutzt wurden. Ansonsten fühlte sie sich unverletzt, auch wenn alles ein wenig steif wirkte. Sie spürte keinen Schmerz oder gar Taubheit, die auf eine Verletzung hätten schließen können. Einzig ihr kleines Mahnmal an ihrem Unterarm zwickte etwas, ließ sie aber ansonsten in Ruhe.

Es dauerte, bis Rhuna ernsthaft glaubte, dass sie wieder zurück war. Dass sie sich den Strohhalm nahm, der sie an die Realität band. Was wenn das Monster nur wieder eine falsche Realität erschuf? Es hatte das schon mal getan und die Zweifel drohten erneut an ihr zu nagen. Andererseits… Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und Rhuna wollte so dringend daran glauben, dass sie sich gestattete diese Hoffnung aufs Spiel zu setzen. Ihre Stimme kratzte ein wenig, als hätte sie auch diese lange nicht benutzt. Das Geschirr klapperte kurz, weil Avalinn sich aufgrund der plötzlichen Ansprache erschrak, dann wandte sie sich ihr aber zu und das strahlende Lächeln, welches Rhuna erreichte, war Gewissheit genug. Sie war zurück. Sie war dem Labyrinth entkommen und befand sich in der Hütte der Heilerin. „Rhuna!“, entgegnete jene und kam auf sie zu. Sie lag auf einem heimeligen Bett und hatte den Kopf zur Seite gedreht, sodass sie in den Raum hineinschauen konnte. Avalinn ließ sich neben ihr auf die Knie sinken und griff sofort ihre Hand. Rhuna spürte, wie die einzelne Berührung ihre Haut wärmte. Von Avalinn’s Hand ging ein warmes Kribbeln aus, das sich durch ihren gesamten Körper zog und ihr Trost und Wärme zuteilwerden ließ. Sanft strich sie mit dem Daumen über den Handrücken der anderen Elfe und lächelte freundlich. „Wie geht es dir?“, wollte sie wissen, ehe sie ihren goldenen Blick prüfend über den Körper der Elfe wandern ließ. Rhuna hatte nichts anderes an als am Morgen von ihr ausgesucht. Auch schien sie allein mit Avalinn zu sein. Es waren also nicht alle vereint und beisammen. Sie befanden sich noch immer im Waldmenschendorf und offenbar lebten auch alle noch… Alle? Was war mit Kayon? Avalinn gab Rhuna Zeit, sich ein wenig zu akklimatisieren und erhob dann behutsam erneut ihre Stimme. „Du bist in Sicherheit, Rhuna. Du warst einige Stunden wie weggetreten…“, erklärte sie ihr langsam und achtete stets darauf, ob sie zu viel verlangte und lieber eine Pause machen sollte. Erst, wenn Rhuna ihr ein Zeichen gab, sprach sie weiter: „Ich habe dich in Kayon’s Haus gefunden, nachdem ein junger Mann nach mir schickte.“, sprach sie weiter und würde Rhuna dabei helfen, sich aufzusetzen, wenn sie das wollte. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte sie zwischendurch und brachte ihr etwas. Sollte Rhuna etwas Wasser trinken wollen würde sie merken, wie ausgedörrt sie war. „Du hast nur dagesessen, keinen Ton gesagt und… gestarrt.“, erzählte Avalinn weiter und ließ den warmen Strom nicht abreißen. Es spendete Mut, Ruhe und Geborgenheit.
Avalinn war wahrlich Goldwert und machte ihrer Magie alle Ehre. „Nichts funktionierte, ich… ich weiß überhaupt nicht, was dir fehlte.“, gestand sie und seufzte. Sie hatte sich erhebliche Sorgen gemacht. Ihr Blick glitt zur Seite und aus dem Fenster. Es war inzwischen wieder dunkel. „Ich bat Ajak und Kaja um Hilfe, dich zu mir zu bringen. Sie waren ebenso erschüttert über deinen Zustand wie ich. Sie sind inzwischen in ihre Hütte zurückgekehrt, waren aber die ganze Zeit über hier. Besonders Ajak hat sich kaum wegbewegt von dir…“, lächelte sie leicht. Sie strich der Shyánerin über den Schopf. „Hast du Hunger?“, wollte sie wissen und würde ihr einiges an Obst und Brot, sowie eine cremige Kürbissuppe bringen. Einen Moment gab sie ihr, in dem sie sich zu ihr setzte und sie noch mal prüfend ansah. „Magst du erzählen, was passiert ist, Rhuna?“, hakte sie nach und zuckte dann zusammen. „Oh! Ich Schussel – Kayon!“, sagte sie und lächelte Rhuna abermals an. „Wo bin ich nur mit meinen Gedanken. Du fragst dich sicher, wie es ihm geht. Nun… Du hast ihm das Leben gerettet, Rhuna. Durch dein beherztes Eingreifen, konnte Kayon solange stabilisiert werden, bis ich ihm den richtigen Kräutersud verabreichen konnte.“, erzählte sie und tätschelte ihr den Handrücken. „Das war eine Glanzleistung!“, bemerkte sie anerkennend und badete Rhuna in ihrem goldenen Blick. Dann wurde sie ein wenig ernster und nickte ihr aufmunternd zu. „So… und nun erzähl mir alles, was geschehen ist, hm?“, bat sie sie und würde aufmerksam lauschen.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Mittwoch 8. Februar 2023, 21:43

Kaum hatte Avalinn bemerkt, dass Rhuna zu sich gekommen war, war die Heilerin auch schon an ihrer Seite und ergriff ihre Hand. Rhuna wirkte noch ein wenig steif und benommen, doch sie regte sich wieder und schien wieder alles um sich herum wahrzunehmen. So auch die Wärme, die Avalinns Hand ausstrahlte. Es war eine Wärme, die der Elfe bekannt war und die genau dem Gegenteil von dem entsprach, was sie in ihrer ‚Bewusstlosigkeit‘ erfahren hatte.
„Rhuna! Wie geht es dir?“, fragte Avalinn sie, während sie sanft mit dem Daumen über den Handrücken der Brünetten strich, die wiederum ihr Gesicht musterte, als hätte sie es seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen. Ihre Augen schienen etwas zu suchen, als würde sich Rhuna versichern wollen, dass sie das alles nicht nur träumte oder einem Irrtum erlag. Und als die Erkenntnis kam und sich das zaghafte Vertrauen festigte, spiegelte sich eine große Erleichterung auf ihrem Gesicht.
Florencia … ich danke dir…!, dachte sie, als ein großer Ballast von ihrem Herzen fiel und es dadurch erleichterte. Sie war… zurück! Das vor ihr war wirklich Avalinn und was passiert war…
Ja, was genau passiert war konnte Rhuna nicht sagen. Doch sie verstand, dass es keine Einbildung gewesen war. Sie war in sich selbst gefangen gewesen. Und wäre der kleine Funkenfreund nicht aufgetaucht, hätte sie vielleicht noch immer nicht zurückgefunden.
„Ich… glaube ganz gut…!“, antwortete sie etwas gezogen, als wäre sie sich selbst noch nicht wirklich sicher. Körperlich schien ihr nicht wirklich etwas zu fehlen, was ein Abtasten durch ihren eigenen Blick bestätigte. Ihre Muskeln fühlten sich etwas steif an, doch sonst tat ihr nichts weg. Bis auf … der noch immer deutlich erkennbare Abdruck des Wesens.
Rhunas Miene verzog sich ängstlich und einem Impuls folgend legte sie ihre Hand über die Stelle des Mals. Dieses war ein weiterer Beweis dafür, dass sie nichts davon geträumt hatte. Was bedeuten würde, dass es noch immer irgendwo war und … seinen Worten Taten folgen lassen konnte.
„Du bist in Sicherheit, Rhuna. Du warst einige Stunden wie weggetreten…“, hörte Rhuna Avalinn sagen, was die Elfe mit einem Nicken bestätigte. Die Anwesenheit der Heilerin war ihr tatsächlich eine große Beruhigung für sie. Doch gleichzeitig tastete sich Rhuna noch ein wenig weiter bei der Frage vor, wie es ihr ging.
Tatsächlich hatte sie das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. Etwas war mit ihr geschehen, was sie noch nicht zusammenfassen und einschätzen konnte. Als hätte sie einen kleinen Schock, nachdem sie sich erst einmal wieder sortieren musste.
Vor ihren Augen baumelten noch immer die toten Körper der Waldmenschenbewohner. Und die Erinnerung an den toten Ausdruck auf Avalinns Gesicht, stand gerade im kompletten Gegenteil zu dem, was ihre Augen gerade zu sehen bekamen. Die Heilerin war hier bei ihr, lebendig, warm… und strahlend.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf Rhunas Lippen, obwohl ihr Blick noch ein wenig mitgenommen wirkte. Doch ihre Seele sog jede Zuversicht und Hoffnung in sich ein, die sie gerade geschenkt bekam.
Etwas mühsam sichtete sich Rhuna mit Avalinns Hilfe auf und beugte sich plötzlich, die Arme ausstreckend vor, um die hübsche Elfe zu umarmen.
„Ich… bin so froh, dass es dir gut geht!“, flüsterte sie leise und benetzte den Stoff von Avalinns Kleid unbeabsichtigt mit ein paar Tränen. Für einen Moment schien sie diese Nähe zu brauchen und sich nicht rühren zu wollen. Auch folgten noch keine Erklärungen für ihre Worte oder ihr Verhalten. So, dass Avalinn wohl zuerst das Wort ergriff.
„Ich habe dich in Kayon’s Haus gefunden, nachdem ein junger Mann nach mir schickte. Du hast nur dagesessen, keinen Ton gesagt und… gestarrt.“, begann Avalinn ihr zu erzählen, während sie weiter ihre Magie auf die brünette Elfe wirken ließ.
Langsam ließ Rhuna sie wieder los und nahm das Angebot nach einem Schluck Wasser an, nachdem die Heilerin ihr dieses anbot. Das kühle Nass erfrischte ihre Kehle, die sich stark ausgetrocknet und kratzig angefühlt hatte. Zusätzlich dazu klarte es auch ihren Geist weiter auf, der allerdings gleich wieder mit der Frage beschäftigt war, ob es Kayon gut ging. War Avalinn noch rechtzeitig gekommen?
Eine kleine Angst schlich sich in ihr Herz, als ihr die Frage nach seinem Zustand auf den Lippen lag, die sie dann doch nicht sofort auszusprechen vermochte. Daher ließ sie vorerst Avalinn weitersprechen, der sie sichtlich große Sorgen bereitet hatte.
„Nichts funktionierte, ich… ich weiß überhaupt nicht, was dir fehlte. Ich bat Ajak und Kaja um Hilfe, dich zu mir zu bringen. Sie waren ebenso erschüttert über deinen Zustand wie ich. Sie sind inzwischen in ihre Hütte zurückgekehrt, waren aber die ganze Zeit über hier. Besonders Ajak hat sich kaum wegbewegt von dir…“, erzählte Avalinn mit einem leichten Lächeln weiter, während sie Rhuna über das Haar strich.
Die Vorstellung stach ein wenig in das Herz der Shyáner. Sie hatte ihren Freunden keine Sorgen bereiten wollen. Ja, tatsächlich hatte Rhuna mit nichts von alldem, was passiert war gerechnet. Sie hatte Avalinns warnende Worte, dass ihr etwas passieren könnte, nicht vergessen, doch auch noch nicht so schnell mit der Erfüllung gerechnet. Erst recht nicht auf diese Weise.
Etwas zerknirscht griff sie mit ihren Fingern in die Decke, die ihren Unterleib wärmend bedeckte.
„Es tut mir leid…!“, sagte sie leise und langsam spürte sie, wie sich ihr Herzschlag wieder nervös erhöhte. Würde sie nun erfahren, was mit Kayon war? Ihre erste Hoffnung wurde zerstört, als Avalinn ihr erst einmal etwas zu essen anbot und sie dann aufforderte ihr zu erzählen, was passiert war. Hieß das…, dass Kayon nichts mehr hatte erzählen können?
Die wachsende Anspannung war Rhuna deutlich anzuerkennen. Doch dann kam der erlösende Moment!
„Oh! Ich Schussel – Kayon!“, sagte Avalinn plötzlich und hatte sofort den Blick eines violetten Augenpaares auf sich liegen. „Wo bin ich nur mit meinen Gedanken. Du fragst dich sicher, wie es ihm geht. Nun… Du hast ihm das Leben gerettet, Rhuna. Durch dein beherztes Eingreifen, konnte Kayon solange stabilisiert werden, bis ich ihm den richtigen Kräutersud verabreichen konnte.“ Rhunas Blick tastete den von Avalinn ab. Es war beinahe so wie in der Täuschung. Doch dieses Mal… war es echt! Kayon ging es also gut? Vor Erleichterung schloss sie kurz die Augen und ihre Schultern sackten etwas entspannter in sich zusammen.
„Es geht ihm gut?“, fragte sie dennoch noch einmal nach, einfach um wirklich ganz sicher zu sein. Und als sie die Versicherung erhielt, schien die junge Elfe wirklich wieder ganz zu sich kommen zu können. „Ich hatte… so große Angst! Ich dachte er stirbt und dann… hätte Yedan seinen Vater nie wieder gesehen und mit ihm reden können!“, sprach sie ihre Sorgen frei heraus und schien dadurch einen Knoten zu lösen, der sie selbst bisher daran gehindert hatte mehr zu erzählen.
„Ich weiß nicht mal was ich getan habe. Geschweige denn, ob es funktioniert hat!“, gab sie zu, während ihre Gedanken kurz zu eben diesem Moment zu wandern schienen. Ein Anlass, den Avalinn ausnutzte, um das klärende Gespräch einzuleiten, das hoffentlich Licht ins Dunkle bringen konnte.
„So… und nun erzähl mir alles, was geschehen ist, hm?“, bat sie, woraufhin Rhunas Ausdruck ebenfalls ein wenig ernster wurde. Doch sie nickte und begann bereitwillig, jedoch etwas zögernd zu erzählen.

„Nach unseren Gespräch gestern… und neuen Informationen, die ich von Yedan noch am Abend bekommen habe, beschloss ich heute morgen Kayon aufzusuchen. Ajak und Kaja waren beide bereits aus dem Haus, als ich losging und so kam ich alleine bei Kayon an, der… mich nicht sofort willkommen hieß.“ Während sie sprach tastete ihr Blick über die Muster auf der Decke, doch gleichzeitig schien sie in ihren Erinnerungen versunken zu sein, um so genau wie möglich alles wiederzugeben.
„Kayon glaubte anfangs, dass ich ihm auf seine Kosten einen Streich spielen wollte. Aber um das etwas abzukürzen… ich schaffte es nach einer Weile ihn von meinen guten Absichten zu überzeugen. Und ich…“, Rhuna sah Avalinn reumütig ins Gesicht, „…ich erzählte ihm über unser Vorhaben eine neue Abstimmung erwirken zu wollen. Und je mehr wir einander erzählten, je schlimmer zeigten sich seine seelischen Verletzungen. Avalinn ich… hätte nicht zu ihm gehen sollen. Er war so fürchterlich entsetzt und traurig, als er erfuhr, dass sich Yedan über all die Jahre kein wirklich neues Leben aufgebaut hat. Er wirkte anfangs verbittert und gekränkt, weil Yedan ihn all die Jahre nicht mehr besucht hat. Aber er schien auf eine traurige Weise seinen Frieden gefunden zu haben, indem er meinte, dass sein Sohn nun woanders mit Blick in die Zukunft leben würde. Doch dieses Bild habe ich zerstört…!“ Obwohl Rhuna auf der einen Seite viel erfahren und gelernt hatte, bereute sie es doch alleine zu Kayon gegangen zu sein.
„Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, schien Kayon umso motivierter zu sein, uns bei unserem Vorhaben zu unterstützen. Er ließ mich aus einer Kräutermischung von seiner Frau Liabell einen Tee kochen, der uns beide… seine Erinnerungen an den Tag von Yedans Verurteilung noch einmal erleben ließ. Es war… als wären wir wirklich in der Zeit gesprungen. Und ich... habe dadurch auch ein paar neue Anhaltspunkte finden könne . Doch als Kayons Erinnerung endete und wir zurückkehrten, passierte der erste seltsame Vorfall…“, Rhunas Griff um das Mal wurde fester und als würde sie seine Klauen erneut spüren, begannen die Stellen wieder leicht zu brennen.
„Bevor ich wieder aufwachte griff aus der Dunkelheit etwas nach mir und hielt mich am Arm fest. Es war… keine wirkliche Gestalt zu erkennen, aber etwas drohte mir und sagte, ich würde bereuen, was ich angefangen habe und dass ich es nicht schaffen würde...“ Sie zog ihre Hand von ihrem Arm und zeigte Avalinn die Abdrücke, die noch immer auf der Haut erkennbar waren.
„Anfangs dachte ich, dass es ein Traum, oder eine Einbildung war… doch als ich wieder in Kayons Haus zu mir kam… waren die Abdrücke noch da. Ich hatte aber kaum Zeit darüber nachzudenken.
Das alles noch einmal zu erleben und die emotionalen Anstrengungen waren zu viel für Kayons Herz. Er erlitt den Anfall und ich lief los, um Hilfe zu holen und nach dir zu schicken. Und als ich zurückkam habe ich… nicht gewusst, was ich für ihn sollte.“ Noch immer hasste Rhuna diese Seite an sich. Ständig nicht wirklich zu etwas fähig zu sein und in einem Teufelskreis festzustecken, den sie sich selbst zuzuschreiben hatte, war fürchterlich. Sie hatte keine Zeit etwas zu lernen, weil die Ereignisse sich Stapelverarbeitung und ihr die Zeit wie Sand durch die Finger rieselte.
„Ich habe… versucht die Magie zu finden, die irgendwo in mir sein soll. Ich wollte Kayon so sehr helfen. Doch ich glaube dadurch ist alles schief gegangen. Ich erinnere mich nicht wirklich daran, was passiert ist. Ich glaubte für einen Moment wirklich etwas bewirkt und… Lichtmagie angewandt zu haben, doch, ab da ist alles sehr schwammig. Ich begann bereits mein Bewusstsein zu verlieren und als ich die Augen öffnete waren… überall im Haus dunkle Dornenranken und… eine klebrige… Klaue, die aussah als würde sie aus Pech bestehen, griff erneut nach mir. Doch bevor sich eine richtige Gestalt bilden konnte, schwang die Eingangstüre auf und gleißendes Licht brach herein. Ich dachte ehrlich gesagt…, dass du gekommen warst.“ Rhuna machte eine Pause und zog die Beine näher an ihren Körper heran, auf die sie nun die Arme bettete. Ihr war sichtlich anzusehen, dass es ihr schwer fiel den nächsten Teil ihrer Erzählung zu beginnen.
Das Herz der Elfe schlug wieder etwas nervöser und als würde sie darin neuen Mut finden, griff sie nach Avalinns Hand.
„… was oder wie ab da wirklich passiert ist, kann ich dir nicht sagen. Während ich für dich noch wie… ohne Bewusstsein gewirkt habe, war es für mich, als wäre ich in einem Traum gefangen. Ich wachte auf, als würde ich zu mir kommen und fand mich mit dir, Yedan, Kayon, Ajak und Kaja an einem See im Sarius wieder. Alles sah friedlich und wunderschön aus. Du sagtest mir…, dass ich Kayon gerettet hätte.“, wieder machte sie eine kurze Pause und holte einmal tiefer Luft. „Es war … bizarr. Wir sprachen sogar von dem Wesen, was mich angegriffen hat und du sagtest, dass es ein Schattenwesen mit menschlichen Zügen gewesen war. Doch danach… verhielten sich alle immer merkwürdiger. Keiner von euch sprach groß weiter über die noch immer bestehenden Probleme und Gefahren. Und der Friede um mich herum wirkte immer … unechter und gewollter.“ Ins Detail wollte oder konnte die Elfe gerade nicht gehen und sie glaubte auch irgendwie, dass es nicht wirklich nötig oder wichtig war.
„Ich… bekam immer mehr das Gefühl, dass alles um mich herum nicht echt war. Dass ihr nicht echt wart! Es kam mir vor wie ein schlechter Traum, aber ich hatte auch das Gefühl nicht aufwachen zu können. Und weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, setzte ich mich über alle Reden hinweg und wollte zurück zum Dorf gehen. Und damit …“, sie stockte und zog ihre Glieder noch enger an sich, „begann wirklich der Alptraum!“
„Aus Yedans Gestalt… wuchs dieses abscheuliche Schattenmonster. Es beschimpfte mich, dass ich alles durcheinanderbringe und erneut packte es zu, um mich festzuhalten. Es sagte, es würde mich nicht gehen lassen und dass ich in seinem Reich wäre. Aber erst… später verstand ich ein wenig, was das bedeutete.
Alles um mich herum veränderte sich. Der See verschwand und plötzlich war ich wieder im Dorf und… alle Dorfbewohner standen versklavt in langen Reihen aufgestellt. Immer wieder krachten von den dicken Äste Körper von Erhängten hinab…!“ Rhunas Griff um Avalinns Hand wurde plötzlich stärker und in ihren, auf ihre Erinnerungen gerichteten Blick, schlich sich Horror.
„Auch du… du… hingst tot an einem der Bäume! Es sah alles so echt aus – fühlte sich echt an! Ich konnte riechen, schmecken, fühlen … alles wie hier! Aber da das Monster meinte, dass ich in seiner Welt sei, konnte ich mich daran festhalten, dass das alles um mich herum nicht wirklich passierte.“ Ihr Blick hob sich in die warmen Augen der anderen Elfe und ein kleines Lächeln suchte nach Bestätigung.
„Ich reizte es und es… wurde geschwätziger. Es meinte es würde mir meine Zukunft zeigen und dass ich an all dem schuld sein werde, was passiert. Dass ihr alle wegen meiner Einmischung … sterben werdet!“ Und als würde Rhuna diese Vorwürfe von sich weisen, schüttelte sie ganz sachte mit dem Kopf.
„In diesem Dorf… standen Yedan und Farun zusammen nahe des toten Baumes. Und das Wesen meinte, dass sie warten würden. Es sprach von seiner Herrin und… Avalinn… ich bin mir sicher, dass es von Alyisa sprach. Es meinte ich würde den Plan der Herrin stören und wäre nicht eingeladen worden. Es… klang immer wahnsinniger und sprach davon, dass seine Herrin ihm vielleicht erlaubt mich als Spielzeug zu behalten, wo es mich doch bereits… markiert hat.“ Erneut sah sie auf die Stelle mit den Abdrücken. Was diese Markierung bedeuten könnte, wusste Rhuna noch nicht. Und natürlich bereitete ihr der Gedanke große Angst, die sie momentan aber ein wenig zu unterdrücken versuchte.
„Es wollte, dass ich ihm diene und sein Tor werde, durch dass es auf der Welt durch mich wandeln könne. Und es erwähnte immer wieder gerne, dass ich ihm bereits jetzt nicht mehr entkommen konnte.
Um mich herum wurden weiter die Dorfbewohner gehängt. Es… fiel mir wirklich nicht leicht den Gedanken aufrechtzuerhalten, dass das alles nicht echt war. Doch dann tauchte plötzlich, wie ein Hoffnungsschimmer ein kleiner Funkenfreund auf. Und weil das Monster mich nicht beachtete folgte ich ihm.“, erzählte Rhuna und räusperte sich kurz. Der kommende Teil fiel ihr am Schwersten, denn anstatt die Erinnerungen wach zu rufen, wollte sie diese am liebsten vergessen.
„Das Schattenmonster bemerkte, dass ich mich entfernen wollte und... begann sein eigentliches Spiel. Es erschuf um mich herum ein Labyrinth aus Dunkelheit und meinte, ich könne gehen, wenn ich den Weg hinausfinden könnte. Doch es war sich sicher, dass ich ihm – der Hoffnungslosigkeit – nicht entkommen konnte. Und ich glaube ehrlich gesagt, dass es das auch wirklich ... ist. Eine manifestierte, dunkle und klebrige Masse in menschenähnlicher Gestalt, die einem jegliche Hoffnung und jeglichen Mut rauben kann. Das und… all meine Sinne.“ Ein sichtbarer Schauder lief ihr über den Rücken.
„Es war… als würde das Labyrinth aus derselben Masse bestehen, wie das Schattenmonster. Jeder Schritt auf diesem Boden schien mich festhalten zu wollen. Ich sah nichts als Dunkelheit. Kein Licht brach irgendwo hervor und gab mir Raum für Orientierung. Ich lief ständig gegen Wände. Ich konnte nichts sehen und kein Laut drang länger an meine Ohren. Es war als… wäre ich plötzlich blind, taub und stumm. Ich hörte weder meine Atmung, noch meine Stimme, oder meinen Herzschlag. Und… ich verlor gänzlich das Gefühl von Zeit! Es... Avalinn ich hatte solche Angst! Es fühlte sich an, als wäre ich Wochen in diesem Labyrinth gewesen. Ich wusste nicht, wie ich entkommen sollte und … verlor immer mehr den Mut und die Hoffnung. Doch dann… hörte ich plötzlich eine Stimme, die meinte ich solle mein Herz öffnen und die Hoffnung hineinlassen. Und gleichzeitig tauchte der kleine Funkenfreund wieder auf, der mir den Weg aus dem Labyrinth zeigte, als ich beschloss nicht aufzugeben und ihm zu folgen.“ Damit war Rhuna beinahe am Ende ihrer Erzählung angekommen.
„Das Wesen schrie, als ich ihm entkam. Und jetzt begreife ich ein wenig…, dass es mich in mir selbst gefangen hielt. Wie oder ob in meinen Gedanken oder meiner Seele, weiß ich nicht. Aber am Schluss… stand ich in dieser Dunkelheit und sah durch zwei Lichtkreise in diesen Raum und auf dich. Und als ich verstand, dass diese Kreise meine eigenen Augen waren, konnte ich zurückkehren…!“

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 9. Februar 2023, 14:20

Avalinn schloss Rhuna in ihre Umarmung, nachdem jene das Bedürfnis verspürte, sich an dem Leib der Heilerin zu wärmen. Überraschung trat ungesehen auf das hübsche Gesicht, doch sie erwiderte, bis Rhuna Anstalten machte, sich wieder zu lösen. Noch immer stand ihr die Sorge ins Gesicht geschrieben, denn sie ahnte ja nicht, was die Shyánerin alles hatte durchmachen und sehen müssen. Wogegen sie sich hatte erwehren müssen. Doch ihr Zuspruch, ihre Fürsorge und die Erkenntnis, dass Rhuna wahrlich wieder zurück war, lockerte die Anspannung und schaffte es, dass Rhuna sich soweit sammeln konnte, um zu erzählen, was ihr dieser Tag voller Tragik abgerungen hatte. Während Rhuna erzählte, blieb Avalinn ruhig und lauschte abwartend. In ihrem Gesicht spiegelten sich ab und an ihre Gedanken, aber sie unterbrach die andere Elfe nicht einmal. Sie erwiderte ihren nonverbalen Wunsch nach Nähe, sodass ihre Hand weiterhin Kraft und Wärme spendete. Doch Avalinn hielt sich mit Kommentaren zurück. Sie wollte ihre Erinnerungen nicht stören und bewies einmal mehr eine unerschütterliche Ruhe. Rhuna aber wurde mit jedem Wort und jeder Erinnerung aufgewühlter. Das alles noch mal zusammenzufassen und sich erneut in diese nervenaufreibenden Situationen zu begeben, war keine leichte Aufgabe. Gerade, weil sie doch soeben erst wieder zurückgefunden hatte. Aber Rhuna wusste auch, dass jede Information wichtig war. Dass gerade die Heilerin wissen sollte, was vorgefallen war, so sehr sie wusste, dass Yedan dieses Wissen nicht erhalten durfte, um ihn nicht unnötig in Sorge zu versetzen. Gleiche Sorge aber sah Rhuna auch in den Augen der anderen. Die goldenen Sprenkel ruhten auf ihrem Gesicht. Und als Rhuna davon erzählte, dass die Dorfbewohner hingen und sie auch Avalinn dort wiederfand, lächelte sie ihr mutmachend zu.
„Die Dunkelheit wird immer versuchen, das Licht auszumerzen.“, meinte sie sanft und erwiderte den Druck der Finger mit ihrer anderen Hand. „Genau so wie es andersherum ist.“, bemerkte sie weise und lauschte dann weiter. Die Erzählungen über die Hoffnungslosigkeit aber riefen doch anderes Mienenspiel hervor. Avalinn’s Gesicht zierte ein Schatten und ihre Augenbrauen rutschten tiefer. Diese Informationen schienen auch sie zu beunruhigen, doch noch immer störte sie die Worte Rhuna’s nicht. Bis sie geendet hatte. Eine Pause entstand zwischen den Frauen und Avalinn’s Blick glitt von dem Gesicht der Braunhaarigen hinab zu dem Mal auf ihrem Arm. Nachdenklichkeit senkte sich über die Heilerin und sie rutschte auf dem Sofa in eine andere Position, um sich gegen die Lehne zu lehnen.

