Der Zauber, der uns innewohnt

Dieses Dorf beweist, dass unterschiedliche Rassen auch friedlich miteinander leben und auskommen können. Menschen und Elfen haben sich zusammengetan und dieses Dorf geschaffen. Im Einklang und friedlicher Harmonie hilft man sich gegenseitig.
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Rhuna Bláidyaét
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 13. November 2022, 19:41

Unsicher, wie Yedan ihre Worte aufgenommen hatte betrachtete sie sein Gesicht. Seine Miene ließ anfangs nicht erkennen, bis sich seine Lippen zu einem Schmunzeln verzogen und er ihr anerkennend zunickte.
„Sieh mal einer an! Starke Worte von jemanden, der das Gefühl hat, nicht in die Welt zu passen!“, sagte er, wahrscheinlich mit der Absicht sie aufzumuntern. Doch Rhuna erkannte, dass es nicht nur sie war, die sich manchmal fehl am Platz fühlte. Yedans nächsten Worte machten ihr klar, dass jeder mit seinen Entscheidungen leben musste und dass die Umstände, die einen beeinflussten, nicht immer zu den besten und weisesten Entscheidungen zwangen. So ging es ihr, Yedan … Farun.
„Du hast Recht, mit dem was du sagst. Du hast eine weise Sicht auf die Dinge Rhuna, lass dir das nicht abspenstig machen. Die Dinge klar zu sehen und zu benennen, gelingt nicht vielen. Manchmal kommen wir aus unseren Entscheidungen nicht mehr heraus. So falsch sie gewesen sind. Sie schaffen neue Entscheidungen, wieder neue und neue, bis wir nicht mehr zurückkönnen. Farun lebt seit über 20 Jahren mit seiner eigenen Lüge. Und er hat alles Weitere darum herum erschaffen… Wenn diese Lüge also jetzt aufgedeckt würde – verliert er alles und jeden. Ich… kann mir die Angst nicht mal vorstellen. Er genießt, als oberster Magier, einiges an Ansehen. Er hat in Zyranus gelernt und von dort unwahrscheinliches Wissen mitgebracht in der Naturmagie. Er ist jemand, hörst du. Und er will garantiert kein Niemand sein. Deshalb… deshalb hast du zwar Recht und ich bin mir sicher, dass auch Farun dir zustimmen würde… wenn er noch der wäre, den ich als Vater meiner ersten Liebe kennengelernt habe. Farun wollte für Alyisa nur das Beste. Und ihren gewählten Weg… den konnte er nicht beschreiten. Er ist tiefverwurzelt mit unseren Wäldern, unserer Natur. Er huldigt aus vollstem Herzen Florencia und Phaun und er erträgt es nicht, dass ausgerechnet Alyisa die Gottesgaben zerstört. Er ist ein Gefangener in sich selbst. Und bereit, das alles aufrechtzuerhalten…“, erklärte Yedan ihr und ihre Blicke trafen sich. Man konnte Rhunas Miene ablesen, dass sie verstand, wieso es zu alldem gekommen war. Doch das hieß nicht, dass sie Verständnis für manche Entscheidungen aufbringen konnte.
„Aber genau das ist es doch, was ich ihm nicht verzeihen kann. Manchmal trifft man Entscheidungen, die man später bereut. Das tut jeder! Farun aber verschließt weiter die Augen und tut alles, um zu Vertuschen und die Lügen aufrechtzuerhalten, die ihn und das Ansehen seiner Familie schützen. Auf deine Kosten – auf die deiner Familie!“ Rhuna schüttelte den Kopf, weil sie den Gedanken nicht nachempfinden konnte. Sie verstand, wenn man jemanden schützen wollte und wie schwer es sein musste zu erkennen, dass eine geliebte Person etwas Schlimmes verbrochen hatte. Doch gab es… keine Grenze? Hatte Alyisa diese nicht überschritten? Und wie konnte Farun Yedan all die Schuld aufbürden? Tat er es tatsächlich im vollen Bewusstsein?
Yedan lehnte sich vor, ohne dass es Rhuna tatsächlich mitbekam. Erst als sie seine Wärme durch die plötzliche Nähe spüren konnte, klärte sich ihr Blick, der tief in Gedanken versunken war. Er war mit einem Mal so nah, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte und ihr Herz machte einen kleinen Satz.
Eine leichte Verunsicherung nahm von ihr Besitz, doch sie rührte sich nicht, als sein Gesicht noch näherkam, dann aber seitlich an ihrem Blick vorbeiglitt.
„Und deshalb…“, flüsterte er, so dass sein Atem nun ihr Ohr kitzelte und seine weichen, braunen Haare ihre Wange streichelten. „musst du unbedingt auf dich aufpassen.“ Als würde er seinen Worten, die Warnung und Bitte zugleich waren, noch Nachdruck verleihen wollen, spürte sie seine warme Hand, die sich sanft an ihre linke Kopfseite schmiegte und sicherstellte, dass seine Lippen sein Ziel nicht verfehlten. Yedan gab der Brünetten einen Kuss auf die Schläfe und gab dadurch seinen nächsten Worten noch mehr Ausdruck:
„Du bist wertvoll, Rhuna. Vergiss das nicht!“
Zwischen ihnen wuchs wieder Abstand, als Yedan sich zurückzog und seinen Blick gen Himmel wandte, um den Stand des Mondes zu betrachten. Rhuna indes merkte, wie sich ihr Herzschlag wieder normalisierte, während sie mit der rechten Hand die Stelle berührte, die Yedans Lippen gerade gestreift hatten.
Eigentlich hatte Rhuna erwartet, dass ihr Herz nur noch schneller schlagen würde, doch das Gegenteil war eingetreten. Seine Geste hatte sie gefreut und zugleich ernüchtert - und nun saß sie da und wusste nicht so recht, wieso sie so anders empfand, als gedacht.
Yedan war stets lieb und rücksichtvoll zu ihr. Und er besaß eine neckische Art, die sie schon von Beginn an um den Finger gewickelt hatte. Doch war es Rhuna, die auf ihn reagierte und in seinen Taten, seinen Blicke und Worten mehr zu entdecken versuchte. Gerade war ihr wohl bewusst geworden, dass sie nichts dergleiches hatte finden können. Der Sarier behandelte sie wie einen Freund. Oder wie eine Schwester. Aber er gab kaum Anlass mehr in seinem Verhalten ihr gegenüber zu erkennen.
Und Rhuna? Sie wusste, dass sie ihm immer mehr Bedeutung in ihrem Herzen gegeben hatte. Sie mochte ihn – sehr! Viel zu sehr, für die Zeit, die sie einander kannten. Und all diese Gefühle waren neu und aufregend. Was, wenn sie etwas verwechselte? Wenn sie ihm weiter ihr Herz verschrieb, wo er sie ganz und gar nicht mit denselben Augen betrachtete? Was wenn sie aus Unwissenheit und mangels Erfahrung, Zuneigung… eine ungewisse Art von Liebe mit Freundschaft verwechselte?
Sie betrachtete ihn, während er hinauf in den Himmel sah. Dass sie den Halbelf mochte, war eine Tatsache. Er besaß eine Macht über sie, der sie sich gerade bewusst wurde und die er scheinbar gar nicht registrierte.
Ihre Hand langsam wieder senkend, legte sie diese kurz auf die Stelle über ihrem Herzen. Es war wohl besser, wenn sie vorsichtiger war, was Gefühle über das normale Mögen hinausging. Sie fühlte, dass sie es tun sollte. Denn die Gedanken darüber und über ihn verwirrten sie immer mehr. War sie es nicht, die ihren Gefühlen keinen Namen hatte geben wollen? Und nun erwischte sich Rhuna nicht zum ersten Mal dabei, über eine Definition nachzugrübeln. Sie war es, die sich immer wieder seine Nähe wünschte – nicht er! Zu Zeitpunkten, die nicht unpassender hätten sein können. Doch hatte Ajak ihr Herz nicht auch einmal zum schnelleren Schlagen gebracht? Was, wenn sie tatsächlich alles durcheinanderbrachte?
Yedan betrachtete sie als Freundin. Und das war mehr, als sie sich für die kurze Zeit über erhoffen konnte. Sie waren füreinander da und darauf sollte sie es beruhen lassen. Es war so viel passiert. Und es würde noch mehr passieren. Es war nicht der Richtige Zeitpunkt dem Rätsel ihrer Gefühle auf die Spur kommen zu wollen.
Ich sollte mich langsam verabschieden und zurück zum Dorf gehen., beschloss Rhuna im Stillen. Gefühle waren schon etwas Eigenartiges. Früher hatte sie die Schwärmereien und Liebesspielchen der anderen jungen Elfendamen belächelt. Weil sie selbst nichts dergleiches hatte empfinden können. Und nun fand sie sich selbst als Spielball ihres Herzens wieder.
Rhuna veränderte ihre Sitzposition und klopfte ein paar Blätter von ihrem Kleid. Ihre kleine innere Debatte hatte nicht lange gedauert, war aber wohl nötig gewesen. Einfach um wieder den Boden zu finden und sich daran zu erinnern, dass sie ihre Gefühle selbst noch nicht gut kannte. Und dass sie keine Gedanken mehr daran verschwenden sollte, in Yedans Handlungen eine zweite Bedeutung zu erkennen.
Doch als wolle Yedan ihren Beschluss, zukünftig etwas neutralere Gedanken zu haben, verhöhnen, begegnete er ihr mit einem spitzbübischen Lächeln und hielt ihr plötzlich mit den Worten: „Komm mit!“, seine Hand hin. Rhuna sah etwas überrascht von der ihr dargebotene Hand zu seinem Gesicht, ehe sie ihre Hand in die Seine legte.
„Bevor du zurück ins Dorf gehst, helfe ich dir und du mir!“, meinte er mysteriös und half der Brünetten auf, die sich aus seinen Worten noch immer keinen Reim machen konnte.
„Was meinst du?“, fragte sie, während ihr Blick seinen Bewegungen zum Bogen folgte. Yedan schnappte sich diesen und den Köcher, wandte sich zu ihr um und verkündete ihr: „Wir jagen jetzt!“, während er ihr die beiden Gegenstände reichte.
Rhunas Augen weiteten sich überrascht, als sie Bogen und Köcher entgegennahm und erst einmal etwas ratlos stehen blieb. Ihr Herz übte Verrat an ihrem Vorhaben, indem es einen kleinen Satz machte - und auch in ihrem Bauch schien ein kleiner Schmetterling ihrem Netz der Nüchternheit entkommen zu sein. Sich dies bewusst werdend, bildeten ihre Lippen ein amüsiertes Lächeln, das sich schnell in ein kleines Lachen wandelte.
Yedan hatte eben diese Wirkung auf sie und Rhuna konnte nicht einfach beschließen, dass dem nicht mehr so war. Sie würde nur aufhören zu versuchen mehr darin zu erkennen, als es war und einfach den Moment sehen. Ob und was sich daraus später vielleicht einmal kristallisierten würde, stand einfach in den Sternen.
„Du hoffst tatsächlich, dass ich dir jetzt, bei anbrechender Nacht ein Frühstück erbeuten kann?“, fragte sie und fügte mit neckender Stimme die Frage „Oder willst du mich einfach durchs Unterholz stolpern sehen?“, hinzu.
Ihre Finger spürten die feine Maserung des Holzes und ihr Blick tastete den Bogen entlang. Es war nicht das erste Mal, dass sie einen Bogen in der Hand hielt. Es war auch nicht das erste Mal, dass sie einen Pfeil abschießen würde, doch waren ihre Fähigkeiten im Umgang äußerst beschränkt. Demzufolge sah sie etwas unsicher drein.
„Ich weiß nicht Yedan…! Sollten wir nicht mit einfachen Ziel- und Schießübungen anfangen?“, fragte die Elfe und ließ ihren Blick zu den im dunkeln liegenden Baumkronen wandern.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Montag 14. November 2022, 21:19

Die Sache mit den Gefühlen war gar nicht so einfach, wie Rhuna feststellen musste. Sie hatte zwar Verständnis für den Vater, den Ehemann, der Frau und Kind verloren hatte. Sie hatte sogar Mitleid. Rhuna war ein empathisches Wesen und in der Lage zu erkennen, dass eine Seele gequält wurde. Doch gleichzeitig gab es da andere Gefühle, die sich leise ihren Weg von ihrem Bauch bis zu ihrem Herzen vorkämpfen wollten. Gefühle, die sie daran hinderten, sich auf Mitleid und Verständnis zu berufen. Denn da war mehr. Da war Wut, Trauer und Unverständnis für die Situation, die ein anderer erleiden musste. Und für Rhuna war er mehr als nur der Jäger aus dem Sarius. Yedan wurde mit jeder Sekunde, die sie Zeit miteinander verbrachten, bedeutender. Und er weckte – scheinbar nebenbei – ein Verlangen in der jungen Elfe, ihm die Seele zu retten. Nicht mehr. Nicht weniger. Rhuna hatte sich für ihren ersten Kampf in ihrem neuen Leben allerhand vorgenommen. Sie wollte das Unrecht von über 20 Jahren rächen. Sie wollte die Bürde schmälern und dem Mann, der ihr das Leben rettete, versüßen. Er sollte nicht länger leiden müssen, weil ein anderer sich erdreistete, sein Wohl über das eines anderen zu stellen. Rhuna verstand es nicht. Und auch wenn Yedan sogar bei einer Erklärung für die Situation von Farun half… Sie war für ihn ins Feld gezogen – nicht für den Magier. Und davon würde sie sich nicht abbringen lassen. Ohnehin ging es, wie sie über den Tag hinweg erfahren musste, um viel mehr. Es ging um das Wohl eines Dorfes. Wenn das, was sie vermutete sich bewahrheitete, dann würde es das Waldmenschendorf über kurz oder lang nicht mehr geben. Stattdessen wäre der Wald verdorrt, leblos und von Dunkelheit befallen. Es war ihre Pflicht, sich einzumischen und nicht wegzusehen. Das, was ihr Volk seit langem bestens umsetzte, war ihr Grund gewesen, zu gehen! Ein eigenes Bild, mit eigenen Augen. Rhuna würde jetzt nicht zurückschrecken. Nicht für ihr Fortkommen aus einem Leben in naiver Blindheit. Nicht für Yedan’s Seelenheil. Allerdings barg letzteres noch ein kleiner, weiterer Wunsch. Diese vorwitzigen Gefühle, die sich heimlich in ihr eingenistet hatten, drohten sich zu vermehren, dass der Halbelf plötzlich die Nähe zu ihr aufbaute. Er tat es vorsichtig als würde er sie nicht verschrecken wollen. Sanft raunte seine Stimme, nahe ihrem Ohr, dass sie auf sich aufpassen musste. Dass sie wertvoll wäre. Und er unterstrich diese Bitte mit einem Kuss auf ihre Schläfe. War es nun Freundschaft, die ihn so handeln ließ? Oder war da etwas anderes? Rhuna konnte es nicht genau benennen, wenn sie ihn nicht fragte. Doch wer wollte schon so etwas wichtiges besprechen? Immerhin könnte dabei auch etwas zerbrechen, wenn man es falsch anging. Zudem kannten sie sich kaum – nein. Rhuna musste mit ihren zweifelnden Gedanken allein zurechtkommen.

Die innige Situation löste sich ohnehin auf, als sich der Jäger in die Vertikale erhob und zu seinem Bogen ging, nachdem sie ihm gefolgt war. Er hielt ihr beides hin und wartete spitzbübisch ab. Zweifelnd war der Blick, den Rhuna ihm auferlegte, doch davon ließ sich Yedan nicht verunsichern. „Du hoffst tatsächlich, dass ich dir jetzt, bei anbrechender Nacht ein Frühstück erbeuten kann? „Oder willst du mich einfach durchs Unterholz stolpern sehen?“ Nun war es an Yedan seine Lippen zu einem offenen Lächeln zu spannen. Er hob eine Augenbraue und neigte sich, die Augen etwas verengend, leicht nach vorn: „Beides?“, meinte er und lachte dann brummend. „Ich finde, beides ist reizvoll – also…“, schürzte er die Lippen, um sie ein wenig zu necken, bevor er schmunzelte. Ungeniert wie sie es kannte, ergriff er sanft ihr Handgelenk und ließ ihr keine Möglichkeit, sich noch davonzustehlen. „Ich weiß nicht Yedan…! Sollten wir nicht mit einfachen Ziel- und Schießübungen anfangen?“, bemühte sie sich um Absolution, doch der Jäger schien sie für einige Schritte sogar zu ignorieren. „Unsinn“, begann er dann und führte Rhuna wie selbstverständlich von der Lichtung weg und in die Dunkelheit hinein. „Du schaffst das, ich zeige dir wie! Und außerdem ist Jagen nichts anderes als Ziel- und Schießübung. Nur mit Beute am Ende.“, grinste er, auch wenn er ihr den Rücken zugewandt hatte. Rhuna’s Augen mussten sich, nachdem die Lichtquelle hinter ihnen lag, vorerst an das neue Licht gewöhnen. Hier war es dunkel geworden, der Mond schimmerte nur zeitweise durch die sanft wogenden Blätter der Bäume. Die Bäume standen hier nicht ganz so eng, wie im Kapayu. Man hatte Platz zwischen ihnen hindurchzutreten und auch die Wurzeln waren nur ab und an mal hinderlich, sodass man etwas darauf achten musste, sich nicht den Fuß zu vertreten.
Die Luft war deutlich frischer in diesem Wald, während auf dem Boden weniger Moos und Grün wuchs. Der Boden bestand eher aus Erde und war fest. Rutschig oder sumpfig war es, zumindest in diesem Teil, nicht. Irgendwo konnte Rhuna sanftes Zirpen vernehmen, ebenso den Ruf eines Kauzes, doch ansonsten war dieser Waldteil ruhig und wenig unbehaglich. Yedan schien mit jedem Schritt mehr zu entspannen. Er hatte sie inzwischen losgelassen und ging neben ihr her. Seine Augen waren ins Dunkel gerichtet und er wandte immer wieder leicht den Kopf. Er hielt Ausschau. „Wonach wäre dir denn heute Abend? Fuchs? Reh? Bär?“, scherzte er mit Schalk in der Stimme und er bedachte sie mit einem Grinsen. Er wirkte offener, nicht mehr so verschlossen wie noch im Dorf. Offenbar war Yedan in seinem Element und konnte gleichzeitig ihre Gesellschaft genießen. Es dauerte eine gute halbe Stunde, in der er einfach nur neben ihr herlief und die Zeit ganz offensichtlich genoss. Bis er seine Stimme wieder erhob: „Ich wollte übrigens vorhin nicht von dir verlangen, dass du Verständnis für Farun zeigst. Ich wollte lediglich zu bedenken geben, wie sehr er sich vielleicht dagegen sträubt, dass du erreichst, was du versuchst…“, meinte er noch mal als Erklärung.

Plötzlich knackte es rechts von Rhuna im Unterholz und Yedan stand augenblicklich so dicht vor ihr, dass sie seine Wärme abermals bewusst wahrnehmen konnte. Er hatte sich so schnell und fließend in ihren Weg gestellt, dass sie kaum gesehen hatte, wie es passierte. Das leicht geöffnete Hemd kitzelte sie beinahe an der Nase, so eng standen sie beieinander. Ihr atmete ruhig und drehte etwas den Kopf, damit er in Richtung des Knacken sehen konnte. „Warte…“, flüsterte er so flüchtig, dass es wie eine zarte Briese auf sie niederregnete. „Reh.“, formulierte er tonlos mit den Lippen und sah auf sie hinunter. Er zog einen Mundwinkel hoch, was ihm etwas Neckisches gab. Dann hob er langsam seine Hand, fuhr mit seinen Fingern zärtlich über ihren Arm und tippte am Ende auf den Bogen und den Köcher. Rhuna’s Zeichen, dass sie sich bereitmachen sollte. Während sie noch Bogen und Pfeil sortierte, trat er leise als wäre er ein Geist hinter sie und gab ihr die Sicht auf das Reh frei, das er sofort entdeckt hatte. Es stand in einigen Metern zwischen zwei Bäumen und knusperte an einem Strauch die süßen Beeren ab. Yedan aber stand direkt hinter ihr, gab ihr allerdings genug Raum, sodass sie den Bogen anlegen könnte. Seine Hände legten sich auf ihre Schultern und dirigierten sie minimal in eine bessere Richtung zur Beute. Sanft schob sich sein Bein gegen ihres, presste sich mit Druck gegen sie und seinen linken Fuß gegen ihren Linken, damit sie diesen veränderte und einen sicheren Stand einnahm. Seine Hände umfassten ihre Hüften, um sie sanft zu drehen. Oh die Wärme in ihnen versprach so viel mehr, wenn man erstmal darauf achtete. Danach fuhren seine Handflächen ihre Seiten hinauf, bis er ihre Schultern wieder erreichte. Das alles geschah zügig und vollkommen selbstverständlich, auch wenn die Berührungen kaum sanfter hätten sein können. Seine Fingerspitzen glitten an ihren Oberarmen entlang, damit sie den Bogen richtig anlegte. Bis er seine Arme um sie legte, mit seiner Brust zu ihr aufschloss und ihre Unterarme entlangfuhr, um schließlich ihre Handrücken mit seinen Handflächen zu bedecken. Er neigte sich hinter ihr zu ihrem Ohr und flüsterte: „Spannen…“, ehe er sich mit ihr zusammen aufrichtete und gleichzeitig mit ihr den Bogen spannte. Und wie Yedan ihr zeigte, wie sie es tun sollte. Dass er dabei so dicht war, so sanft und schon wahrlich zärtlich, stählte vielleicht nicht ihre Nerven, löste vielleicht sogar einen weiteren Knoten ihres Netzes aus Nüchternheit, um weitere Schmetterlinge entkommen zu lassen, aber es war nötig, um so wenig Geräusche wie nötig zu machen. Dann visierten Yedan und Rhuna gemeinsam das Reh an, welches noch nichts von seinem Schicksal ahnte.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Dienstag 15. November 2022, 23:02

Vorbei waren die ernsteren Themen. Yedans Idee, um diese Zeit jagen zu gehen, löste dennoch Skepsis in der brünetten Elfe aus. Sie hatte an diesem Tag bereits viel erlebt und war ein wenig erschöpft. Doch es lag mehr an der zunehmenden Dunkelheit, die die Nacht mit sich brachte. Das letzte Mal, als Rhuna im Dunkeln durch einen Wald gelaufen war, hatte sie verzweifelt nach Yedan gesucht, der verletzt durch den Bärenangriff, beinahe in ihren Armen verblutet wäre,nachdem sie ihn im Unwetter fand. Sie wollte es sich nicht eingestehen, doch jetzt, wo sich die Sicht hauptsächlich auf den, vom Feuer beleuchteten Fleck beschränkte, spürte sie, wie ihr die Enge der Dunkelheit zu schaffen machte. Obwohl sie nicht in derselben Situation waren, wie vor ungefähr 2 Tagen.
Rhuna wollte wirklich gerne das Bogenschießen lernen, doch war nun der beste Zeitpunkt dafür? Yedan schien zumindest von seiner Idee und der Vorstellung, wie Rhuna durchs Unterholz stolperte angetan zu sein.
„Beides? Ich finde, beides ist reizvoll – also…“, meinte er mit einem brummenden Lachen und zeigte sich ganz so, wie sie ihn kennen und … schätzen gelernt hatte. Nicht befangen, nicht bedrückt, nicht unsicher und nicht an sich selbst zweifelnd. Der Wald passte zu Yedan – war ein Teil von ihm. Ob nun Kapayu, Neldoreth oder Sarius.
Seine deutlich aufgeheiterte Stimmung schien Rhunas leicht bedrückten und von Erinnerungen gehemmten Gedanken aufzuklaren und ihr wieder ein wenig Mut zu geben. Doch… Mut war doch noch mal etwas anderes als Zuversicht.
„Ich weiß nicht Yedan…! Sollten wir nicht mit einfachen Ziel- und Schießübungen anfangen?“, fragte die Elfe, doch der Halbelf ließ gar keinen Einwand gelten.
„Unsinn! Du schaffst das, ich zeige dir wie! Und außerdem ist Jagen nichts anderes als Ziel- und Schießübung. Nur mit Beute am Ende.“, meinte er grinsend und führte sie von der kleinen Lichtung fort. Zusammen entfernten sie sich immer mehr vom Lichtschein des Feuers, in dem sich Rhuna deutlich wohler gefühlt hatte. Ihre Augen mussten sich an die Dunkelheit gewöhnen, doch die milderen Umstände erlaubten ihr dies, wie auch das Licht des Mondes, das durch die Äste der Bäume brach. Dieses Mal hetzte sie nichts und der Jäger war ganz in seinem Element. Rhuna folgte ihm und betrachtete seine Art sich durch den Wald zu bewegen, wenn sie nicht auf die Wegbeschaffenheit achtete.
Der Wald schien ruhig zu sein und nur die nachtaktiven Tierchen, die gerade munter wurden, schienen sich zu regen. Trotz der Dunkelheit begann sich Rhuna langsam wieder zu entspannen – etwas, was sie wohl nur durch Yedans Anwesenheit und sorgenfreie Art schaffte.
Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie sein Profil zu sehen bekam. Ihm fielen wie immer ein paar Strähnen in die Sicht und seine braunen Augen suchten mit geübtem Blick die Umgebung nach Beute und Hinweisen auf diese ab. Der kleine freche Schmetterling, der ihrem Netz bereits entkommen war, schien erneut wieder in ihrem Bauch zu tanzen und sie zu kitzeln. Und als die Elfe sich diesem gewahr wurde, seufzte sie nur leise. An diesem Gefühl würde sie wohl nichts tun können – sie war eben gerne in Gesellschaft des Sariers.
„Wonach wäre dir denn heute Abend? Fuchs? Reh? Bär?“, fragte er sie mit einem Grinsen und wandte sich zu ihr um. Rhuna hob bei seiner Frage die Augenbrauen, ehe ihr Blick sich bezüglich der Anspielung verengte. Er wollte also spielen…!
„Sehr witzig!“, gab sie von sich und gab Yedan einen gedämpften Klaps auf den Oberarm, ehe sie ihn eben dort festhielt und vor ihm stehen blieb. Sie kam seinem Gesicht ziemlich nahe, indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ließ einen Moment der Stille verstreichen. Herausfordern begegnete Rhuna seinem Blick – sollte er sich ruhig ein wenig daran erinnern, dass sie nach dem Schreck nicht allzu gut auf seine Freundschaftsmethoden zu gefährlichen Tieren zu sprechen war.
„Vielleicht ist mir ja nach einem leichtsinnigen Sarier? Hier soll einer herumlaufen, der in letzter Zeit nicht besonders gut auf sich aufpasst!“, gab sie leise von sich und musterte für einen Moment das braun seiner Augen. In ihren konnte sie den Schalk kaum verbergen. „Vielleicht reichen meine Schießkünste bereits aus, um ihn zu treffen…!“ Kurz senkten sich die Augen der Elfe unbewusst zu seinen Lippen, ehe sie sich dann doch zurückzog und ihre Fersen wieder Bodenkontakt fanden. Der Größenunterschied der beiden wurde augenblicklich wieder sichtbarer und Rhuna ging ein paar Schritte weiter. Dann drehte sie sich noch mal um und sagte: „Davon abgesehen sind wir ja wegen deinem Frühstück hier...“. Natürlich wusste die Elfe, dass das nur halb stimmte, denn Yedan hatte die Jagd wohl ihr zu Liebe vorgeschlagen und nicht, weil er tatsächlich mit einer Beute am Ende rechnete.
Lächelnd, ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich wieder um und folgte der Richtung weiter. So verstrichen die Minuten und Stille kehrte ein, bis Yedan plötzlich meinte:
„Ich wollte übrigens vorhin nicht von dir verlangen, dass du Verständnis für Farun zeigst. Ich wollte lediglich zu bedenken geben, wie sehr er sich vielleicht dagegen sträubt, dass du erreichst, was du versuchst…“
Rhuna nickte auf seine Worte und schob einen dünnen, aber mit vielen Blättern versehenen Ast aus dem Weg. „Ich weiß. Er verfolgt seine Ziele … ich meine. Aber ich habe noch die kleine Hoffnung, dass er am Schluss einlenkt. Farun… wirkt nicht böse auf mich. Aber seine Sicht ist über die Jahre für die Wahrheit erblindet.“
Der Magier hatte ein neues Glück gefunden. Mit Lorna, einer liebevollen und herzensguten Frau. Die Ehe der beiden schien so harmonisch zu sein und Rhuna erinnerte sich mit einem sanften Anflug von Neid an die liebevolle Begrüßung im Atelier, der sie beigewohnt hatte. Die beiden besaßen etwas, was ihr noch fremd war und von dem sie hoffte, es irgendwann zu finden. Doch in sich verborgen befürchtete die junge Elfe, dass Farun eben dieses Glück gefährden könnte, wenn er seine vergangenen Fehler nicht aufräumte. Sollte die dunkle Kraft weiter gedeihen und anderen Schaden zufügen dürfen, konnte er so viel verlieren. Nicht nur sein Ansehen und die Harmonie seiner Ehe – auch die Achtung vor sich selbst, als der Magier, der sich dem Schutz der Natur verschrieben hatte.
Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt…, dachte sich Rhuna, ehe sie diese Gedanken vorerst beiseiteschob und Yedan weiter folgte.
Ein Knacken ließ sie plötzlich innehalten. Der Sarier war sofort vor ihr und versperrte ihr den Weg zum Weitergehen. Und wahrscheinlich auch, um sie vor eventuellen Gefahren abzuschirmen. Stoppend regte sich Rhuna nicht, doch an ihrem Blick erkannte man, dass sie in die Dunkelheit lauschte.
„Warte…“, flüsterte er und wandte sich leicht der Richtung des Knackens zu. Obwohl das Knacken auch ein gefährliches Tier hätte verursachen können, schien sich keine wirkliche Anspannung in der brünetten Elfe aufzubauen. Es war ein Instinkt, der dem von Yedan vertraute die Situation richtig einzuschätzen. Und als würde etwas dies bestätigen wollen, traf sie wieder auf seinen Blick und sah, wie seine Lippen tonlos das Wort „Reh.“, formten. Aufmerksam lugte sie an seiner großgewachsenen Gestalt vorbei und entdeckte in ein paar Metern Entfernung das filigrane Tier, das ahnungslos ein paar Beeren von einem Strauch knusperte.
Rhunas Blick festigte sich. Nun würde ihre erste Jagd also beginnen. Doch bevor sie selbst nach einem Pfeil im Köcher greifen und den Bogen richten konnte, war es Yedan, der sie ablenkte. Zärtlich strichten seine Finger über ihren Arm, um sie auf die Jagdinstrumente aufmerksam zu machen.
Ich war wohl zu langsam…, vermutete sie gedanklich und zog vorsichtig und mit langsamen Bewegungen einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn etwas umständlich an. Das Gefühl des Pfeils, wie auch des Bogens kamen der Elfe ungewohnt vor. Es war schon einige Zeit her, dass sie mit Fílías geübt hatte.
Währenddessen war Yedan hinter sie getreten und begann nun mit kleinen Hilfestellungen, die es Rhuna nicht gerade leicht machten sich auf ihr Tun zu konzentrieren, ihre Haltung zu verbessern. Es war so, wie bei ihrer ersten und eigentlich auch letzten Angelstunde. Der Halbelf war ihr nah – sehr nah und berührte sie mit seinen warmen Händen, die bemüht waren, ihre Haltung zu korrigieren. Und offensichtlich, um sie abzulenken und nervös zu machen.
Auf den Stellen, die Yedan berührte, spürte Rhuna ein feines Kribbeln, das sich auch in ihrem Bauch ausbreitete. Waren noch mehr Schmetterlinge ihrem Netz entkommen?
Als er dicht hinter ihr stand und seine Hände sich auf die ihren legten, fiel es der Elfe schwer ihren Blick auf das Tier gerichtete zu halten. Sein Atem kitzelte ihre Wange und unbewusst erhöhte sich ihre Atmung.
Die Nähe des Sariers machte Rhuna mit einem Mal wieder nervös und zeigte ihr insgeheim, dass sie ihn nicht wirklich mit den Augen einer Freundin betrachtete. Oder… brachte sie wieder etwas durcheinander?
Wieso war Yedan nur so…. anders!? Wieso war er es, der sie so durcheinanderbrachte? Hatte sie sich nicht vorhin noch ermahnt ihn nicht mit diesen Augen zu betrachten? Das Herz der Elfe zog sich im süßen Schmerz zusammen, ehe es einen Sprung machte und schneller in ihrer Brust zu pochen begann. Es war nicht fair. Er war einfach nicht fair!
„Spannen…“, flüsterte er so leise in ihr Ohr, dass nur sie die Laute wahrnehmen konnte. Ein kleiner Schauder lief durch ihren Körper und sie spannte sich zunehmend an – zeitgleich, wie er mit ihr den Bogen spannte.
Weiß Yedan eigentlich, was er mir hier antut…?, fragte sich Rhuna und lugte mit den Augen zu seinem Gesicht, während sie ihr Gesicht nicht einen Millimeter zu neigen wagte. Eine Antwort auf die Frage war seiner Miene einfach nicht abzulesen. Und das machte die junge Elfe langsam aber sicher wahnsinnig. Sie fühlte sich zerrissen – in ihren Gefühlen, Gedanken und in sich selbst. Was sollte sie tun – was wollte sie – was fühlte sie?
Yedans Blick visierte das Reh an, das nichts von seinem nahenden Schicksal zu ahnen schien. Rhuna folgte seinem Blick und fixierte nun ebenfalls das ahnungslose Tier an. Noch immer spürte sie den warmen Atem des Jägers auf ihrer Wange, der sie abzulenken drohte.
Ein Kloß löste sich in ihrem Hals und sie schluckte leise. Ihr Fokus änderte sich auf die Pfeilspitze, die auf das Reh gerichtete war. Auf seine Hände. Warme Finger übten sanften Druck auf ihre aus und korrigierten leicht die Richtung. Ihr Arm zog sich noch etwas weiter nach hinten und spannte den Pfeil weiter. Sie musste nur noch … loslassen.
Rhuna schloss die Augen und mit einem Mal wandte sie den Kopf und drückte in einem sanften Kuss ihre Lippen auf Yedans Wange. Zumindest war dies so geplant gewesen – mehr oder weniger. Halb vom Spannen des Pfeils abgelenkt, berührten ihre Lippen genauer gesagt halb seine Wange und halb seine Lippen. Die warme Berührung dieser Stelle ließ sie erst erkennen, was sie getan hatte und vor Schreck löste sie ihre Finger und der Pfeil sauste los. Zeitgleich, wie sie sich von ihm löste.
Mit einem dumpfen Laut bohrte sich der Pfeil, ein paar Fuß entfernt der eigentlichen Beute, in den Boden. Aufgeschreckt sprang das Reh davon – gefolgt von einem kleinen Rehkitz, das ihrer Sicht bisher verborgen gewesen war.
Rhunas Blick hatte sich nur im letzten Moment noch auf die fliehenden Tiere richten können. Doch nun waren diese fort und sie stand vor dem Jäger, den sie gerade, ohne es bewusst zu wollen, geküsst hatte. Was hatte sie da nur getan?
Eine sanfte Röte schlich sich in ihre Wangen die sich augenblicklich hitzig anfühlten und von der die Elfe hoffte, dass sie ihr nicht anzusehen war. Der Kuss war... wie ein Reflex gewesen. Ausgelöst durch die vielen kleinen Reize, denen sie der Jäger ausgesetzt hatte und der diese Reaktion … in ihr hervorgekitzelt hatte.
Doch was sollte sie nun tun? Der Schuss war daneben gegangen, das Reh geflohen und sie hatte sich in eine peinliche Lage gebracht.
„Ich… sagte doch! Ein unvorsichtiger Sarier ...!“, hörte sich die Elfe versucht rettende Worte sprechen, während sie sich bemühte, neckend dreinzublicken. Doch Rhuna wandte schnell wieder den Blick ab und ging in Richtung des Pfeils. Ihr Herz schlug so kräftig in ihrer Brust, dass sie das Gefühl hatte, dass es jedes Tier in diesem Wald hören musste. Vor Verlegenheit kniff sie die Augen zusammen.
Beruhig dich und versuch zu retten, was zu retten ist!!! Im Grunde war es doch nur… ein Kuss?! Ein Kuss der unabsichtlich ein wenig zu nah an seine Lippen geraten war. Freunde küssten sich… doch auch?! Zumindest auf die Wange, wenn sie einander zugetan waren und sich gut kannten. Und Yedan hatte ihr vorhin doch auch einen Kuss gegeben, wenn auch auf die Stirn.
Ihr Blick festigte sich ein wenig, während sie sich zum Pfeil hinabbeugte. Ihre braunen Locken fielen über ihre Schultern nach vorne und schirmten ein wenig den Blick auf ihr Gesicht ab.
„Vielleicht war es gar nicht schlecht, dass ich verfehlt habe. Sonst wäre das Kitz nun ohne Mutter!“, sagte Rhuna mit möglichst normaler Stimme und zog den Pfeil aus dem Boden. Natürlich kreisten ihre Gedanken darum, wieso sie Yedan einen Kuss gegeben hatte, doch zeitgleich schien Rhuna eine Art… kleinen Trotz zu entwickeln. Immerhin brachte er sie hier mit seinen Worten und kleinen Taten durcheinander und tat so, als würde er sich seines Handelns nicht bewusst sein. War es da nicht am besten, wenn sie es ihm gleichtat und auch so tat, als wäre nichts Merkwürdiges geschehen?
Sich wieder aufrichtend, drehte sich die junge Elfe um und lächelte Yedan entgegen.
„Noch ein Versuch? Wonach wäre dir? Hase, Fuchs, ...Bär?“ Ihr Lächeln spannte sich und nun lag in ihren Augen ein leichter Schalk. Natürlich war Rhuna nicht so ruhig, wie sie sich gab, was alleine die dezente Röte ihrer Wangen verraten konnte, würde man darauf achten. Doch sie versuchte es nicht zu zeigen, wie sehr sie sich selbst überrascht hatte.
Und wenn sie tief in sich hineinhorchen würde, wüsste sie, dass sie es getan hatte, weil sie unterbewusst eine Reaktion auf seinem Gesicht hatte entdecken wollen.
War ihr Tun ... trotzdem falsch gewesen?

