Der Zauber, der uns innewohnt

Dieses Dorf beweist, dass unterschiedliche Rassen auch friedlich miteinander leben und auskommen können. Menschen und Elfen haben sich zusammengetan und dieses Dorf geschaffen. Im Einklang und friedlicher Harmonie hilft man sich gegenseitig.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 26. Oktober 2022, 12:16

Der Name war so auffällig gewesen, dass Rhuna stehenbleiben musste. Liabell. Yedan’s Mutter. Die Erkenntnis drohte, Rhuna traurig werden zu lassen, doch sie münzte dieses Gefühl in etwas anderes um. Als würde sie der Mutter ihres Sariers direkt gegenüberstehen, fasste sich Rhuna ein Herz und sprach mit ihr. Zu Beginn noch zögerlich, fühlte es sich zunehmend immer natürlicher an, die Worte an die liebevoll geschnitzte Holztafel zu richten, die ganz bestimmt von jemanden hergestellt worden war, der Ahnung von solchen Dingen hatte. Yedan hatte erwähnt, dass sein Vater Bogenbauer war oder ist und somit passte Rhunas Vermutung ganz genau. Das Blumenbeet war hergerichtet und zeugte davon, dass immer jemand herkam, um nach dieser Ruhestätte zu sehen. Die Worte, die Rhuna wählte, waren höflich und demütig. Sie wusste, wenn sie Liabell tatsächlich gegenüber stünde, würde sie ebenso reden. Leider blieb das Gesagte eher eine einseitige Unterhaltung, dich es half auch der Shyáner, sich ein wenig besser zu fühlen. Nicht verstehen zu können, warum etwas um einen herum geschah, trieb viele dazu, ihr Heil in dem „großen Ganzen“ zu suchen. Eine göttliche Fügung oder Lenkung durch diese. Rhuna aber glaubte das nicht oder nicht direkt. Sie wollte die Dinge grundlegend verstehen, sich nicht darauf ausruhen, das es wohl die Götter sein müssten. Sie wollte die Geschichte, die Yedan widerfahren war, erkennen und zu einem guten Ende führen. Und dafür holte sie sich den Segen von Liabell. Diesen vorausgesetzt, verabschiedete sie sich und kam zu ihren Gefährten zurück. Die Sicherheit, dass es Avalinn wieder besser ging, beruhigte Rhuna zusätzlich. Allerdings machte die eldorische Elfe eine Andeutung, die Rhuna stutzen ließ, weil sie nicht recht verstand. Ajak kam ebenfalls hinzu und unterbrach das Gespräch, sodass sie vielleicht später darauf zurückkommen könnten. Jetzt galt es allerdings, das eigentliche Ziel zu finden.

Avalinn übertrug Rhuna nun die Führung und ein wenig gereinigt, durch das Gespräch mit Yedan’s Mutter, schaffte Rhuna es, sich auf ihre innerste Ruhe zu fokussieren. Erst geschah nichts, doch dann erregte etwas ihre Aufmerksamkeit, am Rande ihres Bewusstseins. Es fühlte sich wie ein Sog an, ohne dass sie es hätte so benennen können. Etwas zog sie in eine bestimmte Richtung, der sie schließlich folgte. Begleitet von Avalinn und Ajak, war es die Heilerin, die Ajak mit einem Fingerzeig deutete, er solle Rhuna nicht ansprechen, sondern nur folgen. So gingen sie gemeinsam den Weg, bis Rhuna vor Alyisas Grab stand. Nichts deutete darauf hin, dass sich hier etwas Ungewöhnliches zutrug. Das Grab war genau so umsorgt, wie all die anderen. Mit dem Unterschied, dass Farun hier sich ein Bisschen verewigt hatte. Seine Magie war allgegenwärtig. Doch Rhuna fühlte noch immer etwas. Sie war noch nicht fertig. Also folgte sie dem Impuls weiter und weiter, bis sie schließlich auch das Grab der Mutter fand. Malynas Grab wirkte ebenfalls hergerichtet, doch das war auch nichts, was der Shyáner ins Auge sprang. Sehr wohl aber die unsichtbare Linie, die den Baum mit den beiden Gräben, und Alyisa’s an der Spitze, zu einem Dreieck verband. Rhuna fröstelte. Schon beim Gehen, wurde ihr zunehmend kälter, obwohl sich an Flora und Wetter nichts geändert hatte. Noch immer lag der Wald friedlich da. Avalinn und Ajak standen Rhuna gegenüber und beobachteten sie dabei, als sie die Blumen berührte. Sie wurde irgendwie angezogen und streckte die Finger nach dem Erdreich aus. Avalinn sah es als erste, als sich die Finger der Elfe erleuchteten und Rhuna dann erschreckt durch die plötzliche Kälte ihre Finger zurückzog. Avalinn kam die paar Schritte auf sie zu und legte ihre Arme auf ihre Schultern. „Komm“, sagte sie sanft und schaffte es, mit ihrer Berührung, ein wenig zu wärmen. Avalinn wartete, bis Rhuna wieder stand. Sie musterte die Gräber und schließlich Rhuna: „Du reagierst auf das Böse, was hier geschieht.“, erklärte sie ihr und nickte zu den hübschen Blumen. „Dir ist es nicht klar, weil du am Anfang stehst, doch sieh nur“, wies sie sie an. Avalinn hob ihre Hände und vollführte eine kleine Abfolge von Bewegungen.. währenddessen, begann das Bild der hübschen Blumen zu flirren, als hätte man etwas im Auge. Bis es sich allmählich veränderte.

Die bunte Blütenpracht verwelkte, die Stängel wölbten sich gen Erdreich und wirkten traurig. Der Boden wurde von reichhaltig zu trocken und bröckelig. Es war eine Illusion. Avalinn s Hände leuchteten einen Schein auf das Grab als wäre es das Licht der Wahrheit. Sie unterbrach den Zauber und schritt zu Alyisa’s Grab zurück. Hier zeigte sie jedoch ein anderes Bild. Ajak keuchte. „Wie kann das sein?“, wollte er wissen und sah Avalinn ratlos an. Diese betrachtete die Gräber und seufzte: „Ich weiß es nicht, doch kennen wir nun definitiv die Quelle des sterbenden Baumes und des Grabes. Ich nehme an, dass diese Malyna in Verbindung zu Alyisa steht?“ „Sie war ihre Mutter“, half Ajak aus und Avalinn nickte. „Wir sollten vielleicht überlegen, wie wir weiter vorgehen. Es steht außer Frage, dass es sich hier um Nekromantie handelt. Alyisa’s Grab ist die Quelle. Doch… wie und warum?“, überlegte sie und sah zu Rhuna. „Geht es dir gut?“, sie wirkte etwas besorgt. Doch Avalinn wusste zu diesem Zeitpunkt auch nicht, dass Rhuna gerade einer lieblichen Stimme lauschte, die sich ihr ins Ohr setzte: „Liebe mich…“ „Sag dich los… nimm mich. Ich kann dir die Welt geben… und alles, was du dir erträumst…“, säuselte die Stimme und drang tiefer und tiefer in ihr Ohr ein, ihren Kopf, ihre Seele. "Lass dich führen… ich zeige dir deine Macht.. ich gebe dir, was du ersehnst… öffne dein Herz für mich und du bist nie mehr allein…“ Es war so verführerisch, wie ein zärtlicher Liebhaber oder eine Liebhaberin, denn es war schwer auszumachen, welchem Geschlecht die Stimme angehörte. Die Stimme liebkoste Rhunas Sinne.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Mittwoch 26. Oktober 2022, 21:18

Eine klirrende Kälte zog sich, wie ein Eisdorn durch ihre Fingerkuppen, als Rhuna die Erde vom Grabbeet berührte. Sofort zuckte sie zurück und zog ihre Hand zu sich. Und als wäre dieser Eisdorn vergiftet gewesen spürte sie, wie die Kälte von dort aus weiter durch ihren Körper kroch und sich ausbreitete. Es war schwer zu verstehen, was hier vor sich ging. Und wieso Rhuna eine solche Kälte spürte, obwohl der Tag angenehm warm und milde war.
Optisch war nichts an dem Grab zu erkennen, was dieses merkwürdige Phänomen verursacht haben könnte. Die Blumen wuchsen kraftvoll und in leuchtenden Farben. Der Anblick sollte erfreuen – doch Rhuna konnte nichts dergleichen empfinden. Es wurde immer unheimlicher.
Als sich zwei Hände, die eine sanfte und wohlige Wärme ausstrahlten, auf ihre Schultern legten, atmete die Elfe beinahe erleichtert aus. Es war das genaue Gegenteil des Gefühls, was sich ihrer zuvor zu bemächtigen schien.
Den Kopf zurückwendend, sah sie Avalinn an – in ihren Augen lag offenkundiges Unwohlsein und Sorge.
„Komm“. Avalinn half Rhuna und zusammen entfernten sie sich zwei Schritte vom Grab. Rhuna suchte im hübschen Gesicht der anderen Elfe nach Hinweisen darauf, dass sie ebenfalls dieses beklemmende Gefühl verspürte – dass sie erkannte, was ihr gerade klargeworden war: dass Alyisas Grab und das ihrer Mutter mit der aktiven Dunkelheit des toten Baumes zu tun hatten.
„Du reagierst auf das Böse, was hier geschieht. Dir ist es nicht klar, weil du am Anfang stehst, doch sieh nur“ Die Worte ergaben für Rhuna keinen wirklichen Sinn. An welchem Anfang stand sie? Und was bedeutete es, dass sie auf das Böse reagierte? Warum schien sie gerade so anfällig zu sein?
„Was meinst du damit?“, fragte die Brünette mit sorgenvoller Miene. Ihr Kopf legte sich in einem fragenden Ausdruck zur Seite. Doch im nächsten Moment folgte ihr Blick der Handbewegung der Heilerin. Es reichte Avalinns Magie, kombiniert mit ein paar Handbewegungen und schon veränderte sich flackernd ihre Sicht auf das Grabbeet, wie die Luft in der sengenden Wüste. Der blühende und liebliche Anblick der Blumen verschwand und wandelte sich in das komplette Gegenteil: verwelkt, trostlos und tot sank die farbenfrohe Flora in sich zusammen und zeigte so den wahren Anblick. Als wäre die Zeit plötzlich um ein vielfaches schneller verstrichen und hätte das Leben vollständig aus den Pflanzen gezogen.
„Wie kann das sein?“, fragte Ajak mindestens genauso erschrocken, wie es Rhuna war. Denn auch sie sah so etwas zum ersten Mal.
Ist das Nekromantie? Die Magie für die sich Alyisa entschieden hatte. Es war eine Magie, die nichts zu geben, sondern nur zu nehmen schien – die stahl und zerstörte – und für die Yedans erste Liebe alles aufgegeben zu haben schien. Ihre Familie, ihre Heimat …. Wie auch Yedan.

Leise … kaum hörbar kitzelte ein Wispern in ihren Ohren. Und als würde ein Mantel der Kälte plötzlich über ihre Schultern gelegt – schwer und einengend – versteifte sich der schmale Körper der Elfe ganz automatisch. Ein unsichtbarer Schleier zog eine Grenze zwischen ihr, Ajak und Avalinn, und rückte das Gespräch zwischen diesen weit in den Hintergrund.
Mir wird schlecht…. Rhunas Ohren fuhren zu, als wären sie einem zu großen Druck ausgesetzt. Die Stimmen der anderen Elfen hörten sich verzerrt an und sich bewusstwerdend, dass sie erneut – schon wieder – die Kontrolle über sich und ihre Sinne verlor – war es längst zu spät, um ihre Not nach außen hin bemerkbar zu machen. Rhunas Blick verschwamm. Als würde jemand Unsichtbares die noch feuchten Farben eines Gemäldes mit blanken Fingern kreisförmig verwischen.
„Ich weiß es nicht, doch kennen wir nun definitiv die Quelle des sterbenden Baumes und des Grabes. Ich nehme an, dass diese Malyna in Verbindung zu Alyisa steht?“ „Liebe mich…“ „Sie war ihre Mutter“, „Sag dich los… nimm mich. Ich kann dir die Welt geben… und alles, was du dir erträumst…“, „Wir sollten vielleicht überlegen, wie wir weiter vorgehen. Es steht außer Frage, dass es sich hier um Nekromantie handelt. Alyisa’s Grab ist die Quelle. Doch… wie und warum?“ , "Lass dich führen… ich zeige dir deine Macht.. ich gebe dir, was du ersehnst… öffne dein Herz für mich und du bist nie mehr allein…“

Rhuna schwankte ganz leicht und fasste sich an den Kopf. Die säuselnde Stimme drang immer tiefer in ihre Ohren – in ihr Bewusstsein. Verführerisch… – zärtlich… – betörend…! Und obwohl sie das Gefühl hatte sich gleich übergeben zu müssen oder das Bewusstsein zu verlieren, waren es wohl nur ihre Instinkte, die auf die Bedrohung reagierten, der sie plötzlich ausgesetzt war. Irgendetwas anderes in der jungen Elfe schien sich nach diesen Worten – der Macht, die ihr versprochen wurde, entgegenstrecken zu wollen.
Rhuna war leichenblass geworden und fühlte sich erneut ihres Körpers entrissen. Schizophrene Empfindungen rangen in ihrem Inneren um die Vorherrschaft und Oberhand: Angst gegen Sehnsucht – Sorge gegen Aufregung, Schwäche gegen Stärke … Licht gegen Dunkelheit.
Was… ich mir ersehne…, wiederholte Rhuna die Worte in ihren Gedanken, als wäre sie in einer Art Trance. Die Stimme liebkoste und etwas in ihr wollte dem nachgeben. Wollte diese ungewisse Stärke, die sie spüren konnte und vor der ihre Instinkte zurückschreckten. Sie musste… nur danach greifen. Ihre Sorgen fallen lassen und sich führen lassen. Es wäre ganz einfach … einfacher, als dem zu wiederstehen. Sie wusste, dass sie sich dann niemals wieder auf jemanden verlassen müsste – dass sie eine Macht besitzen würde, die ihr die Last nahm, von anderen abhängig sein zu müssen. Sie wäre … nicht alleine …
„Geht es dir gut?“ Weit entfernt nahm sie Avalinns besorgte Stimme wahr. Doch gleichzeitig schien Rhuna danach ihre Wahrnehmung für die beiden anderen zu verlieren.
Die zierliche Elfe wankte nur noch mehr und sackte, ähnlich wie beim Baum, in die Knie. Ihr Körper hatte allerdings noch so viel Spannung, dass sie sich mit den Händen abzustützen vermochte, bevor sie gänzlich zur Seite zu kippen drohte. Ein Keuchen verließ ihre Kehle, denn obwohl man es ihr nicht ansah, kämpfte ein Teil von ihr gegen das an, was sich ihr bemächtigen wollte. Körper und Seele schienen wie getrennt voneinander zu sein.
„Lass los… lass dich einfach fallen!“, säuselte die Stimme weiter in ihrem Kopf. Der Druck wurde immer höher … die Worte klangen immer lieblicher…
Einfach loslassen…
Es wäre so einfach einfach alles zu bekommen, was sie wollte…!? Doch dann veränderte sich etwas - von einem Moment auf den nächsten. Rhunas innigste Wünsche hätten vor ihrem inneren Auge ablaufen sollen - um ihr zu zeigen, was sie sich ersehnte – und wie sie es bekommen würde, sollte sie sich dieser Macht nur hingeben. Doch es gab nur ein kleines Aufflackern, ähnlich eines Wimpernschlages, in dem sie verschwommen ein Bild zu erkennen glaubte. Und das mächtig genug war, den Kampf zu beenden. Ein starkes Licht, als würde man in die Sonne blicken, breitete sich vor ihren Augen aus und vertrieb die körperlose Gestalt, die sie lockend auf seine Seite hatten ziehen wollen.

Als hätte man die Elfe in eiskaltes Wasser geschmissen, kam Rhuna plötzlich zu sich und schnappte nach Luft. Sie war beinahe 5 Minuten völlig abwesend und nicht ansprechbar gewesen und nichts hatte sie aus diesem Zustand herausholen können.
Die Luft in ihren Lungen brannte, als Rhuna ihr Bewusstsein wiedererlangte und aus ihren Augen, die zuvor trübe und wie tot blicklos ins Leere gestarrt hatten, begannen Tränen zu laufen. Sie blinzelte. Und dann nahm sie wieder die Gesichter von Ajak und Avalinn wahr. Es war vorüber. Doch war die Bedrohung endgültig – oder nur für den Moment gebannt?

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. Oktober 2022, 11:31

Während Avalinn und Ajak sich gedanklich mit den nächsten Schritten auseinandersetzen wollten, konnte Rhuna ihrem Gespräch nicht länger aufmerksam folgen. Immer wieder spürte sie dieses sanfte Säuseln, diese zarte Stimme, die sich in ihren Geist einschlich. Es war… unheimlich und gleichzeitig versprach die Stimme ihr, dass sie auf sie achten würde. Dass sie ihr helfen könnte, ihre Ängste in Wünsche verwandelte und ihre Schwächen in Tugenden. Es war eine körperlose Umarmung, verführerisch und zart. Doch Rhuna’s Instinkte schlugen Alarm, wollten der Elfe die wahre Richtung zeigen. Ihr wurde schlecht, während beide Seiten in ihr um die Aufmerksamkeit buhlten. Doch die Stimme hatte einen so starken Zug, dass die Seite ein wenig zu ihren Gunsten ausfiel. Rhuna hörte zu. Sie ließ sich ein wenig einhüllen in ihr, stellte sich die Zukunft vor, wie sie nie wieder vor irgendetwas Angst zu haben brauchte. Wie sich niemand ihr in den Weg stellte, ihre Macht unangefochten. Schön und verheerend gleichermaßen. Das war eine Zukunft, die sich die Shyáner nie zuvor ausgemalt hatte, doch die Stimme schien es zu wissen. Es war ein verlockendes Angebot, sich dem einfach hinzugeben. Einfach zu zuhören und sich führen zu lassen, zu all der Schönheit und Herrlichkeit, die Rhuna mit nur ein paar wenigen Worten versprochen wurde. Vor ihren Augen wollten sich Bilder formen, sie erkannte schon die Umrisse, die gleißenden Konturen vor einem schwarzen Hintergrund. Da waren… Wesen – oder nicht? Oder war sie das? Sie konnte es nicht ganz ausmachen, doch wurde das Bild schärfer und schärfer. Gleich würde sie die Zukunft erkennen, die sich in ihr formte. Doch bevor die Gestalten eine Form annehmen konnten, die sie auch erkannte, zuckte ein gleißendes Licht durch ihre Gedanken. So hell, so grell, dass sie für einen Moment blind zu sein schien. Alles war nur noch Licht, hell und blendend. Kein dunkler Hintergrund, keine Konturen. Rhuna konnte nichts mehr sehen, war geblendet. Doch noch etwas hatte sich geändert: Die Stimme schwieg. Sie war fort, auch ihre Präsenz, das konnte sie fühlen. Rhuna kehrte nach einem Moment wieder in die Wirklichkeit, schnappte nach Luft, als würde sich nach dem Ertrinken auftauchen und brauchte Zeit, sich wieder zu sammeln. Sobald sie die Augen öffnete, könnte sie spüren, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich wirklich umzusehen. Ihre Augen hatte einen seltsamen Flimmer, als wäre ein Schleier vor ihnen, den man erst zur Seite schieben müsste, um nach draußen zu sehen.

Doch aktiv konnte Rhuna das nicht ändern. Durch diesen Schleier aber, sah sie in das leicht verschwommene, aber besorgte Gesicht von Ajak, der vor ihr am Boden kniete und ihren linken Arm hielt, um sie zu stützen. Daneben tauchte – jedoch gestochen scharf – Avalinns Antlitz auf. Die Elfe sah noch mal strahlender aus. Eine Aura umgab sie, als wäre sie der Lichtgott Lysanthor in weiblicher Gestalt persönlich. Sie lächelte ihr zu und strahlte eine umschlingende Wärme aus. „Keine Sorge, Rhuna. Du bist in Sicherheit.“, gab sie ihr zu verstehen und versuchte die aufgewühlte Elfe zu beruhigen. Doch darüber hinaus, war gar nichts in Ordnung. Die Erfahrung, die Rhuna hatte machen müssen, klebte an ihr, wie Baumharz. Es ließ sich schwer abwischen, sodass ihr bewusst war, dass sie nicht geträumt hatte. Die Stimme war echt, die Bilder wären es ebenso gewesen. Doch noch bevor ihr Verstand vollständig verführt werden konnte, hatte etwas zu ihrem Schutz eingegriffen. Ihr Blick wurde auch nach einigen Momenten nicht besser. Sie hatte das Gefühl, einfach zu lange in die Sonne geblickt zu haben, sodass sich jetzt schwarze Punkte vor ihrer Linse sammelten und ihr irgendwie die klare Sicht nahmen. Außer bei Avalinn. Ajak schnaufte neben ihr. „Was treibt ihr nur hier?!“, wollte er wissen. „Was zum verfluchten Eber ist da gerade geschehen?!“, hakte er weiter nach und sah sichtlich mitgenommen aus. Avalinn aber hatte derzeit nur Augen für Rhuna. „Wie fühlst du dich? Hast du Kopfschmerzen? Sehstörungen?“, wollte die Heilerin wissen und wandte sich kurz an den Jäger: „Ajak, lass ihr einen Moment Zeit. Sie wird uns erzählen, was geschehen ist, sobald sie kann.“, ermahnte sie. Ajak schnaubte erneut. „Na und ob sie das wird! Ich will Antworten!“, verlangte er und Avalinn lächelte erneut beruhigend zu Rhuna. „Keine Sorge. Lass dir Zeit. Er wird seine Neugierde im Zaum halten können.“, versicherte sie ihr.
Rhuna würde nach und nach wieder die Umgebung wahrnehmen. Die Vögel, die zwitscherten, die Insekten, die surrten, der sanfte Wind, der durch die Blätterdächer raschelte. Nichts deutete in ihrer Umgebung auf etwas Dunkles hin. Ajak ging am Rande ihrer Aufmerksamkeit auf und ab, irgendetwas schien ihn reichlich erschreckt zu haben. Oder zumindest soweit in Aufruhr, dass er die Anspannung nur durch Bewegung abbauen konnte. Rhuna war für einen Moment mit Avalinn allein, die ihr die Hand reichte. „Stehen wir auf, der Boden muss furchtbar unbequem sein.“, meinte sie und nickte ihr zu, dass sie sich trauen sollte, auch wenn ihr vielleicht noch etwas schwummrig wäre. Sobald Rhuna wieder stand und sich halbwegs, trotz Lichtpunkte vor ihren Augen, umsehen konnte, würde sie an dem Ort, an dem sie gelegen hatte eine helle Stelle entdecken. Sie umrandete ihre Konturen, lief dann in spitzen Zacken nach außen und bildete einen perfekten Kreis. Dort wo Rhuna gelegen hatte, war der Boden dunkler, saftig grün und übersäht mit Blumen in sämtlichen Farben, die zu funkeln schienen. Ihre Ranken zogen sich über den Boden in die Zacken der hellen Stellen. Was war nur in den wenigen Minuten geschehen?!
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 29. Oktober 2022, 00:19

Rhuna wusste nicht, was mit ihr geschah. Was sich ihrer bemächtigen wollte. Und natürlich verunsicherte es die junge Elfe, dass sie die Kontrolle über sich phasenweise vollständig verlor. Ähnlich einer Ohnmacht, war sie nicht in der Lage gewesen ihren Körper zu bewegen. Und auch ihr Geist schien von einer dunklen Kraft beeinflusst zu werden. Wen würde das nicht verängstigen? Wer würde nicht an sich und seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln, wenn man sich zu einer unsichtbaren Kraft hingezogen fühlte, die nicht nur mächtig war, sondern auch gegen jegliches moralisches Empfinden sprach, das man in seinem Leben gebildet hatte? Und doch so verlockend war...
Als Rhuna aus ihrem Zustand erwachte, war sie noch nicht Herr ihrer Sinne und man sah ihr die Verwirrung und Desorientierung an. Ihr Puls war, wie ihre Atmung erhöht und ihr Blick irrte suchend umher, als würde sie nichts erkennen können.
Es dauerte eine Weile, bis sie sich bewusst wurde, dass sie nicht alleine war – dass Ajak sie stützte. Doch es war Avalinn, deren Gestalt ihre Augen als erstes scharf und klar erkennen konnten. Wie ein Wegweiser aus Licht, half sie der Shyánerin zurück zu sich und zu ihnen beiden zu finden.
„Keine Sorge, Rhuna. Du bist in Sicherheit.“, erklang die melodische Stimme der Elfe. Der Tonfall war beruhigend, doch es dauerte eine Weile, bis Rhuna fähig war diesen Worten zu trauen - obwohl ihr Vertrauen in die Lichtmagierin durchaus groß war.
Es lag mehr am instinktiven Zustand der Panik, das wohl jedes Lebewesen verspüren würde, wenn es die körperliche und geistige Kontrolle über sich verlor und dies in einer zerrissenen Art und Weise sogar bewusst mitbekam.
Langsam schafften es die violetten Seelenspiegel sich wieder zu fokussieren. Ihre Sicht schärfte sich und sie nahm wahr, wie sich Ajak neben ihr aufrichtete und begann, wie ein Tiger hin und herzulaufen.
„Was treibt ihr nur hier?! Was zum verfluchten Eber ist da gerade geschehen?!“Ajak, der sichtlich aufgewühlt war, forderte Antworten. Antworten, die Rhuna ebenfalls interessieren würden, doch die sie selbst nicht besaß.
Langsam konnte sie ihre Glieder wieder spüren. Ihre Finger zuckten kurz, als würde sie testen, ob ihre Muskeln ihren Befehlen Folge leisten würden. Und dann – noch sehr langsam richtete sich Rhuna wieder auf.
„… lasst mir einen Moment…!“, bat Rhuna leise und fasste sich an den Kopf, der ähnlich einem morgendlichen Kater schmerzte. Ihre Stimme war leise gewesen – wahrscheinlich so leise, dass keiner der beiden anderen Elfen sie wahrgenommen hatte. So verfolgte Rhuna das kurze Gespräch und versuchte den Worten in einem normalen Tempo zu verfolgen und diese zu verarbeiten.