Dann schüttelte sie langsam den Kopf und erhob sich schweigend. Sie glitt zu einem kleinen Schränkchen und bückte sich. Etwas klapperte, dann richtete sie sich auf, schob mit der Hüfte die Tür wieder zu und hielt zwei Gläser und eine Flasche süßem Honigwein in der Hand. Avalinn reichte Rhuna wortlos ein Glas, entkorkte die Flasche und goss mit sattem Ton die goldene Flüssigkeit ein. Nachdem sie die Flasche verkorkt und weggestellt hatte, hob sie das Glas an und trankt es tatsächlich in einem Zug leer. Sie presste sich den Handrücken auf ihre Lippen und verzog das Gesicht, sodass Rhuna Zeugin einer anderen Nuance von ihr wurde. Offenbar hatte das Gesagte die Heilerin ebenso aufgewühlt, wie Rhuna es war. „Das habe ich gebraucht…“, stieß sie aus und lachte leise, wenn auch nicht ganz so freudvoll, wie man es von ihr gewohnt war. Avalinn besaß wirklich eine Unerschütterlichkeit, doch das was Rhuna an diesem Tag erlebte, war selbst ihr zu viel. „Rhuna. Ich bin wahrlich froh, dass du so stark in deinem Innern bist.“, meinte sie ehrlich und stellte ihr Glas zur Seite. Sie wandte sich ihr wieder zu und schien die richtigen Worte zu suchen. „Ich kann dir nicht die Frage beantworten, was das alles zu bedeuten hatte. Aber …“, sie holte tief Luft und man sah ihr an, dass sie immer noch über das Gehörte nachdachte.
Es war aber auch wirklich viel, was Rhuna an nur diesem Tag hatte erleben müssen. Und so entschied sich die Elfe, mit etwas weniger Kompliziertem zu beginnen: „Du hast Lichtmagie in dir gefunden und sie auf Kayon übertragen. Allerdings reichte es kaum mehr als für einen Funken, doch eben so lange, dass ich ihm nachhaltig helfen konnte. Du hast alles richtig gemacht, Rhuna.“, sie lächelte ihr bestätigend zu. „Allerdings bin ich es nicht gewesen, die einen magischen Lichtzauber gewirkt hat, um die Schatten zu vertreiben. Ich fand dich bereits paralysiert vor. Ich schätze, das war eine Einbildung.“, meinte sie. „Kayon erholt sich derzeit von den Strapazen.“, meinte sie noch. Doch dann nickte sie ihr begütigend zu. „Rhuna – ich glaube nicht, dass du etwas zerstört hast. Sicherlich… Du hast Kayon die Illusion geraubt, aber… manchmal müssen wir die Wunden aufbrechen, damit sie besser verheilen, meinst du nicht? Und wenn er Yedan helfen kann, ein neues Leben zu beginnen, meinst du nicht, dass ihm das Lohn genug sein wird?“, lächelte sie und tätschelte abermals ihren Arm. Ihr Blick fiel auf das Mal, sodass sich Avalinn erneut erhob und zu einer kleinen Nische trat, in der einige Kräuter lagen und hingen. Sie griff gezielt nach einigen von ihnen, bröselte die getrockneten mit den frischen in einen Mörser und begann damit, sie zu zerreiben. Danach füllte sie etwas Wasser an und vermischte alles, bis es eine wohlriechende Paste wurde. Damit kehrte sie zu Rhuna zurück und nickte zum Arm. „Darf ich?“, fragte sie, griff danach und begann dann damit, den Arm genauer anzusehen. Nun kletterte wieder Sorge über ihr Gesicht, doch sie ließ sich nicht aufhalten, sondern schmierte behutsam die lindernde Creme auf die Abdrücke. „Ich kann dir nicht sagen, Rhuna, was das genau gewesen ist. Aber ich… ich habe eine unschöne Ahnung.“, begann sie nun das komplizierte Thema anzuschneiden. „Dieser Abdruck ist ein Zeichen. Es markiert dich in der Tat.“.

Sie beendete ihre Prozedur und umwickelte ihren Arm mit einer sauberen Bandage. Rhuna konnte spüren, dass die Abdrücke nun nicht mehr so brannten, sondern sogar leicht gekühlt wurden. „Ich kenne mich zu wenig damit aus, aber es klingt so als wären deine Erlebnisse durchaus real. Es sind keine Einbildungen und ich fürchte, du wirst mit deiner Vermutung recht behalten, dass Alyisa des Übels Wurzel ist. Allerdings wird sie aus dem Totenreich nicht allein agieren können. Sie muss jemanden in unserer Welt haben, der für sie… Fäden zieht.“, überlegte sie weiter. „Du sagtest, es sah aus, als warteten Yedan und Farun auf sie?“, sie biss sich auf die Lippen. „Ich schätze, Alyisa will zurückkehren aus dem Reich der Toten oder aber wo auch immer sie hingekommen ist. Entweder aus eigenem Antrieb oder aber, weil jemand anderes es unbedingt will und dafür… zu allem bereit ist.“, schloss sie. Ihr Blick ruhte nun wieder ernst und voller Schatten auf Rhuna’s Gesicht. „Hältst du es für denkbar, dass Yedan… nun, dass er versucht seinen Fehler gutzumachen?“, fragte sie vorsichtig, weil ihr offenbar nicht entgangen war, wie wichtig der Sarier der Elfe war. „Ich meine… dieses Wesen, was du beschreibst. Es klingt… es klingt sehr nach einem Haraxwesen. Kennst du den Harax? Es hört sich so an, als würde jemand einen Pakt eingehen, um Alyisa aus dem Reich des Vergessens zu holen und verspräche dafür die Seelen dieses Dorfes und… mehr.“, überlegte sie weiter. Sie war sich selbst nicht sicher, aber doch passte es alles ganz gut zusammen. Ihr Blick fiel nachdenklich auf Rhuna’s nun verbundenen Arm. „Jedes Haraxwesen bedarf einen Wirtskörper, um auf unserer Welt zu wandeln…“, schloss sie weiter und sah Rhuna unheilvoll an. Das war also mit markiert gemeint… Und mit dem Tor, das der Hoffnungslosigkeit Einzug in das Dorf der Waldmenschen gewähren sollte…
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Donnerstag 9. Februar 2023, 20:10

Nachdem Rhuna alles erzählt hatte brach für einen Moment Schweigen aus. Jede der Elfen schien in dieser Zeit mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Avalinn hatte einen Haufen an Informationen zu hören bekommen, den sie nun für sich selbst noch einmal sortieren musste. Doch der Inhalt wog so schwer, dass selbst die stets gefasst wirkende Heilerin plötzlich aufstand und an den Vorrat mit dem Honigwein ging.
Rhunas Gedanken waren zwar wach, doch sie merkte, dass sie sehr erschöpft war. An Schlaf war jedoch nicht zu denken. Zu viele Fragen waren noch offen und ungeklärt. Zu viele Unsicherheiten und Ängste schwebten um sie herum und eine Lösung schien in keiner erreichbaren Entfernung. Außerdem wollte sie auch… ihre anderen Freunde noch sehen. Doch bevor sie dies tun konnte, war es wichtig mit Avalinn zu sprechen, die dieser Situation noch am ehesten gewachsen zu sein schien.
Dankend nahm die Brünette das Glas mit der goldglänzenden Flüssigkeit an und tauchte, wie Avalinn, ihre Lippen in den süßlich-herben Honigwein. Anders als diese schaffte Rhuna es allerdings nicht den Inhalt vollständig zu leeren.
„Das habe ich gebraucht…“, stieß die Lichtmagierin hervor, als sie das geleerte Glas absetzte und leise zu lachen begann. Diese Aussage zauberte Rhuna ein Lächeln auf die Lippen, dass sich beinahe zu einem kleinen Grinsen ausweitete. Es tat gut diese Reaktion zu sehen, denn auch der versierten Heilerin schienen die Vorkommnisse ziemlich heikel und nicht geheuer zu sein.
„Das kannst du wirklich laut sagen…!“, ergänzte sie und nippte noch mal an ihrem Glas, ehe Avalinn sich entschloss nun ihre Gedanken mit der Shyánerelfe zu teilen.
„Rhuna. Ich bin wahrlich froh, dass du so stark in deinem Innern bist.“, begann Avalinn, woraufhin Angesprochene überrascht sachte die Augenbrauen hob. Dieser Auffassung war sie keineswegs – egal wie wagemutig sie sich verhalten hatte, als sie das Schattenwesen herausgefordert hatte. Doch anstatt Einspruch einzulegen ließ sie die andere erst einmal weitersprechen.
„Ich kann dir nicht die Frage beantworten, was das alles zu bedeuten hatte. Aber … du hast Lichtmagie in dir gefunden und sie auf Kayon übertragen. Allerdings reichte es kaum mehr als für einen Funken, doch eben so lange, dass ich ihm nachhaltig helfen konnte. Du hast alles richtig gemacht, Rhuna.“ Avalinns Lächeln fand Erwiderung, als Rhuna sie ansah und weiter zuhörte. Es war nicht so, dass sie nicht auch stolz auf sich war. Es war mehr die unveränderte Tatsache, dass sie es hasste so wehrlos zu sein. Das Schattenmonster hatte mit ihr gespielt wie eine Katze mit der Maus. Und die Elfe wollte dieses Gefühl, wenn möglich, nie wieder ertragen müssen.
„Schon, nur wie du es bereits sagtest: Meine Magie reichte kaum aus, um auch nur irgendetwas zu bewirken. Avalinn das… das will ich nicht mehr. Ich will auch stark sein und etwas bewirken können. Aktiv und bewusst! Ich will die, die ich lieben beschützen können und ebenso mich. Ich muss lernen meine Magien zu kontrollieren! Allerdings … habe ich das Gefühl, dass mir keine Zeit bleibt. Erst traf es Yedan... nun Kayon! Ohne dich wären sie beide gestorben und ich… war stets daran beteiligt, dass es ihnen so schlecht ging.“ Rhuna sprach frei aus, wie sie es derzeit empfand. Bei Avalinn fiel ihr es nicht schwer stets ehrlich zu sein, denn sie sprach ebenfalls stets aus, was sie dachte. Gleichzeitig waren ihre Worte immer auf eine Lösung ausgerichtet. Sie schien stets ihr Bestes zu geben für alle das Beste herauszuholen. Und so war es auch wieder, als sie mit Rhuna ihre Gedanken zu dem Vorfall in Kayons Hütte teilte.
„Kayon erholt sich derzeit von den Strapazen…! Rhuna – ich glaube nicht, dass du etwas zerstört hast. Sicherlich… Du hast Kayon die Illusion geraubt, aber… manchmal müssen wir die Wunden aufbrechen, damit sie besser verheilen, meinst du nicht? Und wenn er Yedan helfen kann, ein neues Leben zu beginnen, meinst du nicht, dass ihm das Lohn genug sein wird?“ Ein sachtes Nicken folgte auf die Frage während sich die Elfe ein wenig zurücklehnte und so ihre leicht selbstschützende Haltung aufgab.
„Ich glaube jedes Elternteil will für sein Kind immer das Beste und stellt sich und das eigene Befinden dafür gerne hinten an. Kayon war da keine Ausnahme. Er liebt Yedan und will, dass er glücklich ist. Auch wenn das bedeutet, dass er ihn das Glück an einem anderen Ort finden lässt…“ So und nicht anders schien es der Bogenbauer zumindest vorgehabt zu haben. Nur hatte sein Sohn keine Zukunft gefunden und war stattdessen in der Vergangenheit stehen geblieben.
Für einen Moment sah Rhuna nachdenklich drein. Kayon hatte so hilflos und verzweifelt gewirkt, als er von Yedans Lebensweise erfahren hatte. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass den beiden ein Wiedersehen vergönnt war, dass sie zumindest ein klein wenig entschädigte.
Abgelenkt von diesen und ähnlichen Gedanken bemerkte Rhuna erst etwas später, dass Avalinn ihren Platz verließ und etwas später mit einer frisch angerührten Paste zurückkehrte.
Auf die Frage, ob sie diese auf die Stelle von Rhunas Markierung auftragen dürfe nickte die Jüngere und hielt ihr bereitwillig ihren Arm entgegen.
„Ich kann dir nicht sagen, Rhuna, was das genau gewesen ist. Aber ich… ich habe eine unschöne Ahnung. Dieser Abdruck ist ein Zeichen. Es markiert dich in der Tat.“, begann Avalinn zu erklären, während ihre warmen Finger sanft die Salbe auf die deutlich sichtbaren Abdrücke rieben. Rhuna verfolgte die Bewegungen mit den Augen, während sie weiter zuhörte.
„Ich kenne mich zu wenig damit aus, aber es klingt so als wären deine Erlebnisse durchaus real. Es sind keine Einbildungen und ich fürchte, du wirst mit deiner Vermutung recht behalten, dass Alyisa des Übels Wurzel ist. Allerdings wird sie aus dem Totenreich nicht allein agieren können. Sie muss jemanden in unserer Welt haben, der für sie… Fäden zieht.“. Avalinns Gedankenspiel kam nicht allzu überraschend. Auch Rhuna war schon der Gedanke gekommen, dass Alyisa von irgendwem oder etwas Unterstützung erhielt. Doch bislang war ihr der Gedanke noch nicht gekommen, dass es vielleicht jemand war, der ganz in ihrer Nähe war.
„Du sagtest, es sah aus, als warteten Yedan und Farun auf sie? Ich schätze, Alyisa will zurückkehren aus dem Reich der Toten oder aber wo auch immer sie hingekommen ist. Entweder aus eigenem Antrieb oder aber, weil jemand anderes es unbedingt will und dafür… zu allem bereit ist. Hältst du es für denkbar, dass Yedan…“ – Bisher hatte die andere Elfe still zugehört und ihre Freundin noch nicht unterbrochen. Doch bevor sie diesen Satz zuende aussprechen konnte, sprach Rhuna bereits ihre Antwort aus.
„Nein!“, sagte sie bestimmt und in ihr Blick verzog sich, als würde sie diese Annahme bedrücken. „Yedan hat damit nichts zu tun! Zumindest nicht bewusst oder beabsichtigt! Er… ich glaube…!“ Ein Seufzen verließ ihre Lippen und sie ließ den Kopf ein wenig hängen, während aus ihren Schultern die Anspannung wich.
„Alyisa… war für Yedan eine unglaublich wichtige Person. Sie war seine erste große Liebe … und… wer weiß? Vielleicht kann er sie bis heute noch nicht loslassen. Aber egal wie es vielleicht aussehen mag, er würde nie etwas tun, was andere in Gefahr brächte. Er weiß, dass er sie aufhalten musste. Dass er… andere dadurch beschützt hat. Und er lebt die ganze Zeit heimatlos und alleine, eben weil er sich dadurch für Alyisas Tod bestraft. Ich glaube wirklich, dass Yedan … weiß, dass es ein Unfall war und sie ihm keine andere Wahl gelassen hat. Es ist ja nicht so, dass er sie töten wollte. Er hat sich selbst schützen müssen…!“ Rhuna konnte nur für sich sprechen, aber ihr Vertrauen in den Halbelfen war extrem groß. Hätten Florencia und Phaun ihm je geholfen, hätte er in seinem Herzen etwas Schlechtes vor, das anderes Leben zerstören würde? Nein … in Rhunas Vorstellung konnte das nicht passen! Noch dazu hatte Yedan sie gebeten auf sich aufzupassen und dass er es nicht ertragen würde, wenn ihr etwas seinetwillen geschehen würde. Würde das jemand sagen, der wusste, dass eine dunkle Macht den Sarius und die Dorfbewohner bedrohte?
Nein…! Doch irgendwer schien diesen Pfad zu bestreiten – da waren sich beide Elfenfrauen sicher.
„Ich meine… dieses Wesen, was du beschreibst. Es klingt… es klingt sehr nach einem Haraxwesen. Kennst du den Harax? Es hört sich so an, als würde jemand einen Pakt eingehen, um Alyisa aus dem Reich des Vergessens zu holen und verspräche dafür die Seelen dieses Dorfes und… mehr.“ Avalinns Vermutung löste einen kurzen Moment der Stille aus. Nachdenklich sah Rhuna vor sich her.
Mir würde gerade… nur einer einfallen, der sich Alyisas Rückkehr so sehr wünschen würde. Aber würde er wirklich … so weit gehen…? Vor ihrem inneren Auge tauchte das Bild von Farun auf. Der versierte und angesehene Naturmagier hatte sich mit Lorna ein neues Leben aufgebaut. Doch wie groß die Sehnsucht nach seiner Tochter war, konnte sie nur erahnen. Würde er, als Vater, vielleicht seine gesamten Überzeugungen aufgeben, um seine Tochter wiederzubekommen? Würde er dem Sarius und den Waldmenschen aktiv schaden?
Eine eindeutige Antwort konnte sich Rhuna nicht geben. Dafür kannte sie Farun nicht lange genug. Es sprach viel dafür… aber auch viel dagegen.
„Jedes Haraxwesen bedarf einen Wirtskörper, um auf unserer Welt zu wandeln…“, endete Avalinn ihre Vermutung über den Ursprung des Schattenwesens. Und Rhuna schien eben als solch ein Wirtskörper auserwählt worden zu sein. Es war eine Erkenntnis, die sie vielleicht schon länger in sich verborgen gehalten hatte, um nicht der schieren Angst zu erliegen.
„Ich kenne nicht viele Geschichten über den Harax, aber ich weiß was er sein soll.“, antwortete Rhuna noch immer etwas nachdenklich und nippte erneut an ihrem Wein, den sie dann schlussendlich mit einem letzten Zug leerte. Dann stellte sie ihr Glas beiseite und rieb sich ratlos durch ihr leicht zerzaustes Haar.
„Alyisas Grab sah wunderschön aus!“, begann sie und hob langsam wieder den Blick auf Avalinns Gesicht. „Und doch bestand es nur aus verdorrten Pflanzen…! Obwohl Farun derjenige war, der das Grab mit seiner Magie schmückte.“ Gedanklich versuchte sie alle Fakten erneut aufzurufen und in eine logische Zusammenfolge zu bringen.
„In Kayons Erinnerung…“, begann sie und lächelte plötzlich ein wenig. „…war es Ajak der Kayon Bescheid gab, dass etwas mit Yedan passiert war.“, erzählte sie mit weichem Blick, obwohl dieser Teil ziemlich belanglos war. Doch irgendwie schien Rhuna diesen kleinen Abstecher zu brauchen, bevor sie erneut ein weitaus schwereres Thema anschnitt.
„Yedan war bereits verurteilt worden als Kayon und Liabell beim Baum ankamen. Sie haben nichts mehr tun können und Yedan… man konnte ihm ansehen, dass er nicht begriff, was passiert war. Er hat sich kaum gerührt und in seinem Blick erkannte man, dass seine Welt völlig zerbrochen war.“ Das Lächeln, das sich noch eben auf ihren Lippen gebildet hatte, wurde immer schmaler und in ihren Ausdruck mischte sich Schmerz.
„Dennoch wollte Kayon natürlich alles wissen und Farun er… seine Worte gehen mir nicht aus dem Kopf. Er meinte Yedan hätte sie heimtückisch und hinterrücks im Streit getötet, weil sie sich anderen Dingen widmen wollte und ihn deswegen abgelehnt hätte. Doch vor ein paar Tagen meinte Yedan im Streit mit Farun noch, dass dieser nicht dabei gewesen wäre. Und Farun meinte etwas in der Richtung, dass er auch nicht dort hätte sein müssen und dass der Sachverhalt unumstößlich sei.“ Die Widersprüche waren für Rhuna immer klarer zu sehen und doch scheute sie sich davor, dem nagenden Verdacht nachzugeben.
„Als ich gestern Abend bei Yedan war, sprachen wir auch noch einmal darüber. Er meint sich an etwas von Alyisas Todestag zu erinnern, was er bisher vergessen hatte. Und zwar, dass er zwei Männerstimmen hörte, nachdem er nach dem Vorfall zu sich kam. Und dass sie etwas in der Richtung sagten wie, dass man das ganze schnellstens aus der Welt räumen musste, keiner etwas mitbekommen durfte und dass Yedan die Schuld auf sich geladen hätte! Und auch wenn Yedan sagt, dass er noch sehr benommen war, glaube ich, dass an seinen Erinnerungen etwas dran ist. Er meint Faruns Stimme eindeutig erkannt zu haben und dass die Zweite eindeutig männlich war.“ Alleine all diese neuen Informationen und Indizien ließen Farun in keinem besonders guten Licht dastehen.
„Yedan warnte mich vor Farun. Und obwohl er ihm keine Skrupellosigkeit unterstellen wollte, meinte er, dass er in Bezug auf seine Tochter unberechenbar sei. Und… ja eigentlich scheint Yedan eine wirklich weise Sichtweise auf die Dinge zu haben!“, ein kleiner Ausdruck des Stolzes schlich sich in ihren Blick. Wie sollte Rhuna auch nach dem gestrigen Gespräch und den Worten des Sariers an seiner Rechtschaffenheit zweifeln?
„Yedan glaubt, dass Farun seit über 20 Jahren mit seinen eigenen Lügen und der Angst lebt, dass er alles und jeden verliert, wenn aufgedeckt werden würde, was er getan hat oder… noch immer tut. Er hat im Dorf eine hohe Stellung und ist ein großer Naturmagier. Und Yedan sagte… Farun wolle sicher kein Niemand sein. Dass er ein Gefangener in sich selbst sei und bereit wäre alles für sein und das Ansehen von Alyisa zu tun. Und auch wenn es Farun abstreitet… er wusste um Alyisas Wandel und ihre Tendenz zu dunkler Magie. Er hat scheinbar sogar versucht sie von diesem Weg abzubringen, doch… er hat es nicht geschafft. Wie auch Yedan es nicht geschafft hat!“ Rhuna sah zu Avalinn und hoffte in ihrem Blick eine Antwort zu finden.
„Avalinn was, wenn Farun in seinem Stolz einen falschen Schritt nach dem nächsten getätigt hat? Was wenn er auch beeinflusst worden ist? Was wenn er… bereit ist alles zu opfern, obwohl er so tief mit dem Wald verwurzelt war? Ich weiß, dass das, was ich in Kayons Erinnerungen gesehen habe eben nur Erinnerungen waren, die auch von der eigenen Wahrnehmung von der Realität abweichen können. Und sonst beruht alles auf Yedans Erinnerungen, denen er sich manches Mal auch nicht ganz sicher ist. Aber … mir fällt niemand anderes ein, der Alyisa so verzweifelt zurückholen wollen würde, wie ihr Vater, der sie innigst geliebt hat. Liebende Eltern… ich glaube sie können alles für ihre Kinder tun!“
Noch immer zögerte Rhuna ein endgültiges Urteil zu fällen. Sie hoffte auf Avalinns Meinung… eine neue Sichtweise oder Perspektive. Und vielleicht auch… auf den Anfang eines Plans.
Für die Shyáner-Elfe war bereits eine Sache klar: Sie musste so schnell es ging versuchen ihre Magie zu finden und zu lernen diese anzuwenden. Sie wollte lernen und von wem, lag im Grunde klar vor ihr: Avalinn. Doch würde die Zeit reichen solch ein Ziel auch noch zu erreichen? Waren sie nicht längst im Strudel von aufeinanderschlagenden Ereignissen gefallen, in denen die Zeit gegen sie lief?

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. Februar 2023, 14:07

Wenn man Freundschaften schloss und bereit war für jene, die man liebte, Fürsorge zu übernehmen, dann war es nur folgerichtig, dass der Wunsch entbrannte, ihnen in jeder Situation helfen zu wollen. Auch bei Rhuna bildete sich das Verlangen, mehr bewirken zu können. Es wurmte sie, dass sie stets nur gerade eben so an einer neuen Katastrophe vorbeischlitterte und alles viel mehr auf Glück beruhte, denn auf Können. Sie wollte stark sein. Stärker werden, wollte mit ihrer Magie mühelos umgehen können, ebenso wie die Elfe vor ihr. „Schon, nur wie du es bereits sagtest: Meine Magie reichte kaum aus, um auch nur irgendetwas zu bewirken. Avalinn das… das will ich nicht mehr. Ich will auch stark sein und etwas bewirken können. Aktiv und bewusst! Ich will die, die ich lieben beschützen können und ebenso mich. Ich muss lernen meine Magien zu kontrollieren! Allerdings … habe ich das Gefühl, dass mir keine Zeit bleibt. Erst traf es Yedan... nun Kayon! Ohne dich wären sie beide gestorben und ich… war stets daran beteiligt, dass es ihnen so schlecht ging.“ nachdenklich traf der goldene Blick die andere Elfe. Dann schüttelte sie jedoch den Kopf und ein nachsichtiges Lächeln umspielte die Lippen von Avalinn. „Rhuna, so etwas lernt man nicht ‚mal eben so‘. Wie alt bist du? 50? 60?“, fragte sie und legte ihre Hand abermals auf die von Rhuna. „Ich bin viermal so alt, wie du und lerne bereits das dreifache an deinen Jahren, meine Magie anzuwenden.“, offenbarte sie und ihr strahlendes Lächeln erreichte sie wie die Sonne, die sie an einem lauen Tag wärmte.
„Geduld. Geduld ist der Schlüssel, Rhuna. Auch wenn ich deine Sorgen verstehen kann, aber du wirst deine Magie nicht von heute auf morgen entwickeln. Zumal… es bei dir ohnehin einem Sonderfall gleicht..“. Avalinn seufzte tonlos und strich sich das lange Haar zurück. „Du wirst es wohl nicht ohne Hilfe schaffen. Ich schätze, dass du unter Umständen sogar die Hilfe der Zyraner in Anspruch nehmen musst. Zwei Magiearten kannst du nicht beherrschen. Und wenn sich nicht die eine in den Vordergrund stellt, damit die andere verkümmert, wirst du keine von ihnen je erlernen.“, sprach sie weiter. Doch dann drückte sie ihre Hand und lächelte aufmunternd. „Aber ein Problem, nach dem nächsten, oder?“, und kehrte zu ihrem eigentlichen Thema zurück. Sie wollte Rhuna ihre Sorgen zugestehen, versuchte auch gleichwohl eine Lösung oder einen Weg zu markieren, doch die Ausführung würde warten müssen. Jetzt hatten sie gerade zusammen erörtert, dass ein Haraxwesen, ein Dämon, danach strebte, mit Hilfe von jemandem aus dem Dorf in diese Welt zu gelangen. Und es hatte Rhuna selbst gewählt, um das zu bewerkstelligen.

Sie sollte sein Gefäß sein und die Hoffnungslosigkeit auf Celcia schüren. Das galt es zu verhindern, ebenso, wie es jeder Natürlichkeit trotzte, eine Tote aus dem Reich des Vergessens zu holen. Rhuna aber zögerte mit ihrer Einschätzung der Lage. Bis auf ihre Meinung bezüglich Yedan. Sie verteidigte ihn vehement und erneut trat ein glitzernder Ausdruck in die Augen der Heilerin. Rhuna offenbarte so einiges mit ihrem Kampfwillen und Avalinn nickte beschwichtigend. „Gut. Yedan scheidet wohl als Möglichkeit aus…“, ließ sie offen ausklingen und Rhuna hakte genau dort ein. Beide Frauen hatten den selben Gedanken, der immer nötiger wurde ausgesprochen zu werden. Doch konnte man einfach so jemanden beschuldigen? Eine solche Entsetzlichkeit anprangern? Rhuna zögerte weiterhin, lenkte aber die Gedanken in die Richtung, dass es lediglich Farun sein konnte, der all diese Taten auf sich nahm, um seine Tochter zurückzuholen. Konnte es denn möglich sein, dass ausgerechnet ein angesehener Naturmagier, der geschworen hatte, all das Leben von Florencia und Phaun zu beschützen, nun alles ins Gegenteil kehrte? Avalinn’s Blick glitt von Rhuna’s Gesicht und sie seufzte leise. „Das sind schwere Gedanken…“, meinte sie leise und verzog kurz das Gesicht. „Wenn dem wirklich so wäre, dass Farun hinter all dem steckt, dann… oh wie gehen wir es an?“, stellte sie die Frage in den Raum, aber nicht direkt an Rhuna. Die Elfe überlegte tatsächlich und erneut hielt es sie nicht auf ihrem Platz. Sie schritt unruhig umher und schien in Gedanken, während Rhuna weitererzählte. „Aber warum sollte Farun über einen so langen Zeitraum warten, bis er sie zurückholt, wenn er es denn schon kann? Ich frage mich, wie er es angefangen hat…“, meinte sie und runzelte die Stirn. Irgendetwas passte noch nicht ganz in das Bild von ihr und Rhuna. Etwas schien zu fehlen. „Als Naturmagier ist er nicht in der Lage, die Toten zurückzuholen. Ich… wüsste nicht wie, kenne mich damit aber auch nicht aus, ehrlich gesagt.“, meinte sie und tippte sich gegen das Kinn.
„Du hast davon gesprochen, dass Yedan zwei Stimmen wahrgenommen hatte. Dieser zweite Mann… Eine Ahnung, wer das sein könnte?“, sinnierte sie und hatte von Rhuna’s Erlebnis in Kayon’s Erinnerung natürlich keine Ahnung. Dort aber war Rhuna noch einem auffälligen Mann begegnet. Ob er derjenige gewesen war? Seine hellblauen Augen, das helle Gesicht und die weißen Haare waren prägnant gewesen. Allerdings hatte er sich der Abstimmung enthalten, oder? Und gesehen hatte sie ihn im Dorf auch noch nicht, das wäre ihr aufgefallen. Es war schon alles verworren und im Grunde blieb Rhuna kaum etwas anderes übrig, als irgendwann das Gespräch mit Farun zu führen. Doch sollte sie das allein tun? Und was, wenn er alles zugab, dessen sie ihn beschuldigte… würde er denn zögern, Rhuna für sein Vorankommen zu opfern? Sollte sie sich nicht besser einen Plan ausdenken, um ihn zu stellen? Würden Kaja, Ajak, Yedan und Avalinn ihr zur Seite stehen oder wollte sie das allein angehen? Avalinn hatte ihr gesagt, dass sie ihre Kräfte nicht so schnell würde erlernen können. Musste sie nun darauf vertrauen, dass sie sie beschützten, wenn sie in Gefahr geriet, so wie die Male zuvor? Die Elfe aber schnippte auf einmal mit ihrem Finger und bedeutete Rhuna kurz zu warten. „Jetzt hab‘ ich das doch glatt vergessen.“, murmelte sie und eilte in einen Bereich der Hütte, die Rhuna nicht einsehen konnte.

