Zu Gast bei den Namudus

In den Tiefen des Wasserwaldes lebt ein Menschenvolk. Sie selbst bezeichnen sich als Namudus. Bekleidet mit seltsamen Kleidungsstücken und bunt verzierten Masken zeigen sie sich den Fremden.
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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 2. September 2010, 14:05

Tunkuruchu stieß die Luft schnaubend durch die Nase aus. Was hatten die beiden Gäste denn? Aßen sie keinen Fischbrei? Dabei hatte sie sich extra Mühe gegeben und den kostbaren Karpfen zerstampft, der ursprünglich für sie und ihre Enkelin bestimmt war. Die Namudus mochten mit Höflichkeitsfloskeln und sitthaftem Benehmen wie es in Städten üblich war nichts zu tun haben, aber sie wussten, wie man Dankbarkeit ob gut gemeinter Gastfreundschaft nicht ausdrückte.
Lua war in Tunkuruchus Augen über die Stränge geschlagen, als sie laut ihren Ekel kundtat. Aber auch Tahmo schien es nicht zu schmecken. Er hatte ja nicht einmal richtig probiert, sondern seine Rindenschale gleich vor sich wieder abgestellt. Gekränkt schaute die Alte durch ihre Maskenlöcher hindurch.
Vielleicht konnte der Bursche ihr wenigstens erklären, was denn dieses Kochen nun war. Möglicherweise aßen sie dann das eigentlich wunderbare Mahl. "Nicht so anstellen", murrte Tunkuruchu. Sie fühlte sich wahrlich in ihrer Ehre der Mahlzeitenzubereitung getroffen. "Schmecken besser als Lynkas Froschbeine." Soviel zum Thema, was es noch an essbaren Alternativen gab. Froschschenkel, vermutlich ebenfalls roh, waren um Längen widerlicher. Lua streckte vor Ekel die Zunge heraus, dann hielt sie sich die Hände an den Bauch. Dieser knurrte noch immer. Der Appetit war ihr vielleicht vergangen, nicht aber der Hunger.

Unterdessen gab Tahmo sein Bestes, den Begriff des Kochens klar zu machen. Seine Versuche machten die Sache nur noch schlimmer. Tunkuruchu riss die Eulenmaske nach oben. Ihre weit aufgerissenen Augen sorgten dennoch dafür, dass sie weiterhin dem nächtlichen Jäger glich. Sie verlor zusehendst an Farbe und ihr Mund klappte weit auf. "Feuer? Du gesagt Feuer?!"
Mit drei ausholenden Schritten war Tunkuruchu bei ihrem Hütteneingang. Sie riss das Fell zurück und schnaubte. "Rausgehen, sofort! Kein Feuer bei uns, ihr verlassen besser Dorf. Jetzt gleich!" Noch ehe beide reagieren konnten, watschelte die Alte zu Lua, packte sie am Handgelenk und zerrte sie gewaltsam mit sich. Die perplexe Magierin erhielt nicht einmal Gelegenheit, einen Luftzauber zu schaffen, schon landete sie vor der Tür. Tahmo sollte es nicht minder grob ergehen. Schon stampfte Tunkuruchu auf ihn zu.
Vom Eingang aus schaute Lynka, das Mädchen mit der Luchsmaske, verwirrt hinein.
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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Tahmo » Dienstag 7. September 2010, 23:12

"Woah...hey! d-das war nich so gemeint! Wa...ahhh!" Wütend wie eine Horde Zwerge denen man aus Spaß die Bärte gestutzt hat stampfte die Alte auf Tahmo zu um auch ihn Schraubstockartig am Handgelenk zu packen. Verzweifelte versuchte der Blondschopf sich aus dem harten Griff zu endwinden, was jedoch ohne jeglichen Erfolg blieb. Die Alte hatte eine erstaunliche Kraft mit welcher es ihr möglich war den sich windenden Tahmo durch den Vorhang ihrer Hütte und hinaus ins Freie zu werfen. Taho strauchelte begleitet von wüsten Schimpfwörtern über die hölzernen Bodenplanken hinaus ins freie. Er schaffte es gerade noch reflexartig an Luas Schultern abzufangen, sonst hätte er sie mit sich um geworfen. Den hinterherfliegenden Sachen der Beiden konnte er jedoch nicht mehr ausweichen. Der Weidenkorb segelte fast senkrecht durch den Eingang und direkt in Tahmos Arme, welcher den Behälter hastig packte und somit abermals mit seinem Rücken an Luas Rücken prallte "Uff, tschuldige Lua." Sich die getroffene Brust reibend stellte Tahmo den Korb zu Boden, hob dabei seinen Stab auf und drehte sich wieder zu Lua hin, nur um sich im nächsten Moment sofort wieder abzuwenden. Lua hatte nach wie vor fast nichts an, weshalb Tahmo den nötigen Respekt bewahrte und deshalb eine grüne Liane musterte die aus dem Blätterdach zu ihnen herab baumelte. "Alles in Ordnung bei dir?" erkundete er sich, "Die war ganz schön sauer, eh? Son Pech... ich hät nix von Kochn sagn solln." Tahmo seufzte tief, seine Fingerkuppen rieben dabei über das Holz seines Stabes. "Komm, lass unsere Kleidung holn... un dann weg von hier." Der Blondschopf wandte sich zu Seite, wodurch Lynka in sein Gesichtsfeld wanderte. Die junge Frau hatte sich in die Arbeit an ihrer Maske vertieft und saß nun auf einer Bank neben dem Eingang zur Hütte. "Oh...." sagte Tahmo überrascht, fast schon in Erwartung das Lynka ihn nun ebenfalls anfuhr so wie es die Alte eben getahn hatte.