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 16. November 2022, 20:43

Es war nicht zu erraten, ob Yedan wusste, was er in Rhuna auslöste. Nichts gab einen Hinweis darauf, dass er sie verführen wollte. Dass er sich Mühe gab, eine gewisse Sicht auf ihn zu nähren, damit er am Ende einen Kuss stehlen konnte. Oder mehr. Yedan verhielt sich von Anfang an, wie sie es erlebte und bisher forderte er keine Gegenleistung ein. War es denn Berechnung, wenn man jemanden näherkam, weil man ihm zeigte, wie man Fische fing oder… Ein Feuer machte? Es gab in ihrer kurzen Bekanntschaft bereits viele dieser besonderen… Momente. Doch waren es tatsächlich besondere Momente? Oder machten Rhuna’s Gefühle sie dazu? Yedan war offenbar jemand, der umgänglich, sympathisch und hilfsbereit war. Nichts anderes, erlebte Rhuna derzeit von dem Sarier. Er genoss durchaus ihre Gesellschaft, wie er mit einfachen Zugeständnissen offenbarte. Er mochte ihre Nähe, doch mochte er sie auf gleiche Weise, wie sie ihn? Die Elfe erfuhr es nicht, denn der Halbelf ließ sich einfach nicht in die Karten gucken. Im Gegenteil, immer wenn es hätte zu einer Aussprache kommen können, durchbrach er den Zauber und änderte die Parameter. So auch jetzt, als er sich entschloss, ihr ausgerechnet jetzt das Jagen beizubringen. Yedan war spontan und Rhuna stellte fest, dass er stets für sie sorgte. Sei es mit einem kleinen Frühstück am Morgen, nachdem sie die ersten Schrecken im Kapayu überlebte oder aber mit guten Ratschlägen, die er ihr angedeihen ließ. Er hatte sogar im Kampf um sein Leben dafür Sorge tragen wollen, dass sie dahin kam, wo sie sicher wäre. Wie wäre das eigentlich gewesen, wenn er nicht verletzt worden wäre? Dann hätte er das Dorf der Waldmenschen immer noch nicht betreten dürfen und … hätte sie je von seinem Schicksal erfahren? Nur durch den Angriff auf sein Leben, lernte sie Farun, Lorna und die Geschwister kennen. Nur durch seinen Überlebenskampf machte sie Bekanntschaft mit Avalinn und erhielt so Zugang zu Wissen, das ihr sonst vielleicht nie offenbart worden wäre… Und ihre Magie. Die hatte sich hier gezeigt. Hier im Dorf, weil sie ihm, Yedan, helfen wollte. Waren das nun alles Zufälle oder hatte das alles seinen Ursprung im Schicksalsbuch der Fädenspinnerinnen? Man konnte über derlei Dinge wohl endlos philosophieren, doch Fakt war, dass Rhuna sich ihre Gefühle für Yedan nicht ausdachte. Sie waren da und keine mahnenden Worte an sich selbst, konnten daran etwas ändern. Das Netz hielt nicht. Und das wurde ihr deutlich bewusst, als sie ihm folgte, um zu jagen. Es war nur ein Knacken gewesen, doch es führte wieder zu so viel mehr… Yedan baute eine Nähe zu Rhuna auf, die ihr sofort einen Schmetterling entlockte. Es stellte sich vor sie, damit sie Schutz erhielt, aber auch, damit sie stehen bleiben musste. Ruhe strahlte auf die zarte Elfe hinab, während der gutgebaute Jäger sie abschirmte. Ein kurzer Blick bestätigte, dass Yedan tatsächlich das Reh erkannt hatte und es sich hierbei nicht um eine plumpe Art handelte, ihre Nähe zu suchen. Er war unschuldig. Für Rhuna’s Geschmack zu unschuldig. Yedan sah man nicht in den Kopf und das wurmte die Shyáner. Während sie sich bemühte die Konzentration zu halten, tat Yedan alles dafür, dass sie ihr abhandenkam. Denn er hörte nicht auf, sondern schmückte seine Nähe noch mit zarten Berührungen. Einem flüchtigen Streicheln ihrer Haut hier, einem sanften Druck ihrer Hüfte dort. Alles an ihr schrie nach dieser Behandlung und doch bemerkte sie, dass er sich auf das Reh konzentrierte. Man könnte ja regelrecht eifersüchtig werden, wenn man genauer darüber nachdachte! Doch das wollte Rhuna nicht. Sie bemühte sich sogar, sich einzig und allein auf ihren Bogen und die gespannte Sehne zu konzentrieren. Ob seine Sehne auch…? Sie verbot sich solche Dinge, denn sie wollte das Netz mit aller Macht festhalten. Sie durfte Yedan mit solchen Augen nicht sehen! Sie waren Freunde…Oder etwas nicht? Waren sie das denn? Oder waren sie zwei Fremde, deren Schicksal sich vor einer Woche verwoben hatte und die einfach gut miteinander konnten? Wie auch immer… Yedan vollführte jede Bewegung, jede Berührung einzig und allein, weil das Reh am Beerenbusch auf seinem Speiseplan stehen sollte. Und weil Rhuna ihn schon mehrmals gebeten hatte, ihr dabei zu helfen, ihre Fertigkeiten zu verbessern. Doch wie nur, wenn er da hinter ihr stand und so… umwerfend war?

Rhuna spürte, dass die Schmetterlinge in ihrem Innern an den Schnüren der Netze zu nagen begannen. Und während sie gemeinsam die Sehne des Bogens spannten, drohten ihre Nerven zu zerreißen. Sie unternahm einen letzten Versuch, sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren und fokussierte sich auf die Pfeilspitze. Doch es sollte nicht dazu kommen, dass sie ihren ersten Jagderfolg erleben würde. Rhuna ließ sich von ihren Gefühlen übermannen und wandte den Kopf, um Yedan einen Kuss auf die Wange zu drücken. Dieser aber wandte augenblicklich und sichtlich überrascht den Kopf, was dazu führte, dass der Kuss halb auf seiner Wange und halb auf seinem Mundwinkel landete. Für einen Moment stand die Zeit still, dann sirrte der die Bogensehne, als sowohl Yedan, als auch Rhuna losließen und der Pfeil eine schwache Bahn flog, um vor dem Reh in der Erde stecken zu bleiben. Yedan’s Braun starrte in das Violett. Sekunden verflogen, ohne dass sie jemand rührte, bis Rhuna gewahr wurde, was sie da getan hatte. Sie löste sich und bemühte sich sichtlich um Professionalität. War doch egal, was geschehen war?! Er machte das doch auch ständig! Während Rhuna vor der Peinlichkeit floh, starrten ihr zwei braune Augen hinterher. Sie hob den Pfeil auf und tat vollkommen unbeteiligt. „Ich… sagte doch! Ein unvorsichtiger Sarier ...!“, schob sie ihm den verhunzten Schuss in die Schuhe. Er blinzelte und wirkte… versteinert? „Vielleicht war es gar nicht schlecht, dass ich verfehlt habe. Sonst wäre das Kitz nun ohne Mutter!“, plapperte Rhuna weiter und noch immer ruhte sein Blick auf ihr. Während sie sich hinunterbeugte, huschten seine Augen ungesehen über ihre Gestalt. Doch das änderte sich schnell, als sie sich ihm wieder zuwandte. „Noch ein Versuch? Wonach wäre dir? Hase, Fuchs, ...Bär?“ Yedan brauchte noch einen Moment, dann blinzelte er endlich und räusperte sich. War er etwa… verlegen?! „Ehm – noch ein Versuch.. ja… Rehkitz.“, stammelte er und wollte sich die Wange reiben, bis er sich gewahr wurde, dass das die Seite war, wo sie ihn eben geküsst hatte. Er hielt inne und nahm unbewusst die andere Hand und Wange. Als wolle er das Gefühl auf seiner Haut nicht wegwischen, wusste aber nicht wohin mit seiner Verlegenheit. Der Sarier stand etwas unbeholfen im Wald. Rhuna hatte ihn sichtlich überrascht, was nur für seine Unschuld sprach. Wenn sie sich noch mal näher an ihn herantraute, könnte sie eine ebenso feine Röte auf seinen Wangen erkennen, wie sie sie fühlte. Doch Yedan zeigte nur kurz diese Seite an ihm. Sie hatte ihn eiskalt erwischt. So viel stand fest. Dann fuhr er mit seiner Hand durch das dunkle Haar und straffte den breiten Schultergürtel.
Nochmal räusperte er sich, dann fand er zu seiner alten Ausstrahlung zurück. „Ist nicht schlimm, dass das Reh Mutter ist, sollten wir tatsächlich respektieren.“, meinte er und kehrte, ganz wie sie, zu einer Normalität zurück. Irgendwie. Er nahm Rhuna den Pfeil aus der Hand, bevor sie ihn in den Köcher stecken konnte und berührte dabei leicht ihre Hand, sodass er etwas zurückzuckte. Doch Yedan hatte ihr nur kurz eine süße Verlegenheit präsentiert. Jetzt war er wieder der Alte und griff, den Blick in ihren Augen haltend, ganz bewusst nach. Selbstvertrauen stand ihm viel zu gut. „Du musst nach einem missglückten Schuss immer prüfen, ob die Spitze verbogen ist. Sonst erlebst du ein blaues Wunder, wenn du ihn das nächste Mal nutzt.“, belehrte er sie mit warmer Stimme und schenkte ihr ein Schmunzeln. Dann konzentrierte er sich auf die Pfeilspitze und inspizierte sie genau. Vielleicht etwas zu genau, denn plötzlich nickte er und gab ihn ihr zurück. „In Ordnung. Dann weiter. Wir finden etwas anderes was du küs-..jagen kannst!“, erneut rieb er sich die Wange. Dann schaute er links und rechts und schlug willkürlich einen Weg ein. Er hatte sie nun nicht gerade gepackt und in wilder Leidenschaft erobert, doch sie hatte ihn durcheinandergebracht. War es nun, weil er es mochte? Oder weil er nicht damit umzugehen wusste, ihr nicht vor den Kopf zu stoßen? Yedan blieb ein Rätsel… auch wenn sie ihn durchaus dabei erwischen konnte, dass er, als er glaubte, dass sie nicht hinsah, lächelte.
Für eine Weile blieb der Sarier jedoch schweigsam und suchte auch nicht mehr ihre Nähe. Er hatte offenbar zu verdauen, was geschehen war und behielt seine Gedanken dazu für sich. Er führte Rhuna weiter durch den Wald, bis sie erneut ein leises Rascheln hören konnten. Nicht weit von Rhuna entfernt, trat ein kleiner Fuchs aus dem Gebüsch. Er hatte die Nase in den erdigen Boden gedrückt und schien etwas zu wittern. Yedan blieb stehen und sah zu ihr hin. Er bedeutete ihr, es zu versuchen, wenn sie wollte und würde dieses Mal jedoch an Ort und Stelle stehenbleiben. Er war bereits zu weit von ihr entfernt, um sich jetzt noch hinter ihr aufzubauen. Rhuna musste es allein versuchen und sich vielleicht an seine Hilfen erinnern, wenn sie das noch konnte, nach allem, was nun zwischen ihnen stand. Doch er verhielt sich weiterhin normal und lächelte ihr sogar aufmunternd zu. Er traute ihr zu, das Tier zu erlegen - nun war es an ihr, es zu probieren oder aber abzubrechen und eventuell zum Dorf zurückkehren zu wollen.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Mittwoch 16. November 2022, 23:43

Was einem der Verstand sagte, schien das Herz manchmal nicht zu interessieren. Das war etwas, was Rhuna gerade zu lernen schien. Yedan besaß eine Macht über sie, von der die Elfe nicht verstand, wie er zu dieser gekommen war. Es war von Anfang an so gewesen. Obwohl sie einander noch immer nicht gut kannten fühlte sie sich ihm nahe. Woran lag es nur, dass sie sich bei ihm so geben und fühlen konnte, als wären sie bereits jahrelang miteinander befreundet? Befreundet oder… vielleicht ein wenig mehr? Den Gedanken an die kleine Erweiterung wischte Rhuna schnell beiseite.
Doch wirklich aufhören sich über ihn Gedanken zu machen war ihr auch nicht vergönnt. So oft sie es sich vornahm aufzuhören – die Gedanken kehrten ganz automatisch zu ihm zurück und warfen jeden vorher gefassten Beschluss über den Haufen. Was war es, dass immer wieder ihren Blick auf ihn lenkte?
Rhunas Verstand hielt sie dazu an ihrem Gefühl keinen größeren Namen zu geben, als Freundschaft. Doch die sanften Berührungen, die einzig dem Korrigieren ihrer Haltung galten, zerrten an ihrem Vorhaben und ihrer Konzentration. Solange, bis die junge Elfe ihr eigentliches Ziel aus den Augen verlor. Anstelle ihres Verstandes schien ihr Herz ihre nächsten Bewegungen zu steuern. Und so kam es zu dem kleinen Kuss, der durch die Wendung seines Kopfes noch ein kleines bisschen intimer wurde, als es ihr Unterbewusstsein wohl beabsichtigt hatte.

Verlegen hockte Rhuna vor dem Pfeil. Die braunen Locken schirmten die Sicht auf ihr Gesicht ab, was sie davor bewahrte, dass Yedan Rhuna dabei beobachten konnte, wie sie zaghaft ihre Lippen mit den Fingern berührte. Hatte sie… ihn wirklich geküsst? In einem Moment, wo sie beide wach waren und im Besitz ihrer vollen Auffassungskräfte?
Noch immer wollte sich das Herz der Elfe nicht beruhigen. Und als würde ihr Verstand bereits eine Schutzmauer errichten wollen, versuchte sie ihr Verhalten für sich selbst zu erklären und zu verteidigen – ohne auf den Schluss zu kommen, den ihr Herz bereits gefasst hatte.
Zwischen die beiden trat eine merkwürdige Stille. Yedan stand wie versteinert an Ort und Stelle und schien ebenfalls in seinen Gedanken über den kleinen Moment gefangen zu sein. Die Sekunden in denen nichts geschah zogen sich und verunsichert lugte die Elfe zu ihm, als er auf ihre Ausflüchte noch immer nicht reagierte.
Das Gesicht des Sariers verriet Rhuna wieder nicht, was in ihm vorging und Unruhe begann sich in ihr auszubreiten. Hatte sie etwa doch … eine Erwartung? Hegte sie eine Hoffnung auf eine ganz bestimmte Reaktion? Wenn dem so war, schien sie es noch nicht wirklich bewusst wahrzunehmen.
Um die angespannte Situation zu brechen wandte sich Rhuna ihm wieder zu und lächelte leicht, während sie sich versuchte ganz normal zu geben. Ihr Violett gab nicht preis, wie angespannt sie war und wie mit jedem Moment, der verstrich die Nervosität weiterwuchs. Machte ihm das… denn so gar nichts aus? Spürte er nicht die kleinste Verlegenheit, wie sie es tat?
Nach einer gefühlten Ewigkeit räusperte sich Yedan und Rhuna wäre bei dem plötzlichen Laut beinahe zusammengezuckt.
„Ehm – noch ein Versuch.. ja… Rehkitz.“, stammelte der Jäger und hob die Hand zu der Wange, die sie vorhin noch mit ihren Lippen berührt hatte. Ihre Augen verfolgten jede seiner noch so kleinen Bewegungen, doch war die Distanz zu ihm schon ausreichend, dass sie die feine Röte auf seinen Wangen durch die Dunkelheit nicht erkennen konnte. Jedoch stoppte er in der Bewegung, ehe seine Finger seine Wange erreichen konnten. Und wechselte plötzlich die Hand, wie auch die Wange, um sich über diese zu reiben.
War das nun … ein gutes Zeichen? Rhuna konnte es nicht so recht deuten und drehte unterbewusst vor Unruhe den Pfeil in ihrer Hand. Konnte Yedan nichts sagen? Oder tun, was ihr ein wenig Klarheit verschaffen würde?
Nun, der Sarier tat etwas. Er fand zu seiner alten Ausstrahlung zurück und tat es dieses Mal Rhuna gleich, indem er sich verhielt, als wäre zwischen ihnen nichts passiert, was von der Norm abwich.
„Ist nicht schlimm, dass das Reh Mutter ist, sollten wir tatsächlich respektieren.“, meinte er bereits in seiner üblichen Art, während er auf sie zuging und ihr den Pfeil aus der Hand nahm. Hier geschah noch einmal etwas, was Rhuna ihm als ein Zeichen von Verlegenheit unterstellen könnte. Als er ihr den Pfeil abnahm berührten seine Finger leicht die Ihren, was ihn zurückzucken ließ, als hätte er sich verbrannt. Doch neben der Erklärung, dass er vielleicht auch verlegen war, schlich sich noch ein weiterer Verdacht in ihren Kopf. Was wenn ihm das alles einfach nur unangenehm war?
Die Schmetterlinge in ihrem Bauch schienen ihren Tanz abzubrechen. Ja, die Sache mit den unterbewusst gefassten Erwartungen und Hoffnungen war tatsächlich eine Sache für sich. Die Unsicherheit breitete sich weiter in ihr aus, die sich die Elfe allerdings nicht anmerken lassen wollte.
Um irgendwas mit ihren Fingern zu tun, strich sie sich eine Strähne hinters Ohr und umfasste mit der anderen Hand ein wenig fester den Bogen. Würde er… sie vielleicht doch darauf ansprechen? Momentan wäre ihr das vielleicht sogar ganz lieb. Dann würde sie vielleicht herausfinden können, wie er den Kuss empfunden hatte und würde demzufolge reagieren können. Doch er tat ihr nicht den Gefallen.
„Du musst nach einem missglückten Schuss immer prüfen, ob die Spitze verbogen ist. Sonst erlebst du ein blaues Wunder, wenn du ihn das nächste Mal nutzt.“, belehrte Yedan sie mit seiner warmen Stimme, was sie nur zu einem leichten Nicken verleitete.
„…In Ordnung.“, hörte sich die Elfe sagen, während sie ihm zusah, wie er die Pfeilspitze inspizierte und ihr dann wieder entgegenhielt. Er tat so, als hätte es den Moment vorhin nicht gegeben.
„In Ordnung. Dann weiter. Wir finden etwas anderes was du küs-..jagen kannst!“, meinte er und schlug dann schnell und ohne offenbar groß über die Richtung nachzudenken einen Weg ein. Mit sinkendem Herzschlag, der sich plötzlich eher unangenehm anfühlte folgte Rhuna ihm. Konnte sich der Erdboden nicht einfach öffnen und sie verschlucken? Was hatte sie sich nur gedacht?
Nichts! Das ist ja das Problem…
Da er vor ihr ging entdeckte die Elfe nicht sein Lächeln, das seine Lippen sanft zu den Seiten zog. Erneut ergriff Stille von ihnen Besitz. Bis Yedan plötzlich stehen blieb, als ein erneutes Rascheln sie beide zum Stoppen bewegte.
Ein Fuchs trat aus einem Gebüsch und offenbarte Rhuna so seine Gestalt. Ihr Blick huschte kurz zu dem Halbelfen, der ein wenig entfernt von ihr stehen geblieben war. Er bedeutete ihr an den Bogen erneut zu spannen und zeigte gleichzeitig, dass er dieses Mal nicht bei ihr sein würde.
Auf Rhunas Lippen legte sich ein schmales Lächeln, das für einen Moment niedergeschlagen wirkte. In diesem Moment kam es der Elfe so vor, als würde sie eine Antwort erhalten. Eine Antwort, die vielleicht vorschnell die Hoffnung in ihr zertrat, die sie sich unterbewusst gemacht hatte. Er sah sie eben nicht mit denselben Augen, wie sie ihn. Und auch wenn ihr der Gedanke gerade wehtat, schien sie doch noch immer seine Freundschaft zu besitzen. Und das… war doch… ausreichend!
Ihr Blick lag einen Moment offen auf ihn gerichtet. Dann wandte sie ihn jedoch ab, zog einen Pfeil und spannte den Bogen. Ihre Haltung verbesserte sich ganz automatisch, was eindeutig daran lag, dass sie sich an jede kleine Korrektur viel zu gut erinnern konnte. Jede kleine Berührung spürte sie erneut auf ihrer Haut, als würde Yedan erneut hinter ihr stehen und mit ihr zielen. Doch dieses Mal…
Der Fuchs schnupperte noch immer, ehe sein Kopf hochruckte und sich seine Ohren aufmerksam lauschend aufstellten. Der Pfeil war genau auf das Tier gerichtet und Rhunas Blick wurde ernster. Die Haltung des Fuchses wurde steif und er wirkte so, als würde er sich strecken. Eine Pfote war bereits erhoben – bereit loszulaufen.
Der Blick der Elfe wandte sich leicht zur Seite. Dann drehte sie leicht ihre Hüfte und verschob sich um etwa 20 Grad nach links, zielte erneut und ließ den Pfeil sein Ziel finden.
Zu Rhunas großer Überraschung traf der Pfeil. Nicht den Fuchs, doch ein Kaninchen, nach dem der rotfellige Räuber wohl gewittert hatte und dem sie seine Beute vor der Nase weggeschnappt hatte.
Doch Freude wollte sich bei der Elfe nicht so recht einstellen. Sie sah, dass ihr Pfeil das Kaninchen nicht sofort getötet hatte, sah wie es schwer verletzt zappelte und in den letzten Sekunden seines Lebens Schmerz und Angst verspürte. Der Fuchs war längst verschwunden und die Brünette ging strammen Schrittes auf das Kaninchen zu, das nicht mehr fähig war sich zu bewegen. Verblutend lag es schlotternd auf dem Boden und wie ein Blitz schoss Rhuna Yedans Anblick durch den Kopf, als sie ihn im Neldoreth gefunden hatte.
Sie griff hinter sich in den Köcher und zog einen weiteren Pfeil heraus, ließ sich zu Boden sinken und stach ohne noch eine Sekunde länger zu zögern zu, um dem Leiden des Kaninchens ein Ende zu setzen.
„…Das Leben, das wir nehmen, rettet das unsere. Wir danken für die Gabe, dem Götterpaar!“, murmelte sie leise die Worte, die sie Yedan so oft hatte sprechen hören. Über ihre Finger sickerte das warme Blut und sie hob ihre Hand, um diese zu betrachten.
Es war merkwürdig, aber der Anblick jagte ihr einen Schauder durch den Körper, so dass sie ihre Finger schnell im Gras abwischen musste. Rhuna hatte bisher nie Schwierigkeiten mit Blut gehabt – auch nicht einem Tier das Leben zu nehmen, wenn es als Nahrung diente. Doch gerade spürte sie nur noch den Drang das Blut abzuwaschen. Anstelle von Freude, dass sie ihre erste Beute mit Pfeil und Bogen niedergestreckt hatte, fühlte sie sich unglaublich schlecht. Doch das konnte sie ihm nicht zeigen. Auch nicht die Enttäuschung, die sie spürte, weil sie glaubte verstanden zu haben, dass Yedan in ihr lediglich eine Freundin sah. Nicht, dass ihr das nichts bedeutete – er war für Rhuna, in der kurzen Zeit, zu ihrem liebsten Freund aufgestiegen. Ein Freund, den sie nicht verlieren wollte, egal ob er nun weniger für sie empfand, als sie für ihn.
Rhuna hockte vor dem Kaninchen und wandte langsam den Kopf zu Yedan.
„Geschafft…!“, sagte sie weniger enthusiastisch, als man es vielleicht erwartet hätte, doch sie bemühte sich ihm ein Lächeln zu schenken.
„Ich mache mich jetzt aber auf den Weg. Der Tag war… doch anstrengend und ich muss noch Ajaks Haus finden. Morgen habe ich immerhin viel vor!“, sagte sie und ihre Stimme gewann an Stärke und Ausdruck, als sie vom morgigen Vorhaben anfing. Yedan sollte nicht merken, dass die Stimmung leicht gekippt war. Das wollte sie nicht, da er nichts getan hatte.
Leider besaß sie kein so undurchschaubares Wesen, wie der Sarier, doch sie gab sich alle Mühe unbefangen zu wirken.
„Gehen wir zurück? Ehrlich gesagt... habe ich die Orientierung verloren“, gab sie zu, um ein wenig abzulenken. Sie lachte verlegen und hielt ihm dann seinen Bogen entgegen.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Freitag 18. November 2022, 22:20

Yedan machte es Rhuna einfach nicht leicht. Er ließ sich nicht in den Kopf schauen und zeigte sich durchaus unbeständig. Rhuna hatte etwas gewagt und sich von ihren Gefühlen, die er in ihr ausgelöst hatte, leiten lassen. Sie kannte sich nicht aus mit dem Eigenleben einer Gefühlswelt. Bisher war ihr dieser Teil des Lebens verwehrt gewesen. Kein Elf, so zuvorkommend und rücksichtsvoll er bisher gewesen war, konnte in der Shyáner das wecken, was sie seit geraumer Zeit bei dem Sarier empfand. Hilflos musste sie mitansehen, wie er… nichts tat. Er schäumte nicht vor Euphorie, er ging nicht auf sie zu, um ihre Zuneigung zu erwidern er… tat nichts. Rhuna spürte in sich die Zweifel aufsteigen. Sollte es denn wirklich so sein, dass sie vollkommen allein mit ihrem Gefühl dastand? Warum sagte er nichts? Yedan selbst wirkte trotz allem reichlich perplex. Er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass so etwas passierte. Machte ihn das nun sympathischer? Oder wollte man ihn packen und schütteln, weil er einfach nichts verstand? Der Halbelf aber sammelte sich und ging dann beinahe fließend zur Tagesordnung über. Nur dem aufmerksamen Beobachter konnte es auffallen, dass er verlegen wirkte. Er wischte sich zum Beispiel nicht die geküsste Seite der Wange, sondern die andere. Und er zuckte nicht zurück als er ihre Hand berührte, er wurde rot und musste einen Moment seine Atmung sortieren, damit er weitermachen konnte. Leider machte er weiter und zeigte Rhuna damit, dass er nicht in Freudentaumel ausbrach. Vielleicht war es ihm unangenehm. Vielleicht war sie zu weit gegangen. Woher sollte sie es wissen, wenn er sie am ausgestreckten Arm verhungern ließ mit ihrer Sehnsucht und all den entflohenen Schmetterlingen? Es war wohl das Beste, dass sie sich beide wieder auf ihr eigentliches Unterfangen konzentrierten. So sprach Yedan davon, dass sie die Pfeilspitzen überprüfte und schlug vor, dass sie einen erneuten Versuch starteten. Auch Rhuna hatte das geplant. Auch sie brauchte jetzt Normalität… Ablenkung und vor allem das Gefühl, nicht auf dem Präsentierteller zu stehen. Reichlich unsicher und beschämt gingen sie eine Weile schweigend, bis sich erneut etwas aus dem Unterholz vorwagte.

Dieses Mal aber war Yedan zu weit entfernt, um ihr erneut diese verwirrenden Signale zu senden. Sie selbst aber deutete auch das als ein Zeichen in die Richtung, die sie als Freunde markierte. Wollte sie denn das alles aufs Spiel setzen? Oder war es besser, wenn sie die Gefühle unter Verschluss hielt? Yedan hatte bereits seinen Blick auf das unglückselige Tier gerichtet, während Rhuna noch nach einer allumfassenden Erkenntnis strebte. Die würde sie aber nicht jetzt finden können… Also weitermachen! Immer einen Schritt nach dem nächsten und nicht stehenbleiben. Freundschaft. Sie war ebenso wertvoll wie alles Weiterführende – oder nicht? Rhuna konnte die Korrekturen, die Yedan an ihr noch vor kurzem händisch vollzogen hatte, ganz genau nachempfinden. Jede kleine Nuance seiner Finger, die sanften Druck ausgeführt hatten, war präsent und für sie abrufbar. Die warmen Finger, die sich über ihre Arme schoben… Die Kraft, die er andeutete, als er ihre Hüften umfasste. Yedan war stark und doch sanft zu ihr gewesen. Er hatte die Bewegungen behutsam gemacht, zärtlich und… liebevoll? Er war sanft zu ihr gewesen, auch als seine Lippen ihre Schläfe berührt hatten, um ihr zu verdeutlichen, dass sie wertvoll war. Waren das denn wirklich Ausläufer eines freundschaftlichen Gefühls? Woher sollte ausgerechnet sie das wissen? Sie hatte doch keinen Vergleich… Pharus war der erste gewesen. Er hatte die Schale geknackt und hervorgekommen war ein kleiner Keimling. Das zarte Blättchen einer Pflanze, die sprießen und blühen wollte. Doch sie musste gegossen werden und der Santroner hatte das nicht mehr geschafft. Vielleicht, wenn er überlebt hätte… Doch nun war da Yedan. Er hatte den Keimling in sanfte Hände gebettet und sorgte dafür, dass er stetig größer wurde. Egal was er tat. Sein Zutun, seine Nähe waren es, die Rhuna’s Gefühle wachsen ließen.
Jetzt aber konzentrierte sie sich auf den Fuchs, der sich getraut hatte, aus seinem Gebüsch zu kriechen. Rhuna spannte den Bogen an, blendete alles gewesene aus und konzentrierte sich mit fokussiertem Blick auf ihre Beute. Nur einmal flatterte ihr Blick und die Entscheidung war gefallen: Sirrend flog der Pfeil durch die Luft und verfehlte sein Ziel nicht. Ein Hase hauchte sein Leben aus. Jedenfalls war das ihre Absicht gewesen. Doch Rhuna verfehlte zwar nicht den Hasen, doch aber das Herz, sodass sie Mitleid mit dem armen Tier empfand. Sie eilte zu ihm hin, während der Fuchs schleunigst das Weite gesucht hatte. Die aufkommenden Bilder zerrten an ihrem Gemüt, wollten sie wieder in die Tiefe ihrer Angst, um Yedan’s Leben zerren, doch sie weigerte sich, mit ihnen zu gehen. Nein. Rhuna sah den Hasen vor sich und nicht den Jäger. Sie erlöste das Tier von seinem Leiden und zeigte Gnade in ihrem Tun. Leise betend, widmete sie diese Tötung dem Götterpaar der Natur und übernahm dankbar Yedan’s Zelebrieren. „Geschafft…!“, sagte sie als Yedan langsam nähertrat. „Das war ein sehr guter, erster Schuss, Rhuna“, lobte er sie und sah auf sie hinab. Er lächelte warm und wandte den Blick auf das Kaninchen. „Du hast es erlöst. Und mich davor bewahrt, morgen früh von Würmer und Maden zu leben!“, scherzte er und lächelte. Doch auch in seinem Blick lag etwas… schweres. Es war nicht recht zu deuten, aber auch Yedan schien nicht ganz gelöst zu sein, wie noch vor dem Kuss. Dennoch hielt er Rhuna die Hand hin, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein, wenn sie das wollte. Den Hasen würde er tragen, wenn ihr das lieber wäre. „Ich mache mich jetzt aber auf den Weg. Der Tag war… doch anstrengend und ich muss noch Ajaks Haus finden. Morgen habe ich immerhin viel vor! Gehen wir zurück? Ehrlich gesagt... habe ich die Orientierung verloren“ Yedan musterte Rhuna und nahm ihr dann den Bogen ab. „Sicher..“, meinte er und wirkte nachdenklich. Dann erwiderte er aber ihr halbherziges Lächeln und nickte in die Richtung, die sie einschlagen sollten. Yedan ging neben ihr her und Schweigend senkte sich zwischen sie beide. Da stand etwas Großes im Raum, etwas worüber sie nicht sprachen. Und keiner von ihnen schien den Mut aufzubringen, es anzusprechen. „Ich hoffe, du bist ein wenig stolz auf dich.“, brach er plötzlich das Schweigen, als Rhuna bereits das Lagerfeuer ausmachen konnte. Es würde nicht mehr weit sein, bis zum Dorf. „Das war wirklich gut. Ich bin… beeindruckt.“, lobte er sie. Sie erreichten seinen Ratsplatz und Yedan griff nach seinem Messer, um es in einen Baumstamm zu rammen. Dann hängte er das Kaninchen daran auf, damit kein Jäger ihm diese Beute abspenstig machen konnte. Er deutete auf den Weg, den Rhuna gekommen war, um sie noch bis zur Dorfgrenze zu führen. Er ließ sie nicht allein gehen… Das kam für ihn nicht in Frage. So folgten sie dem Blütenpfad, der eigens für Rhuna angelegt worden war und bald schon konnte sie die Ausläufer des Dorfes ausmachen. Das geschäftige Treiben war abgeflaut, die Lichter minimiert. Vereinzelt schienen noch Elfen wach zu sein, doch es war inzwischen bedeutend ruhiger geworden.
Yedan wurde mit jedem Schritt näher an die Dorfgrenze langsamer, bis er stehenblieb. „Kommst du mich morgen wieder besuchen..?“, wollte er wissen und klang dabei irgendwie… hoffend. Er blickte auf sie hinab und lächelte ihr warm entgegen. „Ich habe es sehr… genossen.“, gestand er ihr und schlug kurz die Augen nieder. War er etwa unsicher? Doch bevor der Zustand länger andauerte, räusperte er sich und sah sie wieder mit diesem tiefbraunen Blick an. „Vielleicht darf ich übermorgen dann Reh frühstücken?“, scherzte er halbernst und lachte leise über seinen eigenen Witz. Doch eigentlich wirkte Yedan noch immer etwas verlegen. Leider aber erklärte er sich nicht genauer. „Also…“, er trat etwas näher an sie heran und musterte sie einen Moment. Dann griff er nach einer Strähne und strich sie ihr über die Schulter. Seine Hand glitt hinunter, auch wenn er sie dieses Mal nicht berührte und ergriff sanft ihre Hand. Er führte diese zu seinen Lippen und hauchte ihr einen Kuss auf die Rückseite ihrer Finger. „Schlaf gut, Rhuna… Ich freue mich, wenn du wiederkommst.“, sagte er durchaus ehrlich und lächelte verschmitzt, ehe er ihre Hand wieder sinken ließ. Er machte es ihr aber auch überhaupt nicht einfach…
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Dienstag 29. November 2022, 15:49

Für die Shyáner Elfe geschah sehr viel in kurzer Zeit. Nacheinander, parallel – Rhuna lernte viel und wurde immer wieder vor Herausforderungen gestellt, an denen sie wachsen konnte. Das beinhaltete natürlich auch das Gefühlsleben der jungen Frau, die sich vorher als recht nüchtern betrachtete hatte. Yedan verwirrte sie – vielleicht einfach mangels Erfahrungen ihrerseits. Was tat er denn auch, außer nett zu sein? War es nicht ihr Köpfchen, das in seinem Verhalten nach Hinweisen auf eine tiefere Bedeutung suchte? Und übersah sie dabei nicht das, was sie vielleicht schon hatten?
Ja, es war nicht leicht mit Gefühlen. Freundschaft war so viel wert. Ebenso wie Liebe und die Grenze zwischen diesen beiden Gefühlen konnte so schmal und durchsichtig sein, dass sie für jemand unerfahrenes bereits ein großes Rätsel darstellen konnte.