Es dauerte nicht lange, da kehrte Avalinn mit einer hübschen Kette zurück. Sie reichte Rhuna die Halskette, sie aus Bernstein gefertigt schien. Doch innerhalb der dunklen, klaren Steine, leuchtete tatsächlich jeweils ein kleiner Punkt. „Ich habe einen Teil meiner Lichtmagie in diese Kette fließen lassen, um für dich eine Art… Talisman herzustellen. Sie wird doch zusätzlich vor der Dunkelheit bewahren, auch wenn ich nicht sagen kann, wie viel sie aushält. Aber es wird dich unterstützen, sodass du nicht Gefahr läufst sofort ohnmächtig zu werden, solltest du korrumpiert werden.“, berichtete sie und reichte Rhuna die Kette gänzlich. Sie war ganz angenehm warm und sobald Rhuna sie anfasste oder umlegte, spürte sie einen schwachen Abglanz von Avalinn’s Wirkung, sobald sie jemanden berührte. Die Kette spendete Mut, Kraft und Wärme. Sie war weder schwer noch besonders klobig und ließ sich gut unter einem Kleid verstecken. „Wie geht es nun weiter?“, stellte Avalinn die Frage in den Raum, die Rhuna ebenfalls beschäftigte. „Willst du Yedan, Ajak und Kaja einweihen? Wäre es sinnvoll, Farun direkt am Grab oder beim Baum, mit unseren Vermutungen zu konfrontieren? Sollte man ihn beobachten? Vielleicht von Ajak, der doch bei ihm in der Lehre steht? Sollte Yedan den Lockvogel spielen? Ganz rauslassen, können wir ihn wohl nicht… Andererseits … wenn wir wirklich glauben, dass er das alles getan hat… wäre wohl jeder, der uns hilft, in Gefahr. Was also tun wir jetzt?“, fragte sie abermals und sah die andere Elfe abwartend an. Nun war wohl die Zeit, sich einen Schlachtplan zu überlegen, um diesem Graus ein für alle Mal ein Ende zu bereiten…irgendwie.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 12. Februar 2023, 01:28

Natürlich war Rhuna klar, dass sie ihre Magie nicht von einem Tag auf den nächsten beherrschen lernen konnte. Über Jahrzehnte hinweg, hatte sich überhaupt nichts magisches in ihr geregt und erst hier und dank Avalinn hatte sie herausgefunden, was bei ihr das Problem bildete. Sie war ein Sonderling in diesem Punkt, denn die Elfe vereinte in sich Licht, wie auch Naturmagie. Doch diese Magieformen rangen um die Vorherrschaft und das schien niemals gut zu enden. Und jeder Magielehrling erfuhr bereits innerhalb der ersten Lehrstunde, dass man nur eine Magie beherrschen konnte.
Das alles war Rhuna klar und doch frustrierte sie es ungemein. Besonders in dieser Situation.
„Rhuna, so etwas lernt man nicht ‚mal eben so‘. Wie alt bist du? 50? 60?“, fragte Avalinn, woraufhin die Brünette seufzend „51 …!“, antwortete. Ihre Sichtweise ihr Alter entsprechend, war vielleicht wie bei manch anderen Jungelfen ein wenig unreif. Besonders nachdem sie Pharus kennengelernt hatte und zu dieser Reise aufgebrochen war, spürte sie eine enorme Unruhe und Hast in sich. Sie hatte so viele Jahre… nichts erreicht. Pharus war sogar jünger gewesen als sie und doch hatte er so viel erlebt und schien zu so viel mehr fähig gewesen zu sein. Für jemanden, der bisher nicht viel Kontakt zu Menschen gehabt hatte, verschwamm die Linie von Rassen, dem Alter und den Fähigkeiten vielleicht ein wenig.
„Ich bin viermal so alt, wie du und lerne bereits das dreifache an deinen Jahren, meine Magie anzuwenden.“, offenbarte Avalinn der Jüngeren und schien sie damit und mit ihrem hellen Lächeln aufmuntern zu wollen. Doch obwohl sich Rhuna natürlich nicht mit Avalinn verglich und sie zugeben musste, die Heilerin für Jünger gehalten zu haben, bildete sich auf ihrem Gesicht trotz allem eine sichtbare kleine Enttäuschung. Ihre Gefühle drängten sie zur Eile. Wie beim Götterpaar sollte sie nur gegen das Haraxwesen ankommen und Yedan und dem Dorf helfen, wenn ihr schlichtweg die Zeit fehlte?
Ihr einziger Lichtblick war die Hoffnung gewesen, dass sie durch Avalinn schnell lernen könnte. Doch dies schien … offenbar nicht möglich zu sein. Zumindest nicht in der kurzen Zeit und in ihrem… Sonderfall. Und auch wenn sie es nicht aussprechen wollte, jagte ihr diese Aussicht, gerade nach den gesammelten Erfahrungen, große Angst ein.
Angst…! Wieso… hatte ich nur das Gefühl, dass sich das Schattenmonster wirklich von mir bedroht gefühlt hat. Im Nachhinein fühlte sie sich töricht, das Wesen damit gereizt zu haben. Ein Seufzen verließ ihre Lippen, das nicht gerade von Mut sprach.
„Geduld. Geduld ist der Schlüssel, Rhuna. Auch wenn ich deine Sorgen verstehen kann, aber du wirst deine Magie nicht von heute auf morgen entwickeln. Zumal… es bei dir ohnehin einem Sonderfall gleicht...“ Der Blick der Jüngeren hob sich und musterte Avalinns makelloses Gesicht. Sie sah der Heilerin an, dass sie nach einer Lösung suchte, doch selbst ein wenig ins Straucheln kam. War sie denn wirklich ein solcher Sonderfall? War sie vielleicht einfach nicht zur Magierin geschaffen? Diese Befürchtung verstärkte nur die Sorgen.
„Ist es wirklich normal, dass ich… so gar nichts kann?“, fragte sie und versuchte sich ihre Niedergeschlagenheit nicht allzu stark ansehen zu lassen. Wie sollte sie den Mut nicht verlieren und doch weitermachen, wo es so aussah, als würde sie einfach nicht die richtige Person sein, die all diesen Herausforderungen gewachsen war? Alyisa beherrschte, so viel sie wussten, schon vor 20 Jahren Schattenmagie und dann auch noch Nekromantie. Wie hatte sie das geschafft?
„Du wirst es wohl nicht ohne Hilfe schaffen. Ich schätze, dass du unter Umständen sogar die Hilfe der Zyraner in Anspruch nehmen musst. Zwei Magiearten kannst du nicht beherrschen. Und wenn sich nicht die eine in den Vordergrund stellt, damit die andere verkümmert, wirst du keine von ihnen je erlernen.“ Die Aussichten wurden nicht besser und Rhuna vertraute Avalinns Einschätzung, so schlecht diese auch für sie selbst aussahen. Innerlich aufgewühlt hielt sie es nicht mehr aus und schob sich von ihrem Lager, so dass sie nun neben der Heilerin saß, die ihre Hand ergriff und sanft drückte.
„Aber ein Problem, nach dem nächsten, oder?“ Rhuna blieb ihr die Antwort auf diese Frage schuldig. Sie sah vor sich auf den Holzboden, doch ihre Gedanken tastete die Landkarte Celcias ab. Zyranus war nicht allzu weit weg und könnte sogar mit ihrem Ziel nach Santros kombiniert werden. Doch gerade fiel es der Elfe schwer überhaupt einen weise gewählten Weg vor sich zu erkennen. Ihre Ziele und Vorhaben verwirrten und verknoteten sich wie im Wind tanzende Schnüre. Ihr Versprechen, das sie Pharus gegeben hatte rückte immer weiter nach hinten, was Rhuna durchaus belastete. Bjorg zu finden und ihm den Brief zu geben war der Grund gewesen loszuziehen. Zeitgleich gab es noch den Grund mehr über die Bedrohung der Dunkelelfen zu erfahren. Doch nun hatte ihr Weg eine völlig andere Bedrohung gekreuzt, an der sie nicht vorbeisehen konnte. Nur war die Shyáner-Elfe überhaupt in der Lage etwas auszurichten? Sie konnte keine Magie anwenden und beherrschte keinerlei Umgang mit irgendeiner Waffe. Selbst ihre Fähigkeiten als Heilerin, auf die sie in ihrer Heimat noch irgendwo stolz gewesen war, erschienen ihr mittlerweile nicht mehr als banale Grundlagen. Unterm Strich konnte sie weder angreifen noch verteidigen… noch großartig heilen oder helfen.
Deutlich zeitverzögert brachte Rhuna ein Nicken zustande, das man als Antwort auf Avalinns Frage verstehen könnte. In ihrem Inneren sah es gerade düster aus, doch wusste sie gleichzeitig, dass es nichts brachte sich damit nun aufzuhalten. Wie die eldorische Elfe richtig angemerkt hatte, gab es noch andere Probleme, die sich nicht hintereinander anstellen und abarbeiten lassen würden. Und so begannen die beiden Elfenfrauen über den möglichen Beschwörer des Haraxwesens zu spekulieren. Und der offensichtlichste Verdächtige drängte sich beiden schnell ins Gedächtnis. Einen möglichen Verdacht über Yedan ließ Rhuna kaum zu. Wenigstens in diesem Punkt, was den Halbelfen anging …besaß sie noch großes Vertrauen.
„Gut. Yedan scheidet wohl als Möglichkeit aus…“, gestand Avalinn zu und auch bei ihrer Suche schieden immer mehr Verdächtige aus. So dass Farun immer mehr ins Licht rückte.
Doch keine der beiden schien ihn mit reinem Gewissen anschuldigen zu können und Zweifel nagten weiter an den Indizien. Würde Farun wirklich alles und jeden … bereitwillig opfern?
„Das sind schwere Gedanken…“, meinte Avalinn leise, woraufhin Rhuna nur zustimmend nicken konnte. Der Magier war ihr erst seit kurzem bekannt, doch gerade anfänglich hatte sie ihn nicht als jemanden kennengelernt, der etwas solch diabolisches planen könnte.
„Wenn dem wirklich so wäre, dass Farun hinter all dem steckt, dann… oh wie gehen wir es an?“ Selbst die sonst so ruhige Avalinn hielt es nicht mehr auf ihrem Platz aus und begann unruhig im Raum auf und ab zu gehen. Rhuna stand nur kurz auf, um ihre Gläser mit Wasser zu befüllen, obwohl ihnen beiden vielleicht etwas stärkeres noch lieber gewesen wäre. Doch zumindest das Leichtgewicht Rhuna konnte nicht riskieren ihre Gedanken durch noch mehr Alkohol zu beschweren. Zurück an ihrem Platz nippte sie von ihrem Wasser, ehe sie das Glas wieder abstellte.
„Aber warum sollte Farun über einen so langen Zeitraum warten, bis er sie zurückholt, wenn er es denn schon kann? Ich frage mich, wie er es angefangen hat. Als Naturmagier ist er nicht in der Lage, die Toten zurückzuholen. Ich… wüsste nicht wie, kenne mich damit aber auch nicht aus, ehrlich gesagt.“, meinte die Heilerin und auch Rhuna wüsste nicht, wie er dies hätte bewerkstelligen können.
„Naturmagie reagiert negativ auf Nekromantie. Das widerspricht sich also. Und er setzt zweifellos Naturmagie unverändert ein. Er war es auch, der Yedan mit Hilfe seiner Magie ins Dorf gebracht hat, als er so schwer verletzt war. Die Blumen am Grab können also… eigentlich nicht sein Werk sein! Doch müsste er, als einer der größten Naturmagier im Dorf nicht spüren und darauf reagieren, wenn eine solch zerstörerische Kraft die Natur des Waldes angreift? Noch dazu einen Platz fokussiert, wie das Grab seiner Tochter und die darauf wachsenden Blumen verdorrt?“ Auch dies waren alles Fragen, die Rhuna in den Raum warf und nur sekundär an die Avalinn stellte. Sie beide versuchten einfach einen Zusammenhang zu erkennen und der Lösung des Rätsels ein wenig näher zu kommen.
„Du hast davon gesprochen, dass Yedan zwei Stimmen wahrgenommen hatte. Dieser zweite Mann… Eine Ahnung, wer das sein könnte?“, fragte Avalinn plötzli ch und zog Rhunas Blick kurzzeitig wieder auf sich. Diese runzelte leicht die Augenbrauen, als ihr der auffällige Mann in Kayons Erinnerungen wieder einfiel. Doch gab es bislang keinen Anhaltspunkt darauf, dass er überhaupt etwas mit alldem zu tun hatte. Er war nur bei der Verhandlung anwesend gewesen.
„In Kayons Erinnerung sah ich neben Lorna einen Mann stehen, der mir rein optisch irgendwie ins Auge sprang und in Erinnerung blieb. Er war, soweit ich das erkennen konnte, ein Mensch mit bleicher Haut, weißen Haaren und stechenden, hellblauen Augen. Hast du so jemanden im Dorf vielleicht schon mal gesehen? Ich weiß nicht viel mehr über ihn. Nicht einmal, ob er eine Rolle bei der Abstimmung gespielt hat, da Kayon diese selbst auch nie miterlebt hat.“, erklärte die Brünette und rieb sich nachdenklich durch die Haare. Die gesammelten Puzzelteile lagen verstreut vor ihnen, doch wollte sich noch kaum ein Teil zusammensetzen lassen. Sollte man Farun damit konfrontieren? Diese Möglichkeit zog Rhuna derzeit noch nicht wirklich in Betracht. Wenn der Magier wirklich seine Finger mit im Spiel hatte, rief man ihn dadurch doch nur noch mehr auf den Plan, oder?
Bevor sie solche Gedanken weiterflechten konnte, lenkte ihre Freundin sie plötzlich ab, indem sie in die Finger schnippste und ihr plötzlich bedeutete kurz zu warten.
„Jetzt hab‘ ich das doch glatt vergessen.“, murmelte Avalinn und verschwand kurzzeitig aus Rhunas Sichtbereich. Nach kurzer Zeit kehrte sie aber schon zurück und hielt der anderen Elfe eine Kette entgegen. Fragend sah Rhuna von der Kette zu Abalinn, ehe sie die Hände ausstreckte und diese entgegennahm. Aus warmen Farben bestehend, schmiegten sich die goldgelben Bernsteine an ihre Handflächen. Im Innern der Steine konnten ihre Augen warme kleine Lichtpunkte ausfindig machen, die das Schimmern der Steine zusätzlich noch zum Strahlen brachten.
Sie ist wunderschön…!, dachte die beschenkte Elfe, als Avalinn ihr auch gleich eine Erklärung für das Geschenk gab.
„Ich habe einen Teil meiner Lichtmagie in diese Kette fließen lassen, um für dich eine Art… Talisman herzustellen. Sie wird dich zusätzlich vor der Dunkelheit bewahren, auch wenn ich nicht sagen kann, wie viel sie aushält. Aber es wird dich unterstützen, sodass du nicht Gefahr läufst sofort ohnmächtig zu werden, solltest du korrumpiert werden.“, erklärte sie und brachte damit ein dankbares Lächeln auf das Antlitz der Jüngeren zurück.
„Danke Avalinn…!“, sagte sie gerührt von der Sorge und der Mühe, die sich ihre Freundin gemacht hatte, um für sie diese Kette herzustellen. Momentan nach all dem, was sie durchgemacht hatte und dem Gefühl der Machtlosigkeit, die sie nicht in dem Tempo verändern konnte, das sie sich von Herzen wünschen würde, spendete ein solches Geschenk … ja alleine die Geste ihr neuen Mut. Die Wärme, die die Steine ausstrahlten gaben der Elfe das Gefühl, dass Avalinn immer an ihrer Seite war. Und das war ein trostspendender Gedanke, wo sie doch nicht einmal wusste, ob sie nicht erneut in sich selbst gefangen werden konnte!
Ohne Umschweife legte Rhuna die Kette an und strich noch einmal sanft und ein wenig ehrfürchtig über die Steine. Die Wärme, die von ihnen ausging war angenehm und hatte eine beruhigende Wirkung.
„Ich freue mich wirklich…!“, sagte sie, ehe Avalinn das Thema wieder auf die Entschlussfindung lenkte. Zu einem Ergebnis mussten sie einfach kommen, alleine um sich orientieren zu können.
„Wie geht es nun weiter? Willst du Yedan, Ajak und Kaja einweihen? Wäre es sinnvoll, Farun direkt am Grab oder beim Baum, mit unseren Vermutungen zu konfrontieren? Sollte man ihn beobachten? Vielleicht von Ajak, der doch bei ihm in der Lehre steht? Sollte Yedan den Lockvogel spielen? Ganz rauslassen, können wir ihn wohl nicht… Andererseits … wenn wir wirklich glauben, dass er das alles getan hat… wäre wohl jeder, der uns hilft, in Gefahr. Was also tun wir jetzt?“ Abwartend ruhte der Blick der Heilerin auf Rhuna, die einmal etwas tiefer durchatmete.
„Ich weiß es nicht genau. Allerdings … glaube ich, dass es besser wäre sie in alles einzuweihen. Wenn das Schattenwesen mir tatsächlich seine Vorstellung von der Zukunft gezeigt hat, betrifft die nahende Bedrohung jeden einzelnen von uns. Es betrifft im Grunde das ganze Dorf nur … ich befürchte niemand würde uns groß Glauben schenken, wenn Farun unser Gegner ist.“, meinte die Elfe noch immer etwas nachdenklich. Die Idee Ajak Farun beobachten zu lassen war nicht schlecht, doch gleichzeitig beunruhigte sie dieser Gedanke auch. Was, wenn Ajak dabei etwas passierte? Und Yedan…? Auch er sollte unversehrt sein. Doch keinen von ihnen konnte sie wirklich schützen. Auch nicht, wenn sie ihnen Details verschwieg und sie versuchte herauszuhalten.
„Wäre es nicht besser ihnen alles zu erzählen und sie mitentscheiden zu lassen? Ich meine… wer bin ich, dass ich über ihre Köpfe hinweg entscheide, was für sie gut ist? Ich kann sie nicht einmal beschützen…! Und ich denke, dass wir jede Hilfe brauchen, die wir bekommen können! Wenn es schlecht läuft werden sowieso alle mit hineingezogen. Oder was denkst du…?“ Noch immer war ihr Avalinns Meinung enorm wichtig. Gerade wo sich ihre Meinung dahingehend geändert hatte, dass sie Yedan möglichst außen vorlassen wollte. Doch vielleicht war… eben dieses Denken falsch gewesen. Yedan betraf dies alles mehr als manch andere Dorfbewohner. Und sie konnte ihn mit ihren momentanen Fähigkeiten und Kräften kaum schützen. Schon gar nicht wenn sie versagte und er nichtsahnend vom Elend getroffen wurde.
Ihr Blick wanderte aus dem Fenster und erkannte die Dunkelheit der eingebrochenen Nacht. Der Tag war wirklich völlig anders verlaufen, als sie es sich vorgestellt oder erhofft hatte. Hatte Yedan erwartet, dass sie kam? Oder wartete er sogar noch? Der Gedanke trieb ihr einen sorgenvollen Ausdruck aufs Gesicht. Aber er lag nicht nur bei Yedan. Er wanderte zu Kaja und Ajak, die einen großen Schreck bekommen hatten, als sie Rhuna so leblos in sich gekehrt mit aufgefundnen hatten. Und was war mit Kayon? War er wieder stabil? War er zurück in seinem Haus? War er alleine?
Rhuna biss sich bei den Gedanken an ihre Freunde auf die Unterlippe. Sie wollte keinem von ihnen länger Sorgen bereiten.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Montag 13. Februar 2023, 21:07

Das Timing war einfach nicht das Beste. Doch wann im Leben, passte alles endlich mal haargenau zusammen? Rhuna hatte in die Welt ausziehen und lernen wollen. Sie hatte sich vorgenommen, ihre Augenbinde abzunehmen, um endlich wahrhaftig sehen zu können. Das Ausmaß ihres Wunsches aber war verheerend. Und sie hatte nicht mal ansatzweise genug Zeit gehabt, sich über ihre Fähigkeiten, ihre Meinung und ihren Standpunkt klarzuwerden. Sie trudelte von Unglück zu Unglück und musste strampelnd gegen die Übermacht an Situationen ankämpfen, die ihr alles abverlangten. Dennoch hielt sie sich äußerst wacker. So unbedeutend und nichtig war ihr Können nicht, auch wenn sie selbst das so sah. Avalinn, Yedan, Ajak und auch Kaja erkannten in ihr weitaus mehr und es reichte ihnen, um sie in ihrer Mitte als ebenbürtig willkommen zu heißen. Rhuna war hier angekommen, vor ein paar Tagen und gehörte dazu. Sie war nicht niemand, sie war kein Taugenichts. Und auch wenn ihr alles immer nur wie Glück vorkam, war sie es doch, die in den maßgeblichen Augenblicken richtig entschied und das Glück anderen zuteilwerden ließ.
Kayon hätte vielleicht sowieso einen Herzinfarkt erlitten. Es war nicht zwangsläufig das Erlebnis in seinen Erinnerungen, das es heraufbeschworen hatte. Aber so war sie zur Stelle und hatte es aufhalten können. Wer hätte ihn besucht, wenn sie nicht gewesen wäre? Er wäre allein gestorben in seiner Hütte. Und hätte nie die Wahrheit erfahren. Yedan hätte nie wieder einen Fuß in das Dorf seiner Heimat gesetzt, wenn sie nicht gewesen wäre. Und die Aussicht, es je wieder als freier, rehabilitierter Mann tun zu dürfen, gäbe es auch nicht ohne sie. Rhuna hinterließ Abdrücke in den ausgetretenen Pfaden vieler und wo sie nur Hilflosigkeit und vertrocknete Fähigkeiten erblickte, sahen andere die Chance, ihr Schicksal zu ändern. Ihre eigene Zeit würde kommen. Am Ende wartete Lohn, davon konnte man ausgehen. Ob Rhuna das alles jedoch unbeschadet überstand, war ein anderer Schicksalsweg. Wichtig jedoch war der Elfe nur, dass es den anderen gut ging. Dass sie unbeschadet aus diesem Weg hervortraten. An sich dachte die Elfe dabei nicht, obwohl gerade sie offenbar am Gefährdetsten war. Rhuna trug Male des Bösen an sich, Rhuna verlor das Bewusstsein, wenn die Macht zu groß wurde und Rhuna sollte als eine Art Portal dienen, damit der Harax seinen Wirkungsbereich erweiterte. Sie leistete ihren Beitrag, auch wenn sie es kaum zu erkennen wusste. Avalinn aber erkannte es und sie machte sich Sorgen um sie.

Deshalb hatte sie sich auch an einem Talisman versucht, der der anderen etwas mehr Sicherheit spenden sollte. Zumindest aber schaffte die Kette eine Verbindung zu der Heilerin und ihrer wärmenden Magie. Rhuna hatte das Licht in sich und nun auch äußerlich dabei. Die Kette lag federleicht auf ihrer Haut, nachdem sie sie umgelegt hatte. Die Rührung, die Rhuna empfand, bescherte Avalinn ein Lächeln. Sie nickte ihr stumm zu und vermittelte damit, dass sie es von Herzen gern getan hatte. Dann aber kehrten sie wieder zu ihren Überlegungen zurück. Sie brauchten einen Plan und Rhuna brachte interessante Aspekte auf den Plan: „Naturmagie reagiert negativ auf Nekromantie. Das widerspricht sich also. Und er setzt zweifellos Naturmagie unverändert ein. Er war es auch, der Yedan mit Hilfe seiner Magie ins Dorf gebracht hat, als er so schwer verletzt war. Die Blumen am Grab können also… eigentlich nicht sein Werk sein! Doch müsste er, als einer der größten Naturmagier im Dorf nicht spüren und darauf reagieren, wenn eine solch zerstörerische Kraft die Natur des Waldes angreift? Noch dazu einen Platz fokussiert, wie das Grab seiner Tochter und die darauf wachsenden Blumen verdorrt?“ Die Heilerin verzog ein wenig das Gesicht und seufzte. „Farun würde nicht Nekromantie wirken können.“, bestätigte sie schnörkellos und schob den Vater damit wieder ein Stück aus dem Kreis der Verdächtigen. „Ob er es spürt… vielleicht. Nicht immer spürte man die Gegenmagie, aber wenn jemand wirklich versucht, hier eine Tote wiederzuerwecken, dann wäre das gewiss stark genug, um es zu fühlen. Und er muss das Grab seiner Tochter und das seiner Frau verzaubert haben. Wer sonst, würde sich darum kümmern… Ihm muss also bewusst sein, dass etwas verkehrt läuft…“, sinnierte sie und setzte sich auf einen Stuhl, Rhuna gegenüber. Was sollten sie nun tun? Wie ging es weiter? „Ich weiß es nicht genau. Allerdings … glaube ich, dass es besser wäre sie in alles einzuweihen. Wenn das Schattenwesen mir tatsächlich seine Vorstellung von der Zukunft gezeigt hat, betrifft die nahende Bedrohung jeden einzelnen von uns. Es betrifft im Grunde das ganze Dorf nur … ich befürchte niemand würde uns groß Glauben schenken, wenn Farun unser Gegner ist. Wäre es nicht besser ihnen alles zu erzählen und sie mitentscheiden zu lassen? Ich meine… wer bin ich, dass ich über ihre Köpfe hinweg entscheide, was für sie gut ist? Ich kann sie nicht einmal beschützen…! Und ich denke, dass wir jede Hilfe brauchen, die wir bekommen können! Wenn es schlecht läuft werden sowieso alle mit hineingezogen. Oder was denkst du…?“, überlegte Rhuna offen und Avalinn seufzte erneut.

Auch die Heilerin musste überlegen, denn leicht war das alles nicht. Leichtfertig ging keiner damit um, das stand wohl fest. Aber sie brauchten nun einen Plan. „Ich denke auch, dass wir sie einbeziehen. Wenn jeder die Fakten kennt, kann sich jeder auch darauf einlassen und dagegen wappnen. Ich glaube, dass keiner von ihnen sich gegen uns stellen würde. Aber es bleibt die Frage, wie wir weitermachen. Yedan, Ajak und Kaja werden einen Plan hören wollen. Sie werden fragen, was zu tun wäre. Vielleicht weihst du sie alle ein und ich versuche etwas über diesen ominösen Mann herauszufinden? Ich selbst kenne ihn nicht. Ich war nicht mal hier, als das passierte vor 20 Jahren. Aber vielleicht finde ich jemanden, der es wissen könnte.“, sie lächelte leicht. „Das Alter hat auch seine Vorteile. Die Menschen werden betagter und reden gerne – ich habe da jemanden im Kopf, der mir vielleicht etwas erzählen könnte. Du aber weihst die Geschwister und Yedan ein, damit alle wissen, wo wir stehen. Oder sollte ich Ajak und Kaja informieren? Wie du sagst, wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können. Danach treffen wir uns wieder hier und tragen unsere Informationen erneut zusammen.“, sie nickte ihr zu. Es war beschlossen. „Ich werde die alte Greda noch mal aufsuchen und in Erfahrung bringen, was sie über den Hellhaarigen weiß!“, zwinkerte sie.
Sie war sich offenbar sicher, trotz der späten Stunde. „Vielleicht bleibst du heute Nacht bei Yedan? Ein wenig Abstand könnte dir guttun und mir ist wohler, dich ein wenig abseits von allem zu wissen. Morgen früh reden wir dann.“ Sie gab ihr tatsächlich zwei Decken mit, damit sie sich ein wenig im Wald erholen könnte. Es blieb aber weiterhin Rhuna’s Entscheidung, ob sie dort bleiben oder mit den Geschwistern zurückkehren wollte. Ohnehin konnte Rhuna nun selbst entscheiden, ob sie die Geschwister aufsuchen und alles erzählen wollte, ob sie sie mit zu Yedan nahm oder ob Avalinn Ajak und Kaja übernahm und Rhuna gleich zu Yedan ging, um mit ihm allein zu sprechen. Wie auch immer sie sich nun entschied – ihr Weg würde beim Sarier am Lagerfeuer enden.