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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 8. September 2010, 18:30

Lau packte Tahmo an den Oberarmen und wankte noch ein paar Schritte zusammen mit ihm nach hinten. Der Rand des breiten Astes kam in Sicht, doch noch bestand keine Gefahr. Sie hätten umfallen können und wären noch lange nicht dem Risiko ausgeliefert gewesen, abzustürzen. Glücklicherweise landete keiner von beiden auf dem Hosenboden - trotz des brachialen Rauswurfes der eulenartigen Alten.
Schon flog der Korb mit ihren gesamten Habseligkeiten hinterher. Tahmo erwies sich als geschickter Fänger. "Schon gut, nichts passiert. Gut gemacht", murmelte Lua, noch immer vollkommen perplex ob Tunkuruchus Ausbruch. Das konnte sie nicht verstehen. Die Alte wirkte auf sie nicht gerade wie jemand, der schnell wütend wurde, aber scheinbar konnte man vom Äußerlichen nicht immer gleich auf den Charakter urteilen.
Sie bemerkte im Augenblick nicht einmal, dass ihr Oberkörper noch immer vollkommen unbedeckt war. Lediglich Tahmo fiel es auf, weshalb er sich hastig wieder herum drehte. Dann bemerkte auch Lua ihre anhaltende Blöße und bedeckte sich mit den Händen. "Wenn ich etwas zum Anziehen hätte, wäre alles ... oh, meine Sachen!" Sie trat neben Tahmo, was ihm seine Höflichkeit nicht unbedingt leichter machte. Im Korb wühlend musste Lua jedoch feststellen, dass ihre Kleidungsstücke nicht dabei waren, nur die Rucksäcke und andere Ausrüstung. "Die Winde meinen es wirklich nicht gut mit uns", seufzte sie. "Und du konntest nicht wissen, dass sie so reagiert. Offenbar mögen die Menschen hier kein Feuer. Ja, lass uns sehen, wo unsere Sachen sind. Ich brauche dringend etwas zum Anziehen."

In jenem Moment bemerkte Tahmo das Luchsmädchen. Es hatte bis eben an ihrer Maske geschnitzt, doch seit geraumer Zeit musterte es die beiden. Dass sich Lua mit den Händen ihre Brüste bedeckte, ließ sie neugierig schauen. Schließlich erhob sie sich.
Lynka verstand kein Celcianisch, das hatte Tahmo bereits im Kanu erfahren dürfen. Doch die Art wie ihre Großmutter die beiden aus der Hütte geworfen hatte, zudem der Begriff Feuer waren ihr ein deutliches Zeichen. Zwar sprach Lynka Feuer nicht ganz richtig aus, aber sie kannte dessen Bedeutung.
"Foier", sagte sie und schüttelte mahnend den Kopf. Dann zeigte sie auf die Bäume, trat an den Stamm ihres Wohnbaumes heran und strich über dessen dicke Rinde. Einige Käfer in der Borke fühlten sich aufgeschreckt. Rasch suchten sie sich einen neuen, sicheren Ort. "Nein Foier", wiederholte Lynka. Damit war alles gesagt, die Warnung kam leider ein wenig zu spät. Sie winkte Tahmo und Lua zu. Es folgten keine weiteren Worte. Lynka wanderte einfach los. Geschickt tänzelte sie über einen dünneren Astweg auf einen nebenstehenden Baum. Erneut winkte sie.
"Ich glaube, sie möchte, dass wir ihr folgen." Lua schaute in die Tiefe. "Ein Glück sind wir Luftmagier, wir mögen die Höhe." Sie klang nicht vollkommen überzeugt. Vielleicht, weil sie ihre Arme nicht ausstrecken konnte, um Balance zu finden. Das hieße nämlich, sich wieder nackt zu zeigen und Luas Gesicht war bereits jetzt ein rot glühendes Signal. Vorsichtig begab sie sich auf den Ast. Er war nicht breiter als ihre beiden Füße nebeneinander. Ein Schritt folgte dem nächsten.
Von der anderen Seite aus streckte Lynka beide Arme aus, um Lua zu zeigen, wie sie die Strecke sicherer überqueren konnte, wenn ihr Balance fehlte. Lua nickte. "Ich weiß, aber ... ach, was soll's!" Sie streckte die Arme aus. Tahmo befand sich ja hinter ihr, der konnte jetzt nichts sehen. Die Namudus nahmen ohnehin kaum Notiz von ihr. So gelang es Lua, den Ast langsam, aber unbeschadet zu überqueren. Schon kehrten die Hände an ihren alten Platz zurück und sie drehte sich um. "Na los, Tahmo, es ist halb so schlimm!"
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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Tahmo » Mittwoch 8. September 2010, 22:56

Tahmo war am Anfang des Astes stehen geblieben. Aber nicht weil er etwa Angst hatte, sowas kannte er ja nicht einmal - meistens zumindest - sondern eher weil er verträumt Luas Rücken bewundert hatte. Eine innere Stimme hatte sich bei ihm gemeldet als Lua mit ausgestreckten Armen vor ihm den Ast entlang balancierte und ihm mitgeteilt das sie doch eigentlich eine äußerst formschöne Figur besaß. Nun war Tahmo alles andere als ein Experte für Frauen und alles was damit verbunden war, aber Luas Anblick lies sein Herz deutlich schneller gegen seine Rippen pochen. Was die Luftmagierin in den letzten Tagen wohl immer öfter zustande brachte bei ihm. Natürlich war es eine abenteuerliche Sache, nur mit einem Lendenschurz bekleidet an weibliche Rundungen zu denken. Ein Gedanke der in Tahmos Geist schnellte als sich Lua, die inzwischen auf der anderen Seite angekommen war, wieder zu ihm mit den Händen ihre Brust bedeckend umdreht. Tahmo räusperte sich, wandte seinen Körper hastig zu Seite um und bückte sich dabei nach unten. Er vergeudete ein wenig Zeit in der Hocke, damit beschäftigt die Dinge aus dem Korb in seinen Rucksack zu laden sodass er alles bequem tragen konnte. Tahmo wartete bis sein Herz die Sache einsah und wieder langsamer schlug, dann stand er erst wieder auf um sich mit schwunghafter Bewegung den Rucksack auf den Rücken zu schnallen. Ein seltenes Gefühl den rauen Stoff des alten Rucksackes einmal auf nackter Haut zu fühlen. Er fühlte sich sogleich... angezogener.