„Du hast es erlöst. Und mich davor bewahrt, morgen früh von Würmer und Maden zu leben!“, scherzte Yedan mit einem Lächeln auf seinen Lippen, nachdem Rhuna den Hasen erlöst hatte. Den Stolz, den sie für ihre erfolgreiche erste Jagd empfinden sollte, wollte nicht so recht aufkommen. Und auch in Yedans Blick erkannte sie, eine Befangenheit, die vor dem Kuss noch nicht dagewesen war. Beide wählten sie den gleichen Weg damit umzugehen, obwohl vielleicht keiner der beiden mit dieser Wahl wirklich zufrieden war: Weitermachen und so tun, als wäre nichts Außergewöhnliches passiert.
Rhuna zumindest hätte sich eine anderer Reaktion seinerseits gewünscht. Vielleicht ein Zeichen – eine Andeutung. Etwas, was ihr vielleicht die Unsicherheit nehmen konnte und ihr klar machte, dass auch Yedan einfach nur überrumpelt worden war und ebenfalls nicht wusste, was er tun, sagen und denken sollte. In diesem Moment rächte sich wohl seine Souveränität in all den anderen Bereichen. Die brünette Elfe übersah, dass auch er nicht in allen Bereichen erfahren war und es Bereiche gab, in denen er nicht sofort Rat und Tat zu bestehen wusste.
Natürlich befiel sie ein kleiner Anflug der Enttäuschung, weil sie glaubte mit derlei Gefühlen alleine dazustehen. Doch gleichzeitig bemerkte sie, dass sie im Grunde nichts verlor. Yedan war ihr als Freund nicht einen Deut weniger wert, als wäre er bereits … mehr. Und das wurde Rhuna in dem Moment klar, als sie seine ausgestreckte Hand sah und diese ergriff, so dass er ihr beim Aufstehen helfen konnte.
Seine warmen Finger hatten sich mit sanftem Druck um ihre gelegt und sein Lächeln war trotz Befangenheit nicht einen Deut kälter geworden. Eigentlich hatte sie doch großes Glück ihn an ihrer Seite zu haben – egal wie lange ihr Weg sie beieinander hielt.
„Gern geschehen! Du hast mich im Kapayu immerhin auch vor einer exotischen Mahlzeit bewahrt!“, erwiderte sie mit einem Lächeln, das teils durch seinen Scherz und teils durch die Erinnerung an ihre Bitte von damals hervorgerufen wurde. Dennoch beschloss Rhuna sich langsam auf zum Dorf zu machen. Es war wieder viel passiert, sie war müde und in einem solchen Zustand sollte sie keine ausgiebigen Rätseleien über ihre und Yedans Gefühle anstellen. Derzeit gab es Wichtigeres! Kayon, das Dorf, Yedans Reputation.
Sie sah sich um und äußerte ihren Wunsch zurückzukehren. Dabei musste Rhuna auch zugeben, dass sie die Orientierung verloren hatte. Etwas, was Yedan wohl niemals geschah. Denn als sie erneut aufbrachen, wandte er sich ohne einen suchenden Blick einer Richtung zu und lief voraus. Schnell schloss die Brünette zu ihm auf und so liefen sie eine Weile schweigend nebeneinander her. Das Gefühl, dass der Kuss etwas verändert hatte, löste sich noch immer nicht. Etwas stand zwischen ihnen, doch keiner von ihnen sprach es an.
„Ich hoffe, du bist ein wenig stolz auf dich.“, brach der Halbelf plötzlich das Schweigen, nachdem sie die Lichtung, auf dem Yedan sein Lager errichtet hatte, bereits zu sehen war. Von der plötzlichen Ansprache und Aussage verwundert sah die Brünette ihn fragend an. Dass Yedan ihren ersten Jagderfolg ansprach, schien ihr nicht sofort einzufallen. Doch als sie die Schlüsse gezogen hatte, legte sich die Erkenntnis auf ihre Züge und sie nickte leicht.
„Das war wirklich gut. Ich bin… beeindruckt.“, lobte er weiter, doch ihr schien die Anerkennung nicht wirklich leicht zu fallen.
„Das war ein Glückstreffer und der ist mir nur gelungen, weil ich deine Hilfestellungen noch spüren konnte.“, gab sie ehrlich zu und zog kurz die Schultern nach oben, ehe sie sie wieder lockerte. In ihrem Blick war keine falsche Bescheidenheit zu erkennen. Rhuna wusste, dass es wirklich nur ein Zufallstreffer gewesen war. Doch das hieß nicht, dass sie nicht glaubte, es lernen zu können.
„Vielleicht üben wir ja das nächst Mal weiter…“, fügte sie noch hinzu, denn einfach voraussetzen wollte sie es dann doch nicht. Nicht, dass Yedan der kleine Zwischenfall so unangenehm war, dass er sich vorgenommen hatte besser Abstand zu wahren.
Beim Lager angekommen sah sich Rhuna nach Jún um, während der Jäger die Beute sicherte. Doch der kleine Nager hatte sich mit seinen Beeren an einen sicheren Ort zurückgezogen, so dass sie sich an diesem Abend wohl verpassen würden. Resignierend gab sie ein kleines Seufzen von sich und wollte sich schon dem Akt des Verabschiedens widmen, als sie an Yedans Bewegungen erkannte, dass er sie noch begleiten wollte. Das zauberte dann doch ein kleines Lächeln auf die Lippen der Elfe und sie beeilte sich die kleine Distanz zwischen ihnen zu überbrücken, indem sie an seine Seite lief.
Gefühle waren doch etwas Merkwürdiges. Ihre zwangen ihr ein ständiges Auf und Ab, Hin und her und Rundherum auf. Yedan brachte ihr Herz zum flattern und dazu, dass es sich verkrampfte. Für jemanden, der so unerfahren war, wie Rhuna, waren diese Abfolgen einfach verwirrend – bitter - und süß zugleich.
Mit jedem Schritt kamen die beiden dem Dorf immer näher. Und obwohl die junge Frau seine Seite noch immer nicht so ganz verlassen wollte, war es ganz gut, dass sich für den heutigen Abend ihre Wege bald trennten. So hatten sie beide Zeit sich Gedanken zu machen oder diese einfach auf den nächsten Morgen zu schieben, an dem die Sonne sicher wieder heller scheinen würde.
Als die Dorfgrenze erkennbar wurde, verlangsamten sich Yedans Schritte und er blieb irgendwann stehen. Auch Rhuna stoppte und wandte sich ihm zu.
„Kommst du mich morgen wieder besuchen..?“, fragte er und blickte auf Rhuna hinab, die mit dieser Frage sichtlich nicht gerechnet hatte. Doch natürlich freute sie sich, dass sie ihn mit ihrem Kuss nicht vollends verschreckt hatte.
„Natürlich! Am Abend komme ich und erzähl dir, was wir über den Tag erreicht haben. Versprochen!“, versprach sie mit einem verständnisvollen Lächeln, weil sie sich vorstellen konnte, dass es kein angenehmes Gefühl war, dass er selbst gerade nicht viel an seiner Situation ändern konnte und außerhalb der Dorfgrenze warten musste.
Rhunas Blick wanderte zum beleuchtete Teil des Dorfes und für einen Moment schien sie in Gedanken versunken zu sein.
Ich könnte ihm noch einmal etwas zu Essen mitbringen. Er schien sich über das Brot gefreut zu haben!, dachte sie, als sie plötzlich weitere unerwartete Worte aus seinem Mund zu hören bekam.
„Ich habe es sehr… genossen.“, gestand er ihr und als sie ihr Gesicht ihm langsam wieder zuwandte, sah sie, wie er die Augen niederschlug. Da er um ein gutes Stück größer war, konnte sie sehen, dass er seinen Blick beinahe verlegen nicht auf sie richtete.
Ihr verräterisches Herz machte einen kleinen Satz. Lernte sie denn nie? Unbewusst griff sie in den Stoff ihres Kleides und drückte ihn leicht, als würde sie dadurch einen emotionalen Halt zurückerlangen. Er sagte, er hätte es genossen. Trotz des Kusses, von dem sie angenommen hatte, dass dieser ihm nichts bedeutet hatte und wenn eher unangenehm gewesen war.
Rhunas Violett wanderte über seine Gesichtszüge und traf bald wieder auf sein Braun.
„Vielleicht darf ich übermorgen dann Reh frühstücken?“, fragte er mit einem feinen Lachen, das die Elfe nur noch mehr verwirrte.
Er tat es schon wieder. Kaum hatte Rhuna ihre Gefühlsfäden so gut es ging glatt gestrichen, nahm er sie wieder auf, verdrehte, verflocht und verwirrte sie. Was bei Florencias Weisheit sollte sie nur denken? Wie sollte sie aus diesem Hin und Her schlau werden? Lag es an ihr? Wurde sie verrückt, weil sie die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe nicht zu unterscheiden wusste?
Schweigend stand die Brünette dort und suchte stumm in seinen Augen nach einer Antwort, die ihr doch nicht bewilligt wurde.
„Also…“, kam es erneut vom Sarier, der näher an sie herantrat und nach einer ihrer Strähnen griff, die er ihr sanft über die Schulter strich. Ihr Herz machte wieder einen Satz und sie hielt unbewusst den Atem an, während sich eine feine Röte sich auf ihre Wangen schlich. Ihre Stimme versagte und sie nickte nur, als würde sie damit auf sein Also reagieren und die Verabschiedung einleiten.
Doch zu diesem Punkt war Yedan wohl noch nicht gekommen. Seine Hand glitt weiter hinunter und sie spürte, wie seine Finger sanft die ihren ergriffen. Er führte sie zu seinen Lippen und drückte auf ihren Handrücken einen sanften Handkuss. Eine Geste, die Rhuna bei anderen jungen Elfenmännern nie wirklich hatte leiden können. Doch dieses Mal...
„Schlaf gut, Rhuna… Ich freue mich, wenn du wiederkommst.“ Ihre Blicke trafen sich und als Rhuna Yedans verschmitztes Lächeln sah, wuchs die Röte auf ihren Wangen noch eine Spur dunkler, während ihr Herz – sehr zu ihrem Leidwesen – erneut zu flattern begann.
Ihre Hand wurde wieder frei gegeben und die Elfe wusste nicht so recht, was sie nun mit dieser anstellen sollte. Er machte es ihr nicht leicht! Ganz und gar nicht! Und er schickte ihr immer wieder Signale, die sie vollends verwirrten.
„Du… “, begann sie leise und schlug nun ihrerseits die Augen nieder. Die Stelle, mit der seine Lippen ihre Haut berührt hatten prickelte und sorgte dafür, dass sie diese kleine aber doch besondere Geste nicht so schnell vergessen würde.
„… dann bis Morgen! Gute Nacht!“, beeilte sie sich zu sagen, wandte sich um und lief in die Richtung der Lichter, die sie zum bewohnten Dorfzentrum führten.
Rhuna lief schnell zu der Leiter, die auf die höhere Ebenen führte und kletterte hinauf.
Ich dachte ihm wäre der Kuss unangenehm gewesen und er hat deshalb so getan, als wäre er nie geschehen. Wäre es dann nicht… einfacher, nein besser, wenn er mich einfach mit Worten verabschiedet hätte und gegangen wäre? Yedans Verhalten ergab nicht immer Sinn. Und Rhuna versuchte nicht über alles nachzudenken oder eine tiefere Bedeutung zu erkennen, doch der Sarier machte ihr eben dieses Vorhaben beinahe unmöglich.

Ein wenig außer Atem kam sie auf der oberen Ebene an und sah zurück zur Dorfgrenze. Der Wind hatte spürbar abgekühlt, streichelte über ihre erhitzten Wangen und wehte eben jene Strähne wieder auf, die Yedan vorhin noch über ihre Schulter gestrichen hatte.
„…wieso verwirrst du mich nur so?“, fragte sie leise in die Stille und hielt einen weiteren Moment inne, ehe sie sich langsam vom Fleck löste und sich auf die Suche nach Kajas und Ajaks Haus machte.
Eine Aufgabe, die sie glücklicherweise ablenkte, da sie das Haus erst einmal finden musste. So suchte Rhuna eine weitere Leiter – hatte Ajak ihr doch erzählt, dass er auf einer noch höheren Ebene wohnte.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Samstag 3. Dezember 2022, 08:55

Rhuna glaubte, dass jemand wie Yedan, der stets souverän und stark wirkte, in allen Bereichen des Lebens so agierte. Dass er nie strauchelte, nie keine Worte fand, dass er immer eine Antwort und einen roten Faden hatte, an dem er sich entlanghangelte. Doch ihre tiefe Verbundenheit zu dem Sarier, versperrte ihr die Sicht auf das Offensichtliche: Sie kannte Yedan nicht lange. Und sie wusste im Grunde nichts über sein Verhalten. Nur Stück um Stück schafften es die gesammelten Informationen ein ganzes Bild zu kreieren. Doch das zu malen würde Zeit in Anspruch nehmen. Zeit die sich Rhuna nicht nehmen wollte oder konnte. Sie brauchte Gewissheit in ihrer eigenen ungewissen Lebensphase. Gefühle zu investieren bedeutete immer Risiko. Deshalb waren sie so intensiv, so wertvoll und kostbar. Man lechzte danach, sie empfinden zu dürfen und erstmal geweckt, brauchten sie viel Pflege zum Bestehen oder aber eine lange Zeit, um wieder zu verschwinden. Gefühle waren nicht einfach und Rhuna durfte endlich kennenlernen, welch süße Bitterkeit hinter ihnen verborgen lag. Ob sich so Lorgés gefühlt hatte in ihrer Gegenwart? Wenn er Gefühle für sie hatte, sich bei ihr aber nie sicher gewesen war… Vielleicht fühlte er sich ebenso, wie sie es nun tat während sie zurück zum Dorf ging. In ihrem Rücken blieb Yedan noch eine Weile stehen und schaute ihr nach. In seinem Gesicht konnte man nichts lesen, selbst wenn man nachgeschaut hätte. Rhuna konzentrierte sich lieber auf Handfestes: Sie suchte das Haus von Ajak und Kaja und erklomm mühelos den großen Baum. Von hier überquerte sie bereits leichtfüßiger die Hängebrücke und kam auf das Plateau, von wo aus Avalinns Zuhause erreichbar wäre.

Doch dieses Mal wollte sie höher hinaus. Sie wandte sich nach rechts, lies das Heilerhaus in ihrem Rücken und folgte einem Holzsteg, der sie ein Stück weiter nach oben führte. Sowohl links als auch rechts befand sich jeweils ein Haus, ähnlich dem der Heilerin. Hinter den Fenstern brannte kein Licht mehr, sodass sie weiterlaufen konnte und wieder auf einem Plateau zum Stehen kam. Von hier aus konnte sie auf die Mitte des Baumes sehen und um sich herum die vielen Baumhäuser, die allesamt in die Krone und Verästelung der Dorfmitte eingesetzt waren. Sie sahen alle recht ähnlich aus, unterschieden sich lediglich in der Größe oder gewählten Verzierung der Fassaden. Zu ihrer Linken entdeckte Rhuna eine kleine weitere Treppe. Diese führte erneut auf einen erhöhten Bereich. Hier oben wehte der Wind deutlicher. Sie war dem Himmel ein Stück nähergekommen, denn über ihrem Kopf gab es nur noch das Blätterdach des großen Baumes. Majestätisch verzweigten sich die dünneren Äste dem Himmel entgegen und trugen saftig grüne Blätter zur Zierde. Auch wenn es bereits frühe Nacht war, konnte Rhuna hier und dort Vögel fliegen, Insekten brummen oder Eichhörnchen huschen sehen. Während an der Erde vornehmlich die Menschen wohnten, erhoben sich die Elfe im Baum und überließen den Tieren die Krone. So hatte jeder seinen Platz und achtete den des jeweils anderen.
An einigen Häusern hatte Rhuna erkennen können, dass es kleine Schalen mit Wasser oder Körner gab. Hier konnten sich Vögel, Eichhörnchen und andere Tiere bedienen, sollten sie nichts finden. Man lebte gemeinsam und die Harmonie konnte hier oben nicht getrübt werden. Rhuna musste nur einer Hängebrücke folgen und hier oben besaß sie auch ein Geländern zum Schutz. Diese führte zu einigen wenigen dicken Ästen, die ebenfalls ein paar Hütten trugen. Allerdings nicht mehr so zahlreich, wie im den unteren Ebenen. Vor einer Hütte konnte Rhuna die beiden Bögen der Geschwister ausmachen. Sie waren feinsäuberlich hingestellt, daneben die Schuhe der beiden. In der Hütte selbst brannte nur noch ein diffuses Licht. Offenbar eine Kerze, die noch flackerte. Rhuna war deutlich später als geplant zurückgekehrt, doch offenbar bestand das Angebot noch. Die Dunkelheit machte es etwas schwer, wirklich zu erkennen, wie das Haus beschaffen war, doch die Tür fand sie mühelos und wenn sie den Knauf drehte, würde sie sich öffnen lassen. Sie knarzte etwas, doch im Innern war alles ruhig. Rhuna konnte als erstes den Lichtquell ausmachen.

Die Kerze war im einem Glas mit Öffnung, sodass sie nicht umkippen und alles niederbrennen konnte. Sie stand auf einem kleinen, runden Tisch neben einer gemütlichen Couch. Sie schien etwas faserig, der Stoff gab hier und dort ein wenig Innenleben frei, doch war sie groß genug, dass Rhuna sich darauf ausruhen konnte. Offenbar war das auch der Plan: denn beim Näherkommen, konnte die verspätete Elfe erkennen, dass man ihr eine Decke und ein Kopfkissen bereitgelegt hatte. Auf dem kleinen Tisch mit der Kerze, stand eine Flasche Likör, die offenbar geleert wurde. Ein Zettel klebte aufgrund der Süße wie von selbst daran. Etwas krakelig, aber noch lesbar stand dort :

Pech… er ist alle...
Aber wir wünschen dir eine gute Nacht.
Fühl dich wie zu Hause! Willkommen, Rhuna…
Schriftrolle Fuss
Die beiden hatten sie nicht vergessen und luden sie ein, sich auszuruhen. Rhuna konnte zwar die Hütte der beiden nicht ganz erfassen, doch das flackernde Licht des heruntergebrannten Kerzenstummels warf Schatten auf zwei weitere Türen hinter der Couch. Dort hörte sie ein ordentliches Schnarchen und es ließ sich nicht sagen, wer von den beiden das Konzert gab. Nach einer Weile, ob Rhuna nun schlief oder noch den Abend durchging, öffnete sich eine der Türen und mit leisen Tapsen, offenbar war der- oder diejenige barfuß, kam jemand näher. Die Schritte endeten an der Rückenlehne der Couch und sie konnte hören, wie sich jemand vorbeugte. Dann entfloh der Atem aus der Person und es wurde sich wieder aufgerichtet. Es klang erleichtert, dass sie da war. Die Fußtapsen nahmen ihren Weg wieder auf und folgten einem unsichtbaren Pfad, bis zu der kleinen Nische zum Kochen. Hier klappert es leise, ehe Wasser in einen Becher gegossen wurde. Derjenige trank und wenn Rhuna nachsehen wollte, dann würde sie die schlanke aber durchaus muskulöse Silhouette Ajaks erkennen. Er stand mit dem Rücken zu ihr, trank sein Wasser und schaute aus dem Fenster, welches etwas Mondlicht ins Zimmer warf. Der Elf hatte lediglich eine weiße Leinenhose an und schien tatsächlich extra für Rhuna herausgekommen zu sein, um sich zu vergewissern, dass sie wohlbehalten angekommen war
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 3. Dezember 2022, 21:01

Zurück im Dorf erkannte Rhuna, dass sie deutlich später zurückgekehrt war, als sie ursprünglich vorgehabt hatte. In den meisten Häusern brannte kein Licht mehr und wenn doch, nur vereinzelt. Die Zeit war ihr wieder einmal davongelaufen und während sie sich auf die Suche nach Ajaks und Kajas Heim machte, fragte sie sich, ob es überhaupt noch in Ordnung wäre, die beiden aufzusuchen.
Ich hätte früher zurückkehren sollen…, dachte sie sich im stillen und mit dem Anflug eines schlechten Gewissens. Nicht, dass ihr der Abend mit Yedan nicht gefallen hätte… auch wenn er anders verlaufen war, als zuvor angenommen. Es war eher das Gefühl ihre Gastgeber versetzt zu haben, auch wenn sie angekündigt hatte, dass sie zu Yedan gehen würde.
Auf dem Plateau sah sich die Elfe eine Weile um, um sich zu orientieren. Wenngleich es nicht völlig dunkel war, sah das Dorf in der Nacht doch anders aus, als am Tag und sie war bisher nur einmal hier oben gewesen.
Der Wind frischte etwas auf und wehte Rhuna durch die braunen Haare, ließ sie ein kleines bisschen frösteln. Vielleicht sollte sie sich am nächsten Morgen auch um Ersatzkleidung bemühen. Das Kleid, das sie am Körper trug war im Grunde auch nicht ihres, sondern gehörte Lorna.
Ihr Blick wanderte hinauf zur nächsten Ebene und sie suchte im Weitergehen nach dem nächsten Aufgang, den sie glücklicherweise schnell fand und erklimmen konnte. Ein solches Wohnsystem existierte nicht in Shyána Nelle und die junge Frau fand immer mehr Gefallen am Waldmenschendorf. Es war kleiner – naturbelassener und auch die Lebensweise der Elfen, wie auch Menschen unterschied sich von der, mit der sie aufgewachsen war. Nicht alles gefiel ihr – wie beispielsweise das Rechtsystem, doch waren es viele Kleinigkeiten, die ihr Herz zum Lächeln brachte, wie beispielsweise die vielen Vogelhäuschen und Futterschalen für die Tiere.
Ihr Weg führte sie weiter und glücklicherweise fiel ihr ein Häuschen auf, in dem noch ein dezentes Licht brannte. An der Hauswand lehnten zwei Bögen, die ihr bekannt vorkamen und mit der Hoffnung, das richtige Haus gefunden zu haben, trat die Elfe näher.
Die Bewohner schienen sich bereits zur Ruhe gelegt zu haben und so öffnete sie leise die Türe, in der Hoffnung nicht das falsche Haus zu betreten. Aufmerksam und achtsam trat sie leise ein und entdeckte schnell das Tischlein mit der Kerze, die genug Licht spendete, dass sich Rhuna ein Bild vom Raum machen konnte.
Auf der Couch lagen bereits Decke und Kissen, die ihr ein gemütliches Plätzchen für die Nacht bieten würden. Doch es war der, an der Flasche klebende Zettel, der ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Leise schritt die Brünette näher und zog den vom Honigwein leicht klebrigen Zettel ab, um die Botschaft zu lesen.
Rhunas Miene wurde bedrückter und ein leises Seufzen löste sich von ihren Lippen. Hätte sie doch nur auf die Zeit geachtet und sich nicht nur von ihren Gefühlen lenken lassen. Die Vorstellung, dass die beiden auf sie gewartet hatten und am Schluss enttäuscht waren, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, wo sie ihr doch den Tag über so sehr geholfen hatten.
Ich habe nur an mich gedacht…!, reflektierte sie niedergeschlagen und ließ sich auf die Couch sinken. Das Schnarchen, das aus einem der Zimmer kam war für sie nicht eindeutig zuzuordnen, doch es bescherte ihr ein vertrautes Gefühl und hätte gemütlich gewirkt, wenn sie Elfe nicht mit ihren schlechten Gewissen beschäftigt gewesen wäre.
Der Tag hatte viel Unerwartetes bereitgehalten und die Müdigkeit hatte sich nicht erst die letzte Stunde in ihr Köpfchen geschlichen. War sie deshalb so wankelmütig? Sie hatte das Gefühl nichts wirklich unter Kontrolle zu haben – nicht einmal sich selbst. War sie nicht aufgebrochen, um herauszufinden, wer sie wirklich war? Gerade empfand Rhuna es so, als würde sie sich immer mehr verlieren.
Erschöpft ließ sie sich zurückfallen und zog die Decke auseinander, die augenblicklich wärmend über ihr ausgebreitet wurde. Sie zwang ihre müden Augen sich zu öffnen und sah hinauf zur hölzernen Decke, auf der im sanften Licht der Kerze ein schwaches Licht und Schattenspiel stattfand.
Zögernd hob sie ihre rechte Hand und berührte mit ihren Fingern ihre Unterlippe. Ihre Gedanken wanderten zurück in den Wald und ließen alles noch einmal Revue passieren, was vorhin geschehen war. Yedan verwirrte sie so sehr und sie erkannte sich nicht wieder. In Shyána Nelle war es Rhuna gewesen, die mit romantischen Gefühlen nie etwas hatte anfangen können – einfach, weil sie nie solche empfunden hatte. Und nun? Brachte sie ein simpler Blick, eine sachte Berührung oder ein ungewisses Wort aus Yedans Mund aus der Fassung. Was hatte sich nur geändert? Wie hatte sie sich verändert?
„…Du bist doch kein Kind mehr…“, schalt sich die junge Frau und zog ihren Unterarm über die Augen, die sachte zu brennen begannen. Konnte sie diese Gefühle nicht abschalten, wo es doch keinesfalls gewiss war, dass sie je erwidert werden würden? Es gab so viel Wichtigeres – wieso kehrten ihre Gedanken dann stets zu diesem dummen Thema zurück? Und wieso fühlte sie sich in mancher Hinsicht einfach nur alleine und von sich selbst im Stich gelassen?

Eine Weile brauchte Rhuna, um ihre Gedanken und Empfindungen zu sortieren. Sie kam auf keinen befreienden Gedanken und fand auch keine Lösung, doch half es ihr den Tag so still und leise ausklingen zu lassen, bis sich der Schlaf langsam ihres Bewusstseins bemächtigte.
Wegnickend bemerkte sie nicht, wie sich eine der Türen öffnete und jemand auf leisen Sohlen zu ihr kam, sich über die Couch beugte und ihre Anwesenheit überprüfte. Genauso wenig registrierte sie die Schritte, die sich wieder entfernten, doch wurde ihr Geist noch einmal geweckt, als Wasser in ein Glas geschüttet wurde.
Rhuna zog ihren Arm von den Augen und richtete sich langsam auf. Ein feuchtes Gefühl über ihren Schläfen brachte sie dazu, mit ihren Finger über diese zu wischen und die Tränen zu entfernen, die sich dort in ihr Haar geflohen hatten.
Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen…, dachte sie, ehe eine vom Mondlicht beschienene Silhouette ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
Zu ihrer Überraschung entdeckte die Elfe Ajak, der mit dem Rücken zu ihr stand und aus dem Fenster blickte. Im ersten Moment wollte sie etwas sagen, doch ihre Worte starben noch in ihrem Mund, bevor sie sie aussprechen konnte. Ihr Blick wanderte zu der Nachricht und plötzlich wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Das schlechte Gewissen regte sich erneut.
So blieb sie still und sah einfach nur schweigend zu ihm. Sein nackter Oberkörper zeigte nun um ein Vielfaches Besser, dass auch er muskulös und gut gebaut war. Doch gerade hatte die Brünette dafür keinen wirklichen Blick. Oder war sie mittlerweile an den Anblick einer nackten Männerbrust gewöhnt?
Obwohl die beiden Sarier größtenteils dieselben Werte teilten, waren sie doch in vielerlei Bereichen unterschiedlich. Ajak und Rhuna waren sich nicht stets grün und schienen mehr unterschiedliche Ansichten zu haben, als es bei ihr und Yedan der Fall zu sein schien. Doch gleichzeitig war das etwas, was die Brünette fast ein wenig beruhigte. Ajak besaß Züge, die ihr vertraut waren, da sie sie an ihre Brüder erinnerten.
Plötzlich bemerkte Rhuna, was sich im Vergleich zu ihrem Ich in Shyána Nelle geändert hatte. Es war ihr Interesse an anderen Leuten. Der Drang jemanden kennen- und durchschauen zu lernen und mit dem sie offensichtlich viel zu übereilt umging und sich selbst damit verrückt machte. Lag es daran, dass sie plötzlich auf sich alleine gestellt war, eigene Entscheidungen treffen musste und sich insgeheim wünschte jemanden bei sich zu haben, bei dem sie sich sicher fühlte und sich emotional anlehnen konnte? Auf diese Frage fand sie leider so schnell keine Antwort, doch erschien ihr die Wahrscheinlichkeit recht hoch.
In ihrer Kehle spürte Rhuna, dass auch sie einen Tropfen Wasser vertragen könnte, doch wollte sie sich wirklich als wach zu erkennen geben? Was, wenn sie noch mehr Chaos an diesem Abend stiften würde? Ihr Vertrauen in sich selbst war dahingehend äußerst klein. Und die Nachricht hatte sich in ihren Augen so gelesen, dass sie einen oder beide Geschwister enttäuscht hatte. Obwohl sie ihr zeitgleich weiterhin ein Lager gewährt und sie willkommen geheißen hatten.
Erneut brannten ihre Augen und gedanklich entfuhr ihr ein, über sich selbst genervter Seufzer. Sie wusste, dass sie sich von dem Gedanken lösen musste es allen recht machen zu wollen. Doch Vorhaben zu beschließen war stets einfacher, als sie umzusetzen.
Beschäftigt mit ihren Gedanken lag ihr Blick weiter auf Ajaks Rücken. Die Decke war hinabgerutscht und die darunter gefangene Wärme verflüchtigte sich schnell, so dass Rhunas Unterarme ein kühler Zug erwischte und sie mit einem Mal verhalten zum Niesen brachte.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. Dezember 2022, 13:17

So verwirrend die Gedanken auch sein konnten, so oft sie einen vom Schlafen abhalten wollten, irgendwann gewann dennoch die Göttin der Nacht, die Göttin der Schatten. Manthala sandte Rhuna die nötige Ruhe, damit sie endlich ein wenig Erholung erfahren würde. Wie lange sie schlief, ihre Augen mit ihrem Arm bedeckte, damit sie bloß alles aussperren konnte, was ihr derzeit Kummer bereitete, wusste Rhuna nicht als sie dennoch von einem Geräusch gestört wurde, das sie auftauchen ließ aus der schwarzen Umarmung des Schlafes. Wasser wurde in ein Gefäß gefüllt und das war es, was sie aufmerken ließ. Sie spürte die feuchten Stellen an ihren Augen und die Bahnen der Tränen, nachdem diese an ihren Schläfen entlang und in ihrem Haaransatz versickert waren. Für jemanden wie Rhuna, der sich bisher eher wenig mit dem Leben und Begebenheiten von anderen beschäftigt hatte, war es nur verständlich sich unstet und taumelnd zu fühlen. Andererseits hatte sie nie gelernt, sich selbst zu festigen. Eine Meinung zu haben, die sie auch vor anderen vertreten musste. Sie hatte stets die Meinung ihrer Mutter verinnerlicht und ihr eigenes Innenleben unter Verschluss gehalten. Jetzt brauchte sie Zeit und musste lernen, wie sie es hervorholte und als Eigentum verteidigte. Rhuna konnte beim Aufsetzen erkennen, dass es Ajak war, der sie in ihrem Schlaf störte. Das schlechte Gewissen hatte sich bereits gezeigt, wurde aber durch seinen Anblick noch mal aufgewärmt. Oh es war aber auch schwer, allem und jedem gerecht zu werden! Eine Aufgabe, die nicht leistbar war – für niemanden. Und doch gab es Individuen, die es ihr ganzes Leben probierten und vergaßen, selbst zu leben. Sie lebten für andere – ein ungesundes Dasein, das jegliche Energie aufzehrte und nichts für eigene Leidenschaften übrigließ. Der Sarier hatte sie noch nicht bemerkt, wie sie ihn im Mondlicht anstarrte und sich ihre Gedanken machte. Sie wusste nicht, ob sie sich bemerkbar machen wollte. Was sollte sie sagen? Wäre er gekränkt? Rhuna ergründete, was sich seit ihrem Fortgang geändert hatte. Doch war es tatsächlich so, dass sie jemanden suchte, an dem sie sich orientieren könnte? Hatte sie denn wirklich eine emotionale Stütze im Reich der Kapayu-Elfen gehabt? Oder waren familiäre Stützen grundlegend vorausgesetzt? Ihre Mutter war keine gewesen. Ihr Vater hielt sich zurück. Ihr Bruder war zeitweise da, doch auch er hätte Shyána Nelle wohl nie verlassen. Er kam dennoch der Stütze am nächsten, die ihr nun scheinbar fehlte. Yedan hätte den Platz wohl haben können, doch er musste sie ja mit ihrer neuentdeckten Libido quälen! Und Ajak? Wäre er jemand, bei dem sie sich emotional geborgen fühlen konnte? Andererseits war auch er zeitweise undurchsichtig und nicht alles, was er tat, half ihr sich mit ihm sicher zu fühlen. Kaja war unstet und ob sie eine echte Freundin werden konnte… nun, das würde die Zeit zeigen. Potential war da, aber ausschöpfbar? Schwer zu sagen. Avalinn war noch jemand, zu dem sie wohl ratsuchend gehen könnte. Wenn sie das denn wollte.