Du darfst dir nun den weiteren Weg (ob zu den Geschwistern in ihrer Hütte oder gleich zu Yedan) aussuchen und beschreiben.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Dienstag 14. Februar 2023, 17:37

Obwohl es einige Hinweise gab, kamen sie schlussendlich doch zu keinem eindeutigen Ergebnis. Farun würde ein Verdächtiger bleiben, doch auch nicht mehr. Denn je mehr sie herausfanden und je länger sie darüber sprachen, schien immer klarer zu werden, dass er nicht alleine handeln konnte. Gab es noch jemanden, der in die ganze Sache verwickelt war? Tiefer als sie ahnten und … war es vielleicht jemand, dem sie noch gar nicht begegnet waren? Der sich im Hintergrund hielt und dort die Strippen zog?
Vielleicht… ist Farun auch nicht mehr als ein Opfer, dessen Schmerz ausgenutzt wird… Der Gedanke war in Rhunas Augen nicht allzu weit hergeholt. Sie selbst erfuhr gerade zum ersten Mal, was es bedeutete sich zu verlieben. Und alleine diese anfänglichen Gefühle wirkten manches Mal bereits überwältigend und sehr chaotisch. Man wollte alles dafür tun, dass es dem anderen gut ging und begann sogar in manchen Punkten sich selbst zu vergessen oder hintenanzustellen. Im Fall der Elfe war es so, dass sie bereit war sich selbst für ihn und sein Wohl in Gefahr zu begeben. Zwar kämpfte sie nicht länger nur für Yedan, doch ihre Gefühle für ihn hatten den Anstoß gegeben. Sie war durch ihn hierhergekommen, hatte neue Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen, die sie ebenfalls beschützen und glücklich wissen wollte. Wie auch den Wald, mit dem jeder ihrer neuen Freunde tief verwurzelt zu sein schien.
Was war Rhuna für diesen Schutz bereit zu tun? Für die zu tun, die sie liebte? Diese Frage stellte sich der Brünetten, wenn sie über Faruns Situation nachgrübelte. Könnte sie sich frei sprechen von moralisch verwerflichen Versuchen, die sie wagen würde, um ihre Erfolgschancen zu erhöhen? Hatte sie nicht selbst gedroht in den Harax zu klettern, um Yedan zurückzuholen, wäre er wirklich gestorben?!
Gedanklich erschöpft schloss sie die Augen und rieb über ihre rechte Schläfe. Es fiel ihr schwer herauszufinden, was sie wohl am besten als nächstes machen sollten. Von daher erschien es ihr gar nicht schlecht, wenn Avalinn und sie die anderen einweihten und dadurch vielleicht noch ein größeres Repertoire an Ideen und Möglichkeiten sammeln konnten.
„Ich gehe erst zu Ajak und Kaja…! Aber könntest du...bitte weiter nach Kayon sehen?“, fragte Rhuna mit sorgenvoller Miene bezüglich Yedans Vater. Sie wollte ihn ebenfalls so schnell es ging wieder aufzusuchen - am liebsten in Begleitung des Halbelfen, doch momentan konnte sie nur eine Sache nach der anderen erledigen.
So erhob sie sich von ihrem Platz neben der Heilerin. Zwar waren sie noch immer zu keinem Ergebnis gekommen, doch sie waren einen Schritt weiter. Und wenn alle auf dem aktuellen Stand waren, konnten sie zusammen überlegen und handeln.
„Ich … möchte nicht, dass sie sich alle noch länger sorgen.“, erklärte sie ihre Wahl und sah zur geöffneten Haustüre, durch die eine sanfte Brise hineinwehte. So sehr es sie auch zu Yedan zog – gerade hatten die Geschwister Priorität. Denn das Wissen, um Ajaks Sorge, der sich laut Avalinn kaum von ihr entfernt hatte, drückte auf ihr Herz und Gewissen. Der blonde Jäger hatte ihr noch am vergangenen Abend seine Liebe gestanden und sie gebeten sich beschützen zu lassen. Und nur ein paar Stunden später hatte er sie, nicht mehr ansprechbar und reaktionslos, wie eine Puppe in Kayons Hütte vorgefunden. Es war egal, ob Rhuna glaubte, dass seine Gefühle übereilt und aus oberflächlicheren Gründen entstanden waren – es waren Ajaks Gefühle und gerade in diesem Moment konnte es gut sein, dass er vor Sorgen keinen Schlaf finden konnte.
„Ich werde die alte Greda noch mal aufsuchen und in Erfahrung bringen, was sie über den Hellhaarigen weiß!“, erklärte nun auch Avalinn ihr Vorhaben, ehe sie ihr noch einen anderen Vorschlag unterbreitete und ihr dafür zwei warme Decken in die Arme gab. „Vielleicht bleibst du heute Nacht bei Yedan? Ein wenig Abstand könnte dir guttun und mir ist wohler, dich ein wenig abseits von allem zu wissen. Morgen früh reden wir dann.“
Etwas überrascht sah Rhuna auf die Decken in ihren Armen. Doch der Vorschlag klang… wie Musik in ihren Ohren. Etwas Abstand bekommen und sich bei Yedan ausruhen zu können... die Vorstellung ließ sie gedanklich aufatmen. Obwohl sie sich nicht sicher sein konnte, wie gemütlich es tatsächlich werden würde, wenn sie Yedan erst alles erzählt hatte.
Bevor Avalinn und Rhuna sich trennten, fragte die Jüngere der beiden dann aber doch noch nach einer Kleinigkeit zu essen, da sich zumindest ihr Magen bemerkbar gemacht hatte. Mehr als den Tee bei Kayon hatte sie an dem Tag aufgrund der Umstände noch nicht zu sich genommen. Die Kürbissuppe wärmte daher nicht nur ihren Magen, sondern auch ihre Seele.

Als sie sich voneinander verabschiedeten lächelte Rhuna ihre –in vielerlei Hinsicht - Retterin, noch einmal dankbar an.
„Danke Avalinn! Ich gehe von den beiden dann zu Yedan und bleibe die Nacht bei ihm. Aber könntest du morgen zur alten Greda nicht Kaja oder Ajak mitnehmen? Ich habe das Gefühl, dass wir nicht alleine agieren sollten, wenn es möglich ist. Wir wissen nicht wer hinter all dem steckt und wenn wir demjenigen zu nahekommen, könnte es gefährlich werden.“, sagte sie und verließ, die Decken an sich drückend die hübsche Hütte der Heilerin.
Draußen war es bereits dunkel und nach ein paar Schritten merkte die Elfe, dass ihr gerade die Dunkelheit nervlich doch zu schaffen machte. Obwohl das Dorf in keiner Finsternis lag, da verstreut immer wieder eine Lichtquelle die Umgebung sanft erhellte, hatte Rhuna das Gefühl aus den dunklen Ecken die Schatten kriechen zu sehen.
Jetzt stell dich nicht so an!, schalt sie sich zwar in Gedanken, als ihr Herzschlag sich erhöhte und sie merkte, wie ihr bei einer der kühlen Brisen eine Gänsehaut die Haut entlangstrich, doch wirklich beruhigen konnte sie sich nicht. Die Bäume raschelten und rauschten im Wind und als ihr Blick vom Plateau zum toten Baum schweifte, der vom Mondlicht in Szene gesetzt wurde, machte sie beinahe einen Sprung und rannte zur Leiter, die auf die nächste Ebene und zu Ajaks und Kajas Heim führen würde.
Oben angekommen hämmerte ihr Herz gegen ihre Brust und das Gefühl der kriechenden Angst erschreckte sie zusätzlich. Hatte sie das Erlebnis doch bereits so stark geprägt?
Im Unterbewusstsein nahm die Elfe eine vertraute Wärme wahr und ihre Finger berührten die warmschmeichelnde Oberfläche der Bernsteine, die sich an ihren Hals schmiegten. Und als wäre Avalinn plötzlich neben ihr aufgetaucht und hätte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt, merkte Rhuna erleichtert, dass sie sich ein wenig beruhigte. Wie man es auch drehte und wendete – Avalinn war für sie wie ein Geschenk von Florencia und sie wüsste nicht, was sie alle ohne die Heilerin täten.
Die letzten Meter zum Haus der Geschwister fielen ihr dennoch nicht ganz so einfach. Rhuna wusste nicht, wie die beiden reagieren würden – erst recht nicht, wenn sie ihnen alles erlebte auch noch einmal erzählte. Alleine die Erinnerungen wieder - und danach noch einmal wach rufen zu müssen, obwohl sie sie am liebsten in die hinterste Ecke ihres Gedächtnisses verdrängen wollte, bescherte ihr ein nicht allzu gutes Gefühl. Doch umgehen konnte sie dieses Problem nicht. Nicht, wenn sie ihre Freunde schützen wollte. Und das … auch vor sich selbst. Denn auch wenn Avalinn und sie noch nicht darüber gesprochen hatten, war der Gedanke naheliegend, dass sie als Wirt eines Haraxwesens – sollte der schlimmste Fall eintreffen – eine große Bedrohung für all ihre Lieben und das ganze Dorf darstellen könnte.
Doch so weit ist es noch nicht…, dachte Rhuna tapfer und klopfte, anfangs etwas verhalten an die Türe der Geschwister.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. Februar 2023, 14:37

Viele Fragen blieben offen und Rhuna, sowie Avalinn kamen für heute an ihre Grenzen. Der Tag war wirklich lang gewesen und die Elfe aus Shyána Nelle brauchte ein wenig Erholung. Auch wenn die Fragen unter den Nägeln brannten, würden sie heute vermutlich keine klärenden Antworten mehr finden können. Die beiden Frauen hatten die ganzen bisherigen Informationen gut zusammentragen und ordnen können und waren, zumindest gedanklich, ein Stück weiter. Jetzt aber sollten sie das, was sie erfahren und erörtert hatten, sacken lassen, um Raum für neue Ideen und Pläne zu schaffen. Zudem gab es noch etwas anderes, was Rhuna unter die Haut ging: Ajak und Kaja hatten ihren Zustand gesehen und sich fürchterliche Sorgen gemacht. Sie konnte und wollte sie nicht länger im Unklaren lassen, weshalb es für sie auch nur folgerichtig war, dass sie selbst zu den Geschwistern ging, um sie über alles aufzuklären. Avalinn nickte lächelnd auf Rhuna’s Einwand, nicht allein zu gehen, hin und winkte dann aber ab. „Nur keine Sorge, Rhuna. Greda ist eine alte Dame und lebt schon ihr ganzes Leben hier. Ich versorge sie ab und an mit Schmerzlinderung und beschere ihr einige wohltuende Wickel, weil sie schlimme Beine hat. Dafür redet sie aber gern und ich bin dort sicher.“, versicherte sie glaubhaft. Also trennten sich ihre Wege, sodass Avalinn tatsächlich noch an diesem Abend die alte Frau aufsuchte und Rhuna selbst ihren Weg in die oberen Gefilde des großen Baumes fand. Die Erinnerung an die Hängenden war beinahe lebhaft verankert, sodass sie ein Gefühl des Unbehagens beschlich. Die Erlebnisse begannen sich zu vermischen und gaukelten ihrem Verstand hier und dort Gefahren vor, die allerdings zurzeit nicht real waren. Einzig das Gefühl von Beklemmung, von Angst und Trostlosigkeit, hielt sich weiterhin hartnäckig. Rhuna konnte spüren, wie ihr Innerstes dagegen anzukämpfen versuchte, doch eine leichte Gänsehaut konnte auch ihr Wille nicht verhindern. Es schien tatsächlich so, als wäre das Wesen aus der grässlichen Gedankenwelt noch immer präsent.
Auch der tote Baum, der in ihrem Blickfeld auftauchte, streckte seine Finger nach ihr aus. Das alles wirkte so surreal und doch empfand Rhuna zurecht ein gewisses Gefühl von Angst und Paranoia. Es war wie eine kriechende Schwere in ihrem Kopf, dem sie nicht ganz habhaft werden konnte. Bis sich plötzlich das Geschenk der Heilerin als äußerst hilfreich erwies. Sobald Rhuna das Gefühl hatte, die Schatten würden zu dunkel werden, sandte ihr die Kette einen kleinen, warmen Impuls und beruhigte sie. Sie wusste, dass sie nicht allein war und das war Gold wert. Nun aber stand sie bereits vor der nächsten Herausforderung: Die Hütte von Ajak und Kaja. Ihr war es unangenehm, dass die Geschwister sich so sorgten und gerade in Ajak’s Fall, wühlte sie diese Erkenntnis zusätzlich auf.

Dann aber fasste sie sich ein Herz und klopfte an. Es dauerte nicht sehr lange, bis die Tür schwungvoll aufgerissen wurde. Vor ihr stand Ajak, der über die Schulter noch Kaja etwas zurief, was nach einer Gemeinheit klang, bis er seine Aufmerksamkeit auf Rhuna lenkte. Sein Gesicht war auch trotz der Dunkelheit gut zu sehen. Er starrte. Dann aber bröckelte die Überraschung und er zog die kleinere Elfe ohne Umschweife in seine Arme. Seine große Hand legte sich auf ihren Hinterkopf und ohne näher darüber nachzudenken, landete Rhuna an seiner Brust. Sichtlich erleichtert war der blonde Elf und harrte eine kleine Weile in der Umarmung aus. „Dir geht es wieder gut!“, seufzte er erleichtert und löste sich etwas von ihr, um sie hineinzubitten. Drinnen erreichte dann auch Kaja die Neuigkeit, sodass die Rothaarige erfreut in die Hände klatschte und Rhuna anstrahlte. Die Geschwister baten Rhuna, sich zu ihnen an einen runden Tisch zu setzen, auf dem noch Reste vom Abendbrot standen. Offenbar hatten sie zusammen gegessen und sich unterhalten, als Rhuna klopfte. Jetzt aber saßen sie zu dritt dort und in der Mitte des Tisches drei stummelige Kerzen, die flackerndes Licht spendeten. „Also Rhuna, dann erzähl mal, was passiert ist!“, forderte Kaja und die beiden hörten ihren Ausführungen geduldig zu. In ihren Gesichtern konnte Rhuna die Reaktionen auf ihre Äußerungen lesen. Kaja wirkte empört, entsetzt und trug ein wahres Potpourri an Emotionen zur Schau, während Ajak bedeutend ruhig und nachdenklich wirkte. Sie ließen Rhuna erzählen, bis sich eine ergriffene Stille ausbreitete.
Kaja pustete ihren Atem über den Tisch, während Ajak sich schwerfällig und weiterhin grübelnd nach hinten lehnte. Sie waren entsetzt über die Ausmaße der ganzen Geschichte. Kaja fand als erstes ihre Worte wieder: „Du sagst also, dass entweder Farun mit Ritualmagie Dämonen beschwören will, damit Alyisa wieder zurückkehren kann??“, versuchte sie die Dinge einfach zu halten. „Ich glaub mich trifft ein Pfeil in den Hintern! Das wäre ja…“, sie blinzelte, weil ihr nichts für diesen Frevel einfallen wollte. Ajak indes bedachte Rhuna mit einem sorgenvollen Blick. Dann lehnte er sich vor und griff nach ihrem gezeichneten Arm. Sanft strich er über das Mal und schüttelte langsam den Kopf. „Du sollst der Wirtskörper für dieses… Ding sein? Wie denn? Warum du?“, wollte er wissen und seufzte erneut. Er schien wirklich ergriffen zu sein, von dieser Neuigkeit.

Doch noch etwas anderes beschäftigte ihn und er ließ Rhuna wieder los. „Farun war gestern… unkonzentriert. Ich habe mit ihm Übungen gemacht, doch ihm gelangen vermehrt die eigenen Zauber nicht mehr. Zudem wirkt er… blass, fast schon kränklich und irgendwie fehlt es ihm an…“, er suchte nach dem Wort und Kaja sprang ein: „Erhabenheit? Ja, finde ich auch. Hab gedacht, er hat das Essen nicht vertragen.“, grinste sie halbernst und Ajak nickte bestätigend. „Ja richtig. Er wirkt wie nicht bei der Sache. Immer wieder schweifte er gedanklich ab und hält längere Pausen, in seinen Lektionen. Ich dachte mir vorerst nichts dabei – jeder hat mal einen schlechten Tag. Aber Farun geht in seiner Magie auf. Er … er ist diese Magie. Was wenn das etwas mit deinem Erlebnis zu tun hat, Rhuna? Was wenn Farun seiner Pflicht gegenüber dem Götterpaar nicht mehr nachkommt und nun… Konsequenzen drohen?“, warf er ein und erneut entstand eine kleine Pause, in der alle ihre Gedanken sortieren konnten.
Bis Kaja plötzlich aufmerkte: „Oh! Da fällt mir auch noch etwas ein. Gestern mit den Jägern im Wald, habe ich gehört wie sie davon sprachen, dass sie im immer weiteren Kreis ums Dorf ihre Jagdbeute suchen müssen. Normalerweis brauchen wir nicht so weit fort vom Dorf, sondern finden alles in unmittelbarer Umgebung. Doch seit einigen Tagen treibt etwas die Tiere von unserem Dorf weg…“, berichtete auch sie. Ajak hob den Blick. „Seit Yedan und du ins Dorf gekommen seid…“, warf er ein, ohne eine Spur Vorwurf darin. Es war eine Kombination von Begebenheiten, die ein wenig das Puzzle vervollkommneten. „Was, wenn Yedan’s plötzliche Rückkehr die Ereignisse hervorgeholt hatte? Wenn er den Stein ins Rollen brachte, weil er unvermittelt Farun mit seinem Tun konfrontierte?“, überlegte er und schüttelte den Kopf. „So eine Scheiße!“, knurrte er. Seine Welt stand Kopf. Sein Mentor rückte immer weiter in das Licht des Zwielichts und Ajak konnte mit solcherlei Dingen nur schwer umgehen. Für ihn musste das Leben geradlinig verlaufen. Rhuna, Yedan und Farun brachten seine Welt gehörig ins Wanken. Kaja musterte ihren Bruder besorgt, hielt aber ausnahmsweise mal die Klappe diesbezüglich, sondern wandte sich an Rhuna: „Willst du Yedan nicht alles erzählen? Auch er muss doch wissen, was vor sich geht, damit er gewarnt ist. Ich meine, wie geht es denn weiter? Du kannst natürlich auf unsere Hilfe zählen, dafür stecken wir nun auch zu tief drin. Aber… mal ehrlich – was sollen wir denn gegen einen Dämon, einen korrumpierten Meistermagier und einer Wiedergekehrten machen?“, wollte sie ratlos wissen. Ajak erhob sich unruhig und tigerte auf und ab. Er stellte sich ans Fenster, verschränkte die Arme und starrte unbestimmt hinaus. Bis er, ohne sich umzudrehen, brummte: „Wir müssen dem ein Ende bereiten! Es hat schon Auswirkungen auf uns und unsere Heimat. Und egal wie Farun darin involviert ist. Er wird sich verantworten müssen!“, beschied er und die beiden Frauen konnten sich sicher sein, dass er meinte, was er sagte. Die Ordnung, die Ajak so sehr liebte, musste gewahrt oder wiederhergestellt werden. Und der Sarier würde alles daransetzen, das auch umzusetzen. Nun blieb nur noch einer übrig, der von all dem keine Ahnung hatte… Es würde wohl Rhuna’s schwerstes Gespräch werden, denn Yedan war nicht irgendwer für sie. Und ihn betraf das ganze am persönlichsten.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 19. Februar 2023, 16:57

Als die Haustüre aufgerissen wurde, erschrak Rhuna fast ein wenig. Doch sobald sie die Gestalt des großen Elfen sah, löste sich der Schreck völlig auf. Sie sahen einander an, als hätten sie nicht erwartet den jeweils anderen zu Gesicht zu bekommen und auf den Lippen der Kleineren bildete sich ein entschuldigendes Lächeln.
Auch wenn Avalinn ihr nichts von den Sorgen erzählt hätte, die Ajak sich um sie gemacht hatte, hätte sie es spätestens jetzt erkannt. Seine Gesichtszüge entglitten ihm für einen Moment und im nächsten spürte Rhuna schon, wie sie in seine Arme gezogen wurde.
Ihr Gesicht schmiegte sich an seine warme Brust, als er sie an sich drückte und sie meinte durch den Stoff sein Herz einen Takt schneller schlagen zu fühlen.
„Dir geht es wieder gut!“, hörte sie Ajak erleichtert seufzen und ohne einen Moment zu zögern, ließ sie die Decken in ihren Armen fallen und legte auch ihre Arme um ihn.
„Mhm!“, begann sie bestätigend und lächelte leicht. Obwohl sie wusste, dass der blonde Elfenmann sehr initiativ werden konnte, fühlte sie direkt den Unterschied zu seiner falschen Version. Diese Umarmung war echt und aufrichtig gemeint. Sie spürte die Wärme und schloss kurz entspannt die Augen, da die Ängste, die sie auf dem kurzen Weg hierher verfolgt hatten, in weite Ferne rückten. Für Rhuna fühlte es sich so an, als hätte sie ihn schon deutlich länger nicht mehr gesehen.
„Es tut mir leid Ajak! Avalinn erzählte mir, dass ihr mir geholfen habt und… ich wollte nicht, dass ihr euch noch länger Sorgen machen müsst!“, sagte sie leise in seiner Umarmung und verstärkte noch einmal kurz den Druck, ehe sie ihn lockerte und die beiden sich so voneinander lösen konnten.
Ajak bat sie herein und als sie auf Kaja traf, gab es ein weiteres freudiges Wiedersehen. Die Herzlichkeit der Geschwister war unverändert und als sie zusammen am Tisch saßen, sah sich Rhuna für einen Moment im Raum um. Das alles hier, dieses warme Zuhause der Beiden würde zerstört werden, wenn Alyisa zurückkehren würde. Vielleicht würden Ajak und Kaja getötet werden … und vielleicht würde man sie als untote Sklaven durch Nekromantie zurückholen. Ähnlich wie es Alyisa damals mit Yedan vorgehabt hatte, laut seiner Wiedergabe ihrer Worte.
Die Erinnerung an die aufgereihten Dorfbewohner, die einer nach dem anderen gehängt wurden, konnte Rhuna nur schwer loswerden. Doch obwohl es eine große Angst in ihr auslöste, wurde es nicht unbedingt zu einer weiteren Schwäche. Es gesehen zu haben ließ den Wunsch nur umso größer und härter werden, dass es niemals dazu kommen würde.
„Also Rhuna, dann erzähl mal, was passiert ist!“, forderte Kaja dann und zog so die Aufmerksamkeit der Shyáner wieder auf sie beide zurück. Und obwohl es nicht einfach war, erzählte sie den Geschwistern alles, was passiert war. Im Raum herrschte zunehmend eine gedrückte Stimmung und man konnte jedem von ihnen das Unbehagen ansehen, das die Erzählungen in ihnen hervorriefen. Und als sie zum Schluss kam, herrschte eine angespannte Stille, die Rhuna den beiden nicht verübeln konnte. Selbst Avalinn hatte eine kleine Pause von allem gebraucht und sich mehr als nur einen Schluck gegönnt.
„Du sagst also, dass entweder Farun mit Ritualmagie Dämonen beschwören will, damit Alyisa wieder zurückkehren kann? Ich glaub mich trifft ein Pfeil in den Hintern! Das wäre ja…“, begann Kaja ihre Entrüstung in Worte zu fassen, doch selbst ihr brachen am Schluss die Worte weg.
„In …etwa. Wir wissen nicht in wieweit Farun wirklich darin verwickelt ist oder ob er alleine agiert. Das scheint am unwahrscheinlichsten zu sein, da er selbst Ritualmagie oder Nekromantie gar nicht anwenden könnte. Nur… egal wie Avalinn und ich es bisher gedreht und gewendet haben, scheint es am wahrscheinlichsten, dass dies alles mit ihm zusammenhängt. Er ist ein großer Magier und es betrifft gezielt private Orte, die er regelmäßig aufsucht. Dass er nichts von den dunklen Kräften gemerkt hätte, ist äußerst… unwahrscheinlich.“, ergänzte Rhuna mit einem Seufzen und rieb sich durch die Haare, da sich ein deutlicher Kopfschmerz beim erneuten durchkauen meldete. Ihr Blick wanderte besorgt zu Ajak, den dies alles noch auf einer anderen Ebene betraf, da sie hier Farun und damit seinen Lehrmeister anklagten.
Doch was sie sah, war reine Sorge für ihre Person. Er ergriff plötzlich ihren Arm und strich über die dauerhaft leicht brennende Stelle des Mals.
„Du sollst der Wirtskörper für dieses… Ding sein? Wie denn? Warum du?“, wollte er wissen und seufzte erneut, während er verständnislos mit dem Kopf schüttelte. Rhuna sah ihm die Sorgen an. Es war eindeutig zu erkennen, dass er nicht begreifen konnte, wie all das plötzlich geschehen konnte.
„Wahrscheinlich weil… ich seine oder Alyisas Pläne durcheinander gebracht habe. Es sprach immer nur von seiner Herrin. Und es war wütend auf mich. Deshalb…“, sagte sie und versuchte Ajaks Blick einzufangen und ihn mit einem kleinen Lächeln etwas aufzumuntern. Es klang beinahe so, als hätte sie damit gesagt, was sie zu sagen hatte. Doch auch der jungen Elfe lag etwas auf dem Herzen. Doch die Worte, die sie an die beiden richten wollte, verließen noch nicht ihren Mund. Dafür sprach nun der Sarier aus, was ihm noch auf der Seele lag.
„Farun war gestern… unkonzentriert. Ich habe mit ihm Übungen gemacht, doch ihm gelangen vermehrt die eigenen Zauber nicht mehr. Zudem wirkt er… blass, fast schon kränklich und irgendwie fehlt es ihm an…“, er suchte nach dem Wort und Kaja sprang ein: „Erhabenheit? Ja, finde ich auch. Hab gedacht, er hat das Essen nicht vertragen.“ Rhuna beobachtete die beiden, die einander so gut kannten, dass sie ihre Sätze stets gegenseitig beenden könnten.
„Ja richtig. Er wirkt wie nicht bei der Sache. Immer wieder schweifte er gedanklich ab und hält längere Pausen, in seinen Lektionen. Ich dachte mir vorerst nichts dabei – jeder hat mal einen schlechten Tag. Aber Farun geht in seiner Magie auf. Er … er ist diese Magie. Was wenn das etwas mit deinem Erlebnis zu tun hat, Rhuna? Was wenn Farun seiner Pflicht gegenüber dem Götterpaar nicht mehr nachkommt und nun… Konsequenzen drohen?“, warf er ein und brachte Rhuna dazu nachdenklich den Kopf zu senken. Die Zusammenhänge waren erkennbar, genauso wie es klar war, dass das Geschehen durchaus Farun beeinflussen könnte.
„Ich… will immer noch nicht so recht glauben, dass Farun dies alles eiskalt berechnend plant, ohne einen Gedanken an das zu verschwenden, was dadurch zerstört wird…!, entschlüpften ihr leise ihre Gedanken. Sie biss sich auf die Unterlippe, wie sie es häufig tat, wenn sie sich Gedanken zu einem belastenden Thema machte.
„Für mich… könnte er auch ein Opfer sein. Dieses Haraxwesen war… listig und grausam. Es hat mir anfangs eine heile Welt vorgegaukelt, die ich kaum von der Realität unterscheiden konnte. Was wenn jemand Faruns Schmerz ausnutzt und als Nährboden nutzt? Was wenn er hineingezogen wird und die Kontrolle verloren hat, ehe er selbst versteht, was wirklich vor sich geht?“, Rhuna unterbrach sich und ballte ihre Hände auf ihrem Schoß, indem sie in den Stoff ihres Kleides griff. Obwohl sie direkt bedroht wurde, wollte oder konnte sie Farun noch nicht völlig verurteilen und aufgeben, egal wie gut oder schlecht sie ihn auch kannte.
„Ich meine… es kann beides wahr sein. In der Trauer und im Schmerz… kann man sich selbst verlieren. Nur wirkte es auf mich so, dass er durch Lorna ein wenig Glück wiedergefunden hat. Würde er dies alles wirklich … aufgeben?“ Erneut brach eine kurze Stille ein, die Kaja ein wenig später mit ihren Gedanken auflöste.
„Oh! Da fällt mir auch noch etwas ein. Gestern mit den Jägern im Wald, habe ich gehört wie sie davon sprachen, dass sie im immer weiteren Kreis ums Dorf ihre Jagdbeute suchen müssen. Normalerweis brauchen wir nicht so weit fort vom Dorf, sondern finden alles in unmittelbarer Umgebung. Doch seit einigen Tagen treibt etwas die Tiere von unserem Dorf weg…“ Rhuna hob ebenfalls wieder ihren Blick und ihre Augenbrauen zogen sich kaum merklich zusammen. Sie ahnte in welche Richtung dies gehen würde.
„Seit Yedan und du ins Dorf gekommen seid…“, warf Ajak nun ein und auch wenn in seiner Stimme kein Vorwurf mitschwang, konnte man doch in Rhunas Augen erkennen, dass sie sich Sorgen machte. Avalinn hatte ebenfalls gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, dass Yedan seine Finger im Spiel hatte. Und dies war etwas, was die Elfe mit ihrer ganzen Seele nicht glauben konnte. Und so schüttelte sie bereits ganz sachte und ohne es selbst zu registrieren mit dem Kopf.
„Was, wenn Yedan’s plötzliche Rückkehr die Ereignisse hervorgeholt hatte? Wenn er den Stein ins Rollen brachte, weil er unvermittelt Farun mit seinem Tun konfrontierte? So eine Scheiße!“
Die befürchtete Frage oder Anklage erfolgte nicht, doch die neue Sichtweise, die Ajak ansprach, brachte sie erneut zum Nachdenken, so dass sich ein gemeiner Schmerz durch ihren Kopf bohrte. Rhuna brauchte wirklich eine kleine Pause, doch diese Gelegenheit würde sie noch nicht bekommen.
Besorgt sahen die beiden Elfenfrauen, wie sehr die ganze Angelegenheit Ajak aufwühlte. Rhuna zögerte zwar kurz, doch dann griff sie nach seinem Arm und strich sachte mit den Fingern darüber.
„Ob Yedan oder ich das alles nun ins Rollen gebracht haben… ich glaube selbst ohne unser Auftauchen wäre dies in naher Zukunft trotzdem geschehen. Vielleicht fühlte sich Farun, oder der Verantworte in Zugzwang versetzt…! Eben auch, weil ich mir in den Kopf gesetzt habe, Yedans Ruf zu rehabilitieren. Wären wir gleich wieder abgereist, würden die dunklen Machenschaften vielleicht noch immer im Verborgenen weiterwirken! Aber sie … würden weiterwirken!“ Ihr Kopf legte sich leicht zur Seite und sie lächelte ihn aufmunternd an.
„Egal wie es dazu kam, vielleicht haben wir einen kleinen Vorteil erlangt. Und … ich verspreche euch, dass ich alles tun werde, um zu helfen. Auch wenn ich nicht viel kann! Vielleicht kann ich … durch dieses Mal mehr über die Pläne des Wesens erfahren.“ Sie zog ihre Hand langsam von Ajaks Arm zurück und legte sie nun über die Stelle ihres Mals.
Es war nicht schwer zu erraten, dass die Vorstellung erneut mit dem Schattenwesen konfrontiert zu werden, Horror in der Brünetten auslöste. Doch obwohl die Angst da war, glühte ihr Wille das Dorf und ihre Freunde zu beschützen stärker auf. An diesem Willen wollte sie festhalten und … versuchen selbst den Blick nach vorne gerichtet zu halten.
„Willst du Yedan nicht alles erzählen? Auch er muss doch wissen, was vor sich geht, damit er gewarnt ist. Ich meine, wie geht es denn weiter? Du kannst natürlich auf unsere Hilfe zählen, dafür stecken wir nun auch zu tief drin. Aber… mal ehrlich – was sollen wir denn gegen einen Dämon, einen korrumpierten Meistermagier und einer Wiedergekehrten machen?“, fragte Kaja mit einem verunsicherten Ausdruck auf ihrem sommersprossigen Gesicht. Selbst die muntere und spontane Elfe schien ein wenig von den Fakten überrollt zu sein, die den sonst so ruhigen Ajak dazu brachten, nervös im Raum auf und ab zu tigern. Doch war es der großgewachsene Sarier, der zuerst eine Entscheidung zu fällen schien.
„Wir müssen dem ein Ende bereiten! Es hat schon Auswirkungen auf uns und unsere Heimat. Und egal wie Farun darin involviert ist. Er wird sich verantworten müssen!“ Die Worte waren wie eine Brise nach einer luftleeren Flaute und brachte mindestens eine der Elfen zum Lächeln. Bestätigend nickte sie und sah Ajak in die braunen Augen, ehe auch sie sich erhob.
„Du hast recht, Ajak! Genau wie du Kaja. Ich gehe gleich zu Yedan und werde ihm ebenfalls alles erzählen. Er hat die Wahrheit verdient und muss auch wissen was passiert ist und was vielleicht noch alles passieren wird. Deshalb…“ und mit einer kleinen Pause wechselte sie Blicke mit den beiden Geschwistern, „…möchte ich, euch alle um etwas bitten!“ Ihr Blick wurde ernst und für einen Moment wirkte es so, als würde sie nach den richtigen Worten suchen. Sie wusste, dass sie das kleine Hochgefühl von Ajaks Worten, mit ihren vielleicht wieder zunichtemachen würde. Doch es gab etwas, was sie loswerden musste. Eben weil Rhuna nicht wissen konnte, was als nächstes passieren würde.
„Wir wissen nicht, was geschehen wird. Aber eine Sache ist mir sehr klar geworden. Das Haraxwesen hat mich markiert und bereits einmal in mir selbst gefangen gehalten. Ich weiß nicht welche Kräfte es alles besitzt, wie es hervorgelockt wird … was es alles ausrichten kann. Aber ich weiß, dass es gefährlich ist. Und vielleicht wird es durch einen … Körper noch gefährlicher. Daher bitte ich euch, dass ihr nicht zögert es aufzuhalten, selbst wenn es meinen Körper als Wirt in Besitz genommen hat.“ Rhuna wusste, dass sie etwas Schweres sagte und um etwas noch Schwereres bat. Dennoch versuchte sie ihre Bitte etwas aufzulockern, indem sie sie bittend anlächelte.
„Ich versuche zwar, dass es nicht dazu kommt, aber beschützt euch und eure Heimat. Seit mir … gegenüber immer etwas misstrauisch. Vergesst nie, dass ich es mir selbst nie verzeihen würde, wenn euch etwas durch mich, oder durch ein Zögern für mich, geschehen würde.“