„Wie fühlst du dich? Hast du Kopfschmerzen? Sehstörungen? - Ajak, lass ihr einen Moment Zeit. Sie wird uns erzählen, was geschehen ist, sobald sie kann.“
„Na und ob sie das wird! Ich will Antworten!“,
„Keine Sorge. Lass dir Zeit. Er wird seine Neugierde im Zaum halten können.“
Ein leises Stöhnen verließ die rosigen Lippen der Brünetten, als die aufgewühlte Stimme Ajaks in ihrem Kopf widerhallte und sie Avalinns Fragen mit einem Nicken beantwortete.
Wie soll ich erzählen, was geschehen ist, wenn ich es doch selbst nicht verstehe…!, fragte sich Rhuna, die tatsächlich selbst nicht alles mitbekommen hatte, was geschehen war. Ihre Wahrnehmung hatte in sich selbst stattgefunden und für alles außerhalb war sie blind gewesen. Genau andersherum war es dem Jäger und Avalinn ergangen. Sie hatten nur beobachten können, was äußerlich geschah.
Immer wieder atmete die junge Frau kontrolliert ruhig ein und aus, um sich selbst zu beruhigen. Man konnte die Nachwirkungen vielleicht ähnlich der Nachwehen einer durchzechten Nacht unter großen Mengen Alkohol beschreiben. Und doch beschrieb es das nicht annähernd.
Rhuna hob ihren Blick, der sich an Ajaks Gestalt heftete und seinen unruhigen Bewegungen zu folgen begann.
Er sieht ziemlich blass aus..., stellte sie fest, ohne zu ahnen, dass auch aus ihrem Gesicht fast jegliche Farbe gewichten war, die nur langsam wieder ihren Weg zurückfand.
Erst, als die Magierin ihr die Hand reichte, richtete sich Rhunas Aufmerksamkeit zurück auf die andere Elfe.
„Stehen wir auf, der Boden muss furchtbar unbequem sein.“ Noch etwas zaghaft legte sich die schmale Hand der Brünetten in die ihr dargebotene Handfläche, die ihr beim Aufstehen behilflich war. Sie versuchte sich an einem Lächeln, als sie noch etwas wacklig neben Avalinn zum stehen kam. Doch in Rhunas Blick war ebenfalls deutlich zu lesen, dass sie Antworten brauchte.
Irgendwie… sieht es so aus, als würde Avalinn mehr verstehen, als Ajak und ich.
„Danke Avalinn…! Ich glaube es geht wieder!“, versuchte nun Rhuna die andere zu beruhigen. Noch immer schien ihr Blick etwas zu flackern und etwas länger, als normal zu brauchen, bis er sich richtig fokussieren konnte. Doch im Vergleich zu vorher, war sie schon wieder tapfer auf den Beinen.
Ajaks Blick traf sie und verhinderte einen Moment lang, dass sie ein Wort herausbekam. Was sollte sie denn auch sagen? Bedrückt senkte sie ihren Blick, der sich nun gen Boden richtete. Und augenblicklich etwas erblickte, was der jungen Elfe einen erneuten Schreck einzujagen vermochte.
Auf dem Boden war deutlich ein Umriss wahrzunehmen. Um genau zu sein ihr Umriss – umringt von spitzen Zacken, die ähnlich einer Sonne einen perfekten Kreis bildete. Und dort, wo sie gelegen hatte war der Boden, der zuvor noch kahl und unfruchtbar gewesen war, von saftigem grün und einer üppigen Pflanzenpracht übersäht.
„Wann ist das passiert? Ich meine… wie?“, fragte sie und suchte ganz offensichtlich bei Avalinn eine Antwort, da sie die Lichtmagierin direkt ansah.
„Avalinn, was stimmt nicht mit mir? Hört ihr sie denn gar nicht? Diese Stimme?“, fragte sie eindringlich und fasste die warmen Hände der anderen in einer beinahe flehenden Geste.
„Wieso höre ich sie und sehe Dinge, die ich nicht…. sehen will? Liegt es an mir? Ist in mir eine Dunkelheit, die das alles verursacht? Bitte hilf mir zu verstehen, was hier vor sich geht. “, bat Rhuna während ihr Blick flehend und nach Antwort suchend in den honigbraunen – beinahe golden Augen Avalinns verbunden lag. Natürlich versuchte Rhuna zu verstehen, wieso sie offensichtlich die Einzige war, die anfällig auf diese geheimnisvollen und dunklen Kräfte zu reagieren schien.
In ihren Gedanken tauchte das Bild von Yedan auf, von dem sie sich gerade innigst wünschte, dass er hier wäre. Bisher hatte er ihr immer geholfen – ihr einen Rat gegeben oder sie beruhigen können.
Für einen Moment herrschte Stille. Rhuna sah Avalinn an und suchte nach Antworten, doch dann wandte sich ihr Kopf etwas seitlich und sie betrachtete die Stelle, auf der sie gelegen hatte. Das Muster auf dem Boden – die Blumen – sprachen nicht wirklich für eine dunkle Kraft. Doch war es nicht ein Licht gewesen, das ihr geholfen hatte zurück ins Bewusstsein zu finden und die Stimme zu verjagen?
„Hast du das… bewirkt?“, erklang ihre Stimme, in der eine leise Dankbarkeit verborgen lag. Doch kaum eine Sekunde später veränderte sich ihr Ausdruck leicht. Im Augenwinkel sah sie Ajak, der noch immer nach Antworten drängte. Er schien das alles ganz und gar nicht verstehen zu können.
„Es tut mir leid. Ich … weiß nicht was ich dir sagen soll, Ajak! Ich weiß nicht, wieso was hier passiert.“

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Samstag 29. Oktober 2022, 14:28

Ihr Leben hatte sich binnen kürzester Zeit so grundlegend geändert, dass einem schwindelig werden konnte. Aus dem Versuch, eine ‚kleine‘, wenn auch längere Reise zu unternehmen, war ein Sprint geworden. Und innerhalb von Tagen, war sie so vielen Gefahren begegnet, hatte sich ausgerechnet in ihren Retter verguckt und stand nun mit Bewohnern seiner Heimat und einer fremden, eldorischen Elfe mitten auf einem Friedhof, um sich um seine Reputation zu kümmern. Rhuna war schwindelig und das war absolut verständlich. Zu ergründen, was um sie herum geschah, gehörte derzeit einfach nicht zu ihren Fertigkeiten. Benommen von dem dunklen Sog, der sich ihrer bemächtigen wollte und so lieblich ihre Sinne auf den Kopf stellte, war es ihr auch nicht möglich, die Fragen zu beantworten, die Ajak hatte. Sie hatte sie ja selbst! Einzig Avalinn schien ruhig zu bleiben, weshalb es auch die Heilerin war, auf die Rhuna ihren Fokus legte. Behutsam half ihr die Elfe auf die Beine zu kommen und stützte sie, solange sie es brauchte. Noch immer tanzten die Lichtblitze vor dem Violett der Shyáner und doch fiel ihr die Blässe im Gesicht von Ajak auf. Sie wollte ihm ja gern den Schrecken nehmen, wollte seine Fragen beantworten – doch wie, wenn sie es selbst nicht verstand? Avalinn nickte langsam, während Rhuna ihren Stand wiedererlangte. Erst jetzt fiel ihr auf, was sie auf dem Boden hinterlassen hatte. Ajak, Rhuna und Avalinn schauten auf das Gebilde und staunten. Natürlichen Ursprungs konnte es nicht sein, immerhin war der Boden zuvor karg und staubig gewesen. Rhuna blieb die Luft abermals weg. Bis sie genug Kraft fand, ihre Fragen direkt an die Heilerin zu stellen. Diese jedoch blickte an Rhuna vorbei auf den Boden und wirkte nachdenklich. „Kommt, wir sollten hier erstmal verschwinden.“, meinte sie und sah Rhuna nachdrücklich an. „Du brauchst Ruhe und wir alle einen kleinen Umtrunk, schätze ich!“, erwiderte sie und nickte auch Ajak zu. Sie entschied es jetzt. Der Jäger blickte Rhuna von der Seite her an, zurück auf das Gebilde am Boden und ging daraufhin kopfschüttelnd einige Schritte voraus. Gab den Frauen Zeit, ihm zu folgen. Avalinn hielt Rhuna noch am Arm fest und wie letztere feststellen konnte, brauchte sie das auch. Sie fühlte erst jetzt, nachdem der Schreck ein wenig verblasste, dass ihre Beine schwer waren und sie eine gewisse Müdigkeit übermannte. Sie war ausgelaugt, so als hätte die Stimme ihr ein wenig Energie abgezapft. Den Weg über den Friedhof und an dem toten Baum vorbei, schafften Avalinn, Ajak und Rhuna ohne weitere Zwischenfälle.

Die Hilfe der Heilerin und ihr Griff, um Rhuna’s Hand, um sie zu stützen, waren Balsam und nicht zufällig gewählt. Unablässig schenkte sie Rhuna Wärme und Zuversicht, damit die Schrecken sie nicht überrannten oder ihr Gedankenkarussell ohne Sicherheitsnetz kreiste. Avalinn schien die Lichtmagie in Perfektion zu beherrschen, denn es mühte sie offenbar kaum ab, ihr die Kraft angedeihen zu lassen. Der Weg wurde weiter von Ajak bestimmt, der offenbar wusste, wohin sie gehen konnten. Nach einem kleineren Fußmarsch, der etwas länger dauerte, denn Rhuna war nicht so schnell, standen die drei vor der Taverne. Inzwischen konnte Rhuna wieder besser sehen und die Lichtpunkte waren größtenteils verschwunden. Aus der Taverne selbst drang, sobald die Tür aufgestoßen wurde, einhelliges Gelächter, eine warme Luft, etwas stickig aber nicht unangenehm und der Geruch nach Eintopf, Brot, Grillfleisch und Kerzenwachs. Gemütlich war sie eingerichtet, hölzern und naturbelassen, wie auch alles weitere in diesem Dorf. Der große Tresen, direkt linker Hand, wenn man eintrat, bot allerlei Gläser, Flaschen und Krüge auf. Dahinter stand eine etwas seltsam aussehende Elfe – oder war sie menschlich? Jedenfalls hatte sie eine Knollennase, karmesinrotes Haar, buschige Augenbrauen. Sie wirkte etwas gedrungen, trug einen üppigen Busen vorweg und hatte kaum Hals. Mit blitzgescheiten Augen begutachtete sie die Neuankömmlinge und nickte einem Jungen zu, der sofort zu ihnen eilte und die Hände hob. „Wir sin‘ reschtlos voll!“, bemerkte er entschuldigend und hatte einen interessanten Dialekt. Ajak machte sich etwas gerade und schaute über die Köpfe der Insassen hinweg. Überall standen lange Tische mit Bänken und alle waren mehr als übervoll. Der Tag neigte sich langsam dem Ende, zumindest stand die Sonne tiefer, sodass offenbar langsam das Tagewerk beendet und der Feierabend eingeläutet wurde. „Dorthinten, in der Ecke.“, meinte der Jäger, das erste Mal celcianisch nutzend und der Junge, mit den Pausbacken und einer leichten Rotznase drehte sich um. „Ney, des isch nisch für Gäschte!“, meinte er achselzuckend. Dann blickte er Rhuna direkt an und wischte sich ungeniert die Nase mit dem Ärmel. Sie lief aber gleich wieder. „Gehtsch dir nisch‘ gut?“, fragte er sie und deutete mit dem Daumen hinter sich. „Da isch noch `n abgewetschter Tisch drauß’n. Wennsch wollt, könnt ihr dahin.“, schlug er vor und Avalinn nickte leicht. „Danke, wir nehmen ihn gern.“. Der Junge führte die drei durch die enge Taverne und durch eine geöffnete Tür in den Hinterhof. Hier stand ein kleiner, etwas vergilbter Tisch, vier Stühle drumherum und wenig spektakulär. Doch hier hatten sie ihre Ruhe, auch wenn das Lachen und die ausgelassene Stimmung zu ihnen drangen. Der Junge blieb noch kurz bei ihnen und schaute sie abwartend an. „Wolltsch essen oder nur trink’n?“, fragte er und nahm dann die Bestellungen auf.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 29. Oktober 2022, 16:10

Alle Hoffnung Antworten zu finden schienen bei Avalinn zu liegen. Sie war… irgendwie anders und schien über vielen der Dinge stehen zu können, sie anders zu betrachten und wahrzunehmen. Lag es daran, dass sie eine hervorragende Lichtmagierin war? Besaß sie ein Wissen, dass sie all dies verstehen ließ?
„Kommt, wir sollten hier erstmal verschwinden.“, schlug Avalinn vor, anstatt auf den Fragenkatalog, der Rhuna von der Zunge gerutscht war, zu antworten. Die junge Elfe hob den Blick wieder – sah aus, als wolle sie Einspruch einlegen, doch rutschte dieses Mal kein Wort über ihre Lippen. Vielleicht hatte Avalinn ja recht und sie sollten etwas Distanz zu diesem Ort gewinnen. Immerhin hatten sie schon einiges herausgefunden und Zusammenhänge entdeckt. War dies kein Erfolg?
Oh, würde er sich nur so anfühlen. Doch keiner der Drei schien wirklich zufrieden mit dem zu sein, was sie herausgefunden hatten. Rhuna sah zu Ajak, der irgendwie distanziert wirkte, was sie nicht so recht einzuschätzen wusste. Doch wahrscheinlich ließ auch er das Erlebte gedanklich immer wieder revuepassieren und versuchte die Puzzleteile zusammenzusetzen.
„Du brauchst Ruhe und wir alle einen kleinen Umtrunk, schätze ich!“ Avalinn übernahm die Entscheidungen, was gut war. Denn sowohl die Shyáner, als auch der Jäger schienen recht zu wissen, was sie tun sollten. Rhuna hasste dieses Gefühl der Ratlosigkeit und Überforderung. Es war doch… kaum etwas geschehen und doch … so viel, dass sie darauf nicht klarkam. Irgendwas hatte sie in ein Zwielicht gerückt, indem sie nicht stehen wollte. Es ging hier nicht um sie – sie wollten doch Yedan helfen. Wieso also musste man sich nun um sie kümmern – wieso hielt sie alles auf?
Stumm nickte die Elfe und folgte wohin man sie führte. Die ersten Schritte fielen ihr erstaunlich schwer. Als würde die Erdanziehung plötzlich um ein vielfaches stärker wirken, drückte ein unsichtbares Gewicht auf ihren Körper und hinterließ ein erschöpftes Gefühl.
Als sie im Herzstück des belebten und öffentlichen Teils des Dorfes ankamen hatte Rhuna keinen Blick für die hübsche Umgebung. Sie folgte den beiden einfach schweigend – war dankbar für die Stütze und Wärme, die ihr Avalinn gewährte und die verhinderte, dass ihre Gedanken in eine falsche Richtung abdrifteten.
Mit Sorge betrachtete sie Ajaks Rücken. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde der Sarier vielleicht doch langsam Zweifel hegen, ob das alles nicht doch mit ihr zu tun hatte. Es war ja auch merkwürdig, dass sie nun schon zwei Mal wegen diesen unheimlichen Kräften die Besinnung verloren hatte – wenn man es so nennen wollte.
Als sie die Taverne betraten schienen sie in eine völlig andere Welt einzutauchen. Ausgelassene Stimmung herrschte und das Stimmgewirr und Gelächter der Besucher schien sich eins ums andere überbieten zu wollen. Hier herrschte keine Schwere und normal wäre dies ein Ort, den Rhuna durchaus mit Neugierde aufgesucht hätte – denn wo lernte man andere Leute so gut kennen, wie in einer Dorftaverne, in der mitunter der Alkohol dafür sorgte, dass die Zunge lockerer und die Distanzen kürzer wurden? Doch gerade schien ihr der Aufenthalt in der Schankstube eher unangenehm zu sein. Der Lärm dröhnte in ihrem Kopf und hallte drückend wider, so dass ihr Griff unbewusst stärker wurde und sie sich mehr an Avalinn festhielt. Sie schloss die Augen und überließ die Order eines Tisches den anderen beiden.
Es war, als würde sie unter den Auswirkungen von Nachwehen des Erlebten stehen. An und für sich war sie wieder klar im Kopf, doch was sie innerlich wollte war eher Ruhe. Der Geruch einer gut bürgerlichen und deftigen Küche schlich sich an ihre Nase und ihr fiel auf, dass sie noch nichts gegessen hatte. Doch der Gedanke an ein Mahl zog ihr die Kehle zu. Doch so musste es den anderen beiden ja nicht gehen.
Bewusst sah sich Rhuna gar nicht um und ihr entging so der ganz eigene Charme dieser Dorftaverne. Sie konnte nicht einmal genau sagen woran sie gerade dachte – sondern war mehr damit beschäftigt sich auf die angenehme Wärme zu konzentrieren, die von Avalinns Berührung ausging und in der sie eine weitere Stütze fand.
„Wir sin‘ reschtlos voll!“ Eine männliche Stimme drang aus ihrer unmittelbaren Umgebung zu ihr und nachdem sie die Augen öffnete, bemerkte sie, wie ein junger Mann, der offenbar hier zu arbeiten schien, vor Ajak stehen geblieben war. Sie machte sich die Mühe ihren Blick einmal durch den Raum gleiten zu lassen und entdeckte ebenfalls keine freie Sitzgelegenheit. Ein Umstand, der ihr eigentlich gelegen kam, wo sie irgendwie Schwierigkeiten hatte mit dem Geräuschpegel umzugehen.
„Dorthinten, in der Ecke.“, hörte sie Ajak sagen – das erste Mal auf celcianischer Sprache. Bisher hatte der Jäger stehts in einem sauberen Lyrintha gesprochen und war nie davon abgewichen. Selbst nicht in einen der Diskussionen und Streitereien mit Kaja, die offenbar die Angewohnheit hatte bevorzugt Celcianisch zu sprechen.
Das Gefühl einen Knoten im Hals zu haben verstärkte sich noch einmal und am liebsten wäre Rhuna wieder nach draußen gegangen. Sie machte einen Schritt auf Ajak zu und fasste seinen Armel, um auf sich aufmerksam zu machen.
„Ajak… ist schon gut, wir können auch…“, wollte sie ihn gerade leise überreden sich einen anderen Platz zu suchen, als der Wirtsjunge erneut das Wort ergriff.
„Ney, des isch nisch für Gäschte!“, meinte er achselzuckend und bevor sein Blick auf Rhuna fiel. Einen Moment lang sahen sie sich an und die Elfe ignorierte seine etwas unappetitliche Geste sich den Rot mit dem Ärmel von der Nase zu wischen.
„Gehtsch dir nisch‘ gut?“, fragte der Bub sie, ehe er mit dem Daumen hinter sich deutete und sie ihm antworten konnte. Es schien so oder so eher eine Feststellung gewesen zu sein. „Da isch noch `n abgewetschter Tisch drauß’n. Wennsch wollt, könnt ihr dahin.“, bot er dem Trio an – ein Vorschlag der in Rhuna deutlich einladender klang, als einen Platz im Schankraum zu ergattern.
Avalinn nahm das Angebot an und zusammen gingen sie zu einer Türe, die auf den Hinterhof hinausführte. Obwohl es hier eindeutig kühler war, als in der Taverne, fühlte Rhuna sich gleich besser, als die frische Luft ihr entgegenschlug. Ihre Miene glättete sich erleichtert und geführt von Avalinn ließ sich Rhuna neben sie auf einen der Stühle nieder.
„Wolltsch essen oder nur trink’n?“, fragte der Junge, nachdem sie sich alle niedergelassen hatten. Rhuna sah von einem zum anderen, bevor sie nur mit einem schmalen Lächeln „Für mich bitte nur ein Wasser.“, ihr Bedürfnis in Worte fasste. Natürlich wusste sie, dass sie etwas essen sollte und dass ihr, auf den Schreck von vorhin und mit etwas Festem im Magen ein etwas stärkerer Trunk gut tun würde. Doch gerade konnte sie sich nichts Anderes als klares Wasser vorstellen.
Auch die beiden anderen Elfen bestellten und nachdem der Bub gegangen war, ließ Rhuna ihren Blick über den kleinen Außenbereich schweifen. Aus der Richtung der, noch immer geöffneten Türe zur Taverne, drang lautes Gelächter zu ihnen herüber – das der Brünette allerdings hier draußen nicht groß zu schaffen machte. Ja, sie konnte sich langsam entspannen – etwas zumindest. Ein Teil in ihr forderte, wie Ajak nach wie vor nach Antworten.
„… du hast vorhin das erste Mal celcianisch gesprochen.“, begann Rhuna mit einem etwas unverfänglichen Thema den Jäger anzusprechen, von dem sie noch immer nicht so recht wusste, wo er gerade zu ihr stand. Und gleichzeitig schalt sie sich für eine so nebensächliche Anmerkung. Konnte ihr nichts Besseres einfallen?
Man sah Rhuna an, dass sie die Wahl ihres Themas … nun ja, bereute und sich über sich ärgerte.
„Bitte sagt mir, was ihr denkt…! Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll.“, sagte sie dann ehrlich und sah von Ajak zu Avalinn und wieder zurück. Sie hatte die Hände auf dem Tisch ineinander gelegt und führte diese nun an ihre Stirn in einer aufstützenden Geste. Die Fragen, die sie Avalinn vorhin gestellt hatte huschten ihr erneut durch den Kopf. Wo lag die Verbindung zu Alyisa? Sie war doch tot! Und was war vorhin mit ihr geschehen? Was hatte dieses Muster auf dem Boden zu bedeuten, das sich dort gebildet hatte, wo sie gelegen hatte?

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 30. Oktober 2022, 13:53

Selbst die gemütlich Atmosphäre im Schankraum, konnte Rhuna nicht davon ablenken, dass sich etwas geändert hatte. Sie wusste nur nicht, wohin ihre Gedanken gehen sollten. Hatte sie etwas falsch gemacht? Warum war Ajak so distanziert? Obwohl, war er das denn oder hatte ihn, ebenso wie sie, einfach nur etwas erschreckt? Der Junge, der sich ihrer annahm, war eher die Marke „Rotzlöffel“, schien aber weitestgehend aufmerksam zu sein. Er sah der Frau hinter der Theke ein wenig ähnlich, könnte sogar ihr Sohn sein. Doch Rhuna hatte keinen Blick dafür. Zu sehr war ihr Kopf damit beschäftigt, ihr Herz mit allen Zweifeln im Zaum zu halten. Die Elfe fühlte sich nach wie vor ausgelaugt, brauchte Avalinns Hilfe beim Gehen und die Wärme, die sie ihr schenkte. Offenbar war die Heilerin die einzige, die sich nicht vollkommen verängstigt zeigte. Sie behielt die Nerven und strahlte, wie schon bei ihrem Einsatz um Yedan’s Leben, eine wohltuende Ruhe aus. Wie alt mochte sie wohl sein? Und wie lange würde sie wohl schon praktizieren? Alles Fragen, die es derzeit nicht in den Geist der Brünetten schafften. Sie hatte genug damit zu tun, dass der Lärmpegel auf ihre Sinne schlug und sie sich einmal mehr hilfloser fühlte, als sie tatsächlich war. Rhuna wollte nicht unter Menschen. Sie wollte Ruhe haben, sich einigeln und über alles in Ruhe nachdenken. Doch Avalinn und auch Ajak schienen sich ein wenig darüber hinwegzusetzen. Ihre leisen Worte wurden überhört, als sie den Tisch außerhalb der Taverne beziehen wollten. Er war schäbig, schien ausrangiert zu sein und doch war es wesentlich besser, als sich nun auf eine Bank mit alkoholisierten, ausgelassenen Elfen und Menschen zu begeben. Trotzdem drang das Auflachen und Grölen immer mal wieder zu ihnen. Es war eine gute Mischung aus Ruhe und Ablenkung. Der Bengel stand, den Rotz tief hochziehend, vor ihnen und wollte ihre Bestellung aufnehmen. Rhuna wollte nur ein Wasser und versank in ihren Gedanken. Der Junge nickte und sah die anderen abwartend an.
Ajak räusperte sich und rutschte etwas auf dem Stuhl hin und her. „Öhm, also… Bier. Zweimal. Und den Eintopf. Mit zweimal Zwiebel und bitte noch ein Kotelett.“, der Junge kritzelte, die Zunge zwischen die Zähne geklemmt und nickte immer wieder. Dann hob er den Kopf und sah Avalinn an, die Luft holte, bevor Ajak noch mal reingrätschte: „Omelette! Ach nee, Spiegeleier…3 bitte.“, fügte er an und begegnete Avalinns fragenden Blick. Ajak zuckte errötend die Schultern. „Hab halt Hunger..“, murmelte er kleinlaut und lies dann Avalinn bestellen. Die Heilerin bestellte auch den Eintopf, aber auch zwei Löffel dazu und ebenfalls ein Wasser, allerdings mit ein wenig Beeren darin, für den Geschmack. Der Junge seufzte, zog noch mal die Nase hoch und schlurfte davon, um die Bestellung weiterzugeben. Kurz konnte man ein „…was?! Wie viele Personen sitzen denn da?!“, vernehmen, doch mehr drang nicht zu ihnen, während Ajak erneut rot wurde.

„… du hast vorhin das erste Mal celcianisch gesprochen.“,, eröffnete Rhuna das Gespräch und musterte Ajak kurz, der verwundert zu ihr blickte. Er zuckte die Schultern. „Nicht alle verstehen Lyrintha. Kyrin und Lasius, das ist der Junge, zum Beispiel nicht.“, erwiderte er und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Erneut entstand eine Pause und Rhuna hielt es nicht mehr aus: „Bitte sagt mir, was ihr denkt…! Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll.“, flehte sie schon fast und verlieh ihrer Verzweiflung Ausdruck als sie ihre Stirn in ihre Hände presste. Avalinn und Ajak wechselten Blicke, die Rhuna verborgen blieben durch ihre Haltung. Es war Avalinn, die das Wort ergriff. „Rhuna, es ist erstmal alles in Ordnung. Dass was du da erlebt hast, könnte ein sogenanntes Echo sein. Eine… eine Verbindung aus anderer Zeit, die an diesen Ort gebunden ist. Ich bin da nicht gut genug bewandert, aber, warum auch immer, hat sich dieses Echo an dich gebunden. Warum, das kann ich nicht beantworten… aber weder Ajak, noch ich haben etwas gehört. Lediglich die Dunkelheit ließ auch mich nicht kalt. Du hast es gesehen, als meine Haarsträhnen ausfielen. Ich… ich bin schon so lange dem Licht zugetan, dass die Dunkelheit für mich schädlich ist. Allerdings bin ich“, sie schmunzelte, „auch etwas älter, als du. Und damit ein wenig resistenter.“, spielte sie auf Rhuna’s beinahe-Bewusstlosigkeiten an.
Ajak hielt die Arme immer noch verschränkt und betrachtete die beiden Frauen schweigsam. „Wie gesagt, ich kann dir nicht erklären, weshalb du es bist, die das Echo spürt… aber wieso es dir zu schaffen macht- das kann ich dir sagen.“, meinte sie und Ajak lehnte sich etwas vor. Offenbar kam jetzt der für ihn interessante Teil. Avalinn öffnete den Mund, doch da trat der Bengel zu ihnen und balancierte ein immens großes Tablett. „Wasser, Wasser, zweimal Bier, Eintopf, Eintopf mit zweimal Zwiebeln, dreimal Spiegelei, Omelette, Kotelett, drei Mal.“, wiederholte er und plötzlich war der Tisch vor ihnen übervoll mit Essen. Ajak starrte auf seine Portion und schüttelte den Kopf. „Ich habe Spiegeleier STATT Omelette bestellt.. und nur einmal Kotelett!“, rümpfte er die Nase. „Wer soll das denn essen?!“, wollte er wissen und der Junge zuckte nur die Schultern. Er kratzte sich an der Nase und schaute auf all das Essen. „Bestellt ischt bestellt…“, maulte er und Ajak schien beinahe einer Explosion nahe. „Aber… isch… ich! HAB das nicht bestellt“, diskutierte er weiter und der Junge schien sich nun auch aufzubauen. „Na aber auf mein’m Zett’l stehts so.“ und wirkte reichlich ungerührt.
Ajak kochte und sein Kopf nahm eine rötliche Farbe an. Avalinn lehnte sich vor und konnte ihre amüsierte Haltung gar nicht verbergen. „Vielen Dank.“, beendete sie das Gespräch und der Junge schlurfte wieder zu den anderen Gästen. „Ist doch wohl nicht sein Ernst, oder was?!“, maulte nun Ajak und schüttelte den Kopf. Er nahm das Besteck in die Hand und schnaufte. Bevor er jedoch anfangen konnte, trat wieder jemand aus der Tür. „Oh sehr gut!“, ertönte eine weibliche Stimme und schon wurde der vierte Stuhl ungeniert besetzt und gierige Finger, langten in Ajak’s Essen. Der Jäger sah empört auf und starrte in das Gesicht seiner Schwester. „Ach du…“, murrte er und wandte sich wieder dem Essen zu. Ajak und Kaja aßen einen Moment schmatzend, ehe Kaja mit vollem Mund fragte: „Und? Was treibt ihr so?“, und Avalinn sich räusperte. „Nun, ich war gerade dabei zu erzählen, dass ich vermute, Rhuna, dass du sowohl Licht- als auch Naturmagie in dir vereinst.“, rumms. Das war mal eine Nachricht. Doch sie fuhr fort, während die Geschwister aufgehört hatten, zu essen. „Nun, ich fürchte, dass beide Magieformen um die Vorherrschaft ringen und du deshalb nicht dem einen oder anderen zugetan bist. Das Sterben der Pflanzen hat dich ebenso korrumpiert, wie auch die vorherrschende Dunkelheit…“, dann sahen 3 Augenpaare Rhuna an. „Wusstest du das?“, schmatzte Kaja und blinzelte überrascht.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Montag 31. Oktober 2022, 00:47