"Na los, Tahmo, es ist halb so schlimm!" schallte Luas Stimme von der anderen Seite zu ihm herüber. Tahmo musterte den Ast welcher von den vielen Füßen die ihn täglich überquerten schon eine ganz glatt pollierte Oberfläche hatte. Von der rauen Rinden furchung war nur noch an den Seiten und sicherlich auf der Unterseite etwas zu sehen. Viele würde nun sicher in anbetracht dessen das es unter dem Ast mehrere Fuß in die Tiefe ging die Höhenangst packen, nicht aber Tahmo. Der Blondschopf kannte keine Höhenangst. Ganz im Gegenteil er war sogar recht gerne hoch oben! Ja, er liebte sogar das kitzeln und prickeln in den Füßen um im Bauch das einen überkahm wenn man zum Beispiel am Rand einer Klippe stand. Dennoch wusste er auch das er aufpassen musste. Also nahm der angehende Magier seinen Stab wie eine Balancierstange quer vor sich um somit sein Gleichgewicht besser halten zu können. Tahmo atmete durch, ein interessantes Gefühl überkahm ihn. Seit dem Ritual fühlte sich der Stab jedesmal wie ein zusätzliches Gliedmaß, eine verlängerung seiner Arme an wenn er das warme Holz berührte. So auch hier, er konnte auf ungewohnte Weise die Luft fühlen die nicht nur seine Haut, nein sondern auch das Holz des Stabes umgab. So würde es ein leichtes sein diesen Ast zu überqueren. Vorsichtig setzte er erst einen Fuß vor den Anderen, überprüfte seinen Stand und zog den zweiten Fuß nach. Der erste Schritt war geschafft, das prickelnde Gefühl meldete sich in seinen Zehen und Tahmo musste unwillkürlich grinsen. Das gefiel ihm, ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Vergessen war der Ärger den er sich mit der alten Eule eingehandelt hatte. Tahmo war schon in soviele Fettnäpfchen getretten das er über die Jahre hinweg eine Haltung angenommen hatte die es ihm erlaubte stehts für den Moment zu leben und vergangenes Pech schnell wieder zu vergessen. Sofern jedenfalls ein neuer, schöner Moment anstand. Und genau das war jetzt der Fall

Flink setzte Tahmo geschickt einen Fuß vor den Anderen, er beobachtete neugierig den Boden unter sich, stellte sich vor er wäre ein Vogel welcher in einigen Fuß Höhe über den Boden segelte und alles von Oben betrachtete. Der Blondschopf fing an verträumt rumzutrödeln, blieb hier und dort stehen um mit neugierigen Blick nach unten zu gucken. Er sah in erster Linie eine Menge Sumpfflanzen mit riesigen Blättern. Hier und dort raschelte es unter dem Blätterdach ein wenig. Wäre er nun ein Raubvogel so würde er hinab stoßen und sich seine Beute schnappen. Lynka und Lua mussten wohl ein wenig Geduld aufbringen, denn es dauerte seine Zeit als der Traumtänzer endlich auf ihrer Seite des Astes angelangte. "So, un jetz?"

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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 8. September 2010, 23:42

Die Luftmagierin und das Mädchen mit der Luchsmaske schauten über den schmalen Ast hinweg zurück zu Tahmo. Der verbrachte noch ein wenig Zeit damit, den Rucksack zu füllen. Es passte wirklich noch alles hinein, was bedeutete, dass man ihnen außer ihren Kleidern bislang nichts entwendet hatte. Und selbst die würden sie finden. Lua hoffte es. Sie schaute zu Tahmo herüber, vollkommen unschuldig und nicht ahnend, wie sie ihn jedes Mal allein durch ihre Bewegungen reizte. Bei Lynka schien das nicht der Fall zu sein. Selbst biologisch reagierte ein männlicher Körper nicht auf jede Frau, wenn das Herz nicht mitspielte.

Die Magierin klatschte, als Tahmo seinen Stab als Hilfsmittel nutzte. Auf diese Idee wäre sie in jenem Augenblick gar nicht gekommen, aber sie besaß auch keinen Stab. Schon hielt sie in ihrem Beifall inne, denn Tahmo sollte durch den Krach nicht unnötig abgelenkt werden.
Neben Lua verschränkte die Namudu ihre Arme vor der Brust. Sie stand keck da, das Gewicht auf das linke Bein verlagert und grinste. Irgendetwas Fremdes murmelte sie vor sich hin, natürlich in ihrer Muttersprache, so dass Lua es nicht verstehen konnte. Aber anhand der Haltung vermutete sie, dass Lynka dem balancierenden Tahmo ein leises Lob schenkte und seine Technik studierte.

Unterdessen spürte Tahmo erneut das Prickeln in Holz seines Stabes. Es lag ein Teil von ihm darin und dieser brachte nicht nur die Enden zum vibrieren, sondern schien auch die leichtesten Luftzüge, welche die Blätter zum Rascheln brachten, unter Tahmos Armen hindurch zu lenken. Als berührten ihn viele Feen oder Elfen sanft - so sanft, dass sich seine Härchen aufrichteten - stützte der Wind ihn während des Balance-Aktes über den Ast. Luftmagie spielte von nun an in mehr Dingen eine wichtige Rolle als es sich der blonde Jüngling auch nur ansatzweise vorstellen konnte. Sie war vollends geweckt worden und begleitete ihn nun bewusst und mit jedem Schritt durch seine Abenteuer.

So gelangte er sprichwörtlich in Windeseile über den Ast.
"Alle Achtung, auch wenn du den Stab als Hilfe genommen hast", kommentierte Lynka nickend. Lua zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Es war schon witzig, dass sich die Einheimische mit ihnen unterhielt, obwohl sie wusste, dass sie sich gegenseitig nicht verstanden. Nun befanden sich die drei auf einer runden Plattform aus ineinander verzweigten und mit schmalen Rindenbrettern abgedeckten Ästen, die um den Stamm herum führte. Ein Teil davon, auf den Lynka nun zu ging, war durch eine Plane aus gegerbter Lederhaut abgedeckt. Dort hatte jemand einige Leinen aufgehängt und Weidenkörbe abgestellt.
"Mir scheint, das Mädchen hat soeben deine Frage beantwortet." Lua folgte ihr. "Sieht hier aus wie im Wäschekeller der zyrnischen Lehranstalt. Nur, dass es nicht so muffig nach feuchtem Stein riecht und ... he, da sind ja unsere Kleider!" Lua sprang vor. Auf einer Leine hingen sowohl ihre als auch Tahmos Sachen. Die Namudus hatten die Kleidungsstücke vom Schlamm rein gewaschen und zum Trocknen aufgehängt. Noch immer tropften sie und sahen leicht feucht aus.
Lynka klopfte Tahmo auf die Schulter und zeigte zu der Wäscheleine. Dann brabbelte sie wieder etwas Unverständliches.
"Was immer sie gesagt hat, ich vermute, es hat etwas mit Warten zu tun. Die Sachen sind alle noch feucht, die würden sich nur klamm anfühlen, wenn wir sie jetzt anziehen. Ganz zu schweigen davon, dass wir uns wohl eine ordentliche Erkältung holen würden." Die Luftmagierin seufzte. Das bedeutete, sie würde weiterhin nackt herum laufen müssen. Aber ihre Enttäuschung sollte getilgt werden.