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Montag 20. Februar 2023, 10:12

Noch immer ließ sich der Naturmagier des Dorfes nicht gänzlich in eine Richtung bewerten. Niemand konnte sagen, welche Beweggründe hinter Farun’s Tun oder auch Nicht-Tun steckten. Allerdings schienen sie sich allesamt klar darüber zu sein, dass sie ihn nicht selbst darauf ansprechen würden. Rhuna aber zeigte, dass sie trotz aller Information und allen Erlebnissen noch immer nicht bereit war, den Magier gänzlich abzuschreiben. Ihre Wut von zu Beginn hatte sich in eine gewisse Vorsicht mit ihrem Urteil gewandelt und kam nun dem Lehrmeister Farun entgegen. Sie wussten schließlich nichts Genaues. Es sprach für die Freunde, dass sie den Mann nicht sofort verurteilten, so wie er es damals mit Yedan getan hatte. Ajak und Rhuna teilten tatsächlich einige Momente miteinander, die sie in den Augen des jeweils anderen noch wichtiger machten. Die Wirkung ihrer Geste gegenüber dem blonden Sarier, spiegelte sich in dessen braunen Augen wider. Sanft und warm war sein Ausdruck. Noch immer konnte Rhuna erkennen, dass er Gefühle für sie hegte, doch er hielt sich zumindest vor seiner Schwester zurück. Ajak hatte sie erst vor einem Tag geküsst und sie hatten bisher noch nicht wieder darüber gesprochen. Gleichwohl hatten sie sich erst eben an der Tür wiedergesehen danach und doch war es beiden nicht unangenehm gewesen, sich zu umarmen und innig zu drücken. Selbst Ajak’s Arme vermochten Rhuna Halt zu geben. Ganz gleich, wie überrumpelt sie von ihm zuvor gewesen war. Es war ein wenig Balsam für ihre müde Seele, dass sie in der Heimeligkeit der Geschwister etwas zur Ruhe kommen konnte.
Noch war ihr Tag für heute nicht beendet, aber allein die Normalität eines Essens zu sehen und sich vorzustellen, wie die beiden für sich kochten und dann gemeinsam aßen, war schon ein Flicken für die Löcher ihrer Seele, die das Wesen ihr zugefügt hatten. Und sie merkte, dass sie bereit sein würde, selbst ihren höchsten Besitz für die Unversehrtheit eben jener Elfen zu geben, wenn es nötig würde. Nachdem sich Ajak, Rhuna und Kaja ein wenig beratschlagt hatten, kamen sie alle zu dem Schluss, dass es an der Zeit war, Yedan ebenfalls gänzlich einzuweihen. Auch Rhuna musste einsehen, dass der Halbelf nicht länger geschützt werden könnte, wenn sie selbst derart korrumpiert war. Bevor sie die Geschwister verließ, wandte sie sich noch mit einer wichtigen Bitte an eben jene: „Wir wissen nicht, was geschehen wird. Aber eine Sache ist mir sehr klar geworden. Das Haraxwesen hat mich markiert und bereits einmal in mir selbst gefangen gehalten. Ich weiß nicht welche Kräfte es alles besitzt, wie es hervorgelockt wird … was es alles ausrichten kann. Aber ich weiß, dass es gefährlich ist. Und vielleicht wird es durch einen … Körper noch gefährlicher. Daher bitte ich euch, dass ihr nicht zögert es aufzuhalten, selbst wenn es meinen Körper als Wirt in Besitz genommen hat. Ich versuche zwar, dass es nicht dazu kommt, aber beschützt euch und eure Heimat. Seit mir … gegenüber immer etwas misstrauisch. Vergesst nie, dass ich es mir selbst nie verzeihen würde, wenn euch etwas durch mich, oder durch ein Zögern für mich, geschehen würde.“

Stille. Zwei Augenpaare schauten sie betreten an, denn das was Rhuna andeutete, aber nicht wirklich aussprach wog schwer auf den Gemütern der Geschwister. Sie alle wussten, was Rhuna sagen wollte. Kaja fand als erste ihre Sprache wieder: „Rhuna… das… das wird gar nicht so weit kommen…“- „Ich verspreche es.“, brummte dann Ajak’s Stimme einfach so dazwischen. Wie ein Hammer zerkloppte sie Kaja’s Druckserei und machte unmissverständlich klar, dass er es auch genau so meinte. Er sah Rhuna mit einer vielfältigen Mischung aus Emotionen an. Kaja aber hatte den Mund aufgeklappt und starrte zu ihrem größeren Bruder hoch als wäre er völlig wahnsinnig geworden. Ajak aber behielt den Blick auf Rhuna, ehe er vortrat und seine Hände auf ihre Schultern legte. Sanft war die Berührung und schon neigte er sich tiefer. Fast wirkte es als wolle er wieder etwas übergriffig werden, doch bevor sich seine Lippen noch mehr nähern konnten, zuckte er ein Stück zur Seite und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Die Geste war tatsächlich liebevoll und ehrlich. Seine Hände drückten ihre zarten Schultern ein wenig dabei. „Wenn es das ist, was du dir wünscht, werden wir danach handeln, sollte es nötig werden.“, versprach er ihr und sah mit einer verschlossenen Miene auf sie herab. Ihm passte das nicht. Aber er wollte ihr diesen Frieden schenken. Ajak war ungestüm und jung, aber er war auch pragmatisch in gewissen Dingen. Dann trat er von ihr zurück und sah ihr nach als sie sich auf den Weg zu Yedan machte. In ihrem Rücken konnte sie noch die aufflammende Standpauke von Kaja hören, die ihren Bruder zur Schnecke machte und fragte, was denn mit ihm nicht stimmte, doch aufhalten würde sie sich durch das Gespräch nicht. Jetzt war Yedan dran. Der Weg zum Sarier war schnell gefunden.
Der tote Baum stand immer noch wie ein schlechtes Omen da und schien nach ihr zu rufen. Allerdings war das wohl alles Einbildung. Sie hörte dieses Mal keine Stimme, kein Säuseln oder Flüstern. Nur der Wind knackte durch die Zweige des Waldes und frischte die Luft auf. Noch immer steckten die kleinen Blumen hier und dort in den Stämmen der Bäume, sodass sie mühelos den Weg zu Yedan’s Lager finden konnte. Allerdings fand sie das Lager verlassen vor. Das Feuer prasselte ruhig vor sich hin, aber von Yedan und Jún fehlte vorerst jede Spur.

Rhuna konnte sehen, dass der Sarier bereits gegessen hatte und sie sah sogar eine kleine Portion, die unangerührt schien. Sie lag neben dem umgefallenen Baumstamm, an dem man sich gut anlehnen konnte. Ob das für sie gewesen war? Hatte er gewartet? Rhuna erkannte aber, dass Yedan nicht weit weg sein konnte, denn sein Bogen lehnte gegen den Baum. Offenbar war er irgendwo in der Nähe. Und während Rhuna noch überlegte, drang ein leises Plätschern zu ihr herüber. Dem Geräusch folgend, brauchte sie nur ein paar Schritte und wenige Minuten, bis sie tatsächlich zu dem See aus ihrer Scheinwelt gelangte. Allerdings wirkte jetzt alles ganz normal und auch nicht so… überaus friedvoll. Auch gab es hier durchaus die Bäume des Sarius, auch wenn sie ein wenig mehr den Himmel freilegten. Rhuna konnte über sich die Sterne glitzern sehen und einen Teil des zunehmenden Vollmondes. Im Glanz dessen aber glitzerte der kleine See und gab den Blick auf den dunklen Schopf des Sariers frei. Auf ihrem Weg, am Ufer des Sees, fand Rhuna tatsächlich die Kleidung von Yedan, was nur eines bedeuten konnte: Er badete… nackt. Jún aber gurrte auf, als Rhuna auftauchte und sprang mit kleinen Hopsern auf die Elfe zu und an ihr hoch, sodass sie ihn auffangen musste. Freudig begrüßte das kleine Tierchen die Elfe und schmiegte das Köpfchen in ihre Handfläche. Davon abgelenkt bemerkte Rhuna nicht, wie Yedan einmal untertauchte und schließlich auf dem Rücken einen Moment auf dem Wasser trieb. Er hatte sie noch nicht bemerkt und ihr blieb noch einen Moment Zeit, den Anblick zu genießen oder aber auf sich aufmerksam zu machen.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Montag 20. Februar 2023, 12:59

Die Bitte, die sie an die Geschwister richtete, wog schwer. Das alleine zeigte die betretene Stille, die sich im Raum ausbreitete, so dass nur das Knacken des kleinen Feuers im Kamin zu hören war. Sie bat um etwas, was im Ernstfall schwer auf der Seele von ihren Freunden lasten könnte und doch war ihr wichtig, dass sie ihren Wunsch ernst nahmen. Die Elfe hoffte natürlich selbst, dass es niemals dazu kommen würde, doch die Fähigkeiten ihrer Gegner lag viel zu sehr im Dunkeln. Sie alle wussten kaum etwas und sahen sich einer Bedrohung gegenüber, die sie kaum einzuschätzen vermochten. Das Einzige, was sie bereits herausgefunden hatten war, dass ihre Gegner zum Erreichen ihrer Ziele sogar ein Haraxwesen beschworen hatten. Und dieses hatte Rhuna markiert und zielte darauf ab ihren Körper für sich als Wirt zu nutzen. Die Ungewissheit über die Kräfte des Wesens und was es durch sie bewirken konnte, war für Rhuna am beängstigend. Die hatte es bereits am eigenen Leib … oder besser gesagt, in ihrer eigenen Seele zu spüren bekommen. Und genau deshalb wollte sie ihre Freunde warnen. Sie wollte, dass sie sich bewusst waren, was geschehen könnte – dass das Wesen sie in ihrer Gestalt hereinlegen könnte. Und sollte es ihr Leben und ihre Heimat gefährden wollte Rhuna, dass sie es aufhielten – ohne Rücksicht auf die Elfe selbst!
„Rhuna… das… das wird gar nicht so weit kommen…“ Als Kaja zögerlich anfing die Schwere der Situation aufzubrechen und ihrer Bitte dadurch die Dringlichkeit nahm, stellte sich Rhuna bereits auf eine kleine Diskussion ein. Sie konnte Kaja verstehen und nahm es ihr nicht übel. Wahrscheinlich hätte sie genau so reagiert, doch gerade machte es das alles nicht einfacher. Auch nicht für sie.
Bedrückt zogen sich ihre Augenbrauen leicht zusammen und sie holte schon Luft, um zu widersprechen, als plötzlich Ajaks Stimme dazwischen grätschte:
„Ich verspreche es.“, brummte er und überraschte mit diesen Worten sicherlich beide Elfendamen. Rhuna sah überrascht zu ihm und als sich ihre Blicke trafen, erkannte sie, dass ihn dieses Versprechen zu geben, viel kostete und dass es ihm natürlich auch lieber war, wenn es nie zu diesem Fall kommen würde. Aber er verstand, wie es in ihr aussah und wollte ihre Bitte daher respektieren. Und dadurch half er Rhuna sehr und nahm ihr etwas von der Last, die sie auf dem Herzen trug.
Ihre Blicke waren ineinandergeflochten und ein dankbares Lächeln erhellte die Miene der brünetten Elfe, als Ajak vortrat und ihr seine Hände auf die Schultern legte. Wenn sie ehrlich war, war sie nicht sicher gewesen, wie er reagieren würde. Da er etwas für sie empfand, hätte es gut sein können, dass er die Gefahr leugnen und sie beruhigen wollte. Doch hier kam ihr seine Geradlinigkeit und seine Liebe zu seiner Heimat sehr entgegen. Der Sarier war bereit eine große Last auf sich zu nehmen, wenn es bedeutete, dass er seine Leute und seine Heimat dadurch schützen konnte. Und das respektierte und bewunderte Rhuna sehr an ihm.
Ajak beugte sich plötzlich zu ihr hinab und für einen Moment wirkte es tatsächlich so, als würde er sie überrumpeln und wieder auf den Mund küssen. Doch bevor dies geschehen konnte und die Elfe überhaupt nachdenken konnte, wie sie reagiert hätte, spürte sie seine Lippen bereits auf ihrer Wange. Und wenn sie ehrlich war, wog diese Geste mehr, als es ein Kuss auf die Lippen hätte aufwiegen können.
„Wenn es das ist, was du dir wünscht, werden wir danach handeln, sollte es nötig werden.“, versprach er noch einmal und ihre Hand fand ganz automatisch auf eine von seinen. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß, denn obwohl er eine verschlossene Miene zur Schau trug, glaubte sie zu wissen, wie es in ihm aussah.
„Danke Ajak…!“, sagte sie mit ehrlicher Dankbarkeit in der Stimme und drückte sanft seine Hand, als er ihre Schultern noch einmal drückte. Dann lösten sie sich voneinander und die Elfe griff nach den Decken, um sich auf den Weg zu Yedan zu machen.
Kaja stand noch immer mit geöffneten Mund da und schien die Worte ihres Bruders nicht fassen zu können. Auch in ihrem Gesicht sah Rhuna große Betroffenheit, weshalb sie auf die Rothaarige zuging und sie umarmte.
„Auch dir danke ich, Kaja!“, flüsterte sie an ihr Ohr, löste sich dann aber mit einem Lächeln und verließ das hübsche Häuschen der Geschwister.
Es war schwer zu leugnen, dass zwischen ihr und Ajak etwas war. Der blonde Elf lag Rhuna am Herzen und das, was anfangs zu Konflikten und Missverständnissen zwischen ihnen geführt hatte, schien sie nun eher zueinander zu führen. Doch war die Art der Gefühle, die sie bisher füreinander hegten, vielleicht nicht dieselben, obgleich sie vielleicht ähnlich schwer wogen.
Der kühlte Wind, der die Äste in den Baumkronen zum Singen brachte, spielte mit ihren Haaren, die ihr manchmal quer durchs Gesicht strichen, als sie die Leiter zu den unteren Ebenen hinabkletterte. Als ihre Füße das taufeuchte Gras am Grund berührten sah sie das erste Mal zurück und in Richtung der Plateaus auf den großen, stämmigen Sariannenbäumen.
Der Kloß in ihrem Hals war noch immer nicht verschwunden. Ihr Gedächtnis wollte ihr einen Streich spielen und ihr durch die spielenden Schatten fallende Körper vorgaukeln. Doch in diesem Moment konnte Rhuna ihre Ängste beiseiteschieben. Denn dort oben waren drei Elfen, die ihr wahre Freunde geworden waren und die für sie da waren. Und eben deshalb war es ihr möglich die Schatten als Schatten zu sehen und nicht als greifende Klauen, die sie in den nächsten Alptraum ziehen wollten. Und obwohl sie nicht wusste, was sie wirklich tun konnte, wollte sie stark sein. Für ihre Freunde, für das Wohlergehen dieses Volkes, für Kayon und … Yedan.
Ihr Blick löste sich langsam und ihre Füße setzten sich zielsicher in Bewegung, so dass sie die Grenze des Waldmenschendorfes schnell hinter sich ließ. Die Dunkelheit um sie herum schien sie einzuengen, doch als ihr Blick die erste Blume des Halbelfen erhaschte, die ihr als Wegweiser dienen sollte, sah sie einen klaren Weg vor sich, dem sie, wie dem Funkenfreund in ihrem Alptraum, folgen konnte. Und je näher sie dem Lager kam, desto stärker spürte sie ein Gefühl in sich durchbrechen, das sie bisher unterdrückt gehalten hatte: sie sehnte sich nach ihm!
Ihr Herz schlug ein wenig schneller, als sie das flackernde Licht des Lagerfeuers ausfindig machte. Für Yedan war vermutlich nicht viel geschehen und für ihn war es wohl tatsächlich nur ein Tag, der die voneinander getrennt hatte. Für Rhuna hingegen, fühlte es sich weitaus länger an. Sie hatte ohne Zeitgefühl gefühlt Tage in der Gefangenschaft des Haraxwesens zugebracht. Und dieses Gefühl änderte sich nicht, auch wenn sie wusste, dass in Wirklichkeit nur ein paar Stunden verstrichen waren. Es war einfach … viel zu lang her.
Beim Lager angekommen fand sie jedoch niemanden vor. Weder Jún, noch Yedan saßen beim Feuer, was sie im ersten Moment ein wenig irritierte.
Hat Yún wieder Beeren geklaut und ist weggelaufen?, fragte sie sich, als sie nähertrat und sich im Schein des Feuers etwas genauer umsah. Auf dem Boden konnte sie Reste einer Mahlzeit vorfinden und etwas abseits davon, lag sogar noch eine unangerührte Portion.
Ihre violetten Augen richteten sich gen Himmel. Wie spät war es eigentlich? Hatte Yedan auf sie gewartet?
Als ihr Blick erneut das Lager abtastete, sah sie den Bogen des Sariers, der gegen einen Baum lehnte. Und dieser Hinweis gab ihr eine klare Gewissheit: Yedan musste in der Nähe sein!
Tse… wie unvorsichtig! Was wenn er wieder in ein gefährliches Tier rennt?, fragte sie mit einer Mischung aus Sorge und gleichzeitig dem Wissen, dass Yedan durchaus auf sich aufpassen und die Situationen am besten einschätzen konnte.
Neben dem Knacken des Feuers, drang nun aber noch ein weiteres Geräusch an ihre empfindlichen Ohren, das sie aufmerken ließ. Ein Platschen? Aus Mangel einer anderen Spur folgte sie dem Geräusch und fand sich wenige Minuten später auf einer Lichtung …, die ihr wohlbekannt war.
Vor ihr lag der See aus der Scheinwelt, in der sie das Haraxwesen gefangen gehalten hatte. Augenblicklich durchlief sie ein Schauder und eine Gänsehaut stellte selbst ihre Nackenhaare auf.
Ich dachte der See … wäre ein Produkt dieser Scheinwelt., dachte sie und wich einen Schritt zurück. Dass es den See auch in Wirklichkeit gab, brachte die Elfe durcheinander. Und so schön er auch war, löste er momentan reine Ablehnung in ihr aus.
Doch nach und nach fielen ihr die feinen, aber kleinen Unterschiede auf. Nichts um sie herum wirkte traumartig und friedvoll. Die großen Bäume raschelten noch immer in der Dunkelheit und die schattigen Äste wirkten wie greifende Klauen. Der Mond spiegelte sich auf der dunklen Oberfläche des Sees, unter der sich nicht sichtbare Gefahren verstecken könnten.
Es mochte merkwürdig sein, doch es waren gerade die beunruhigenderen Aussichten, die sie im Zusammenhang mit dem See gerade beruhigten. Diese falsche Harmonie …. Gab es hier nicht!
Zögernd löste sich die brünette Elfe von ihrem Platz und näherte sich dem Ufer. An ihren Knöcheln strichen die Grashalme entlang und ihr Blick wanderte vom sternenklaren Himmel zur dunklen Oberfläche des Sees, auf der sich die Himmelskörper spiegelten. Und dort … entdeckte sie Yedan.
Ihre Füße blieben stehen und für einen Moment sah sie einfach nur zu ihm. Und so widersprüchlich sie selbst das alles fand, bekam nun der etwas unheimlich wirkende, dunkle See, seinen ganz eignen schönen Ausdruck.
Yedan schwamm ein paar Züge und schien die Elfe noch nicht entdeckt zu haben, die ihren Blick kaum von ihm lösen konnte. Das Mondlicht ließ sie sein Gesicht gut genug erkennen, so dass ihr direkt die Veränderungen zu seinem jüngeren Ich, dem sie in Kayons Erinnerungstraum begegnet war, auffielen. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht wurde augenblicklich weicher – etwas entspannter. Vor ihr war der Mann, der so viel Leid tapfer durchlebt hatte und welches er noch immer ertrug. Auf seinem Körper schimmerten durch das Wasser die Narben hervor, die eindeutige Geschichten über die lebensgefährlichen Situationen erzählten, die er durchgestanden hatte. Vor ihr war der Mann … ein Mann…!
Er ist nackt! Hastig wandte sich Rhuna ab, nachdem sie einen Blick auf das erhascht hatte, was vielleicht nicht für ihre Augen bestimmt war. Die Hitze stieg ihr in die Wangen, als sie ihr Herz etwas stärker gegen ihre Brust klopfen spürte. Bei all den Wäldern!
Vor ihr im Gras entdeckte sie Yedans Kleidung, die ihr noch einmal bestätigte, dass sie keiner Einbildung erlegen war. Bei dem Götterpaar – es war ja nicht so, dass sie wirklich etwas gegen den Anblick hatte, doch musste er so unerwartet kommen?
Für einen Augenblick schloss die errötende Elfe die Augen und seufzte tief, bis ein freudiges Gurren sie abzulenken vermochte. Jún hatte sie entdeckt und sprang mit seinen kleinen Hopsern auf sie zu.
„Jún!“, entfuhr es ihr leise vor Freude, als sie sich hinhockte, das kleine Tier auf die Hand nahm und an ihre Wangen schmiegte. Den kleinen Beerendieb hatte sie am Abend zuvor verpasst und so war die Wiedersehensfreude umso größer. Liebevoll kraulte sie ihn hinter den Ohren, ehe ihr Blick sich dann doch wieder vorsichtig zum Wasser wagte. Yedan war nirgendwo zu sehen, was sie für einen Moment aus dem Konzept brachte. Als er plötzlich auftauchte, trieb er auf dem Rücken und verbarg so nicht wirklich, wie gut Phaun in ihm Leben ausgestattet hatte.
Da sie Jún noch immer in den Händen hielt, konnte Rhuna ihre Augen nicht einmal verdecken und so wandte sich ihr Blick nur wieder leicht seitlich.
Du hast Brüder Rhuna…! Es ist ja nicht so, dass du das… noch nie zu sehen bekommen hast!, redete sie Gedanklich zu ihrer Beruhigung auf sich ein, konnte aber nicht umhin zu glauben, dass ihr da oben jemand einen kleinen Streich spielen wollte. Es war ja nicht so… dass ihr … missfiel… was sie gesehen hatte…!
So oder so, wäre es wohl besser, wenn sie Yedan auf sich aufmerksam machen würde.
„Beruhige mich bitte und sag mir, dass dort im See keine Kelpie leben!“, sagte sie laut genug, dass Yedan sie hören musste. Sie stand nun, noch immer mit einer sanften Röte auf den Wangen, nahe des Ufers, den Blick leicht abgewandt, aber so, dass sie im Augenwinkel seine Bewegungen wahrnehmen und so bemerken konnte, wenn es wieder sicher war, zu ihm hinüberzublicken.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 21. Februar 2023, 11:23

Es war vermutlich das Selbstloseste, was jemand tun konnte, wenn er jene, die er liebte bat, ihre eigene Haut zu retten ohne Rücksicht auf sich zu nehmen. Für Rhuna war dieser Umstand klar und sie würde darauf bauen müssen, dass sie ihr Versprechen hielten, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen, obwohl man zu einem Volk gehörte, das gut und gerne über 300 Jahre alt werden konnte, gehörte nicht unbedingt zu etwas, womit die Shyáner Elfen aufwuchsen. Sie bestanden fort. Sie überdauerten in ihrer zarten Blase aus Naivität. Früher mochte das gut funktioniert haben, doch nun war da diese dunkle Bedrohung, die sich in vielerlei Formen zeigte. Das Dunkle erstarkte, während das Gute schlief. Rhuna aber wollte das nicht mehr. Sie war aus diesem falschen Traum erwacht, um das Leben zu leben, welches man ihr schenkte. Und sie musste wohl eingestehen, dass sie bereits in den ersten beiden Wochen seit ihres Fortganges um einiges mehr und intensiver lebte als sie es in ihrem gesamten, bisherigen Leben getan hatte. Ein Auf und Ab der Emotionen, von denen sie einst glaubte, nicht fähig zu sein. Sie lernte die Liebe kennen, zumindest den Anfang davon. Sie lernte Eifersucht, Hass, Neid und Missgunst kennen. Hoffnungslosigkeit und Schmerz. Hilflosigkeit und Verlust. Alles prasselte auf sie nieder und formte sie mit leisen Tönen zu eben jener Elfe heran, die sie schon immer hatte werden sollen. Rhuna wurde aus der unförmigen Tonmasse gehauen und es entstanden mehr und mehr Kanten und Kerben. Es entstand Charakter und Patina. Sie entwickelte sich allmählich von ‚einer von vielen‘ zu … Rhuna. Und sie würde sich nicht unterkriegen lassen, weil ein Wesen aus dem Harax entschied, dass sie leicht zu haben wäre! Rhuna würde sich wehren. Und sie würde bis zum Schluss nicht aufgeben. Ihre Angst, dass sie nicht helfen konnte, war unbegründet. Denn sie würde standhalten, wo andere es vielleicht nicht getan hätten. Sie würde das Wesen in Schachhalten, weil sie wusste, wofür sie es tat.
Für Ajak und seiner Impulsivität. Für Kaja und ihre große Klappe, die das Herz auf der Zunge trug. Für Avalinn, die ein so reines Herz besaß, dass sie ihr nacheiferte. Für Kayon, der Leid für zwei Leben erdulden musste. Für Liabell, die viel zu früh gegangen war und nie erfahren würde, dass alles gut werden konnte. Und für Yedan… Eben jenem Mann, der es ohne Mühe geschafft hatte, sich in ihr Herz zu setzen und dort zu bleiben. Eben jenem Mann, der sich mit seiner stoischen Art, die Dinge zu ertragen und dabei so herzensgut zu bleiben, einen Platz in ihren Gedanken gesichert hatte. Und eben jenem Mann, der unglaublich gut aussah.