Lasius, der Lausejunge nahm die Bestellung von Ajak und Avalinn auf und ließ die Drei anschließend alleine im Hof zurück. Rhuna hatte nicht schlecht gestaunt bei der Menge, die der Jäger bestellt hatte, doch andererseits hatten junge Männer häufig einen außerordentlich großen Appetit. Das hatte sie daheim bei ihren Brüdern nicht selten beobachten können.
Ihr Appetit hingegen wollte nicht aufkommen. Vielleicht lag es an der Masse, die in den letzten Tage auf sie eingeprasselt war – vielleicht auch nur an ihren heutigen Erfahrungen, die ihr scheinbar die Energie entzogen haben. Rhuna fühlte sich erschöpft und ratlos. Es gab so viele unbeantwortete Fragen und irgendwie schien ihr der rote Faden ihres Vorhabens stetig zu entgleiten. Und aus ihrer Verunsicherung heraus hoffte sie, dass Avalinn, oder Ajak ihr ihre Gedanken mitteilen würden.
Tatsächlich war es die Lichtmagierin, die das Wort ergriff und versuchte etwas Verständnis und Ordnung in das Chaos zu bringen, dem sie heute begegnet waren.
„Rhuna, es ist erstmal alles in Ordnung. Dass was du da erlebt hast, könnte ein sogenanntes Echo sein. Eine… eine Verbindung aus anderer Zeit, die an diesen Ort gebunden ist. Ich bin da nicht gut genug bewandert, aber, warum auch immer, hat sich dieses Echo an dich gebunden. Warum, das kann ich nicht beantworten… aber weder Ajak, noch ich haben etwas gehört. Lediglich die Dunkelheit ließ auch mich nicht kalt. Du hast es gesehen, als meine Haarsträhnen ausfielen. Ich… ich bin schon so lange dem Licht zugetan, dass die Dunkelheit für mich schädlich ist. Allerdings bin ich auch etwas älter, als du. Und damit ein wenig resistenter.“
Nach den ersten paar Worten hatte Rhuna ihr Gesicht wieder aus ihren Händen gehoben und ihren Blick auf Avalinns hübsche Gestalt geheftet. Doch an ihrem Ausdruck konnte wohl jeder erkennen, dass das Gesagte für sie nicht unbedingt einen Sinn ergab oder den Segen eines Durchblicks gewährte. Natürlich war es beruhigend, dass man ihr versicherte, dass alles in Ordnung sei. Doch war dem wirklich so, oder versuchte man ihr einfach ein wenig Last abzunehmen?
„Ein Echo?“, fraget sie noch einmal nach und versuchte sich ein paar Gedanken darüber zu machen, was man wohl darunter verstehen konnte.
„Meinst du damit, dass diese merkwürdige Stimme … und die Gefühle im Grunde eine Art Überbleibsel von Alyisas sind? Wie eine Art Abdruck…?“, Sie hoffte in etwa die Worte richtig gedeutet zu haben. Es war zumindest eine Erklärung, die der Elfe einen Stein vom Herzen nehmen würde. Doch gleichzeitig war es doch beunruhigend, wenn solche Kräfte noch … existierten. Nach über 20 Jahren!
Es fiel ihr nicht schwer sich vorzustellen, wie dieser dunkle Sog Alyisa mitgerissen hatte. Besonders, wenn sie sich so oder so von den dunklen Künsten, wie der Schattenmagie angezogen fühlte.
Laut Yedan hat Alyisa sehr unter dem Verlust ihrer Mutter gelitten. Vielleicht war das der Grund, wieso sie abgerutscht ist – die Macht zu erlangen ihre Wünsche zu erfüllen – Rache nehmen zu können und das Schicksal über andere selbst zu entscheiden. Für viele wäre solch eine Kraft – solch eine Kontrolle viel wert.
Waren ihre Annahmen richtig würde es ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Alyisa war verletzt worden. Vielleicht hatte sie sich machtlos gefühlt, wütend … und hatte keinen Weg finden können einen Schlussstrich zu ziehen, ohne Rache zu nehmen. Auch Rhuna fühlte sich in vielerlei Hinsicht schwach und hilflos. Die süßen Worte der körperlosen Stimme hatten auch in ihren Ohren attraktiv geklungen. Doch war es ihr gelungen noch einen anderen Weg zu entdecken …
„Wie gesagt, ich kann dir nicht erklären, weshalb du es bist, die das Echo spürt… aber wieso es dir zu schaffen macht- das kann ich dir sagen.“ Neben Rhuna verfolgte auch Ajak aufmerksam die Unterhaltung. Beide wollten wissen, wieso es ausgerechnet Rhuna war, die das Echo vernahm. Worin lag die Verbindung? Eine Gemeinsamkeit? Oder waren es nur Zufälle?
Die Brünette erschauderte bei dem Gedanken daran anderen zu schaden. So verführerisch die Worte geklungen hatten, sie würde den Preis für diese Art Macht nicht zahlen wollen…
Bevor Avalinn die Katze aus dem Sack ließ betrat der Wirtsjunge erneut den Hof und balancierte ein großes und mit ihren Bestellungen gefüllte Tablett vor sich her. Ein Essen nach dem anderen wurde vor sie auf die Tischplatte gestellt, die sich Zusehens füllte. Und auch Ajak schien zu bemerken, dass sie so viel Essen nicht bewältigen konnten und hier offenbar ein Missverständnis stattgefunden hatte. Es entbrannte eine kleine Diskussion zwischen Lasius und dem Sarier, doch schlussendlich akzeptierte Avalinn die Bestellung und verschaffte ihnen mit dem Weggang des Jungen wieder etwas Privatsphäre.
Der Anblick des Essens, wie auch der Geruch, der in ihre Nase drang, weckte das Hungergefühl der jungen Elfe. Doch das Gefühl eines Knotens im Hals, wollte so schnell nicht weggehen. Sie nahm ein paar Schlucke ihres Wassers und sah Ajak dabei zu, wie er zu essen begann. Ihr Magen rumorte leise, als wolle er sie überreden doch ein paar Happen zu sich zu nehmen. Ein Gefühl, das Rhuna noch ignorierte.
Avalinn schien gerade wieder ansetzen zu wollen, als plötzlich Kaja auftauchte. Die junge und sympathische Elfe gesellte sich zu ihnen und schloss sich bereitwillig der Vernichtung des abendlichen Schmauses an. Und plötzlich schien es gar nicht mehr so unmöglich zu sein, die üppige Ausbeute des Abends zu vernichten. Hungrig griff Kaja zu – vergeudete dabei aber keine Zeit sich auf den neuesten Stand zu bringen,
„Und? Was treibt ihr so?“, fragte die Rothaarige, nachdem sie sich einen Löffel Eintopf gegönnt hatte. Ajak hüllte sich weiter in Schweigen und schien sich vorerst einmal intensiver um die Füllung seines Magens zu kümmern. So war es Avalinn, die erneut ansetzte und so auch die heiß ersehnte Neuigkeit preisgab:
„Nun, ich war gerade dabei zu erzählen, dass ich vermute, Rhuna, dass du sowohl Licht- als auch Naturmagie in dir vereinst.“ Nicht nur die Geschwister hielten in ihren Bewegungen inne. Auch Rhuna schien sich für einen Moment nicht mehr zu rühren. Hatte sie das richtig gehört?
Ich soll Natur- und Lichtmagie in mir vereinen? Der Gedanke war fremd und zugleich … schön?! Auf jeden Fall um Längen besser, als wenn Avalinn der jungen Elfe eine Affinität zur Schattenmagie unterschrieben hätte.
Die Heilerin besaß die volle Aufmerksamkeit der anderen drei Elfen, als sie weitererzählte. „Nun, ich fürchte, dass beide Magieformen um die Vorherrschaft ringen und du deshalb nicht dem einen oder anderen zugetan bist. Das Sterben der Pflanzen hat dich ebenso korrumpiert, wie auch die vorherrschende Dunkelheit…“
„Moment!“, warf Rhuna plötzlich ein und betrachtete das Gesicht der hübschen Lichtmagierin, als würde sie dort ein Nachschlagewerk für die Antworten auf ihre Fragen finden. Als Kaja sich zu Wort meldete und sie fragte, ob sie davon gewusst hätte, schüttelte Rhuna leicht mit dem Kopf. Nein, auch sie hörte davon zum ersten Mal.
„Woran machst du das fest Avalinn? Bist du dir sicher? Bisher habe ich noch nie eine dieser beiden Magien angewandt.“, gab Rhuna zu bedenken und betrachtete ihre Hände verstohlen, als würde sie dort einen Hinweis auf die Bestätigung Avalinns These finden. Sollte sie tatsächlich eine Veranlagung für Lichtmagie in sich tragen würde es vielleicht ihre Anfälligkeit für die Dunkelheit erklären. Immerhin hatte Avalinn vorhin erwähnt, dass ihr die dunklen Kräfte ebenfalls zu schaffen gemacht hatten. Mehr noch, sie waren Zeuge gewesen, wie der Heilerin die Haarsträhnen ausgefallen waren. Und die Shyánerelfe selbst hatte die Verbindung zwischen den Gräbern und dem toten Baum finden können. Rhunas Herz machte einen Sprung. Besaß sie vielleicht doch etwas, mit dem sie helfen konnte?
„Was… genau bedeutet es, dass ich beide Magieformen in mir vereine?“, fragte Rhuna zögernd, noch immer nicht ganz sicher, was dies nun für ihre Zukunft bedeuten könnte. Sie wusste von Yedan, dass Alyisa sich zuerst der Schattenmagie – dann der Nekromantie zugewandt hatte. Eine Magie schien also nicht unbedingt eine andere auszuschließen und doch…
„Das Muster auf dem Boden… das meinen Umriss umzeichnete war also mein Werk?“

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Montag 31. Oktober 2022, 09:15

Während Ajak sich ein wenig zurückgezogen hatte und scheinbar Rhuna in einem anderen Licht sah, war es Kaja, die die Stimmung wieder rettete. Und ein wenig Lasius, denn der Bengel, ob gewollt oder nicht, schaffte es durch seine rotzige Art, für einen Moment der Belustigung zu sorgen. Rhuna aber konnte all dem noch nicht folgen. Ihre Gedanken trudelten hilflos in einem Vakuum der Gefühle. Was bedeutete es, dass sie sich so hingezogen fühlte? Was war das für eine zweifelhafte Ehre auserkoren zu sein für eine Stimme aus… woher eigentlich? Kata Mayan? Harax? Zwischenreich? Von dem Rhuna und auch sonst kein Lebender etwas ahnte. Nein, zu ergründen, woher die Stimme kam, lag nicht in ihren Möglichkeiten. Vorerst. Allerdings gab es etwas, was doch an ihr rührte: Das Hungergefühl. Ihr Magen wäre bereit für einen Bissen, einzig ihre Kehle machte noch nicht mit. Doch sobald Rhuna essen wollen würde, würde sie bei Avalinn einen zweiten Löffel finden, den die Heilerin in weiser Voraussicht mitbestellt hatte. Jetzt aber offenbarte die eldorische Elfe, was ihre Gedanken zu dem undurchsichtigen Thema waren. Und ließ alle augenblicklich innehalten. „Moment! Woran machst du das fest Avalinn? Bist du dir sicher? Bisher habe ich noch nie eine dieser beiden Magien angewandt.“, kam gleich die Frage seitens Rhuna und die Heilerin sah zu ihr. „Doch, hast du.“, erwiderte sie so selbstverständlich, dass es gar keinen Zweifel zu geben schien. Ajak nickte neben Rhuna und wandte sich auch an sie:„Ja, wir haben es gesehen.“, bestätigte er ihr und deutete unbestimmt auf den Baum, den man aber von ihrer Position nicht sehen konnte. „Schon bei unserem ersten Besuch am Baum, haben deine Finger kurz geleuchtet. Ich dachte, es wäre eine Illusion, aber … jetzt…“, er sah zurück zu Avalinn die bestätigend nickte. „Ja, das war die Lichtmagie, die sich da aktivierte, um dich vor der vorherrschenden Dunkelheit zu warnen.“, erklärte sie und sah Rhuna wieder an. „Was… genau bedeutet es, dass ich beide Magieformen in mir vereine?“, fragte die Shyáner sichtlich aufgewühlt. Kaja hob den Kopf von der Suppe und schlürfte den letzten Rest hoch, bevor sie sich mit der Hand das Kinn wischte. „Jedenfalls nichts Gutes.“, haute sie ohne nachzudenken raus und bekam gleich eine Schelte ihres Bruders. „Kaja! Du bist schlimmer als jedes Trampeltier! Sie ist doch schon völlig verwirrt!“, schnauzte Ajak und Kaja sah entschuldigend Rhuna an. „Tut mir leid…“, nuschelte sie reumütig und wieder war es Avalinn, die die Wogen zu glätten wusste:

„Nun, es ist zumindest selten. Normalerweise, zeigt sich die Affinität zu einer bestimmten Magierichtung. Manchmal, ganz selten kommt es vor, dass das Potenzial zu ähnlich gleichen Anteilen besteht. Und man sich irgendwann für eine Richtung entscheidet. Ich glaube sogar, dass es öfter mehr Potenziale gibt, aber meist nur eines aktiv wird und das andere schlussendlich verkümmert. In deinem Fall zeigen sich nun Licht- und Naturmagie. Und sie scheinen zu gleichen Anteilen stark in dir zu sein, was aber auch bedeutet, dass deine körperliche Kraft sehr viel schneller erschöpft.“ , erklärte sie geduldig und sah sie ein wenig besorgt an. "Hast du dir denn schon mal Gedanken gemacht, wohin es magisch für dich gehen sollte, wenn sich das Potenzial zeigt?“, wollte sie wissen, bevor Rhuna erstmal verdaute, was sie erfuhr. “ Das Muster auf dem Boden… das meinen Umriss umzeichnete war also mein Werk?“, kam die Frage über die zarten Lippen. Avalinn nickte. „Als dich die körperlose Macht, dieses… Echo… korrumpierte, traten die Potenziale als Schutzschild hervor und laugten dich zusätzlich aus. Deshalb gerätst du auch ins Wanken, sobald du davon erfasst wirst. Stell es dir so vor: Du kennst doch sicher die kleinen Rindenhalme, die Kinder oft zum Trinken verwenden? Nun stell dir vor, du bist das Gefäß mit dem Getränk in dir – deiner Energie – und drei Kinder saugen was das Zeug hält um die Wette, um als erster fertig zu werden und am meisten abzubekommen. Das sind die beiden magischen Potenziale und die Dunkelheit. Sie laugen dich aus und wir müssen dringend überlegen, wie wir das in den Griff bekommen.“, beschied sie. Ajak und Kaja sahen Rhuna mitleidig an. „Aber… Avalinn, wieso zum Henker, korrumpiert die Dunkelheit Rhuna?“, fragte Ajak und er bedachte die Shyáner wieder mit dem gewohnten, sorgenvollen Blick, der ihm so eigen war.
Offenbar half ihm die Erklärung, in Rhuna nicht eine mächtige Hexe zu sehen, sondern ein Opfer der Umstände.„Das kann ich nur vermuten. Ich schätze, nach Rhuna’s Erzählung, hatte Alyisa erst Schattenmagie gelernt. Danach Nekromantie. Vielleicht… nun, wie wir eben geklärt haben, sind zwei Potenziale sehr selten. Und … wenn Alyisa nun vor 20 Jahren auch zwei entwickelt hatte? Dann wirken auch beide Magieformen an dem Ort ihres Endes. Schattenmagie ist der Gegenspieler zur Lichtmagie. Nekromantie zur Naturmagie. Sie stoßen sich ab. Sie… sie sind die Gegensätze und ziehen sich auch gleichzeitig an. Du spürst die Dunkelheit und vielleicht… vielleicht spürte die Dunkelheit dein Licht?“, erörterte sie und seufzte leise. Ihr Wissen war auch langsam erschöpft, denn sie war zwar weise und auch bewandert, aber Magie war nun auch keine exakte Wissenschaft.„Ich fürchte nur, dass wenn du, Rhuna, dem ganzen weiter auf den Grund gehst, dass es dich… verzehren könnte.“, schloss sie besorgt und zog die Augenbrauen zusammen. Kaja und Ajak starrten erst Avalinn an, dann Rhuna: „Wie verzehren?!“, hakte Kaja nach und blinzelte fragend.„Ich meine, dass du dein Leben verlieren könntest, wenn du weitermachst..“, offenbarte die Heilerin leise und seufzte mitleidig. „Aber… wie geht’s dann weiter? Sollten wir das dann abbrechen? Wie sollen wir das Yedan denn verklickern?", fragte Ajak ratlos und blickte in die Runde
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Montag 31. Oktober 2022, 12:27

Zwei Magien zu gleichen Teilen in sich zu haben, war ein Gedanke an den sich Rhuna noch gewöhnen musste. Bisher hatte sie stets gezweifelt, ob sie tatsächlich eine magische Begabung besaß. Man hatte ihr diese in Shyána Nelle durchaus zugesprochen, doch bislang war es ihr nie gelungen diese anzuwenden – in keine magische Richtung.
Konnte sich Avalinn vielleicht doch täuschen? Woran machte sie dies fest? Soweit sich Rhuna erinnern konnte hatte sie noch nie eine dieser Magien angewandt. Doch als sie ihre Zweifel äußerte, widersprach ihr nicht nur die eldorische Heilerin, sondern auch Ajak!
„Doch, hast du.“, räumte Avalinn jeglichen Zweifel beiseite und der Jäger erinnerte die Elfe an seine Äußerung, die er nach ihrem ersten ‚Ausflug‘ zum Baum gemacht hatte: „Ja, wir haben es gesehen. Schon bei unserem ersten Besuch am Baum, haben deine Finger kurz geleuchtet. Ich dachte, es wäre eine Illusion, aber … jetzt…“ Rhuna sah zwischen den beiden langsam hin und her, dann wieder zu ihren Händen. Es stimmte – Ajak hatte sie gefragt, ob sie auch Lichtmagie beherrschen könne.
Ich verstehe das nicht! Wieso alle die Jahre nicht, aber hier…? Avalinn erklärte weiter, während sich in Rhuna ein ungutes Gefühl, einer Ahnung gleich, aufbaute.
„Ja, das war die Lichtmagie, die sich da aktivierte, um dich vor der vorherrschenden Dunkelheit zu warnen.“ Hatte sich ihre Lichtmagie aktiviert, um sie zu schützen? Das klang im ersten Moment doch eigentlich nach etwas Gutem. Doch der Verdacht, dass es kein Grund zu wahrer Freude war, sah sie schon alleine darin bestätigt, dass hier keiner erleichtert wirkte. Sie musste es einfach ansprechen und erfahren?
„Was… genau bedeutet es, dass ich beide Magieformen in mir vereine?“, fragte Rhuna mit einer üblen Vorahnung, die sich in ihrer Magengegend ausbreitete. Ajaks Blick schien sich noch mehr auf sein Essen zu konzentrieren und Avalinn sah aus, als würde sie gerade Luft holen, um jemandem eine nicht allzu gute Nachricht zu unterbreiten.
„Jedenfalls nichts Gutes.“, erklang Kajas Stimme, die von allen Anwesenden ihre Gedanken und ihr Herz wohl am lockersten auf der Zunge trug. Eine Eigenschaft, die Rhuna nicht zum ersten Mal ein wenig schonungslos mit der Wahrheit konfrontierte.
„Kaja! Du bist schlimmer als jedes Trampeltier! Sie ist doch schon völlig verwirrt!“, schnauzte Ajak, woraufhin Kaja der Brünetten entschuldigend „Tut mir leid…“, entgegen nuschelte.
„Nein… nein! Ich habe es doch wissen wollen!“, stellte Rhuna klar und versuchte so die kleine Zankerei zu unterbinden. Sie konnte und wollte Kaja keinen Vorwurf für ihre Ehrlichkeit machen. Es brachte ihr nichts, wenn man sie schonte.
Es war mal wieder Avalinn, die erneut ihren kleinen Trupp zu beruhigen wusste und die Rhuna nun die nötigen Antworten lieferte, um das große Ganze zu begreifen.
„Nun, es ist zumindest selten. Normalerweise, zeigt sich die Affinität zu einer bestimmten Magierichtung. Manchmal, ganz selten kommt es vor, dass das Potenzial zu ähnlich gleichen Anteilen besteht. Und man sich irgendwann für eine Richtung entscheidet. Ich glaube sogar, dass es öfter mehr Potenziale gibt, aber meist nur eines aktiv wird und das andere schlussendlich verkümmert. In deinem Fall zeigen sich nun Licht- und Naturmagie. Und sie scheinen zu gleichen Anteilen stark in dir zu sein, was aber auch bedeutet, dass deine körperliche Kraft sehr viel schneller erschöpft. Hast du dir denn schon mal Gedanken gemacht, wohin es magisch für dich gehen sollte, wenn sich das Potenzial zeigt?“ Auf die Frage hin wirkte Rhuna ein wenig nachdenklich. Es war eine einfache Frage, doch fiel ihr die Antwort nicht ganz so leicht.
„Natürlich wollte ich immer wissen, welche Magie sich in mir zeigen würde. Doch im Grunde war es mir nie wichtig, welche es am Schluss wird, solange sie nicht zu den dunklen Künsten gehört.“ Rhuna machte eine kurze Pause und so recht wusste sie es nicht zu erklären. „Ehrlich gesagt … wusste ich daheim nie so recht welchen Weg ich für mich wählen soll. Wir leben nicht nach Aspekten, wie ihr hier im Sarius.“ Obwohl es ihr, Yedan gegenüber, so leicht gefallen war von ihrem Leben in Shyána Nelle zu erzählen, haderte Rhuna nun mit sich den anderen davon zu erzählen, dass sie ihr Leben nach den Wünschen ihrer Mutter ausgerichtet und kaum auf sich und ihre Wünsche gehört hatte.
„Aber was ich sagen kann ist, dass ich mich besonders für Pflanzen und ihren heilenden Wirkungen interessiert habe. Das war … so gesehen schon immer meine Leidenschaft und daraus wuchs mein Wunsch Heilerin zu werden.“ Ein trauriges Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ihr Blick heftete sich an einen einzelnen Wassertropfen, der an ihrem Glas hinab zu rinnen begann.
Eine feine Heilerin war sie, wenn sie an den Moment im Neldoreth zurückdachte. Die Erinnerung an Yedans blutüberströmten Körper ließ sie erschaudern. Dann hob sie ihren Blick wieder und sah in die honigfarbenen Augen Avalinns, die es mit ihren Kräften geschafft hatte Yedan das Leben zu retten.
„Als Yedans Leben am seidenen Faden hing habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht als Lichtmagie zu besitzen und ihn retten zu können. Aber es… hat sich nichts in mir gerührt.“ Die Verzweiflung, die sie darüber in den bangen Momenten empfunden hatte, in denen nicht klar gewesen war, ob der Halbelf überleben würde, war ihrem Blick deutlich zu entnehmen.
„Ich… liebe die Natur und die Pflanzen - und mich beeindrucken die vielfältigen Anwendungen und Heilmethoden, für die man sie nutzen kann. Doch das Gefühl… von damals… als du Yedan ins Leben zurückholen konntest … hat mich wünschen lassen, dass du mir die Lichtmagie lehren könntest!“ War es doch genau das, was Rhuna Avalinn damals im Flur für ihr nächstes Treffen hatte fragen wollen. Die eldorische Elfe hatte Rhuna tief beeindruckt und die Erfahrungen, die sie mit Pharus und Yedan hatte machen müssen, hatten ihren Wunsch Heilerin zu werden im Grunde nur verstärkt. Doch war so viel passiert, dass sich die Brünette all dem noch gar nicht richtig bewusstwerden konnte.
Im Grunde vereinten sich offenbar die beiden Magieformen in ihr, denen sie am ehesten zugetan war. Die Naturmagie war für Rhuna bis zu ihrem Aufbruch vielleicht sogar ein wenig naheliegender gewesen, doch die Erfahrungen, die sie seither gemacht hatte, hatten auch die Lichtmagie mehr in den Vordergrund gerückt.
Doch was bedeutete dies nun – wo es offenbar nicht gut war, dass zwei Magien, um die Vorherrschaft kämpften. Avalinn setzte erneut an und beantwortete Rhunas Frage nach dem Abdruck, der um ihre Konturen auf dem Boden entstanden war.
„Als dich die körperlose Macht, dieses… Echo… korrumpierte, traten die Potenziale als Schutzschild hervor und laugten dich zusätzlich aus. Deshalb gerätst du auch ins Wanken, sobald du davon erfasst wirst. Stell es dir so vor: Du kennst doch sicher die kleinen Rindenhalme, die Kinder oft zum Trinken verwenden? Nun stell dir vor, du bist das Gefäß mit dem Getränk in dir – deiner Energie – und drei Kinder saugen was das Zeug hält um die Wette, um als erster fertig zu werden und am meisten abzubekommen. Das sind die beiden magischen Potenziale und die Dunkelheit. Sie laugen dich aus und wir müssen dringend überlegen, wie wir das in den Griff bekommen.“ Die Erklärung war anschaulich und erläuterten die Problematik, der Rhuna nun ausgesetzt war. Nun stellte sich nur die Frage, wie sie dies in den Griff bekommen würden? Sie bezweifelte, dass es ausreichen würde sich einfach für eine der beiden Magieformen zu entscheiden. Das würde die eine – nicht erwählte – sicher nicht einfach verschwinden lassen. Und ihre Anfälligkeit auf die Dunkelheit würde auch nicht sofort verschwinden.
Das schien auch Ajak zu erkennen und er fragte mit einem besorgten Blick auf Rhuna: „Aber… Avalinn, wieso zum Henker, korrumpiert die Dunkelheit Rhuna?“ Offenbar schien das, was Ajak so zurückhaltend hatte werden lassen, für ihn verschwunden zu sein.
„Das kann ich nur vermuten., begann Avalinn und schien selbst nur eine Theorie entwickelt zu haben. Magie war eben keine Wissenschaft. „Ich schätze, nach Rhuna’s Erzählung, hatte Alyisa erst Schattenmagie gelernt. Danach Nekromantie. Vielleicht… nun, wie wir eben geklärt haben, sind zwei Potenziale sehr selten. Und … wenn Alyisa nun vor 20 Jahren auch zwei entwickelt hatte? Dann wirken auch beide Magieformen an dem Ort ihres Endes. Schattenmagie ist der Gegenspieler zur Lichtmagie. Nekromantie zur Naturmagie. Sie stoßen sich ab. Sie… sie sind die Gegensätze und ziehen sich auch gleichzeitig an. Du spürst die Dunkelheit und vielleicht… vielleicht spürte die Dunkelheit dein Licht?“ Zögernd nickte Rhuna verstehend. Obwohl sie viele Informationen bekam, die allesamt nicht einfach zu verpacken waren, schienen sie die Elfe dennoch zu beruhigen. Sie konnte damit umgehen, wenn sie verstand, was vor sich ging. Doch mit dem, was nun folgte, hatte sie dann doch nicht gerechnet.
„Ich fürchte nur, dass wenn du, Rhuna, dem ganzen weiter auf den Grund gehst, dass es dich… verzehren könnte.“ Die Worte waren wie ein Schlag und es brauchte dieses Mal keine Frage, um zu verstehen, was Avalinn damit meinte. Der Körper der Brünetten spannte sich sichtlich an. Der Gedanke ihr Versprechen an Yedan zu brechen, ihm seine gerade aufgekeimte Hoffnung nehmen zu müssen, war tatsächlich unerträglich.
Kaja und Ajak starrten erst Avalinn an, dann Rhuna, denn auch sie schienen verstanden zu haben. Und Kaja, ganz ihrer offenen Art treu bleibend, wollte sich noch einmal rückversichern: „Wie verzehren?!“ Rhunas violette Augen wanderten mit einem angespannten Ausdruck zu Avalinn und ihre Blicke trafen aufeinander.
„Ich meine, dass du dein Leben verlieren könntest, wenn du weitermachst..“ Es war der nächste Schlag und Rhuna schloss gequält die Augen. Das durfte nicht sein…!
„Aber… wie geht’s dann weiter? Sollten wir das dann abbrechen? Wie sollen wir das Yedan denn verklickern?", hörte Rhuna Ajaks Fragen, die sich wohl jeder hier insgeheim stellte. War ihre Aktion nun zum Scheitern verurteilt? Mussten sie abbrechen – oder zumindest Rhuna, die sich dies doch zu ihrer Aufgabe gemacht hatte?
„Wir sagen ihm gar nichts!“, sagte sie mit einer Stimmlage, die gefasster und entschlossener klang, als sie selbst erwartet hätte. Die Augen wieder öffnend sah sie von einem zum anderen. Und erstaunlicherweise war sie tatsächlich mit ihrer Entscheidung im reinen.
„Wir machen weiter. Das ist mein Problem und ich werde seiner Reputation sicher nicht im Weg stehen. Wie haben schon so viel herausgefunden und genug Beweise finden können, dass seine Erzählung der Wahrheit entspricht und er das Dorf nur schützen wollte. Yedan hat schon seine Mutter verloren – er war 20 Jahre lang ohne Heimat auf sich gestellt. Und nun ist sein Vater gealtert und nur der Tod selbst weiß, wie viel Zeit Yedan mit ihm noch haben könnte. Die Hoffnung, die er gerade wiedergefunden hat, werde ich ihm nicht nehmen! Er hat … verdient wieder bei den Waldmenschen aufgenommen zu werden.“ Sie sah eindringlich und bittend die Drei an. Es stand für die junge Elfe tatsächlich nicht zur Debatte, auch wenn ihr Leben bedroht war.
„Ich mache weiter… aber ich gebe zu, dass ich euch dankbar wäre, wenn ihr mir weiter dabei helfen würdet! Ich werde versuchen das in den Griff zu bekommen…!“

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 1. November 2022, 20:17

Heilerin werden. Das war es, was sie gewollt hatte, was ihr wirklich etwas bedeuten konnte. Sie hatte sich mit Pflanzenkunde auseinandergesetzt und sie hatte im Hospital in Shyána Nelle ausgeholfen und so viel aufgeschnappt und gelernt, wie man sie gelassen hatte. Rhuna wollte helfen, etwas Nützliches aus ihrem Leben und Dasein ziehen. Stattdessen aber hatte sie diesen Pfad verlassen. Sie war ausgezogen, um sich ein eigenes Bild von all dem zu machen, was Pharus ihr in schillernden Geschichten eingepflanzt hatte. Erst als sie Yedan begegnet war und er dringend ihre Hilfe gebraucht hatte, musste sie ernüchtert feststellen, dass es eben nicht so war, wie man sich das vorstellte: Im Moment der größten Not, zeigte sich die Magie und offenbarte sich ihr. Nein. Nichts war geschehen. Sie hatte hilflos zugesehen wie das Blut aus dem Sarier floss und im Erdreich mit der Natur verschmolz, die er so liebte. Und sie war machtlos gewesen. Doch stimmte das? Rhuna hatte zwar keine Lichtmagie zu Hilfe gehabt, wie Avalinn, doch sie hatte etwas anderes gezeigt: Sie war zäh. Rhuna lernte in dem Moment, in dem sie sich am hilflosesten wähnte, dass sie trotzdem handeln konnte! Dass es sie stärker machte, auch wenn sie sich schwächer denn je fühlte. Und sie hatte es geschafft. Sie hatte einen Weg gefunden und Yedan soweit stabilisiert, damit er am nächsten Tag sicher ins Dorf transportiert werden konnte. Die Hilfe, die ihr dabei zuteil geworden war, hatte sie demütig werden lassen. Und auch das machte sie letztendlich stärker, denn sie wusste zu schätzen, was sie erhalten hatte. Gerade das war es, was Rhuna in den Augen ihrer Begleiter nun strahlen ließ: Sie gab nicht auf. Die niederschmetternde Nachricht Avalinns, dass sie glaubte, Rhuna könne ernsthaft Schaden nehmen, wenn sie weitermachte – die spornte sie zusätzlich an. Der Gefahr direkt ins Auge blicken! Das war ihre Stärke. Ebenso wie beim Beginn ihrer Reise. Sie trotzte dem Unbekannten. Sie nahm es mit Tiger und mit dem Tod auf, stellte ein ganzes Dorf auf den Kopf und das alles aus ihrer eigenen Kraft heraus! Hilflosigkeit war eine Empfindung – kein echter Zustand. Jedenfalls nicht für die Shyáner. Und Ajak und Kaja, sowie Avalinn lächelten der Elfe entgegen, als sie ihre Worte wählte und zum Kampf rief. Einer für alle, alle für einen – ein Spruch, den sie irgendwo sicher mal gelesen hatte. Oder war es eine Geschichte, die Pharus ihr mal erzählte? Nicht immer hatte er seine eigenen erzählt, manchmal auch nacherzählt oder heimlich die eine oder andere mit seinen Erlebnissen ausgeschmückt. „Wir sagen ihm gar nichts! Wir machen weiter. Das ist mein Problem und ich werde seiner Reputation sicher nicht im Weg stehen. Wie haben schon so viel herausgefunden und genug Beweise finden können, dass seine Erzählung der Wahrheit entspricht und er das Dorf nur schützen wollte. Yedan hat schon seine Mutter verloren – er war 20 Jahre lang ohne Heimat auf sich gestellt. Und nun ist sein Vater gealtert und nur der Tod selbst weiß, wie viel Zeit Yedan mit ihm noch haben könnte. Die Hoffnung, die er gerade wiedergefunden hat, werde ich ihm nicht nehmen! Er hat … verdient wieder bei den Waldmenschen aufgenommen zu werden. Ich mache weiter… aber ich gebe zu, dass ich euch dankbar wäre, wenn ihr mir weiter dabei helfen würdet! Ich werde versuchen das in den Griff zu bekommen…!“