Lynka musterte die andere Frau eine Weile, ging dann an ihr vorbei zu einer anderen Leine. Dort hingen Tierfelle und -häute, die man zum Gerben aufgehängt hatte. Das Luchsmädchen griff nach einem flauschig aussehenden Pelz. Welches Tier ihn auch immer getragen hatte, es kam wohl nicht sehr häufig in diesem Gebiet vor, denn es war das einzige Fell dieser Art, das sich hier befand.
Sie legte es Lua um die Schultern und schnalzte mehrmals freundlich mit der Zunge. Dann hockte sie sich auf den Boden, griff erneut nach ihrem Schnitzmesser. Schon arbeitete sie rege an ihrer Maske weiter.
"Tja, dann müssen wir wohl wirklich warten. Setz dich zu mir, Tahmo. Wo hast du so gut balancieren gelernt und hast du schon eine Idee, wie wir aus dem Sarius wieder heraus kommen?" Sie schaute sich um. "Wo stecken eigentlich unsere Pferde?"
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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Tahmo » Donnerstag 9. September 2010, 00:40

Tahmo strich seufzend über den Stoff seiner noch nassen Tunika. Lua hatte Recht, solange die Gewänder noch nass waren konnten sie sie nicht anziehen. Die Frage war nur ob sie bei der sumpfig-feuchten Luft überhaupt richtig trocknen konnten. Er würde wohl warten müssen. Und während sich Lynka entspannt in eine Ecke hockte in welcher sie ungestört ihre Maske verfeinern konnte, folgte Tahmo Luas aufforderung und setzte sich im Schneidersitz schräg neben sie. Die Luftmagierin hatte sich ein wuschliges Tierfell über die Schultern gelegt das nun ihren gesamten Oberkörper bedeckte und ihr zugleich ein wildes Aussehen verlieh. Tahmo war ein wenig erleichtert, so musste er nicht ständig aufpassen wohin seine Blicke wanderten und da auch Lynka ausserhalb seines Blickfeldes nun saß konnte sich der Blondschopf endlich mal ein wenig entspannen. Was er mit einem abermaligen Seufzer auch gleich kund tat.

Diese kleine Plattform auf der sie saßen war recht weit vom eigentlichen Hauptdorf abgelegen. Was wohl daran lag das man hier die Felle bearbeitete und das Leder gerbte. Lua mochte Recht haben, hier roch es wahrlich nicht so wie in einer zyranischen Waschküche. Nein, hier roch es eher wie in einer Gerberrei inmitten eines riesigen Sumpfes. Welcher Geruch nun eine berauschenderere Wirkung besaß, war wohl jedem selbst überlassen.

Tahmo lächelte Lua kurz an, als sie ihm das Kompliment wegen des Balancierens machte. Er lies es sich auch nicht nehmen sogleich eine Antwort auf ihre Frage zu geben. Und wo er sonst eher Wortkarg war, mutierte er bei Lua plötzlich zu einer kleinen Plaudertasche. "Naja, also. Ich kletter gern," fing er seine Erklärung an, "ich bin auf jeden einzelnen Baum geklettert den es in der Nähe unseres Dorfes gegeben hat. Und natürlich auch auf jedn Felsn un Stein... owbohl es davon nich soviele gab..." Er lächelte Lua abermals an, wobei es ganz den Anschein hatte als störten ihn die noch nassen Kleider ganz und gar nicht. Tahmo war momentan vollkommen zufrieden damit neben Lua zu sitzen und ihr ein wenig von seinen Abenteuern zu erzählen. "Ich bin auch manchmal auf paar Hütn geklettert aber... s eher weil ich musste. uhm, aber sonst, hab ich mir immer vorgestellt wie hoch ich wohl klettern muss um soweit wie die Wolkn sehn zu könnn." Verträumt legte der Blondschopf seinen Kopf in den Nacken um hinauf in das Blätterdach zu schauen. "Ich bin gern... weit obn... Dann kann man um soviel weiter guckn als wenn man unten is."
Tahmo atmete tief und langsam durch, Luas frage wie sie den Wald denn am besten verlassen sollten rief eine Erinnerung in sein Gedächtniss die zum Teil einen immer bitter werdenden Nebengeschmack enthielt. Was zur Folge hatte das Tahmo kurz seine Zehen musterte während er nachdachte.
"Naja... wir könnten uns ein Boot von denen hier nehmn. So ne Fremde die da war hat von sowas gesprochn. Da würdn auch Faro un Nachtwind draufpassn. Vielleich können wir unsre Klamottn auch mit Luftmagie trocknen... wenn sowas geht... aber..." Der Blondschopf machte wieder eine Pause, sortierte seine Gedanken und blickte Lua schlieslich direkt an, um eine Frage zu stellen die ihn seit kurzer Zeit beschäftigte: "Dieser... Westwind.. zu dem du wills. Is dasn Mensch? Und... uhm...kenns du den gut?" Tahmo war bemüht die Frage so nebensächlich klingen zu lassen wie nur möglich. Lua sollte nicht unbedingt die Neugierde bemerken die dahinter steckte. Angespannt knibbelte er sich also den Rest der getrockneten Paste von den Beinen und Oberkörper.

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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 9. September 2010, 21:33

Die Plane hielt die Feuchtigkeit fern und auch den kühlen Wind. Trotzdem war Lua froh um das Fell, das um ihre Schultern hing. Es bedeckte nämlich noch ihre Blöße, die noch eine ganze Weile anhalten würde. Ihre Kleidungsstücke mussten erst trocknen, aber Tahmo warf eine interessante Frage auf.
"Du besitzt einen klugen Kopf, Tahmo. Wahrscheinlich habe ich mich deshalb dazu entschieden, dich zum Schüler zu nehmen. Bei dir hat es Sinn!" Lua blickte schräg hinter sich. Dort spannte sich die Leine vom Stamm bis zu einem der ausladenden Äste, deren Laub als natürliches Dach diente. Dann erhob sie sich. "Hilf mir", forderte sie ihren Schützling auf und nahm eine andere Haltung ein. Sie bewegte die Arme, als wollte sie etwas Unsichtbares schieben. Aber Lua schob die Luft. Sie lenkte sie auf die Leine zu, dass die Kleidungsstücke leicht angehoben und hoffentlich etwas schneller getrocknet wurden.
"Die Fremde habe ich noch flüchtig gesehen, auch wenn ich total verschlafen war. Mit einem Boot ist sie gekommen, sagst du? Wenn wir ein breites Boot hätten, ja, dann könnten Nachtwind und Faro mit hinein. So voran zu kommen, wäre die idealste Lösung." Lua lenkte weiterhin die Luft und schob einen Teil des Windes mit der einen Hand unter der Plane hindurch. Sie konnte beides: die Sachen trocknen und sich mit Tahmo unterhalten.
Lynka, die in der Nähe saß, zeigte keine Neugier. Sie hockte über ihre Arbeit gebeugt da und schnitzte wie eine Wilde. Hochkonzentriert bekam sie nicht mit, was die beiden Gäste miteinander besprachen. Sie verstand ohnehin kein Wort.