Rhuna konnte kaum die Augen von ihm lassen, während er in dem See schwamm und das Mondlicht ein zauberhaftes Licht auf ihn warf. Sie hatte ihn vermisst und erkannte, dass er immer noch eine ganz besondere Anziehung auf sie hatte. Gut, dass Jún sie vorerst ablenkte und so verhinderte, dass er sie beim Starren erwischte! Die Freude des Wiedersehens, beruhte auf Gegenseitigkeit. Jún gurrte ausgelassen und hatte sichtlich Gefallen daran gefunden, bei ihr und Yedan zu bleiben. Das kleine Fellknäul ließ sich von Rhuna herzen, ehe es sich wieder hüpfend von dannen machte. Nun musste sich Rhuna dem stellen, was ihr die Röte ins Gesicht trieb. Ein wenig peinlich berührt, obwohl sie doch die körperlichen Merkmale von Männern kannte, wandte sie die Augen doch wieder ab. Allerdings musste auch sie erkennen, dass es einen himmelweiten Unterschied machte, ob sie ihre Brüder beim Aufwachsen beobachtete oder einen eigentlich wildfremden Mann dabei, wie er glaubte ungestört zu baden. Und da gab es ja auch immer noch den Kuss, den sie beide bisher nicht thematisiert hatten. Zwischen Rhuna und Yedan stand so vieles was auf reinen Annahmen beruhte, dass einem schwindelig werden konnte. Doch wie sollte man sich auch soweit vorwagen und die schützende Hülle verlassen, um vulnerabel sein Herz zu offenbaren? Gerade jetzt, wo es um so viel mehr ging. Sie alle könnten bei diesem ‚Abenteuer‘ ihr Leben verlieren. Rhuna rang noch mit ihrer Scham als sie auf sich aufmerksam machte. Sofort konnte sie eine Bewegung ausmachen und Yedan’s untere Gefilde unter der Wasseroberfläche verschwinden sehen. Er sah zu ihr, wirkte im ersten Moment überrascht, dann aber lächelte er und fand seine Sprache wieder: „Beobachtest du heimlich immer Leute, die gerade baden?“, gab er zurück und sah sich dann um, ehe er einen Finger hob, der sie warten hieß und abtauchte. Kurz blitzte sein knackiger Hintern aus dem Wasser empor, ehe der gesamte Sarier von der Wassermasse verschluckt wurde. Dort, wo er eingetaucht war, glättete sich allmählich die Oberfläche wieder. Es dauerte.
Doch dann tauchte er tatsächlich unweit des Randes in ihrer Nähe auf. Wasser floss ihm über das Gesicht und hinterließ feine Tropfen überall auf seiner Haut. Seine Schultern lagen frei, während der Rest von ihm verborgen in den Tiefen des Sees lagen. „Keine Kelpies. Hab‘ nachgesehen.“, grinste er nonchalant. Er streckte die Hand vor und ließ tatsächlich ein kleine Blüte aus dem Nass auftauchen. Sie entfaltete sich, sobald sie an der Luft war und Rhuna konnte sehen, dass die Blüte für einige Momente violett und pink zugleich leuchtete. Wie ein eigener Herzschlag, zogen sich die rosafarbenen Striemen über den Blütenkelch, ehe das Leuchten langsam verblasste und der Kelch sich wieder zusammenzog. Yedan lächelte Rhuna an, während er ihr dieses kleine Wunder zeigte und senkte dann seine Hand zurück ins Wasser. Das Licht wurde wieder stärker, während der Kelch sich abermals öffnete. „Kommst du rein?“, fragte er unvermittelt und hatte sein charmantes Lächeln aufgelegt. Rhuna konnte erkennen, dass das Wasser dunkel genug war, um alle prekären Zonen zu verdecken. „Ich zeige dir, woher ich die Blüte habe!“, bot er an und meinte es ernst. Er wollte wirklich, dass sie zu ihm ins Wasser stieg… zu ihm und… ihm. Konnte es eigentlich so warm werden zu dieser Zeit? Doch Yedan blieb wie sie ihn kannte. Unbedarft oder besser: Heillos charmant in seiner Wirkung. Er schwamm ein wenig weg und drehte sich demonstrativ um, sodass sie sich unbeobachtet fühlen konnte, wenn sie sich auszog. Er wartete geduldig, wie sie sich entschied.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Mittwoch 22. Februar 2023, 00:07

War es tatsächlich das gute Aussehen, dass Rhunas Blick immer wieder zu der Gestalt des Halbelfen lockte? Dass er gut aussah war eine Tatsache und natürlich mischte es eine Farbe in das Gefühlswirrwar mit dazu. Doch gab es so viel mehr an Yedan, dass ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Besonders nachdrücklich beeindruckt hatte sie seine Art und Weise die Welt und das Leben zu betrachten. Sie mochte seine Stimme, seinen Geruch… seine selbstlose Art, die sie gleichzeitig aber auch in den Wahnsinn treiben konnte. Seine Neckereien brachten ihr Herz dazu schneller zu schlagen, ähnlich wie sie sich in den Klang und den Anblick seines Lachens verlieren konnte.
Wer mit wachen Augen die Elfe beobachtete und mitbekam, wie sie über ihn sprach, würde wohl sehr schnell zu dem Schluss kommen, dass sie drauf und dran war ihr Herz an den hübschen Jäger zu verlieren – wenn sie es nicht bereits längst verloren hatte. So war es Kayon ebenfalls direkt aufgefallen und hatte vielleicht ein klein wenig dazu beigetragen, dass er sie anfangs fälschlicherweise für die Frau seines Sohnes gehalten hatte.
Rhuna erlebte die Verrücktheit und Entzückung ihres ersten Gefühl-Frühlings, der bereits das Leben vieler Mädchen, egal ob Mensch, Elfe, Zwerg … völlig auf den Kopf gestellt hatte. Doch obwohl Rhuna als Shyána Elfe noch sehr jung war – war sie doch in einem Alter, in dem sie bereits kein Mädchen, sondern eine junge Frau geworden war – so kindlich sie in manchem Bereich noch sein mochte.
Der männliche Körper, die Präsenz, die er ausstrahlen konnte, wie auch die Sexualität waren ihr bekannt und in Yedans Fall… äußerst bewusst. Gerade in diesem Moment, in dem er nackt im See badete, konnte die Elfe seiner Wirkung kaum entkommen, wobei er sich ihrer Anwesenheit noch nicht einmal bewusst war. Doch gerade deshalb wollte Rhuna schnell auf sich aufmerksam machen und versuchte sich ihre Verlegenheit mit der klar ausgesprochenen, und leicht neckisch gemeinten Frage, nicht anmerken zu lassen.
Ihre Stimme drang zu dem Sarier, der seine, auf dem Wasser treibende Position augenblicklich aufgab, so dass der delikate Anblick auf seine untere Körperhälfte, von der Dunkelheit des Wassers verdeckt wurde.
Im Augenwinkel hatte sie seine Bewegungen wahrgenommen und traute sich nun ihren Blick wieder ganz auf ihn zu richten. Sein Lächeln schlug ihr entgegen – und wie nicht anders zu erwarten gewesen war, ließ sich Yedan die Chance Rhuna, aufgrund der zweideutigen Situation, zu necken, nicht nehmen.
„Beobachtest du heimlich immer Leute, die gerade baden?“, fragte er zurück und reizte in ihr den Drang eine ebenso schlagfertige Erwiderung zu liefern. Doch bevor sie etwas sagen konnte, hob er bereits auffordernd den Finger und bedeutet ihr zu warten. Das Plätschern von sich bewegendem Wasser erklang, als er die Wasseroberfläche mit seinem Körper durchglitt und ihr dabei … ganz zweifelsfrei ohne Zweifel einen kurzen Blick auf sein Hinterteil gewährte, als er abtauchte.
Ihre rechte Augenbraue zuckte unmerklich bei dem Anblick, der sie natürlich auf verschiedene Weisen reizte. Sie war auch nur eine Frau und ihre Gefühle für Yedan, machten es ihr nicht unbedingt leichter, mit derart willkommenen Ansichten verlegenheitsfrei umzugehen.
Das war pure Absicht…!, dachte sie wahrscheinlich zurecht, denn wie es sich in der Vergangenheit bereits gezeigt hatte, wusste der Halbelf, dass er gut sah und eine gewisse Wirkung auf das weibliche Geschlecht ausübte.
Doch bevor sich ein spielerischer Ärger einstellen konnte, weil er sie neckte, gewann die, in der Dunkelheit schimmernde Schönheit der Sterne, die Oberhand. Sie sanften Wellen, die Yedan ausgelöst hatten glätteten sich in immer größer werdenden Kreisen. Noch immer war ihr bei der Finsternis der Nacht um sie herum nicht ganz wohl, doch erinnerten sie die vielen leuchtenden Himmelskörper daran, dass es niemals nur ein Element gab. Und wenn man es neutral betrachtete, hatte selbst die Dunkelheit etwas Erhabenes und Wunderschönes an sich.
Für einen Moment herrschte Stille, die nur von sanften Umgebungslauten, wie dem Plätschern des Wassers am Ufer, oder dem Rauschen der Blätter in den Baumkronen, unterbrochen wurde. Die Umgebung wirkte harmonisch, doch auf natürliche Weise. Nicht künstlich und erschaffen, wie in der Scheinwelt. Und eben diese feinen, aber kleinen Unterschiede brachten Rhuna die nötige Beruhigung.
Unweit des Ufers stießen ein paar Luftblasen gegen die Wasseroberfläche und kennzeichneten den Platz, an dem Yedan nur wenige Sekunden später nahe des Ufers in ihrer Nähe auftauchte. Er stand bis zur Brust tief im Wasser und schaffte gleich einen nahtlosen Übergang zu ihrer zuvor gestellten Frage, indem er grinsend meinte: „Keine Kelpies. Hab‘ nachgesehen.“
Ein amüsiertes Lächeln zog an den Lippen der Elfe, doch bevor sich eine ausgelassene Stimmung etablieren konnte, zog Yedan ihren Blick auf seine Hand, die er aus dem Wasser heraus hervorstreckte und in deren Handinnenseite eine kleine Blüte gebettet lag. Das Wasser perlte von den violett-rosa gefärbten Blütenblättern, die einander noch in eine Knospe geformt umarmten. In ihrem eigenen Farbenspiel aus violett und magenta spiegelte sich plötzlich ein sanftes Licht, das von einem Moment auf den Nächsten plötzlich von den, sich öffnenden Blütenblättern ausging, als sie in Berührung mit der frischen Abendluft kamen. Rhunas Kopf reckte sich aufmerksam dem Anblick entgegen und ihre Miene erhellte sich, auf eine entzückte Weise, die man häufig nur bei Kindern erhaschen konnte, als sie das unerwartete Naturwunder betrachtete. Sie machte instinktiv einen Schnitt näher dem Ufer entgegen, doch das Licht begann bereits zu erlischen, während sich die Blüte wieder in ihre Knospenform zusammenzog.
Lächelnd traf sie Yedans Blick, der seine Hand mit der Blume zurück ins Wasser zog, wo sich dasselbe Schauspiel noch einmal vollzog.
„Kommst du rein?“, drangen die Worte des Sariers unvermittelt an ihr Ohr und ihr Mienenspiel schmolz in einen überraschten Ausdruck. In ihren Augen konnte man das Erkennen jener Worte finden und für einen kurzen Moment schien er Rhuna in Verlegenheit zu stürzen. Sie senkte ihren Blick als er hinzufügte: „Ich zeige dir, woher ich die Blüte habe!“, ehe sie ein verhaltenes Nicken zeigte.
Ihr Herz schlug ein wenig schneller, doch entgegen der Erwartung zeigte sich Rhuna seltsam gefasst und entschlossen, als sie kaum abwartete, dass er sich umdrehte. Natürlich war sie verlegen! Immerhin war es das erste Mal, dass sie sich vor einem Mann, der nicht in einem familiären Verhältnis zu ihr stand, entkleidete.
Ihm ebenfalls den Rücken zuwendend, dauerte es kaum mehr als ein paar Sekunden, bis der Stoff, der ihre Gestalt verborgen hielt, zu Boden fiel. Das Einzige, was sie nicht ablegte war Avalinns Kette, die sich noch immer in einem sanften Leuchten an ihren Hals schmiegte. Ihre langen, sanft gelockten Haare verbargen einen Teil der Sicht auf ihren nackten Rücken, doch das würde nur jemandem auffallen, der verstohlen einen Blick auf sie richten würde.
Rhuna würde lügen, wenn sie behaupten würde, nicht ein klein wenig nervös zu sein. Sie war immerhin in der Gegenwart des Mannes, der sich in ihr Herz gestohlen hatte. Doch zeitgleich hatte ihre Entscheidung etwas … Aufregendes an sich, dem sie nicht hatte wiederstehen können. Das Gefühl kitzelte sie von innen und war vollkommen … neu und unverbraucht.
Von außen betrachtet schien die junge Elfe ruhiger zu sein, als sie tatsächlich war. Langsam drehte sie sich zum Wasser um, auf dem sie den brünetten Schopf des Halbelfens entdeckte. Sie schritt zum Ufer, doch bevor ihre Füße das Wasser berührten blieb sie noch einmal stehen und zögerte. Das dunkle Wasser vermochte ihre Gestalt vor neugierige Blicken verbergen, doch war es gerade das Dunkle, das ihr erneut Courage und Mut abverlangte, um den nächsten Schritt zu gehen. Yedan wusste nichts von den Ängsten, die in kaum mehr als 2 Tagen von seiner Freundin Besitz ergriffen hatten. Er wusste nicht, was passiert war und sie wusste nicht, wie er reagieren würde, würde sie ihm alles erzählen.
In Wahrheit fürchtete sie sich vor dem Gespräch und seiner Reaktion. So sehr, dass sie beinahe verzweifelt versuchte einen kleinen unbeschwerten Moment mit ihm gewinnen, der noch nicht von dem Gewicht der Sorgen beeinträchtigt war. Vielleicht kam sie gerade deshalb zu Yedan ins Wasser, obgleich sie sich der Intimität, die dies bedeuten konnte, bewusst war.
Das Plätschern, das durch ihre Schritte verursacht wurde, bewies, wie sie sich entschieden hatte. Und nach ein paar Schritten fiel der Grund schnell so steil ab, dass auch ihre Gestalt unter der Oberfläche zu verschwinden begann. Und nach nur ein paar Schwimmzügen, war sie in seiner Nähe.
Ihre Blicke trafen sich erneut und Rhuna schenkte ihm ein warmes Lächeln. Es war irgendwie … merkwürdig wie diese Situation wieder entstanden war. Doch entgegen ihrer normalen Art fing sie nicht wieder an, sich große Gedanken darüber zu machen. Sie würde sehen, was passierte, wenn es so weit war und bis dahin, wollte sie ihre Zeit gerade einfach nur genießen. Sie wollte wieder unbeschwert lachen, wie damals, als sie zusammen im Kapayu in dem kleinen See geschwommen waren.
„Tut mir leid. Es… ist spät geworden. Ich habe es heute nicht eher geschafft…!“, begann sie zögerlich, ehe sie den Blick für einen Moment gen Himmel und zum Mond richtete. Auch wenn es so wirken mochte, wollte Rhuna damit nicht das schwere Thema einleiten. Das zeigte sich auch an dem Lächeln, das sich bildete, während sie ein paar Schwimmzüge tätigte, um in Bewegung zu bleiben und sich an die Temperatur zu gewöhnen. Es gelang ihr nicht gänzlich sich völlig sorgenfrei in der dunklen Wassermasse zu bewegen. Manchmal huschte ihr Blick zurück oder umher, doch tat sie das möglichst verborgen. Der See war eben derselbe aus der Scheinwelt und alleine dahingehend war sie über einen großen Schatten gesprungen, als sie beschlossen hatte, Yedans Einladung zu folgen.
„Eine solche Blume habe ich noch nie zuvor gesehen! Wie heißt sie?“, fragte sie dann allerdings, die Erinnerungen rigoros verdrängend. Sie schwamm sehr nahe an Yedan heran und griff nach den Umrissen seiner Hand, um die Blüte nun neugierig ganz aus der Nähe betrachten zu können.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. Februar 2023, 11:21

Zum Leben gehörte eine gewisse Risikobereitschaft dazu. Rhuna durfte das inzwischen immer wieder mal erkennen, denn wenn man stets nur den sicheren Weg wählte, würde man am Ende seines Lebenspfades auf viele verpasste Möglichkeiten zurückblicken müssen. Möglichkeiten ergaben sich lediglich, wenn man ihnen den Raum gab, sich zu entfalten und eben das hier war so eine Möglichkeit. Yedan hatte sie aufgefordert, mit in den See zu kommen. Dabei wurden etwaige Hintergedanken nicht wirklich erkennbar und nach allem, was sie von ihm zu kennen glaubte, entsprachen diese auch nicht wirklich einem hintergründigen Denken. Yedan schien stets offen und unbedarft an alles heranzugehen, was ihr ein klopfendes Herz bescherte. Seine Unverfrorenheit sich ihr einfach zu nähern war etwas, was sie erst verwirrt hatte und unteranderem schließlich dazu führte, dass sie den Jäger mit anderen Augen sah. Yedan war lange Jahre vollkommen allein gewesen. Alles was er an sozialen Kontakt hatte, war Raji- der Tiger. Oder… war das vielleicht gar nicht richtig? Sie hatten bisher keine Gelegenheit gehabt, wirklich persönlich mal zu besprechen, wie seine Jahre im Exil ausgehen hatten. Hatte er womöglich trotzdem jemand neues gefunden und sie verrannte sich derzeit gehörig in etwas? Für Zweifel waren derzeit keinen Platz. Rhuna wollte die sich bietende Abzweigung diesmal nicht verpassen. Sie würde zu dem Sarier in den See steigen und sich nicht genieren! Zudem machte Yedan nun wirklich nicht den Eindruck, dass er ständig und immer an jedem Finger zwei Frauen hatte. Der Halbelf war höflich, zuvorkommend und rücksichtsvoll. Das bewies er erneut als er sich umdrehte, damit sich Rhuna etwas besser fühlen konnte. Sie wirkte nach außen hin wie die Ruhe selbst, auch wenn ihr Herz polterte und sie sich zu dieser Entscheidung überwinden musste. Aber es glich eher einer spannenden Aufregung, denn eines tatsächlichen Unbehagens. Das, was sie vorhatte, war etwas Neues und bot so viele verschiedene Möglichkeiten, dass ihre Sinne zum Flirren brachte. Rhuna spürte die leichte Brise überall auf ihrer nackten Haut, nachdem ihr Kleid auf den Boden sank. Während sie sich noch mit dem Gedanken anfreundete, dass sie gleich zu ihrem Schwarm nackt in das Wasser steigen würde, bemerkte sie den warmen Blick nicht, den ihr der Sarier zuwarf. Er schaute nicht offen hin, hatte sich kaum im Wasser bewegt, dich sein helles Braun ruhte auf der Silhouette der Elfe.

Als sie sich überwand, ins Wasser zu steigen und schließlich die Oberfläche mit ihren vorsichtigen Bewegungen in Schwingung versetzte, war von seinem heimlichen Blick nichts mehr zu erkennen. Außer einer feinen Röte und ein unbestimmtes Glitzern in den Augen als sich ihre Blicke trafen. Er erwiderte ihr warmes Lächeln sofort, während er sich aufmerksam betrachtete. „Tut mir leid. Es… ist spät geworden. Ich habe es heute nicht eher geschafft…!“, ließ sie ihn wissen und schaute zum Himmel. Sein Blick aber ruhte weiterhin auf ihr, während er sie lächelnd beobachtete. Es war eine besondere Situation und beide Elfen wussten das insgeheim. Auch Yedan war sich im Klaren darüber, dass sie hier eine seltsame Intimität teilten, ohne wirklich intim zu sein. „Es ist umso schöner, dass du doch noch hergefunden hast!“, bestätigte er ihr und nahm ihr gleichzeitig die eventuelle Sorge, er könnte ungehalten auf sie gewartet haben. Seine Stimme war ruhig und ebenso seine Schwimmbewegungen, damit er nicht unterging. Sanfte Wellen schwappten gegen Rhuna, während sie sich an die Wassertemperatur gewöhnte. Yedan aber beobachtete sie aufmerksam, während ihre Augen immer wieder umherhuschten. „Geht es dir gut?“, fragte er sie als sie bereits auf ihn zuhielt. Nun war es Yedan, der einen Moment den Atem anhielt und sie mit offenen Augen abwartend anblickte. Ihre Nähe schien endlich auch mal ihn ein wenig in Verlegenheit zu bringen. Allein die Vorstellung, dass sie unterhalb des Wasser nur wenige Zentimeter voneinander vollkommen nackt waren, regte ganz offensichtlich auch seine Gedanken ein wenig an. Trotzdem blieb er, wo er war und wartete ab, was sie vorhatte. Sie angelte nach seiner Hand, die noch immer die Blume hielt und unter Wasser war. Tatsächlich zuckten seine Augen ein wenig überrascht umher als sie ihn berührte. Er ließ seine Hand ein wenig auftauchen und senkte den braunen Blick auf die Blüte. Lächelnd nickte er. „Wunderschön..“, murmelte er, doch sobald Rhuna ihren Blick anhob konnte sie sehen, dass er gar nicht mehr die Blume, sondern sie ansah. War das Absicht? Bevor sie sich die Frage einverleiben konnte, griff er nach ihrer Hand und zog sie ein kleines Stück.