Kaja war es, die den Moment etwas zerstörte – wie immer – und ein „Na aber sowas von! Wir treten dem Echo in den Geisterhintern!“, ausstieß und irgendwie dennoch auf den Punkt brachte, was wohl alle dachten. Selbst Ajak, der Rhuna einen Moment lang musterte und nicht ersichtlich war, was er dachte, nickte schlussendlich langsam. Er schien beeindruckt, wenn auch die Sorge weiterhin in seinem Blick schwelte. „Ich denke zwar, dass wir nicht genug wissen, um so etwas zu entscheiden und… um ehrlich zu sein, sollte Yedan da vielleicht auch ein Wort mitreden, doch… Verdammt noch mal, ja! Wir geben nicht auf!“, bestätigte er beflügelt und grinste sogar Kaja an, die ihm auf die Schulter klopfte. Irgendwie lag eine heroische Stimmung in der Luft. Avalinn lächelte zwar amüsiert, blieb aber wie immer recht ruhig und zurückhaltend. Sie nickte langsam und seufzte: „Nun, es ist natürlich eure Entscheidung – von jedem von euch. Aber wenn wir Rhuna schützen wollen und weiter forschen, müssen wir ein paar Vorkehrungen treffen.“, sagte sie und blickte Rhuna wieder direkt an. „Ich lasse dir morgen ein wenig Hilfe zukommen, Rhuna. Ich werde versuchen, dir etwas Schutz zu geben.“, sagte sie und schien bereits zu überlegen, wie sie das anstellen sollte. Kaja erhob das Wort: „Na, dann lasst uns mal schnell was zwischen die Zähne kriegen. Ich hab‘ ´nen Bärenhunger“ –„Kaja!!“ –„‘tschuldigung, Rhuna… Und dann fangen wir morgen mal bei Yedan’s Vater an, oder nich‘ ? Der muss ja auch mal was dazu zu sagen haben! Vielleicht weiß der ja auch, wer da damals für Yedan war.“, zuckte sie die Schultern und machte sich wieder über ihren Eintopf her. Auch Ajak neigte sich vor, selbst Avalinn griff zu den Löffeln. Bis Ajak sich an Rhuna wandte und ihr einen der übrigen Löffel hinhielt. „Bedien‘ dich, Rhuna. Wer weiß, wann es wieder was gibt, und du brauchst deine Kräfte noch!“, zwinkerte er ihr charmant zu und zeigte ihr seine weißen Zähne mit einem Grinsen. Er hatte durchaus auch etwas an sich, was der einen oder anderen Elfe sicherlich gefallen könnte. Außer Avalinn, die schien sein Interesse an sich nicht so recht zu erwidern. Sie hielt sich zumindest sehr zurück mit irgendwelchen Blicken oder Gesten. Gesittet aß sie ihren Eintopf, während seitens Kaja hier und dort das Gegenteil zu vernehmen war. Von drinnen tönte plötzlich ein zackiges Lied zu ihnen hinaus, welches die Stimmung sogar zu heben wusste. Kaja summte, sie kannte es wohl und auch Avalinn wackelte mit dem Fuß. Dann, nachdem einige Teller bereits leer waren und sie ein wenig in den Verdauungsmodus rutschten, trat mit einem Mal eine kleine, rundliche Frau heraus. Es war die selbe, die Rhuna bereits beim Hereinkommen gesehen hatte, doch war sie keine Elfe sondern … eine Zwergin! „Na Kinners? Noch wat zu trink’n?“, fragte sie und hatte freundliche Augen. Kaja nickte energisch, Ajak zuckte die Schultern und sah verstohlen zu Avalinn, die jedoch den Kopf schüttelte, sich die Lippen abwischte und der Zwergin einige Münzen aushändigte. „Für mich nicht, ich werde mich gleich an die Arbeit machen!“, lächelte sie in die Runde und erhob sich. Ajak sprang sofort auf und wurde dann etwas rot. Avalinn nickte ihm höflich zu, ehe sie sich von allen verabschiedete. „Bis morgen, dann!“, meinte sie noch und verließ das Trio. Die Zwergin wog die Münzen noch, ehe sich der Jäger wieder auf den Stuhl sinken ließ und etwas enttäuscht wirkte. Dann hob er die Hand und deutete mit zwei Fingern. Die Zwergin nickte und sah Rhuna an. „Und du? Hängst dich am Wasser auf oder willst du was richtiges? Siehst aus, als könntest du das vertragen!“, bescheinigte sie Rhuna ungefragt und wartete dann geduldig.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Dienstag 1. November 2022, 22:07

Auf Kaja war wie immer stets verlass, denn sie zögerte kaum einen Moment und sicherte Rhuna weiterhin ihre Hilfe und Unterstützung zu. Und zu ihrer Überraschung schloss sich auch Ajak, auf eine weitaus euphorischere und optimistischere Art und Weise an, als sie von ihm erwartet hätte.
Ein dankbares Lächeln erhellte Rhunas gesamtes Gesicht als sie zwischen den beiden Geschwistern hin und hersah. Und obgleich die Müdigkeit und Erschöpfung ihrem Körper noch innewohnte, machte sich ein zuversichtliches Gefühl in ihr breit, das ihr neue Energie zu schenken schien. Sie würden das schaffen – für Yedan! Florencia und Phaun schienen Rhuna nach wie vor zu unterstützen – denn sie hatte drei wunderbare Kameraden an ihrer Seite, die sie trotz aller Komplikationen nicht im Stich ließen.
„Nein, das tun wir nicht!“, bestätigte die brünette Elfe Ajaks Ausruf, dass sie nicht aufgeben würden. Die Stimmung hob sich bemerkbar und auch der Knoten in Rhunas Hals schien sich langsam, aber sicher zu lockern, so dass ihr der Gedanke an einen Happen zu Essen nicht länger zuwider war.
„Nun, es ist natürlich eure Entscheidung – von jedem von euch. Aber wenn wir Rhuna schützen wollen und weiter forschen, müssen wir ein paar Vorkehrungen treffen. Ich lasse dir morgen ein wenig Hilfe zukommen, Rhuna. Ich werde versuchen, dir etwas Schutz zu geben.“, erklärte Avalinn ihr nächstes Vorhaben, das in Rhunas Ohren allerdings nicht ganz eindeutig zu verstehen war. Verwundert legte sie den Kopf leicht seitlich und auch aus ihrem Blick ließ sich schließen, dass sie sich fragte, von welcher Hilfe und welchem Schutz die Heilerin sprach. Doch bevor sie nachfragen konnte, ergriff bereits Kaja das Wort und lenkte ihrer aller Aufmerksamkeit auf Speis und Trank.
„Na, dann lasst uns mal schnell was zwischen die Zähne kriegen. Ich hab‘ ´nen Bärenhunger“, rief die Jägerin aus und erntete, aufgrund der zweideutigen Formulierung, die an Yedans Unfall erinnerte, einen empörten Ausruf ihres Bruders. Doch Rhuna konnte darüber nur lachen – ja tatsächlich tat es wirklich gut, als sich ein kleines Lachen bahnbrach und ihr Herz zusätzlich erleichterte.
Damit begann wohl der gemütlichere Teil des Abends. Alle griffen nach ihrem Besteck und widmeten sich der üppigen Auswahl, die das kleine Bestellmissverständnis von Lasius ihnen beschert hatte. Im ersten Moment sah Rhuna nur zu, doch dann wandte sich Ajak ihr zu und hielt ihr einen Löffel hin.
„Bedien‘ dich, Rhuna. Wer weiß, wann es wieder was gibt, und du brauchst deine Kräfte noch!“, zwinkerte er ihr charmant grinsend zu und kehrte somit zu der Art zurück, die vor ihrem zweiten Besuch des dunklen Baumes, zwischen ihnen entstanden war. Dankend nahm sie den Löffel entgegen und verharrte mit ihrem Blick einen Moment länger an seinem Gesicht, als nötig gewesen wäre. Es fiel ihr nicht so einfach, wie sie es sich wünschen würde mit Ajaks Verhaltenssprünge umzugehen, wenn diese überhaupt so existierten, wie sie es empfunden hatte. Der Vorfall vorhin hatte sie allesamt erschreckt – vielleicht bis auf Avalinn, die eine stetige Ruhe ausstrahlte. Ja, Rhuna fielen einige Erklärungen ein, doch Ajak hatte sie vorhin verunsichert und ihre eigenen Sorgen, wie ein paar Tropfen Öl im Feuer, weiter verstärkt.
So ganz konnte die Elfe selbst nicht verstehen wieso, aber sie bemerkte, dass ihr etwas gefehlt hatte, dass ein kleiner Teil in ihr… enttäuscht war, obwohl sie ihm eigentlich gar nicht böse sein konnte, weil sie diesem kleinen Teil ja selbst gar keinen Namen geben konnte. Es war einfach ein Gefühl, das sein plötzlich charmantes Grinsen in ihr ausgelöst hatte und offenbar einen ganz anderen Effekt auf sie hätte ausüben sollen. Rhuna mochte ihn und war ihm dankbar, dass er ihr für Yedan weiter seine Hilfe zusicherte. Doch trotz alldem… war da eben dieses kleine Stechen in ihren Gefühlen, das sie nicht beschreiben konnte. So kam ihr Lächeln einen kleinen Moment zu spät, der jedoch lang genug gewesen war, um etwas feststellen zu können. Ihre Augen richteten sich auf eine der Eintopfschalen und da die Worte des Jägers durchaus einen Sinn hatten, begann auch Rhuna zu essen. Erst zögernd, doch nachdem ein paar Löffel Eintopf ihren Magen begannen, von innen zu wärmen, wurde der Hunger so groß, dass sie die Schale leerte.
Vom Innenraum der Schenke drang der fröhliche Klang von Musik zu ihnen herüber und erhellte die Stimmung weiter. Kaja und Avalinn reagierten direkt auf den Rhythmus und als Rhuna zur geöffneten Türe sah konnte sie in Bewegung geratene Schatten erkennen, die ganz auf oder zwei tanzende Paare schließen ließen. Es war ein sorgenfreier Anblick und brachte Rhuna zum Lächeln und rief Erinnerungen an ein paar ausgelassene Abende mit Tanz und Gesang in ihrer Heimat hervor. Solche Abende hatten die junge Elfe stets begeistern können. Und je ausgelassener und wilder ein Tanz gewesen war, je besser hatte ihr dieser gefallen.
Plötzlich breitete sich ein Schatten über das Licht, das aus der Türe strahlte aus und kündigte somit eine Person an, die auf dem Weg zu ihnen hinaus war. Die Wirtin von vorhin kam zu ihnen an die frische Luft und erst jetzt erkannte Rhuna, dass sie eine Zwergin war, die sich nach einer Nachbestellung erkundigte.
„Na Kinners? Noch wat zu trink’n?“, fragte sie und zog die Blicke ihrer Gäste ganz automatisch auf ihre freundlichen Augen. Kaja war schnell und äußerte direkt einen weiteren Getränkewunsch. Rhuna, die langsam ihre Lebensgeister zurückerlangte, registrierte den verstohlenen Blick von Ajak, der zu Avalinn sah, die für sich allerdings entschied nichts weiter zu bestellen und sich auf den Weg nach Hause zu machen. Als Ajak aufsprang und etwas rot wurde, brachte er Rhuna zum Schmunzeln. Er war so offensichtlich! Und Avalinn schien seine Bemühungen gekonnt unentdeckt darzustellen, was der Brünetten schon ein wenig leid tat.
„Bis morgen Avalinn! Noch mal vielen Dank für alles!“, verabschiedete sich Rhuna von ihr und sah der eleganten Elfe noch ein paar Schritte nach. Ja, sie konnte verstehen, wieso Ajak ein Auge auf sie geworfen hatte. Sie war einfach makellos! Da fiel ihr ein – wie alt war Avalinn eigentlich? Vorhin hatte sie erwähnt, dass sie älter war, als Rhuna selbst und soweit sie es verstanden hatte, waren Kaja und Ajak etwas jünger.
Nachdem der Jäger sich etwas enttäuscht auf den Stuhl zurückfallen ließ und eine neue Bestellung aufgab sah Rhuna ihn einen Moment schweigend an. Sie stützte ihren Kopf in ihre Handfläche und hob eine Augenbraue.
„Wieso begleitest du sie nicht heim?“, fragte sie leise und gab ihm einen freundschaftlichen Schubs, ehe sie ihre Aufmerksamkeit der Zwergin zuwandte.
„Und du? Hängst dich am Wasser auf oder willst du was Richtiges? Siehst aus, als könntest du das vertragen!“, wurde Rhuna gefragt, woraufhin sie einen Moment nachzudenken schien und zu Kaja blickte. Dann lächelte sie wieder und nickte.
„Nein, für mich einmal dasselbe, wie die beiden!“, bestellte sie und streckte sich einmal. Die Kälte hatte mittlerweile ihren Körper verlassen und nur der sanfte Abendwind schien kühlend ihre Haut zu streicheln. Erneut nahm sie ihre etwas gemütlichere Pose ein, indem sie ihrem Kopf abstützte und sah zum Licht der Taverne und den herumhuschenden Schatten. Wo sich die Brünette vorhin am liebsten verzogen hätte, war ihr der momentane Standort ganz recht, wo sie das belebte Zusammensein der Dorfbewohner passiv mitbekam. Es tat gut gerade ihre Gedanken locker zu lassen und sich einfach berieseln zu lassen und der Musik zuzuhören. Doch irgendwann tat sich eine Frage auf, die sie möglichst noch an diesem Abend beantworten sollte. Wo sollte sie schlafen? Zurück zu Farun und Lorna würde sie nicht gehen – nicht wo ihr Vorhaben klar war und sie eindeutig Yedans Seite bezogen hatte. Wahrscheinlich wäre sie von seiner Sicht aus auch nicht länger groß willkommen. Am besten war wohl, dass sie die Zwergin gleich nach einem freien Zimmer fragte. Ein wenig Geld hatte sie ja. Obwohl…
Ich könnte auch zusehen, dass ich Yedan finde und bei ihm übernachte…! Der Gedanke fühlte sich völlig natürlich an und würde zusätzlich ihre Sorge und ihr schlechtes Gewissen, dass er wieder alleine war tilgen. Was Rhuna gerade durch den Kopf ging war von außen nicht zu erraten und obwohl sie noch keinen Entschluss gefasst hatte, wandte sie sich erst einmal wieder den Geschwistern zu.
„Kaja, du hast vorhin Yedans Vater erwähnt. Kennst ihr beide ihn? Und … geht es ihm … soweit gut? Lorna meinte, er wäre bereits älter und ich kann mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass sie besorgt klang.“

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 3. November 2022, 22:37

Es war vielleicht gefährlich, dass man in so kurzer Zeit das Gefühl bekam, Freundschaften zu schließen. Was wusste Rhuna denn von den sie umgebenden Wesen? Sie waren sympathisch, doch was waren ihre Ängste? Ihre Sorgen? Was freut sie? Was mochten sie? Welche Lasten trugen sie mit sich herum? Das waren Dinge, die man stets erst nach einer Weile ergründete. Rhuna aber war mit ihrem offenen Herzen haltlos in diese Welt gestolpert und nun fand sie sich auf einmal in Mitten einer Gemeinschaft, die sie mit offenen Armen empfing. Ajak und Kaja waren chaotische Geschwister. Er hatte den ‚Tick‘, in Lyrintha zu sprechen, während Kaja lieber celcianisch sprach. Kaja war sehr direkt, während Ajak zeitweise etwas steif und verkopft wirkte. Beides hatte eine erfrischende Ehrlichkeit und doch konnte Rhuna nicht umhin festzustellen, dass es sie enttäuscht hatte, dass ihr der Jäger mit Ablehnung begegnet war. Sie hatte doch selbst nicht gewusst, was geschehen war! Doch Ajak war vielschichtig. Er war gewiss niemand, der einen hängen ließ – doch er brauchte offenbar ein wenig mehr Aufklärung, etwas mehr Licht im Dunkel, damit er sich besser mit Situationen arrangieren konnte. Diese hatte er von Avalinn erhalten und schaffte es so, zu seiner alten Art zurückzufinden. Kaja war da ganz anders: Sie brauchte gar keine Informationen. Sie entschied aus dem Bauch heraus und hatte Rhuna bereits bei ihrem ersten Kennenlernen im Wald, ins Herz geschlossen. Die Rothaarige war ungestüm, ungezwungen und glich den Charakter ihres Bruders hervorragend aus. Wären sie eine Person geworden, hätte sich daraus sicher ein hervorragender Freund entwickeln können. Oder Freundin. Jetzt aber, saß Rhuna mit den Geschwistern am Tisch, während Avalinn sich bereits verabschiedet hatte. Kaja widmete sich den Resten auf den Tellern, während Ajak etwas enttäusch der eldorischen Elfe nachblickte. Er war sich dessen gar nicht bewusst, als Rhuna ihn plötzlich ansprach: „Wieso begleitest du sie nicht heim?“, wollte sie wissen und der Jäger hob beide Augenbrauen. Er schaute Rhuna an, dann sah er zur Tür, durch die Avalinn verschwunden war und zurück zu Rhuna. Er bekam einen leicht rötlichen Film auf den Wangenknochen. „Was? Wie…? Wieso?“, stammelte er und Kaja grinste breit, während sich das halbe Kotelette in ihrem Mund drehte. Appetitlich. „Weil du sowas von in sie verknallt bist, du Riesenbaby!“, schnarrte sie mit einem erfreuten Blitzen in den Augen. Ajak blinzelte, wurde aber von der Zwergin unterbrochen. Sie bestellten alle etwas und auch Rhuna ließ sich dazu hinreißen. Kaja machte einen Daumen nach oben, als Zeichen ihrer Anerkennung, dass sie doch noch etwas auflockerte. Ajak aber wartete ungeduldig, bis die Zwergin verschwunden war. Dann ruckte sein Kopf zu Rhuna, die ihn irgendwie ertappt hatte: „Wieso denkst du, dass ich Avalinn nach Hause begleiten wollte?“, wollte er wissen und schien sogar nervös zu sein. Kaja ignorierte er geflissentlich. Dass sie ihn ständig aufzog, kannte er seit Jahren! Und er ignorierte es seit Jahren. Während Ajak die Antwort abwartete, kam die Zwergin und hatte ihren Sohn im Schlepptau. Er schlurfte heran, um die abgefressenen Teller einzusammeln, während seine Mutter die Getränke servierte. Danach half sie ihrem Jungen, das Geschirr zu tragen und murmelte erneut etwas von „Wer kann’n so viel ess’n, he?“, ehe sie beide wieder verschwanden. Von drinnen drang eine weitere leichte Melodie und schallendes Gelächter überquerte die Türschwelle, um sie an etwas Lustigem teilhaben zu lassen.

Während Ajak und Kaja ihrem Bier huldigten, indem Kaja die Schaumkrone bewundernd kommentierte und Ajak einen bedeutend großen Schluck trank, hing Rhuna einer Idee nach. Sie könnte Yedan besuchen. Sie würde ihn sicher finden, wenn sie wollte, denn er hatte versprochen in der Nähe zu bleiben. Vielleicht könnten sie ein wenig plaudern oder war es vielleicht möglich, ihm sogar etwas aus der Schenke mitzubringen? Wollte er das überhaupt? Im Bezug auf Yedan gab es gewiss auch noch einige Fragen zu klären, allerdings tat sich Rhuna erstmal eine andere auf: „Kaja, du hast vorhin Yedans Vater erwähnt. Kennt ihr beide ihn? Und … geht es ihm … soweit gut? Lorna meinte, er wäre bereits älter und ich kann mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass sie besorgt klang.“ Kaja sah von ihrem Bier auf und hatte einen Schaumbart. Sie wischte sich diesen fort und sah zu Ajak. Dieser hing wohl immer noch verbissen den Worten Rhuna’s nach, bezüglich Avalinn. Er saß versteift und mit verschränkten Armen da und rührte sich jetzt erst. „Hm?“, machte er, während Kaja schnaufte. „Schlag dir Avalinn aus dem Kopf, Bruderherz. Die wird sich garantiert nicht darauf einlassen.“, meinte sie niederschmetternd und Ajak schien kurz einen Schatten auf seinem Gesicht zu haben. Dann seufzte er jedoch und legte seine Hand um das Bier. „Rhuna fragte, ob wir Kayon kennen.“, wiederholte Kaja und klärte ihren Bruder auf. Ajak nickte und betrachtete die Brünette. „Kayon ist ein sehr guter Bogenbauer hier im Dorf. Schon sehr lange, aber er… ja, nun, er ist ein Mensch. Er altert und auch wenn die Menschen hier sehr alt werden können, im Vergleich zu anderen… sind sie nicht unsterblich. Er kann das Holz längst nicht mehr sehen und seine Gelenkschmerzen verhindern, dass er noch sauber arbeiten kann.“, erklärte der Jäger und Kaja nickte. „Ajak und ich haben noch einen echten Kayon-Bogen!“, erklärte sie stolz und lächelte. „Aber Ajak hat Recht – es wird nicht mehr so lange dauern, fürchte ich, bis er gänzlich aufhören muss, mit Holz zu arbeiten“. Die beiden tranken unisono aus ihrem Bier und machten das exakt gleiche Gesicht dabei. Wenigstens ein Anhaltspunkt, dass sie Geschwister waren. „Hee! Rhuna, wieso hast du eigentlich keinen Bogen?! Ich schätze, den müssen wir dir noch besorgen, oder?“, meinte Kaja dann aufgeregt und Ajak hob nur eine Augenbraue. „Haben wir nicht genug um die Ohren? Müssen wir jetzt auch noch die Sariannenbäume anflehen, damit wir einen Bogen herstellen können? Können wir nicht erstmal eines zur Zeit machen?“, fragte er etwas altklug und Kaja grunzte kurz. „Pf- von mir aus!“, lenkte sie beleidigt ein und leerte den Bierkrug binnen weniger Minuten. „Wenn du Kayon besuchen wolltest, dann müsstest du nur ein Stück in Richtung Farun’s Haus gehen. Er wohnt in dritter Reihe, in einem kleinen Haus ein wenig abseits. Kayon lebt, seit seine Familie zerrissen ist, allein und zurückgezogen. Wir haben ihn hin und wieder versucht aufzuscheuchen fürs Leben. Aber er ist stur, das sag ich dir!“, warnte Ajak sie und leerte den ersten Krug, um sich gleich den zweiten einzuverleiben. Kaja wirkte neidisch, auf das zweite Bier. Sie reckte bereits den Hals nach der Bedienung. Der Abend kündigte sich an, als eine sanfte und kühlere Briese, Rhuna’s Haare erfasste. Ihr standen nun einige Möglichkeiten offen, wie sie den Tag ausklingen lassen wollte: In der Taverne, mit netter Gesellschaft oder auf dem Weg zu Kayon oder Yedan. Und sicher würde sie, wenn sie fragte, bei einem der beiden Geschwister einen Schlafplatz für die Nacht erhalten.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Freitag 4. November 2022, 00:43

„Was? Wie…? Wieso?“, fragte Ajak stammelnd auf Rhunas Kommentar, wieso er Avalinn nicht nach Hause begleitete. Die Brünette sah ihn nur einen Moment schweigend an und hob ihre Augenbrauen in einem Ausdruck der Verwunderung. Ajak schien gar nicht zu bemerken, wie offensichtlich er seine Zuneigung für die eldorische Heilerin zeigte. Aber vielleicht war es auch einfach der weibliche Instinkt, der sowohl Rhuna, als auch seiner Schwester Kaja diesen Verdacht zukommen ließ. Diese redete gar nicht groß drum herum oder versuchte ihren Bruder auf sanfte Art und Weise auf seine Gefühle aufmerksam zu machen.
„Weil du sowas von in sie verknallt bist, du Riesenbaby!“, warf sie dem Jäger die Wahrheit quasi vor die Füße. Rhuna hielt sich bedeckt – wie gesagt fühlte sie gerade eine leichte Barriere zu Ajak, der dies ebenfalls nicht zu bemerken schien. Was vielleicht ganz gut war, denn Rhuna war sich nicht mal sicher, wieso sie sich an seiner Ablehnung so störte.
Nachdem die Zwergin ihre Bestellungen aufgenommen hatte, ruckte allerdings sein Kopf zu ihr und fragte nervös nach dem Grund ihrer Frage.
„Wieso denkst du, dass ich Avalinn nach Hause begleiten wollte?“ Offenbar hatte ihm Kajas Antwort nicht ausgereicht und Rhuna haderte für ein paar Sekunden mit sich ihm zu antworten. Schlussendlich zuckte sie nur mit den Schultern und sah wieder in Richtung der Musik.
„Wie Kaja sagte … du scheinst dir etwas aus Avalinn zu machen. Die meisten Männer würden solch eine Situation nutzen, um ein paar Augenblicke mit ihrer Angebeteten alleine sein zu können. Und davon abgesehen … hat der Tag sie sicher auch angestrengt. Die Dunkelheit hat Avalinn so sehr zu schaffen gemacht, dass ihr Haarsträhnen ausgefallen sind. Und auch wenn sie sich offensichtlich durch das Licht wieder regenerieren konnte, hätte ich gedacht, dass du sie sicher nach Hause begleiten möchtest. Aber vielleicht ist es ihr auch gerade recht etwas Zeit für sich zu haben…“ Aus dem Lichtschein der Türe kamen die Zwergin mit ihrem Sohn, um das Geschirr abzuräumen und ihre Getränke zu bringen. Sie hing ihren Gedanken für eine Weile nach und rätselte, ob sie Yedan noch aufsuchen sollte, als ihr dessen Vater in den Sinn kam und nachdem sie die beiden Geschwister fragen wollte. Rhunas Blick kehrte zu Kaja zurück, die sich den Schaumbart von der Oberlippe wischte und offenbar erwartete, dass sich Ajak an der Unterhaltung beteiligte. Doch dieser schien noch mit seinen Gedanken bezüglich Avalinn zu kämpfen.
„Schlag dir Avalinn aus dem Kopf, Bruderherz. Die wird sich garantiert nicht darauf einlassen.“ Nachdem Kaja ihm diese ehrlichen Worte wieder an den Kopf geschmissen hatte und er für einen Moment ziemlich niedergeschlagen wirkte, fühlte Rhuna ein wenig Mitleid in sich aufsteigen. Immerhin konnte niemand wissen, was sich in der Zukunft so ergeben könnte…
„Nun… da wir alle an demselben Ziel arbeiten siehst du sie in nächster Zeit ja häufiger. Dann kannst du immerhin versuchen sie auf dich aufmerksam zu machen…“, meinte Rhuna an Ajak gerichtet, im Versuch Kajas harte Worte etwas abzumildern. Doch weiter ging sie auch nicht darauf ein und das Thema richtete sich auf die Beantwortung ihrer Frage nach Yedans Vater.
„Rhuna fragte, ob wir Kayon kennen.“, wiederholte Kaja, woraufhin Ajak die Brünette wieder ansah und begann zu erzählen. Das, was Rhuna erfuhr waren eigentlich nur Informationen über jemanden, den sie nicht kannte und doch zog sich ihr Herz ein wenig zusammen. Der Gedanke daran wie Kayon unter dem Verlust und des Rufes Yedans, wie an dem Verlust seiner Frau litt, war schon schwere Kost. Doch nun, wo er auch sein lebenslanges Handwerk aufgrund seines Alters nicht mehr richtig ausüben konnte, lag der Gedanke nahe, dass der alte Mann nicht mehr viel Freude hatte, an dem er sich festhalten konnte. Zumindest nicht, wenn man Ajaks und Kajas Worten Glauben schenkte und Kayon sich immer weiter zurückgezogen hatte. Ein bedrückter Ausdruck legte sich auf Rhunas Gesicht und sie nahm einen kleinen Schluck ihres Bieres.
Das zu hören tut einfach nur weh. Ich hoffe… dass wir schnell – bei Florencia auf jeden Fall rechtzeitig Yedans Unschuld beweisen können, so dass er zu Kayon gehen kann., dachte sich Rhuna und war ganz offensichtlich für einen Moment in Gedanken versunken. Doch dann kehrte sie mit ihrer Aufmerksamkeit zu den Geschwistern zurück.
„Hee! Rhuna, wieso hast du eigentlich keinen Bogen?! Ich schätze, den müssen wir dir noch besorgen, oder?“ fragte Kaja plötzlich und zog so die Aufmerksamkeit der anderen Elfe wieder zu sich. Nun, was sollte sie sagen? Etwas verlegen kratzte sie sich an der Wange und wartete erst einmal Ajaks Einwand ab.
„Ehrlich gesagt war das Yedans und mein ursprüngliches Ziel. Mir hier einen Bogen zu besorgen. Er wollte mir den Umgang beibringen, weil ich ihn … leider nicht beherrsche…“, gab sie etwas niedergeschlagen zu und versteckte sich erneut hinter einem Schluck ihres Bieres. Auch über ihrer Lippe haftete ein wenig des Schaums, doch war ihr dieser offenbar nicht bewusst. Sie sah zurück zu Ajak, der noch etwas zu Kayon zu sagen hatte.
„Wenn du Kayon besuchen wolltest, dann müsstest du nur ein Stück in Richtung Farun’s Haus gehen. Er wohnt in dritter Reihe, in einem kleinen Haus ein wenig abseits. Kayon lebt, seit seine Familie zerrissen ist, allein und zurückgezogen. Wir haben ihn hin und wieder versucht aufzuscheuchen fürs Leben. Aber er ist stur, das sag ich dir!“ Nun, mit Sturheit kam Rhuna eigentlich ganz gut klar und die Aussage, dass der ältere Herr einiges davon besaß, ließ die Elfe ein wenig schmunzeln. Ob er Yedan ähnlich war? Dieser … war nicht offensichtlich stur, doch Rhuna würde sich nicht wundern, wenn der Halbelf ihr mit der Zeit eine solche Seite von sich offenbaren würde.
Vielleicht sollte ich… noch zu Kayon? Nein, besser nicht heute Abend. Wer weiß, wie er auf mich – eine fremde Elfe, die aus dem Nichts auftaucht und erzählt, dass ihr verurteilter Sohn zu Unrecht beschuldigt wird – reagiert? Ich sollte ihn nicht aufregen … nicht wo wir gerade erst am Anfang stehen So sehr es sich Rhuna wünschen würde, war es doch nicht gewiss, dass Yedans Vater sie willkommen heißen oder ihr Glaube schenken würde. Was wenn er erneute Hoffnung fassen wollte, von der er doch nur erwartete, dass er enttäuscht werden würde?
Rhunas Blick huschte zu Kajas Bogen, dessen feine Handwerkskunst ihr erst in diesem Moment auffiel. Doch die Arbeit kam ihr bekannt vor und die Verbindung war nicht weit. Yedans Bogen war ganz offensichtlich ebenfalls ein Kayon Bogen.
„Das war lieb von euch…! Vielleicht gehe ich morgen zu ihm. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, was ich mit dem Abend nun anfangen soll. Ich mache mir … ein wenig Sorgen um Yedan und würde ihm gerne erzählen, was wir schon rausgefunden haben.“, gab Rhuna leise seufzend zu. Ihre Gedanken wanderten einfach sehr schnell zu dem Halbelfen und obwohl sie ahnte, dass ihre Sorge übertrieben war, konnte sie diese nach all dem Erlebten nicht abstellen.
„Andererseits kann ich ihm gar nicht viel berichten, ohne ihm zu viel und von Avalinns Warnung zu erzählen. Und anlügen…will ich ihn nicht! Mal davon... abgesehen, dass ich nicht weiß, ob ich ihn so schnell finden würde.“ Rhuna befürchtete, dass wenn Yedan von dem Risiko für Rhuna erfahren würde, dass er sich selbst wieder einmal hintenanstellen und ihr Vorhaben begraben würde. Und das war etwas, was für die Brünette nicht in Frage käme. Und doch… umschmeichelte sie der Gedanke, ihn aufzusuchen. Zum Glück hatte er wenigstens Jún an seiner Seite – solange das Eon sich nicht doch für seine Freiheit entschieden hatte.
Manchmal war es nicht einfach eigene Entscheidungen zu treffen! Und so lenkte sich Rhuna erst einmal damit ab, sich Gedanken über den morgigen Tag zu machen.
„Würdet ihr mich morgen zu Kayon begleiten? Er kennt euch beide und schenkt euch dadurch vielleicht auch mehr Glauben, als mir, sollte er zweifeln. Dann könnten wir ihn auch fragen, ob er sich an den Namen des Mannes erinnert, der für Yedan gesprochen hat.“ Sie hoffte sehr, dass sie diesen schnell finden konnten. Dann hätten sie vielleicht einen weiteren Fürsprecher für ihre Sache gefunden. Doch da gab es noch eine weitere Sorge, die Rhuna einen kalten Schauder durch den Körper jagte: der Grund für die dunklen Kräfte, die in diesem Dorf insgeheim überlebt hatten. Würden sie diesen Herr werden können? Und würden die anderen Dorfbewohner nicht auch auf diese Gefahr reagieren?
Rhuna leerte ihr Bier mit ein paar Schlucken und war froh, dass der Alkohol ihren Magen ein wenig erwärmte und ihr gleichzeitig ein etwas leichteres Gefühl vermachte. Die Müdigkeit schlich sich in ihr Bewusstsein. Der Tag war für die junge Elfe doch ereignisreich und anstrengend gewesen.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Freitag 4. November 2022, 14:09