Und schließlich fragte Tahmo nach dem Westwind. "Natürlich ist er ein Mensch. Ein sehr verträumter, schöner ..." Lua unterbrach sich. Sie drehte das Gesicht etwas fort, als wolle sie noch einmal die Trockenheit der Kleidung prüfen. "I-ich suche ihn. Er soll ein Meister der Luftmagie sein und vielleicht will er mich unterrichten, wie ich dich unterrichte. Ich könnte so viel von ihm lernen ... und in seiner Nähe sein." Die letzten Worte sprach sie leiser und eher zu sich selbst als zu Tahmo. Verträumt lenkte sie den nächsten Luftschub in die falsche Richtung. Schon durchfuhr er ihren Schützling und zerzauste sein Haar.
"Oh, entschuldige! Ein Missgeschick." Sie kicherte, da Tahmos Haare nun in alle Himmelsrichtungen abstanden. Dann schüttelte die Magierin den Kopf. "Ich suche ihn allein, irgendwann später. Zuerst kümmern wir uns darum, die Hymlianer zu finden und die Schriftrolle der Luftmagie von ihnen zu erhalten."
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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Tahmo » Freitag 10. September 2010, 02:06

Tahmo war ebenfalls aufgestanden um sich neben Lua zu stellen. Er ahmte ihre Körperhaltung nach, beobachtete sie einen Moment aufmerksam und imitierte schlieslich auch ihre Bewegungen. Als er das zufriedenstellen hinbekam, fing er an sich auf die Luft um ihn herum zu konzentrieren. Ihm ging dies natürlich noch lange nicht so leicht von der Hand wie Lua, welche nebenher noch plaudern konnte und bei der das wirkte als würde sie irgend eine Kleinigkeit dabei erledigen. Tahmo musste die Augen schliesen, damit er sich besser auf die Luftpartikel konzentrieren konnte während er Luas Worten lauschte. Allmählich ebbte jedoch auch von ihm aus ein laues Lüftchen beständig gegen die Kleidung. Tahmo hatte dieses mal auf die Zuhilfenahme seines Stabes verzichtet, was nicht grundlos war. Er befürchtete eine viel zu starke, unkontrollierbare Windböe zu erzeugen wenn er den Stab benutzte. Nicht auszudenken was wäre wenn er die Kleidung ausversehen aber wortwörtliche in alle Winde zerstreute! Nein, da konzentrierte er sich lieber richtig und lenkte die Magie mit seinen Fingern. In letzter Zeit passierten schon viel zu häufig irgendwelche Missgeschicke.

Tahmo hatte vor lauter Konzentration schon eine zerfurchte Stirn, als Lua auf den Westwind zu sprechen kam. Ein Thema bei welchem Lua, wie schon davor, plötzlich ganz verträumt klang. Eine Sache die jedesmal ein unangenehmes Grummeln in seiner Bauchgegend verursachte. "I-ich suche ihn," sprach Lua mit schwärmender Stimme. "Er soll ein Meister der Luftmagie sein und vielleicht will er mich unterrichten, wie ich dich unterrichte. Ich könnte so viel von ihm lernen ... und in seiner Nähe sein." Tahmos Magen zog sich zusammen, seine Magie unterbrach sich um zusammen mit seiner Konzentration zu verduften. Aber auch Lua hatte das Thema in ihrer Konzentration gestört. Ein Lufthauch der eigentlich für die Kleider gedacht war, rauschte nun dem armen Tahmo um die Ohren. Der Blondschopf stand mit zerzausten Haaren blinzelnd neben ihr, um mit Mühe und Not ein enttäuschtes Gesicht zu verhindern. "Oh, entschuldige! Ein Missgeschick." kicherte ihn Lua an. Sie schien nicht zu merken wie sehr ihn diese Westwind Sache seit kurzem beschäftigte, weshalb sie unbeirrt fortfuhr. "Ich suche ihn allein, irgendwann später. Zuerst kümmern wir uns darum, die Hymlianer zu finden und die Schriftrolle der Luftmagie von ihnen zu erhalten." Lua fandte sich wieder den feuchten Kleidungsstücken zu, um mit der Zauberrei fortzufahren. Tahmo indes war bemüht das mulmige Gefühl in seinem Hals hinab zu schlucken, um sich letztendlich schweigend wieder seiner Aufgabe zu widmen.Gleich würden die Kleider trocken sein, dann brauchten sie nur noch ein Boot und dann... ja dann würde man sehen wie es weiter ging. Tahmo beschloss jedenfalls einmal gründlich über ein paar Dinge bei nächster Gelegenheit nachzudenken und sie mit Faro zu besprechen. Vielleicht wusste der ja Rat.

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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Gestalt » Samstag 11. September 2010, 13:43

Es funktionierte gut. Die Luft wurde bewegt und stieß gegen die hängende Kleidung wie das peitschende Meer gegen hervorstehende Klippen. Doch im Gegensatz zur salzigen See, die vom Stein wieder zurückgeworfen wurde und nur langsam, über Jahre hinweg, den Stein höhlte, so strömte die gelenkte Luft durch die Maschen von Hosen, Umhängen und Tuniken, um die Feuchtigkeit mitzuziehen oder schwinden zu lassen. Es würde nicht allzu lang dauern, bis Tahmo und Lua ihre Sachen wieder tragen konnten. Ganz vom Schlamm befreit hatte die Kleidung allerdings nicht gemacht werden können. Namudus kannten chemische Zusammenstellungen wie Seife nicht, sie wuschen ihre Felle und Lendenschurze einfach im Fluss ab, so gut es ging oder ersetzten sie notfalls.
Aber schmutzige, zivilisierte Kleidung tragen war immer noch besser als halbnackt herum zu laufen. Also lenkten Lehrmeisterin und Schüler weiterhin die Luft - zumindest, bis Lua damit begann, von dem Mann namens Westwind zu schwärmen. Tahmos Magie ließ nach und sie unterbrach auch die ihre, um Tahmo verwirrt anzusehen.
"Hast du einen Schwächeanfall?" Sie konnte sich das kaum vorstellen. Dieses bisschen Magie strengte nicht wirklich an und war selbst ohne ritualgebundenen Zauberstab eine Kleinigkeit. Vielleicht war Tahmo einfach noch zu erschöpft von den letzten Ereignissen. Oder ... "Hast du Fieber? Ich hoffe, du bist nicht krank geworden." Sie machte sich schon Sorgen um ihn, ihren kleinen Schützling. Mehr schien er für sie nicht zu sein: Schüler und Freund. Einen Mann sah Lua wohl kaum in dem Blondschopf und vielleicht war es dies, was ihm solches Magengrummeln bereitete. Als vorbildliches Mannsbild zog Lua nämlich nur diesen Westwind heran.