Ob ihrer Gedanken verlor sie einen Moment das Gefühl für den Raum aus den Augen und seufzte. Allein das hatten die Elfenohren bereits vernommen, doch noch während Ajak sich umdrehte, nieste Rhuna verhalten. Der Elf hob eine Augenbraue und musterte sie. Sein Wegdrehen vom Fenster schaffte mehr Platz für die Strahlkraft des Mondes, der so hoch oben in der Baumkrone deutlicher sein Licht werfen konnte. Der Elf stand nun ein wenig im Schatten, lehnte sich mit dem Unterrücken gegen die Küchenzeile, während er einen Arm vor dem Bauch verschränkte und sie schmunzelnd betrachtete. „Beobachtest du mich etwa?“, fragte er leise, aber nicht minder klar. Er trank einen Schluck aus seinem Glas und stellte es dann weg. Das Schattenspiel auf seiner Brust wirkte schmeichelnd und jede Bewegung spannte eine andere Muskelpartie. Auch wenn Ajak etwas feingliedriger war, etwas schmaler und länger als Yedan, so hatte auch er durchaus seinen Esprit. Gerade jetzt, wo er sie in der unterlegenen Position wähnte, schien er etwas mehr Selbstbewusstsein an den Tag zu legen. Doch das schmälerte nicht seine Freundlichkeit. „Du warst spät hier – ich habe mir So… Wir haben uns Sorgen gemacht.“, erklärte er, zuckte aber dann die Schultern. Er wirkte weder verstimmt noch ungehalten. Er war wie eh und je. Etwas kokett, etwas zurückhaltend und manchmal leicht schüchtern. So wie jetzt, als ihm klarwurde, dass sie direkten Blick auf seine Brust erhaschen konnte. Er sah an sich hinunter, räusperte sich und fuhr mit einer Hand in den Nacken. „Ehm… Entschuldige jedenfalls, wenn ich dich geweckt habe.“, murmelte er und deutete auf das Wasser. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte er höflich und goss ihr einfach etwas ein. Dann brachte er es zu ihr herüber. Ajak überbrückte die Distanz und setzte sich vollkommen selbstverständlich an ihr Fußende. War ja seine Couch – dass das in einer nächtlichen Zusammenkunft auch etwas übergriffig sein könnte, kam ihm nicht in den Sinn. „Hast du Yedan gefunden?“, fragte er dann nach einer kleinen Pause und wandte ihr sein Profil zu.
Immer wenn er vom Halbelfen sprach, wirkte er etwas distanzierter, aber blieb freundlich. „Es tut mir leid, dass wir dich morgen nicht begleiten können.“, murmelte er dann weiter und wandte ihr seinen Blick wieder zu. Sein Blick fiel auf die Decke und wie schon zuvor, als er ihr eine Strähne aus dem Gesicht wischen wollte, während sie vor Avalinns Haus standen, streckte er wie selbstverständlich eine Hand aus. Dieses Mal hielt er aber nicht inne, sondern hob die Decke über ihre Schultern und verbarg sie darunter. Einen Moment blieb er dort hängen, während seine warmen Finger ihre Haut berührten. Er hob den Blick in ihre Augen und verfing sich für ewig lange Sekunden darin, bis er sich räusperte und sich zurückzog. „Na… jedenfalls – Kaja hat den Likör auch allein geschafft.“, versuchte er unverfänglich zu scherzen und grinste sie fast schon lausbübisch an. „Die wird morgen jedenfalls keine Hilfe bei der Jagd sein. Außer sie schießt ´nen Bock!“, witzelte er und wie aufs Stichwort, tönte ein lauter Schnarcher, der undamenhaft zu ihnen herüberdonnerte aus dem zweiten Zimmer. Ajak hob beide Augenbrauen und grinste daraufhin. Wenn es um seine Schwester ging, war er stets ein Lausebengel. Zeigte Rhuna aber durchaus auch immer eine gewisse Ernsthaftigkeit. So wie jetzt, als er sie mit einem ruhigen Blick bedachte: „Geht es dir gut?“, wollte er wissen und deutete auf die leicht angefeuchteten Haare als Zeichen für Tränen.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 4. Dezember 2022, 19:44

Es waren die ersten Stolpersteine auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben, die sie forderten, straucheln und hin und wieder zweifeln ließen. Doch es war notwendig, dass sie solche Erfahrungen machte, denn nur so konnte sie an und mit sich selbst wachsen. Und Gefühle wie Zuneigung, Schwärmereien und Liebe fragten nie nach dem richtigen Zeitpunkt.
Bisher hatte Rhuna das Gefühl gehabt nicht wirklich etwas zu können oder je geleistet zu haben. Das änderte sie bereits in kleinen Schritten – sie arbeitete an sich und nun musste sie sich nur noch die Zeit geben, um sich selbst nicht mit allem Neuen zu überfordern. Denn das war etwas, was die Elfe sich momentan nicht gab: Zeit. Zeit sich und andere kennenzulernen, Zeit Fehler und Erfahrungen zu machen, die vollkommen in Ordnung waren und Zeit sich und Dinge auszuprobieren, die irgendwann dafür sorgen würde, dass sich Rhuna selbstsicherer und gefestigt durchs Leben schlagen würde.

Mit ihren Gedanken beschäftigt bemerkte die Brünette nicht, dass sie lauter aufgeseufzt hatte, als beabsichtigt. Ajak registrierte, dass sie wach war – und bekam kaum eine Sekunde später durch ein Niesen ihrerseits die Gewissheit darüber. Zu ihrem Leidwesen hatte Rhuna nun keine wirkliche Wahl mehr, ob sie mit ihm ein Gespräch anfangen wollte, oder ein erneutes Aufeinandertreffen auf den nächsten Tag verschieben wollte. Ihre Blicke trafen aufeinander und eine Sekunde lang schien keiner der beiden das erste Wort ergreifen zu wollen.
Das Mondlicht umfing die großgewachsene Gestalt des Jägers und ließ sein blondes Haar noch heller und strahlender wirken. Der Anblick hatte durchaus etwas für sich, doch glücklicherweise beschäftigte sie sich gerade eher mit der Suche nach passenden Worten, als mit seinem Körperbau.
„Beobachtest du mich etwa?“, durchschnitt leise die Stimme des Sariers die Stille und lockerte damit sofort den Knoten, den Rhuna zwischen ihnen erwähnt hatte. Ihr Blick weitete sich unmerklich wegen der überraschenden Frage und wanderte für einen kurzen Moment über seine Gestalt, die ihr nun ein wenig bewusster wurde.
„Ich habe dich nur angesehen…“, verteidigte sich die Elfe mit einem leichten Schulterzucken und fügte noch etwas kleinlaut hinzu: „Vorhin stand dort eben noch keiner.“ Sie zwang ihren Blick wieder von ihm weg und begann mit ihren Fingern leicht an der Decke herumzunästeln, die Faserung zu ertasten und sich dadurch ein wenig abzulenken. Noch immer wusste Rhuna nicht wirklich, was sie sagen sollte. Und obgleich Ajaks Stimme nicht unfreundlich klang, konnte sie nicht herauslesen, ob er ihr innerlich nicht doch ein wenig grollte. Sollte sie sich einfach für ihr spätes Auftauchen entschuldigen? Oder würde er es gar nicht ansprechen?
„Du warst spät hier – ich habe mir So… Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Als hätte er ihre innerlichen Streitigkeiten gehört sprach Ajak genau den kleinen wunden Punkt an, der sich zwischen sie geschoben hatte und den sich Rhuna selbst ein wenig übel nahm. Ihre Finger griffen etwas fester in den Stoff und ihr Kiefer spannte sich leicht an, während sie ihren Blick von der Couchlehne wieder zu ihm wandte. Ihr Violett suchte nach Anzeichen, dass seine Stimmung seinen Worten wiedersprach, doch tatsächlich schien er recht entspannt zu sein.
Ihre Anspannung legte sich zunehmend und sie rückte etwas zur Seite um ihn besser ansehen zu können. Dafür legte sie eine Hand auf die Lehne der Couch und bettete ihr Kinn auf den Handrücken.
„Das…tut mir leid. Ach und… vielen Dank für das Kissen und die Decke. Es ist wirklich nett von euch, dass ich hier trotzdem übernachten kann. Ich bin ehrlich gesagt froh euer Haus gefunden zu haben.“, erklärte Rhuna mit gedämpfter Stimme und versuchte sich an einem kleinen Lächeln, das sie dem Jäger entgegenbrachte.
Ajak schien sich währenddessen seines halbentblößten Aufzugs bewusst zu werden und verlor den selbstsicheren Ausdruck, den er ihr bisher entgegengebracht hatte. Die Brünette beobachtete, wie seine Hand in einer verlegenen Geste in seinen Nacken wanderte, doch tatsächlich erschloss ihr nicht, wieso er mit einem Male etwas schüchterner wirkte.
„Ehm… Entschuldige jedenfalls, wenn ich dich geweckt habe. Möchtest du etwas trinken?“, fragte er höflich, während er erst auf das Wasser zeigte und ihr dann anschließend einfach etwas einschenkte, ohne auf ihre Antwort zu warten.
Das Geräusch des fließenden Wassers weckte erneut das Durstgefühl und dankend nahm sie das Glas entgegen, als er zu ihr kam um es ihr zu reichen. Sie rutschte dafür wieder in ihre ursprüngliche Position und nahm es mit beiden Händen entgegen, bevor sie es an ihre Lippen hob, um einen kleinen Schluck des kühlen Nasses zu sich zu nehmen. Ihre Augen verfolgten dabei weiter Ajaks Bewegungen, der sich auf dem Fußende der Couch niederließ und so ganz klar das Signal sendete, sich weiter mit ihr unterhalten zu wollen. Er hätte sich immerhin auch abwenden und in sein Zimmer zurückkehren können. Doch offensichtlich war ihm noch nach einem kleinen Plausch.
Rhuna nahm noch einen Schluck, während es sich der Sarier bequemer machte und ihr sein Profil zuwandte. Ihr Blick verharrte einen Moment auf dem Licht und Schattenspiel, das nun das weiche Kerzenlicht auf seinen Oberkörper zeichnete.
„Hast du Yedan gefunden?“, fragte er mit einer merkwürdigen Mischung aus verhaltenem Interesse und etwas, was Rhuna nicht herausfiltern konnte. Zur Antwort nickte sie leicht, schien allerdings selbst nicht wirklich das große Verlangen zu spüren mehr über ihr Treffen mit Yedan zu erzählen. Tatsächlich griff sie unbewusst mit der freien Hand ihre Rechte, auf der der andere Jäger seinen Handkuss platziert hatte, der sie am Schluss doch noch einmal ziemlich aus dem Konzept gebracht hatte.
„Ja, ich habe ihn von unseren gesammelten Erkenntnissen erzählen können …“, begann sie zu erzählen und hätte am liebsten direkt dort geendet, doch spürte die Elfe den Drang ihr verspätetes Auftauchen noch etwas detaillierter begründen zu müssen.
„Wir… waren noch jagen. Also Yedan wollte, dass ich jage und deshalb hat es auch so… lange gedauert!“, beichtete sie verhalten und senkte den Blick für einen Moment etwas abwesend auf das Wasserglas, das sie einen Moment später auf das kleine Tischchen abstellte. Eine erneute Pause entstand, in der sich Stille hätte ausbreiten können, hätte Ajak den Gesprächsfaden nicht wieder aufgenommen.
„Es tut mir leid, dass wir dich morgen nicht begleiten können.“, murmelte er, woraufhin sie den Blick wieder hob und mit einem Lächeln seine Sorgen fortzuwischen versuchte.
„I wo. Dir muss gar nichts leidtun. Ihr habt mir heute schon sehr geholfen und ich kann hier nicht einfach auftauchen und eure gesamte Zeit in Anspruch nehmen. Deine Lehrstunden bei Farun sind dir wichtig und ich werde morgen wohl die meiste Zeit bei Avalinn verbringen. Und Kajon besuchen…“ Einen wirklichen Tagesablauf hatte sich Rhuna noch gar nicht überlegt, doch drängten ein paar Dinge einer schnellen Klärung, so dass sie die naheliegendsten Punkte aufzählte. Der Besuch bei Yedans Vater brannte ihr auf der Seele – einerseits, um ihm zu berichten, wie es seinem Sohn ging, andererseits, um ihn von ihrem Vorhaben in Kenntnis zu setzen und um Unterstützung zu bitten. Doch wog noch ein weiteres Thema die Schale zur Seite: die Kontrolle über Magie. Dieses Thema schwebte unheilvoll im Raum und auch, wenn die Elfe sich in der Taverne noch unbekümmert gezeigt hatte, lastete Avalinns warnende Erklärung schwer. Genauso wie die Furcht weiter mit Alyisas dunklen Künsten konfrontiert zu werden, für die sie offensichtlich anfällig zu sein schien.
Eine Bewegung lenkte ihre Gedanken wieder ins Hier und Jetzt und sie sah sich Ajak plötzlich wieder näher, als zuvor, als er ihr die Decke über die Schulter legte. Hatte sie so offensichtlich gefröstelt?
Für einen langen Moment trafen ihre Blicke aufeinander und schienen sich aneinander festzuhalten, ohne das auch nur einer von ihnen ein Wort sprach. Die Ruhe war nicht unangenehm und obwohl die Sekunden still verstrichen, hatte die Elfe nicht das Gefühl, dass sich die Stimmung zwischen ihnen unangenehm veränderte.
Seine warmen Finger berührten ihre Haut und Rhunas Blick senkte sich zu diesen, was wohl den Anstoß für Ajak gab sich räuspernd zurückzuziehen.
„Na… jedenfalls – Kaja hat den Likör auch allein geschafft.“, ergriff der Jäger wieder das Wort und grinste mit einem lausbübischen Ausdruck, der Rhuna unbemerkt weich lächeln ließ. „Die wird morgen jedenfalls keine Hilfe bei der Jagd sein. Außer sie schießt ´nen Bock!“, witzelte er weiter und zusammen mit dem Laut des undamenhaften Schnarchens, brachte er die Brünette zum Lachen. Natürlich nicht laut – soweit achtete Rhuna doch auf die vorangerückte Nachtstunde, doch kam ihr Lachen tatsächlich von Herzen und befreite sie ein wenig von den Sorgen des Tages. Gleichzeitig funkelten ihr beim Lachen deutlich schneller die Tränen in den Augen, als es normalerweise der Fall gewesen wäre.
„Alleine? Du hast ihr nicht dabei geholfen?“, fragte Rhuna erheitert und musterte mit ihren schimmernden Augen sein Gesicht, um kurz darauf festzustellen: „Stimmt, du wirkst nicht einmal angeheitert – was alleine eine gewisse Trinkfestigkeit beweist, wenn man bedenkt, dass du in der Taverne auch einige Krüge geleert hast.“ Für jemanden wie Rhuna, die nach dem zweiten Krug bereits an ihre Grenzen kam, war dies durchaus bemerkenswert.
Von ihren trüberen Gedanken abgelenkt kicherte sie noch einmal leise, als aus Kajas Zimmer ein Laut vernehmbar war, der bewies, dass die Jägerin den Schlaf des Gerechten schlief. Für Rhuna hätte sich die Stimmung nicht ändern müssen, doch Ajak hatte offensichtlich ein feineres Gespür, als sie es ihm zugetraut hätte, da er sie plötzlich mit einem ernsteren und anteilnehmenden Tonfall fragte: „Geht es dir gut?“
Das Lächeln der Brünetten erstarb langsam aber Zusehens, als sie seinem Fingerzeig auf ihr leicht angefeuchtetes Haar folgte, das ihre Tränen hinterlassen hatten. Aus dem Konzept gebracht strich sie sich eine der losen Strähnen hinter ihr Ohr und rang um ein erneutes Lächeln, was begleitet wurde von einem leichten Zucken ihrer Schultern.
„Schon…! Es geht mir nicht schlecht…!“, begann sie, während sie den Saum der Decke ergriff und diese etwas enger an sich zog. Wollte sie wirklich darüber reden, wie es ihr ging? Sie wusste es doch selbst nicht hundertprozentig.
Ihr Blick suchte erneut die braunen Augen von Ajak, der geduldig abzuwarten schien.
„Mir… geht einfach viel durch den Kopf. In weniger als einer Woche hat sich mein Leben um 180 Grad gedreht. Ich habe zuvor noch nie meine Heimat verlassen und habe die Grenze von Shyána Nelle mit dem naiven Blick einer Närrin überquert, ohne zu ahnen, was mir begegnet. Ich… fühle mich unsicher in dem, was ich sage und tue und erkenne Stunde um Stunde mehr, was ich alles nicht kann.“ Vorsichtig tastete sich Rhuna an ihre Gefühlswelt heran und war selbst dort unsicher, ob sie keinen Fehler beging.
„Es ist nicht so, dass ich bereue diesen Schritt gewagt zu haben. Es war das einzig Richtige, was ich für mich tun konnte. Nur ist in so kurzer Zeit so viel passiert und ich schaffe nichts ohne die Unterstützung anderer. Ich treffe Entscheidungen und weiß nie, ob ich einen Fehler begehe und meine Gefühle sind häufig so… zerrissen.“ Je mehr die Worte sprudelten, je stärker rang Rhuna damit die Tränen in sich zu behalten. Sie wollte nicht weinen, sie wollte sich nicht so fühlen.
„Tut mir leid…! Mir geht es wirklich gut…!“, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln das ihre Worte unterstützen sollte. Sie wollte nicht nörgeln, wo sie wusste, dass es Yedan, wie auch Ajak in ihrem Leben schon um vieles schwerer gehabt hatten, als sie.
„Ich hatte in meinem Leben bisher viel Glück. Und … ich bin froh, wenn ich nun hier sein und lernen kann. Ich glaube ich bin einfach nur müde und… etwas durcheinander.“

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 7. Dezember 2022, 16:30

Yedan und Ajak hatten beide gewisse Reize. Allerdings war sich Ajak offenbar mehr bewusst darüber, dass gewisse Situationen oder Doppeldeutigkeiten auf verschiedenen Ebenen interpretiert werden könnten. Während Yedan scheinbar die Dinge tat und nahm, wie sie kamen, schien sich der magische Jäger öfter mal zu erinnern, dass er gerade in ein Fettnäpfchen trat. Doch das hinderte Ajak nicht daran, weiterhin ihre Gesellschaft zu suchen. Ajak setzte sich, ungeachtet dessen, dass Rhuna müde sein könnte, auf das Fußende der Couch und suchte das Gespräch mit ihr. Ihre Entschuldigung hatte er mit einem Abwinken seiner Hand kommentiert. Rhuna musste sich ganz offensichtlich keine Sorgen darum machen, ob sie hier jemandem auf den Fuß getreten war. Allerdings blieb ihr so auch Zeit, sich seine Brustpartie aus der Nähe zu betrachten und das leicht flackernde Kerzenlicht, das kaum noch für eine Stunde reichen würde, unterstützte die Fantasie. Seine Frage nach dem Jäger löste jedenfalls eine ganze Menge Fantasie in Rhuna aus. „Ja, ich habe ihn von unseren gesammelten Erkenntnissen erzählen können …Wir… waren noch jagen. Also Yedan wollte, dass ich jage und deshalb hat es auch so… lange gedauert!“, antwortete sie und Ajak hob eine Augenbraue. „Um die Zeit? Sagtest du nicht, du wärst Anfängerin?“, meinte er wertfrei und wunderte sich offenbar. „Das nenne ich mal ambitioniert.“, schnalzte er mit der Zunge und unterstützte offenbar auch Rhuna’s ersten Impuls, Yedan für verrückt zu erklären. „Wie war es denn?“, fragte er dennoch neugierig. Nach einer kleinen Weile entschuldigte er sich noch mal dafür, dass die beiden Geschwister sie nicht begleiten würden, am nächsten Tag. Rhuna verstand das und wiegelte seine Sorge ab. „I wo. Dir muss gar nichts leidtun. Ihr habt mir heute schon sehr geholfen und ich kann hier nicht einfach auftauchen und eure gesamte Zeit in Anspruch nehmen. Deine Lehrstunden bei Farun sind dir wichtig und ich werde morgen wohl die meiste Zeit bei Avalinn verbringen. Und Kajon besuchen…“ Ajak horchte kurz auf und musterte Rhuna einen Moment. „Soweit ich weiß, ist Kayon auch kein unangenehmer Zeitgenosse. Nun… eigentlich stimmt das nicht, ich weiß es tatsächlich nicht. Er lebt so zurückgezogen… Die meiste Zeit bringt nur eine Botin seine Waren hin und her. Er selbst verlässt sein Haus nicht mehr wirklich.“, sinnierte er und zuckte die Schultern. Für die Elfen im Sarius schien es Normalität geworden zu sein und nach geraumer Zeit gewöhnte man sich offenbar an alles.
Dass das bei jemanden wie Rhuna, die als Außenstehende nur den Kopf schütteln kann, Unverständnis auslöst, ist ebenfalls verständlich. Doch offenbar brauchte es ihren Impuls von außen, damit die Dinge wieder geradegerückt werden können. Doch bevor sie ihre Gedanken darauf konzentrieren konnte, berührte Ajak sie ganz sanft an der Schulter, während er ihr die Decke wieder überlegen wollte. Es war eine sehr vertraute Geste und der Moment, in dem sie seinen Blick erwiderte, zog sich sogar etwas in die Länge. Ajak’s Augenfarbe war eben so braun, wie die der anderen Bewohner hier, doch hatte er nicht dieses helle Braun. Sie waren dunkler und passten gut zu seinen blonden Haaren. Dafür waren seine Züge feiner und er trug keinen Dreitagebart, wie Yedan. Ajak hatte das elfische Aussehen, während Yedan zum Teil menschlich war und man nur anhand seiner Ohren überhaupt auf seine elfische Abstammung schließen konnte. Der Moment verflog, ohne, dass einer von ihnen dem Kind einen Namen hätte geben wollen.

Ajak lenkte die Konzentration auf etwas Unverfängliches und ihre Antwort entlockten den blassrosa Lippen des Mannes ein Lächeln. Sie sprach seine Trinkfestigkeit an und er wich ihrem Blick aus. „So ein paar Bier können mir nichts anhaben.“, verfolgte er das Geplänkel weiter und rieb sich über die Oberschenkel. „Ohnehin ist das doch mit Wasser gestreckt! Dafür sind die Zwerge viel zu gerissen. Richtige Schlitzohren.“, bemerkte er beiläufig und nur halbernst. Eigentlich spielte er es ein wenig hinunter, wenn man es genau nahm. Doch von dem Likör hatte er offenbar wirklich nichts probiert. Um dem Thema „Trinkfestigkeit“ auszuweichen, stellte er eine Gegenfrage, die Rhuna auch ablenkte. Die Frage nach ihrem Befinden, brachte die Elfe in die Bredouille, denn im Grunde wusste sie selbst nicht so genau zu sagen, was ihr eigentlich fehlte. So war das wohl mit den neuentdeckten Gefühlen und all ihren Irrungen und Wirrungen. Sie selbst zu entknoten, erwies sich meist als kräftezehrend. „Schon…! Es geht mir nicht schlecht…!“, stieg sie zögernd ein und erreichte damit, dass Ajak den Blick wieder auf sie richtete. Sie konnte ihm ansehen, dass er erwartete, mehr zu hören und ihr nicht ganz glaubte. „Mir… geht einfach viel durch den Kopf. In weniger als einer Woche hat sich mein Leben um 180 Grad gedreht. Ich habe zuvor noch nie meine Heimat verlassen und habe die Grenze von Shyána Nelle mit dem naiven Blick einer Närrin überquert, ohne zu ahnen, was mir begegnet. Ich… fühle mich unsicher in dem, was ich sage und tue und erkenne Stunde um Stunde mehr, was ich alles nicht kann. Es ist nicht so, dass ich bereue diesen Schritt gewagt zu haben. Es war das einzig Richtige, was ich für mich tun konnte. Nur ist in so kurzer Zeit so viel passiert und ich schaffe nichts ohne die Unterstützung anderer. Ich treffe Entscheidungen und weiß nie, ob ich einen Fehler begehe und meine Gefühle sind häufig so… zerrissen.“, öffnete sie sich dem Jäger und bewies damit viel Vertrauen und Mut. „Tut mir leid…! Mir geht es wirklich gut…! Ich hatte in meinem Leben bisher viel Glück. Und … ich bin froh, wenn ich nun hier sein und lernen kann. Ich glaube ich bin einfach nur müde und… etwas durcheinander.“, schloss sie und kämpfte noch mit ihren Tränen.
Ajak musterte Rhuna schweigend. Offenbar schien er nicht zu wissen, was er antworten könnte oder aber er war überrascht, dass sie sich so öffnete. Doch bevor Rhuna erneut zweifeln konnte, ob sie ihn damit vergrault hatte oder seine Frage falsch verstanden, rutschte der Sarier ungeachtet seines freien Oberkörpers an sie heran und legte einen Arm um ihre Schultern. Warm war er, einladend und stark. Ajak bewies, dass er durchaus eine Schulter zum Anlehnen bieten könnte, wenn sie denn wollte. Und auch wenn sich die beiden nicht wirklich immer grün waren oder ihr Start holprig – jetzt war er da und bot ihr den Halt, den sie meinte zu verlieren. Noch immer sagte er nichts und noch immer kamen keine weisen Worte aus seinem Mund, wie es oft bei Yedan der Fall gewesen war. Dennoch wirkte seine Geste nicht unbeholfen oder übergriffig. Für einen Moment ließ er Rhuna Zeit, seine Nähe zu akzeptieren oder aber abzulehnen, ehe sich seine Lippen doch noch öffneten: „Du sagst, dass du Entscheidungen triffst und nicht weißt, ob sie richtig oder falsch sind…“, wiederholte er einen Teil ihrer Worte und zeigte damit, dass er offenbar ein wenig darüber nachgedacht hatte. „Rhuna, das weiß doch keiner.“, offenbarte er ihr. „Glaubst du, irgendjemand weiß, was er zu tun hat und wenn, welche Konsequenzen warten? Triff die Entscheidungen, wie du sie für richtig hältst. Danach räumst du die Scherben weg, wenn es nötig ist.“, meinte er und drehte den Kopf so, dass er auf sie hinabschauen konnte. Er schmunzelte und das Flackern des Kerzenlichts unterstrich seinen sanften Ausdruck, den er bisher sorgsam verborgen gehalten hatte.
Er wirkte ansonsten eher distanziert oder aber spitzbübisch. Doch auch das nur in Verbindung mit Kaja. Ajak war derweil eher ein ruhiger Zeitgenosse. Und er schien durchaus Geheimnisse zu haben. „Wir bereuen alle Dinge, die wir sagen, tun oder sogar denken.“, er zuckte die Schultern. „Du bist damit nicht allein. Einzig die Götter wissen, wohin die Reise geht.“, meinte er weiter. „Du bist genau so richtig, wie du bist. Vielleicht strauchelst du derzeit etwas, aber das geht vorbei. Du kennst deinen Weg – gehe ihn.“, murmelte er aufmunternd. Dann nahm er, falls Rhuna ihn nicht vorher aufgehalten hatte, den Arm wieder hinunter und schob abermals die Decke, die dabei hinunterrutschte, hinauf. Er hüllte Rhuna in diese ein und hielt sie vor ihrer Kehle zusammen. Hier hob der den Blick noch mal in ihre Augen und lächelte sie offen an. So lange, bis ihm das Lächeln leicht gefror und er ernster wurde. Ajak betrachtete Rhuna’s Gesicht genau, ließ die Augen von ihren zu ihren Lippen springen, ehe er sie an der Decke etwas zu sich zog und wie selbstverständlich seine Lippen, für einen äußert zärtlichen aber auch klar definierten Kuss, auf die ihren platzierte.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Mittwoch 7. Dezember 2022, 23:56