„Wie Kaja sagte … du scheinst dir etwas aus Avalinn zu machen. Die meisten Männer würden solch eine Situation nutzen, um ein paar Augenblicke mit ihrer Angebeteten alleine sein zu können. Und davon abgesehen … hat der Tag sie sicher auch angestrengt. Die Dunkelheit hat Avalinn so sehr zu schaffen gemacht, dass ihr Haarsträhnen ausgefallen sind. Und auch wenn sie sich offensichtlich durch das Licht wieder regenerieren konnte, hätte ich gedacht, dass du sie sicher nach Hause begleiten möchtest. Aber vielleicht ist es ihr auch gerade recht etwas Zeit für sich zu haben…“. Obwohl Rhuna derzeit ein klein wenig mit Ajak haderte – und er es nicht mal zu merken schien -, versuchte sie ihm zu helfen. Er mochte Avalinn, das war klar. Außer ihm offenbar. Oder? Der Jäger saß ein wenig in Gedanken versunken zwischen den beiden Elfinnen, die den Durchblick längst gewonnen hatten. Er musste darüber nachgrübeln und brauchte einen Moment, bevor er sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren konnte. Rhuna haderte mit sich, was sie nun anfangen sollte. Wenn sie den Vater des Halbelfen aufsuchte, dann sollte sie sich eine Strategie überlegen. Vielleicht wäre es wirklich gut, wenn sie begleitet würde. Ihre Gedanken wurden ein wenig abgelenkt, als Kaja plötzlich ein vollkommen anderes Thema anschnitt: Der Bogen. Nach all dem, was ihr passiert war, hatte sie es beinahe vergessen. Ursprünglich war das der Grund, wieso sie überhaupt in die Richtung des Dorfes gegangen waren. Yedan wollte mit ihr das Holz der Bäume, die dem Sarius eigen waren, für die Herstellung sammeln und hätte vielleicht im Zuge dessen die Möglichkeit genutzt, seinem Vater nahezukommen. Oder hätte er das unterlassen, und selbst den Bogen hergestellt? Er musste ja, in all der Zeit, sicher mal einen bauen. Ob er das gelernt hatte von seinem Vater? „Ehrlich gesagt war das Yedans und mein ursprüngliches Ziel. Mir hier einen Bogen zu besorgen. Er wollte mir den Umgang beibringen, weil ich ihn … leider nicht beherrsche…“, beantwortete sie die Frage der Rothaarigen und diese nickte. Dann schüttelte sie ungläubig den Kopf und machte ein verdutztes Gesicht. „Was, wie – du kannst nicht mit dem Bogen umgehen?!“, schnappte sie nach Luft und blies die Wangen auf, um den Atem wieder entweichen zu lassen als sie meinte: „Was bist du denn für eine Elfe! Wir werden doch alle mit Bogen in der Hand geboren!“, echauffierte sie sich und Ajak rollte die Augen. Er wandte sich an Rhuna und – stutzte.
Der Elf blinzelte die Brünette einen Moment an, ehe sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl, das irgendwo zwischen Amüsement und Zuneigung schwebte. Seine Hand zuckte nach vorne, um Rhuna über die Oberlippe zu streichen, doch er hielt kurz vor ihrem Gesicht inne und schien sich in Zurückhaltung zu üben. Ein wenig Verlegen, ob seiner Geste, deutete er dann auf seine eigene Lippe „du… hast da... also...“, brachte er mit einem Mal die Worte nicht recht heraus, sondern räusperte sich. Die plötzliche Geste, die durchaus vertraut hätte anmuten können, bescherte ihm eine feine Röte auf den Wangen. Er warf Rhuna noch einen verstohlenen Seitenblick zu, ehe er wieder seinen Gedanken nachhing. Bis Kaja ihn darauf aufmerksam machte, dass eine Antwort von ihm erwartet wurde. Er erklärte der Shyáner, wo sie den alten Mann finden konnte, doch Rhuna entschied, nicht mehr am heutigen Abend zu ihm zu gehen. Sie wollte sich gedanklich ein wenig vorbereiten und sie wollte es richtig machen. Immerhin war das eine wichtige Sache… Und nicht nur, weil es um die Reputation von Yedan ging, oder? Es war immerhin… sein Vater! Rhuna verschob die Gedanken und hatte das Gefühl, dass sie doch noch mal nach dem Jäger gucken sollte. „Das war lieb von euch…! Vielleicht gehe ich morgen zu ihm. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, was ich mit dem Abend nun anfangen soll. Ich mache mir … ein wenig Sorgen um Yedan und würde ihm gerne erzählen, was wir schon rausgefunden haben. Andererseits kann ich ihm gar nicht viel berichten, ohne ihm zu viel und von Avalinns Warnung zu erzählen. Und anlügen…will ich ihn nicht! Mal davon... abgesehen, dass ich nicht weiß, ob ich ihn so schnell finden würde.“ Kaja nickte und leerte den letzten Tropfen Bier.

„Ich schätze, es würde ihn freuen, was von dir zu hören. Der muss sich ja auch komisch vorkommen, so allein und ohne irgendwen, der ihm mal ein wenig Informationen zukommen lässt.“, wandte sie ein, während Ajak die Arme verschränkte und nicht ganz so überzeugt aussah. „Weiß nicht. Er kam ja sonst auch klar, ich schätze er hat sich längst irgendwo ein Lager errichtet und tut sein Ding.“, meinte er reichlich neutral. Störte ihn etwas? Ließ sich nicht so genau sagen. „Aber er würde dich sicher nicht in Gefahr wissen wollen. Vielleicht sagst du davon lieber nichts? Oder... weiß nicht. Anlügen ist auch blöd...“, sinnierte Kaja nur und Ajak lenkte ein: „Wir doch auch nicht!“. Er zeigte damit, dass es ihm auch nicht vollkommen passte, dass sich die Brünette in Gefahr begab, wo sie doch so real zu sein schien. Doch er hatte respektiert, dass sie kämpfen wollte. Ja, ihr sogar insgeheim Anerkennung gezollt. Rhuna schmiedete jedoch bereits weitere Pläne und wollte die Geschwister bei sich wissen: „Würdet ihr mich morgen zu Kayon begleiten? Er kennt euch beide und schenkt euch dadurch vielleicht auch mehr Glauben, als mir, sollte er zweifeln. Dann könnten wir ihn auch fragen, ob er sich an den Namen des Mannes erinnert, der für Yedan gesprochen hat.“ Kaja schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht. Ich bin morgen zur Jagd eingeteilt und muss da helfen.“, meinte sie schulterzuckend. Ajak jedoch zog ein Gesicht. „Tut mir leid, Rhuna. Ich kann morgen auch nicht. Ich muss … naja, also… Farun helfen.“, meinte er und räusperte sich erneut. Bevor es jedoch zu einer komischen Situation kommen konnte, die Fragen aufwarf, lenkte Kaja für ihren Bruder ein: „Ajak ist quasi Lehrling bei Farun. Er kann nicht einfach nicht hingehen – der Magier will an ihm Naturmagie entdeckt haben und übt mit ihm. Allerdings ist Ajak derzeit eher… unbegabt.“, grinste sie frech und der Blonde schnaufte empört. „Ich bin gar nicht unbegabt! Ich… ich habe nur Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren.“, murmelte er und schmollte. Bis er sich seufzend zurücklehnte und sich gestresst über das Gesicht rieb. „Ganz ehrlich?! Ich kriege keine blöde Blume hin und du erschaffst ein ganzes Beet! Bewusstlos!“, platzte er heraus und deutete auf Rhuna. War das der Grund, wieso er so seltsam war? Weil er sehen musste, wie leicht es fallen konnte, Magie anzuwenden? Ajak schien sich dahingehend zu stressen. Vielleicht war er ehrgeiziger, als bisher angenommen. „Rhuna? Wenn mein unbegabter Bruder sich nicht gehen lässt, was hältst du davon, wenn du heute Nacht bei mir – uns – schläfst?“, meinte sie und lächelte. „Wir könnten es uns richtig gemütlich machen! Ich hab noch Honigwein da!“, grinste sie vielsagend und Ajak starrte Kaja ratlos an. „Bei… uns?“, fragte er und sah zu Rhuna. Er räusperte sich abermals. „Ich meine, klar also du bist natürlich willkommen…“, und meinte es auch ehrlich. Aber er war offenbar manchmal mit der Spontanität seiner Schwester überfordert. Ajak wirkte wie jemand, der sich sehr viel auf seinen Kopf verließ und weniger den spontanen Impulsen folgte. Sie waren sich so gar nicht ähnlich… Rhuna würde also einen Schlafplatz finden, wenn sie denn einen brauchte. Und es war noch früh am Abend, sodass sie durchaus auch vorher Yedan suchen könnte. Es war ihre Entscheidung.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Freitag 4. November 2022, 16:37

„Was, wie – du kannst nicht mit dem Bogen umgehen?! Was bist du denn für eine Elfe! Wir werden doch alle mit Bogen in der Hand geboren!“ Kajas Unverständnis war ihr deutlich anzusehen. Eine Elfe, die nicht mit Pfeil und Bogen umgehen konnte – wo gab es so etwas? Nun … ganz offensichtlich in Shyána Nelle. Rhuna begegnete dem Blick der Jägerin und verzog die Lippen zu einem resignierten Lächeln.
„Du hast recht!“, gab sie nüchtern von sich, von Kajas Worten daran erinnert, dass sie in ihrem Leben so viel Zeit mit unnützen Dingen verschwendet hatte. Dabei war der Wunsch den Umgang mit dem Bogen zu erlernen schon von klein in ihr gewesen.
„Ich bin leider nicht die Elfe, die ich sein möchte.“ Für einen Moment spiegelten ihre Augen einen gewissen Schmerz – eine Unzufriedenheit mit sich selbst wieder. Es war ihre große Schwäche, dass sie so viel in ihrem Leben bereute, obwohl sie es im Vergleich zu anderen wirklich gut gehabt hatte, da sie niemals in Kontakt mit Gewalt, Überfällen, Krieg und Not gekommen war. Sie hatte einfach nichts erlebt. Jeder neue Tag hatte dem Vorhergegangenem stark geähnelt. Und es hatte nur hier und da kleine Ausbrüche ihrerseits gegeben, zu denen sie in der Regel nur durch Fílías ermutigt worden war. Das war der Grund warum sich die Brünette lange Zeit nicht lebendig und gefühlsfähig empfunden hatte.
Doch das war nun anders. Rhuna wusste um ihre Fehler und ihr Nichtkönnen. Sie wusste es, hasste es und doch kam sie langsam an einem Punkt es akzeptieren zu können. Denn nur so konnte sie sich ändern. Ja, die Elfe würde sich auch in Zukunft vor Probleme gestellt sehen, nicht weiterwissen und sich auf andere verlassen müssen – doch das war in Ordnung, denn solange sie nicht aufgab, würde sie sich keine Vorwürfe machen können.
„Aber ich lerne schnell!“, sagte Rhuna daher mit einem zuversichtlichen und leicht frechen Ausdruck. Sie hob ihr Bier an und trank einen Schluck. Und nachdem sie es abgesetzt hatte bemerkte sie im Augenwinkel eine Bewegung. Ajaks Hand kam ihrem Gesicht immer näher – so nah, dass er sie beinahe berührte. Darüber verwundert sah die Brünette fragend in seine Richtung und entdeckte sein …Lächeln. Es war ein Lächeln, das sie nicht zuordnen konnte, ebenso wenig, wie den Ausdruck seiner Augen. Verunsichert huschte ihr Blick zurück zu seiner Hand, deren schmalen Finger ihre Lippen beinahe berührten. Doch im letzten Moment, in dem Rhuna noch überlege, ob sie zurückweichen solle, zog Ajak seine Hand wieder zurück und deutete in einer verlegenen Geste auf seine eigene Oberlippe.
„du… hast da... also...“, meinte er leicht stotternd und räusperte sich. Überrascht folgte sie mit den Augen seiner Geste, bevor sie die Erkenntnis traf und sie sich mit ihrer Hand den Schaumbart abwischte. Eine feine Röte bildete sich auf ihren Wangen, die eindeutig von Verlegenheit herrührten.
„Danke…!“, gab die Elfe leise und etwas langgezogen von und sah verstohlen in das Gesicht des blonden Elfen. Sie fühlte sich an die liebevolle Geste und ihr kleines Gespräch auf dem Plateau erinnert, kurz bevor sie zurück zum schwarzen Baum gekehrt waren.
„Nein, ich komme mit! Es ist immerhin mein Vorhaben, in das ich euch mit reinziehe. Und davon abgesehen… weiß ich, dass du mich wieder zurückholst, wenn die Dunkelheit nach mir greift!“ Rhuna fielen die Worte ein, die sie noch zu Ajak gesprochen hatte und ihr Gesichtsausdruck sank wieder in sich zusammen und ihr Blick wandte sich von ihm ab.
Am Schluss ist es anders gekommen…
Eine merkwürdige Stimmung hatte sich zwischen ihr und dem Jäger aufgebaut, doch fand Rhuna eine gute Ablenkung durch den Themenwechsel. Die Geschwister erzählten ihr von Kajon und anschließend rätselte die Elfe darüber, was sie an diesem Abend noch tun wollte. Der Gedanke Yedan aufzusuchen kam sehr schnell und vermochte es das kleine aber schwere Gefühl auf ihrem Herzen, das Ajak in ihr ausgelöst hatte, zu verscheuchen. Und Kaja schien ihren Gedanken Yedan aufzusuchen auch zu unterstützen.
„Ich schätze, es würde ihn freuen, was von dir zu hören. Der muss sich ja auch komisch vorkommen, so allein und ohne irgendwen, der ihm mal ein wenig Informationen zukommen lässt.“, wandte sie ein und bestärkte Rhuna in ihrer Suche an einer Entscheidung. Sie wirkte mit einem Male leichter und nickte bestätigend.
„Selbst nichts tun zu können ist für ihn nicht leicht!“, sagte sie, kurz bevor Ajak, mit verschränkten Armen seine Meinung dazu preisgab.
„Weiß nicht. Er kam ja sonst auch klar, ich schätze er hat sich längst irgendwo ein Lager errichtet und tut sein Ding.“, meinte er reichlich neutral und brachte Rhuna zum Stutzen. Dennoch beschloss sie auf diesen Kommentar nicht einzugehen.
„Aber er würde dich sicher nicht in Gefahr wissen wollen. Vielleicht sagst du davon lieber nichts? Oder... weiß nicht. Anlügen ist auch blöd...“, sinnierte Kaja nur und Ajak lenkte ein: „Wir doch auch nicht!“.
Schweigend hatte sie zugehört und sah nun Ajak mit einer undurchsichtigen Miene an. Innerlich rätselte sie ein wenig über den großgewachsenen Jäger. Sie wurde nicht schlau aus ihm.
„Ich lasse einfach die Teile, die mich betreffen aus. Er wird es nicht merken.“, sagte Rhuna und gab so ihren Entschluss preis, Yedan gleich noch mal aufzusuchen. Sie wollte ihm zumindest eine kleine Rückmeldung vom Tag geben. Und dann… war da dieser eine kleine Teil in ihr, der sie zu ihm trieb – ihn sehen wollte und wenn es nur für ein paar Minuten war.
Nachdem Rhuna ihren Entschluss gefasst hatte, schien sie in sich ruhiger zu werden. So sprach sie ihre nächsten Schritte für den neuen Tag an und fragte, ob die Geschwister sie zu Kayon begleiten würden. Doch leider waren beide verhindert.
„Ich kann nicht. Ich bin morgen zur Jagd eingeteilt und muss da helfen.“, erklärte Kaja und Ajak fügte hinzu: „Tut mir leid, Rhuna. Ich kann morgen auch nicht. Ich muss … naja, also… Farun helfen.“ Die Erwähnung von Farun ließ Rhuna innehalten. Doch bevor sie sich nähere Gedanken über die Wortbedeutungen machen konnte erklärte die Jägerin den Grund für den Besuch ihres Bruders bei dem Naturmagier.
„Ajak ist quasi Lehrling bei Farun. Er kann nicht einfach nicht hingehen – der Magier will an ihm Naturmagie entdeckt haben und übt mit ihm. Allerdings ist Ajak derzeit eher… unbegabt.“, Es folgte ein kleines geschwisterliches Geplänkel, das Rhuna mittlerweile schon gewohnt war. Doch dieses Mal wurde sie unbeabsichtigt zu einem Thema des Streits.
„Ich bin gar nicht unbegabt! Ich… ich habe nur Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Ganz ehrlich?! Ich kriege keine blöde Blume hin und du erschaffst ein ganzes Beet! Bewusstlos!“, platzte ein leichter Frust aus Ajak heraus, mit dem Rhuna so nicht gerechnet hatte.
Das scheint ihm ganz schön zu schaffen zu machen…!, bemerkte die Brünette verwundert und versuchte sich, nach einigem Zögern, in ihn hineinzuversetzen. Natürlich kannte Rhuna den Elfen nicht lange und die gemeinsame Zeit hatte ihr gezeigt, dass sie sich ständig irgendwie missverstanden. Doch fiel es ihr nicht schwer zu glauben, dass er sehr ehrgeizig und fleißig war. Und wer wusste es besser als sie, wie es sich anfühlte, wenn man jemandem dabei zusehen musste, der etwas konnte, was man selbst unter Mühen versuchte – aber nie hinbekam?
Ein kleines Seufzen verließ ihre Lippen. Sie erhob sich, stützte sich etwas am Tisch ab und beugte sich zu Ajak.
„Unterbewusst und wenn deine magischen Instinkte sich genötigt fühlen einzugreifen, würde dir das ebenfalls gelingen. Aus eigenem Willen habe ich es noch nie geschafft Magie einzusetzen. Ich habe weder eine Blume wachsen lassen, noch habe ich durch Lichtmagie eine kleine Wunde heilen können. Ich dachte, dass sich meine Magie in größter Not zeigen würde, doch als Yedan in meinen Armen verblutete, geschah nichts. Bis vorhin Avalinn von meinem … magischen Sonderfall erzählt hat, dachte ich, dass meine Magie in mir einfach verkümmern würde. Aber so zu denken ist falsch.“, erklärte sie durchaus mit einfühlsamer Stimmlage, aber gleichzeitig wähle sie deutlichen Worte. Ihr Blick hing in den braunen Augen von Ajak und ließ keinen Zweifel daran, dass sie glaubte, was sie sagte.
„Wenn Farun diese Kräfte in dir erkannt hat, vertrau darauf, dass sie da sind und sich zeigen werden. Vielleicht setzen wir uns beide einfach unter zu großen Druck und es fällt uns deshalb so schwer. Das Wichtigste ist doch, dass es jemanden gibt, der an dich und deine Kräfte glaubt und dir den Weg weist. Und soweit ich das behaupten kann … ist Farun für dich ein guter Lehrmeister.“ Rhuna setzte sich wieder und hob die Schultern an, ehe sie diese wieder sinken ließ.
„Ich komme morgen schon alleine zurecht. Vielleicht begleitet mich ja auch Avalinn!“, fügte sie noch hinzu und sah dann zu Kaja, die es weiter nicht lassen konnte ihren Bruder zu necken.
„Rhuna? Wenn mein unbegabter Bruder sich nicht gehen lässt, was hältst du davon, wenn du heute Nacht bei mir – uns – schläfst? Wir könnten es uns richtig gemütlich machen! Ich hab noch Honigwein da!“, lud die andere Elfe sie plötzlich gut gelaunt ein. Rhuna, die sich eigentlich schon auf eine Nacht im Wald eingestellt hatte, sah etwas überrumpelt aus. Besonders als sie begriff, dass die Geschwister zusammenwohnten. Trotz ihrer gutgemeinten Ansprache, war noch immer dieses Gefühl da, das die Brünette hadern ließ.
[/i]„Bei… uns?“[/i], fragte auch Ajak etwas aus dem Konzept gerissen nach, ehe er sich räusperte und ihr ebenfalls eine Einladung aussprach.
„Ich meine, klar also du bist natürlich willkommen…“ Kaja schien mit ihrer Spontanität alle beide etwas überrumpelt zu haben.
Für einen Moment sah Rhuna zwischen den beiden hin und her und wägte ab, was sie tun wollte und ob Ajaks Zustimmung zu der Einladung tatsächlich ernst gemeint war. Doch dann nickte sie und auf ihre Lippen legte sich ein dankbares Lächeln.
„Nun, wenn es euch tatsächlich nichts ausmacht nehme ich euer Angebot gerne an! Aber Kaja…“, begann Rhuna und ihr Lächeln bekam etwas Schalkhaftes, was recht entzückend aussah. „… wenn du willst, dass ich morgen lebendig die Leitern hinunterklettere, sollten wir es mit dem Honigwein nicht übertreiben!“ Sie war sich nämlich ziemlich sicher, dass die beiden Geschwister deutlich mehr vertrugen, als sie selbst, die nur hier und da mal ein Gläschen gewohnt war.
Rhuna erhob sich und drehte ihre Haare im Nacken zu einer Seite und legte sie sich auf die linke Schulter, so dass sie diese nicht störten.
„Ich würde mich jetzt auf den Weg zu Yedan machen. Bleibt eh abzuwarten, ob ich ihn finden kann! Habt ihr vielleicht einen Tipp, in welche Richtung ich gehen soll? Und wo sollen wir uns nachher treffen?“, fragte sie und wandte sich dann, nachdem sie alles geklärt hatten und sie sich von den beiden verabschiedete, zum Gehen.
Als sie den Schankraum betrat und die fröhliche Stimmung, begleitet von heiterer Musik entgegenschlug, bemerkte sie, dass es noch einmal voller geworden war. Rhuna bahnte sich einen Weg durch die Menge zur Zwergin.
„Ich würde gerne Zahlen. Und könnten Sie meinen Begleitern draußen auf meine Kosten noch einmal ein Bier bringen?“, fragte sie und zog aus ihrer Tasche ihren Geldbeutel. Sie legte ihre Schuldigkeit auf die Theke, ehe ihr noch etwas einfiel.
„Wäre es möglich, dass ich etwas zu Essen und Bier mitnehme? Einer meiner Freunde hat heute nicht mitkommen können und wird sicher hungrig sein.“ Rhuna wartete die Antwort ab und bezahlte schlussendlich alles. Sollte die Wirtin ihren Wunsch erfüllen, würde sie ihre Zeit damit vertreiben den Leuten bei ihrem abendlichen Zusammensein zuzuschauen.
Nachdem alles geklärt war, ging sie in die Richtung, die man ihr empfohlen hatte und verließ, nach einigen Minuten des Gehens, die Grenze zum Dorf, die in den Wald hinaus führte.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. November 2022, 08:00

Wenn man mit Lebewesen zu tun hatte, die allesamt einen eigenen Charakter und Willen besaßen, dann lief man früher oder später Gefahr, sich an diesen zu stoßen. Ecken und Kanten machten ein Individuum interessanter, doch man holte sich hier und dort auch blaue Flecken. Ajak war so jemand. Er hatte es geschafft, dass Rhuna in ihm jemanden sah, dem sie gern vertrauen wollte und der sie gewiss nicht enttäuschen würde. Leider hatte ihr das Schicksal gezeigt, dass dem nicht so war. Ajak hatte sie im Stich gelassen. Er war selbst völlig aufgewühlt gewesen, während Rhuna sich gegen die dunkle Verführung stellen musste. Während sie hilflos auf der Stimme dahintrieb, nicht wissend, was mit ihr geschah. Der Jäger hätte sie retten sollen. Er hätte sie in den Arm nehmen und sie stützen sollen! Aber er tat es nicht. Und das schädigte sein Ansehen. Rhuna konnte sich nicht gegen den Knacks wehren. Er war da, wenn sie ihn ansah, wenn er in einer überschwänglichen Handlung, den Schaum von ihrer Lippe streichen wollte. Wenn er sprach und seine Neutralität wahrte. Sie wurde nicht schlau aus dem was er ihr gab und das ließ sie vorsichtiger werden. Vielleicht wäre ein wenig mehr Zeit, bis sie sich wahrlich entschied, ob Freund oder Feind, klug. Andererseits, wer ein so großes Herz sein eigen nennen konnte, der würde wohl immer und immer wieder erfahren, dass nicht alle den Platz darin finden konnten. Rhuna aber bemühte sich trotzdem, dem Sarier ein wenig Hilfestellung zu gewähren. Avalinn würde sicherlich hier und da noch eine Rolle spielen und vielleicht wäre das seine Chance. Die Frage blieb nur noch, ob er das tatsächlich wollte. Was Rhuna wollte, fand sie kristallklar in ihrem Innersten. Erst waren da Zweifel, die sie sich von Kaja allerdings ausräumen ließ. Yedan. Der Jäger war allein und sie sehnte sich insgeheim nach seiner Gesellschaft. Gestört durch die Umstände, hatte sie inzwischen sehr viel Zeit ohne ihn verbringen müssen. Erst war er stets dagewesen, hatte sie mit seiner Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit überrumpelt, um dann ein Gefühl in ihr wachzurufen, das sie bis dahin glaubte, nicht zu haben. Und dann starb er und zeigte ihr, welche Wichtigkeit sie ihm zuschrieb. Damit aber nicht genug, hüpfte ihr Herz vor Freude, weil er lebte, um sie erneut verlassen zu müssen. Yedan. Er war es zu dem es sie nun zog.