Noch einen Moment lang musterte die Luftmagierin Tahmo, ehe sie entschied, dass ihn wohl irgendetwas abgelenkt haben musste. Sie zuckte mit den Schultern. Er sah nun wirklich nicht krank aus. Die Haut wies eine gesunde Färbung auf, die Augen glänzten nicht wie man es von Fiebrigen erwartete und um die Nase herum war er weder rot noch verschnupft. Wahrscheinlich lag es an anhaltender Müdigkeit. Tahmo hatte viel länger ausgehalten als sie.
So setzte Lua ihre Zauberei fort, trocknete weiter die Wäsche. Nach einer Weile stieg auch ihr Schüler wieder mit ein. So brauchten die beiden nicht einmal eine halbe Stunde, um ihre Sachen fertig zu bekommen. Zufrieden senkte Lua die Arme. "Das dürfte reichen." Sie trat an die Leine und nahm ihre Kleidungsstücke herunter. Prüfend tastete sie den Stoff ab. Dann lächelte sie. "Alles trocken. Komm, zieh dich an und dann versuchen wir mal, von hier fort zu kommen und ..." Ihr Magen unterbrach sie. Richtig, sie hatten Tunkuruchus Essen ja nicht wirklich angerührt und der Hunger breitete sich nach gehörig Zaubern nur umso schneller aus.
"Vielleicht finden wir ja Beeren oder anderes Obst hier", sinnierte Lua hoffnungsvoll. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Luchsmädchen. Lynka arbeitete noch immer schweigend und konzentriert an ihrer Maske. Sie hatte die Nasenlöcher des Katzenbildnisses heraus geschnitzt. "Du, äh ... kannst du uns zeigen, wo man Nahrung findet? Obst oder Nüsse ... du weißt schon ... äh ... ham ham?"
Lynka hob den Kopf. Verständnislos glotzte sie Lua aus großen Augen an. Was wollte diese seltsame Frau von ihr, die sich über und über mit bunden, glatten Fellen behing?
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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Tahmo » Sonntag 12. September 2010, 00:43

Während Lua damit beschäftigt war Lynka verständlich zu machen das sie etwas zu essen brauchten, nahm Tahmo seine trockenen Kleider von der Leine. Der Stoff war noch an manchen Stellen von hartnäckigem Dreck beschmutzt und auch der sumpfig, erdige Geruch war nicht vergangen. Aber das störte den Blondschopf nicht weiter, er war immerhin ein angehender Abenteurer und Magier der die Weite Welt bewandern wollte. Da durfte man wohl kaum wählerisch sein, oder? Ein Schulterblick veriet ihm das Lua wohl nach wie vor Verständigungsprobleme mit dem eingebohrenen Mädchen hatte. Beide waren also abgelenkt, Zeit sich wieder ordentliche Sachen anzuziehen.
Tahmo erblickte zwei große, braune und zum gerben aufgehängte Felle die einen perfekten Sichtschutz boten. Ohne groß zu zögern nutzte er die Gelegenheit und schlich sich mit seinem Zeug in den Armen, dahinter.Ein muffiger, säuerlicher Geruch ging von den beiden Fellen aus welche Tahmo vor den eventuellen Blicken Luas oder Lynkas gut abschirmten. Das Seil auf welchem die Felle ruhten war zwischen zwei stabilen Holzstangen aufgespannt. Mit Fingerspitzengefühl lehnte Tahmo seinen Stab dagegen damit er diesen nicht auf die Holzplanken zu seinen Füßen legen musste. Den Rucksack stellte er jedoch zu Boden und die Kleider hing er über die Felle auf die Leine.

Andächtig entfaltete er das Seidenhemd das er geschenkt bekommen hatte. Nach all den Strapazen war der Stoff nach wie vor äußerst weich und angenehm, ohne auch nur einen einzigen Riss oder ausgefranste Ärmel aufzuweisen. Auch vor Verschmutzung war das Hemd größenteils verschohnt geblieben. Schmunzelnd stellte sich Tahmo kurz vor was sich die Eingebohrenen wohl gedacht hatten als sie sein Hemd wuschen. Zumal die Leute hier keinerlei Kleidung zu kennen schienen, worüber sich Tahmo inzwischen jedoch nicht mehr so wunderte wie zu anfangs. Für ein ständiges Leben in dieser Gegend konnte zuviel Kleidung sicherlich hinderlich sein und zu dicke Kleidung war bestimmt zu warm. Ein Lendenschurz verdeckte zudem alles nötige, bei Männern zumindest. Und beim streifen durch das Dickkicht am Sumpfboden blieb man auch nirgends so leicht hängen. Tahmo zog knapp die Nase hoch und das Hemd über den Kopf. Sorgsam strich er den Stoff glatt, griff nach der dunkelblauen, knielangen Tunika und faltete sie außeinander. Auch dieses, aus deutlich festeren und gröberen Stoff bestehendes Kleidungsstück zog er sogleich über. Tahmo atmete auf. Endlich fühlte er sich nicht mehr halb nackt. Zufrieden zog er den Lendenschurz unter der Tunika aus und schlüpfte in seine Hose. Mit einem grinsen schnallte er seinen dicken Ledergürtel zu, ehe er nachdenklich auf seine beiden Stiefel guckte. Sie waren zwar aus sehr dünnen Leder gefertigt und nur mit einer dicken Ledersohle versehen, aber dennoch würden sie ihm hier oben sicherlich nicht den nötigen Halt bieten. Um über so schmale Brücken wie vorhin zu gelangen war man am besten Barfuß. Tahmo nickte, befestigte die Schuhe außen am Rucksack in den er auch seinen Umhang stopfte. Einzig und allein die Armschienen stülpte er sich über, weil er sowas einfach viel abenteuerlicher fand - und weil somit die weiten Hemdsärmel nicht störend herum flatterten.