Stets wenn Yedan zur Sprache kam schien Ajak eine gewisse Steifheit zu befallen. Es war eigentlich nicht klar zu erkennen, mehr ein Gefühl, das Rhuna befiel, wenn sie in Ajaks Augen las und sich einbildete eine feine Änderung seiner Stimmfarbe, - eine gewisse Härte herauszuhören. Doch war dies wirklich so? Oder bildete sie sich das nur ein?
Vom ersten Moment an hatte der blonde Elfenmann sie und Yedan mit Misstrauen beäugt und hatte sich, auf nicht besonders freundliche Art und Weise, zu despektierlichen Annahmen und Äußerungen hinreißen lassen. Besonders was den Halbelfen anging. Doch hatte er sich nach ihrem Angriff zu Yedans Verteidigung direkt entschuldigt und durchscheinen lassen, dass es eine, aus schlechten Erfahrungen geborene Annahme gewesen war. Und je mehr sie über die Bewohner des Sarius erfuhr, je größer wuchs Rhunas Verständnis für diesen übereilten Angriff. Ajak war einer der Waldelfen, die ihre Heimat liebten und beschützen wollten und Fremden gegenüber ein begründetes Misstrauen entgegenbrachten. Lag es also vielleicht an Yedans schlechten Ruf? Anders als Kaja war Ajak nicht sofort von der Unschuld des Halbelfen ausgegangen. Doch nun half er ihr dabei seinen Ruf wieder herzustellen und seine Unschuld zu beweisen.
„Um die Zeit? Sagtest du nicht, du wärst Anfängerin?“, fragte der blonde Jäger, nachdem sie ihm den Grund für ihr Zuspätkommen genannt hatte. Rhuna musterte für einen Moment sein Gesicht, als er mit der Zunge schnalzend hinzufügte: „Das nenne ich mal ambitioniert.“ In diesem Moment kam besagtes Gefühl auf und sie fragte sich, ob sie sich die unterschwellige Steifheit nur einbildete.
„Wie war es denn?“, folgte gleich die nächste Frage, die unkontrollierbar gewisse Erinnerungen an den Abend bei der jungen Elfe weckte. Ihr Blick wanderte zur Seite und sie zuckte mit den Schultern, während eine feine Röte ihre Wangen zu zieren begann, die glücklicherweise auch auf ihre schlechten Schießkünste hinweisen konnte.
„Nun… anfangs nicht so gut. Ich war… recht ungeschickt.“, begann sie etwas gedehnt und sprach ohne, dass Ajak es wissen konnte, nicht alleine von der Jagd.
„Zum Schluss hin gelang es mir einen Hasen zu treffen. Aber... der Pfeil erlöste das Tier nicht sofort, so dass ich nachhelfen musste.“ Man sah anhand des Ausdrucks, dass der Scherz und die Angst des Tieres dem unerfahrenen Jägerlehrling leid tat.
Der kleine Themenwechsel hatte Rhunas Aufmerksamkeit von Ajaks Stimmung gegenüber Yedan abgelenkt – war das Gefühl so oder so nicht stark genug, dass sie sich andauernde Gedanken darüber machte. Glücklicherweise verließen sie nun das Themenfeld bezüglich Rhunas Erlebnissen an diesem Abend, so dass Ajak ihr von Kayons Lebensgewohnheit erzählte. Trotz der teils belastenden Themen schien keinem der beiden die Unterhaltung unangenehm zu sein, so dass sie sich trotz der vorangerückten Nachtstunde weiter austauschten und die Müdigkeit zur Seite schoben. Es tat gut normal zu reden. Und Ajak bot Rhuna eine kleine und willkommene Ablenkung, die sie vielleicht nötig hatte, um sich nicht mit einem Gedankenhaufen im Kopf zur Ruhe zu legen.
„Er muss einsam sein...! Die Vorstellung, wie sich Kayon all die Jahre fühlen muss…! Es hört sich so an, als würde die Trauer ihn einsam und zurückgezogen leben lassen.“ Rhuna tat ein solcher Gedanke weh. Ähnlich wie sie auch mit Farun mitfühlen konnte. Doch sah sie eben auch das Ungleichgewicht und ein Leid, das hätte verhindert werden können.
Eine kleine Pause entstand, in der sie sich noch einen Moment länger Gedanken um Yedans Vater machte, ehe Ajak auf Kajas erfolgreiche Tilgung des Honigweins verwies und das Gespräch in lustigere Bahnen lenkte, zu dem die Jägerin unbewusst durch ihr Schnarchen erheiternd beitrug. Doch nachdem sie über die Trinkfestigkeit der Geschwister gesprochen hatten, schlug die Stimmung wieder um, nachdem er sich, völlig aus dem Kontext gegriffen, nach Rhunas Befinden erkundigte und dadurch einen, sich über den Abend aufgebauten Knoten zum Lösen brachte.
Die Elfe wusste nicht, ob sie wirklich darüber sprechen wollte, wie es ihr ging, wo sie es doch selbst nicht wirklich wusste. Aufgestaute Gefühle wurden aufgewirbelt und zögernd lösten sich die ersten Worte von ihren Lippen, die von einem Vertrauen sprachen, das sich während ihres Gesprächs entwickelt hatte. Mit Ajak zu sprechen war anders als es mit Yedan war. Die beiden sarischen Jäger gingen Themen auf unterschiedliche Weise an, doch sie teilten sich, dass sich Rhuna bei beiden wohlfühlen konnte.
Vielleicht lag es daran, dass Ajak eine Schwester besaß, doch er zeigte sich nicht zum ersten Mal feinfühlig und empathisch, was Rhunas Gefühle anging. Er schien ein gutes Gespür zu besitzen, wenn er auf die Gefühle eines anderen achten wollte.
Was die brünette Elfe anging, erinnerte Ajak sie teilweise an ihren Bruder Fílías, den sie stärker vermisste, als sie es sich eingestehen wollte. Denn wenn sie dies tun würde, würde sie den Funken Heimweh erkennen, der zwar scherzhaft vorhanden war, aber nicht schwer genug wog, dass sie einen Wandel ihres Entschlusses erfuhr.
Bisher hatte sie stets Fílías ihre Gedanken und Sorgen anvertraut. Und gerade schienen die kleinen Ähnlichkeiten auszureichen, um Ajak einen Vertrauensvorschuss zu geben. Aber vielleicht wurde Rhuna auch nur vom Moment und der Stimmung mitgerissen. Der großgewachsene Jäger bewies sich als aufmerksamer Zuhörer, der ihr die Zeit gab, ihre wirren Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen und sie bis zum Schluss nicht unterbrach. Während sie noch versuchte ihre lästigen Tränen zu unterdrücken und wegzublinzeln, bemerkte sie, wie Ajak sie schweigend ansah, nur um ihm nächsten Moment neben sie zu rutschen und ihr trostspendend einen Arm umlegte.
Ihre Wange berührte, durch die unerwartete Nähe, die warme Haut seiner Schulter und im ersten Moment war Rhuna viel zu überrascht und perplex, um sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
Wenn sie ehrlich war, hätte sie eine solche Geste nicht von Ajak erwartet. Immerhin kannten sie sich kaum, wussten nicht viel voneinander und gerieten hier und da aneinander oder empfanden sich als missverständlich. Doch anders als bei Yedan löste die Umarmung in Rhuna nicht augenblicklich Schmetterlinge aus. Sie war überrascht und ein wenig verwirrt, doch nicht so sehr, dass sie damit nicht umzugehen wusste.
Die Wärme und auch die körperliche Nähe waren angenehm und es tat gut sich einfach bei ihm anlehnen zu können. So überließ sie sich einfach dem wohligen Gefühl und schloss für einen Moment die erschöpften Augen.
„Du sagst, dass du Entscheidungen triffst und nicht weißt, ob sie richtig oder falsch sind… Rhuna, das weiß doch keiner. Glaubst du, irgendjemand weiß, was er zu tun hat und wenn, welche Konsequenzen warten? Triff die Entscheidungen, wie du sie für richtig hältst. Danach räumst du die Scherben weg, wenn es nötig ist.“ Während Ajak sprach, öffnete Rhuna halb die Augen und sah nachdenklich zur niederbrennenden Kerze. Sie hörte still zu, spürte die leichte Vibration seiner Stimme durch ihren Körperkontakt zu ihm und merkte, wie sie es schaffte ihre aufgewühlten Gedanken zu beruhigen.
Auf ihren Lippen bildete sich ein dankbares Lächeln und als sie anhand seiner Kopfbewegung spürte, dass er sie ansehen musste, drehte auch sie den Kopf leicht und sah zu ihm auf. Ajaks Worte hatten ihr gezeigt, dass es wohl wirklich jedem von Zeit zu Zeit so ging, wie ihr. Dass jeder mal mit sich und Entscheidungen haderte und unentschlossen war. An und für sich waren es keine Weisheiten, die sie nicht auch irgendwo wusste, aber sie hatte es gebraucht die Worte aus dem Mund eines Freundes ausgesprochen zu hören.
„Wir bereuen alle Dinge, die wir sagen, tun oder sogar denken.“, sprach er weiter und zuckte die Schultern, wodurch Rhunas Kopf mit der Bewegung sanft gerüttelt wurde. „Du bist damit nicht allein. Einzig die Götter wissen, wohin die Reise geht. Du bist genau so richtig, wie du bist. Vielleicht strauchelst du derzeit etwas, aber das geht vorbei. Du kennst deinen Weg – gehe ihn.“ Seine Worte munterten sie tatsächlich auf und die Elfe erkannte wieder, dass es sich um kleinere Probleme handelte, die sie nur mit genügend Mut und Entschlossenheit überstehen und an ihnen wachsen konnte. Sie war nicht perfekt, sie war nicht in sich gefestigt und war noch dabei herauszufinden, wer sie war, wer sie sein und was sie tun wollte. Sie machte Fehler und dadurch Erfahrungen. Und das war in Ordnung! Denn das zeigte doch eigentlich nur, dass sie aktiv am Leben teilnahm. Genau das war doch das Gefühl, was sie all die Jahre zuvor stets vermisst hatte. Und wie es Ajak gesagt hatte: Sie war nicht alleine damit!
„Du… bist gut darin jemanden aufzumuntern!“, sagte Rhuna leise mit einem sanften Lächeln und setzte sich wieder aufrecht, als der Jäger seinen Arm zurückzog. Das brennende Gefühl in ihren Augen war verschwunden. Ebenso schien sich ein Teil ihrer Selbstzweifel beruhigt zu haben.
Ich habe ihn verkannt…! Er scheint sich selbst schon Gedanken dazu gemacht zu haben. Vielleicht bereut er auch manchmal etwas… ähnlich wie vorhin bei Avalinn!, dachte sie und erinnerte sich an Ajaks teils enttäuschtes Gesicht, wenn er die Aufmerksamkeit der hübschen Elfe nicht hatte auf sich ziehen können. Lächelnd wandte sie sich ihm wieder zu und sagte dann leise, während er ihr erneut die Decke um die Schultern zog: „Danke Ajak. Nicht nur für jetzt… auch dafür, dass du immer wieder nach mir gesehen hast, seit wir hier ankamen. Und dafür, dass du Yedan hilfst und mich heute den ganzen Tag begleitet hast. Und das… obwohl du zum Teil sicher Zweifel mir gegenüber entwickelt haben musst, nachdem was alles… passiert ist und wie wir uns kennengelernt haben!“ Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung, bei der eine ganze Weile ihr ‚halbnacktes‘ Erscheinungsbild Thema gewesen war. Vielleicht hatte sie wirklich Glück und würde in Ajak einen richtig guten Freund gewinnen.
Rhuna war mit ihrer Erinnerung beschäftigt während sie Ajaks Blick erwiderte und dadurch einen Moment zu spät den Wandel in seiner Miene bewusst registrierte und das, was darauf folgen würde.
Sein Lächeln wurde schmaler, bis ein ernster Ausdruck auf seinem Gesicht lag. Und als Rhuna sich diesem bewusst wurde und sich fragte, was Ajak hatte, spürte sie im Nacken einen unerwarteten Druck, gefolgt von einem Zug an der Decke, der ihr Gesicht dem seinen, im Augenblick eines Wimpernschlags, so nahe brachte, dass sie unmöglich hätte reagieren können. Rhuna spürte eine warme und sanfte Berührung auf ihren Lippen und im Begreifen der Situation weiteten sich leicht ihre Augen. Ajaks Lippen lagen in einem Kuss verschmolzen auf den ihren.
Das ruhige Gefühl, das sie bis dahin gespürt hatte löste sich sofort in Luft auf und ihr Herz begann, als wolle es ihre Unaufmerksamkeit verhöhnen, in einem wilden Takt in ihrer Brust zu schlagen.
Die Elfe war für einen Moment wie erstarrt und völlig überrumpelt, ehe sich ihre rechte Hand doch regte und sich unter der Decke hob. Rhuna legte sie auf seine Brust und drückte ihn mit sanftem aber bestimmten Druck von sich, obwohl die warme Berührung unter ihren Fingern ein Kribbeln auslöste.
„Ajak! Was…?“, fragte sie völlig verwirrt und tastete mit ihrem Blick sein Gesicht ab. Es hätte ein Deja vu Erlebnis sein können, doch irgendwie war das hier anders, als zuvor mit Yedan, dem sie einen recht unschuldigen Kuss auf die Wange hatte geben wollen. Ajak hingegen hatte sie ziemlich eindeutig zu sich gezogen und es war keine unbeabsichtigte, seitliche Kopfbewegung erfolgt, die zum Aufeinandertreffen ihrer Lippen geführt hatte.
Aber er ist doch in… Avalinn verliebt!, huschte der Elfe der Gedanke durch den Kopf, von dem sie bis dato überzeugt gewesen war. Rhuna sah nicht wütend oder abgeneigt aus – einzig verwirrt – ein wenig verunsichert, während sich Verlegenheit in ihre Züge mischte. Für sie war der Kuss völlig überraschend gekommen. Und sie wusste gerade nicht was sie sagen, denken und erst recht empfinden sollte.
Das… nein! Es muss sich hier um ein Missverständnis handeln! Ein aus Verlegenheit geborenes Lächeln erschien auf ihren Lippen und sie zog ihre Hand von seiner Brust, ehe sie zwei Mal auf seine Schulter pattete.
„Du bist wohl doch nicht ganz nüchtern!“, äußerte sie ihre Vermutung und winkte kurz mit ihrer Hand vor seinem Gesicht. „Ich bins - Rhuna! Nicht Avalinn!“, sagte sie noch einmal und lachte leicht, weil sie glaubte die Erklärung für seinen Kuss gefunden zu haben.
„Ich glaube der Tag war für uns beide lang und verwirrend. Vielleicht sollten wir jetzt wirklich schlafen! Es ist spät…!“, und als würde die Nacht ihr zustimmen wollen, erlosch die Kerze und ließ beide in einem, nur schwach vom Mondschein beleuchteten Raum zurück.
Rhuna gab sich zwar gerade möglichst normal und tat so, als würde der Kuss als einfaches Missgeschick bereits vergessen sein. Doch tatsächlich kämpfte sie darum, dass ihr Herz sich beruhigen ließ. Der Kuss hatte Ajak in ein völlig anderes Licht gerückt und er war plötzlich auf eine ganz andere Art und Weise präsent, die sie irgendwie nervös machte. Doch was dies bedeuten könnte, wusste Rhuna noch nicht. Bisher hatte sie Ajak, obwohl ihr natürlich aufgefallen war, dass auch er gut aussah, mehr mit dem Blick eines Freundes betrachtet. Sie hatte Vergleiche mit Fílías angestellt, die mit einem Mal plötzlich nicht mehr zu passen schienen.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Freitag 9. Dezember 2022, 22:48

Die Jahre in Shyána Nelle hatten Rhuna unsicher werden lassen. Und das in einem Maße, das höher lag als es bei anderen oft der Fall wäre. Jeder wuchs irgendwo auf, wurde mal mehr mal weniger behütet und musste schließlich den Schritt ins eigene Leben wagen. Dabei erhielten die einen mehr Rüstzeug als die anderen, doch ihnen war gemein, dass sie diese Schritte allein wagen mussten. Sie alle mussten ihre Wege finden, die einen strauchelten und fingen sich, während wieder andere fielen und liegen blieben. Kein Weg war von Anfang an sichtbar und klar. Man musste ihn gehen, um ihn Stück um Stück zu erhellen und die nächsten Schritte abwägen zu können. Niemand schaffte es, zehn Schritte vorauszusehen. Gewiss, einige fanden schneller zum Ziel, zogen in ein Leben ein, das sie ihr eigenes nennen konnten. Doch die meisten von ihnen brauchten ihre Zeit, um sich endlich dort wiederzufinden, wo sie hinsollten. Wie sagte man so schön? Der Weg ist das Ziel. Und Rhuna durfte sich auf den Weg freuen, denn lange Zeit glaubte sie, ihn nicht beschreiten zu können. Erst jetzt begann das Leben der Elfe und erst jetzt lernte sie auch, was das eben mit sich brachte. Doch Rhuna war auch hier nicht allein. Sie hatte Freunde, Bekannte und sie alle halfen ihr, bewusst oder unbewusst, voranzukommen. Diese Erkenntnis war Balsam für die strauchelnde Seele der jungen Shyáner. Sie hatte geglaubt, sie wäre nicht fähig Entscheidungen treffen und deren Konsequenzen aushalten zu können. Doch was erwartete sie? Zu viel, wie sie durch Ajak’s Worte erkannte. Der Elf war jung, allerdings zeigte er immer wieder eine gewisse Ernsthaftigkeit. Und eben jene half nun Rhuna weiter, denn er wirkte regelrecht weise mit seinen Worten.
Auch Yedan hatte diese Eigenschaft gezeigt, doch auf eine andere Art. Er schien es zu wissen, erlebt zu haben oder sich, in seiner Einsamkeit, genug Gedanken dazu gemacht zu haben. Bei Ajak wirkte es etwas anders. Er schien das ein oder andere Geheimnis zu besitzen, welches ihm diese Tiefgründigkeit bescherte. Und sein Erlebtes hatten sie bisher noch gar nicht thematisiert. Im Grunde wusste sie auch von ihm wenig bis gar nichts. Geschweige denn von Kaja. Allerdings überschlugen sich die Ereignisse auch stets, sodass Rhuna kaum dazu kam, durchzuatmen. Erst jetzt, im Arm von Ajak, entspannte sie sich wieder etwas und konnte sich von ihrem Gedankenchaos beruhigen. Zumindest für einen winzigen Moment, denn gerade als Rhuna der Meinung war, dass sie sich hier gut aufgehoben fühlte, war es ausgerechnet der ernste und manchmal verkopfte Ajak, der die Spielregeln einfach so änderte! Er küsste sie… Und das war kein Versehen, das war kalkuliert und volle Absicht!

Ajak’s Lippen mit diesem blassrosa Ton, drückten sich sanft gegen ihre und klauten ihr den ersten Kuss dieser Art. Und es war zärtlich, warm und angenehm. Jedenfalls der Kuss an sich – ob er angenehm war, was die Gefühle anging, musste Rhuna selbst entscheiden. Er jedenfalls küsste nicht zum ersten Mal und zeigte das auch. Für einen Moment rauschten die Sekunden zähflüssig dahin, bis Rhuna sich traute, zu intervenerieren. Ihre im Vergleich zu seiner Brust, kleine Hand übte einen gewissen Druck aus und schob ihn ein wenig von sich. Ajak blinzelte und ließ sich bewegen, während das dunkle Braun ihre Augen suchte. „Ajak! Was…?“ Er sah sie fragend an. In ihr brauste ein Sturm auf, der die verwirrenden Gedanken und Gefühle zur Folge hatte. Dann setzte die Verlegenheit ein und Rhuna ließ sich zu einem kumpelhaften Patten auf die Schulter hinreißen. Ajak’s Augenbrauen hoben sich dabei, ehe er sich ein wenig zurücksetzte und mehr Abstand zwischen sie beide brachte. Er wirkte gar nicht verlegen. Und er wirkte überhaupt nicht eingeschüchtert! „Du bist wohl doch nicht ganz nüchtern! Ich bins - Rhuna! Nicht Avalinn!“ Nun aber entgleisten ihm die Gesichtszüge. Er grinste fragend auf und ein Bisschen schief. „Wieso Avalinn?“, fragte er leise lachend und blickte an Rhuna herunter. Seine Augen tasteten ihren Hals ab, ihren Übergang vom Hals zum Brustbein und fanden schließlich ihre Hände. „Ich glaube der Tag war für uns beide lang und verwirrend. Vielleicht sollten wir jetzt wirklich schlafen! Es ist spät…!“ Er griff nach ihnen und hielt sie, sollte sie nicht zurückweichen. Die Kerze erlosch und kündete von einem Ende. Doch offenbar wollte Ajak das nicht so sehen, sondern raunte: „Wieso glaubst du, dass ich dich mit Avalinn verwechsle?“. Er strich mit seinen Daumen über ihre Handrücken.
Ajak wirkte vollkommen ruhig und ließ sich durch ihre Reaktion noch immer nicht aus der Fassung bringen. Dann hob er den Blick zurück in ihre Augen. „Denkst du, ich wäre in Avalinn verliebt?“, murmelte er und in seinem Gesicht spiegelte sich für einen Moment Irritation wider. „Sicher, sie ist wunderschön außen wie innen…und macht einen nervös… Jeder würde das wohl so sehen, aber…“, er schluckte leicht, ehe er die entstehende Pause dazu nutzte, wieder ein kleines Stück zu Rhuna zu rutschen, „aber Rhuna, du …“, er suchte die Worte, Du hast mich erwischt…“, lächelte er plötzlich ziemlich kess und trotzdem war da kein Grund zu glauben, dass er nicht ehrlich wäre. „Ich weiß nicht mal, wie das passiert ist es… Doch…“, er sah auf, als ihm offenbar etwas einfiel. „Als ich dich aufgefangen habe, während ich bei Farun in das Gästezimmer platzte…“, erinnerte er und lächelte bei den Gedanken daran. „Du hast mich mit deinen großen, wunderschönen Augen angesehen und… ich weiß auch nicht. Ich wollte es nicht mal wahrhaben… Ich habe mich sogar bemüht, mich abzulenken…“, offenbarte er ihr und spielte wohl auf Avalinn an.

„Doch…“, seine Augen ruhten erneut in ihren und man sah ihm an, dass er ihre Wange zärtlich in seine Hand betten wollte. Doch er achtete auf ihre Reaktion, wollte sie sicher nicht verschrecken. „…Ich konnte nicht. Ich mache mir ständig Gedanken um dich! Ich kann da gar nichts dran ändern, Rhuna. Ich habe bestimmt dreimal nach dir gesehen, bis du endlich auf der Couch gelegen hast! Ich habe nichts getrunken, weil ich sichergehen wollte, dass ich bereit wäre, wenn du Hilfe bräuchtest…“, gestand er ihr und schüttete wie selbstverständlich sein Herz aus. Ajak wirkte dabei ruhig und überhaupt nicht kryptisch. Er nannte die Dinge beim Namen und wusste, was er fühlte. Eine erfrischende Eigenschaft, wenn man so wollte. Der blonde Sarier war selbst als Schemen im Dunkel gut zu sehen. Der Mond warf sein silbriges Licht in die kleine Hütte und als hätte Manthala selbst ein Auge auf sie, waren die Schatten sowohl für sie als auch für ihn schmeichelnd, statt unbehaglich. „Rhuna…“, flüsterte Ajak mit weicher Stimme. „Ich wollte dich nicht – ach das ist Quatsch, natürlich wollte ich. Ich kann an nichts anderes denken! Aber ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“, versicherte er und doch konnte Rhuna spüren, dass Ajak von seinen Gefühlen geleitet wurde. Er strich erneut über ihre Hände, ehe er sie losließ. Sein Blick kletterte erneut in ihre Augen. Und er wollte sie erneut küssen, das konnte sie an seiner Körperhaltung erkennen. Allerdings kam er dieses Mal nur sehr langsam näher, hielt inne und wartete auf ihr Einverständnis. „Darf ich… noch mal?“, flüsterte er so, dass es einem Schauer über den Rücken jagen konnte gepaart mit einer Spur Hoffnung. Ajak wartete mit einem Selbstbewusstsein auf, das durchaus anziehend wirken könnte. Denn es war nicht überheblich. Es war nur einfach klar definiert, was er wollte und vor allem… wen.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 10. Dezember 2022, 21:13

Für Rhuna hatte es bisher keine Zweifel darüber gegeben, dass Ajak ein Auge auf Avalinn geworfen hatte. Wie oft hatte sie gesehen, wie seine Blicke zu der schönen Elfe gewandert und an ihrer Gestalt hängengeblieben war? Seine Art sie anzusehen … hatte sie dies zumindest glauben lassen. Auch seine Sorge ihr gegenüber.
Doch nun saß Rhuna hier und wusste nicht was geschehen war. Der geradlinige Ajak hatte sie eindeutig zu sich gezogen und geküsst. Doch das ergab für die junge Elfe keinen Sinn. Einmal wegen ihrer bisherigen Vermutung und dann, weil … sie kaum etwas voneinander wussten. Weniger noch, als sie und Yedan!
Im Kopf der Brünetten ratterte es und sie suchte nach einer Erklärung, die irgendwie logisch zu sein schien. Und diese fand sie in der Vermutung, dass Ajak doch nicht ganz nüchtern war und sie, in Verbindung mit seiner Müdigkeit, einfach mit Avalinn verwechselt hatte.
Doch entgegen ihres Gefühls, dass der blonde Jäger ihre Erklärung bestätigte, sah er sie nur überrascht an und fragte lachend: „Wieso Avalinn? Wieso glaubst du, dass ich dich mit Avalinn verwechsle?“
Ihr Herzschlag wollte sich so natürlich noch weniger beruhigen. Verständnislos wanderte ihr Blick über Ajaks Gesicht, der zeitweilig ihre Hände ergriff und mit seinen Daumen über ihre Handrücken streichelte. Alleine diese feinen Berührungen reichten aus, um Rhuna eine feine Gänsehaut zu bescheren. Sie verstand nicht, wie sie in diese Situation hineingeraten war. Wie hatte die Stimmung plötzlich in diese Richtung kippen können? Wieso sollte Ajak sie plötzlich … küssen?
Der Elf wirkte vollkommen ruhig auf sie. Weder war er peinlich berührt, noch suchte er nach Ausflüchten oder Erklärungen.
„Wieso solltest du mich sonst … küssen?“, fragte sie, noch immer völlig verwirrt, während sie unsicher ihre Hände zurück ziehen wollte.
[/i]„Denkst du, ich wäre in Avalinn verliebt? Sicher, sie ist wunderschön außen wie innen…und macht einen nervös… Jeder würde das wohl so sehen, aber…“[/i] Zuerst nickte Rhuna auf seine Frage, dann noch einmal, weil er meinte, jeder würde die eldorischen Elfe als schön bezeichnen. Das war es doch – Avalinn war optisch wunderschön und besaß eine reine und gefasste Seele, um die sie sie beneidete. Avalinn war … perfekt! Rhuna mochte sie wirklich sehr und hätte daher sofort verstanden, wenn Ajak … und vielleicht auch Yedan ihr verfallen wären.
„aber Rhuna, du …- Du hast mich erwischt…“, hörte sie anstatt dessen von ihm und traf auf ein Lächeln, das seine Ehrlichkeit und Selbstsicherheit noch einmal untermalte.
Das Gefühl der Sicherheit Ajak gegenüber löste sich langsam aber sicher auf. Vorhin noch hatte die Elfe geglaubt wenigstens ihn ein wenig zu verstehen und seine Art etwas zu durchschauen. Yedan verwirrte sie und gab kaum bis gar keine Hinweise darauf, was in ihm vorging. Ajak dagegen sprach seine Gedanken öfter und klarer aus – was zwischen ihm und Rhuna schon mal zu einem kleinen Konflikt führen konnte, doch empfand sie ihren Umgang, als einfacher. Einfacher und … vertrauter, weil sie gewisse Züge ihres Bruders in dem sarischen Elfen entdeckt hatte. Ajak war ebenfalls ein Bruder und seine Neckereien und Streitereien mit Kaja hatten Rhuna stets ein wenig … beruhigt. Die beiden waren eine Familie und kümmerten sich umeinander. Und das war für sie etwas Bekanntes, etwas mit dem sie, vom Beobachten her, partizipieren konnte. Doch nun... änderte sich das Bild. Ajak war nicht länger ein Bruder, der sie an ihren eigenen erinnerte.
„Ich weiß nicht mal, wie das passiert ist es… Doch…“ Rhuna hielt unbewusst die Luft an und spürte einen Kloß im Hals. Ihr Herz schlug noch immer schnell gegen ihre Brust und sie wagte es nicht ihren Blick vom anderen zu nehmen. Ajak behauptete selbst ein wenig überrascht zu sein und nicht zu wissen, wie es zu diesen unerwarteten Gefühlen gekommen war. Doch dann fand und gab er sich selbst die Antwort und wirkte in keiner Sekunde unentschlossen oder darüber strauchelnd. Unsicher über seine Selbstsicherheit zog Rhuna ihre Beine etwas näher an ihren Körper und zog die Decke enger.
„Als ich dich aufgefangen habe, während ich bei Farun in das Gästezimmer platzte…Du hast mich mit deinen großen, wunderschönen Augen angesehen und… ich weiß auch nicht. Ich wollte es nicht mal wahrhaben… Ich habe mich sogar bemüht, mich abzulenken…“ Die Erinnerung an den Moment, wann er sich seiner Gefühle bewusst geworden war, brachte Ajak zum Lächeln und Rhuna öffnete den Mund, um etwas zu sagen, verschloss ihn allerdings gleich darauf wieder.
Damals…?, fragte sie sich und erinnerte sich ebenfalls an diesen kleinen Moment, der für sie mit einem Schreck einhergegangen war. Trotz der Erklärung verstand sie nicht, wie Ajak der Meinung war mehr für sie zu empfinden. Sie war … nur Rhuna und gegen Avalinn war sie keine bevorzugte oder ins Auge springende Wahl. Und davon abgesehen, was wussten sie beide überhaupt voneinander? Gerade eben hatten sie das erste Mal ein etwas vertrauensvolleres und tieferes Gespräch gehabt, in dem die Shyáner ein wenig mehr von sich Preis gegeben hatte. Doch sonst? Ajak hatte ihr bisher nichts groß von sich erzählt und anders als damals bei Yedan, hatte Rhuna noch nicht groß nachgefragt. Eben weil ein gewisser sarischer Halbelf ihr bereits im Kopf herumspukte.
„Doch…“, begann Ajak von Neuem und Rhuna konnte anhand seiner Handbewegung sehen, dass er diese heben und auf ihre Wange betten wollte. Ihr Blick wurde Zusehens verunsichert, doch sie hatte das Gefühl sich in diesem Moment nicht regen zu können. Einzig ein schwacher Versuch ihre Stimme zurückzufinden schien ihr möglich.
„Ajak… ich…“ - „…Ich konnte nicht. Ich mache mir ständig Gedanken um dich! Ich kann da gar nichts dran ändern, Rhuna. Ich habe bestimmt dreimal nach dir gesehen, bis du endlich auf der Couch gelegen hast! Ich habe nichts getrunken, weil ich sichergehen wollte, dass ich bereit wäre, wenn du Hilfe bräuchtest…“, gestand er ihr und schnitt damit ihren schwachen Versuch ab, etwas dazu zu sagen. Die Worte trafen ins Schwarze und obwohl sie noch immer nicht wusste, was sie davon halten oder was ihr schnell schlagendes Herz bedeuten sollte, kam zumindest seine Ernsthaftigkeit bei ihr an und trieb ihr eine leichte Röte zurück in die Wangen. Der blonde Sarier brachte sie mit seiner Art die Dinge beim Namen zu nennen in Verlegenheit und … auch wenn sie es in diesem Augenblick nicht verstand war das etwas, was ihr eigentlich … gefiel. Ajak ließ sie nicht im Dunkeln und sprach aus was ihm auf der Zunge oder dem Herzen lag. Sie verstand nicht wieso er so für sie zu empfinden glaubte und war mit seiner Offenheit überfordert. Doch im Grunde bekam sie dadurch selbst klarere Entscheidungsmöglichkeiten.
„Rhuna…“, flüsterte Ajak mit weicher Stimme und verschaffte ihr ein kribbelndes Gefühl in der Magengegend. „Ich wollte dich nicht – ach das ist Quatsch, natürlich wollte ich. Ich kann an nichts anderes denken! Aber ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“
Rhunas Blick hob sich und musternd sah sie ihm in die braunen Augen, die sie dank des Mondlichtes noch immer gut genug erkennen konnte. Solche Worte … brachten doch jedes Frauenherz zum Schlagen, oder? Ajak war ein gut aussehender Elf – das fiel ihr nicht zum ersten Mal auf. Doch bisher hatte sie ihn nie mit diesen Augen gesehen. Erneut strich er über ihre Hände, ehe er sie losließ. Ihre Blicke trafen aufeinander und als er sich langsam zu ihr vorbeugte wusste Rhuna, was er vorhatte. Bei dem Gedanken an einen zweiten Kuss geriet die junge Elfe doch ein wenig in Panik. Sie ließ die Decke augenblicklich los, die ihr über die Schultern rutschte und stoppte den Sarier in seiner Bewegung, indem sie ihre Hand wieder auf seine Brust legte.
„Wa-warte Ajak! Das geht alles so schnell… und ich dachte bisher wirklich, dass du in Avalinn verliebt wärst und… und… wir kennen einander doch kaum… und …“
„Darf ich… noch mal?“, fragte er mit flüsternder Stimme, in der sie eine leichte Hoffnung heraushören konnte. Seine Frage brachte Rhuna völlig aus dem Konzept und stoppte ihren Redefluss. Sie sah ihn mit ihren großen Augen erschrocken… verlegen… und überfordert an. Sein Selbstbewusstsein schwappte, wie eine Welle über die brünette Elfe und drohte sie mit sich zu reißen. Es zeigte sich gerade sehr gut, dass der Jäger deutlich mehr Erfahrung besaß als sie – die, schlichtweg als Unerfahren abgestempelt werden konnte.
Der Kuss hatte sie völlig überrascht, aber er hatte sich auch… gut angefühlt. Ajak hatte gewusst, was er tat und sie das auch spüren lassen. Genauso, wie sie wohl ahnte, dass es nicht sein erster Kuss gewesen war. Und nun fragte er sie auch noch um ihre Zustimmung! Wollte er ihr gerade alle Fäden aus der Hand nehmen, oder fühlte es sich nur so an, obwohl er ihr dadurch eigentlich die Wahlmöglichkeiten ließ.
Der halbe Zufallskuss mit Yedan hatte ihr Herz ebenfalls zum Schlagen gebracht, doch gegen den des blonden Elfen war er kurz und unschuldig gewesen. Doch sie hatten ihn danach nicht mehr angesprochen und so getan, als wäre nie etwas passiert. Es war einer der Gründe, wieso Rhuna glaubte, dass Yedan sie nicht mit demselben Interesse und Gefühlen ansah, wie er in der Shyáner auszulösen vermochte. Was in Yedans Kopf vor sich ging war… nie zu ergründen.
Vorsichtig wanderte ihr Blick zu Ajaks Lippen und ihr Herz schlug langsam so schnell, dass sie das Gefühl hatte, dass ihr gleich schwindlig werden würde. Rhuna wusste gerade nichts! Nicht was sie sagen sollte, nicht was sie tun sollte, nicht was sie denken sollte. Und auch nicht was sie wollte. Was fühlte sie überhaupt? Sie war doch gerade mal soweit gewesen zu erkennen, dass sie Yedan mochte.
Gefühlt war Ajak ihr noch ein Stück nähergekommen. Oder hatte er in dieser Nähe bereits gestoppt und es wirkte nur so? Ihre schmalen Finger an seiner Brust wanderten zusammen, so dass sie ihn mit der Faust sacht auf Abstand hielt.
Ich… dachte Ajak weiß, dass ich Yedan mag!, dachte sie und senkte ein Stückchen den Kopf, so dass ihr eine braune Strähne ins Gesicht rutschte.
„Wir… kennen uns kaum zwei Tage… und wissen doch gar nichts groß voneinander.“, sagte sie mit schwacher Stimme und dachte gleichzeitig daran, wie schnell Yedan ihre Blicke auf sich gezogen hatte.
„Ich habe dich bisher nicht so gesehen! Ich meine … ich dachte du würdest mich gerade so tolerieren und vielleicht ein bisschen mögen lernen. Doch nach den Vorfällen beim Baum fing ich schon an daran zu zweifeln. Du… warst immer wieder distanziert und…ich dachte du siehst mich vielleicht als … keine Ahnung, dunkle Hexe. Erst nachdem Avalinn erklärt hat was vermutlich los ist und wieso mir die Schattenmagie und Nekromantie so viel ausmacht… hast du dich wieder etwas geöffnet. Ich bin oft nicht schlau aus dir geworden. Und gerade dachte ich, dass wir den ersten Schritt zu einer Freundschaft getan hätten. Rhuna konnte sich durchaus sehr gut an das stechende Gefühl und die Enttäuschung erinnern, die sie über den Tag wegen Ajaks Verhalten empfunden hatte.
Wenn die Elfe darüber nachdachte hatte auch Ajak das Talent sie mit seinem Verhalten zu verwirren. Mal war er kurz angebunden und unzugänglich, gleichzeitig sah er stets nach ihr und öffnete sich dann wieder. Was wäre gewesen, hätte Kaja ihr nicht ihre Hilfe zugesichert? Hätte er sie den Tag über überhaupt begleitet?
„Kaja meinte doch auch, dass du in Avalinn verliebt bist. In der Taverne hast du dem auch nicht widersprochen.“ Rhunas Stimme wurde schwächer. Sie versuchte viele Momente Revue passieren zu lassen. Besonders in der Taverne – wo sie sich gewundert hatte, dass Ajak Avalinn nicht nach Hause begleitet hatte. Oder wieso er Yedan gegenüber so steif blieb.
Ihre Röte auf den Wangen wuchs. Hatte er sie alle einfach im Glauben belassen in Avalinn verliebt zu sein, weil er in Rhunas Gegenwart nicht mit seinen Gefühlen ihr gegenüber herausplatzen wollte? Und war er sich vielleicht durchaus bewusst, dass sie sich in Yedan verguckt hatte und blieb deshalb etwas reserviert?
Vorsichtig hob sie wieder den Blick und sah ihm in die Augen. Sie mochte Ajak, das konnte sie nicht leugnen. Auch wenn sie hier kleine Auseinandersetzungen hatten. Oder war es mitunter das… was ihn irgendwie und ohne dass sie es bisher gemerkt hatte, interessant machte? Eine leichte Blässe legte sich auf ihr Gesicht, als sich dieser Gedanke in ihr Bewusstsein drängte. Ebenso wie sie sich dabei ertappte erneut auf seine Lippen zu sehen und sich bei dem Gedanken zu erwischen, dass der Kuss sich ... gut angefühlt hatte. Doch das alles ging einfach zu schnell und sie war in ihrem Gefühlsleben doch schon zerrissen.
„Was… magst du an mir, was mich in deinen Augen neben Avalinn hervorhebt? Sie ist makellos und du kennst sie schon viel länger, als mich. Und ich… ich meine ich… Rhuna brachte den Satz nicht zu Ende. Auszusprechen, dass sie Yedan mochte konnte sie dann doch nicht vor anderen. Nicht, wo sie vorhin noch beschlossen hatte ihre Gefühle in sich zu vergraben, weil sie Yedan scheinbar nicht mit diesen Augen betrachtete.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 11. Dezember 2022, 13:48

Die Verwirrung war perfekt. Rhuna konnte sich einfach nicht vorstellen, dass das was sich hier gerade abspielte, wirklich passierte. Oder besser: Im richtigen Kontext. Sie glaubte so sehr daran, dass Ajak sich in Avalinn verguckt hatte, dass es ihr wie ein seltsamer Scherz vorkam, dass er nun ausgerechnet sie küsste. Oder hatte er nur eine Gelegenheit gesehen? Nein… Seine Worte machten deutlich, dass er sich weder geirrt noch eine Frechheit herausgenommen hatte. Wenn ihre Sinne sie nicht täuschten, dann war da nichts weiter als pure Ehrlichkeit, die seine Worte begleitete. Er meinte was er sagte und die Art und Weise wie er es sagte lullte sie plötzlich auf eine ganz neue Art und Weise ein. Ajak war selbstbewusst, wenn er denn wusste, was er wollte. Schon bei ihrem ersten Kennenlernen zeigte er, wie vehement er Dinge vertreten konnte, die ihm wichtig schienen. Auch bei Yedan selbst machte er keinen Hehl aus seiner Zurückhaltung. Er war eigentlich recht leicht zu lesen, wenn man das Puzzle erstmal sah und die feinen Linien, die alles ineinanderfügten, erkannte. Doch jetzt, jetzt fehlte Rhuna dieses Erkennen verständlicherweise. Sie war überrumpelt von dieser Offensive und zudem verwirrt, weil sie nicht mal davon ausging, neben jemandem wie Avalinn überhaupt gesehen zu werden. Doch war das wirklich so? Rhuna war stets präsent gewesen. Sowohl bei Avalinn, Yedan oder Kaja. Wieso also nicht auch bei Ajak? Die Elfe zweifelte zu Unrecht an sich und ihrem Dasein. Doch aller Anfang war schwer und Selbstbewusstsein erlangte man nicht über Nacht. Jedenfalls in der Regel nicht. Was offenbar über Nacht erlangt wurde, waren Gefühle! So behauptete Ajak es zumindest. Der junge Elf war sich seiner so sicher, dass er Rhuna damit wahrlich zum Nachdenken brachte. Auch sie erinnerte sich an die Szene, die er beschrieb. Als Anfang von dem hier beschrieb. Konnte das wahr sein? Ihr selbst wäre es nicht mal im Traum eingefallen. Zu erst musste man sich doch kennenlernen, sich einander annähern, Dinge übereinander erfahren und abwägen, wie man selbst zu dem stand, was man herausfand. So lief es doch! Rhuna aber wusste nicht, dass es auch durchaus anders laufen konnte: Ein Blick, ein Lächeln ein kurzes Gespräch und es war geschehen. Warum sollte das nicht für Ajak und seine Empfindungen gelten? Er machte ihr ja keinen Heiratsantrag, das wäre dann der Dinge wahrlich zu viel, doch er gestand ihr ohne große, blumige Gesten, wie es Lorgés teils getan hatte, seine Zuneigung. Ach würde da doch Yedan sitzen! Oder? Rhuna begann den blonden Elfenmann durch andere Augen zu sehen oder besser: Mit Hormonen.