Rhuna war den Geschwistern dankbar, dass sie sie so herzlich aufnahmen. Es hätte auch ganz anders sein können, dessen war sich die Shyáner bewusst. Sue verabschiedete sich von den beiden und zahlte die Ausstände bei der Zwergin. Sie nickte als Rhuna für Ajak und Kaja noch etwas bestellte und gab ihr dann ein wenig Brot, geräucherte Wurst und Käse mit. Ein paar Trauben und Beeren sowie etwas Aufstrich, der rötlich war und scharf roch. "Spezialität des Hauses", hatte die Zwergenfrau noch erwähnt und gab Rhuna die restlichen Münzen zurück.
Während sie ihren Weg allein wählte und sie kurz darauf das Haus des Naturmagiers passierte und wieder hinter sich ließ, folgte sie Yedan’s Weg, den er vor Stunden allein hatte nehmen müssen. Den Baum auf der anderen Seite konnte sie sehen, aber es tat sich dieses Mal nichts. Der Abend war jung, die sanfte Brise kühlte ihre vom Bier geschwängerten Wangen und beruhigte ihr Gemüt. Ruhe war allmählich in dem Dorf eingekehrt und obgleich sie immer noch einigen anderen Bewohnern begegnete, war es friedlich. Farun und Lorna traf sie nicht mehr. Was die beiden wohl miteinander besprochen hatten? Doch das konnte auch auf den morgigen Tag verschoben werden. Für heute hatte Rhuna so einige neue Erkenntnisse erhalten und nun brauchte sie selbst ein wenig Ruhe und vielleicht auch den nötigen Abstand. Es dauerte nicht allzu lange, da trat Rhuna in den Wald hinein. Für einen Moment musste sie sich orientieren. Und überlegen. Sie hatten nicht besprochen, wie sie ihn würde finden können. Das rächte sich nun.
Also blieb Rhuna nichts anderes übrig, als ihren Weg anhand einer Ahnung zu wählen. Vielleicht half ihr ja ein kleiner Hinweis? Während sie tiefer in den Wald hineinging, aber das Dorf noch hinter sich sehen könnte, wurde es zunehmend dunkler. Der Wald war hier, aufgrund der Baumdichte düsterer, doch das sanfte und laue Gefühl blieb bestehen. Kein Unheil schien sich ihrer bemächtigen zu wollen, sodass sie sich ganz auf den Weg zu Yedan konzentrieren konnte. Doch von ihm fehlte jede Spur… Nichts in ihrer Umgebung deutete darauf hin, welchen Weg er eingeschlagen haben könnte.. und der Wald war groß. Doch bevor Rhuna den Mut verlieren könnte, fiel ihr Blick auf etwas Ungewöhnliches: Mitten in einer knorrigen Rinde eines Baumes, fand sich eine wunderschöne Blüte. Sie stach so hervor, dass man nur angelockt werden konnte. Sollte Rhuna sie ansehen wollen, würde sie feststellen, dass sie hineingesteckt wurde.

Ein Zeichen! Suchende Augen würden, nun neu fokussiert, weitere dieser Hinweise finden und schließlich tat sich ein Weg zwischen den Bäumen hindurch auf, dem sie folgen konnte. Tiefer in den Wald und das Dorf nur noch in einer Richtung erahnend, folgte der Weg einer erdachten Linie. Bis sich vor Rhuna eine Lichtung auftat. Sie war klein und bot gerade mal so viel Platz, dass man an einem Lagerfeuer sitzen konnte, doch das reichte auch. Ihr Blick fiel von dem umgestürzten Baumstamm, der eine Rückenlehne bot, auf den braunen Haarschopf von Yedan, der an einem kleinen, mit Steinen umrundeten, Feuer saß und gerade Jún auf der Hand balancierte. Sie schienen in einem ernsthaften Gespräch vertieft zu sein, denn sie bemerkten ihren Besuch nicht. „…du kannst nicht einfach wahllos Beeren in dich hineinstopfen! Das bekommt dir nicht! Und dann muss ich ihr erklären, was aus dir geworden ist!“, mahnte die tiefe Stimme des Sariers das kleine Eon. Dieses hatte in den kleinen Pfoten eine gelbliche Beere und sah Yedan mit großen, fragenden Augen an. "Gib sie her!", verlangte er, doch das Eon rührte sich nicht. "Lass sie los!", versuchte Yedan es erneut, doch Jún glotzte nur. "Gib-sie-her!", wurde er deutlicher. Doch Jún hob die Beere langsam zu seinem Mund als würde er Yedan ärgern wollen. "Halt! Nein! Das... Jún!!", keuchte Yedan und das kleine Eon sprang von seiner Hand und entschwand in die Dunkelheit. Yedan hatte sich noch vorgelehnt, um es einzufangen, doch seufzte er nur. "Du wirst es bereuen!", rief er dem Eon hinterher und murmelte "..und sie wird mir den Kopf abreißen, wenn dir etwas passiert!"
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 5. November 2022, 12:05

Mit der erworbenen Verpflegung machte sich Rhuna auf den Weg das Dorf kurzzeitig zu verlassen. Vor der Taverne angekommen musste sie sich für einen Moment lang orientieren, denn mit dem zunehmenden Abend kehrte auch die Dunkelheit zurück, die alles ein wenig anders aussehen ließ. Doch gleichzeitig strahlte nun aus den Häusern ein warmes Licht und verwandelte die Ansicht auf das Dorf erneut. Es war wunderschön anzusehen und erinnerte Rhuna an den Abend mit den Funkenfreunden. Würde die Nacht vollends eingebrochen sein, würde das Dorf sicher atemberaubend aussehen.
Obwohl der Himmel dunkler geworden war und die Elfe zugeben musste, dass ihr der erste Schritt aus der Taverne doch, aufgrund der Sorge vor der dunkeln Anziehungskraft, etwas schwergefallen war, erhellte dieser Anblick ihr Gemüt und erleichterte ihr Herz. Nichts war zu spüren, bis auf eine sanfte und kühlende Briese.
Sie ging weiter und folgte dem Pfad, vorbei an Faruns Haus, aus dessen Fenstern ebenfalls ein warmes Licht erstrahlte und darauf hinwies, dass die Bewohner zuhause waren. Was die beiden wohl besprochen hatten? Für einen Moment lang erinnerte sie sich an den Friedhof und den Anblick, wie die wunderschöne Grabbepflanzung verdorrt und verfault war, nachdem Avalinn den magischen Schleier entfernt hatte. Niemand im Dorf hatte etwas gemerkt – auch Farun nicht und Rhuna fragte sich, wie dies alles unentdeckt hatte bleiben können. Es waren noch so viele Fragen unbeantwortet… es gab noch so viele Rätsel zu lösen.
Ohne Avalinn würden wir wohl längst in einer Sackgasse stecken, dachte sie und passierte nun langsam die Grenze zum Wald. Dort angekommen verlor sich das Streulicht des Dorfes, doch glücklicherweise konnte sie noch gut genug sehen, so dass sie dem Pfad weiter folgen konnte. Nun galt es Yedan erst einmal zu finden.
Aufmerksam sah sich die Elfe um und folgte ihren Instinkten. Denn sehr viel Anderes blieb ihr gar nicht übrig, da sie keinen Treffpunkt ausgemacht hatten. Wie weit sich der Halbelf wohl vom Dorf entfernt hatte? Wie weit musste er sich entfernen, ohne nicht gegen die Auflagen seiner Verbannung zu verstoßen? Wie… schmerzhaft musste der Weg hier hinaus gewesen sein, wo er sich doch nach seiner Heimat und seinem Vater sehnte?
Eine leichte Wut stieg wieder in ihr auf. Es war einfach ungerecht! Doch sie arbeiteten daran und dank ihrer neugewonnen Kameraden schien das Unterfangen keineswegs chancenlos zu sein.
Ajak schlich sich in ihre Gedanken und sie seufzte. Rhuna wusste nicht mit diesem Stich umzugehen, den sie seit dem Baum verspürte. Was hatte er denn überhaupt falsch gemacht? Er hatte sie und Avalinn begleitet und war über das, was beim Baum und auf dem Friedhof passiert war, selbst völlig verunsichert und geschockt gewesen. Was hatte sie sich also von ihm… erhofft, was nicht eingetreten war? Obwohl sie es wohl eher unterbewusst getan hatte, denn darüber nachgedacht hatte sie im Vorfeld nicht.
Die Antwort war nicht leicht zu finden und war wohl eher subjektiv. Ajak hatte im Grunde nichts falsch gemacht und sie hatte auch keine Umarmung oder dergleichen erwartet – dafür schien er gar nicht der Typ zu sein und so gut kannten sie sich ja nun auch nicht. Es war mehr das Gefühl, wie er sie plötzlich mit distanziertem Blick angesehen hatte und die Sorge, die in ihr daraus erwachsen war, dass er die Umstände missverstand und sie fallen ließ. Nichts von alldem hatte er getan, was man ihm zugutehalten musste. Und doch war die Sorge nicht gänzlich verschwunden. Der Jäger war wohl von allen am undurchsichtigsten. Und insgeheim war es wohl die Hoffnung, ihn nicht gegen sich aufzubringen, der Rhuna so verunsicherte.
Seufzend, weil sie für sich einfach keine schlüssige Antwort finden konnte, konzentrierte sich die Elfe nun weiter darauf ein Zeichen zu finden, das sie zu Yedan führen konnte. Und tatsächlich fand sie etwas. Eine wunderschöne Blüte fing ihre Aufmerksamkeit ein, die mitten auf der braungrünen und leicht moosigen Fläche der knorrigen Rinde eines Baumes wuchs. Und die wahrscheinlich auf natürlichem Wege nie dort hingeraten sein konnte.
Als die Elfe nähertrat und die feinen Blütenblätter näher betrachtete, entdeckte sie, dass die Blüte nicht aus dem Baum heraus wuchs, sonders dass der Stiel zwischen die Unebenheiten der knorrigen Rinde gesteckt worden war.
Ihre Miene erhellte sich augenblicklich! Yedan hatte diese sicherlich als Zeichen angebracht. Und so folgte sie dem Pfad, der sie schlussendlich zu einer kleinen Lichtung führte. In der Mitte, nahe des umgefallenen Baumstamms, prasselte ein kleines und gemütliches Lagerfeuer.
Noch bevor sie den braunen Schopf des Halbelfen entdecken konnte, drang seine Stimme an ihre empfindlichen Ohren. Sie war an einem Baum stehengeblieben, um die Lichtung erst einmal zu überblicken. Nun zog die Stimme ihren Blick auf die ihr so bekannte Gestalt, die vor dem Feuer und an den Baumstamm gelehnt, auf dem Boden saß und ganz offensichtlich mit Jún in Streit geraten war.
„…du kannst nicht einfach wahllos Beeren in dich hineinstopfen! Das bekommt dir nicht! Und dann muss ich ihr erklären, was aus dir geworden ist!“ Rhunas Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Schmunzeln. Sie lehnte sich gegen ihren Baumstamm und sah der kleinen Auseinandersetzung erst einmal zu.
„Gib sie her! Lass sie los!“, forderte Yedan das kleine Eon auf, das ohne zu fragen gänzlich anderer Meinung war – und offenkundig seine Grenzen bei dem Sarier austestete. Von ihrem Standpunkt aus konnte Rhuna Yedans Gesicht nicht gänzlich einsehen, doch war die Sicht auf Jún frei und gut zu erkennen. So dass sie genau die Bewegungen des kleinen Tierchens beobachten konnte, das die gelbe Beere langsam immer näher zu seinem geöffneten kleinen Maul führte. Die Elfe musste ein aufkeimendes Lachen stark unterdrücken.
„Gib-sie-her! Halt! Nein! Das... Jún!!" Jún sprang von seiner Hand und verschwand, mitsamt Beere im schützenden Dickicht des Waldes. Rhuna löste sich langsam von ihrem Standort und schlich sich näher an ihren Freund, der sie, vom Eon abgelenkt, noch nicht bemerkt hatte.
"Du wirst es bereuen!", rief Yedan dem Eon hinterher und murmelte "..und sie wird mir den Kopf abreißen, wenn dir etwas passiert!"
„Du stellst mich ja in einem ganz entzückenden Licht dar!“, sagte Rhuna mit gespielt vorwurfsvollem Unterton. Sie stand direkt hinter ihm und sah auf seinen braunen Schopf hinab, der sich nun, wo er auf sie aufmerksam geworden war, zu ihr umwandte.
Das Herz der jungen Elfe flatterte kurz, als ihre Blicke sich trafen. Woran lag es nur, dass sie sich bei ihm so leicht fühlte?
Sie hätte ihn gerne noch einen Moment länger geneckt, doch konnte sie ihre gespielt ernste Miene, die zu ihren Worten gepasst hätte, nicht aufrechterhalten. Ihre Lippen spannten sich amüsiert, ehe sie doch in ein kleines verhaltenes Lachen ausbrach.
„Hat Jún dir deine Beeren weggegessen?“, fragte sie und kam um den Baumstamm herum. Sie stellte ihren Beutel mit den gut verpackten Leckereien aus der Taverne ab und blieb vor ihm stehen – in sich zerrissen, weil sie ihn nur zu gerne umarmt hätte. Musternd wanderte ihr Blick über seinen Körper, versicherte sich, dass er unversehrt war, ehe sie in seine Augen blickte. Er wusste gar nicht wie gut es ihr tat ihn zu sehen.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. November 2022, 21:23

Die Fragen kamen unweigerlich, während Rhuna mehr und mehr allein den Weg wählte. Vermutlich aber gäbe es irgendwann für sie keine andere Richtung als selbst mit Farun zu sprechen. Bisher wohnte sie Gesprächen mit dem Naturmagier oder über ihn, nur bei. Doch jetzt sollte es für heute endlich genug sein. Sie hatte mit Avalinn, Ajak und Kaja genug erlebt. Eigentlich genug für ein ganzes, langweiliges Leben mehr! Doch Rhuna brauchte auch die Möglichkeit, sich für einen Moment auszuruhen. Morgen war ein neuer Tag und wenn sie etwas hatten, dann doch wohl Zeit? Yedan würde bestimmt nicht ungeduldig am Dorfrand stehen und mit dem Fuß tippeln. Er hatte sein Schicksal akzeptiert … seit über 20 Jahren. Was machten da ein paar Tage mehr oder weniger schon? Die Shyáner fand ihren Weg über die Grenzen des Dorfes hinweg und schließlich auch den rechten Pfad zu eben jenem Sarier, der ihr Herz leichter hüpfen ließ. Er hatte sich nur einige Meter weit entfernt, saß nicht direkt am Dorfrand, damit er nicht ständig Gefahr lief, jemanden über den Weg zu laufen. Damit er aber einer bestimmten Person überhaupt begegnen konnte, hatte er für Rhuna eine kleine Karte erstellt, damit sie ihn auch fand, wenn sie wollte. Noch bevor sie Yedan entdeckte, hörte sie das kleine Zwiegespräch zwischen ihm und Jún. Das Eon schien tatsächlich die Grenzen auszutesten, sodass der Jäger sich genötigt sah, Strenge walten zu lassen. Und Rhuna amüsierte es, sodass sie still zuhörte. Die kleine Diskussion gewann eindeutig das Eon. Ohne mit der Wimper zu zucken – die es dafür hätte haben müssen -, hopste es von der Hand des Jägers und verschwand mit der Beute im Unterholz des Waldes. Ratlos sah der Sarier dem Tier nach und resignierte murmelnd. „Du stellst mich ja in einem ganz entzückenden Licht dar!“, mischte sich nun Rhuna mit ein. Der Sarier zuckte zusammen und wandte den Kopf in ihre Richtung. „Rhuna!“, stieß er überrascht aus und rappelte sich langsam auf, während sie sich um den Baumstamm zu ihm herumbewegte. Einen Moment stand er unschlüssig da und auch er wagte keine Umarmung. Er wusste nicht, ob sie tatsächlich ein wenig verstimmt war, doch sie erlöste Yedan bereits mit einem Lächeln. Der Sarier strich sich durch die Haare und erwiderte es ein wenig erleichtert. Einen Moment entstand eine Pause, in der nur das Feuer knackte und knisterte. Die hellen, braunen Augen ruhten auf dem Gesicht der anderen, während sie ihm die Frage nach der Beere stellte. „Was? Ach.. das?!“, fragte er und sah sich nach dem Eon um, das sicher irgendwo in der Nähe saß und genüsslich vertilgte, was er gemopst hatte. „Nun, es ist ein kleines, gefräßiges Mons… Tier.“, schnaufte er und winkte daraufhin ab. „Und morgen hat er Bauchschmerzen.“, schimpfte er wie ein Vater, der einfach nicht zu seinem Sohn durchdrang.

Er schüttelte den Kopf, zuckte aber die Schultern und wandte sich ihr gänzlich zu. „Ich freue mich, dass du den Weg gefunden hast.“, offenbarte er und deutete in die Richtung, in der die Blüten als Wegweiser dienten. „Als ich das Dorf verlassen hatte, war mir aufgefallen, dass wir nicht abgesprochen haben, wie wir einander finden, wenn… nun, wenn dir danach ist. Ich bin froh, dass es auch so geklappt hat.“, sprach er ehrlich und musterte die Elfe einen Moment. Er schien sich ehrlich über ihre Gesellschaft zu freuen, denn er deutete auf den Platz, den er selbst noch eben innehatte. „Setz dich, mach es dir …“, er wandte sich einmal um und breitete die Hände aus, „in meinem bescheidenen Heim, bequem!“ und lächelte sie offen an. Daraufhin sank auch er wieder zu Boden, setzte sich und stocherte etwas im Feuer, bevor er sich ihr wieder zuwandte. Yedan ließ seinen Blick einmal über ihre Gestalt wandern, während er seine Arme auf seine Knie legte und sein Kinn darauf stützte. „Ich würde dir etwas zum Essen anbieten, Rhuna, aber Jún hat sämtliche Beeren verspeist und gejagt habe ich heute nicht.“, gestand er und schaute kurz ins Feuer. „Ich fühle mich besser, aber … nun, ich schätze ich werde noch einen Tag Ruhe benötigen.“, meinte er ehrlich, ehe sich seine Augen wieder auf die andere richteten. Er war äußerlich nicht mehr groß verletzt. Avalinns Magie wirkte und entfaltete Stück um Stück die Wirkung, die sie prophezeit hatte. Die Wunden waren nur noch rötliche Schimmer und verblassende Narben. Nichts deutete darauf hin, dass sie erst zwei Tage alt waren. Yedan hob den Blick in die Baumwipfel und atmete tief durch. „Es ist seltsam wieder im Sarius zu sein. Ich …“, er lächelte leicht, „…muss mich erst noch an die Gegebenheiten hier gewöhnen.“, gestand er und offenbarte gleichzeitig, dass er den Wald wohl ebenfalls länger nicht betreten hatte. Einen Moment verharrte er so, bis er den Blick auf sie zurücklenkte. „Wie war dein Tag, Rhuna?“, fragte er sie sanft und prüfend wanderte das helle Braun über ihre Züge. Würde sie ihm wirklich die Wahrheit nicht sagen wollen? Sie hatte genug Rückendeckung, um es zu tun. Doch wie würde er wohl reagieren? Rhuna ahnte bereits, dass Yedan es nicht zulassen würde, dass ihr etwas geschah. Das war nicht seine Natur. Doch verdiente er nicht die Wahrheit? „Konntest du schon mit einigen sprechen?“, wollte er wissen und konnte die kleine Hoffnung nicht gänzlich verbergen. Rhuna hatte Recht, wenn sie glaubte, dass die Rückkehr für ihn schmerzhaft war. Und dass er sich an die Hoffnung klammerte, das sich wahrlich etwas ändern könnte.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 5. November 2022, 23:36

Yedan klang tatsächlich wie ein Vater, der über den neuesten Streich seines Sohnes schimpfte, doch für Rhuna war selbst das wie Musik in ihren Ohren. Bis vor kurzem hatte sie geglaubt seine Stimme nie wieder zu hören und ihn überhaupt optisch so unversehrt zu erblicken, kam ihr noch immer wie ein Wunder vor.
„Zu Júns Verteidigung muss ich sagen, dass er seit seiner und deiner Rettung kaum etwas zu essen bekommen hat. Wahrscheinlich war er ausgehungert und hat sich deshalb auf die Beeren gestürzt!“, äußerte Rhuna, weiter amüsiert ihre Vermutung. Sie kannte das kleine Tierchen eigentlich kaum, aber sie freute sich darüber, dass es treu an Yedans Seite geblieben war. Nun… zumindest solange sie nicht über die Beerenration in Streit gerieten. Und die Elfe vertraute darauf, dass Jún schon wusste, was es essen konnte und was nicht. Immerhin war er im eigentlichen Sinne kein Haustier.
„Ich freue mich, dass du den Weg gefunden hast. Als ich das Dorf verlassen hatte, war mir aufgefallen, dass wir nicht abgesprochen haben, wie wir einander finden, wenn… nun, wenn dir danach ist. Ich bin froh, dass es auch so geklappt hat.“, erklärte Yedan, woraufhin Rhuna sich noch mal umwandte und in die Richtung sah, aus der sie gekommen war. Man erkannte dunkel sogar noch die letzte Blüte.
„Wieso sagst du das so, als würde mir deine Gesellschaft nur notgedrungen zusagen? Ich bin gerne bei dir!“, sagte sie bestimmt und mit sanftem Vorwurf in der Stimme. Seit er hier war, war Yedan anders. Unsicherer! Und Rhuna konnte es nachempfinden. Immerhin hatte sie ihn quasi dazu genötigt ihr seine Geschichte zu erzählen. Noch dazu sah wohl fast jeder in ihm einen Verbrecher – einen Schuldigen, der die Verbannung verdient hatte. Der Gedanke, dass Rhuna ihn nicht mit diesen Augen betrachtete, schien ihm also nicht so einfach zu fallen. Immerhin hatte er sich nach seiner Erzählung sogar bei ihr entschuldigt, als würde er erwarten, dass auch sie in verurteilte. Doch sie hoffte, dass er sich daran gewöhnen würde, dass sie in diesem Punkt anders war.
„Aber zugegeben… ich war besorgt, ob ich dich finden könnte. Aber nachdem ich die erste Blüte entdeckt habe, war der Weg nicht mehr besonders schwierig.“, fügte sie noch hinzu und sah sich nun in dem kleinen Lager um, obwohl es nicht allzu viel zu entdecken gab, da Yedan kaum etwas bei sich trug. Würde er die Nacht über nicht frieren? Hier im Sarius war es deutlich kühler, als im Kapayu.
„Setz dich, mach es dir …“, er wandte sich einmal um und breitete die Hände aus, „in meinem bescheidenen Heim, bequem!“ und lächelte sie offen an. Rhuna erwiderte das Lächeln und setzte sich an den ihr dargebotenen Platz. Die Stimmung hier am Feuer war ihr vertraut und man sah ihr an, dass sie sich entspannen konnte. Was im Vergleich zu ihrer ersten Nacht im Kapayu ein großer Fortschritt war.
Auch Yedan sank wieder zu Boden und nahm eine für ihn typische Haltung ein, mit der er bequem im Feuer herumstochern konnte.
„Ich würde dir etwas zum Essen anbieten, Rhuna, aber Jún hat sämtliche Beeren verspeist und gejagt habe ich heute nicht. Ich fühle mich besser, aber … nun, ich schätze ich werde noch einen Tag Ruhe benötigen.“, erklärte er ehrlich, woraufhin die junge Elfe nur verständnisvoll nickte.
„Mach dir keine Gedanken um mich! Du solltest nicht vergessen, dass deine Heilung nur dank Avalinns starker Lichtmagie so schnell und weit fortgeschritten ist. Aber auch diese hat Grenzen … du solltest deinen Körper wirklich noch schonen! Vielleicht auch mehr als einen Tag!“, gab die Brünette besorgt zu bedenken und gab selbst ein kleines und vernehmbares Seufzen von sich. Wie gerne würde sie ihm noch mal ein paar Nächte in einem warmen Heim und gemütlichen Bett ermöglichen. Doch das lag derzeit nicht in ihren Möglichkeiten.
Sie folgte seinem Blick in die Baumwipfel, doch als er wieder anfing zu sprechen, sah sie wieder zu ihm. Das Licht des Feuers streichelte unruhig sein Gesicht und der Schimmer, der in seinen Augen lag, wirkte in Verbindung mit seinen Worten ein wenig bedrückt.
„Es ist seltsam wieder im Sarius zu sein. Ich …muss mich erst noch an die Gegebenheiten hier gewöhnen.“, gestand er und fragte mit einem musternden Blick auf ihre Gestalt: „Wie war dein Tag Rhuna? Konntest du schon mit einigen sprechen?“ Rhuna lächelte sanft, denn sein Blick sprach von seiner aufgekeimten Hoffnung und Neugierde. Doch vorerst antwortete sie nicht, sondern beugte sich zu ihren Habseligkeiten vor. Sie griff nach dem mitgebrachten Beutel, der im Grunde nur ein gut geschnürtes Tuch war und kam zu ihm herum. Ihm zugewandt setzte sich die zierliche Elfe neben ihn und faltete das Tuch auseinander, um so die essbaren Kleinigkeiten, die ihr die Zwergin eingepackt hatte zu offenbaren. Mit einem glücklichen Lächeln, das wohl ausgelöst wurde, dass sie an etwas Essbares für ihn gedacht hatte und ihm vielleicht eine Freude machen konnte, sah sie ihn an und vollführte mit ihrer Hand eine einladende Geste.
„Das ist für dich! Bedien dich!“, lud Rhuna ihn ein zuzugreifen und begab sich in eine gemütlichere Position, indem sie ihre Beine seitlich gen Körper anwinkelte. Die Frage nach ihrem Tag war eine der kleinen Hürden, mit denen sie gerechnet hatte. Natürlich verdiente Yedan jegliche Wahrheit, doch ihr Entschluss stand fest ihm nicht alles zu erzählen. Weil sie ihn… vor sich selbst schützen wollte. Sollte er hören, dass sich Rhuna in Gefahr begab, wenn sie weiter den Spuren nachging, würde er die ganze Aktion abblasen. Und das – eine erneute Zerstörung seiner Hoffnungen – würde sie niemals in Kauf nehmen.
„Es ist… etwas anders gekommen, als ich es mir vorgenommen habe.“, gestand sie und richtete ihren Blick in das prasselnde Feuer. „Ajak und ich waren bei Avalinn und haben ihr deine Geschichte erzählt. Da sie eine Lichtmagierin ist lag mir der Gedanke nah, dass sie am ehesten herausfinden … oder eher nachempfinden kann, was mit dem Baum geschehen ist, den du mir gezeigt hast und an dem Alyisa ihr Leben verlor.“ Rhuna wählte ihre Worte mit Bedacht, denn sie wollte Yedan unter keinen Umständen anlügen. Nur… eben ein paar Geschehnisse außenvorlassen.
„Sie willigte ein uns zu helfen und zusammen gingen wir zum Baum. Sie … untersuchte ihn und … nun ja… fand tatsächlich etwas. Die Dunkelheit dort ist noch immer aktiv. Sie griff Avalinn sogar soweit an, dass sich einige ihrer schönen Haare weiß färbten und ausfielen.“ Die Erinnerung daran, gemischt mit denen, die sie verschwieg, beeinflusste ihre Miene, die einen sorgenvollen Ausdruck annahm. Doch als sie wieder Yedan ansah und in seinen Augen las, dass ihn das Gehörte sicher auch beunruhigte, griff sie nach seiner Hand und lächelte ihn beruhigend an.
„Keine Sorge – es geht ihr gut! Aber das alles weckte nur noch mehr ihr Interesse dem nachzugehen. Wir gingen also auf den dahinterliegenden Friedhof und sahen uns um.“ Rhuna wollte seine Hand wieder loslassen, als sie vor ihren Augen erneut das Grab seiner Mutter besuchte.
„Ich… denke ich habe das Grab deiner Mutter gefunden.“, gab sie preis und suchte in seinem warmen Braun nach einem Hinweis auf seine Gedanken. „Als ich dort stand… konnte ich nicht anders und habe zu ihr gesprochen. Ich habe ihr erzählt, wie es dir geht, was wir vorhaben und dass wir… alles daransetzen, dass du sie selbst besuchen kommen kannst. Ich dachte einfach, dass sie sich darüber freuen würde, das zu hören. Zumindest … würde es mir so gehen, sollte ich tot sein und von der anderen Seite aus etwas mitbekommen können.“ Ihr Blick glitt für einen Moment auf ihre Gedanken gerichtet und wirkte abwesend. Doch sie träumte nicht weg, sonders sprach weiter.
„Wir suchten weiter und fanden dann Alyisas Grab. Dort war auf dem ersten Blick nichts Ungewöhnliches festzustellen. Das Grab war wunderschön bepflanzt, wie auch das Grab von Malyna. Doch … Avalinn konnte mehr sehen. Sie löste mit ihrer Magie eine Art Illusion auf … und vor unseren Augen verdorrten und starben all die wunderschönen Pflanzen. Alyisas Nekromantie ist noch immer am Werk Yedan! Ihre Magie scheint von ihrem Grab aus zu kommen und sowohl Malynas Grab, als auch den Baum miteinander zu vernetzen.“ Rhuna wurde bei der Erinnerung kalt und sie fröstelte leicht. Zu gerne hätte sie sich an ihn gelehnt, ihn vielleicht umarmt, doch unterdrückte sie diese Impulse. Sie waren offiziell Freunde und diese… kamen sich in einer so jungen Freundschaft in der Regel nicht auf solche Weise so nah. Es war Rhunas Problem, dass sie diese Grenze zu verwischen schien.
Bevor sie weitersprach sah sie ihn zuversichtlich an. „Wir haben eine Spur gefunden! Eine, die beweist, dass du die Wahrheit sprichst. Avalinn, Ajak und ich haben es mit eigenen Augen sehen können und können es bezeugen! Und morgen … werden wir dieser Spur weiterfolgen. Ich weiß noch nicht, was sich Avalinn vielleicht noch ausgedacht hat, aber ich wollte morgen damit beginnen mit deinem Vater zu sprechen. Wir hoffen, dass er sich an den Namen deines Fürsprechers von damals erinnern kann!“ Man konnte ihr ihre Erleichterung ansehen, überhaupt so einen Fortschritt erreicht zu haben. Und doch konnte sie sich denken, dass das, was sie ihm erzählte, auch große Sorgen in ihm auslösten.
„Mach dir keine Gedanken. Wir schaffen das. Alle sind zuversichtlich und wollen nicht aufgeben. Und… es betrifft vielleicht nicht mal länger dich! Sondern auch die Sicherheit der anderen. Denn die dunklen Kräfte sind immer noch aktiv!“