"Fertig." seufzte Tahmo zufrieden. Er schulterte seinen Rucksack und griff nach seinem Stab. Wie schon davor strahlte das Holz eine vertraute wärme aus die ein Gefühl der Sicherheit in Tahmo auslöste. Mit zufriedenem Blick, zerzauster Frisur und hungrigem Magen tratt er hinter den Fellen hervor und stellte seinen Stab neben sich auf den Boden.
"Ich wär soweit..." sprach er kurz und knapp um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er hoffte das Lua inzwischen der Eingebohrenen erklärt hatte das sie noch hunger hatten. Er wollte kurz etwas essen und dann so schnell wie möglich zu Faro. Hoffentlich ging es seinem vierbeinigen Weggefährten gut, er vermisste ihn inzwischen schon.

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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. September 2010, 18:52

Jemandem zu erklären, was man brauchte, wenn man dessen Sprache nicht verstand, war gar nicht so einfach. Zum Glück gab es Gesten und andere deutliche Zeichen. So führte Lua mehrmals die Hand zum Mund und rieb sich dann den Bauch. Dieser knurrte sogar unter ihrer Berührung, als wollte er seinen Teil dazu beitragen, es dem Luchsmädchen verständlicher zu machen.
Schließlich nickte diese. "Ah, ihr habt Hunger. Sagt das doch gleich. Hm ... aber ihr wollt Feuer, das geht nicht. Müsst ihr eben etwas essen, das nicht Fisch ist, wenn ihr den ohne Feuer nicht mögt." Sie steckte ihr Schnitzmesser weg und setzte die Maske auf.
In diesem Moment erschien auch Tahmo wieder bei den Frauen. "Huch, wann hast du dich denn umgezogen? Du bist ja schneller als der Wind." Lua grinste ihn an und wies dann zu Lynka. Dabei schüttelte sie bedauernd den Kopf. "Ich weiß nicht, ob sie mich verstanden hat. Bisher kam noch nichts zu essen und mein Magen verkrampft sich schon vor Hunger." Sie schaute Hilfe suchend zu Tahmo. "Kannst du es mal versuchen? Dann ziehe ich mich jetzt um."
Lua entdeckte die aufgehängten Felle ebenfalls und trat nun ihrerseits dahinter. Doch Tahmo würde Lynka nicht erklären müssen. Das Luchsmädchen hob die Arme und nickte. "Schon gut, ich weiß, was ihr braucht. Warten wir auf deine Gefährtin und dann geht es weiter."

"Ich bin auch soweit", erklang es hinter den Fellen. Lua kehrte zu den beiden zurück. Erneut nickte Lynka und schritt dann auf eine Hängebrücke zu. Sie blieb stehen, drehte sich zu beiden um, winkte auffordernd und ging dann weiter.
"Hast du es geschafft, ihr klar zu machen, dass wir hungrig sind?" Lua zeigte sich erfreut. Sie war stolz, dass es Tahmo offenbar gelungen war. Schon folgte sie der Namudu über die Hängebrücke. Diese führte zu einer kleineren Plattform am nächstgelegenen Baum. Von dort wiesen vorstehende Äste, die eine Treppe formten, den weiteren Weg nach unten. Schließlich kam Lynka auf dicken Wurzeln an, zwischen denen sich der Schlamm festgestampft und erhärtet hatte. Die Stelle war gerade breit genug, dass fünf Personen dort hätten stehen können.
Lynka streckte die Hand aus. Sie zeigte zuerst auf ein Baumstamm-Kanu und dann zu einer entfernteren Sandbank, die nicht wirklich eine war. Es handelte sich vielmehr um ein von Wasser umflutetes Landstück, auf dem Gräser zusammen mit Schilf wuchsen. Faro und Nachtwind standen dort und ließen es sich schmecken.
"Oh, da sind sie ja. Nachtwind, hallo! Faro!" Lua winkte den Tieren zu. Faro hob den Kopf, schlackerte mit den Ohren. Er wieherte, als er Tahmos Geruch in die Nüstern bekam.
Wieder wies Lynka auf das Kanu. Sie beugte sich vor und hielt es fest, damit sie zusammen mit ihren Gästen zu der kleinen Pferdeinsel übersetzen konnte.
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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Tahmo » Sonntag 12. September 2010, 21:50

Tahmo hatte Lua zwar mitgeteilt das Lynka auf die Essensfrage hin genickt hatte, ob die Eingebohrene es aber letztendlich verstanden hatte wusste er nicht so ganz. Aber das war jetzt egal, denn momentan freute er sich nur noch darauf Faro wieder zu sehen. Tahmo hatte sich ganz vorne am Bug des Bootes hingekniet, er konnte es kaum erwarten auf der kleinen Grasinsel zu landen. Und kaum hatte der Boden des Bootes Grund berührt, sprang Tahmo auch schon flink von seiner knienden Position aus auf den weichen Grasboden der kleinen Insel. Faro hatte seinen Freund schon entdeckt als dieser noch gar nicht in das Boot eingestiegen war. Mit schlackernden Ohren trabte das braune Pony auf seinen zweibeinigen Freund zu um seinen Kopf an dessen Brust zu drücken und ihn spielerisch um zu werfen. Lachend stand Tahmo wieder auf, drückte seine Stirn an Faros bulligen Kopf, kraulte und klopfte dessen Hals schlieslich gewand auf dessen Rücken zu klettern und sich hinzulegen. Bäuchlings kuschelte er sich an Faro und lies Arme und Beine schlapp von den Seiten herunter hängen. Tahmo schien glücklich, so glücklich das er sogar seinen Stab bei Lua im Boot hatte liegen lassen. Sowie seinen Rucksack. Der Blondschopf seufzte zufrieden, schloss seine Augen und atmete den Duft des Pony Fells ein. "Ich bin so froh das's dir gut geht Faro." Flüsterte er halblaut seinem Pony zu, "Du wirs es kaum glaubn aber wir ham vielleich ein Boot mit dem wir weiter kommn." Faro schnaubte zufrieden. Er reckte seinen Hals nach hinten zu Tahmos linker Hand, die an seinem linken Vorderlauf hinab hing. Schnaubend rieb er seine weichen Nüstern an Tahmos Handrücken, welcher sich daraufhin lachend aufsetzte.