Ajak sah gut aus, keine Frage. Auch in der Beziehung war er selbstbewusst. Sein Training für die Jagd hatte sich ausgezahlt und da sowieso die allermeisten Elfen schlank waren, war es eben dieses Mehr an Muskeln, das einen zusätzlich anziehen konnte. Zudem war seine zwar direkte, aber nicht übergriffige Art angenehm. Und erst dieser Kuss… Sein Können wurde nur oberflächlich angekratzt, aber versprach deutlich mehr. Anders war es bei Yedan gewesen… Da war der Kuss unschuldig, die Reaktionen… ernüchternd. Obwohl er etwas konfus gewirkt hatte, nachdem es passiert war. Und es war ihm nicht so unangenehm gewesen, als dass er sie sofort weggejagt hatte. Im Gegenteil, er wollte, dass sie wiederkam. Er wartete auf sie. Sie, Rhuna. Und hatte er nicht auch irgendwie ihre Nähe gesucht? All die kleinen, unschuldigen Momente, während ihrer Reise hierher? Wenn er ihre Hand berührte, ihre Haut küsste, ob nun Schläfe oder den Rücken ihrer Finger… Wenn er die Arme um sie legte und sie seine Wärme spüren durfte. Oh, war das alles verwirrend! Aber Ajak? Ajak ließ gerade keinen Zweifel offen, ob es ernst war, was er behauptete. Auch das war verlockend, denn Sicherheit war etwas, was Rhuna durchaus vermisste dieser Tage. Und eben jene Sicherheit, die er versprach und in die sich flüchten wollte, schafften es, dass sie nicht empört von der Couch aufsprang, um Raum zwischen sich und ihn zu bringen. Selbst als er immer weitersprach und ihr damit mehr und mehr zeigte, wie es in ihm aussah, blieb Rhuna an Ort und Stelle. Und überforderte sie damit. Die verlegene Röte, brachte den Elfen zum Schmunzeln. „Wir… kennen uns kaum zwei Tage… und wissen doch gar nichts groß voneinander.“, begann sie endlich eigene Worte zu finden. Ihr rutschte eine Strähne über das Gesicht, was ihn verleitete, noch näher zu rutschen. Er hob die Finger, um sie ganz sanft an der Wange zu berühren und die Strähne fortzuführen. „Wie schön du bist…“, flüsterte er beinahe tonlos und ignorierte ihren Einwand, während in ihr der Vulkan zum Brodeln anfing. „Ich habe dich bisher nicht so gesehen! Ich meine … ich dachte du würdest mich gerade so tolerieren und vielleicht ein bisschen mögen lernen. Doch nach den Vorfällen beim Baum fing ich schon an daran zu zweifeln. Du… warst immer wieder distanziert und…ich dachte du siehst mich vielleicht als … keine Ahnung, dunkle Hexe. Erst nachdem Avalinn erklärt hat was vermutlich los ist und wieso mir die Schattenmagie und Nekromantie so viel ausmacht… hast du dich wieder etwas geöffnet. Ich bin oft nicht schlau aus dir geworden. Und gerade dachte ich, dass wir den ersten Schritt zu einer Freundschaft getan hätten., sprudelten die Worte endlich aus ihr heraus. Es war eine andere Art und Weise, seine Avancen einen Moment auf Eis zu legen. Und es wirkte.

Ajak hielt inne und setzte sich ein wenig zurück, sodass zwischen ihnen zumindest gefühlt mehr Raum entstand. Seine Finger sanken zurück auf seine Oberschenkel. „Ich habe mir das nicht ausgesucht, Rhuna… Manchmal entscheidet man sich nicht für gewisse Dinge.“, lächelte er sanft. „Ich habe mich distanziert, weil ich mir nicht erklären konnte, was da vor sich ging. Du hast zwei Magiearten angewandt, Rhuna – ohne wach zu sein! Das… ist nicht möglich, normalerweise und ja, es hat mich tatsächlich ratlos gemacht. Aber das eine hat nicht mit… dem hier zu tun.“, beschwor er sie mit leiser Stimme und suchte ihren Blick. „Kaja meinte doch auch, dass du in Avalinn verliebt bist. In der Taverne hast du dem auch nicht widersprochen.“ Er schnaubte. „Kaja zieht mich mit allem auf, was sie in die Finger bekommt. Diese Behauptungen halten nicht immer einer Prüfung stand, verstehst du? Und ja, ich habe nicht widersprochen, weil ich es… vielleicht mal selbst geglaubt habe. Aber jetzt weiß ich… dass es sich einfach anders anfühlt. Bitte..“, er berührte wieder ihre Hände ganz sanft, „lass uns nicht von Avalinn sprechen… Sie bedeutet mir nichts im Vergleich zu… dir.“, flüsterte er zärtlich. Rhuna stellte ihre eigenen Überlegungen an und fand eine Wahrheit, die durchaus möglich wäre. Es ging vielleicht nicht um Yedan’s Schicksal oder dem Stigma, das man ihm im Dorf auferlegt hatte. Sondern einzig darum, dass er der Mann war, der die Aufmerksamkeit von Rhuna erhielt. Konnte es so einfach sein? Wieso nicht? Einfach wäre ja mal eine echte Alternative! „Was… magst du an mir, was mich in deinen Augen neben Avalinn hervorhebt? Sie ist makellos und du kennst sie schon viel länger, als mich. Und ich… ich meine ich…“ Ajak schmunzelte bei ihren Fragen. Dann aber neigte er sich vor und hob mit seinem gekrümmten Zeigefinger ihr Kinn ein wenig an. Er war so nahe… Seine Lippen so verführerisch, wenn sie sich zu einem Lächeln spannten. Das dunkle Braun schien sich förmlich in ihre Augen zu brennen. „Du bist wunderschön. Deine Augen verzaubern und deine Lippen…. Sie schmecken nach süßem Honig.“, begann er und zeigte Lächelnd seine Zähne. Er kam noch näher. „Rhuna, ich kenne dich keine 5 Minuten, wenn es nach der Zeit geht… aber bei dir habe ich das Gefühl, dass ich dich beschützen will. Ich will sämtliche Gefahren von dir abwenden, um dich unversehrt und glücklich zu wissen. Ich denke an dich, jede freie Minute am Tag und ich ertrage es nicht, wenn du nicht bei mir bist…“, hauchte er ihr entgegen und kam noch näher. „Lass mich für dich da sein… lass mich dich glücklich machen.“, bat er sie, ehe sein Körper nach vorne ruckte, um sie noch mal zu küssen.
Dieses Mal aber, war seine Intention deutlich leidenschaftlicher. „Was zum Affenpopo macht ihr da?!“, quietschte eine Stimme durch die heiße Leidenschaft, die sich gerade entladen wollte und Ajak’s Lippen erreichten ihr Ziel leider – zum Glück ? – nicht. Er stoppte kurz bevor Rhuna erneut in den Genuss kam und sie nur noch seinen warmen Atem spüren konnte. Oh… süße Versprechungen… Er schloss die Augen, sichtlich verstimmt. „Kaja… geh – wieder – ins – Bett!“, schnarrte er genervt und zog sich von Rhuna zurück. Kaja, mit wilden roten Haaren stand, die Hände in den Hüften vor der Couch und sah auf die beiden Turteltauben herab. „Rhuna!“, fuhr sie die Elfe an und stampfte um die Couch herum, packte sie – wenn auch nicht schmerzhaft – am Handgelenk, klaubte Decke und Kissen auf und zog sie mit sich. Dann grabschte sie im Vorbeigehen noch nach dem Likör, der wirklich nur noch einen kläglichen Rest besaß, und warf Ajak einen missmutigen Blick zu. Dieser sah Rhuna wehmütig lächelnd nach, ehe sie in Kaja’s Zimmer außer Sicht verschwand. Er musste noch einen Moment sitzen bleiben, bis sich alles…. wieder ‚gelegt‘ hatte, ehe auch er in seinem Zimmer verschwand.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 11. Dezember 2022, 17:18

Es war nicht so, dass Rhuna ständig aufwirbelnde Minderwertigkeitskomplexe besaß. Nicht was ihr Aussehen anging, denn damit war sie eigentlich zufrieden. Sie hatte sich selbst nie als große Schönheit gesehen, fand sich aber durchaus hübsch genug, um in den Spiegel zu sehen, ohne alle Nase lang an sich herumzuarbeiten. Als Shyáner Elfe schätze sie natürlich Schönheit und bemühte sich auch um ein gepflegtes Äußeres, gab sich Mühe mit ihren Frisuren, doch eigentlich konnte man sie nicht als eitel bezeichnen. Sie war in vielen Bereichen Pragmatikerin, band sich die Röcke hoch, wenn sie störten, achtete nicht auf verdreckte Säume und scheute sich nicht davor sich dreckig zu machen.
Und doch hatte sich Rhuna gegen Avalinn im ersten Moment klein gefühlt. Die Heilerin besaß ein Strahlen, das jedem ins Auge sprang und Blicke magisch anzog. Doch das was ihr fast noch stärker auffiel war das ausgeglichene, in sich ruhende, weise Wesen und die übergroße Herzensgüte und Hilfsbereitschaft, die die Elfe ebenfalls ihr eigen nannte. Avalinn war freundlich, verstand Humor, war belesen und besaß außerordentlich große heilende Fähigkeiten. Man könnte neidisch sein, doch bezweifelte Rhuna, dass jemand der Lichtmagierin auch nur einen bösen Gedanken entgegenbringen konnte, wenn man sie kennenlernte.
Es war also eher das Gesamtpaket. Ajak hatte Avalinn so oft angesehen, hatte verlegen gewirkt und sich bemüht sich in einem guten Licht darzustellen, wenn sie in der Nähe war. Kein Wunder also, dass Rhuna von der Annahme überzeugt gewesen war, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte – erst recht wo auch Kaja dies anzunehmen schien.
Was die brünette Elfe langsam zu plagen begann war, dass sie keine wirkliche Ruhe fand sich und ihre Gedanken zu ordnen. Ein Ereignis, ein Erlebnis jagte das Nächste und wenn sie Zeit zum Ruhen hatte war sie so erschöpft, dass sie schnell einschlief. Egal wie wild ihre Gedanken zu toben schienen.
Rhuna traf Entscheidungen derzeit häufig aus dem Bauch heraus, fühlte sich gedrängt und überfordert und gab sich wegen ihrer Unerfahrenheit und Wankelmütigkeit die Schuld. Ihre Gefühle waren das reinste Wirrwar und in dem einen Moment versuchte sie sich der Gefühle bewusst zu werden, nur um im nächsten zu merken, dass es nicht leicht war mit ihnen umzugehen und sie dazu verleiteten, sie auszublenden oder sich ausreden zu wollen. Yedan hatte ihren Blick vom ersten Moment auf sich gezogen. Es war seine Beständigkeit, sein Wissen, das ihr Halt gegeben hatte. Sie hatte von seinem Wissen profitiert und gelernt. Er stellte sie auch vor Herausforderungen – besonders was körperliche und emotionale Nähe anging. Auf der einen Seite schien er von Beginn an keine Hemmungen zu haben ihr so nah zu kommen, dass man meinen könnte, die persönliche Anstandsgrenze würde überschritten werden. Doch dann gab es Momente – meinst welche, die in eine eindeutigere und klarere Richtung geführt hätten, in denen er sich ihr entzog. Und wie lange hatte der Halbelf seine Geschichte, sein Erlebtes, seine Strafe für sich behalten? Hätte die Shyáner nicht darauf bestanden hätte er wohl noch immer nichts gesagt und sie wären vielleicht bereits weitergezogen.
Das Auf und Ab ihrer Gefühle, das Aber und das Wenn verwirrten und verknoteten die Gefühlsfäden, die sie mit jedem, dem sie begegnete knüpfte. Und Yedan war der Erste, der es wirklich geschafft hatte Wellen in ihr, bis dahin spiegelglattes Gefühlsmeer zu schlagen.

Nun saß Rhuna hier und spürte, wie sich auch Ajak einen Weg in ihr Innerstes bahnte. Sie war sichtlich überfordert mit der unerwarteten Verkündung seiner Gefühle, die ihr natürlich schmeichelten, ihn aber auch sehr plötzlich in einem anderen Licht darstellten.
Ajak ... ließ sie nicht rätseln, was er von ihr wollte. Er sprach es aus und obgleich sie sich von dieser Klarheit auch irgendwo angezogen fühlte, kam ihr das alles zu plötzlich. Was wollte sie überhaupt? Was sollte sie sagen – denken – tun?
Ihr erster Versuch das Tempo etwas zu drosseln, das der blonde Sarier ganz zielgerichtet hielt, wirkte nicht besonders gut. Die Strähne, die ihr vor die Sicht gefallen war, nahm Ajak zum Anlass wieder näher zu ihr zu rutschen. Er strich die verirrten Haare, mit einem Streicheln ihrer Wange hinter das Ohr der Brünetten und flüsterte dabei fast tonlos:
„Wie schön du bist…“
Die zärtliche Berührung und das liebevoll ausgesprochene Kompliment umschmeichelten ihr aufgewühltes Herz und brachten gleichzeitig einen stärkeren Versuch ihn zu stoppen zutage, indem Rhuna ihm erzählte, wie sie ihn bisher gesehen und wahrgenommen hatte. Und tatsächlich gelang es ihr ihm ein wenig Einhalt zu bieten.
Ajak hielt inne und setzte sich ein wenig zurück, sodass die junge Elfe wieder mehr durchatmen konnte. Das Eis, auf dem sie sich beide bewegten war dünn und wenn sie nicht aufpasste und sich schnell bewusst darüber wurde, was sie sagen und wie sie sich verhalten wollte, konnte es die ganze Sache noch komplizierter machen.
Ihre Fragen, die den ein oder anderen durchaus zum Grübeln gebracht hätten, schienen den sarischen Elfen kaum zu tangieren. Auch hier fand er sehr schnell für sich eine klare Antwort und bewies dadurch, dass er mit seinen Gefühlen für sie wohl im Reinen war. Er wusste was er wollte … ganz anders, als Rhuna.
„Ich habe mir das nicht ausgesucht, Rhuna… Manchmal entscheidet man sich nicht für gewisse Dinge. Ich habe mich distanziert, weil ich mir nicht erklären konnte, was da vor sich ging. Du hast zwei Magiearten angewandt, Rhuna – ohne wach zu sein! Das… ist nicht möglich, normalerweise und ja, es hat mich tatsächlich ratlos gemacht. Aber das eine hat nicht mit… dem hier zu tun.“, stellte Ajak auf eine beneidenswert selbstsichere Art klar. Ihr Blick fand den seinen.
Wieso kann er so leicht sagen, was er fühlt und was er will? Er scheint nicht einen Moment an seinen Entschlüssen oder Gefühlen für mich zu zweifeln., dachte sie – durchaus beeindruckt. Seine Klarheit brachten sie mit ihrer Ratlosigkeit in Bredouille – denn ja, seine Art, eine Worte … waren durchaus anziehend und umschmeichelten sie. Ajak sprach nicht wie Lórges, bei dem sie stets das Gefühl gehabt hatte, dass er sich selbst und seine Poesie, wie auch Wortgewandtheit bevorzug darstellen wollte, für die er sich nicht nur einmal selbst gelobt hatte. Ajak… sprach einfach aus, was er dachte. Einfach und… wie ein Windstoß, der sie mitzureißen drohte.
„Kaja zieht mich mit allem auf, was sie in die Finger bekommt. Diese Behauptungen halten nicht immer einer Prüfung stand, verstehst du? Und ja, ich habe nicht widersprochen, weil ich es… vielleicht mal selbst geglaubt habe. Aber jetzt weiß ich… dass es sich einfach anders anfühlt. Bitte… lass uns nicht von Avalinn sprechen… Sie bedeutet mir nichts im Vergleich zu… dir.“ Erneut ergriff Ajak ihre Hände, während er versuchte ihre Zweifel über seine Gefühle für sie zu zerstreuen. Ihr Blick huschte suchend über sein Gesicht, suchte in seinen Augen nach einem Funken Zweifel über seinen eingeschlagenen Weg. Finden konnte sie… dahingehend … nichts!
Ihr Blick wanderte zu ihren Händen. Seine waren warm und fühlten sich gegen ihre, die gerade kühl waren, geradezu heiß an. Dieser Temperaturunterschied löste eine feine Gänsehaut aus, die sich über ihre Arme ausbreitete. Auf der einen Seite wollte sie Abstand – Zeit das Gehörte zu verarbeiten, doch auf der anderen Seite … waren noch so viele Fragen ungeklärt. Und Rhuna wollte auch nicht einfach das Gespräch abrupt abbrechen – einfach weil sie Ajaks Gefühle auch nicht verletzen wollte.
„Was… magst du an mir, was mich in deinen Augen neben Avalinn hervorhebt? Sie ist makellos und du kennst sie schon viel länger, als mich. Und ich… ich meine ich…“, fragte die junge Elfe, um herauszufinden, was an ihr den Jäger so verzaubert zu haben schien.
Die Frage schien Ajak zu amüsieren, denn schmunzelnd legte er ihr seinen gekrümmten Zeigefinger unters Kinn und versicherte sich dadurch, dass ihr Blick mit dem seinen vereint blieb. Er war ihr wieder so nahe – gefährlich nahe. So, dass es keiner großen Bewegung bedurfte, um ihre Lippen erneut miteinander zu versiegeln. Unsicher, wohin dies nun führen würde, legte sich wieder ihre Hand auf seine Brust, um den Abstand zu wahren.
„Du bist wunderschön. Deine Augen verzaubern und deine Lippen…. Sie schmecken nach süßem Honig.“, begann er mit einem Lächeln und Rhuna spürte, wie sich sein Oberkörper gegen ihre Hand drückte, die nachgab, wenn sie nicht etwas mehr Kraft aufwenden würde. Seine Worte erreichten allerdings dieses Mal nicht das Ziel, was er vielleicht beabsichtigt hatte. Rhunas Blick schien eine Erkenntnis auszudrücken, die sich ihr in diesem Moment ergeben hatte.
„Rhuna, ich kenne dich keine 5 Minuten, wenn es nach der Zeit geht… aber bei dir habe ich das Gefühl, dass ich dich beschützen will. Ich will sämtliche Gefahren von dir abwenden, um dich unversehrt und glücklich zu wissen. Ich denke an dich, jede freie Minute am Tag und ich ertrage es nicht, wenn du nicht bei mir bist…“, hauchte er, während er ihr wieder näher kam. Rhunas Hand drückte sich der Bewegung entgegen und sie schüttelte leicht mit dem Kopf.
„Ajak… warte! Stop, das geht zu schnell! Woher willst du wissen, dass du nicht nur den Moment an mir magst und sich deine Gefühle, bei näherem Kennenlernen nicht in Luft auflösen?! Und ich… weiß nicht ob - …“, warf sie ein, spürte aber, dass er gerade völlig in seinen Gefühlen gefangen zu sein schien. „Lass mich für dich da sein… lass mich dich glücklich machen.“, hörte sie seine bitte, ehe sein Körper mit dem Ziel, dass sich ihre Lippen erneut trafen, nach vorne ruckte. Ihre Hand hielt dem Druck nicht stand und als sie erkannte, was gleich geschenen würde, hob sie ihre zweite Hand an, um sie Ajak auf den Mund zu legen. Sie musste ihn stoppen! Sie mussten beide einen kühlen Kopf zurückgewinnen und ohne aufkeimende Gefühle und Unsicherheiten in Ruhe darüber reden. Vielleicht nach einer Mütze voll Schlaf - am nächsten Tag und nicht in der Nacht, in der man eh häufiger etwas sagte, dachte oder tat, was man am nächsten Tag vielleicht bereute.
Doch bevor sie ihre Gedanken umsetzen konnte durchschnitt Kajas Stimme die Stille und gebot der Handlung Einhalt.
„Was zum Affenpopo macht ihr da?!“, quietschte Kaja, die unbemerkt aus ihrem Zimmer getreten war und nun schlafzerzaust vor ihnen stand.
Ajak hielt kurz vor ihren Lippen inne – Rhunas Hand gefror in der Bewegung neben seiner Wange, noch bevor sie sich auf Ajaks Lippen hätte legen können – wäre sie überhaupt schnell genug gewesen.
Ihr Herz schlug kräftig gegen ihren Oberkörper – einmal wegen Ajak, einmal weil Kaja sie in dieser recht missverständlichen Situation angetroffen hatte.
Sichtlich genervt schloss der blonde Elf die Augen und schnarrte verstimmt „Kaja… geh – wieder – ins – Bett!“, während er wieder etwas Abstand zwischen sie brachte. Rhuna stieg die Röte noch stärker ins Gesicht und sie beeilte sich auch etwas Abstand zu bekommen. Und trotz dessen, dass sie etwas peinlich berührt war, dass Kaja sie so mit ihrem Bruder gesehen hatte, spiegelte sich eine gewisse Erleichterung in ihren Augen wider, der Situation entkommen zu sein. Allerdings wusste sie, dass dadurch noch nichts geklärt war. Aber vielleicht bekamen alle Beteiligten nun einen Moment, indem sie runterkommen und über alles nachdenken konnten.
Rhuna!“, ertönte Kajas Stimme, offenbar etwas ungehalten und brachte die Brünette zu einem leichten Zusammenzucken. Ihr Blick verfolgte die Bewegungen der Rothaarigen, die zielsicher auf sie zu kam, Decke und Kissen aufklaubte uns sie am Handgelenk mit sich in ihr Zimmer zog. Jedoch nicht, ohne den letzten Likörrest mitzunehmen.
So schnell, wie Rhuna in Kajas Zimmer stand, konnte sie gar nicht gucken. Sie erhaschte einen letzten Blick auf Ajak, der ihr mit einem fast bedauernden Lächeln hinterher sah, bevor Kaja die Zimmertüre schloss.
Es entstand für die Shyáner eine unangenehme Atmosphäre und sie hielt ihre Decke und das Kissen eng an sich gedrückt, während sie sich zwang den Blickkontakt zu Kaja aufrechtzuerhalten. Hätte sie Ajak nur vehementer Einhalt geboten! Wieso hatte sie sich davor so geziert?
„Rhuna, ich kenne dich keine 5 Minuten, wenn es nach der Zeit geht… aber bei dir habe ich das Gefühl, dass ich dich beschützen will. Ich will sämtliche Gefahren von dir abwenden, um dich unversehrt und glücklich zu wissen. Ich denke an dich, jede freie Minute am Tag und ich ertrage es nicht, wenn du nicht bei mir bist…! Lass mich für dich da sein… lass mich dich glücklich machen.“, Ajaks Worte hallten noch immer in ihren Ohren wider.
Er hatte vorhin nur optische Vorzüge aufgezählt, die ihr zwar schmeichelten, aber nicht wirklich ihr Herz erreichten und Verständnis für seine aufflammenden Empfindungen ausgelösten. Verrannte er sich nicht in seinen Gefühlen? In einer momentanen Wahrnehmung, die ihn verzaubert hatte?
Doch sie sollte nicht klug daherkommen. Es war nicht so, dass die junge Elfe solche Gefühlsanwandlungen nicht auch … irgendwo kannte. Ihre Gefühle Yedan gegenüber hatten auch keinen Zeitfaktor gekannt, doch hatten sie sich von Situation zu Situation stetig wiederholt und festigen können. Was nicht bedeutete, dass sie wusste, was sie fühlen oder tun sollte – erst recht nicht, da Ajak ihr ebenfalls unter die Haut gegangen war.
Bei Florencia… was ist nur los mit mir?, fragte sie sich wütend auf sich selbst und drückte sich kurz das Kissen ins Gesicht, ehe sie nach einem Moment wieder aufsah. Sie wusste nicht, was sie zu Kaja sagen sollte, denn sie wollte auch keine dummen Ausflüche und Erklärungen, die sie selbst nicht hatte, herumstammeln. Am liebsten hätte sie sich einfach in eine Ecke verkrochen, aus der sie erst vorkommen würde, wenn sie über alles nachgedacht und Entscheidungen getroffen hätte.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 11. Dezember 2022, 22:17

Ajak hegte ganz offensichtlich Gefühle für Rhuna. Daran bestand keinen Zweifel und doch waren es Avancen, die Rhuna nachdenklich stimmten. Glaubte sie eben noch, dass es einfach nur abwegig war, was er sagte, weil er sie mit Avalinn verwechselte, war es jetzt eher die Art und Weise, wie er diese Zuneigung in Worte verpackte. Er fand sie wunderschön. Das mochte sein, aber es besaß nicht Tiefergehendes. Wie denn auch? Da lag doch der Hase im Pfeffer, wie man so schön sagte. Ajak kannte ja kaum etwas von ihr! Und während Yedan ihre Stärken hervortat, waren es bei dem blonden Sarier eher die optischen Merkmale. Eine Feststellung, keine Wertung, denn mit Ajak war Rhuna nicht bereits eine Woche lang durch den Urwald gewandert und hatte Zeit gehabt, ihn kennenzulernen. Dennoch… Sie glaubte zu verstehen, dass er lediglich einem oberflächlichen Gefühl nachjagte und alles darunter erst noch Zeit bräuchte, um zu beweisen, dass es Bestand hätte. Aber anstatt es ihm vehement zu sagen, war sie zu zögerlich. Er überhörte es einfach, war in seinem Rausch der Gefühle gefangen und setzte bereits zum nächsten Kuss an. Dieses Mal wirkte er deutlich leidenschaftlicher und auch ihre ausgestreckte Hand an seiner Brust konnte nichts ausrichten, als das Hämmern seines Herzens wahrzunehmen und an ihr Hirn weiterzuleiten. Ajak war im wahrsten Sinne des Wortes überwältigend, doch es war jemand anderes, der Rhuna dieses Mal zur Seite sprang…

“Das hättest du nicht tun dürfen!“, empörte er sich und verschränkte die Arme. Tadelnd ruhte der Blick auf ihr und sie tat so, als würde sie einen Fussel von ihrer Schulter klauben. „Wieso?“. Unschuld. Sie war die Meisterin darin, unschuldig zu wirken, dabei hatte sie es, wenn sie wollte, faustdick hinter den Ohren! „Ich habe nichts getan.“, beteuerte sie und erntete eine geschwungene Augenbraue, die nach oben wanderte. „Nichts getan, von wegen! Du hast die Schwester geweckt. Sie hätte ansonsten den gesamten Wald abgeholzt, ohne etwas zu merken!“. Sie zuckte die Schultern und lächelte. Er liebte es, wenn sie so aussah und wurde weicher in seiner Haltung. Verdammt! Sie schaffte das. Nur sie! „Ich hoffe, du weißt, was du tust!“ Sie kam auf ihn zu und legte ihm eine ihrer feinen Hände auf den Unterarm. „Tue ich nicht, aber ich konnte das nicht zulassen.“, beteuerte sie und wandte sich dem Bild zu, das sich langsam aufzulösen begann. „Sieh sie dir doch an! Er hat sie ja fast verschlungen!“ „Aber das ist nicht unsere Sache, Liebste. Wir mischen uns nicht ein.“, mahnte er vorsichtig, während er sie in seine Arme bettete. „Ich weiß,“ seufzte sie und lächelte dennoch leicht dabei. „Aber wir können ein wenig helfen, findest du nicht?“. Er seufzte tonlos und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Warum nur dieses Mädchen?“, wollte er wissen und seine Angebetete schürzte nur die Lippen. Er wusste wieso.

„…Zum Teufel mit dem!“, knirschte Kaja, während sie die Tür schwungvoll ins Schloss fallen ließ. Kaja’s Zimmer lag im Halbdunkel. Eine Kerze flackerte unter einem Glas mit Öffnung, ähnlich der im Wohnbereich. Vom Eingang ausgesehen lag linkerhand ein durchgewühltes Doppelbett, darüber an der Wand ein Regal mit einigen Schriften. Interessant hierbei waren die umgefallenen Bände über Kräuter- und Naturgaben, die teilweise noch auf dem Regal hingen, zwei Bände aber auch im Bett darunter lagen. Das Fenster war gegenüber der Tür und zeigte den großen Baum. Rechterhand lag eine Kommode, die ein wenig unaufgeräumt wirkte. Die 5 Schubladen waren nicht ganz zugeschoben, mal hing eine Socke heraus, mal eine Bürste oder tatsächlich auch Unterwäsche. Überhaupt wirkte es hier zwar sauber, aber nicht sehr aufgeräumt. Neben der Kommode gab es noch einen kleinen Schreibtisch in der Ecke und einem Stuhl davor. Auf dem Schreibtisch lagen keine Schreibutensilien, sondern Putzzeug und neue Sehne für ihren Bogen. Einige kleine Werkzeuge lagen verstreut herum und prägten das Bild einer pragmatischen Frau. Schnörkelligen Krimskrams vermisste man, ein echtes ‚Mädchenzimmer‘ war das auch nicht, aber es passte zu der Rothaarigen. Während Rhuna sich noch selbst zerfleischte, weil sie nicht selbstbewusster aufgetreten war, stampfte Kaja durch den Raum und klaubte die Bücher aus dem Bett auf. Sie stieg auf die Matratze, um die Bände wieder an Ort und Stelle zu stellen und ordnete halbwegs das Regal. „Rhuna, ehrlich – lass dir doch nicht so den Kopf verdrehen!“, mahnte sie die Shyáner und stampfte wieder hinunter. Sie blickte die andere an und stemmte die Hände in die Hüften. „Der guckt einfach alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen ist! Ja, natürlich – er meint das, was er sagt, ernst aber…“ sie hob beschwichtigend die Hände, „nichts für ungut, aber du kennst ihn nicht. Ajak ist ein liebestoller Wildfang, der deutlich zu oft meint, dass er schwer verliebt ist.“, bot sie Rhuna’s Gedanken weiteren Nährboden. Oder waren das die Gedanken einer Schwester, die ihrem Bruder auch das kleinste Bisschen Glück nicht gönnte? Es war so schwer zu ergründen, was richtig und was falsch war, dass einem nur der Kopf schmerzen konnte! Kaja seufzte leise und rieb sich über das sommersprossige Gesicht.
„Also, du schläfst jetzt hier bei mir! Keine Wiederworte. Ich kann dich nicht da draußen lassen und hier kommt er nicht rein, sonst setzt es was!“, grinste sie keck und deutete auf ihr Bett. Es war groß genug für zwei und sie beiden waren nicht sondern breit, sodass es bequem möglich sein sollte, Schlaf zu finden. „Schlaf jetzt erstmal, Rhuna. Morgen sind Ajak und ich in aller Früh weg, sodass du hier für dich ruhig den Tag starten kannst. Viel zu Essen haben wir nicht mehr…“, sinnierte sie ein wenig, aber winkte ab. „Aber so wie du aussiehst, isst du eh nicht viel!“, klopfte sie ihr kurz im Vorbeigehen auf die Schultern und grinste erneut. Dann klaubte sie aus der Schublade einige Sachen. „Hier, du kannst das morgen nehmen, zum Waschen.“, sie reichte ihr Seife und ein Handtuch, ehe sie ihr auch eine Bürste reichte die ein wenig vollgestopft mit roten Haaren war. Kaja war schrullig. Aber immerhin hilfsbereit. „Zieh die Tür, wenn du gehst, dann einfach zu. Fühl dich wie zu Hause, aber ehrlich – lass uns schlafen. Ich weiß gar nicht, wieso ich aufgewacht bin. Nervig… mir sind die Bücher da auf den Rücken gefallen! Ist noch NIE passiert, ich schwöre dir, ich reiß das Regal ab morgen, wenn ich wieder da bin! Gibt’s doch nicht, ich hab einen halben Herzinfarkt bekommen! Aber…“, sie schlüpfte gerade wieder unter die Decke und klopfte neben sich, damit auch Rhuna ihren Platz finden konnte, „gut wars, oder? Sonst hätte das wer weiß was gegeben!“, spielte sie auf Ajak an und schüttelte abermals den Kopf. Damit drehte sie sich zur Wand und Rhuna den Rücken zu. Für Kaja war alles so… unkompliziert und einfach. Sie hielt sich nicht lange auf, sondern packte die Dinge an. Und noch bevor Rhuna überhaupt in Erwägung ziehen konnte, noch etwas weiteres zu sagen, schnarchte Kaja leise wieder und beendete damit diesen deutlich ereignisreichen Tag.