„Komm, ich zeige dir, wo sie her sind. Kannst du tauchen?“, wollte er wissen und grinste spitzbübisch auf. Dann holte er tief Luft und zog sie ein wenig, um ihr zu signalisieren, es ihm gleich zu tun, ehe er ihre Hand losließ und unter Wasser versank. Hier unten im See war es erstmal… dunkel. Wenn man wie Rhuna gerade den Schatten entkommen war, dann mochte auch das eine wahre Beklemmung auslösen. Überall schienen gespenstische Schatten zu lauern und war da nicht gerade das grässliche Grinsen gewesen? Angst war ein furchtbarer Gegner, denn er vernebelte den Verstand und schaffte Illusionen, wo die Wahrheit ganz anders hätte wirken können. Für den ersten Moment, konnte Rhuna nicht mal mehr Yedan erkennen. Ihre Augen mussten sich erst an das Wasserbild gewöhnen und gleichzeitig an die Dunkelheit. Doch als würde der Sarier ihre Beklemmung erahnen, tauchte er auf einmal an ihrer Seite auf und ergriff erneut ihre Hand. Er ruckte etwas mit dem Kopf, sodass sie keine Zeit und keinen Atem verschwendeten und zog sie sanft mit sich weiter in die Tiefe. Es dauerte nur wenige Schwimmzüge, bis Rhuna tatsächlich ein pulsierendes Leuchten wahrnehmen konnte. Mit jedem Schwimmzug in die Tiefe wurde es stärker und heller und schließlich erreichten sie ein wahres Blütenmeer an eben jenen Blumen, die ihr Yedan zuvor zeigte. Sie alle pulsierten im gleichen Rhythmus, stellten ihre Farbenpracht zu Schau und wogen in der sanften Strömung unter Wasser hin und her. Flächendeckend gab es diese Blumen hier und Yedan lächelte Rhuna an, während er ihr den Moment gab, den kleinen Naturschatz zu bewundern. Hier, im violetten Licht, konnte man allerdings sehr gut erkennen, wie nackt die beiden waren, auch wenn die Blüten durchaus abzulenken wussten. Der Sarier gewährte ihnen einen Moment, diesen zauberhaften Anblick zu genießen, bevor er Rhuna deutete, dass er wieder an die Oberfläche müsste, um Luft zu holen. Er reichte ihr eine Hand und würde sie mit sich ziehen, damit sie gemeinsam auftauchen könnten. Sein Kopf durchbrach die Wasseroberfläche und er holte tief Luft, ehe er sich mit seiner freien Hand, sollte Rhuna seine andere ergriffen haben, durch das Gesicht strich. Erneut entstand eine gewisse Nähe zwischen ihnen und dieses Mal war es Yedan, der sie aufrechterhielt. Er schaute sie lächelnd an. Zeit verstrich, ohne dass Rhuna erkennen konnte, was er dachte. Aber sie konnte spüren, dass es etwas gab, was der Sarier auf der Zunge hatte. Doch anstatt etwas zu sagen, brach er den Blickkontakt ab und schwamm ein wenig in die Mitte des Sees. „Komm, das Wasser ist herrlich und von hier aus hat man einen sehr guten Blick auf die Sterne!“, bot er ihr an. Zwar würden sie sich wohl auf den Rücken legen müssen, um es vollends zu genießen, oder aber sie legten die Köpfe in die Nacken, das blieb jedem selbst überlassen. So oder so hatte Yedan ganz bewusst unterbunden, dass es eine gewisse Spannung zwischen ihnen geben könnte. Auch wenn Rhuna durchaus spüren durfte, dass er nicht ganz so unbekümmert mit ihrer Anwesenheit und vor allem ihrer Nacktheit umging. Hatte er also doch geluschert, als sie sich umgezogen hatte? Oder woran lag es? Hinzu kam, dass er gar nicht nach ihren Erfolgen oder Misserfolgen in seiner eigenen Sache fragte. Als würde er instinktiv merken, dass sie ein wenig Ablenkung vertragen konnte, zeigte er die gefundenen Schätze der Natur um sich herum und ließ sie an seiner vorübergehenden Heimat teilhaben. Trotz der Nähe zu seiner eigentlichen Heimat und all dem Leid, sah Yedan noch immer das Schöne und Gute. Und machte es Rhuna vielleicht unbewusst immer schwerer, überhaupt mit all dem Dunkel zu beginnen, das da lauerte.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Freitag 24. Februar 2023, 00:19

Im Wasser verlor Rhuna für den ersten Moment ihre Scham, da die Dunkelheit, die sie gerade anderweitig bedrängte, zumindest ihrem Körper einen Sichtschutz bot. Dass er ihr nicht zum ersten Mal beim Umkleiden und Ausziehen einen Blick zugeworfen hatte, ahnte die zierliche Elfe nicht. Doch das Argument, das am schwersten wog war, dass es aufregend war! Es war untypisch für die Rhuna, die so lange brav in Shyána Nelle gelebt hatte, aber es war … der jungen Frau, die sie anstrebte zu sein, durchaus zuzutrauen. Abgesehen davon war sie wirklich glücklich darüber einfach etwas Zeit mit Yedan verbringen zu können. Abgesehen vom gelegentlichen Gefühlschaos konnte ihre Seele in seiner Gegenwart entspannen. Und ein wenig Ruhe und innere Stärke brauchte sie gerade schon ein wenig. Vielleicht einfach nur, um sich für das zu wappnen, was noch kommen würde…

„Es ist umso schöner, dass du doch noch hergefunden hast!“, erwiderte der Sarier auf ihre kleine Entschuldigung für das späte Auftauchen und Rhuna entdeckte den warmen Blick, den er ihr zuwarf. Sie konnte diesen nicht so recht deuten, doch reagierte ihr Herz gezielt darauf, indem es einen kleinen Sprung machte.
„Dabei hast du doch so niedliche Gesellschaft!“, sagte sie lächelnd und deutete mit ihren Fingern die Größe eines kleinen Eons an. Die kleine Auseinandersetzung, die sie am Vortag beobachtet hatte, war ihr noch klar in Erinnerung und brachte sie leicht zum Lachen. Bei solchen Momenten würde sie am liebsten noch häufiger Mäuschen spielen.
Sie schwammen eine Weile herum. Yedan sprach sie weder auf die Ergebnisse des Tages an, noch erwähnte er eigene, vielleicht aufgekommene Erkenntnisse. Für diesen Augenblick gab es einfach nur diesen Moment, den See und sie beide! Und die Elfe war dankbar dafür, dass sie Zeit bekam etwas durchzuatmen.
Doch gerade während der ersten Schwimmzüge ließ die Assoziation der Dunkelheit mit ihren Erlebnissen in der Scheinwelt noch keine endgültige Entspannung zu. Während ihre Bewegungen sanfte Streicheleinheiten des Wassers auf ihrer Haut auslösten, sah sich Rhuna immer wieder verstohlen um, so dass es auch Yedan auffiel.
„Geht es dir gut?“, fragte er, woraufhin sie ihn direkt ansah und ein Lächeln auflegte, um ihm keine Sorgen zu bereiten und dem Moment noch eine Chance zu geben, länger zu währen.
„Ja es ist nur so dunkel…!“, gab sie als simple Begründung, der sie auch keinen Raum geben wollte, zu einer weiteren Frage heranzuwachsen. Mit zwei Schwimmzügen war Rhuna bei dem Sarier und angelte nach seiner Hand, um die Blume aus der Nähe zu betrachten. Ihre Nähe war aus einem unschuldigen Grund entstanden und doch konnte man anhand der sanften Röte auf ihren Wangen erkennen, dass sie sich der Intimität des Moments und seiner körperlichen Nähe als Mann bewusst war. In ihrer Brust klopfte ihr Herz, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, doch wirkte die Schönheit des Naturspektakels, wie ein naiver Schutzschild, der lediglich das vorsichtige aneinander Herantasten unterstützte.
„Sie ist wunderschön! Die Welt ist voll von Florencias Wundern!“, sagte Rhuna bewundernd, während sich das sanfte Licht in ihren Augen spiegelte und ihr Gesicht, wie auch Dekolleté in ein schwaches, warmes Licht tauchte.
„Wunderschön..“, murmelte auch Yedan, doch war der brünetten Elfe nicht bewusst, dass von mehr als nur der Blume sprach. Erst als sie den Blick hob und nun in sein Gesicht sah, das ebenfalls sanft in Licht getaucht lag, bemerkte sie, dass er nicht länger die Blume ansah.
Irgendwas… ist anders!, dachte sie ohne genau mit dem Finger darauf zeigen zu können, was sie in diesem Moment irritierte. Ihre Wangen fühlten sich warm an und unter seinem Blick … fühlte sie sich noch entblößter, als sie es schon war. Auf eine … aufregende und neue, keineswegs negative Art und Weise.
Doch bevor Rhuna sich nähere Gedanken darüber machen konnte, ergriff Yedan ihre Hand und zog sie ein Stück mit sich.
„Komm, ich zeige dir, wo sie her sind. Kannst du tauchen?“ Sein spitzbübisches Lächeln, das von ersten Augenblick ihres Kennenlernens eine große Wirkung auf ihre Gefühle besessen hatte, zeigte sich auf seinem hübschen Gesicht. Dann holte er tief Luft, deutete ihr mit einem Fingerzeig an ihm zu folgen und tauchte in die Dunkelheit des Wassers ab.
Sein warmer Griff löste sich und die Kühle des Wassers verriet ihr nur umso prägnanter, dass er ihre Hand gehalten hatte. Rhuna sah auf die Stelle, an der der Sarier vor ein paar Sekunden noch zu sehen gewesen war und spürte, wie seine Aufforderung sie in Zugzwang brachte, wo sich ihr Innerstes gradlinig dagegen sträuben wollte, ihm zu folgen. Sie zuckte bei der Vorstellung kurz zusammen, während sie sich gleichzeitig über diese Reaktion ärgerte.
Beim Götterpaar, sie war in Shyána Nelle oft schwimmen gewesen und auch des Nachts hatte sie sich nie wie ein Hasenfuß verhalten, wenn sie in die dunklen Wellen abgetaucht war.
Wenn ich zulasse, dass es diese Macht über mich hat, …. Das Ende gedanklich offenlassend, gab sie sich den nötigen Ruck, holte Luft und tauchte dem Halbelfen nach.
Im ersten Moment war sie wieder im Nichts! Ihre Sicht gewährte ihr nur langsam ein Erkennen, doch bevor sich weitere Angst oder Panik in ihr bilden konnte, war plötzlich Yedan an ihrer Seite und ergriff von neuem ihre Hand. Die Wärme seiner Finger überdeckte von Neuem die kühlen Stellen und gaben der Elfe augenblicklich ein Gefühl von Sicherheit. Konnte es… so einfach sein?
Noch war sein Antlitz etwas verschwommen, doch von Sekunde zu Sekunde besserte sich ihre Sicht. Sie sah das rucken seines Kopfes, um ihr die Richtung zu weisen und zusammen tauchten sie noch etwas tiefer. Und dort… wartete eine ganz eigene, neue, kleine Welt auf sie, die sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Auf dem Grund vor ihr lag ein wahres Blütenmeer. Und jede kleine Blume, die diesen Teppich bildete, strahlte sein ganz eigenes Licht aus, das die Umgebung plötzlich soweit erhellte, dass nicht nur ihre und Yedans Gestalt gut zu erkennen waren, sondern auch die Zauber des Sees offenbarte.
Rhunas Blick war wie gefesselt. Ihr Herz machte einen Sprung und hätte sie für den Tauchgang nicht bereits die Luft angehalten, hätte der Anblick ihr eben jenen geraubt.
Das Licht der Blumen und die Schönheit, die der Anblick bot, vertrieb jegliche Angst, die Rhunas Herz bis zu diesem Moment, verborgen belastet hatte. Und erneut lernte sie, dass die Welt nicht nur Schwarz oder Weiß war – Gut oder Böse. Es gab eine wahre Palette an Farben, Wundern und Perspektiven. Man durfte nur nicht den Blick dafür verlieren.
Yedan ahnte nicht, dass er der Elfe mehr als nur das Geschenk eines atemberaubenden Anblicks gemacht hatte. Durch ihn sah sie die Unterschiede, erlebte sie und zog daraus ihre ganz eigenen Schlüsse. Die Geschenke, die er ihr machte, waren neuer Mut und neue Hoffnung.
Ihr Blick spiegelte, wie es gerade in ihrem Inneren aussah. Sie konnte nicht anders als zu lächeln und als sie den Kopf zur Seite wandte, um Yedan anzusehen, drückte sie sanft seine Hand. Dieser Moment gehörte nur ihnen beiden und auch wenn sie darüber vielleicht nie wieder sprechen würden, würde sie ihn in ihrem Herzen und ihren Erinnerungen bewahren.
Yedans Gesicht zierte ebenfalls ein Lächeln und seine Haare umspielten, geführt von den sanften Bewegungen des Wassers, sanft seine Konturen. Alleine in diesen Anblick konnte sie sich erneut verlieben. Doch wurde ihr plötzlich auch bewusst, dass das Licht ihre beiden Gestalten für einander sichtbar machte.
…wie… soll man da nicht direkt hinsehen?, ging ihr der Gedanke durch den Kopf, während sie Mühe hatte ihren Blick nicht in sichtbare tiefere Regionen zu lenken. Sie wollte ihm ja seine Privatsphäre gewähren, nur…
Eine Bewegung des Sariers ließ sie erkennen, dass er höher schwamm und als er ihr seine Hand entgegenstreckte, nahm sie diese – mit einem resignierenden kleinen Seufzer – im Wissen, dass es unmöglich gewesen war, dass sie beide nicht alles voneinander gesehen hatten – an.
Als sie beide an der Oberfläche des Sees auftauchten, holte Rhuna Luft und strich sich die Wasserperlen vom Gesicht, ehe auch sie ihre Haare nach hinten strich. Es trennten sie kaum ein paar Minuten von dem Moment, bevor sie hinabgetaucht war - und doch sah sie den See nun mit ganz anderen Augen. Ein kleines, glückliches Lachen verließ ihre Kehle, das der Sarier vielleicht nicht verstehen würde.
„Das war… einfach atemberaubend! Was denkst du, wie viele Blumen wir gesehen haben? Das Wasser sah aus, als wäre der Himmel der Abendsonne in den See hinabgetaucht! So etwas habe ich noch nie gesehen!“, plapperte sie plötzlich los und es war klar, dass sie deutlich befreiter wirkte, als noch zuvor. Sie hob den Blick und war kaum eine Kopfbreite vom Gesicht des hübschen Halbelfen entfernt, doch eben diese Nähe schien sie nicht groß aus dem Konzept zu bringen. Es war sein Blick, der sie innehalten ließ.
Das Braun seiner Augen strahlte etwas Sanftes aus und doch schienen sie einen Hinweis darauf zu liefern, dass er etwas sagen wollte. Doch… obwohl einige Sekunden vergingen, sagte er nichts. Ging die Intimität ihrer Nacktheit vielleicht doch nicht ganz spur- und reaktionslos an ihm vorbei?
Er… kannte offenbar den Anblick der Blumen und ich habe gesehen, wie er mich … angesehen hat., dachte sie und spürte wieder eine leichte Hitze in ihre Wangen steigen. Es war noch immer ein merkwürdiges Gefühl. Sie hatten einander so gesehen, wie die Natur sie erschaffen hatte. Und doch, war es ihr weit weniger peinlich, als sie es erwartet hatte. Es war… irgendwie in Ordnung und gleichzeitig trieb sie diese reibende Aufregung um. Es war… ein Auf und Ab der Gefühle. Und sie schienen sich stetig im Kreis zu drehen. Würde es … immer so zwischen ihnen sein?
Ihr Herzschlag erhöhte sich, als ihr Blick langsam und verstohlen zu seinen Lippen wanderte. Wie sollten ihre Gedanken auch nicht … in diese Richtung schleichen?
„…Yedan…?“, fragte Rhuna ein wenig verunsichert, doch kaum hatte sie seinen Namen ausgesprochen, brach er den Blickkontakt und schwamm der Mitte des Sees entgegen.
„Komm, das Wasser ist herrlich und von hier aus hat man einen sehr guten Blick auf die Sterne!“, sagte er und löste dadurch die Nähe, wie auch die Spannung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte.
Für einen Moment sah sie ihm schweigend und etwas stehen gelassen nach und fühlte sich merkwürdig vertraut an etwas erinnert. Es war… wir bei ihrem Ausversehen-Kuss. Irgendetwas geschah zwischen ihnen, doch er sprach es nicht an. Und sie?
Rhunas Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. Sollte auch sie wieder tun, als wäre nichts gewesen? Vielleicht war es ja tatsächlich so. Bildete sie sich wieder etwas Falsches ein und vertauschte Freundlichkeit mit Zuneigung? In ihre Augen trat eine kaum erkennbare Entschlossenheit.
Es bedurfte nur ein paar Schwimmzüge und sie war wieder in der Nähe des Sariers. Für eine Weile schwammen sie einfach nur für sich selbst umher. Die Elfe folgte zwar seinem Blick zu den Sternen, doch wandte sie ihn ebenso schnell wieder auf die Oberfläche des Sees, die durch ihre Bewegungen in sanfte Unordnung geriet. Keiner von ihnen sagte etwas, doch Rhuna ließ Yedan nicht wirklich aus den Augen.
„Yedan?“, sprach die Elfe ihn plötzlich an und als sie seine Aufmerksamkeit besaß und er sich zu ihr wandte, war sie nur wenige cm vor ihm, so dass sie einander bei ihren Schwimmbewegungen hier und da berührten. Anders als zuvor, wo sie ihn warm angelächelt hatte, war ihr Blick dieses Mal kaum zu deuten. Ihre Seelenspiegel tasteten sein Gesicht ab, bis sie ihren Kopf leicht zur Seite neigte und ihm zeitgleich eine Hand auf die Schulter legte.
Ohne einen Moment länger zu zögern beugte sie sich vor und berührte mit ihren Lippen sanft die Stelle, die sie am Abend zuvor nur rein zufällig geküsst hatte.
Der Kuss war zärtlich und doch nachdrücklich. Sie ließ keine Zweifel darüber aufkommen, dass sie diese Stelle bewusst gewählt hatte. Und als sie sich von ihm löste, lächelte sie ihn mit einem Funken ehrlichen Bedauerns an und legte ihre Hand, die zuvor seine Schulter berührt hatte, an seine Wange.
„Lass uns ans Ufer zurück. Es ist spät und… ich muss dir mehr als nur ein Geständnis machen.“, sagte sie mit gesenkter und doch klarer Stimme. „Wenn du danach noch mit mir die Sterne ansehen möchtest … lass uns zurückgehen!“ Wieder sah man ihr das Bedauern an. Sie hatte ihren winzigen und so lang ersehnten Moment mit Yedan kaputt gemacht, ohne zu wissen, ob es noch einmal einen solchen geben würde.
Rhuna wandte sich ab und schwamm zum Ufer. Mit ihrer Entscheidung war die Unruhe zurückgekehrt, doch sie hatte sich ihren Moment des Glücks nicht aus einer impulsiven Handlung heraus zerstört. Tatsächlich hatte sie diese merkwürdige Stimmung zwischen ihnen ansprechen wollen. Doch was wäre gewesen, wenn seine Gefühle für sie den ihren für ihn nicht unähnlich waren? Wie hätte sie noch mehr Nähe mit ihm guten Gewissens zulassen können, wo sie gleichzeitig befürchtete, dass er ihr einige ihrer Entscheidungen der letzten Tage übelnehmen würde?
Sie dufte dem Gespräch nicht länger ausweichen. Unten am See hatte sie neuen Mut erhalten und den musste sie nun nutzen, um Yedan in alles einzuweihen. So gerne sie auch den anderen Weg gegangen wäre – sie wollte Klarheiten schaffen. Und ihrer Ansicht nach, musste sie eben dort ansetzen.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Freitag 24. Februar 2023, 14:28

Manchmal war es einfach nur unpassend, dass einem der Kopf und das rechtschaffende Herz dazwischen grätschte. Rhuna war noch nie jemand gewesen, der sich vor Problemen wirklich lange drücken konnte und das Wissen, welches sie an nur einem einzelnen Tag im Dorf gesammelt hatte, lastete nicht nur schwer auf ihrem Gemüt, sondern auch auf der Unbefangenheit mit Yedan. So sehr sich Rhuna wünschte, sie könnte mit ihm einfach nur im See etwas schwimmen und vielleicht endlich mal über das Reden, was sie so beschäftigte, war es ihre Vernunft, die sich meldete. Rhuna wusste, sie würde mit Yedan keine echte Zweisamkeit erfahren können, wenn sie ihm wichtige, teils belastende Informationen vorenthielt. Es käme ihr wie Betrug vor, wenn sie nicht darüber sprechen würde. Sie wusste davon, er aber nicht. Und so, wie sie entschieden hatte den Sarier endgültig in alles einzuweihen, damit er die Chance hatte seine Möglichkeiten abzuwägen, so wollte sie ihm diese Entscheidungen auch im Bezug auf sich selbst überlassen. Yedan war ein Meister darin ihr die Schönheiten der Natur nahezubringen und sie konnte das auch bis zu einem gewissen Punkt genießen. Und weit mehr als das, denn das violette Licht, offenbarte nicht nur die Schönheiten der floralen Natur. Auch Yedan musste das bewusst gewesen sein, doch er verhielt sich wie immer. Auch darin war er ein Meister. Nachdem sie auftauchten, sprudelte die Euphorie aus Rhuna heraus und der Halbelf betrachtete sie lächelnd, während er ruhige Schwimmzüge machte. „Das war… einfach atemberaubend! Was denkst du, wie viele Blumen wir gesehen haben? Das Wasser sah aus, als wäre der Himmel der Abendsonne in den See hinabgetaucht! So etwas habe ich noch nie gesehen!“ Er lachte leise aber nicht minder amüsiert. „Ich glaube, ich kann die Luft nicht lange genug anhalten, um alle zu zählen. Es müssen hunderte gewesen sein!“, antwortete er ihr ausgelassen und wollte ihr dann doch noch etwas anderes zeigen. Es hätte romantisch werden können, wenn Rhuna sich nicht anders entschieden hätte. Wenn ihre Vernunft nicht eingeschritten wäre. Allerdings konnte diese das nicht tun, ohne dass auch Rhuna nun ein wenig Initiative in eine andere Richtung ergreifen wollte. Sie sprach ihn an und erhielt seine Aufmerksamkeit. „hm?“, sah er fragend zu ihr und wartete ab, was sie zu sagen hätte. Sie kam nahe genug, dass sich ihre Hände und Arme berührten, während sie ihre Schwimmbewegungen machten. Yedan wurde ganz ruhig und schaute etwas fragend auf sie. Dann berührte sie ihn an der Schulter und zog sich ein Stück dichter, sodass er ganz automatisch seine Hand an ihre Taille legte, um ihr Halt zu geben. Die Berührung erfolgte ohne wirklich darüber nachzudenken, doch als ihre Lippen auf seine zusteuerten, wurde sein Griff um ihr nacktes Fleisch etwas fester. Zudem spürte Rhuna, wie er sie Luft anhielt, als sie ein wenig abbog und ihm den Kuss erneut erleben ließ, den sie bereits am Abend zuvor ausgetauscht hatten. Yedan sah sie mit großen Augen an. Dann berührte sie ihn an seiner Wange und erneut festigte sich der Griff an ihrer Haut unterhalb der Wasseroberfläche. Yedan ließ ihre Nähe nicht kalt. Wie könnte sie das auch? Rhuna war liebreizend und wunderschön. Welcher Mann würde da nicht ein wenig weiche Knie bekommen? Doch bei Yedan schien es noch etwas anderes zu sein. Er hatte offenbar nicht damit gerechnet. Trotzdem stieß er weder sich noch sie weg und verharrte in ihrem Tun. „Lass uns ans Ufer zurück. Es ist spät und… ich muss dir mehr als nur ein Geständnis machen. Wenn du danach noch mit mir die Sterne ansehen möchtest … lass uns zurückgehen!“ Er entließ sie aus seinem Griff, sobald sie zurückschwamm.

Er sah ihr nach und blinzelte perplex. „Einen.. Moment..“, erbat er sich und räusperte sich verlegen. Er schwamm noch einige Momente, in denen Rhuna Zeit hatte, sich anzuziehen und er dieses Mal nicht hinsah. Er war beschäftigt, jedenfalls wirkte es so. Denn wenn er ihr gleich gefolgt wäre, dann wären sie tatsächlich völlig blank aufeinandergetroffen. So hatten sie zumindest ein wenig die Illusion einer Verhüllung durch das Wasser. Gleichzeitig aber hatte ihre Nähe und das Wissen, um ihre Nacktheit ganz andere Konsequenzen gehabt. Und diese musste er erstmal wieder loswerden, bevor er sich auch an das Ufer wagte. Der gutgebaute Sarier kletterte aus dem Wassern und strich sich durch die Haare. Dann griff er Hose und Hemd und streifte sie sich über, dass sie nass an seinem Körper klebten und keine noch so ansehnliche Stelle verbarg. Florencia musste ihre helle Freude haben… Nun aber folgte er Rhuna den kleinen Trampelpfad zurück zum Feuer und deutete auf das Blatt mit den Beeren. „Das ist für dich, wenn du willst.“, bot er an und setzte sich, den Rücken gegen den Baumstamm gelehnt und nahe dem Feuer, damit er trocknen konnte. Immer mal wieder rann ihm ein kleiner Wasserstropfen über die Schläfe, die er wegwischte und nun abwartend Rhuna betrachtete. Sorge lag in seinem Blick, denn die Elfe war für seinen Geschmack zu ernst. Er hatte ja keine Ahnung, was gleich alles auf ihn niederregnen würde. „Was ist denn los? Hast du etwas erfahren, bei deinen Nachforschungen?“, kam er ihrer Bitte entgegen, erstmal sprechen zu wollen. Was ihm allerdings wieder die Gelegenheit gab, sich eben nicht mit ihrer Nähe, ihrem erneuten Kuss und all dem auseinanderzusetzen. Vielleicht war die Strategie nicht so klug gewesen, wenn sie auch Klarheit darüber erhalten wollte, was Yedan eigentlich für sie war oder für sie empfand. Jetzt allerdings würde sie ihren Worten Taten folgen lassen müssen, denn er musterte sie aufmerksam und legte seine Unterarme auf seine Knie, die er angewinkelt hatte. Das Feuer leckte über sein Gesicht und trocknete das braune Haar, was ihm wieder sehr gut zu Gesicht stand. Seine Züge waren zwar besorgt, aber dennoch wirkte er entspannt. Seine Ausstrahlung bettete sie in eine beruhigende Sicherheit, die sie in seiner Nähe stets empfunden hatte. Und wieder kam er ihren Wünschen nach, auch wenn er selbst vielleicht etwas ganz anderes vorgehabt hatte. Nun war sie dran.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Freitag 24. Februar 2023, 16:30

Es sah so aus, als hätte sie Yedan mit ihrer plötzlichen Nähe und dem Kuss völlig überrumpelt. Er sah sie mit seinen großen braunen Augen irritiert an und erinnerte sie für einen Moment an seine jüngere Version, von der er nicht ahnte, dass sie ihm begegnet war. In ihren Blick mischte sich Reue, weil die Möglichkeit nicht ausgeschlossen war, dass sie ihm in eben diesem Moment endlich näher hätte kommen können. Er hatte sie weder von sich geschoben, noch war er zurückgewichen. Im Gegenteil, der Griff seiner Hand an ihrer Hüfte, die ihr zusätzlichen Halt gab, hatte sich gefestigt, als würde er sie dort halten wollen.
Mittlerweile war sich Rhuna ihrer Gefühle für den Halbelfen ziemlich bewusst. Sie hatte sich in ihn verliebt, obwohl sie noch so vieles an ihm nicht kannte. Diese Chance ihn vielleicht selbst etwas aus der Reserve zu locken, ließ sie mit ihrer plötzlichen Aufforderung ans Ufer zurückzukehren, verstreichen. Sie tat ihrem Wunsch ihm nah zu sein damit keinen Gefallen, doch sie glaubte in diesem Moment die richtige Wahl getroffen zu haben.
Die Elfe hatte ihm schon einmal die Möglichkeit genommen seine Wahl und Entscheidungen selbst zu treffen, als sie ihm einige der Vorfälle vorenthalten hatte. Diesen Fehler wollte sie nicht noch einmal begehen. Auch wenn Rhuna Yedan nur hatte schützen wollen, war es nicht ihre Aufgabe gewesen, ihm die Entscheidungsmöglichkeiten zu nehmen.
Während sie zum Ufer zurückschwamm zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Natürlich fiel es ihr schwer diesen sorgenfreien und wunderschönen Moment zu verlassen. Auch ihr Körper hatte auf die Nähe zu ihm reagiert, was eindeutig ein Pochen in ihrem Schoß bewies, das nun unbefriedigt zu verebben begann.
„Einen.. Moment..“, erklang Yedans Stimme hinter ihr, auf die ein Räuspern folgte. Sie hörte heraus, dass der Sarier mit dieser Wende nicht gerechnet hatte und sich ebenfalls neu sortieren musste. Und diese Zeit gab sie ihm, während sie das Ufer erreichte und aus dem Wasser trat. Sie hob ihre Kleidung auf, sah dann aber noch einmal zurück zu Yedan, der herumschwamm. Mit ihren Gedanken bereits beim Gespräch entging ihr der Grund für seine Motivation ihr nicht direkt mit ans Ufer zu folgen.
Ich hoffe er wird nicht zu sauer…, dachte die Elfe mit Beklemmung im Herzen, ehe sie sich das Kleid überstreifte und darauf wartete, dass Yedan ihr folgen würde.
Als er das Wasser verließ wandte sie sich etwas seitlich und sah in die Richtung des Waldes, in dem das Lager verborgen lag. Der Drang ihn anzusehen war durchaus groß, doch passte dieses Gefühl nicht zu der Stimmung, die sich bedrückend zwischen sie schob.
Zusammen kehrten sie zum Lager zurück, wo sie sich beide einen Platz am Feuer suchten. Rhuna nahm eine der Decken, die Avalinn ihr mitgegeben hatte und legte sie sich um die Schulter, als würde sie unter dieser Umarmung etwas Schutz und Courage finden.
„Das ist für dich, wenn du willst.“, bot er an und seutete auf die Beeren, die sie schon zuvor entdeckt hatte. Dankbar nickte sie und versuchte sich an einem Lächeln, das jedoch schnell wieder verebbte, während sich Stille ausbreitete.
Das Knacken des Feuers bot einen gemütlichen Anblick und auch die ausgestrahlte Wärme lud zum Wohlbefinden ein. Doch würde sich dieses wohl noch nicht sofort einstellen.
Das Wasser perlte glitzernd von ihrer beiden Haare und einen Moment sahen sich die beiden gegenseitig an, vielleicht sogar ohne den Blick des anderen bewusst wahrzunehmen.
Doch die Sorge in Yedans Blick ließ sich nicht länger übersehen. Und so brach er auch das Schweigen, indem er sie aufforderte zu sprechen – ganz wie sie es sich gewünscht hatte.
„Was ist denn los? Hast du etwas erfahren, bei deinen Nachforschungen?“, fragte er, woraufhin ein Nicken ihrerseits folgte. Rhuna atmete einmal tiefer durch und schloss kurz die Augen, um sich zu wappnen, ehe sie seinem Blick direkt begegnete.
„Es ist … viel passiert. Aber ich muss noch einmal bei Gestern anfangen, weil…“ Rhunas Hände, die auf ihren Knien gelegen hatten krallten sich in den Stoff ihres Kleides.
„…ich dir etwas vorenthalten habe, was geschehen ist.“ Ihr Blick verzog sich leicht und die Unruhe und Ungewissheit seiner ausstehenden Reaktion machte sie sichtlich nervös. Man konnte sehen, dass sie bereute erst jetzt mit ihm darüber zu sprechen.
„Gestern … beim toten Baum hat nicht nur Avalinn auf die Dunkelheit dieses Ortes reagiert. Die Wahrheit ist, dass sie… mich beeinflusst und versucht hat zu … korrumpieren. Ich verlor einmal vor dem Baum das Bewusstsein und ein zweites Mal an Alyisas Grab, als wir die Zusammenhänge dieser Orte herausgefunden hatten. Dort zeigte sich auch der Grund, wieso ich so anfällig auf die dunkle Magie reagierte.“ Die Decke rutschte ihr von der Schulter, als sie spürte, wie sie erschauderte. Sie zog sie zurück, während sie ihn besorgt betrachtete.
„Wie es aussieht bin ich … eine Art Sonderfall, was meine magische Begabung angeht. Ich weiß nicht, wie gut du dich damit auskennst…“, Ihre Stimme wurde zum Ende hin etwas leiser, als würde sie selbst noch einmal darüber nachdenken müssen, wie sie am besten ihren Umstand erklären konnte.
„In mir scheinen zu gleichen Teilen Licht- wie auch Naturmagie vorhanden zu sein. Und als die körperlose Dunkelheit versuchte mich zu beeinflussen, traten beide Magien zu meinem Schutz hervor, was jedoch zur Folge hatte, dass mich die Anwendung dieser Kräfte noch mehr … schwächte. Weil ich sie nicht kontrollieren und bewusst anwenden kann.“ Die Wärme des Feuers begann langsam ihre nassen Haare zu trocken, so dass sich ihre ungekämmten Locken dominanter hervorhoben und ihre Gesichtszüge umspielten.
„Ich… habe dir nichts davon erzählt, weil mir Avalinn erklärte, dass es für mich gefährlich sei weitere Nachforschungen anzustellen, wo die dunklen Kräfte von Alyisa noch immer wirken. Die Dunkelheit korrumpiert mich so stark, weil sie offensichtlich ebenfalls zwei magische Potenziale entwickelt hat. Erst Schattenmagie … dann Nekromantie. Und diese beiden Magien sich die direkten Gegenspieler zu den meinen. Das hat zur Folge, dass sich unsere Magien anziehen, wie auch gleichzeitig abstoßen. Und wenn ich dieses Problem nicht unter Kontrolle bekomme… mein Leben verlieren könnte.“ Die Katze war bereits halb aus dem Sack und sie hob unsicher ihren Blick, um Yedan anzusehen.
„Gestern glaubte ich, dass ich dir nichts davon erzählen sollte, weil du… dich und dein Glück immer hintenanstellst. Ich dachte du würdest unser Vorhaben sofort wieder abbrechen und vielleicht verschwinden. Aber ich… kann mein Versprechen dir gegenüber nicht brechen. Ich will nicht aufgeben oder aufhören. Weil du… mir wichtig bist! Und dir und deiner Familie so viel angetan wurde!“ In Rhunas Augen begann es zu schimmern, als sich die Tränen kaum zurückhalten ließen. Ihre Sorge war groß, dass er es schlecht auffasste.
„Aber es war falsch dir nichts zu erzählen. Eben weil dich die ganze Angelegenheit am ehesten betrifft. Es tut mir unendlich leid, dass ich diese Entscheidung über deinen Kopf für dich getroffen habe. Ich… wollte dich schützen, wie du es immer auch für mich tust. Aber… ich schütze dich so nicht. Und nun geht es nicht mehr alleine darum, deinen Namen reinzuwaschen. Heute ist so viel passiert und… außer Kontrolle geraten, dass ich weiß, dass ich dich nicht schützen kann, wenn du …nicht alles weißt. Ich wusste nicht, wie tief das alles geht… und… es tut mir leid…!“
Die Worte verebbten und ihre Schultern bebten, als sie ein Schluchzen ergriff. Rhuna hatte ihre Fassung bewahren wollen, doch ihr entglitt erneut die Kontrolle, wo der härteste Teil doch noch folgen würde. Sie gab zu die Situation nicht richtig eingeschätzt zu haben und musste dadurch ebenfalls beichten, andere und sich in Gefahr gebracht zu haben.
Sie wischte sich rasch die Tränen fort, die ihr über die Wange zu laufen begannen und versuchte, nach einem Durchatmen, eben diesen Teil der Erzählung zu beginnen. Es würde keine Geheimnisse mehr geben und sie hatte vor, ihm alles genauestens wiederzugeben. Was sie dann auch tat, sollte Yedan ihr die Möglichkeit geben.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. Februar 2023, 14:38