Sitzend und die beiden Hände auf Faros Schulterblättern abgestützt, guckte er leicht vorn über gebeugt zu den beiden Frauen. Wobei sein Blick deutlich mehr an Lua hing, was aber an mehreren Gründen lag. Der erste, weil er anfing Lua gerne zu beobachten. Der zweite, weil Lynka nach wie vor keine Oberbekleidung trug und der dritte, weil seine nächsten Worte wohl an Lua gerichtet waren. "Wir solltn ma nach dem Boot fragn. Un vielleich nochma wegn dem Essn Lua... Un dann solltn wir weiter, oder?" Mit gemächlichen Schritten setzte sich Faro langsam in Bewegung und ging dabei auf Lua zu. Tahmo wollte weiter, weniger weil er Gastfreundschaft nicht zu schätzen wusste, ganz im Gegenteil. Er hatte sich sogar schon Gedanken gemacht wie er sich eventuell bei den Namudus bedanken konnte. Es war eher weil sich seine Sehnsucht anfing zu melden und weil man hier an diesem Ort nicht genug aufregendes zu sehen bekam das Tahmos Sehnsucht und Neugierde lange genug befriedigte. Wenn man einen Teil vom Sumpf sah, dann fühlte es sich an als würde man den gesamten kennen. Tahmo hatte nicht die Augen eines Eingebohrenen, für ihn sah der Sumpf fast überall gleich aus. Interessant, aber halt gleich. Und das Dorf war anfangs auch interessant gewesen. Mit der eigenartigen Baum-Bauweise der Hütten. Aber nachdem er soviele Baumhütten gesehen hatte, wollte er ebenfalls weiter. Zyranus hätte ihn mit seiner buntheit sicher länger noch fest gehalten. Und die Masken der Namudus? Die fand Tahmo zwar höchst interessant... aber auch recht einschüchternd und unheimlich. Vor allem nach dem Wutausbruch der Alten.... Und auch an den Anblick der eigenwilligen Mode konnte man sich früher oder später gewöhnen. Nein, Tahmo wollte weiter... aber vorher noch etwas essen.

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Re: Zu Gast bei den Namudus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 15. September 2010, 20:04

Das Wiedersehen zwischen Tahmo und Faro war eine Szene, die Augen feucht werden ließ. Das Pony freute sich so sehr, seinen Menschenfreund endlich wieder bei sich zu haben, dass er seinen Kopf scheinbar durch ihn hindurch drücken wollte. Aber es war nur ein Spiel und Faro ging als Sieger daraus hervor. Er hatte es geschafft, Tahmo umzuwerfen. Fröhlich wieherte er. Anschließend genoss er die Streicheleinheiten. Tahmo wusste, wo das Pony am liebsten gekrault wurde. Dabei machte es ihm überhaupt nichts aus, den Blondschopf zu tragen. Er war erstens nicht schwer und zweitens spendete er Wärme, die Faro durchaus schätzte. Sein Fell mochte ihn zwar genug vor Kälte und Wettereinflüssen schützen, aber es gab auch etwas wie Seelenwärme. Das Pony spürte, wie sehr es Tahmo gefehlt hatte. Diese Emotion beruhte auf Gegenseitigkeit.

Aber nicht nur zwischen den beiden ging es so rührend einher. Lua hatte ebenfalls das Kanu so schnell als möglich verlassen. Ihre Beziehung zu Nachtwind mochte keineswegs so lang sein wie jene zwischen Faro und Tahmo, aber sie hatte das Ross bereits jetzt ins Herz geschlossen. Friedvoll näherte sie sich dem Tier. Nachtwind hob den Kopf an, nicht aber die Ohren. Die stellte er auf - eine freundliche Geste. Und schon schob er seine Nüstern unter Luas ausgestreckte Hand, um sich tätscheln zu lassen.
"Ja, ich bin wieder da. Ganz ruhig." Lua schmuste mit dem Kopf des Pferdes, klopfte auf dessen Hals und fädelte dann ein paar dünne Gräser aus seiner Mähne. Sie mussten sich beim Fressen darin verfangen haben. "Du bist wohl etwas gierig gewesen, was?", lachte sie.

Lynka näherte sich, blieb dennoch auf Distanz. Keiner der Namudus hatte engen Kontakt mit den Pferden geschlossen. Sie kannten diese Tiere nicht und wussten nicht, ob man für sie als Fremde eine Bedrohung darstellte. Vielleicht waren sie dann gefährlich. Also blieb das Luchsmädchen auf Abstand, hielt aber Rucksäcke und Tahmos Stab in die Höhe. Ihre ausländischen Gäste hatten ob der Wiedersehensfreude sämtliche Ausrüstung im Kanu liegen lassen.
Sie rief etwas, leider wieder nur in ihrer eigenen Sprache. Dann legte sie die Sachen ins Gras und kehrte in ihr Boot zurück. Schon griff Lynka nach dem Paddel. Das Kanu wurde vom Ufer gestoßen und trieb ein Stück auf dem Wasser entlang. Lua bemerkte dies als erste. So überhörte sie auch Tahmos Worte, denn der Schreck fuhr ihr in die Glieder. Sie starrte zu dem sich entfernenden Baumstammboot hinüber.
"Lässt sie uns jetzt einfach auf dieser Insel zurück? Aber so kommen wir doch nicht weiter. Heee, hallo!" Lua winkte wild. Hoffentlich hatte Lynka sie jetzt nicht einfach hier ausgesetzt.
"Warum denn so aufgeregt?", rief die Maskierte zu ihnen zurück. Leider verstand man sie nicht. Das Boot trieb weiter davon. Schießlich verschwand es zwischen den Bäumen. Lua seufzte. "Nach einem eigenen Boot können wir jetzt nicht mehr fragen." Warum gerieten sie auch ständig in so ausweglose Situationen? Die Magierin blickte sich um. Überall nach wie vor Sumpf und in dem trüben Wasser tummelten sich Gefahren. Sie befanden sich eigentlich in einer noch auswegloseren Situation als jener, als sie den Rand des Sarius erreicht hatten.
"Was sollen wir denn jetzt ... oh. Ohhhh!" Lua schaute nach vorn. Dann streckte sie die Hand aus und zeigte auf das sich nähernde Gefährt. Lynka fuhr es, zusammen mit einem weiteren Namudu. "Tahmo, sieh dir das an!" Die beiden Einheimischen kamen mit einem Floß zurück. Es war groß genug, dass Faro und Nachtwind zwei Mal darauf Platz gefunden hätten und in der Mitte türmte sich ein kleiner Berg aus Früchten und allerlei Leckereien, die man im Wald finden, trocknen und so länger aufbewahren konnte. Hoffentlich war nicht erneut roher Fisch dabei.

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