OOC: Du darfst gerne soweit voran schreiben, bis du entweder bei Avalinn oder Kayon bist, je nach dem, wo du hinwillst.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Montag 12. Dezember 2022, 19:12

Kajas Zimmer wurde unerwarteter Weise zu einem Rückzugsort, an dem Rhuna nicht erwarten musste erneut vor eine Herausforderung gestellt zu werden. Noch immer ein wenig peinlich berührt und sich selbst scheltend, dass sie nicht vehementer Nein gesagt hatte, ahnte sie nicht, dass ihr kleiner Befreiungsschlag von weit höher organisiert worden war, als vom Zufall, der die schnarchende Schwester geweckt hatte.
„…Zum Teufel mit dem!“, hörte Rhuna Kaja einen leisen Fluch knirschen, woraufhin die Brünette aufsah und sich ein kleines bisschen in den Zimmer umsah. Auch hier schien vom Fenster aus der Mond hinein und eine Kerze warf flackernd ein warmes Licht, das den Raum dennoch nicht gänzlich zu beleuchten vermochte.
Es war nicht zu übersehen, dass es hier deutlich unordentlicher war, als im Wohnzimmer. Doch irgendwie hatte sie von Kaja auch kein piekfein aufgeräumtes Zimmer erwartet. Hier lag das herum, mit dem sich die Sarierin bevorzugt beschäftigte und wozu etwas wegräumen, wenn man es tagtäglich benutzte, wie den Bogen?
Während ihr Blick umherglitt und sie keine Worte fand, die sie an Kaja richten könnte, kam Bewegung in den Körper der rothaarigen Elfe. Sie ging zum Bett und stellte die Bücher, die auf der Matratze gelegen hatten, zurück in das darüber liegende Regal. Hatte Kaja noch gelesen, nachdem sie dem Honigwein zugesagt hatte und war darüber eingeschlafen?
„Rhuna, ehrlich – lass dir doch nicht so den Kopf verdrehen!“, wandte sich Kaja nun mit mahnender Stimme an Rhuna, die daraufhin ihren Blick auf sie richtete. Noch immer blieb die Shyáner stumm, doch in ihrem Blick sah man einen Funken Reue. So sehr sie der Kuss auch überrascht und ihr innerlich doch geschmeichelt hatte – sie hätte Ajaks kleinem Leidenschaftsausbruch Einhalt gebieten müssen. Und das nicht erst nachdem sie gemerkt hatte, dass seine Gefühle eher von oberflächlicher Natur waren, da er sie offenbar einfach nur sehr hübsch fand. Es war nicht so, dass Rhuna nicht wusste, wie es um ihr Herz bestellt war. Sie kannte Yedan länger und auch wenn es sich nur um ein paar Tage handelte, waren sie auf eine andere Art und Weise näher zusammengewachsen. Zumindest empfand sie es so. Yedan war ihr unwahrscheinlich wichtig und auch wenn sie vorhin das Gefühl von Enttäuschung erlebt hatte, da sie meinte, dass der Halbelf in ihr lediglich eine Freundin sah, änderte sich das nicht. Im Gegenteil… Rhuna merkte durch Ajaks Kuss, dass sie sich in ihren Gefühlen ebenfalls verloren und gehetzt hatte. Eine Freundschaft war doch für ihre gemeinsame Zeit bereits etwas sehr Wertvolles und … woher sollte sie wissen, ob sie ihm nicht doch noch eines Tages auffallen würde. Aus einer anderen Perspektive. Nur weil er ihr vielleicht jetzt noch nicht mehr Gefühle entgegenbrachte, musste das nicht heißen, dass es damit besiegelt war. Es konnte sich alles noch entwickeln. Vielleicht würde sich nichts ändern, doch die Chancen waren momentan doch ausgewogen.
„Der guckt einfach alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen ist! Ja, natürlich – er meint das, was er sagt, ernst aber… nichts für ungut, aber du kennst ihn nicht. Ajak ist ein liebestoller Wildfang, der deutlich zu oft meint, dass er schwer verliebt ist.“ Kajas Erklärung über Ajak half der Shyáner ein wenig ihr Herz zu beruhigen. Sie wusste natürlich nicht, ob das, was die Schwester sagte der Wahrheit entsprach, doch es war sehr wahrscheinlich, wenn sie die so plötzlich und schnell entwickelten Gefühle des Jägers überdachte.
„Nein… nein! Du hast doch recht Kaja. Ich kenne ihn nicht und er… mich nicht!“, bestätigte sie mit einem unergründlichen Blick zur Türe.
Ajaks Zuneigungsbekundungen … hatten sie natürlich erreicht, durcheinandergebracht und – da er ein interessanter und gutaussehender Elf war – auch nicht gänzlich kalt gelassen. Doch hatte sich Rhuna zu sehr vom Überraschungsmoment mitreißen lassen. Und als sie seine Gründe für seine Gefühle erfahren hatte, hatte sich die Schmeichelei doch merklich abgekühlt. Es gab sicher viele Frauen, die auch aufgrund ihrer Erscheinung geliebt werden wollten. Doch für die brünette Elfe waren all dies nur zweitrangige Gedanken. Und für mehr wirkungsvolle Argumente und Gründe kannten sie und Ajak sich einfach noch nicht lange genug.
„Also, du schläfst jetzt hier bei mir! Keine Widerworte. Ich kann dich nicht da draußen lassen und hier kommt er nicht rein, sonst setzt es was!“ Kaja deutete mit einem Grinsen auf ihr Bett und brachte Rhuna so dazu ein wenig aufgeheiterter zu nicken.
„Keine Widerworte!“, bestätigte sie, während Kaja ihr für den Folgetag noch ein paar Utensilien zum Waschen reichte. Dann steuerten beide zielsicher das Bett an. Rhuna platzierte ihr Kissen und ihre Decke und legte sich dann auf die durchwühlten Laken. Die Matratze wippte leicht, als auch Kaja sich auf die Bettlandschaft kuschelte und es sich gemütlich machte.
„Zieh die Tür, wenn du gehst, dann einfach zu. Fühl dich wie zu Hause, aber ehrlich – lass uns schlafen. Ich weiß gar nicht, wieso ich aufgewacht bin. Nervig… mir sind die Bücher da auf den Rücken gefallen! Ist noch NIE passiert, ich schwöre dir, ich reiß das Regal ab morgen, wenn ich wieder da bin! Gibt’s doch nicht, ich hab einen halben Herzinfarkt bekommen! Aber gut wars, oder? Sonst hätte das wer weiß was gegeben!“ Rhuna warf Kaja ein dankbares Lächeln zu und ihr eine gute Nacht wünschend, schloss auch sie die Augen.
Doch ganz so schnell wie Kaja, fand sie dann doch nicht in den Schlaf. Ajak hatte ihrer Müdigkeit ziemlich entgegengewirkt. Und der Tag hatte ihr viel zum Nachdenken beschert. So brauchte sie noch eine Weile, bis auch ihr die Augen zufielen und sie glücklicherweise in einen traumlosen Schlaf fiel.

Der nächste Morgen kam dennoch schneller als gewollt. Ein klopfendes Geräusch weckte sie und noch recht unwillig die Augen tatsächlich zu öffnen, drehte sie sich erst einmal von der einen Seite zur Nächsten. Doch das Klopfen schien nicht aufhören zu wollen, so dass sie träge ihr Violett hervorblitzen ließ, das sich suchend nach der störenden Quelle umsah. Ein Specht saß auf der Fensterbank und klopfte mit dem Schnabel auf das Holz ein, in der Hoffnung ein verborgenes Insekt freizulegen.
Für einen Moment sah Rhuna dem Vogel dabei zu, ehe sie sich aufsetzte und umsah.
Stimmt… ich bin bei Kaja im Zimmer, dachte sie, als sie das Zimmer mit den Augen abtastete und ihre Gedanken den vergangenen Abend vor ihren Augen abspielen ließ. Mit einem Seufzen ließ sie sich wieder zurückfallen und zog ihr Kissen über das Gesicht.
Ajak…., erinnerte sich die Brünette und wünschte sich vielleicht ein klein wenig, dass das alles nur ein Traum gewesen wäre.

Nachdem Rhuna aufgestanden, sich gewaschen und zurecht gemacht hatte, beschloss sie das Haus möglichst schnell zu verlassen. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wollte sie dem blonden Jäger nicht direkt begegnen und solange sie bei ihm daheim blieb, war die Chance recht hoch, dass er hier jederzeit aufkreuzen könnte.
So zog sie, wie ihr von Kaja angeordnet worden war, die Türe hinter sich zu und folgte in erster Linie einfach ihrer Nase, den Weg zurück, den sie am Abend zuvor gekommen war. Bisher hatte sich Rhuna noch keinen genauen Tagesablauf überlegt und jetzt wo sie hier draußen auf dem Steg in den Baumhöhen war, schien sie einfach den Moment genießen zu wollen. Wie auch einen kleinen Moment Ruhe und Zeit für sich.
Früher war die Shyáner häufig alleine unterwegs gewesen. Sei es auf Spaziergängen, da sie den Kuppelversuchen ihrer Mutter ausweichen wollte, oder auf der Suche nach Heilkräutern. Die Momente für sich hatte sie stets genossen und dadurch hatte sie sich häufig schon viele Gedanken über alles, was sie beschäftigte hatte machen können. Etwas, was sie gerade wohl ebenfalls gut brauchen könnte.
So lief Rhuna eine Weile durch die Gegend und erkundete das Dorf auf den Stämmen. Bis sie eine Ebene tiefer kletterte und von Weitem her Avalinns Haus entdecken konnte.
Soll ich jetzt gleich zu Avalinn? Oder was will ich als erstes tun?, fragte sie sich ein wenig unentschlossen, ehe sie an den Rand des Plateaus trat und hinab auf den Erdboden sah. Sie könnte auch erst einmal etwas in der Taverne zu sich nehmen – oder auch zu Kayon gehen.
Da ihr Magen sich tatsächlich noch nicht meldete und sie bei Kayon für den Beginn wohl am ehesten etwas erreichen konnte, beschloss sie die letzte Ebene ebenfalls hinabzuklettern und in die Richtung von Kayons Häuschen zu gehen.
Tatsächlich sah sich die Elfe verstohlen etwas vorsichtiger um, je näher sie Faruns Haus kam. Ob Ajak seinen Geist auch etwas abgekühlt hatte? Vielleicht hatte er ja wirklich ein wenig zu viel getrunken, was seine Gefühle und seine Hemmschwelle gelockert hatte?! Es war immerhin möglich…?

Bevor Rhuna bei Kayons Haus ankam, blieb sie plötzlich auf dem Weg stehen und sah auf ein nicht weit entferntes Stück wildes Blumenbeet, das wohl eines der Häusergrundstücke vom Wald grenzte. Dort wuchsen blaue, mehrblütige Glockenblumen, die eine einzelne weiße Blume mit schneeweißen, weichfluffigen und Kugelartigen Blüten umwuchsen. Eine solche Pflanze hatte die Brünette noch nie gesehen, so dass sie näher an diese schritt, sich davor hockte und sie mit einem sanften Lächeln betrachtete, ehe sie sachte mit einem Finger die weiche Kugel berührte. Flauschig wie eine Ansammlung von Federn schmiegten sich die haarfeinen Blütenärmchen um ihre Fingerkuppe.
Ich habe Florencia und Phaun noch immer nicht angemessen gedankt…!, besann sie sich mit gedrücktem Gedanken und seufzte leicht, als ihr Blick zu den Baumkronen wanderte. In Shyáner Nelle gab es natürlich Orte, an denen sich die Elfen zum huldigen ihrer Gottheiten versammelten. Doch merkwürdigerweise hatte Rhuna das Gefühl, ihrer Gottheit gerade hier, vor dem kleinen Beet, mitten im Wald Sarius näher zu sein, als an den Orten, die sie sonst aufgesucht hatte. Und obwohl ihr viele Sätze der Danksagung im Kopf umhergingen, glaubte sie, dass Florencia – sollte sie sie hören – wissen, wie dankbar sie ihr für ihre Hilfe war. Nichtsahnend, dass es nicht alleine bei der Hilfe um Yedans Leben geblieben war.
„Danke…!“, sagte sie lächelnd und strich noch einmal sanft die feine Blüte entlang. Es war vielleicht nur ein kleines Wort, aber es vereinte all ihre Gedanken.

Einen Moment lang hielt sie noch inne. Doch dann erhob sie sich wieder und ging, mit merkwürdig leichtem Herzen zu dem Haus, indem Kayon leben sollte. Dort verlor sich das Gefühl der Leichtigkeit, denn das kleine Häuschen schien von der Natur weit mehr eingenommen zu werden, als andere. Selbst die Schlagläden waren bemoost und auch der Weg zur Türe schien kaum mehr vorhanden zu sein.
Er geht wohl wirklich selten vor die Türe und… bekommt wenig Besuch, dachte sich Rhuna mit einem Anflug von Mitleid. Doch so traurig es war – sie konnte verstehen, dass sich Kayon zurückgezogen hatte. Vielleicht hätte sie es ebenfalls getan, wäre sie an seiner Stelle gewesen.
Die Gräser kratzten sanft an ihren Knöcheln und Beinen entlang, als sie zur Haustüre hing, vor der sie stehen blieb, einmal tief durchatmete und dann den Türklopfer betätigte.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 13. Dezember 2022, 21:27

Der Tag war lang gewesen und hatte die Shyáner Elfe ordentlich gefordert. Nicht nur, dass sie zusehen musste, wie Yedan dem Dorf abermals den Rücken kehrte und sie allein unter Fremden zurücklassen musste. Sie musste auch erkennen, dass an diesem Ort andere Dinge vor sich gehen, derer sie augenscheinlich nicht gewachsen ist. Während die Geschwister und Avalinn nicht gewesen, Rhuna hätte sich vermutlich deutlich allein gefühlt. Doch nicht genug damit, dass sie sich offenbar auch selbst im Weg stand, weil zwei Magiearten um die Vorherrschaft buhlten, sie war auch besonders anfällig für das Dunkle in Alyisa’s Erbe. Konnte sie so überhaupt eine Hilfe sein? Rhuna zweifelte ein wenig, doch sie kämpfte weiter. Bis sie sich von ihren Gefühlen und dem Wunsch nach Nähe so hinreißen ließ, dass sie das Gefühl bekam, alles kaputt zu machen. Yedan hatte kaum auf ihren kleinen Kuss reagiert. Er war nervös gewesen, sichtlich überrascht, aber das nur einen Wimpernschlag lang. Danach sprachen sie nicht mehr darüber. Wieso bloß nicht? Hätte sie mutiger sein können, damit er antworten musste? Sie hatte bei Ajak erleben dürfen, dass Selbstbewusstsein durchaus anziehend wirken konnte. Ob sie es auch mal ausprobierte? Allerdings war ihre Angst, damit womöglich eine Freundschaft zu zerstören, weitaus größer, als das Bedürfnis, Yedan ihre Gefühle zu offenbaren. Zumal sie selbst nicht recht viel darüber wusste. Rhuna konnte von Glück sagen, dass Kaja ihr zur Hilfe eilte. Ihr ungestümer Bruder hatte sie wahrlich überrascht mit seinem Geständnis und sie kaum Zeit zum Luftholen gehabt. Kaja bestätigte, dass Ajak womöglich einfach ein wenig voreilig wäre und das beruhigte Rhuna wieder. Dennoch… nun saß der blonde Sarier in ihren Gedanken fest und das nicht auf die unschuldige Art. Alleine das Mondlicht war verräterisch, wenn sie an seinen nackten Oberkörper dachte, der sich ihr entgegenlehnen wollte… die Wärme seiner Haut, das feste Fleisch seiner Muskeln… Allerdings waren das auch Dinge, die sie bei Yedan hatte erleben können. Gepaart mit einer tiefergehenden Verbindung, die sie sich nicht einfach erklären konnte. Yedan oder Ajak… beide Männer waren interessant für die junge Elfe, beide hatten ihren Charme. Doch eine Entscheidung musste gar nicht getroffen werden, denn während Rhuna eine letztlich ereignislose Nacht verbrachte und am nächsten Morgen aufwachte, war sie allein. Wie von Kaja versprochen. Sie hatte dennoch keine große Lust, sich länger als nötig in dem Zuhause der Geschwister aufzuhalten. Der Tag heute war angenehm und versprach mild zu werden. Ohnehin waren die Waldbewohner was das anging ein wenig geschützt: Während es auf freien Ebenen zugig werden konnte und es mitunter kühl und klamm wurde, schützten die Bäume noch eine ganze Zeit lang die warmen Temperaturen. Rhuna spürte eine leichte Brise wehen und fühlte sich ein wenig freier, jetzt, da sie niemandem begegnete, der sich mit ihr unterhalten wollte. Früher war sie öfter allein unterwegs gewesen und nun konnte sie erkennen, wie wertvoll das doch war, für das Klären ihres Geistes. Rhuna entschied, dass sie einen Moment diese Ruhe durchaus genießen wollte und wanderte ein wenig durch das Dorf der Waldmenschen. Erst jetzt hatte sie richtig Zeit, sich alles einmal genauer zu betrachten.

Das Dorf wirkte sehr naturverbunden. Materialien waren selten herangeschafft worden, sondern meist aus dem Wald selbst genommen und umgeformt worden. Rhuna erkannte eine gewisse Liebe zum Detail hier und dort und sei es nur im Anlegen von Blumengärten. Die meisten waren sicher auch mit Hilfe der Naturmagie geschaffen worden, andere beherrschten einfach den sogenannten ‚grünen Daumen‘. Alles in allem wirkte es idyllisch und wären da nicht die Dinge, die sie erfahren hatte und die jemanden betrafen, der ihr wichtig war, hätte sie sich hier gewiss wohlfühlen können. Auch wenn sie, hier und dort dann doch kleine Unebenheiten im Gesamtbild ausmachen konnte. Da gab es einige Häuser die deutliche Anzeichen von Gewalt aufzeigten. Es gab Bäume, die entwurzelt waren und inzwischen zu kleineren Hölzern zerspalten wurden, um die Reste vielleicht für Feuer zu nutzen. Es hatten hier und dort Aufräumarbeiten stattgefunden und vielleicht erinnerte sich Rhuna daran, dass Yedan ihr erzählte, dass das Dorf angegriffen worden war vor geraumer Zeit. Auch Ajak hat am Grabe gestanden und jemandem die letzte Ehre erwiesen. Das Dorf hatte einen schweren Schicksalsschlag erleiden müssen und nicht nur Yedan dürfte die Nachwehen dessen erleben. Gleichwohl hatte Rhuna aber einen ganz anderen Gedanken, der sie antrieb: Yedan’s Elternhaus. Sie erinnerte sich daran, dass sie eine ungefähre Wegbeschreibung erhalten hatte und fand schließlich ihren Weg, etwas abseits des großen Baumes, der einst zum Gedenken an den Zusammenschluss gepflanzt worden war. Das war lange, lange her, sodass er heute ein wichtiger Bestandteil vieler Zuhause war. Bevor sie aber das Haus auch aufsuchte, musste sie noch einer Dringlichkeit nachkommen, die ihr wichtig war, bisher aber keine Ruhe dafür gehabt hatte: Ein kleiner Dank und Gruß an das Götterpaar Florencia und Phaun. Sie war sich sicher, dass die Göttin ihr geholfen hatte, während Phaun sie dabei unterstützte. Rhuna hatte sie um Hilfe angefleht, während Yedan im Sterben lag. Nun sammelte sie sämtliche Ruhe, die sie aufbringen konnte, um im Angesicht einer zauberhaften Blüte ein ehrliches ‚Danke‘ an das Paar der Natur zu senden.
Es war kein ewig langes Gebet und gewiss gäbe es einige Opfergaben, die Rhuna hätte auftreiben können. Doch war gegen ein wahrhaftig gesprochenes ‚Danke‘ überhaupt nichts einzuwenden. Es war das, was sie empfand. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und wer wusste schon, ob ihre Götter sie erhörten.
Nun aber wollte sie sich auf ihre Aufgabe besinnen. Kayon musste hier irgendwo leben, wenn sie ihre spärlichen Informationen zusammensetzte und daraus eine geistige Karte formte. Es dauerte nicht mehr lang vom Blumenbeet aus gesehen, bis sie tatsächlich ein Häuschen, etwas abseits der anderen fand. Es wirkte regelrecht urig, wenn man so wollte und unterschied sich hier und dort von den Häusern, an denen sie vorbeigelaufen war. Rhuna konnte erkennen, dass der Garten hier eher wild wuchs, statt sich in mühevoller Kleinarbeit darum gekümmert wurde. Unbehagen stieg in der Braunhaarigen auf, denn es zeigte doch bereits beim Näherkommen, dass der Mann hinter dieser Tür kein erfülltes Leben führen dürfte. Und das alles nur, weil ein anderer das so entschieden hatte. Das hohe Gras kitzelte ihre Knöchel, während sie auf moosigem Untergrund den Weg zur Tür fand.

Das Haus war nicht sehr groß, aber trotzdem hatte es einen gewissen Glanz besessen, wenn man hinter die Ranken und den Efeu blickte, der sich Stück um Stück das Haus zurückholte. Hier war die Natur weit vorangeschritten und forderte ein, was einst ihr gehört hatte. Ein paar windschiefe Fensterläden hingen hier und dort an einem Haken. Eine kleine Bank vor dem Haus sprach von früheren Tagen mit milden Abenden und lachenden Kindern, die im Garten spielten. Jetzt war das Holz der Bank splitterig und eine kleine Inschrift an der Lehne verblasste zunehmend. Rhuna konnte noch die Lettern L, Y und K erkennen, darunter stand wohl ein Spruch, der aber zu sehr ausgeblichen war. Sie fasste ihren Mut zusammen für das Kommende und klopfte an die dunkle Holztür. Es tat sich… nichts. Kein Geräusch drängte sich an ihre feinen Ohren und wenn sie den Blick schweifen ließ, konnte sie neben der Tür noch ein Kleinod aus der Vergangenheit erkennen. Dort waren Striche in das Holz geritzt, die immer wieder mit Zahlen versehen waren. Offenbar hatte man hier die Größe eines Kindes abgemessen. Ein etwas beherzterer Versuch zu klopfen, führte dann jedoch zum Erfolg. Hinter der dunklen Scheibe konnte Rhuna ein Schlurfen hören. Offenbar kämpfte sich jemand langsam zur Tür hervor und noch bevor sie geöffnet wurde, krächzte eine Stimme zu ihr nach draußen, die seltsam unbenutzt klang. Sie war heiser, brüchig und… unfreundlich: „Verschwindet ihr vermaledeiten Lausebengel! Wenn ich euch in die Finger kriege ich schwöre euch… ich…-“, er stockte, nachdem er die Tür klapprig und quietschend geöffnet hatte. Ein alter Mann stand in der Tür mit kurzen, weißen Haaren, runzeliger, wettergegerbter Haut und dunklen, Knopfaugen. „Was willst du Kind?! Ich habe keine Zeit für den Unsinn!“, schnauzte er zu ihr hinaus und musterte sie äußerst argwöhnisch. Der Mann stützte sich auf einen abgewetzten Stock, trug beige Hosen und ein braunes Hemd, die mal bessere Tage gesehen hatten und ein leichter Muff drang zu ihr nach draußen. Es war duster im Innern der Hütte und zeugte davon, dass dieser Mann, der dort in gebeugter Haltung vor ihr stand, längst jegliches Lebensglück verloren hatte….
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Mittwoch 14. Dezember 2022, 23:16

Sobald Rhuna das kleine Grundstück von Kayon betrat, fühlte sie sich merkwürdig betreten. Sollte Kayon nicht nach dem Angriff auf das Dorf umgezogen sein, war dies wohl Yedans Elternhaus. Es war der Ort, an dem der Halbelf geboren worden und aufgewachsen war. Und es war seine Heimat, die man ihm entrissen hatte.
Auf der verwilderten Wiese blieb sie stehen und sah sich um. Ihr Blick erhaschte eine kleine Bank, auf die ihre Aufmerksamkeit fiel. So trat Rhuna näher und besah sich die feine Schnitzarbeit, die wahrscheinlich der Hausherr vor vielen Jahren gefertigt hatte.
Sachte strich sie über das vom Wetter und der Zeit geplagte Holz und fuhr mit dem Finger sanft die Initialen entlang. L ~ Y ~ K
Liabell … Yedan … Kayon…! Leider konnte Rhuna nicht mehr erkennen, welcher Spruch sich unter den Lettern verbarg. Doch sie vermutete, dass er etwas mit Familie zu tun haben könnte.
Ihr Blick glitt weiter und in ihre Vorstellung erschuf Bilder aus vergangenen Zeiten. Eine glückliche Familie – ein kleiner braunhaariger Junge mit spitzen Ohren, der über die Wiese lief, vielleicht nachlaufen oder verstecken mit seinen Eltern spielte. Der Klang von Kinderlachen hallte in Rhunas Kopf und ein trauriges Lächeln zog an ihren Mundwinkeln. Auch wenn es nur eine Vorstellung war – es fiel ihr nicht schwer zu glauben, dass sie der Wahrheit entsprechen könnte. Yedan hatte durchscheinen lassen, dass er eine glückliche Kindheit gehabt hatte und dass er in einer Familie mit großem Zusammenhalt aufgewachsen war.
Still richtete sich die Brünette wieder auf und sah weiter durch den Garten, der ganz in den Händen der Natur lag. Das Haus wirkte durch die dominante Efeubewucherung urig und ein wenig vernachlässigt. Doch auch hier entdeckte man, wenn man nur genauer hinsah, die Liebe zum Detail, die die Bewohner einst in ihr Häuschen gesteckt hatten. Je näher sie dem Eingang kam, je schwerer wurde ihr Herz. Sie musste sich nicht fragen, was dieser Familie passiert war – sie wusste es und leider, hatte die Zeit nicht stillgestanden.
An der Eingangstüre angekommen wollte Rhuna gerade die Hand zum Klopfen heben, als ihr die feinen strichartigen Kerben im Rahmen auffielen. Erneut ging sie in die Hocke und versuchte die Zahlen zu erkennen, die eindeutig die Größe eines Kindes beschreiben sollten.
Ach Yedan…! In ihrer Kehle bildete sich ein Kloß, während sie die Striche weiter hinauf verfolgte und dabei erkannte, dass der letzte Strich nur ein wenig größer war, als sie selbst. Seit seiner letzten Messung hier schien der Halbelf noch ein gutes Stück gewachsen zu sein – was erneut bewies, wie jung er noch gewesen war, als er sein Dorf als Verbannter verlassen musste.
Der Funke Wut der dabei in ihr wachgeschlagen wurde drohte sie einen Moment im Griff zu haben. Wie konnte Farun nur so nah bei Kayon leben, im Wissen, dass er seine Frau, wie auch seinen Sohn und dadurch offensichtlich jegliches Glück in seinem Leben verloren hatte. Und das … wegen seiner Tochter. Wegen Alyisa. Und ihm, weil er der Wahrheit nicht hatte ins Auge sehen können.
Der Gedanke tat weh und die Elfe konnte nicht nachvollziehen, wie der Magier im vollsten Wissen sein Leben wieder ein wenig hatte aufbauen können – sich selbst Glück erlaubte, wo er es Yedan und Kayon verwehrte.
Um ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen schüttelte sie kurz ihren Kopf und klatschte sich leicht mit den Handflächen auf die Wangen. Es brachte gerade nichts sich solchen Gefühlen hinzugeben. Sie konnte die Zeit nutzen und versuchen, etwas zu erreichen.
Und so klopfte Rhuna an der Türe an. Doch nichts geschah, kein Laut war zu vernehmen, was merkwürdig anmutete, wo man ihr doch erzählt hatte, dass der Bogenbauer sein Haus im Grunde nicht groß verließ. Hatte er sie nicht klopfen gehört? Da Yedans Vater ein Mensch war und dieser anders alterte, hatte er vielleicht bereits Schwierigkeiten mit den Ohren?!
Erneut klopfte sie – dieses Mal beherzter, so dass es besser zu vernehmen wäre. Und tatsächlich geriet jemand in Bewegung. Das Herz der Elfe flatterte ein wenig vor Aufregung. Nun würde sie Yedans Vater begegnen und wenn Florencias Gnade sie begleitete, konnte sie dem Mann nicht nur ein wenig Hoffnung schenken, sondern sie erfuhren durch ihn von Yedans damaligen Fürsprecher.
Doch noch bevor die Türe geöffnet wurde, drang eine ungenutzte, etwas kratzige und … nicht über einen Besuch erfreute Stimme an ihr Ohr.
„Verschwindet ihr vermaledeiten Lausebengel! Wenn ich euch in die Finger kriege ich schwöre euch… ich…-“ Die Türe schwang einen Spalt zur Seite und gewährte Rhuna den Blick auf einen alten Mann mit weißem Haar, der sich auf einen Stock stützte. Da er offensichtlich nicht mit einer jungen Elfenfrau gerechnet hatte, geriet er ins Stocken, als er sie sah. Was nicht lange währte. Sein Blick bekam einen argwöhnischen Ausdruck und mit unverändert unfreundlicher Tonlage fragte er sie, „Was willst du Kind?! Ich habe keine Zeit für den Unsinn!“.
Auch Rhuna schien für einen Moment aus dem Konzept gebracht worden zu sein. Sie hatte nicht direkt mit einem herzlichen Willkommen von Seiten Kayon gerechnet, doch auch nicht … mit so einem Anfang.
Da stand er also. Yedans Vater, Kayon der große Bogenbauer. Die Zeit hatte sichtlich ihre Spuren auf dem Menschen hinterlassen, doch weder war es seine vom Alter gezeichnete Haut, noch der leicht muffige Geruch, der Rhuna Sorgen bereitete. Es war der harte Ausdruck in seinen Augen, der sie für einen Augenblick still schweigen ließ. Yedan hatte freundliche Augen. Sein warmer Blick hatte sie bereits so viele Male getröstet und aufgebaut. Diese Augen, die zu denen Yedans eine gewisse Ähnlichkeit aufwiesen, waren im Ausdruck nicht mit denen des Halbelfen zu vergleichen. Doch… sie wusste genug, um sich denken zu können, wieso sie solch ein Blick traf.
Rhuna fing sich schnell und lächelte Kayon freundlich und entgegenkommend an.
„Entschuldigen Sie – Sie sind Kayon, der Bogenbauer. Nicht wahr?“, fragte sie nach und ließ sich keine Unsicherheit anmerken.
„Es tut mir leid, wenn ich Sie störe. Mein Name ist Rhuna und ich komme aus Shyána Nelle.“ Sich vorzustellen erschien ihr vorerst einmal der richtige Weg zu sein. Und weiter würde sie sich einfach Stück für Stück hervortasten. Wieso hatte sie Yedan nur nicht gefragt, wie ihr Vater war? Oder hatte sie es nicht getan – die Frage war nur untergangen?
„Keine Sorge, ich möchte Ihnen nichts verkaufen!“, sagte sie und ihr lächeln wuchs ein wenig. Ihre Mutter hatte teilweise unangekündigte Gäste mit der Vermutung, dass sie ihr etwas verkaufen wollten, fortgeschickt.
„Ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Würden Sie mir ein wenig Ihrer Zeit schenken? Es… geht um Yedan. Ich bin eine Freundin von ihm und wir reisen seit einer Weile zusammen.“
Tatsächlich konnte Rhuna nicht ablesen, wie Kayon reagieren würde. Sie wusste, dass ältere Menschen, wie auch Elfen teils etwas schrullig sein und ihre Eigenarten haben konnten. Und sie befürchtete, dass er anderen und besonders Fremden gegenüber nicht besonders vertrauensseelig sein würde, nachdem was er wohl alles erlebt hatte. Hier und da schienen ihn wohl Lausejungen zu ärgern, die ihm vielleicht im Sinne einer Mutprobe, aufsuchten. So wirklich wusste die Elfe immerhin nicht, welchen Ruf auch Yedans Vater hier im Dorf hatte.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 15. Dezember 2022, 14:04

Die Aufgabe, die Rhuna bevorstand würde gewiss keine leichte werden. Dessen war sich die zarte Elfe bewusst und auch deswegen fühlte sie sich ein wenig unbehaglich. Denn wie trat man jemanden gegenüber, der nicht mal etwas von seiner Existenz wusste? Und der etwas so Furchtbares erlebt hatte, dass man kaum wusste, wie man beginnen sollte. Was, wenn Yedan’s Vater sie gleich davonjagte? Wenn er vor Kummer sogar andere Mittel anwenden würde, dass sie verschwand? Er mochte alt sein, aber wer wusste schon, wie viel Kampfgeist in dem Mann steckte? Rhuna hätte Yedan nach seinem Vater fragen sollen, allerdings war das alles in allem ein wirklich heikles Thema. Die Elfe wusste darum, denn sie war empathisch und in der Lage, nichts zu überstürzen. Somit wappnete sie sich auch innerlich für alles, was gleich geschehen würde, wenn man ihr öffnete. Doch das geschah gar nicht groß. Offenbar hatte man ihr zögerliches Klopfen nicht gehört. Hatte sie doch mehr Skrupel zu klopfen als sie bis dahin angenommen hatte? Nein! Das Gespräch musste sein und deshalb setzte Rhuna auch noch mal nach. Die Erinnerungen, die sie an dem kleinen Häuschen entdeckte, waren nicht gerade hilfreich eine gefestigte Position zu erreichen. Sie wollte schließlich auch nicht gleich sentimental werden. Das würde gewiss auch nicht zu einer vernünftigen Gesprächsbasis führen. Yedan sprach schon kaum von sich… Vermutlich hatte er das von seinem Vater, wenn man darüber nachdachte. Das energische Klopfen hatte dann doch geholfen. Plötzlich konnte Rhuna die Bewegung hören und schon drang eine heisere, kratzige Stimme zu ihr. Offenbar nutzte der Alte sie kaum, was ihr Mitleid schürte. Als die Tür geöffnet wurde, schlug ihr Herz bis zum Hals. Nun gab es kein Zurück mehr. Die dunklen Augen, die irgendwo die Wärme verbargen, die Yedan noch innehatte, musterten Rhuna unverhohlen und forsch. Sofort blockte er diesen Kontaktversuch ab, denn er ging von einem Scherz aus. Einem Scherz auf seine Kosten. „Entschuldigen Sie – Sie sind Kayon, der Bogenbauer. Nicht wahr? Es tut mir leid, wenn ich Sie störe. Mein Name ist Rhuna und ich komme aus Shyána Nelle.“, leitete Rhuna ein und… wurde jäh unterbrochen: „Shyána Nelle? -Mädchen, ich baue gewiss keine Bögen mehr. Du kommst ein halbes Leben zu spät!“, krächzte er und winkte mit seiner großen Hand ab. Man sah die Falten und Äderchen, die sich über seinen Handrücken schlängelten. „Ihr Elfen. Ihr vergesst einfach, dass nicht jedem ein langes Leben gegönnt ist!“, murmelte er in seinen weißen Bart, der sich von seinen Koteletten zu seinem Mund und drumherum verteilte. Seine Lippen waren kaum zu sehen bei dem Bewuchs. Aber Rhuna sprach weiter und ließ sich nicht davon beirren: „Ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Würden Sie mir ein wenig Ihrer Zeit schenken? Es… geht um Yedan. Ich bin eine Freundin von ihm und wir reisen seit einer Weile zusammen.“, offenbarte sie den wahren Grund ihres Besuchs und der alte Mann stutzte sichtlich. „Ye-“, er brach ab und nun verschloss sich seine Miene vollends. Er sah sie aus den dunklen, kleinen Augen an, die Härte aber auch Schmerz preisgaben. Die Tür schwang ein wenig mehr auf, als er sich mit beiden Händen auf dem Stock abstützte. Rhuna erhielt einen kleinen weiteren Einblick auf Kayon.