Auch wenn Rhuna jeden Tag mehr und mehr über den sarischen Jäger erfuhr, wusste sie dennoch noch nichts über seine Zeit im Exil. Sie wusste, dass er für eine sehr lange Zeit einsam umherstreifte und letztendlich eine Freundschaft mit einem Tiger einging. Doch wie sah es mit sozialen Kontakten aus? Yedan wirkte nicht wie der ungehobelte Waldschrat, der jegliche Etikette verloren hatte. Er wusste sich auszudrücken und wahrte einen gewissen Anstand. Trotzdem überschritt er immer wieder Grenzen der Zwischenmenschlichkeit, indem er ihr zum Beispiel besonders nahe kam, ohne darüber nachzudenken, wie das wirken musste. Gleichzeitig sah er in Rhuna’s Seele und teilte ihr mit, was er darin erkannte. Ungeachtet dessen, ob sie sich damit vorgeführt oder ertappt fühlte. Doch jetzt war es Rhuna, die diese Grenze überschritt und Yedan musste spüren, dass es sich anders anfühlen konnte, wenn man davon überrascht wurde. Und Rhuna konnte sehen, wie er überrascht wurde. Ihre unvermittelte Nähe zeichnete sich in seinem Gesicht ab und auch sein Griff um ihre Hüfte war etwas, was Aufschluss darüber gab. Doch Rhuna wollte die Situation nicht ausnutzen. Beziehungsweise wollte sie es im Prinzip schon, doch vorher musste sie reinen Tisch mit dem Halbelfen machen. Es gab viel zu viele Dinge, die Yedan noch nicht wusste und Rhuna fühlte sich schlecht dabei, dass sie einen Großteil davon selbst verbarg. So kehrten sie an das Feuer zurück und für einen Moment schwiegen sie, während die Flammen ihre Silhouetten in warmes Licht tauchten. Sie hätten einen ganz anderen Abend verbringen können, doch die Umstände machten es nötig, dass sie sich nicht verleiten ließ, dem nachzugeben. Wenn sich ihr tiefes Gefühl, das sie in seiner Nähe empfand nicht täuschte, dann gäbe es eventuell eine Chance auf den gemütlichen Teil des Abends. Doch vorerst…

„Es ist … viel passiert. Aber ich muss noch einmal bei Gestern anfangen, weil…ich dir etwas vorenthalten habe, was geschehen ist.“ Ruhig wurde Yedan’s Blick und er hielt ihn neutral auf ihrem Gesicht. Vielleicht beobachtete er dabei auch die feinen Perlen, die ihr durch die braunen Wellen tropften. Sein Schweigen ermutigte sie, weiterzusprechen, obwohl es ihr alles andere als leichtfiel. Ihr nächstes Geständnis aber rüttelte an seiner Ruhe. In seinem Blick flammte einem Sturm gleich Besorgnis auf, die ihn sogar veranlasste, seine Hand stärker um sein eigenes Handgelenk zu spannen. Yedan ließ Rhuna nicht aus den Augen. Aber er beherrschte sich, weil er alles hören wollte. Sie wirkte verunsichert und ihre leise Stimme führte dazu, dass das Feuer und die Geräusche der Nacht umso lauter wirkten. Es war bedrückend, wie all das Schöne derzeit in die andere Richtung wirkte. Das Knistern klang mit einem Mal fast schon mahnend, während das Heulen einer Eule irgendwo im dichten Wald, die schlechte Stimmung forcierte. Und Yedan. Dessen Ruhe sonst so heilsam für Rhuna war. Jetzt aber hatte sie etwas Lauerndes, etwas Gefährliches. „Ich… habe dir nichts davon erzählt, weil mir Avalinn erklärte, dass es für mich gefährlich sei weitere Nachforschungen anzustellen, wo die dunklen Kräfte von Alyisa noch immer wirken. Die Dunkelheit korrumpiert mich so stark, weil sie offensichtlich ebenfalls zwei magische Potenziale entwickelt hat. Erst Schattenmagie … dann Nekromantie. Und diese beiden Magien sich die direkten Gegenspieler zu den meinen. Das hat zur Folge, dass sich unsere Magien anziehen, wie auch gleichzeitig abstoßen. Und wenn ich dieses Problem nicht unter Kontrolle bekomme… mein Leben verlieren könnte.“ Das war zu viel für den Sarier. Yedan wusste nicht mehr wohin mit seiner Anspannung und erhob sich kurzerhand. Beinahe sah es so aus als würde er das Gespräch beenden und sie sitzen lassen, doch er tigerte lediglich einige Schritte ihr gegenüber auf und ab. Noch immer schwieg er, doch sein Profil verriet Rhuna, dass es in ihm arbeitete.
Sein Kiefer spannte hart und zeigte eine neue Seite an ihm, die sie bisher nicht kennengelernt hatte. Yedan war nicht nur sanft. Es gab auch etwas Dunkles an ihm, das gewiss nötig gewesen war, um überhaupt all das zu überleben und zu ertragen. Sorgenvoll legte sich seine Stirn in Falten und Rhuna nutzte sein Schweigen dennoch aus, um weiterzusprechen: „Gestern glaubte ich, dass ich dir nichts davon erzählen sollte, weil du… dich und dein Glück immer hintenanstellst. Ich dachte du würdest unser Vorhaben sofort wieder abbrechen und vielleicht verschwinden. Aber ich… kann mein Versprechen dir gegenüber nicht brechen. Ich will nicht aufgeben oder aufhören. Weil du… mir wichtig bist! Und dir und deiner Familie so viel angetan wurde!“ Er schnaubte. Er schnaubte tatsächlich und verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust. Er sah sie nicht an und erkannte somit auch nicht die Tränen, die sich in ihren Augen bildeten. „Aber es war falsch dir nichts zu erzählen. Eben weil dich die ganze Angelegenheit am ehesten betrifft. Es tut mir unendlich leid, dass ich diese Entscheidung über deinen Kopf für dich getroffen habe. Ich… wollte dich schützen, wie du es immer auch für mich tust. Aber… ich schütze dich so nicht. Und nun geht es nicht mehr alleine darum, deinen Namen reinzuwaschen. Heute ist so viel passiert und… außer Kontrolle geraten, dass ich weiß, dass ich dich nicht schützen kann, wenn du …nicht alles weißt. Ich wusste nicht, wie tief das alles geht… und… es tut mir leid…!“

Ihre Stimme versagte und verklang in einem Schluchzen. Yedan hörte auf zu tigern und schaute auf sie herab, während seine Mimik sich nur wenig erweichte. Er blieb hart in seinem Ausdruck und wirkte fast schon abweisend. Es dauerte einen Moment, in dem Rhuna ihre Augen selbst trocknen musste. Er trat dieses Mal nicht an sie heran und bot ihr Wärme und Geborgenheit. Dieses Mal nicht, denn er ahnte vielleicht, dass sie noch nicht fertig war. Mit unstetem Blick hörte er auch der nächsten Erzählung zu. Mit jedem Wort, mit jeder Silbe, verschloss sich Yedan vor ihren Erzählungen. Sie konnte nicht erkennen, was er davon hielt, weil er es nicht zuließ. Sie sprach da von seiner Vergangenheit, seinem schlimmsten Erlebnis und von seinem Vater. Sie sprach von seinem Verlust, ob nun Alyisa, als seine erste Liebe, seinem Vater, seiner Mutter oder seinem Zuhause. Das alles trieb Yedan dazu, sich von ihr zurückzuziehen. Sie konnte regelrecht zusehen, wie er sich tiefer und tiefer in sich einschloss und seine Emotionen mit sich nahm. Allerdings zeugte seine Reaktion auch von unwahrscheinlich viel Ehrlichkeit. Sie wurde Zeugin seines Schmerzes auf eine Weise, die man verstehen lernen musste. Yedan tigerte erneut umher, nachdem Rhuna schon eine Weile geendet hatte. Noch immer hatte der Sarier nichts gesagt und musste all die vielen und für ihn neuen Informationen erstmal verdauen. Rhuna hatte ihre Geschichte nun das dritte Mal erzählt. Und wurde souveräner im Umgang damit.
Doch für Yedan war das alles furchtbar neu. Und er haderte damit. Sie konnte es sehen. Mit einem Mal blieb er stehen und starrte sie an. Das Feuer leckte über seine Züge und gaben ihm einen teilweise unheimlichen Ausdruck. Er wollte etwas sagen, doch erneut zögerte er, wie zuvor im Wasser. „Du solltest verschwinden“ knurrte er dann plötzlich und wirkte recht resolut dabei. „Verschwinde von hier und komm‘ nicht wieder!“, mahnte er sie und es war ihm ernst damit. Was nicht gänzlich zu ergründen war, war die Frage, ob er sauer auf sie war oder sie nur im Sicherheit wissen wollte. Das Feuer knisterte bedrohlich, während sie schwiegen und die Worte zwischen ihnen standen. Dann tauchte plötzlich Jún aus dem Dickicht auf, hüpfte ausgelassen gurrend auf Rhuna zu und schaute dann fragend zwischen ihnen hin und her.
Yedan aber nutzte die Störung und drehte sich um, ehe er tatsächlich die Lichtung verließ. Doch noch bevor er wirklich verschwunden war, schlug er mit der Faust gegen einen Baum, dass die Rinde splitterte und seine Knöchel bluteten. Der Schmerz aber machte etwas mit ihm. Er ließ die Schultern hängen und lehnte sich niedergeschlagen an den Baum, der seine Wut abbekommen hatte. „Es ist Schluss, Rhuna.“, kam seine Stimme wieder eine Spur weicher zu ihr zurückgeweht. Aber noch immer sah er sie nicht an, sondern lehnte an dem Baum, ein paar Schritte weit weg. „Es sind zu viele meinetwegen verletzt worden.“, murmelte er und betrachtete seine geprellte Hand. „Wenn dir nun… auch noch etwas passiert… das.. ertrage ich nicht auch noch..“, gestand er und wirkte resigniert.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 26. Februar 2023, 18:18

Es war eigentlich nicht viel, was sie ihm verschwiegen hatte. Nur ihre eigene Rolle in der ganzen Angelegenheit. Alles Weitere waren Informationen, die sie erst über den nächsten Tag hatte sammeln können. Und doch wog dieses kleine Detail schwer.
Als Yedan anfing herum zu tigern, versuchte Rhuna sich dadurch nicht von ihren Erzählungen ablenken zu lassen. Doch seine Reaktionen blieben ihr natürlich nicht verschlossen. Wie hätte sie ihn auch nicht ansehen können, wo es ihr größtes Bedürfnis war, sofort zu erkennen, was in ihm vor sich ging?! Doch der Sarier ließ die Elfe kaum in seinen Emotionen lesen. Seine Reaktion war stark gewesen, als er erfuhr, dass Rhunas Sicherheit gefährdet war. Das war etwas… was sie erwartet hatte und schlussendlich auch der Grund, wieso sie sich an eben diesem Abend gegen die Informationsweitergabe entschied.
Sie war sich bewusst, dass er sich Sorgen um sie machte. Der Grund war ihr bis zu einem gewissen Grad unbekannt, doch im Neldoreth, als sie ihn lebensbedrohlich verletzt gefunden hatte, war ihr klargeworden, dass Yedan sich und seine eigene Gesundheit für das Wohl eines anderen opfern würde. Alleine für sich stand er für sich ein, doch sobald jemand anderes betroffen war … schien er seinen eigenen Wert nicht länger zu erkennen.
In den kleinen Pausen ihrer Erzählung trafen sich hier und da ihre Blicke. Bislang hatte er ihr den Zugang zu einem Teil seiner Seele nie verwehrt und ihr stets einen offenen und warmen Blick geschenkt, der jedes noch so schwere Problem, lösbarer erschienen ließ. Doch dieses Mal war es anders. Er zog sich seelisch vor ihr zurück, verschloss sich, so dass sie in seinem sonst so warmen braun eine unerwartete Kälte vorfand.
Davor hatte sich Rhuna gefürchtet. Und doch war es nun längst zu spät. Ihre Finger bohrten sich in die Decke, die sie noch immer, wie eine schutzbringende Umarmung, um sich gelegt hatte und zwang sich die Erzählung fortzusetzen. Dieses Mal ließ sie nichts aus und es setzte beinahe eine gewisse Routine ein, weil sie die Erlebnisse bereits das 3. Mal erzählte. In ihrem Blick fand sich eine gewisse Leere, mit der sie versuchte ihre Seele zu schützen. Doch diese hielt nur so lange an, bis sie mit der Berichterstattung fertig war.
Erschöpft schloss sie für einen Moment die Augen und ließ den Kopf hängen. Nun… hatte sie alles erzählt und Yedans Reaktion schien sich von denen der Geschwister und Avalinn stark zu unterscheiden. Doch das verstand sie – denn ihn betraf es auf so vielen Ebenen mehr. Und obwohl sie den Halbelfen noch immer nicht lange und wirklich gut kannte, glaubte sie zu erkennen, was die Ablehnung in seinem Blick zu bedeuten hatte.
Rhuna hatte ihn so oft beobachtet. War sogar Zeuge einer Seite an ihm geworden, die längst in der Vergangenheit lag. Sie kannte sein Mienenspiel, wenn er mit sich haderte. Wenn er sich verschloss, wenn man versuchte, tiefer als auf seine charmante und kesse Seite zu blicken, mit der er seine eigene Verletzlichkeit, seinen Schmerz und seine Einsamkeit kaschierte. Sie hatte das Gefühl herauszufinden, was er empfand, wenn er den Blick abwendete und dadurch oftmals einen riesigen Drachen an unausgesprochenen Gedanken im Raum oder zwischen ihm und dieser Person zurückließ.
Diese harte und abweisende Mimik,die er gerade zur Schau stellte, sah die Elfe nun zum ersten Mal. Sie entdeckte die Unruhe in seinen braunen Augen – er haderte mit sich. Je länger die Stille um sie herum anhielt, die nur von den Umgebungsgeräuschen dominiert wurde, je größer bildete sich ein Klopf in ihrem Hals. Sollte sie das Wort erneut ergreifen? Sollte sie sich noch einmal entschuldigen?
Ein letztes Mal wischte sich Rhuna, nun mit dem Zipfel der Decke über die Augen und wischte dadurch auch die letzte Träne, die zwischen ihren langen Wimpern hing, fort.
Dann plötzlich - drangen geknurrte Worte an ihr Ohr: „Du solltest verschwinden.“ Und als wolle er diese Worte noch einmal untermauern sprach er sie noch deutlicher aus: „Verschwinde von hier und komm‘ nicht wieder!“
Für einen Moment hatte Rhuna das Gefühl, als würde ihr Herz aussetzen. Ihr Blick weitete sich betroffen und seelisch fühlte es sich so an, als würde sie für eine Sekunde den Halt verlieren. Yedan wollte, dass sie verschwand. Hatte sie ihn so tiefgreifend erzürnt? Ihr Herz begann unangenehm schnell gegen ihre Brust zu pochen, so dass sie es bis in ihre Ohren spüren konnte. Ihr Violett tastete seine Gestalt ab, suchte nach der Bedeutung seiner Worte, während ihr Gedächtnis sie immer und immer wieder wiederholte.
Erst Jún, der gurrend angehüpft kam, vermochte es sie aus einer Art Starre zu reißen, die sie dadurchvergriffen hatte. Blinzelnd senkte sich ihr Blick zu ihrem flauschigen Begleiter, der die intensive Spannung zwischen den beiden Elfen zu erkennen schien und sein Köpfchen daraufhin zwischen ihnen hin und her schwenkte.
Sie sah das kleine Eon an, doch gleichzeitig entfernte sich ihr Blick und ein kleines Schütteln ihres Kopfes war zu erkennen.
Wie… soll ich von hier verschwinden? Wie könnte ich es jetzt noch tun? Der Gedanke schien ihr unmöglich – nicht umsetzbar.
Im Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr und als sie den Blick wieder hob, sah sie zu, wie der Sarier die Lichtung verließ. Das gab ihr einen kleinen Schreck, der sie hastig aufstehen ließ, doch bevor sie auch nur einen Schritt in seine Richtung tun konnte, sah sie, wie seine große Gestalt stehen blieb und er mit der Faust gegen einen Baum schlug.
Ein dumpfer und zugleich knackender Laut brach durch die Stille und erschrocken sog Rhuna die Luft ein. Auch Jún erschrak sich und verschwand unter der Decke, die die Elfe hatte fallen lassen.
„Yedan, was…? … !“, entwichen die Worte ihre Lippen, bis ihre Augen Zeugen wurden, wie Yedan, dieser immer stark wirkende, große Mann die Schultern hängen ließ und sich beinahe haltsuchend gegen den geschundenen Baum lehnte.
„Es ist Schluss, Rhuna.“, sprach er leiser und mit einer Niedergeschlagenheit, über die die Weichheit seiner Betonung nicht hinwegtäuschen konnte. Schweigend stand die junge Elfe dort und musste mit ansehen, wie das geschah, wovor sie ihn eigentlich hatte bewahren wollen. Er hatte so viel Schmerz und Leid erfahren. Sie hatte ihm doch nur einen kleinen Teil neuer Sorgen vorenthalten wollen – sein Lächeln und seinen neu gefassten Mut zu schützen versucht. Doch sie hatte versagt…!
„Es sind zu viele meinetwegen verletzt worden.“, sprach er leise weiter, fast mehr zu sich, als zu ihr. „Wenn dir nun… auch noch etwas passiert… das.. ertrage ich nicht auch noch..“
Die letzten Worte lösten langsam die Starre und den befangenen Knoten in ihrem Hals auf. Ihr trauriger und verletzter Blick wurde schwächer, bis er sich in eine unleserliche Miene verschmolz, der eine gewisse Weichheit nicht abhanden gekommen war. Leise atmete sie etwas länger aus und schien ebenfalls zu resignieren. Doch auf eine andere Art, als es Yedan tat.
Ihre Füße lösten sich vom Boden, als sie zu ihm ging. Und als sie vor ihm stand, griff sie nach seiner verletzten Hand, die sie selbst bei größerer Gegenwehr, hartnäckig zu sich ziehen und bei sich behalten würde.
„Halt still…!“, sagte sie mit durchaus vorhandener Sanftheit, doch ihr Ton ließ auch keinen Zweifel darüber, dass es ein Befehl gewesen war. Ein Seufzen schlüpfte über ihre Lippen, als sie sich die Wunde betrachtete.
„Denkst du Heilen ist so einfach? Ich bin nicht Avalinn!“, kam es scheltend von ihrer Seite, während ihr leicht zusammengezogener und konzentrierter Blick auf den verletzten Knöcheln ruhte. Rhuna versuchte vorsichtig mit den Fingern ihrer rechten Hand die Holzsplitter zu entfernen und für einen Moment schien sie damit ausreichend beschäftigt. Bis sie dann aber wieder das Wort ergriff.
„Denkst du wirklich, dass Schluss ist?“, fragte die brünette Elfe ruhiger, als sie in Wahrheit war und ließ ihre Frage für ein paar Sekunden nachwirken. Sie zog ihn resolut und bei Gegenwehr schon beinahe ruppig zurück in die Nähe des Feuers, dessen Lichtschein sie für das Versorgen seiner Wunden benötigte. Wieder sah Rhuna den Halbelfen nicht an, sondern begann die Wunde provisorisch zu versorgen. Eine Infektion hätte ihnen gerade noch gefehlt!
„Denkst du, dass mir nichts geschieht, wenn ich nun gehe?“ Ein ungläubiges Schnauben verließ ihre Lippen und sie schüttelte leicht mit dem Kopf.
„Das hier hat längst nichts mehr nur mit dir zu tun!“, warf sie ihm nun knallhart gegen den Kopf, während ihr Blick sich, nach einem letzten etwas ungehaltenen Überprüfen seiner Hand, hob und beinahe zeitgleich eine schallende Ohrfeige seine Wange traf.
„Versteh das ja nicht falsch! Die Ohrfeige kommt vertretend von jedem Sarier, dem seine Heimat am Herzen liegt!“ Ihr Tonfall war unverkennbar verärgert.
„Hast du mir nicht zugehört??? Yedan! So furchtbar sich das anhört, wir sind nichts als Kollateralschäden! Glaubst du Alyisa hat sich für die Zerstörung des Sarius entschieden, weil sie mit dir einen Streit hatte? Dir ist das alles passiert, weil du sie aufhalten wolltest! Weil du sie vor sich selbst und den Sarius vor ihr schützen wolltest! Alyisas hat ihr Schicksal gewählt! Sie hat ihren Weg und ihre Opfer gekannt und trotz alldem weitergemacht! Und selbst der Tod scheint ihre dunkle Macht und zerstörerischen Machenschaften nicht aufgehalten zu haben. Wir wissen nicht einmal, ob sie je Angst vor dem Tod hatte? Sie war eine Nekromantie-Nutzerin! Was wenn sie wusste, dass es für sie einen Weg zurück gibt? Was wenn sie nicht alleine agiert hat? Wir wissen von diesen Möglichkeiten nichts!“ Ihre Stimme war laut zu vernehmen und das erste Mal seit langer Zeit verlor Rhuna wirklich ihre Fassung. Aber sie sah gerade nur diesen Weg vor sich, so hart er war. Yedan musste einsehen, dass dies alles nicht seine Schuld war! Ein Denken, dass er über Jahrzehnte verinnerlicht hatte!
„Wir wissen nur, dass jemand drauf und dran ist sie zurückzuholen. Dass sogar so starke Mächte, wie die eines Haraxwesens daran beteiligt sind!“ Rhuna hob ihren Arm und konfrontierte den Halbelfen mit der Ansicht auf ihr Mal.
„Denkst du, wenn ich nun gehe, wird diese Markierung verschwinden? Denkst du die Probleme lösen sich in Luft auf und der Sarius wird wieder sicher sein, nur weil wir verschwinden? Du weißt, dass das nicht so sein wird! Unser Herkommen hat nichts davon ausgelöst. Es hat die, unter der Haut verborgen eiternde Wunde lediglich offengelegt. Wir haben hineingestochen und der erste Tropfen ist zum Vorschein gekommen. Doch wenn wir nun aufhören, wird der Eiter das Gewebe zerstören, es verfaulen und … dann ist wirklich alles aus…!“ Langsam nahm das Tempo ihres Wortschwalls ab und als sie zum direkten Vergleich eines infizierten Gewebes mit seiner Heimat kam, war in ihrer Stimme keine Wut mehr. Sie sah ihn an, in ihrem Blick unzweifelhaft die Betroffenheit vorhanden. Doch sie machte auch klar, wie sie darüber dachte.
„Hör… auf…!“, griff sie nun wieder den Faden auf, doch ihre Stimme brach langsam. „… hör auf… dich selbst zu bestrafen und dir die Schuld zu geben. Du weißt besser, als jeder andere, dass ich dort draußen innerhalb eines Tages auch anderweitig den Tod finden kann. Im Kapayu hat es kaum einen halben Tag gedauert und ich wäre von Raji beinahe gefressen worden. Ohne dich wäre ich überhaupt nicht mehr auf dieser Welt. Nimm mir also nicht… meine Verantwortung.“ Zögerlich versuchte Rhuna seine gesunde Hand zu greifen, sah ihn dann aber sofort wieder an.
„Ja! Ich bin wegen dir hier! Ja, ich bin mit hineingezogen worden, weil ich helfen wollte das Unrecht, was dir wiederfahren ist, rückgängig zu machen. Aber es waren und sind meine Entscheidungen! Es sind meine Gefühle, die mich zu diesem Punkt gebracht haben. Genauso wie es deine waren, wegen denen du Alyisa umstimmen und helfen wolltest. Wir sind beide…“ und mit einem traurigen aber akzeptierenden Lächeln hob sie leicht ihre Schultern „… Kollateralschäden, weil wir etwas oder jemanden schützen wollten!“ Rhuna sah Yedan in die Augen und schüttelte leicht mit dem Kopf. Wieder schimmerten die Tränen in ihren Augen. Es war auch für sie viel – auch sie hatte Angst! Doch sie hatte darin und in ihrer Zuneigung für ihre neuen Freunde, ihren Mut gefunden.
„Es gibt kein Zurück, Yedan. Ich habe wegen dir angefangen… doch ich werde nicht alleine wegen dir weitermachen. Ich will nicht, dass der Sarius stirbt! Ich will, dass Avalinn, Ajak und Kaja, dein Vater… Lorna… Jún, alle Dorfbewohner und Lebewesen eine Chance haben zu leben und glücklich zu sein! Ich will, dass du deine wunderschöne Heimat zurückbekommst und jederzeit nach Hause gehen kannst. Und davon abgesehen… habe ich vergessen dir zu sagen, dass sich dein Vater Enkelkinder wünscht!“
Ihre letzten Worte schienen vielleicht völlig aus dem Kontext gegriffen zu sein, doch implizierten sie auch ihren innigen Wunsch, dass Yedan sein Glück finden würde. Ganz so, wie es auch Kayon für ihn erhofft hatte.

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