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 6. November 2022, 14:01

Der Abend schritt voran, doch gerade jetzt, dachte Rhuna nicht daran zu schlafen. Sie hatte gänzlich andere Pläne und würde vorerst den Weg zum Jäger suchen. Er war ganz allein und der Gedanke daran, quälte die Elfe. Sie genoss die Ausgelassenheit in der Taverne, hatte Zugang zum Dorf und durfte das Grab seiner Mutter besuchen. Sie plante am nächsten Morgen, seinen Vater zu sehen, zu sprechen und ihm mitzuteilen, was sie versuchten. Sie lebte gerade ein Leben, das nicht das ihre war und doch musste sie es tun, damit sie ihr Versprechen einlösen konnte. Egal, was die Dunkelheit ihr vielleicht noch antun mochte. Sie würde es zu ertragen wissen, wenn sie nur Yedan damit ein Stück Normalität wiedergeben konnte. Und dann? Sollten sie den Schrecken, die sich anzubahnen drohten, Herr werden. Wie würde es dann weitergehen? Das war viel zu sehr in der Zukunft, als dass sie es hätte bedenken können. Einen Schritt, nach dem anderen. Das hatte ihr der Sarier geraten und dem Rat würde sie nachgehen. So erreichte sie das kleine Geplänkel von Jún und Yedan und konnte nicht umhin festzustellen, dass allein das bereits heilsam war, nach all dem was sie am Tage hatte erleben müssen. Die Gedanken kreisten zwar nach wie vor und sie fragte sich, wieso niemand aufmerksam wurde, auf die Veränderungen, doch manchmal sah man buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Alle lebten seit Jahrzehnten mit den Dingen in ihrer Mitte. Vermutlich wurde der Baum gar nicht mehr richtig gesehen. Man ging des Morgens daran vorbei, etwas schneller, weil er unheimlich wirkte, aber ansonsten? Er war da. Und er war ein schändliches Mahnmal, dem man lieber nicht so viel Aufmerksamkeit schenken wollte. Und wer weiß schon, wie oft Farun wirklich das Grab seiner verstorbenen Frau und Tochter besuchte? Wie oft er sich diesem Schmerz aussetzen wollte, jetzt, da er auch Lorna hatte. Und so wie Rhuna sich derzeit nur auf Yedan konzentrieren wollte, wollten sich die Dorfbewohner sicherlich mit ihren Dingen befassen. Jún gewann den kleinen Disput und Yedan resignierte. Ihr Auftauchen scheuchte ihn auf und er lächelte. Der Sarier wirkte anfangs reichlich fahrig und nicht so ruhig, wie sie es gewohnt war. Seine Ehrlichkeit hatte auch ihn aufgewühlt. Ihr Drängen, ihm alles zu erzählen, hatte ihn verletzlich werden lassen.
Den Nerv bloßgelegt, sodass er nun erst wieder lernen musste, damit umzugehen. Auch Rhuna merkte das und wies ihn zurecht, damit er erst gar nicht auf die Idee käme, sich von ihr zurückzuziehen! Denn wenn sie ehrlich war, wollte sie das Gegenteil davon, doch das traute sie sich nicht zu sagen. Yedan aber nickte und musterte Rhuna eine kleine Weile. Er musste lernen, dass nicht jeder so reagierte, wie er es nun mal in jungen Jahren gelernt hatte. Er wurde verstoßen – von einem ganzen Dorf! Es hatte zumindest nicht ausgereicht, dass er Unterstützung erhalten hätte. Die meisten hielten sich aus der Sache heraus. Rhuna aber nicht. Sie setzte sich zum Lagerfeuer und spürte die Wärme dessen auf ihrer Haut. Es war etwas kühler geworden, doch noch ließ es sich aushalten. Der Jäger entschuldigte sich bei ihr, dass er ihr dieses Mal kein Bananenblatt bereitgelegt hatte, mit einigen Leckereien darauf, wie auf ihrer Reise. Doch Rhuna winkte ab: „Mach dir keine Gedanken um mich! Du solltest nicht vergessen, dass deine Heilung nur dank Avalinns starker Lichtmagie so schnell und weit fortgeschritten ist. Aber auch diese hat Grenzen … du solltest deinen Körper wirklich noch schonen! Vielleicht auch mehr als einen Tag!“

Der Halbelf blickte auf und schien nachdenklich zu sein. „Ja. Es ist schon beeindruckend, wie schnell ich heile. Ich dachte, ich würde nie wieder werden!“, räumte er lachend ein und wurde wieder ruhiger. Er erkundigte sich nach ihrem Tag und verriet ihr somit, dass er sich sehr wohl damit beschäftigt hatte. Bevor es aber ans Eingemachte ging, wollte sie ihm die Nachricht so gemütlich wie irgendwie möglich präsentieren. Also baute dieses Mal Rhuna eine kleine Mahlzeit auf und Yedan schaute auf das Brot, die Wurst, Käse und Obst. Er blinzelte überrascht, bevor er den Blick in ihr Gesicht hob. „Du bist großartig!“, gestand er ihr und griff nach dem Brot. Er hatte Hunger, das stand wohl fest. Und während er herzhaft hineinbiss und es sich schmecken ließ, glaubte Rhuna, den richtigen Moment für ihre Informationen gefunden zu haben. „Es ist… etwas anders gekommen, als ich es mir vorgenommen habe. Ajak und ich waren bei Avalinn und haben ihr deine Geschichte erzählt. Da sie eine Lichtmagierin ist lag mir der Gedanke nah, dass sie am ehesten herausfinden … oder eher nachempfinden kann, was mit dem Baum geschehen ist, den du mir gezeigt hast und an dem Alyisa ihr Leben verlor. Sie willigte ein uns zu helfen und zusammen gingen wir zum Baum. Sie … untersuchte ihn und … nun ja… fand tatsächlich etwas. Die Dunkelheit dort ist noch immer aktiv. Sie griff Avalinn sogar soweit an, dass sich einige ihrer schönen Haare weiß färbten und ausfielen.“, begann sie zu erzählen und der Halbelf wurde immer langsamer beim Kauen. Bis er gänzlich aufhörte und Rhuna still musterte. „Wie geht es ihr?“, fragte er und besorgt und Rhuna ergriff seine Hand. „Keine Sorge – es geht ihr gut! Aber das alles weckte nur noch mehr ihr Interesse dem nachzugehen. Wir gingen also auf den dahinterliegenden Friedhof und sahen uns um.“ Der Sarier nickte verstehend und blickte kurz auf ihre Hände, die sich wie von selbst gefunden hatten. Er drehte seine Hand etwas, öffnete seine Finger und wirkte für einen Moment gedankenverloren, bis er den Druck an ihrer Hand minimierte. Nur um ihn im nächsten Augenblick wieder aufzubauen, die Finger um ihre zarte Hand legte und sie festhielt, als sie glaubte, sich ihm entziehen zu müssen. Er strich sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken, bis sie weitersprach: „Ich… denke ich habe das Grab deiner Mutter gefunden. Als ich dort stand… konnte ich nicht anders und habe zu ihr gesprochen. Ich habe ihr erzählt, wie es dir geht, was wir vorhaben und dass wir… alles daransetzen, dass du sie selbst besuchen kommen kannst. Ich dachte einfach, dass sie sich darüber freuen würde, das zu hören. Zumindest … würde es mir so gehen, sollte ich tot sein und von der anderen Seite aus etwas mitbekommen können.“
Yedan wandte den Blick ab, als sie über seine Mutter sprach. Der Schmerz war allgegenwärtig und auch wenn Rhuna es gut meinte, fiel es ihm nicht leicht daran zu denken. Er nutzte ihre eigene Pause, um ein wenig durchzuatmen. Die Informationen waren reichlich und er brauchte einige Momente, das Gesagte auch zu verinnerlichen. “ Wir suchten weiter und fanden dann Alyisas Grab. Dort war auf dem ersten Blick nichts Ungewöhnliches festzustellen. Das Grab war wunderschön bepflanzt, wie auch das Grab von Malyna. Doch … Avalinn konnte mehr sehen. Sie löste mit ihrer Magie eine Art Illusion auf … und vor unseren Augen verdorrten und starben all die wunderschönen Pflanzen. Alyisas Nekromantie ist noch immer am Werk Yedan! Ihre Magie scheint von ihrem Grab aus zu kommen und sowohl Malynas Grab, als auch den Baum miteinander zu vernetzen.“

Er entzog ihr seine Hand und erhob sich unruhig. Diese Information war neu für ihn und trieb ihn in die Höhe. Yedan ging ein paar Schritte, um dann umzudrehen und zu Rhuna zu blicken: „Wie ist denn das möglich?!“, wollte er wissen und fuhr sich durch die braunen Haare. Nachdenklich ging er umher. „Sie ist doch… tot! Wie kann es sein, dass die Magie weiterhin aktiv ist? Und… und wieso fiel das bisher nicht auf? Ich …“, er wurde unruhig und Rhuna musste gestehen, dass ihre Erinnerungen sehr viel lebendiger waren, sodass sie zu frösteln begann. Dennoch war sie bemüht, ihm zu helfen. „Wir haben eine Spur gefunden! Eine, die beweist, dass du die Wahrheit sprichst. Avalinn, Ajak und ich haben es mit eigenen Augen sehen können und können es bezeugen! Und morgen … werden wir dieser Spur weiterfolgen. Ich weiß noch nicht, was sich Avalinn vielleicht noch ausgedacht hat, aber ich wollte morgen damit beginnen mit deinem Vater zu sprechen. Wir hoffen, dass er sich an den Namen deines Fürsprechers von damals erinnern kann! Mach dir keine Gedanken. Wir schaffen das. Alle sind zuversichtlich und wollen nicht aufgeben. Und… es betrifft vielleicht nicht mal länger dich! Sondern auch die Sicherheit der anderen. Denn die dunklen Kräfte sind immer noch aktiv!“ Der Jäger hielt abermals inne und schaute zu der Brünetten. Sie saß weiterhin am Feuer, sehnte sich nach seiner Nähe, doch Yedan war viel zu erschüttert darüber, dass nach so vielen Jahren noch immer etwas von Alyisa existierte.
„Ich habe auch noch mal genauer nachgedacht. Ich erinnere mich, dass ich nachdem Alyisa zu Tode kam, Stimmen gehört hatte. Ich war wie weggetreten, konnte weder klar denken noch vernünftig handeln, doch… da waren Stimmen. Sie sagten etwas davon, dass man das ganze schnellstens aus der Welt räumen musste. Dass keiner etwas mitbekommen durfte. Und… dass ich die Schuld auf mich geladen hätte!“, offenbarte er ihr. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine der Stimmen Farun gehörte!“, prangerte er an. „Doch die zweite… sie war männlich, doch mehr weiß nicht nicht.“, seufzte er. „Und was ist… wenn ihre vergiftete Seele sich nun an dem Leben des Waldes labt?“, wollte er wissen und wirkte sichtlich schockiert bei dem Gedanken daran. „Wieso sonst sollte es in der Nähe ihres Grabes verdorren?“, murmelte er und wischte sich über das Gesicht. Yedan tigerte noch einen Moment auf und ab, bis er sich plötzlich wieder neben Rhuna sinken ließ.

Er sah sie aus den hellen Augen an und wirkte, als wollte er noch mehr Gedanken wälzen, als ihm ihre leichte Gänsehaut auffiel. „Du frierst.“, bemerkte er ohne Umschweife und auf sein Gesicht trat ein sanfter Ausdruck. Er lächelte mit einem Mal und rutschte dichter an Rhuna heran, während er das Essen auf die andere Seite schob. „Komm.“, meinte er wie selbstverständlich. Er lehnte sich und sie gegen den Baumstamm, damit sie sich entspannen konnten und legte wie selbstverständlich einen Arm um ihre schmalen Schultern. Dieses Mal war er zwar angezogen, doch sie konnte die Muskeln, die sie hinlänglich inspizieren durfte, auch so erahnen. Zudem strahlte er eine angenehme Wärme aus, die sie einhüllte. Yedan zog Rhuna zu sich und hielt sie ganz selbstverständlich warm. „Es ist eine Menge, die du herausgefunden hast, Rhuna.“, begann er etwas ruhiger und schien sich ebenfalls von ihrer Nähe beruhigen zu lassen. „Es war unwahrscheinlich nett von dir, meiner Mutter die letzte Ehre zu erweisen… Danke, Rhuna. Ich … ich bin dir sehr dankbar, dass du dich bemühst, mir zu helfen.“, meinte er sanft und begann, ohne es scheinbar zu merken, ihren Oberarm zu streicheln. „Wenn du meinen Vater besuchst… Sag ihm, dass ich ihn immer noch habe…“, meinte er kryptisch und atmete tief ein und aus. Er schaute auf das Feuer, welches sein Gesicht in einen warmen Ton tauchte. „Tust du mir einen Gefallen Rhuna? Versprich mir, dass du auf dich aufpasst. Wenn du sagst, dass Avalinn bereits gelitten hat… ich würde es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert. Nicht meinetwegen und wenn ich es verhindern kann, auch sonst nicht!“
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 6. November 2022, 16:53

„Du bist großartig!“, meinte der Halbelf an Rhuna gewandt, die auf seine Bemerkung hin ein kleines Lachen von sich gab. „Dich kann man aber leicht zufriedenstellen!“, merkte sie an und zog ein Bein etwas näher an den Körper, so dass sie darauf einen Arm legen und ihren Kopf auf ihre Hand stützen konnte. Zufrieden sah sie Yedan dabei zu, wie er sich an der kleinen Mahlzeit bediente. Es bereitete ihr tatsächlich Freude ihn einfach dabei zu betrachten, doch entschied sie sich den Moment dazu zu nutzen, von ihren Erlebnissen und Errungenschaften des Tages zu berichten. Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen und bemerkte so, wie ihm Wort für Wort der Appetit verloren ging. Ein Gefühl, dass sie kannte. In der Taverne hatte sie zu Beginn keinen Bissen runterbekommen.
In seinen braunen Augen war die Sorge zu erkennen. Mit der Neuigkeit, dass die dunklen Kräfte, die sich Alyisa zu Eigen gemacht hatte, noch immer aktiv waren, hatte Yedan mit Sicherheit nicht gerechnet. Er hatte wohl einen Bericht über verschiedene Reaktionen und Meinungsäußerungen der Dorfbewohner gerechnet. Nicht aber mit dem Herausfinden einer aktiven Gefahr, die in seiner Heimat heranwuchs.
Es ist gut, dass ich ihm meinen Part verschwiegen habe., dachte sich Rhuna, als sie sein besorgtes Mienenspiel genau betrachtete und ein kurzes trauriges Lächeln auf ihre Lippen zeichnete. In ihrem Blick lag einen Flügelschlag lang die Zuneigung, die sie für ihn empfand und die sie dazu brachte gewisse Details nicht zu erzählen.
„Wie geht es ihr?“, fragte er besorgt, woraufhin die Elfe seine Hand ergriff und ihn zu beruhigen versuchte. Sie war leider noch nicht einmal bei dem Höhepunkt ihrer Erzählung angekommen. Yedan war mitfühlend, treu und ehrlich. Und er würde nie wollen, dass jemand für ihn zu Schaden kommen würde. Weder Avalinn, noch Rhuna, noch irgendwer sonst. Doch es ging nicht mehr alleine um ihn.
Für einen Moment lenkte Yedans Hand die Elfe von ihren Erzählungen ab. Die warme Berührung seiner Finger war ihr mittlerweile so vertraut, dass sie diese mit geschlossenen Augen stets wiedererkennen und ihm zuordnen könnte. Und doch war sie für Rhuna nichts, was sie auf Dauer festhalten und einfordern konnte. So gerne sie es getan hätte…und so wenig sie dieses Empfinden selbst verstand.
Im Glauben, dass er die Berührung gleich wieder auflösen würde, hielt sie ihren Blick für ein paar Sekunden auf ihre Hände gerichtet und genoss einfach das warme und sichere Gefühl, das er stets in ihr auszulösen vermochte. Als der Druck immer mehr an Intensität verlor veränderte sich unmerklich ihr Gesichtsausdruck. Es war tatsächlich kaum wahrzunehmen doch in ihren Augen spiegelte sich die Erkenntnis und das Bedauern, dass das erwartete Loslassen eintrat. Nur um einen Wimpernschlag später erneut den angenehmen Druck seiner Finger um die ihren zu spüren, als er nach diesen griff. Überrascht hob sie den Blick zu seinem Gesicht – lächelte leise und setzte dann wieder ihre Erzählung fort. Leider im Wissen, dass die Informationen allesamt noch schwerer sein würden. So berichtete sie ihm vom Besuch des Grabes seiner Mutter und sah zu, wie ihn ihre Worte insgeheim noch verletzten. Nun waren es ihre Finger die den Druck sanft verstärkten und Daumen, der sanft über seinen Handrücken strich. In ihrem Blick verstärkte sich der sorgenvolle Ausdruck.
„Yedan… ich weiß, dass du sie bald selbst besuchen kannst… versprochen!“, fügte sie noch hinzu und zögerte für einen Moment weiterzusprechen. Denn nun kam sie zu dem Teil, der sie selbst am meisten aufgewühlt und erschüttert hatte. Der Teil in dem sie eigentlich eine größere Rolle gespielt hatte und den sie glücklicherweise doch auch auf Avalinns Fähigkeiten übertragen konnte. Kurz sah Rhuna zu den Baumkronen, die sanft im Wind der einbrechenden Nacht rauschten, ähnlich wie den Wellen an einem Strand.
„Es… gibt noch mehr, dass du wissen musst…!“, gab sie leise zu verstehen und versuchte sich selbst innerlich auf diesen Teil vorzubereiten, ihre Miene zu stählern, dass sie sich nicht verraten würde, wie sehr ihr die Erinnerung daran selbst noch Angst einjagte.
Und so begann die Elfe von der Entdeckung Alyisas Grab und den damit verbundenen Erkenntnissen zu erzählen. Ein kleiner Teil in ihr hätte Yedan die Sorgen gerne erspart, die mit einem Gefühl der Hilflosigkeit verbunden sein würde, die normalerweise sie immer verspürte. Denn dieses Mal war der Halbelf nicht in der Lage einzugreifen und vor Ort zu unterstützen. Weil seine Strafe ihn davon abhielt – weil er das Dorf nicht betreten durfte. Sie war sich alldem bewusst und doch entschied sie sich dazu ihm davon zu erzählen und damit klar zu machen, dass es nun nicht mehr alleine nur darum ging seine Unschuld zu beweisen. Denn tief im Herzen ahnten es wohl Rhuna, Avalinn und auch Ajak, dass ihre Entdeckung Gefahr für alle Bewohner des Sarius bedeuten konnte.
Wie erwartet trafen ihre Worte ihn wie ein Schlag und er stand auf und löste ihre Hände voneinander. Verständnisvoll folgte sie seinen Bewegungen, die stark an einen gefangenen Tiger in einem Gehege erinnerten. Und im übertragenen Sinne fühlte sie der Jäger gerade eben so.
„Wie ist denn das möglich?!“, wollte er wissen und fuhr sich durch die braunen Haare. „Sie ist doch… tot! Wie kann es sein, dass die Magie weiterhin aktiv ist? Und… und wieso fiel das bisher nicht auf? Ich …“ Wie gerne hätte Rhuna ihm Antworten geliefert, doch auf keine seiner Fragen wusste sie etwas zu erklären oder selbst zu verstehen. Ratlos und bedrückt senkte sie den Blick und schüttelte mit dem Kopf als Antwort.
„Es… tut mir leid. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es auch nicht ihre Magie – aber es sieht danach aus!“, sagte Rhuna und fröstelte bei den Erinnerungen. Die Erinnerung an die Stimme in ihrem Kopf war noch immer präsent und schien ihre schwache Seite weiter mit kriechenden Fingern bearbeiten zu wollen.
Liebe mich…Sag dich los… nimm mich. Ich kann dir die Welt geben… und alles, was du dir erträumst…Lass dich führen… ich zeige dir deine Macht... ich gebe dir, was du ersehnst… öffne dein Herz für mich und du bist nie mehr allein… Rhuna erschauderte und klatschte sich mit beiden Händen gleichzeitig die geschlossenen Fingerflächen gegen ihre Wangen. Die Erinnerung an dieses Gefühl war … widerlich … und gleichzeitig umschmeichelnd wie warmes Wasser, in dem man sich treiben lassen will.
Es war ihr wichtig Yedan noch einmal zusammenzufassen, dass sie etwas gefunden hatten, was seine Unschuld bewies, dass sie es gesehen hatten und nun weitere Schritte verfolgen würden, um allen Rätseln auf den Grund zu gehen. Und nachdem sie ihm dies noch einmal mit Nachdruck verdeutlicht hatte, war es nun der Halbelf, der mit Neuigkeiten aufwarten konnte.
„Ich habe auch noch mal genauer nachgedacht. Ich erinnere mich, dass ich nachdem Alyisa zu Tode kam, Stimmen gehört hatte. Ich war wie weggetreten, konnte weder klar denken noch vernünftig handeln, doch… da waren Stimmen. Sie sagten etwas davon, dass man das ganze schnellstens aus der Welt räumen musste. Dass keiner etwas mitbekommen durfte. Und… dass ich die Schuld auf mich geladen hätte!“, offenbarte er ihr und brachte Rhuna dazu ihn nun mit großen Augen anzusehen. Hatte er… sprach er von derselben Stimme, die sie gehört hatte? Ihr Herz klopfte automatisch schneller und das kalte Gefühl in ihr ließ sich nicht einmal mehr von der Wärme des gemütlich knisternden Feuers vertreiben.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine der Stimmen Farun gehörte!“, prangerte er an und ließ Rhuna nach Luft schnappen, weil sie einen Moment lang doch vergessen hatte zu atmen.
„Farun…? Kurz nachdem es – nachdem Alyisa starb und du dein Bewusstsein verlorst?“ Oder meinte er einen späteren Zeitpunkt? Rhunas Blick senkte sich und ihre Gedanken rasten, was man daran erkennen konnte, dass ihre Augen im geradeaus gerichteten Blick hin und her huschten.
„Doch die zweite… sie war männlich, doch mehr weiß nicht nicht.“, seufzte er und sponn nun seinerseits den Gedankenfaden weiter. „Und was ist… wenn ihre vergiftete Seele sich nun an dem Leben des Waldes labt? Wieso sonst sollte es in der Nähe ihres Grabes verdorren?“, murmelte er weitere Fragen, deren Antworten nicht aufzuklären waren. Nicht in diesem Moment. Rhuna schwieg, nun deutlich angespannter als zuvor und sichtlich frierend. Beide Elfen schienen einen Augenblick lang noch in ihrem ganz eigenen Gedankenchaos gefangen zu sein, ehe Yedan sich als erstes aus diesem löste und sich wieder neben Rhuna sinken ließ. Die Ablenkung holte auch sie wieder zurück und ihre Blicke trafen sich. Ratlos und über die neuen Informationen nachdenkend musterte sie sein Gesicht, in dem sie leichten Trost finden konnte. Obwohl es ihm nicht besserging – bei ihm zu sein half ihr schon.
„Du frierst.“, bemerkte Yedan plötzlich und rutschte lächelnd dichter an Rhuna heran, während er das Essen zur Seite schob.
„Das ist nichts…! Deine Neuigkeit hat mich nur unvorbereitet getroffen und … vor neue Rätsel gestellt.“, sagte die Elfe ablenkend und rieb sich mit der rechten Hand den linken Oberarm. Doch bevor sie weitere Ausflüchte finden konnte, bot Yedan ihr eine einfache Lösung an, die Wärme zu vertreiben: „Komm.“, erklang seine Stimme einladend und wie selbstverständlich legte er ihr seinen Arm um die Schultern.
Sein feiner und angenehmer Geruch begann ihre Nase zu umspielen und ein vertrautes und beruhigendes Gefühl legte sich auf ihre leicht aufgewühlte Seele, das nur er in ihr auszulösen vermochte. Seine Wärme war wohltuend und begann sie hauchzart einzuhüllen. Wieso hatte sie nun wieder das Gefühl, dass er für sie da war und nicht umgekehrt?
„Es ist eine Menge, was du herausgefunden hast, Rhuna.“, begann er etwas ruhiger und ohne länger darüber nachzudenken, lehnte sie sich an ihn und bettete ihre Wange an seine Schulter. Für einen kleinen Moment schloss sie die Augen und hatte das Gefühl diese Position schon einmal eingenommen zu haben. Doch wirklich bewusst erinnerte sie sich nicht daran.
„Es war unwahrscheinlich nett von dir, meiner Mutter die letzte Ehre zu erweisen… Danke, Rhuna. Ich … ich bin dir sehr dankbar, dass du dich bemühst, mir zu helfen.“, begann er mit sanfter Stimme das Gespräch in ruhigere Bahnen zu lenken und ihren Köpfen eine kleine Auszeit zu gönnen. Sie atmete ruhig seinen Duft ein und öffnete dann die Augen wieder – sah zu ihm auf, allerdings ohne ihre Position dabei zu verändern. Dafür war sie viel zu angenehm. Es war… genau das, was die junge Elfe gerade brauchte – ersehnt hatte.
„Du musst dich dafür nicht bedanken.“, sagte sie leise und hörte ihm dann weiter zu, während das Streicheln seiner Hand auf ihrem Oberarm, ihr sanfte und wohlige kleine Schauder bescherte. Wieso fühlte sie sich eigentlich bei ihm so wohl? Woran lag es?
Nun… eine Antwort auf diese Fragen zu finden, würde sie wohl nun länger hinausschieben müssen.
„Wenn du meinen Vater besuchst… Sag ihm, dass ich ihn immer noch habe…“, meinte er kryptisch und lenkte Rhuna so von ihren persönlichen kleinen Rätseln ab. Ihr Kopf bewegte sich sanft mit der Bewegung seiner Atmung und sie betrachtete, über seine Aussage nachdenkend, sein hübsches Gesicht.
„Ist es ein Geheimnis?“, fragte sie nach und lächelte leicht, doch ob sie tatsächlich eine Antwort bekommen würde, war ihr im Grunde nicht wichtig. Natürlich würde sie seinem Vater seine Nachricht übermitteln.
„Yedan, wie ist dein Va-…“ – zeitgleich mit ihrer Frage, hatte auch der Sarier begonnen zu sprechen, was sie hatte verstummen lassen. „Tust du mir einen Gefallen Rhuna? Versprich mir, dass du auf dich aufpasst. Wenn du sagst, dass Avalinn bereits gelitten hat… ich würde es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert. Nicht meinetwegen und wenn ich es verhindern kann, auch sonst nicht!“ Es entstand ein Moment der Stille. Nun war doch eingetreten, von dem sie innerlich gehofft hatte, dass er es nicht ansprach.
Die Freude über seine Sorge wurde davon getrübt, dass sie seinen Wunsch nach einem Versprechen nur dank seiner Wortwahl geben konnte. Es war Rhuna klar, dass er nicht wollte, dass sie sich offenen Auges in Gefahr begab. Doch genauso wenig wollte sie seine aufgekeimte Hoffnung in diesen warmen braunen Seelenspiegeln wieder erlöschen sehen.
„Ich passe auf mich auf! Und ich bin nicht alleine – Avalinn, Kaja und Ajak helfen mir. Und mit Sicherheit werden es noch mehr werden!“, beruhigte sie ihn und hob ihr Gesicht, wenn auch etwas widerwillig, von seiner Schulter, um sich ihm noch etwas mehr zuzuwenden. Optimistisch lächelnd strich sie ihm eine seiner verirrten Haarsträhnen aus der Sicht.
„Versprich du mir, dass du hier draußen auf dich aufpasst. Ich weiß nichts über die Gefahren des Sarius, aber deine Ankündigung für unser Vorhaben mir hier einen Bogen zu besorgen, macht mich doch ein wenig skeptisch.“, Rhuna ließ ihre Hand wieder sinken und seufzte kurz.
„Kaja war übrigens entsetzt, als sie erfuhr, dass ich nicht mit Pfeil und Bogen umgehen kann. Was bist du denn für eine Elfe?, hat sie gefragt, als wäre ich ein Wesen aus einer anderen Welt. Das hat mich… ein wenig geärgert. Aber sobald ich kann, werde ich ihr beweisen, dass ich schnell lernen kann.“ So zumindest, nahm es sich die Brünette vor. Sie wollte nicht aufgeben und versuchte ihre Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Was ihr manchmal nicht ganz einfach fiel, besonders, wenn sie etwas erlebt hatte, wie am heutigen Tag.
Ihr Blick fiel auf das Brot. „Willst du nicht noch etwas essen? Du hast vorhin einfach aufgehört …!“ So ungerne sie die gerade gewonnene Position wieder aufgeben würde…

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Montag 7. November 2022, 11:10

Es tat einfach gut, dem Mann dabei zuzusehen, wie er sich über die kleinste Kleinigkeit freuen konnte. Sie hatte nicht viel für ihn getan, lediglich etwas Essbares mitgebracht und doch war er so begeisterungsfähig, wie ein kleiner Junge zum Geburtstag. Wobei dieser kleine Junge definitiv nicht mehr so klein war. Yedan besaß eine Macht, derer er sich nicht bewusst war. Rhuna aber spürte, wie es allein seine Anwesenheit schaffte, sie zu erden. So war es von Anfang an gewesen und trotz seiner eigenen Unsicherheit, war es doch Rhuna, die derzeit von seiner Gegenwart profitierte. Und ebenso war es dieser Umstand, der ihr dabei half Yedan zwar die Fakten, nicht aber alle Wahrheiten anzuvertrauen. Wie hätte er wohl reagiert, wenn er erfahren hätte, dass Rhuna sogar ihr Leben verlieren könnte, wenn Avalinn Recht behielt? Dass ihre Magieformen miteinander in Konkurrenz standen und sie verzehrten, wenn sie keine Lösung fanden? Er hätte alles abgeblasen, wäre in den Kapayu zurück und hätte mit Raji dort weitergemacht, wo sie für Rhuna aufgehört hatten. Sie war der Grund, weshalb er hier war. Weshalb es sich für ihn seltsam anfühlte, wieder im Sarius zu sein. Im Kapayu war er stets ein Fels in der Brandung gewesen, selbstsicher und charmant. Jetzt wirkte er ein wenig hilfloser, doch Rhuna konnte das gut nachvollziehen. Er war seiner Heimat nur ein paar Minuten Fußmarsch nahe. Und konnte sie dennoch nicht erreichen. Sie hatte ihre Heimat freiwillig verlassen und sehnte sich dennoch manchmal dahin zurück. Mit dem Unterschied, dass ihr die Wege offenstanden. Yedan jedoch durfte nicht und lediglich seine Verletzung hatte dazu geführt, dass sie überhaupt ins Dorf gelangten. Farun war derjenige gewesen, der es initiiert hatte. Durch den Magier und Ajak und Kaja, wurde Yedan Hilfe angeboten. Es war schon verwirrend, dass es nun eben jener Magier sein sollte, der irgendwie deutlich mehr mit Yedan’s Verbannung zutun hatte, als bisher angenommen. War er womöglich nicht nur der schmerzgeplagte Vater, der seine Tochter verlor? Hatte er vielleicht sogar gewusst, was vor sich ging? Spekulationen brachten die beiden Elfen nicht weiter. Rhuna musste weiterforschen und Yedan’s Erinnerung half ihr ein kleinen Stückchen weiter. Allerdings wühlten die neuen Erkenntnisse die Shyáner auch auf, weshalb Yedan sich einmal mehr als Balsam entpuppte: Ihm fiel es auf, dass Rhuna fror. Und er war sofort zur Stelle, um ihr Abhilfe zu schaffen. Wie selbstverständlich baute er die Nähe auf, die sie so verwirrte und wie schon beim Angeln, war es seine Natürlichkeit dabei, die ihr Herz höher schlagen ließ. Yedan war da. Trotz seiner eigenen Situation, war er nun für sie da mit einer einfachen, doch sehr wirksamen Geste. Der Halbelf wärmte sie mit seinem eigenen Körper und bot ihr gleichzeitig Schutz vor all den grausamen Gedanken. Rhuna genoss es, schmiegte sich an ihn und er ließ es zu. Mehr noch, er begann ihren Oberarm sanft zu streicheln, schien es aber ganz unbewusst zu machen. Yedan nutzte die aufkommende Ruhe, um sich für ihren Einsatz zu bedanken. „Du musst dich dafür nicht bedanken.“, er lächelte bei ihren Worten.