Der Mann war inzwischen ein wenig kleiner als sie, denn die Last des Lebens hatte ihn gebeugt. Sein runder Kopf hatte eine hohe Stirn, die auf der rechten Seite zwei kleine Narben zierte, die schon vor Langem geheilt waren. Sein Haar war nach hinten gewachsen und kurz, zeigte aber die ordentlichen Geheimratsecken, die er hatte. Die dunkle und wettergegerbte Haut deutete auf ein Leben im Freien hin, das er wohl so nicht mehr führte. Hier und dort konnte sie Altersflecken bei ihm erkennen, die einem Elfenmann wohl erspart blieben. Die große Nase war an den Flügeln breit und seine Ohren eindeutig menschlich, aber lang. „Hör zu Mädchen. Ich weiß, im Dorf wird viel Schabernack getrieben und ein verrückter, alter Kauz wie ich bietet da das beste Potenzial. Aber ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich einfach zu deinen Freunden trollst und mich in Frieden lässt!“, brummte er und knallte ihr die Tür vor der Nase zu allerdings war das Haus länger nicht instandgesetzt worden, weshalb das Schloss ein wenig ausgeleiert war und die Tür somit wieder minimal aufstand. „Man treibt keinen Schabernack mit dem Schmerz anderer!“, rief er noch, ohne wohl zu ahnen, dass die Tür nicht verschlossen war. Dann aber schlurfte er weg. Rhuna konnte hören wie sein langsamer Gang sich offenbar entfernte. Dann hörten die empfindlichen Elfenohren ein Japsen, daraufhin ein helles Poltern, ehe ein dumpfes Rumpeln folgte. Sie hörte Kayon, wie er überrascht ächzte und dann leise jammerte. Ein Klirren folgte, ehe es ruhig wurde. Außer dass Kayon immer mal wieder ächzte und stöhnte. Sollte sie nachsehen? Oder respektieren, dass der Alte ihr die Tür vor der Nase zuschlagen wollte? Allerdings war sie aus gutem Grund hier und ganz offensichtlich, ist er gestürzt oder nicht? Zudem war die Tür noch offen. Ein prüfender Blick schadete nicht.
Im Innern erwartete sie erstmal Zwielicht. Die bewachsenen Fenster erschwertem dem sowieso spärlichem Licht den Eintritt, sodass sich ihre Augen erstmal daran gewöhnen mussten. Nach einer Weile konnte Rhuna jedoch erkennen, dass sie mitten in einem großen Raum stand. Es gab gegenüber vom Eingang eine schmale Stiege nach oben, wo es einen weiteren, offenen Bereich gab. Was darauf wäre, müsste sie erkunden, sodass sich ihr Blick erstmal auf das Erdgeschoss richtete. Hier sah sie hinten links einen kalten Kamin, der auch Platz zum Kochen bieten würde. Allerdings erschien er bereits seit Langem nicht mehr genutzt und alte Asche stapelte sich dort. Über dem Kamin aus Stein hingen vertrocknete Kräuter und ein uralt anmutender Strauß Blumen, der sicher mal sehr schön gewesen war. Vor dem Kamin gab es eine kleine, steinerne Ablagefläche, an der man sich gut vorstellen konnte, wie früher Liabell hier ein Huhn gerupft oder Kräuter gestoßen hatte, um das Abendessen zu bereiten. Nun saß niemand mehr dort und dem Stein haftete eine feine Staubschicht an. Ohnehin roch es hier muffig und so, als gäbe es kein Leben mehr hier drin. Dem Kamin vorgelagert und deutlich dichter, Stand ein Holztisch. Davor gab es drei Stühle, die allesamt mit Dingen vollgestellt waren. Im Zwielicht fiel es ihr nicht sofort auf, doch erstmal erfasst, konnte Rhuna erkennen, dass hier alles vollgestellt war mit unfertigen Bögen, Sehen und Pfeilen.

Direkt in ihrer unmittelbaren Nähe und neben dem Tisch führte eine weitere Tür nach draußen in den hinter gelegenen Teil des Gartens. Durch ein milchiges, leicht verwachsenen Fenster über dem Tisch, konnte Rhuna einen kurzen Blick auf eine Werkbank und weitere Dinge zum Bauen erkennen. Oberhalb dessen befand sich sogar ein Dach, doch diesem fehlten so einige Latten und die Natur kroch auch hier wieder vor. Zurück im Innern mit der Aufmerksamkeit, befand sich zu Rhuna’s rechten und auch vom Eingang aus gesehen rechts, ein weiterer kleiner Tisch. Eher ein Nachttischchen, auf dem eine kleine Öllampe stand. Daneben stand ein Sessel, abgewetzt und reichlich verstaubt. Ein kleiner Schemel stand davor, gerade so, dass man seine Beine darauf ausruhen konnte. Auf dem Nachttischchen stand eine Zeichnung im Rahmen, die eine hübsche Frau zeigte, die ein kleines Kind im Arm hielt. Die Armenlehnen wiesen Abnutzungen an den Enden auf, so als würde jemand Stunden darin verbringen und die Hände dort ablegen. Weiter hinten und unter dem kleinen Boden, auf den die Leiter führte, befand sich mit einer Stufe zu erreichen ein Einzelbett. Abnutzungen am Boden würden darauf schließen lassen, dass dort mal ein größeres Bett gestanden hatte. Allerdings war dieses Bett auch eher unbenutzt. Niemand schien darin zu schlafen, wenn man es recht bedachte. Einzig belebt sah der Sessel aus, auch wenn es wirklich karg und ärmlich wirkte. Vor eben jenem Sessel aber, lag Kayon auf dem Boden und stöhnte. Der Alte schien gefallen zu sein und kam nicht allein wieder auf die Beine, so sehr er es auch versuchte. Er schaffte es nur unter zittrigen Armen und größter Anstrengung, die ihm einen erschwerten Atem bescherten, sich gegen das Sitzpolster seines Sessels zu lehnen und die Beine auszustrecken. Er hatte die Augen zusammengepresst und versuchte zu Atem zu kommen, ehe er den nächsten Ansatz zum Aufstehen versuchen wollte. Offenbar hatte er Rhuna nicht bemerkt, sodass sie einen ungenierten Blick auf das Häufchen Elend werfen konnte. Die Szenerie war bedrückend, denn Kayon schien tatsächlich gar nichts mehr gemacht zu haben, seit er erst Yedan und dann Liabell verloren hatte. Nichts, außer in seinem Sessel zu sitzen und ein Bild seiner Familie anzustarren, die er nicht mehr wiedersehen würde.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Donnerstag 15. Dezember 2022, 18:17

Für die Waldmenschen würde es merkwürdig klingen, doch tatsächlich war Rhuna noch nicht vielen Menschen begegnet. In Shyána Nelle lebte man sehr verborgen und unter sich und mit den Menschen, die die versteckte Stadt im Tal fanden und aufsuchten, war die Elfe kaum oder gar nicht in Kontakt gekommen.
Der erste Mensch, mit dem sie mehr als ein paar Sätze gewechselt hatte, war Pharus gewesen. Der zweite Lorna … und da fing es auch schon an wieder aufzuhören. Kayon würde der erste Mensch sein, der zudem auch noch die Last vieler Jahre auf dem Rücken trug. Natürlich wusste sie daher nicht, wie Yedans Vater sein würde. Wenn man es mal genauer betrachtete, wusste nicht einmal der Halbelf, welche Persönlichkeit sein Vater aktuell Besuchern zeigte.
Sie hatte versucht sich zu wappnen, doch als die Türe aufging schien Rhuna doch einen Moment aus dem Takt geworden zu werden. Kayon war für einen Menschenmann bereits in die Jahre gekommen und wirkte nicht mehr besonders beweglich. Seine zurückgezogene Art zu Leben hatte seinem Körper nicht gut getan, doch wie sollte man anders, als dafür Verständnis aufbringen, wenn man die Geschichte des Mannes kannte? Sein Geist schien zumindest noch nicht unter dem Alter gelitten zu haben. Etwas was für die Brünette in erster Linie das Wichtigste war. Doch für Kayon war es sicher Segen und Fluch zugleich…
Noch während sie sich vorstellte und versuchte das Missverständnis aus der Welt zu schaffen, dass sie nur hier war, um ihn zu ärgern, unterbrach der Mann sie bereits.
„Shyána Nelle? -Mädchen, ich baue gewiss keine Bögen mehr. Du kommst ein halbes Leben zu spät! Ihr Elfen. Ihr vergesst einfach, dass nicht jedem ein langes Leben gegönnt ist!“ Von der jähen Unterbrechung erneut aus dem Konzept gebracht, lauschte Rhuna den recht unfreundlich ausgesprochenen Worten. Offenbar schien er nun zu glauben, dass sie bei ihm einen Bogen in Auftrag geben wollte.
Um dieses Missverständnis zu klären, hob sie abwehrend die rechte Hand und winkte, synchron mit ihrem Kopf, den sie leicht schüttelte.
„Nein, Sie haben mich falsch verstanden! Es… ich bin nicht wegen eines Bogens hier!“, versuchte sie zu erklären und gleichzeitig dem Gefühl nicht nachzugeben, das die Situation bereits als heikel einschätzte. Wieso nur, hatte sie nichts von Yedan erbeten, was Kayon hätte zeigen können? Nun, vielleicht, weil er ersichtlich kaum etwas besaß und seinen Bogen hätte sie sicher nicht erbeten. Dafür war er schon alleine aus Verteidigungsgründen zu wichtig.
Erneut setzte Rhuna an und versuchte zu erklären, weshalb sie bei ihm geklopft hatte. Es war wichtig, dass sie sich nicht beirren ließ und keine Unsicherheit zeigte, die vielleicht fälschlich missinterpretiert werden konnte. Vielleicht in die Richtung, dass sie ihn ärgern wollte.
So erwähnte sie vorsichtig Yedan und dass es um ihn ging. Versucht sensibel… vorsichtig, doch als hätte Yedans Name einen Mechanismus in Gang gesetzt, schien sich Kayon augenblicklich weiter zu verschließen.

„Ye-“, er brach mitten im Satz ab und vollendete nicht einmal den Namen, den er seinem Kind gegeben hatte. In seine Augen trat Härte und ein Schmerz, der von langen Jahren der seelischen Qual sprach. Sie sah zu, wie die Türe seit aufschwang und Kayon sich in einer resoluten Pose mit beiden Händen auf seinen Stock stützte, um sich vor der Elfe aufzubauen. Sei sie nun größer, oder nicht.
„Hör zu Mädchen. Ich weiß, im Dorf wird viel Schabernack getrieben und ein verrückter, alter Kauz wie ich bietet da das beste Potenzial. Aber ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich einfach zu deinen Freunden trollst und mich in Frieden lässt!“, brummte er, woraufhin Rhuna betroffen die Hände in einer abwehrenden Poste hob, um zu widersprechen.
„Nein! Bitte wart-…!“, kam gerade noch über ihre Lippen, dann zuckte sie zusammen, als ihr die Türe vor der Nase zugeschlagen wurde. Die Geste war eindeutig und mit einem Verschwinde gleichzusetzen. Ja, so hatte das alles eigentlich nicht laufen sollen.
Etwas ratlos sah Rhuna auf die Türe und rieb sich durch die braunen Haare, ehe sie entdeckte, dass durch die Wucht das Schloss nicht gegriffen hatte und die Türe nun einen feinen Spalt offenstand. Ebenfalls hörte sie, wie der alte Mann noch rief: „Man treibt keinen Schabernack mit dem Schmerz anderer!“
Tatsächlich war sie noch nie so vehement abgewiesen worden, doch die Elfe konnte es Kayon nicht einen Moment übel nehmen. Es machte sie eher traurig, dass man ihn so weit getrieben hatte. Hatte jemand in der Vergangenheit tatsächlich seine Späße mit seinem Schmerz getrieben?
„Ich hatte das doch gar nicht vor…!“, murmelte sie selbst leise, woraufhin ein Seufzen folgte. Was sollte sie tun? Aufgeben und gehen? Das Missverständnis einfach stehen lassen, ihn dafür aber seine Ruhe schenken und ihn nicht weiter aufwühlen?
Die Entscheidung nahm ihr ein Aufjapsen, ein helles Poltern, gefolgt von einem dumpfen Rumpeln. Erschrocken wollte sie die Türe öffnen, da es klang, als wäre Yedans Vater gestürzt. Doch einen Moment zögerte sie noch und lauschte, sah sich kurz um und einen Moment zurück auf den Weg, auf dem gerade niemand zu sehen war.
Ein leises Jammern drang zu ihr rüber und besiegelte ihren Entschluss. Vorsichtig legte sie die Hand auf das Holz der Türe und drückte sie auf. „Kayon? Ich komme rein…!“, rief sie, ohne zu wissen, ob er sie überhaupt wahrnehmen würde. Aber es war richtig nachzusehen – was, wenn er verletzt war?
Ihr Violett tastete dich durch den Gang, als sie das Haus betrat. Hier war Yedan aufgewachsen und unter anderen Umständen hätte sie ihren Blick sicher ausgiebiger und langsamer die Einrichtung betrachtet. Doch gerade war sie darauf fokussiert den Hausbesitzer schnell zu finden. Und so folgte sie den Klängen seiner Ächzer, bis sie ihn vor einem abgebrauchten Sessel auf dem Boden fand. Es war eine Sekundenaufnahme des Raumes, die sie sich gewährt hatte und die ihr zumindest soweit verriet, dass sich Kayon bevorzugt hier aufzuhalten schien.
„Bitte nicht erschrecken! Ich habe wirklich nichts Böses im Sinne!“, sagte Rhuna als sie in seine Sichtweite und mit raschen Schritten auf ihn zukam und sich zu ihm auf die Knie niederließ.
„Haben Sie sich verletzt? Soll ich Ihnen beim Aufstehen helfen?“, fragte sie und sah mit ehrlicher Sorge in sein Gesicht. Ihr Blick erkannte im Augenwinkel den Stock, mit dem sich der Herr bisher aufgestützt hatte. Dieser war umgefallen und lag nun etwas entfernt. Rhuna richtete sich noch einmal auf und hob ihn auf. Sie tastete mit den Augen das Holz ab und ein nostalgisches Lächeln legte sich auf ihre Lippen, das noch immer vorhanden war, als sie den Stock an Kayon reichte.
„Er hat ihn immer noch…!“, sagte sie plötzlich und kniete sich wieder neben ihn, sah suchend über seinen Körper, um eine Verletzung zu erkennen.
„Yedan bat mich Ihnen das zu sagen. Er hat seinen Bogen, den sie ihm damals gaben, nachdem er einen Hirsch erlegt hatte, noch immer…!“ Rhuna suchte den Blick des Menschen und nickte ganz leicht, in der Hoffnung, dass sie einen kleinen Zugang zu ihm fand. Yedans Worte waren das Einzige, was sie von ihm besaß und mit dem sie versuchen konnte, zu seinem Vater durchzudringen.
„Ich bin nicht hier, um mit Ihrem Schmerz zu spielen. Ich bin hier, weil ich Yedan helfen möchte. So, wie er mir schon unzählige Male geholfen hat. Bitte… er braucht auch Sie!“ Rhunas Worte waren nicht mit Bedacht gewählt, sondern kamen im Grunde aus ihrem Herzen. Sie meinte jedes Wort ehrlich und ließ dies auch an ihrem Tonfall erkennen. Und um ihre Worte noch zu unterstützen, wagte sie sich soweit vor, dass sie ihre schmale Hand auf die Faltige des Mannes legte.
„Lassen Sie mich Ihnen aufhelfen. Und wenn wir wissen, dass Sie sich nicht verletzt haben, könnte ich Ihnen einen Tee machen und wir unterhalten uns…?!“ Rhuna lächelte aufmunternd und legte dabei leicht den Kopf seitlich, so dass ihre braunen Haare über ihre Schultern rutschten. Auf eine Antwort wartend huschte ihr Blick zu dem Bild auf dem kleinen Nachttischlein, auf dem eine wunderschöne Frau und ein Kind abgebildet waren. Ihr Blick bekam etwas Weiches, fast ein wenig sehnsüchtiges. Die Frau war mit großer Wahrscheinlichkeit Liabell und der Junge, mit den niedlichen spitzen Ohren – Yedan.

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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Erzähler » Freitag 16. Dezember 2022, 20:17

So ungewohnt der Umgang mit anderen für Rhuna bisher war, sie schlug sich dennoch wahrlich gut. Instinktiv wusste sie, was sie zu tun hatte und ihr Herz zeigte ihr den Weg. So war es für die junge Elfe auch keine Frage, als sie das dumpfe Poltern hörte, dass sie nach dem Rechten sehen musste. Nicht jeder hätte so viel Engagement besessen. Viele hätten sich von der schroffen Art doch ziemlich bald abwimmeln lassen. Hätten es als unhöflich bezeichnet und wären ihrer Wege gegangen. Nicht aber die Shyáner. Sie verstand, weshalb der alte Mann so abweisend war. Auch wenn sie im ersten Moment perplex dastand und es ungewohnt wirkte, nicht stets Freundlichkeit entgegengebracht bekommen zu haben. Denn bisher hatte Rhuna deutlich Glück gehabt mit ihren Gegenübern. Niemand war wirklich unfreundlich. Einzig Ajak hatte ihr ein wenig Paroli geboten und ihr Herz auf mehreren Wegen zum schnelleren Takt verleitet. Doch darüber hinaus war sie stets respektvoll und gar freundlich behandelt worden. Jetzt sah sie sich jedoch einer neuen Aufgabe gegenüber. Die allerdings war wie fortgewischt, als sie glaubte, dass der Alte Hilfe brauchen könnte. Vorsichtig öffnete sie die Tür, kündigte sich höflich an und betrat das alte Haus. Die Tür knarzte etwas, als sie sie bewegte, ansonsten hatte sie aber wenig Blick für das Interior. Ihre Sorge galt dem Vater ihres Freundes und sie fand ihn schnell am Boden liegend. Rhuna fackelte nicht lange, sondern kam an seine Seite und suchte augenblicklich nach Verletzungen. Kayon schnaufte und hatte die Augen noch geschlossen, um die Anstrengung des Aufsetzens wegzuatmen.
„Bitte nicht erschrecken! Ich habe wirklich nichts Böses im Sinne! Haben Sie sich verletzt? Soll ich Ihnen beim Aufstehen helfen?“, drang die zarte Stimme durch das alte Haus. Kayon öffnete seine dunklen Augen und musterte die Elfe argwöhnisch. „Ich habe doch gesagt, du sollst verschwinden…“, murrte er unwillig und wandte den Kopf etwas zur Seite. Ein alter, sturer Mann, der in seinem Stolz auch noch gekränkt war, weil er hinfiel. Rhuna hatte wirklich alle Hände voll zu tun, diesen Griesgram für sich zu gewinnen. Eine kleine Pause entstand in der Rhuna nicht gehen wollte und konnte und Kayon sich die Hilfe nicht nehmen wollte, die da in Form der Elfe vor ihm kniete. Rhuna fand derweil mit ihrem violetten Blick den Stock des Alten. Er wies eben solche Verzierungen auf, wie sie sie bei Yedan’s Bogen erkannt hatte. Offenbar war das eine Art Markenzeichen des Vaters. „Er hat ihn immer noch…!“, sagte sie und erntete einen fragenden Blick seitens Kayons. Er verstand nicht, was sie meinte, und seine kleinen Knopfaugen verfolgten jede Bewegung von ihr. „Yedan bat mich Ihnen das zu sagen. Er hat seinen Bogen, den sie ihm damals gaben, nachdem er einen Hirsch erlegt hatte, noch immer…!“ Kayon schwieg. Er starrte Rhuna an und in seinem bärtigen Gesicht war kaum abzulesen, was er empfand. Bis er die Lippen feste aufeinanderpresste und die Stirn in noch mehr Falten legte.

Er wandte den Blick sichtlich ergriffen ab und kämpfte mit seinen Emotionen. Aber er hörte zu und Rhuna nutzte ihren Fuß in der Tür: „Ich bin nicht hier, um mit Ihrem Schmerz zu spielen. Ich bin hier, weil ich Yedan helfen möchte. So, wie er mir schon unzählige Male geholfen hat. Bitte… er braucht auch Sie! Lassen Sie mich Ihnen aufhelfen. Und wenn wir wissen, dass Sie sich nicht verletzt haben, könnte ich Ihnen einen Tee machen und wir unterhalten uns…?!“, beschwor sie den Alten und Kayon blinzelte unwillig. Allerdings jagte er sie nicht gleich davon, sondern… schwieg. Der Alte brauchte noch eine ganze Weile, ehe er überhaupt wieder reagierte. Wie schwer musste es ihm fallen, von seinem Sohn zu hören? Plötzlich schob er einen Fuß nach oben, damit sein Bein angewinkelt war und reichte Rhuna seinen rechten Arm, damit sie ihn greifen und ihm aufhelfen konnte. Er sagte nichts weiter, was aber auch nicht nötig war. Er ließ sich helfen. Offenbar hatte er im Innern gerungen und war nun zum Schluss gekommen, dass er ihre Hilfe ruhig annehmen konnte. Gemeinsam schafften sie es, dass er reichlich zittrig im Sessel landete und schnaufend sich anlehnte. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Für einen alten Mann musste es wahnsinnig anstrengend sein, sich zu bewegen und solche Hindernisse zu überwinden. Rhuna wusste davon kaum etwas. Sie kannte keine alten Menschen und hatte sich bisher auch nicht mit ihren Gebrechen auseinandersetzen müssen. Er hustete eindringlich während er nach dem Stock angelte, den er erwartete, gereicht zu bekommen. Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, wandte er seinen Blick auf das Bild neben ihm auf dem Tisch. „Er hat ihn also noch?“, fragte er plötzlich und seine Stimme wirkte nach wie vor seltsam fremd. Sie war gezeichnet von Schmerz und Alter und der wenigen Nutzung, durch ein erfülltes Leben. „Früher hat er mich besucht…“, kam es dann von ihm und er schnaubte plötzlich. „Aber sein Leben geht weiter. Wo auch immer er ist.“, meinte er plötzlich wieder hart und sah Rhuna direkt an. „Ich trinke keinen Tee. Ich will auch nicht mit dir darüber reden. Yedan hat die Freiheit gewählt. Was geht mich an, ob er nun Hilfe braucht!“, meinte er ablehnend und stützte wieder beide Hände auf den Stock. Er wandte den Blick stur geradeaus und hatte offenbar alles gesagt.
Dieser Mann war wirklich eine gebrochene Seele, die so schnell nicht wieder Vertrauen fassen würde. Eine Weile war es ruhig und er regte sich gar nicht. Bis er plötzlich kurz aufschniefte und mit brummigem Ausdruck zurück zu Rhuna sah. „Was hat er angestellt?!“, wollte er dann aber doch wissen. Yedan hatte Rhuna stets den Eindruck vermittelt, ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern gehabt zu haben. Und offenbar bestand es noch, auch seitens Kayon, auch wenn er verletzt wirkte. Er wusste offenbar nicht, wie es Yedan ergangen war und wann hatte er ihn das letzte Mal gesehen? Yedan hatte Lorna’s Versuch ihm zu erzählen, wie es um Kayon bestellt war, abgeblockt. Auch ihn schmerzte es zu sehr. „Früher hat er dort draußen am Waldrand gewartet.“, brummte der Alte plötzlich wieder und nickte mit dem Kopf zum Fenster, aus dem er gut sehen konnte, wenn es nicht so verschmiert wäre. „Aber das ist lange her.“, meinte er bitter, ehe er sich doch nach oben in den Stand kämpfte. Kayon brauchte einen Moment, ehe er in die Gänge kam, dann schlurfte er los und stützte sich auf den Stock. Er griff sich am Kamin einen Teekessel und roch hinein, zuckte zurück und warf den Kessel achtlos in die erkaltete Asche. „Ich hab keinen Tee da.“, meinte er und sah zu Rhuna. „Ich war auf Besuch nicht eingestellt.“, meinte er irgendwie entschuldigend, irgendwie aber auch vorwurfsvoll. Oh das würde noch interessant werden mit ihm.
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Re: Der Zauber, der uns innewohnt

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 17. Dezember 2022, 14:35

„Ich habe doch gesagt, du sollst verschwinden…“, erklang Kayons unwillige und über ihr Eindringen nicht gerade erfreute Stimme. Rhuna ließ sich davon nicht beirren und kam näher zu dem gestürzten Mann, um sich zu versichern, dass er sich keine schwereren Verletzungen zugezogen hatte. Seine stark eingeschränkte Mobilität war für Rhuna etwas Neues, etwas mit dem sie bishlang nicht groß in Kontakt gekommen war. Elfen alterten anders und selbst die, die ein hohes Alter erreicht hatten, waren häufig noch ganz gut zu Fuß unterwegs. Mit den Gebrechen des Alters eines Menschen war sie daher bisher noch nie in Berührung gekommen – und besonders nicht in diesem Ausmaß. Kayon hatte all die Jahre alleine gelebt und nun verließen ihn auch noch seine Vitalität und Bewegungsmöglichkeiten. Etwas, was dem Stolz des Mannes zusätzlich zu schaffen machte. Denn wer fragte schon gerne andere um Hilfe, wo sie nicht einmal zur eigenen Familie gehörten?
Mitleid wuchs und damit der Wille Yedan und Kayon unter allen Umständen wieder zu vereinen. Ihnen die Möglichkeit zu geben wieder beisammen zu sein. Was dies mitunter bedeuten konnte, bedachte Rhuna in diesem Moment noch nicht. Und so versuchte die Shyáner einen neuen Versuch die harte Schale zu knacken, indem sie Kayon mitteilte, dass Yedan den von ihm angefertigten Bogen noch immer besaß. Doch alles was sie auf ihre Worte hin erhielt war Schweigen. Stur blickte Kayon geradeaus und Rhuna hatte das Gefühl, als würde er versuchen sie vollständig zu ignorieren. Doch in seiner Mimik arbeitete es, als würden sich seine Gedanken in ihr spiegeln. Drang sie vielleicht doch zu ihm durch?
In der Hoffnung, dass dies der Fall war, versicherte sie Kayon, dass sie nicht hier war, um auf seine Kosten Späße zu treiben. Sie war hier um Yedan zu helfen und das musste doch auch im Sinne des alten Mannes vor ihr sein!?
Ein erster kleiner Erfolg gelang ihr, als der Griesgram seine Beine anwinkelte und der Elfe seinen Arm reichte, damit sie ihm aufhelfen konnte. Rhuna sprang sofort auf ihre Füße und suchte eine passende Haltung, um das Gewicht des gebrechlichen Mannes sicher stemmen und ihm aufhelfen zu können. Zusammen schafften sie es und Kayon saß nun schwer schnaufend in seinem Sessel. Sie versuchte ihre Sorge nicht zu zeigen, mit der sie seine unregelmäßige und schnelle Atmung beobachtete. So langsam verstand die junge Frau, wieso er sein Haus nicht mehr viel verließ. Dieser Mann vor ihr war einsam, alleine und gebeutelt durch schwere Schicksalsschläge, die ihm alles genommen hatten, was ihm in seinem Leben etwas bedeutet hatte. Was wusste Rhuna denn schon, inwieweit auch Kayons Ruf im Dorf gelitten hatte? Hatten die Dorfbewohner ihn vielleicht teilweise geschnitten? Angefangen zu tuscheln, wenn er sich zeigte? Lausejungen schienen immerhin auch ihren Spaß mit ihm zu treiben. Je mehr sich der Mann zurückgezogen hatte, je mehr hatte auch seine körperliche Verfassung über die Jahre abgebaut. Es wussten wohl nur Florencia und Phaun, wie fit der Bogenbauer noch hätte sein können, wäre sein Leben nicht von diesen Schicksalsschlägen in die Einsamkeit gelenkt worden.
Es verging eine ganze Weile, bevor er sie überhaupt wieder ansah, geschweige denn seine Worte wiederfand.
„Er hat ihn also noch?“, fragte er Rhuna, die lächelnd nickte. Dieser Bogen schien Vater und Sohn tatsächlich über all die Jahre und die Distanz hinweg miteinander zu verbinden.
„Yedan ist sein Bogen sehr wichtig! Sie sind ihm wichtig…!“, versicherte die Brünette. Doch bevor sich die Freude über den geglaubten Erfolg festigen konnte, schien erneut eine Türe vor ihr zuzuschlagen.

Die Umstände, denen Rhuna begegnete waren wohl allesamt nicht einfach zu regeln. Hatte sie am Morgen noch die Hoffnung gehabt, dass der Besuch bei Kayon, aufgrund der Verwandtschaftsverhältnisse zu Yedan einfach verlaufen würde, sah sie sich wieder als Opfer ihrer Naivität und Weltfremde.
Yedan hatte sich nicht alleine damit schwer getan überhaupt Informationen über seine Situation im Dorf zu teilen. Die ablehnende Haltung des alten Mannes sprach von einer verletzten Seele, die nicht alleine die Tragödie mit Alyisa hervorgerufen hatte.
„Früher hat er mich besucht…“, begann Kayon plötzlich und entzündete in Rhuna damit einen Funken Hoffnung, dass er sich doch ein wenig mehr öffnen würde. Doch dieser Funke wurde sogleich von seinen folgenden Worten ausgetreten. „Aber sein Leben geht weiter. Wo auch immer er ist. Ich trinke keinen Tee. Ich will auch nicht mit dir darüber reden. Yedan hat die Freiheit gewählt. Was geht mich an, ob er nun Hilfe braucht!“
Das Blatt wendete sich und stellte die junge Elfe vor eine neue, unerwartete Herausforderung. Seine Worte deuteten Rhuna an, dass Yedan ihr auch hier viel zu wenig Informationen anvertraut hatte. Wissen das sie gerade gut hätte gebrauchen können, um einen leichteren Zugang zu Kayon zu finden und auch um nachzuempfinden, wieso er sich schwer zu tun schien, auf ihr Hilfegesuch für seinen Sohn einzugehen.
Ihre Augen musterten die Knopfaugen des Alten und ein enttäuschtes, leises Seufzen verließ ihre Lippen.
Yedan hätte mir wirklich mehr sagen können. Die Sturheit scheinen die beiden schon mal gemeinsam zu haben! Wie soll ich Yedans Seite verteidigen und für ihn einstehen, wenn er mir verschweigt, dass er seinen Vater früher noch besucht - irgendwann aber damit aufgehört hat?! Wenn er die Möglichkeit doch hatte Kontakt zu halten, wieso hat er es nicht getan? Kein Wunder, wenn Kayon dahingehend enttäuscht ist!, dachte sie ein wenig verstimmt über ihren Freund. Doch bevor die Elfe ihn gedanklich verurteilte, fragte sie sich doch, ob es nicht auch hierfür einen guten Grund gegeben hatte?
Es war wirklich nicht leicht. Hatte Rhuna eine Frage beantwortet, tauchten dafür gefühlt 20 Neue auf. Es war anstrengend … aber es bewirkte auch, dass sich Rhunas Trotz meldete, indem sie beschloss diesen Geheimnissen selbst auf die Spur zu kommen. So hätte sie alle Informationen von jedem aus erster Hand und würde selbst entscheiden können, was die beste Herangehensweise sein würde. Doch wie sollte sie das anstellen, wo Kayon wieder drauf und dran war, sie seines Hauses zu verweisen?
Sichtlich befangen richtete sich Rhuna auf, blieb aber noch schweigend vor ihm stehen. Bevor er sie nicht erneut aufforderte zu verschwinden, würde sie sich noch nicht geschlagen geben.
Die Stimmung war bereits drückend und gewann durch das Schweigen zusätzlich an Schwere. Rhunas Blick wanderte ein wenig umher und nahm nun den Raum und die Einrichtung bewusster wahr. Die kleine Hausfrau in ihr meldete sich still zu Wort und wäre, unabhängig davon, dass es sich nicht gehörte, die Situation nicht so verzwickt, hätte sie dem alten Herrn gerne geholfen die Staubschichten zu bekämpfen und der muffigen Luft einen Ausweg durch die Fenster gewährt. Doch natürlich besaß sie genug Taktgefühl nichts davon zu tun. Hätte sie solche Schwierigkeiten zu gehen, zu bücken oder gar wieder aufzurichten, sähe wohl auch jeder Haushalt unter ihren Händen so aus.
„Was hat er angestellt?!“, erklang unerwartet die ungebrauchte und leicht kratzige Stimme von Kayon, der so wieder Rhunas Blick auf sich zog. Diese plötzliche Frage beinhaltete eine Spur von Interesse, die bewies, dass es ihm nicht vollends egal war, was sein Sohn so trieb.
„Früher hat er dort draußen am Waldrand gewartet. Aber das ist lange her“, brummte der Alte und Bitterkeit schwang in seinen Worten mit. Bestürzt folgte sie dem Nicken des Bogenbauers, der auf die Sicht durch das trübe Fenster und zum Waldrand, aufmerksam machte.
Wieso... hat er aufgehört seinen Vater zu besuchen?, fragte sich Rhuna, die bisher nicht in Frage gestellt hatte, dass es Yedan einfach nicht möglich gewesen war. Doch wenn sie genauer darüber nachdachte – der Halbelf war aus dem Dorf verbannt worden – nicht aus dem kompletten Sarius. Oder hatte sie das falsch im Kopf?
Von angestrengten Lauten begleitet kämpfte sich Kayon aus dem Sessel hoch und schlurfte zum Kamin, wo er den Teekessel in die Hand nahm und dran roch. Rhuna verzog, glücklicherweise ohne, dass er es sehen konnte, leicht mitfühlend den Mund, als der Alte zurückzog, nachdem er wohl keinen besonders angenehmen Geruch aus dem Kessel wahrgenommen hatte. Die Geste, wie er den Kessel daraufhin achtlos in die kalte Asche warf, hinterließ bei der Elfe dennoch ein beklemmendes Gefühl. Offenbar schien er doch bereit zu sein mit ihr zu sprechen, doch er stolperte bereits an ihrem vorschnell getroffenen Vorschlag nach einem Tee. Etwas, was Rhuna nicht beabsichtigt hatte und sofort leidtat.
„Ich hab keinen Tee da. Ich war auf Besuch nicht eingestellt.“, meinte er, während er sich zu ihr umwandte. Der Tonfall war einerseits entschuldigend, andererseits vorwurfsvoll – eine Mischung, die im Alter wohl häufiger anzutreffen war.
„Das ist doch nicht schlimm. Ich bin ja auch völlig überraschend aufgetaucht.“, beeilte sich Rhuna zu erwidern und trat an Kayons Seite. Ihr Blick lag kurz auf dem Kessel, doch sie ließ ihn trotz innerer Debatte vorerst liegen.
„Yedan hat im eigentlichen Sinne nichts angestellt.“, begann sie und wandte ihm wieder ihr Gesicht zu. Offen sah sie ihn an und hoffte den Zugang, den er ihr gewährte nicht sofort wieder zu verlieren.
„Ich weiß, dass es für Sie schmerzhaft ist über ihn zu reden. Yedan hat mir auch lange nichts erzählen wollen, aber ich habe ihn dann… doch dazu bringen können mir zu erzählen, was damals passiert ist und wieso er aus dem Waldmenschendorf verbannt wurde.“, sagte sie mit versucht ruhigem Ton, der nun doch eine feine Spur zittriger wurde. Sie konnte nicht einschätzen, wie Kayon reagieren würde. Was wusste er überhaupt alles? Und was dachte er über das Urteil und über Yedan? Was wenn er seinen Sohn als schuldig betrachtete? Würde Rhuna ihn je bei solch einer Sturheit und Verletzlichkeit vom Gegenteil überzeugen können? Was wenn Sie ihn zu sehr aufregte? Bei diesen Gedanken biss sie sich besorgt auf die Unterlippe.
„Lassen Sie uns doch hinsetzen. Das ist kein Thema, das wir im Stehen besprechen sollten.“, bat die Elfe und deutete auf den Sessel. Sollte Kayon ihrem Vorschlag folgen, würde sie wohl weitersprechen und ihr Auftauchen, wie Anliegen erklären. Sie würde sich einen der Stühle zum Sessel ziehen und sich dann zu dem Hausherrn setzen.
„Es…! Ich weiß nicht genau, wie ich anfangen soll. Das Ganze ist… ein wenig kompliziert und ich gebe frei zu, dass ich ein wenig unsicher bin, wie ich mit ihnen sprechen soll, weil ich weiß, wie schmerzhaft das alles für Yedan ist – und dadurch auch für Sie. Der Sturschädel hat mir auch nicht gesagt, wie sie darüber denken … nur, dass ihr Verhältnis zueinander sehr gut war! Aber Ihre Worte haben mich unsicher gemacht … er hat mir wohl noch immer nicht alles erzählt…!“ Rhuna gab nun mehr von ihrer Unsicherheit preis, einfach, weil sie wirklich nicht wusste, wo hier der beste Anfang zu finden war. Währte Ehrlichkeit nicht am längsten?

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