„Nein?“, fragte er nach und schmunzelte, so wie sie es gewohnt war, vorbei mit Unsicherheiten. „Ich denke schon. Selbstverständlich ist das alles nicht.“, meinte er nachdrücklicher und erinnerte unbewusst daran, was Rhuna eventuell aufgeben würde, für ihn. Und dass, obwohl sie sich kaum kannten. „Ist es ein Geheimnis?“, wollte sie wissen, nachdem er sie um eine Nachricht für seinen Vater gebeten hatte. Yedan entblößte seine weißen Zähne und lächelte auf Rhuna nieder. Er ließ seine Augen über ihr zu ihm aufgerichtetem Gesicht wandern, ehe er leicht den Kopf schüttelte. „Nein..“, er nickte mit dem Kopf zu dem Bogen, der an einen Baum gelehnt, neben dem Köcher stand. „Ich bekam ihn von meinem Vater, nachdem ich alt genug war und einen Hirsch erlegt hatte. Er… er ist Bogenbauer, wie ich bereits erwähnte und, nun, es war uns beiden sehr wichtig. Daher würde es mich freuen, wenn er es wüsste. Ich musste ihn ab und an reparieren, aber.. er ist es noch.“, sprach er, als hätte der Bogen eine alte Seele. Irgendwie stimmte das wohl auch. Einen Moment kehrte wieder Ruhe ein, bis Rhuna durch Yedan unterbrochen wurde. Entschuldigend musste er aber seine Bitte loswerden, um ihr ein Versprechen abzuringen, das ihr Magenschmerzen bereitete. Davor hatte sie sich gefürchtet. Und sie hatte Recht mit ihrer Einschätzung, dass er niemals etwas anderes zulassen würde. Yedan stellte sich nicht über andere. Er respektierte sie, egal ob Mensch oder Tier und lebte danach.
Ansonsten hätte er sich wohl kaum Farun gefügt, wenn es anders gewesen wäre. Sie rang sich Zuversicht ab, um ihn zu beruhigen: „Ich passe auf mich auf! Und ich bin nicht alleine – Avalinn, Kaja und Ajak helfen mir. Und mit Sicherheit werden es noch mehr werden!“ Er wandte ihr den Kopf zu und sah auf sie herab. Sie ließ sich dazu verleiten, ihm die Haarsträhne aus den Augen zu wischen, um einen besseren Blick auf das umschmeichelnde Braun zu haben. Er blieb ruhig dabei, doch sein Blick strahlte Wärme aus, die ihr zuteilwurde. „Versprich du mir, dass du hier draußen auf dich aufpasst. Ich weiß nichts über die Gefahren des Sarius, aber deine Ankündigung für unser Vorhaben mir hier einen Bogen zu besorgen, macht mich doch ein wenig skeptisch.“, forderte sie von ihm und brachte ihn damit zum Lachen. Er wandte den Kopf wieder nach oben und zog Rhuna unbewusst noch etwas dichter in seinen Arm.

„Den Bogen solltest du nicht wegen des Sarius‘ haben, sondern… weil das Holz hier das Beste ist, was du bekommen kannst. Bögen aus dem Holz der Sariannenbäume halten ein Leben lang, wenn man sie gut pflegt.“, erklärte er ihr und schmunzelte weiter, als sich Rhuna über Kaja ärgerte. „Mach dir keine Gedanken. Kaja und Ajak sind beides noch Anfänger. Sie lernen das von Kindesbeinen an, aber das bedeutet nicht, dass sie dir weit voraus sind.“, erklärte er weiter und offenbarte ein wenig über die Gepflogenheiten der Waldmenschen. „Du wirst es lernen und wenn nicht – ist das keine Schande. Ich bin mir sicher, dass du deine ganz eigenen Talente hast und noch viele weitere entdeckst!“, beruhigte er Rhuna und schaute einen Moment ins Feuer. „Willst du nicht noch etwas essen? Du hast vorhin einfach aufgehört …!“, fragte sie ihn und Yedan blickte auf das Essen, schräg gegenüber von ihrer derzeitigen Position. Er rührte sich für einige Sekunden nicht. „Eigentlich… gefällt es mir gerade ganz gut so…“, meinte er leise und ließ sie trotzdem die Ehrlichkeit hinter seinen Worten vernehmen. Er harrte noch einen Moment in der trauten Zweisamkeit aus, bis er sie drückte und dann doch entließ. Sich erhebend, meinte er: „Aber du hast Recht… Ich habe wirklich Hunger und das Brot ist köstlich. Ist es aus der Taverne?“, fragte er und hob dabei die mitgebrachten Speisen auf. „Ist da noch so eine rothaarige Zwergin mit Knollennase?“, fragte er Rhuna und lächelte ihr über das Feuer hinweg zu. „Sie backt das beste Brot…“, erinnerte er sich und biss wieder hinein. „Möchtest du auch?“, wollte er wissen, ehe er sich wieder neben sie setzte, doch dieses Mal ohne, dass er sie in den Arm nahm.
Schweigend kaute er, würde Rhuna selbstverständlich abgeben, wenn sie wollte, und schaute in das knisternde Feuer. Die Nacht war langsam hereingebrochen, klammheimlich und hinter ihnen waren sanfte Schimmer von erleuchteten Hütten zu sehen. Plötzlich brandete schallendes Gelächter auf, sodass Yedan den Kopf wandte und über den Baumstamm blickte. Sehen konnte man nichts, doch man sah ihm an, dass er das Lachen belauschte und für sich verinnerlichte. Danach drehte er sich wieder zurück und musterte das Feuer erneut. Er schien nachdenklich zu sein. „Ich weiß nicht, ob Farun es zulässt, dass du die Wahrheit aufdeckst.“, begann er plötzlich mit sorgenvoller Miene. „Und… obwohl ich ihm keine Skrupellosigkeit unterstelle… Ist er im Bezug auf Alyisa unberechenbar. Sei vorsichtig, wenn du auf ihn triffst, hörst du? Nach all den Jahren war der Schmerz unbenommen stark. Er… er hatte denselben Ausdruck, als er mich seines Hauses verwies. Nach über 20 Jahren war da keine Möglichkeit, ein Gespräch zu führen.“, murmelte er und seufzte. „Das Ansehen seiner Tochter steht über allem. Das musst du wissen, bevor du weiterforschst.“
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Montag 7. November 2022, 20:47

Es tat gut neben ihm zu sitzen, sich an ihn zu lehnen und seinen Arm um sich zu spüren. Bei ihm kam Rhuna zu einer Ruhe, die sie dringend brauchte. Sie versuchte ihr Bestes zu geben und sich nicht unterkriegen zu lassen, doch tatsächlich musste sich die Elfe eingestehen Angst vor den nächsten Tagen zu haben. Die Sorgen waren groß, die sie in sich zu verschließen versuchte. Ihr Optimismus hingegen konnte nur dank ihres Dickkopfes bestehen und dem Willen Yedan die wohlverdiente Gerechtigkeit zu verschaffen.
Dass die Elfe ihr Leben riskieren könnte, wenn sie weiter Nachforschungen anstellte, war ihr wohl bewusst, doch versuchte sie gar nicht groß darüber nachzudenken. Ihre Hoffnung, dass alles gut werden würde war dank Avalinn groß genug, dass sie nicht zurückwich und auch keinen Gedanken an eine Rücknahme ihrer Worte verschwendete.
Trotz alldem war Rhuna froh gerade einfach etwas bei dem Halbelfen sein und seine Nähe genießen zu können. Yedan war wie ein Fels in der Brandung – wie ein Kompass nach dem sie sich richten konnte und der ihr die Suche nach dem richtigen Weg erleichterte.
Für einen Moment schloss sie die Augen und hörte seine Worte, die er eindeutig mit einem Schmunzeln auf den Lippen äußerte: „Nein? Ich denke schon. Selbstverständlich ist das alles nicht.“, meinte er und zauberte der jungen Frau mit seiner Art ein Lächeln auf die Lippen. Sie öffnete seine Augen und bekam, als sie den Kopf etwas in den Nacken zog, genau den Blick zu sehen, den sie sich bereits mit geschlossenen Augen vorgestellt hatte.
„Gern geschehen!“, gab sie nur leise von sich, um keine liebevolle Diskussion anzufangen. Es war Rhunas Überzeugung, dass er weit mehr verdiente und sich nicht für so etwas bedanken musste. Doch dass er es nach alldem, was er durchgemacht hatte noch immer tat, machte Yedan umso liebenswerter.
Unbewusst rieb sie ihre Wange für den Bruchteil einer Sekunde an seiner Schulter, um ihm noch etwas näher sein zu können, als sie seine Bitte hörte, seinem Vater auszurichten, dass er ‚ihn noch hatte‘. Ihr Blick wanderte nach oben und mit einem kurzen Nicken bestätigte die Elfe ihm natürlich, dass sie es ihm ausrichten würde – ehe sie, von Neugierde getrieben doch fragen musste, ob es ein Geheimnis war, was sie Kayon ausrichten sollte. Obwohl sie keine tatsächliche Antwort erwartet hatte, tat Yedan ihr dennoch den Gefallen sie aus dem Dunkeln zu holen.
„Nein…!“, begann er und deutete mit dem Kopf zu dem Baumstamm, an dem sein Bogen lehnte. Rhuna hob ihren Kopf leicht an und folgte seinem Nicken. „Ich bekam ihn von meinem Vater, nachdem ich alt genug war und einen Hirsch erlegt hatte. Er… er ist Bogenbauer, wie ich bereits erwähnte und, nun, es war uns beiden sehr wichtig. Daher würde es mich freuen, wenn er es wüsste. Ich musste ihn ab und an reparieren, aber.. er ist es noch.“, erklärte ihr der Jäger, während ihr violetter Blick über die Oberfläche des Bogens tastete. Man sah dem Bogen auf dem zweiten Blick viel mehr an, als man es beim ersten Mal erwartet hätte. Sie erkannte die feine Handwerkskunst, die den Bogen nach all den Jahren noch immer stabil und einsatztauglich hielt. Und doch erkannte man, dass er nicht neu war. Feine Kratzer und Kerben und ein matter Griff auf der Oberfläche erzählten, dass der Bogen viel genutzt, aber ordentlich gepflegt wurde. Es war ein viel geliebter Gegenstand und Rhuna verstand, wieso er Yedan am Herzen lag.
Dankbar, dass er diese kleine Geschichte mit ihr geteilt hatte, lehnte sie ihren Kopf wieder an seine Seite. Wenn jetzt, in diesem Moment die Zeit stehen bleiben würde, wäre es der Elfe nur recht. Der Moment der Ruhe war so heilsam und es war schön einfach mit ihm zu reden und noch mehr über ihn zu erfahren. So nah sich Rhuna dem Halbelfen auch fühle, viel wussten sie eigentlich nicht über sich. Doch das Wenige reichte ihr zumindest aus. Ihre Beziehung schien nicht auf Fakten und Informationen aufgebaut zu sein.
„Gut, dass er nicht bei dem Bärenangriff beschädigt wurde oder verloren ging!“, bemerkte sie und griff mit der linken Hand um seinen Oberarm. Einen kleinen Moment funkelte der Schmerz der Erinnerung an diese Nacht in ihren Augen, doch sie ließ es dieses Mal nicht zu, dass er diesen Moment beherrschte. Yedan war hier – lebendig – wieder gesund.
Die Sorge der Beiden um den jeweils anderen ließ sie einander das Versprechen abnehmen auf sich aufzupassen. Und amüsiert hörte Yedan, Rhunas Sorge, dass es im Sarius noch weitere Gefahren geben könnte, von denen sie noch nichts ahnte und die ihn gefährden könnten.
„Den Bogen solltest du nicht wegen des Sarius‘ haben, sondern… weil das Holz hier das Beste ist, was du bekommen kannst. Bögen aus dem Holz der Sariannenbäume halten ein Leben lang, wenn man sie gut pflegt.“, erklärte er ihr und schmunzelte weiter, als sie Kajas Worte äußerte, über die sich die Brünette doch ein wenig geärgert hatte. Und auch dieses Mal wusste der Sarier seine Begleiterin zu beruhigen.
„Mach dir keine Gedanken. Kaja und Ajak sind beides noch Anfänger. Sie lernen das von Kindesbeinen an, aber das bedeutet nicht, dass sie dir weit voraus sind. Du wirst es lernen und wenn nicht – ist das keine Schande. Ich bin mir sicher, dass du deine ganz eigenen Talente hast und noch viele weitere entdeckst!“ Rhuna folgte seinem Blick ins Feuer und lächelte still. Wenn sie ihn das so sagen hörte, wollte sie ihm glauben, dass sie das alles konnte, was er ihr zutraute.
„Ich muss zugeben… es reizt mich schon sehr das Bogenschießen zu lernen und es so schnell zu meistern, dass die beiden mich nicht länger als unelfische Elfe betrachten!“, gab sie mit einem schalkhaften Lächeln von sich. Doch dann fiel ihr Blick auf das Essen und sie fragte Yedan, ob er nicht noch etwas zu sich nehmen wolle, da er dank der Schwere ihres Themas die Mahlzeit unterbrochen hatte.
Im selben Moment bereute Rhuna es ein wenig diese Frage gestellt zu haben. Die Sorge, dass er zu wenig zu sich genommen hatte ließ sie diese Frage stellen, doch nun meldete sich ein kleiner aber dominanter Egoismus, der sich beschwerte eine Frage gestellt zu haben, die den Sarier garantiert dazu bringen würde, seine derzeitige Position an ihrer Seite aufzugeben. Doch nun war es zu spät und still bedauernd atmete sie leise aus.
„Eigentlich… gefällt es mir gerade ganz gut so…“ Die leisen Worte, die an ihr Ohr drangen ließ ihr Herz augenblicklich schneller schlagen. Der Druck von Yedans Hand an ihrer Schulter nahm noch etwas zu und brachte sie noch näher an seinen Körper. Wie sollte man es beschreiben? Die junge Elfe war in völlige Verlegenheit gebracht worden… in eine freudige… kitzelnde… Verlegenheit, die nicht schöner hätte sein können.
Eine zarte Röte legte sich auf ihre Wangen und sie sah zu ihm auf, den Blick tastend über seiner leicht gebräunten Haut. Sie waren nur Reisekameraden, die nur für eine festgelegte Zeit beieinander blieben. Daraus hatte sich schnell eine Freundschaft entwickelt, die zumindest was Rhuna betraf, keine Vielzahl länger hätte sein müssen, um bereits solch eine Tiefe in ihrem Herzen zu erreichen. Wieso nur hatte sie ihr Leben lang nie ein solches Gefühl verspürt – was Yedan so leicht fiel in ihr hervorzulocken?
„Aber du hast Recht… Ich habe wirklich Hunger und das Brot ist köstlich. Ist es aus der Taverne? Ist da noch so eine rothaarige Zwergin mit Knollennase?“, fragte er mit Blick auf die mitgebrachten Speisen und kündigte damit und mit einem leichten Drücken ihrerseits ein jähes Ende ihrer Kuschelzeit an. Nickend bestätigte sie seine Fragen, ehe er sich dann tatsächlich aufrichtete und sich von ihr löste. Die Stellen, die seine Haut berührt hatten, fühlten sich mit einem Mal frischer und kühler an, als die Luft die Gelegenheit nutzte, die wiedergewonnene Fläche zurückzuerobern. Ja, Rhuna hätte ihre letzte Frage tatsächlich gerne noch einmal zurückgenommen und um ein paar Minuten verschoben. Doch als sie sich bei diesem Gedankengang erwischte, rügte sie sich gedanklich und schüttelte lächelnd mit dem Kopf über sich selbst.
Du bist eine Närrin!, dachte sie und sah zu Yedan, der weiter mit ihr schwatzte.
„Sie backt das beste Brot…“, erinnerte er sich und biss herzhaft in die Backware hinein. „Möchtest du auch?“, Fragte er und ließ sich wieder neben Rhuna nieder, die sich etwas herumrückte um sich ihm besser zuwenden zu können.
„Nein, iss das ruhig alleine. Ich habe in der Taverne vorhin schon etwas nach dem Schreck zu mir genommen.“, erklärte sie unbedacht und tröstete sich mit seinem zufriedenen Gesicht, das er beim Verspeisen des Brotes machte. Doch der Ausdruck in seinen braunen Augen wurde zunehmend nachdenklicher und Rhuna merkte, dass seine Gedanken wieder in düstere Themen abdrifteten.
„Ich weiß nicht, ob Farun es zulässt, dass du die Wahrheit aufdeckst.“, begann er, woraufhin Rhuna seine sorgenvolle Miene auch auf ihr Gesicht übertrug. „Und… obwohl ich ihm keine Skrupellosigkeit unterstelle… Ist er im Bezug auf Alyisa unberechenbar. Sei vorsichtig, wenn du auf ihn triffst, hörst du? Nach all den Jahren war der Schmerz unbenommen stark. Er… er hatte denselben Ausdruck, als er mich seines Hauses verwies. Nach über 20 Jahren war da keine Möglichkeit, ein Gespräch zu führen. Das Ansehen seiner Tochter steht über allem. Das musst du wissen, bevor du weiterforschst.“, erklärte Yedan mit einer gut gemeinten Warnung. Rhuna sah ihn einen Moment schweigend an, ehe sie die Spannung löste und zum Feuer blickte.
„Wie gesagt… er tut mir leid. Ich will mir den Schmerz nicht ausmalen, den er erleben musste. Erst mit dem Verlust seiner Frau… dann wegen Alyisa.“, begann sie und strich sich eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. Auch sie wirkte nachdenklich – bis ihr Ausdruck entschlossen wurde.
„Aber ich kann kein Verständnis dafür zusammenkratzen, wenn er in dir eine Art Ventil für all sein Leid und seine Wut sucht und dich zum Sündenbock macht, weil er den Verlust seines Gedankens an das kleine, liebe Mädchen, das seine Tochter einst gewesen war, nicht wahrhaben will. Das möchte kein Vater. Meine Eltern… taten sich ebenso schwer damit einzusehen, dass ich nicht mehr die brave Tochter bin, die ich ihnen all die Jahre gegeben habe. Meine Mutter konnte mich nicht einmal verabschieden, so enttäuscht und entrüstet war sie. Aber… man kann seine Kinder nicht ewig kontrollieren. Sie fällen irgendwann eigene Entscheidungen, ob die Eltern diese nun gutheißen, oder nicht. Farun… hat das alles sicher nicht gewollt – hat sich für seine Tochter etwas Anderes gewünscht. Etwas, was seinem Empfinden nach gut und richtig war. Aber Alyisa hat ihren Weg gewählt … - einen, auf dem sie Schmerz und Leid … und den Tod anderer … deinen Tod… in Kauf genommen hat. Damit hat sie eine Grenze überschritten vor der Farun nicht seine Augen schließen darf, so schmerzhaft ihre Taten und ihr Verlust auch für ihn waren.“ In Rhunas Blick mischte sich ein Funke Wut. So groß ihr Verständnis für Farun war – sie missbilligte das, was er ganz offensichtlich tat: Yedans Glück opfern, um das Andenken seiner Tochter zu schützen.
„Vielleicht hilft es ihm zu wissen, dass nicht nur er leidet. Aber es ist unrecht eine Familie zu zerstören, nur weil seine zerstört worden und auseinandergebrochen ist. Vielleicht gibt er sich insgeheim doch die Schuld – will es sich aber gleichzeitig nicht eingestehen, weil das nicht zu der von ihm konstruierten Welt passt, in der Alyisa noch immer seine kleine, liebe Tochter ist. Vielleicht…“ Rhuna hatte sich ein wenig hochgeschaukelt und ballte ihre Hände zu Fäusten. „… will er dich bestrafen, weil er meint, dass du es doch hättest verhindern können. Dass du es hättest abwenden können – wie er es hätte tun können – doch er sieht sich in der Position, in der er die Kontrolle über sie an dich verloren haben könnte. Weil du der Junge warst, der seiner kleinen Tochter das Herz gestohlen hast…“ Sie schloss einen Moment die Augen. „Aber er übersieht, dass ihr Hass auf die Welt größer wurde, als die Liebe zum Sarius, zu ihm und … zu dir! Sie hat sich der Stimme und der Dunkelheit in ihrem Herzen ergeben. Soweit, dass sie Nekromantie anwandte und dich zu einem ihrer toten Sklaven machen wollte. Wenn Farun meint, dass er mich davon abhalten kann die Wahrheit aufzudecken legt er sich eindeutig mit der falschen Elfe an! Er gefährdet in seiner blinden Wut und Trauer das ganze Dorf - den ganzen Sarius. Und das, was ich ihm niemals verzeihen kann ist, dass er glücklich mit Lorna zusammenlebt, während sich dein menschlicher Vater nach all dem Leid und Verlust, welches ihm mitunter wegen ihm wiederfahren ist, immer weiter zurückzieht, weil er in seinem Alter keine großen Freuden mehr erwartet.“ Rhuna stockte und merkte, dass ihr vielleicht zu viel über die Lippen gerutscht war. Entschuldigend hob sie den Blick zu Yedan.
„Es … tut mir leid. Ich kenne deinen Vater nicht, aber ich glaube, dass er es verdient hat dich zurückzubekommen. Dass ihr euch zurückbekommt…!“ Denn das was Rhuna herausgehört hatte war, dass Yedan und Kayon sich sehr nahegestanden hatten.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. November 2022, 12:19

Rhuna bereute, dass sie Yedan selbst von sich weggescheucht hatte. Doch der Jäger hatte tatsächlich bisher nichts gejagt, aufgrund seiner schweren Verletzung und so war es selbstlos von der Elfe, ihn daran zu erinnern. Auch wenn ihr nun seine Wärme fehlte. Yedan aber ließ sie nicht vollends ohne etwas zurück: Er hatte ihr versichert, dass es ihm auch ganz gut gefiel, leider aber ohne klarzumachen, inwieweit. Der Sarier war doch unbedarft, während Rhuna mehr und mehr zu verstehen begann, was er ihr bedeutete. Freundschaft war es, und doch auch wieder nicht. Eine Freundschaft brauchte Monate, Jahre vielleicht Jahrzehnte. Sie brauchte Vertrauen und Verlässlichkeit, die sich nicht anhand von Momenten zeigten. Aber das, was Rhuna zu empfinden bereit war, war auch für sie gänzlich neu. Pharus hatte es bereits ein wenig geweckt, doch nicht auf so eine Art und Weise. Trotzdem konnte sie nur über sich lächeln, bei ihren Gedanken. Seine Warnung, die er bezüglich Farun aussprach, machten dann allerdings die aufkommende Zweisamkeit kaputt. Rhuna wollte Verständnis für die Situation aufbringen, versuchte klarzumachen, dass sie Farun irgendwo nachvollziehen konnte, doch das täuschte nicht darüber hinweg, wie sehr sie hier auch die Ungerechtigkeit anprangerte. …“Wenn Farun meint, dass er mich davon abhalten kann die Wahrheit aufzudecken legt er sich eindeutig mit der falschen Elfe an! Er gefährdet in seiner blinden Wut und Trauer das ganze Dorf - den ganzen Sarius. Und das, was ich ihm niemals verzeihen kann, ist, dass er glücklich mit Lorna zusammenlebt, während sich dein menschlicher Vater nach all dem Leid und Verlust, welches ihm mitunter wegen ihm widerfahren ist, immer weiter zurückzieht, weil er in seinem Alter keine großen Freuden mehr erwartet.“ Yedan hätte sich fast an seinem Brot verschluckt, während Rhuna ihrer aufwallenden Rage Luft machte. Jetzt aber blinzelte er sie an und schwieg für einen Moment. Das restliche Brot in seiner Hand sank zu seinen Beinen, während er das Gesicht der Elfe betrachtete. Für den ersten Moment war nicht ersichtlich, was in ihm vorging, sodass Rhuna noch mal nachsetzen musste, um ihre harsche Aussage etwas zu relativieren: “Es … tut mir leid. Ich kenne deinen Vater nicht, aber ich glaube, dass er es verdient hat dich zurückzubekommen. Dass ihr euch zurückbekommt…!“ Erneut schwiegen sie und die Stille schien sich auszubreiten. Yedan aber hielt den warmen Blick in ihrem Gesicht. Er wirkte nicht zornig, ob ihrer Worte. Er wirkte… überrascht. Und just in dem Moment, in der Rhuna dies erkennen konnte, öffneten sich seine Lippen zu einem herzlichen und anerkennenden Lächeln.

„Sieh mal einer an!“, schmunzelte er und nickte ihr erneut anerkennend zu. „Starke Worte von jemanden, der das Gefühl hat, nicht in die Welt zu passen!“, meinte er sanft und nickte bestätigend. „Du hast Recht, mit dem was du sagst. Du hast eine weise Sicht auf die Dinge Rhuna, lass dir das nicht abspenstig machen. Die Dinge klar zu sehen und zu benennen, gelingt nicht vielen.“, er wandte den Blick ab und es war klar, dass er sich selbst mit einschloss. „Manchmal kommen wir aus unseren Entscheidungen nicht mehr heraus. So falsch sie gewesen sind. Sie schaffen neue Entscheidungen, wieder neue und neue, bis wir nicht mehr zurück können. Farun lebt seit über 20 Jahren mit seiner eigenen Lüge. Und er hat alles weitere darum herum erschaffen… Wenn diese Lüge also jetzt aufgedeckt würde – verliert er alles und jeden. Ich… kann mir die Angst nicht mal vorstellen. Er genießt, als oberster Magier, einiges an Ansehen. Er hat in Zyranus gelernt und von dort unwahrscheinliches Wissen mitgebracht in der Naturmagie. Er ist jemand, hörst du. Und er will garantiert kein Niemand sein. Deshalb… deshalb hast du zwar Recht und ich bin mir sicher, dass auch Farun dir zustimmen würde… wenn er noch der wäre, den ich als Vater meiner ersten Liebe kennengelernt habe.“, erklärte er. „Farun wollte für Alyisa nur das Beste. Und ihren gewählten Weg… den konnte er nicht beschreiten. Er ist tiefverwurzelt mit unseren Wäldern, unserer Natur. Er huldigt aus vollstem Herzen Florencia und Phaun und er erträgt es nicht, dass ausgerechnet Alyisa die Gottesgaben zerstört. Er ist ein Gefangener in sich selbst. Und bereit, das alles aufrechtzuerhalten…“, er wandte sich wieder der Elfe zu und hielt den braunen Blick in ihrem Violett. Doch plötzlich kam Yedan langsam mit seinem Oberkörper näher und Rhuna konnte seine Körperwärme durch die plötzliche Nähe spüren.
„Und deshalb…“, flüsterte er, als er sie beinahe mit seiner Stirn berühren konnte, aber an ihr vorbeiglitt, um seine Lippen zu ihrem Ohr zu führen, „musst du unbedingt auf dich aufpassen.“, wiederholte er seine Bitte. Doch mehr noch, dieses Mal unterstrich er sie mit einer sanften Berührung durch seine große Hand an ihrer linken Kopfseite und dem zarten Druck seiner Lippen an ihrer rechten Schläfe. „Du bist wertvoll, Rhuna. Vergiss das nicht!“, meinte er und zog sich wieder zurück. Yedan’s Art war stets liebevoll und vor allem rücksichtsvoll. Leider führte es dazu, dass sich ein Herz schon mal darin verlieren konnte. War er ihr nun zugetan? Oder war das nur seine Art? Er behielt die Antwort darauf für sich und ließ sie rätselnd zurück. Der Sarier hob den Kopf in den Nacken und prüfte offenbar den Stand des Mondes. Noch war er nicht oben am Firmament, doch der Abend wurde allmählich zur Nacht. Um die Stimmung etwas aufzubrechen, warf er Rhuna einen Blick zu und lächelte spitzbübisch. „Komm mit!“, sagte er und erhob sich, um ihr die Hand hinzuhalten. „Bevor du zurück ins Dorf gehst, helfe ich dir und du mir!“, meinte er mysteriös und ging, nachdem er ihr geholfen hatte aufzustehen, zu seinem Bogen. Ohne Umschweife hielt er ihr diesen entgegen und den Köcher dazu. „Wir jagen jetzt!“, bestimmte er und wartete, ob Rhuna bereit dazu wäre.
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